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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
MissSophi
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2023
Scherbensommernacht
Loy, Janne

Scherbensommernacht


ausgezeichnet

Was für ein Buch. Ein Roman? Es ist so viel mehr. Es könnte auch ein Kriminalfall sein, eine Gesellschaftsstudie und ein Roman über ein Leben nach einer verhängnisvollen Nacht.
Es ist ein Sommerabend Mitte der 90er. Die 15-jährige Imen wird nach einer Schulfeier vermisst. Es gibt keine Leiche, keine Zeugen und keine Spuren. Imens Schwester Ella muss ihr Leben irgendwie weiterleben und dabei zusehen, wie ihre Familie an dem Schicksal zerbricht.
Es sind einzelne Passagen, immer aus der Sicht eines anderen Protagonisten, die teilweise fies mit einem Cliffhänger enden… und dann am Ende auf wundersame Weise zueinander finden.
Ein leiser Roman mit so viel Tiefe und mit so viel Einblick in verschiedene Bereiche. Da gibt es zum Beispiel Patrizia, der ich im wirklichen Leben nicht wirklich begegnen möchte und ihren Mann Moriz, der es auch nicht lange mit ihr aushält, die Tochter von ihr aber adoptiert. Da gibt es eben diese Tochter, Marie-Jo, die die beste Freundin von Ella wird.
Irgendwie sind alle Schicksale miteinander verknüpft. Es gibt Berührungspunkte und zwischendrin erfahren wir etwas über die einzelnen Schicksale. Tragisch, toxisch, lebensnah und sehnsuchtsvoll.
Ich habe es geliebt, dieses Buch zu lesen und in die Geschichten der einzelnen einzutauchen. Ich habe mitgeweint und mitgehofft, mitgebangt und mitgelitten. Der Autorin gelingt es den Leser abzuholen und zu fesseln.
Es ist nicht immer leicht zu verarbeiten und dennoch steckt so viel Kraft zwischen den Zeilen und man wird angesteckt von dem Lebensmut, den Ella an den Tag legt. Einzelne Fährten werden ausgelegt und am Ende löst sich alles schlüssig auf.
Ein Roman über das Leben nach einem Schicksalsschlag, von dem sich so mancher nicht erholt hätte – aber Ella geht unbeirrt ihren Weg und hat Freunde an ihrer Seite, die ihr helfen, sich dem allen zu stellen. Ein Roman über einzelne Schicksale, über Verlust, Gewalt und über Hilfe, die man in Anspruch nehmen kann. Ein Roman, der mir unglaublich gut gefallen hat – eine Hommage an das Leben und seine sich bietende Möglichkeiten.

Bewertung vom 06.07.2023
Ausgerechnet Liebe (Die kleine Burg in Irland 1)
Holmgren, Hanna

Ausgerechnet Liebe (Die kleine Burg in Irland 1)


sehr gut

Dies ist der Auftakt zu einer neuen Irland-Reihe aus der Feder der Autorin und der Einstieg ist ihr sehr gut gelungen und macht Lust auf die Fortsetzung.
Laura ist arbeitslos und wird von ihrem Bruder angeheuert eine Burg in Irland so herzustellen, dass sie an Touristen vermietet werden kann. Mit nur einer Hinfahrkarte macht sie sich auf den Weg und findet eine Immobilie vor, die noch viel Arbeit erforderlich macht. Aber sie hat durchaus Potenzial und sie macht sich mit Feuereifer an die Sache.
Allerdings ist sie auf Hilfe von außen in Form von Handwerkern angewiesen und das scheint sich allmählich zu einem großen Problem zu entwickeln. Sie hat noch nicht einmal warmes Wasser zum Duschen.
Die Burg steht in einem kleinen Örtchen, in dem jeder jeden kennt und sie versucht Anschluss zu finden. So begibt sie sich in örtlichen Pub und versucht Menschen kennenzulernen. Nur in Nisha findet sie eine Bekannte, die ihr guttut und die ihr auch die Gegend etwas näherbringt. Sie bringt sie auch auf die Idee, vielleicht mal den unmittelbaren Nachbarn der Burg zu fragen, ob sie dort duschen könnte, bis die Handwerker sich endlich blicken lassen.
Es ist kein einfaches Unterfangen in einem fremden Land etwas aufbauen zu wollen, hinter dem die Bewohner des Ortes vielleicht nicht ganz einverstanden sind. Und dann sitzt ihr plötzlich auch noch der Bruder auf der Pelle, der seinen Besuch ankündigt und Fortschritte sehen will.
Ein unterhaltsamer Roman vor der Kulisse Irland – mit seinen ursprünglichen Landschaften und mit seinen heimatverbundenen Bewohnern. Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht, wenngleich ich mir manches etwas ausgeschmückter gewünscht hätte. Von daher nur 4 Sterne – aber mit ganz viel Potential nach Oben und mit der Vorfreude auf den nächsten Teil.

Bewertung vom 29.06.2023
Der Lehrmeister: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Lehrmeister: Thriller


ausgezeichnet

Endlich gibt es Nachschub von der Grand Dame des Thrillers made in Germany. Ich habe mich wahnsinnig über einen neuen Band rund um Laura Kern und ihrem Team gefreut.
Diesmal bekommt sie es mit einem Serienmörder zu tun, der seine Opfer alle sorgsam durchnummeriert – ordentlich auf einer Schiefertafel vermerkt, welche er den Opfern um den Hals hängt. Immer versehen mit einem Zitat. Ob diese letztendlich zum Täter führen?
Wer hatte ein Interesse daran, dass Katharina sterben musste? Schnell rücken einige Personen in den Fokus, bis dann wieder eine Leiche mit Tafel um den Hals gefunden wird. Verzweifelt werden Verbindungen zwischen den Opfern gesucht und in alle Richtungen ermittelt.
Zudem wird Taylor beschuldigt, sich einer Mitarbeiterin unsittlich genähert zu haben, was Lauras Privatleben doch mehr beeinflusst, als sie sich eingestehen will und sie stürzt sich voll in die Ermittlung rund um den, der seine Opfer erwürgt und an einen Baum lehnt. Aber er scheint immer einen Schritt voraus zu sein.
Zwischendurch Rückblenden, die sich auf den Täter beziehen und man erfährt, was ihm zugestoßen ist und wie er sich weiterentwickelt.
Aber ganz in der gewohnten Manier der Autorin rätselt man verzweifelt mit, versucht eins und eins zusammen zu zählen und wird doch immer wieder auf die falsche Fährte gelockt. Auch in ihrem 8 Fall büßt das Ermittlerteam rund um Laura Kern nichts an Brisanz und Einfallsreichtum. Ich habe den Thriller in einem Rutsch gelesen und war total gefesselt, ganz so, wie es ein guter Thriller vermag.
Am Ende kommt es dann zum großen Showdown, in dem sich Laura noch einmal mehr in Gefahr begibt – aber es bleiben danach keine Fragen mehr offen und als Leser versteht man, wie alles zusammenhängt. Grandios und spannend.
Eine ausgesprochene Leseempfehlung für alle, die raffinierte Plots mögen und überhaupt für alle Fans von Catherine Shepherd. Sie ist einfach brillant.

Bewertung vom 24.06.2023
Inselspiel
Eichbaum, Anja

Inselspiel


ausgezeichnet

Dies ist bereits der 6 Fall um Inselpolizist Martin Ziegler, aber man kann das Buch auch wunderbar lesen, ohne die Vorgänger zu kennen. Für mich war es sein erster Fall und ich kam mühelos mit, obwohl es vielleicht schöner ist, alle der Reihe nach zu lesen.
Es ist Sylvester und Martin und seine Freundin Anna haben sich beide zum Dienst eintragen zu lassen. Martin auf der Wache, die in der Nacht noch zu einem Einsatz gerufen wird. Auch Anne hat als Ärztin im Krankenhaus einen Notfall, der alles verändern wird.
Dieser Krimi lebt von den verschiedenen Handlungssträngen, die am Ende mühelos verwoben werden und es zu einem Showdown kommt, in dem sich alles auflöst und aufklärt. Aber bis dahin fesselt uns die Autorin mit verschiedenen Theorien, denen die Protagonisten nachgehen. Und ihre besondere Gabe besteht darin, jedes Unterkapitel mit einem Cliffhanger abzuschließen, sodass man auf jeden Fall dranbleiben will und weiterlesen muss.
Martin sieht sich mit seinem persönlichsten Albtraum konfrontiert und kann bald nicht mehr unterscheiden, wer Freund und wer Feind ist. Auch sein Kollege vom Festland hat ihn bald in Verdacht selbst etwas mit den Vorkommnissen zu tun zu haben.
Ein Kriminalroman, der von den einzelnen Charakteren lebt, die so bildhaft beschrieben werden, dass man sich mittendrin wähnt und nicht umhinkann, den einen oder die andere in sein Herz zu schließen. Mir hat gefallen, dass die Protagonisten so mitten aus dem Leben sind und auch schwierige Themen, wie das zunehmende Alter und die damit verbundenen Schwierigkeiten und psychische Erkrankungen thematisiert werden.
Ein Buch, welches den Leser packt und immer wieder Fährten legt, auf die man hereinfällt. Man spekuliert und ermittelt mit und am Ende bleiben keine Fragen offen.
Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht und ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 20.06.2023
Die Tote am Fastensee
Johannsen, Anna

Die Tote am Fastensee


ausgezeichnet

Endlich ermittelt die Inselkommissarin Leno Lorenzen wieder. Diesmal führt sie ein Fall auf die Insel Fehmarn.
Ihr Sohn ist inzwischen zwei Jahre alt und immer wieder keimt der stille Vorwurf ihres Mann auf, dass sie sich doch eventuell auf eine Stelle bewerben sollte, bei der sie nicht immer so lange weg bleiben muss. Aber Lena ist mit Leib und Seele Kommissarin und brennt für ihren Beruf.
So wird sie nun auf die Insel Fehmarn gerufen, da eine Polizistin aus Schleswig dort tot aufgefunden wurde. Sie hatte zuvor einen korrupten Kollegen angezeigt und sich dann wegen Burn-Out krankschreiben lassen. Diese Zeit hat sie bei ihren Eltern auf dem Hof verbracht, wo ihr zu Ohren kam, dass ein Windpark in unmittelbarer Nähe gebaut werden soll.
Sie sucht wieder die Nähe zu ihrer alten Clique, bei der einer ganz besonders in den Focus der Ermittlungen gerät, da er der Vermittler der Windparkbetreiber ist. Aber auch die anderen scheinen alle irgendwie involviert zu sein.
Lena bekommt eine junge Kollegin zur Seite gestellt, die ihre eigene Geschichte mitbringt und deren Zerrissenheit immer mal wieder Thema ist.
Ein gut konstruierter Fall, der einen in Atem hält. Wer hatte Interesse an dem Tod der Polizistin? Wurde sie auf ihrer Dienststelle belästigt, ist dort das Motiv zu finden? Viele Spuren, viele Verdächtige, die alle ein Motiv hätten.
Ich habe mich prächtig unterhalten gefühlt und habe das Buch wieder in einem Atemzug gelesen. Werden sie den Täter dingfest machen? Wer war es überhaupt. Viele Ideen dazu, die ich dann immer wieder verworfen habe, bis es dann zum Showdown kommt und alles glasklar vor mir gelegen hat. Sehr gelungen und sehr zu empfehlen. Auch in ihrem 10 Fall verliert die Kommissarin nichts an ihrem Engagement und die privaten Dinge finden Raum, wenngleich sie den Fall nicht übermäßig an den Rand stellen, sondern immer wohldosiert eingeflochten werden.
Ich freue ich mich schon jetzt auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 16.06.2023
Lebenslinien
Wiedekind, Marén

Lebenslinien


ausgezeichnet

Als ich dieses Buch in Händen hielt, konnte ich mein Glück kaum fassen. Es kommt in einer wundervollen Aufmachung daher, die richtig Lust machen, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen.
Unterteilt in 12 Themengebieten lädt die Autorin ein, sich mit sich selbst und dem Leben zu beschäftigen und dazu auf den vielen freien Flächen aufzuschreiben, was das Leben geprägt hat.
Es eignet sich zur Selbstreflektion – aber auch als ein Fundus für nachfolgende Generationen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Es ist ein Arbeitsbuch – voller Schreibanregungen aus dem kreativen Schreiben. Genauer gesagt sind es 98 verschiedene Methoden sich einem Thema zu nähern. Das Buch lädt ein, sich auf die Reise zu begeben und nimmt den Akteur dabei liebevoll an die Hand. Es macht großen Spaß sich den Anregungen zu widmen und sich darauf einzulassen. So finden Brief, Listen und Geschichten Platz in diesem so einzigartigem Buch.
Jeder Mensch birgt Geschichten in sich – aus Vergangenheit und Zukunft, aus Wünschen und Träumen. Hier finden sie einen würdevollen Platz. Hier können wir ordnen, sortieren und uns gedanklich auf die Reise machen. Können uns Altem neu stellen und ihm einen Sinn geben.
Ich bin dankbar, für die Ausführung der Autorin und dass sie mir dadurch Handwerkszeug an die Hand gegeben hat, um mich bestimmten Themen nochmal neu zu widmen. Ein Schatz und ein Buch, welches uns begleitet und herausfordert. Ein Buch, welches es wert ist, beschrieben zu werden und in dem unser Leben seinen Platz findet.

Bewertung vom 15.06.2023
Miesmuschelmord
Capellmann, Carla

Miesmuschelmord


ausgezeichnet

Wer, wie ich, gerne Urlaub an der niederländischen Nordseeküste macht, ist mit diesem Krimi aller bestens beraten.
Eigentlich wollte sich Freddie ein paar Tage bei ihrer Tante und ihrem Onkel in Zeeland erholen und dann steckt sie mitten in einem Mordfall. Die Nachbarin der beiden wird tot aufgefunden und schnell stellt sich heraus, dass es Fremdverschulden war. Und dann übernimmt auf einmal ihr Onkel die Verantwortung und behauptet, er hätte sie umgebracht.
Freddie ist von Anfang an von seiner Unschuld überzeugt – aber wo steckt eigentlich ihre Tante und warum ermittelt die Polizei nicht ordentlich? Es hilft nichts, sie muss selbst Nachforschungen anstellen. Schnell finden sich einige Verdächtige, die zwar irgendwie alle ein Motiv haben, aber denen sie es nicht wirklich zutraut.
Bis zum Schluss bin ich nicht auf den Täter gekommen – ich habe zwar fleißig mitgerätselt und hatte diverse Theorien, die sich aber in Wohlgefallen aufgelöst haben. Sehr gelungen.
Ein Krimi, in dem es eigentlich total unblutig zugeht, bei dem man aber viel über Land und Leute lernt. Die einzelnen Kapitel sind zweisprachlich und auch im Verlauf der Geschichte tauchen immer mal wohldosierte niederländische Sätze auf (die im Glossar am Ende übersetzt werden).
Alles in allen ein sehr gelungener Krimi, mit authentischen Protagonisten und mit vielen lustigen Einlagen. Aber auch der Tiefsinn bleibt nicht auf der Strecke. Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht und ich war erstaunt, wie dann am Ende alles schlüssig zusammengefunden hat.
Eine klare Leseempfehlung, denn so ganz nebenbei erfährt man auch eine Menge über Miesmuscheln. Ich bin begeistert.

Bewertung vom 14.06.2023
Happy Woman
Schäfer, Stefanie Carla

Happy Woman


ausgezeichnet

Das Cover ist einladend gestaltet – mit einem Frauenkopf, der Selbstannahme und Akzeptanz ausdrückt, etwas, was mich angesprochen hat und was das Ziel des Buches ausdrückt.
Es ist in vier Schritte gegliedert und die Ansprache im Buch ist wohlwollend und liebevoll. Es ist auf Augenhöhe geschrieben, nicht von oben herab. Es soll uns an die Hand nehmen und uns Mut machen, unser Glück in die Hand zu nehmen.
Viele sehr gute Impulse und auch Handlungsvorschläge werden gemacht und alles so, dass man Spaß am Lesen und an der Umsetzung hat. Es beginnt mit einer Standortbestimmung, mit einer Bestandsaufnahme und endet mit der Aufforderung: lass dein Licht scheinen.
Raus aus dem Alltagstrott, raus aus den veralteten Vorstellungen, wie etwas zu sein haben muss.
Ich konnte das Buch zunächst nicht aus der Hand legen und es hat mich auf Schritt und Tritt begleitet. Aber nun werde ich es noch einmal in Ruhe bearbeiten und alles in Angriff nehmen. Es ist möglich das Leben zu leben, wie man es wirklich möchte und wie es einen glücklicher und zufriedener macht. Es müssen keine radikalen Veränderungen sein – auch kleine Schritte führen zum Ziel.
Ein wichtiges Buch für Frauen, die innehalten und sich neu sortieren wollen oder müssen. Es lohnt sich.