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Julia Goldfeuer

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2021
Wilde Küche - Pflanzen, Rezepte, Interviews
Henne, Katharina;Otto, Lore

Wilde Küche - Pflanzen, Rezepte, Interviews


ausgezeichnet

Die Reihe "Wilde Küche" von Katharina Henne & Lore Otto, besteht aus dem Kochbuch "Was wächst denn da & kann man das essen?" und zwei Heftchen, die das Erkennen von Kräutern und Früchten im Frühling und im Herbst ermöglichen. Die beiden Autorinnen zeigen auf, wie viel Essbares direkt vor unserer Haustür wächst und was man alles daraus zaubern kann.

Die Folgen von industriell gefertigter Nahrung, die häufig eine Reise um die halbe Welt hinter sich hat, werden immer sichtbarer und viele Leute entdecken nun ein neues Bewusstsein für regionales Essen. "Wilde Küche" konzentriert sich größtenteils auf Kräuter und Früchte, die man häufig nicht einmal aktiv anbauen muss sondern auch wild zu finden sind, ob nun im eigenen Garten oder beim spazieren gehen.

Anhand der beiden Hefte "Was wächst denn da & wie kann man es ERKENNEN?" lernt man, Essbares zu entdecken und von giftigen Doppelgängern zu unterscheiden. Auch im Kochbuch wird nochmals kurz auf die Sammelräume eingegangen und man erhält Tipps zu hilfreichen Utensilien für das Sammeln und Zubereiten.

Den Löwenanteil machen aber natürlich die Rezepte aus. Von Snacks oder Smoothies bis hin zum Drei-Gänge-Menü ist alles dabei. Durch die stichpunktartige Gestaltung der Rezepte bleibt alles übersichtlich. Die nicht selbst gesammelten Zutaten finden sich in den meisten Haushalten oder sind unproblematisch zu besorgen.

Ästhetische Farbfotos und zarte, einfarbige Zeichnungen machen die Bücher allesamt von innen und außen zu einem Hingucker. Etwas ganz Neues waren für mich die Interviews mit Fernseh-Köchen, Biologen usw., die ich in einem Kochbuch nicht erwartet hatte und umso interessanter fand.

Aber "Wilde Küche" ist nicht einfach nur eine Anleitung zum Zubereiten von regionaler Kost, das Werk vermittelt eine gewisse Lebenseinstellung. Achtsam mit seiner Umgebung und sich selbst zu sein, die Natur zu schätzen und altes Wissen zu bewahren, das ist es, was bei mir ankam.
Die beiden studierten Biologinnen sorgten mit "Wilde Küche" dafür, dass ich direkt selbst losgehen, sammeln und experimentieren möchte. Und das werde ich auch tun.

Bewertung vom 12.07.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 (2 MP3-CDs)
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Ein mysteriöser Anruf seines alten Freundes Gavin lockt den Polizisten Jonah Colley in eine verlassene Lagerhalle am Hafen. Doch dort findet er nur noch dessen Leiche und drei weitere Menschen, die in Plastikfolie eingewickelt und zum sterben liegen gelassen wurden. Bevor Jonah etwas unternehmen kann, wird er hinterrücks attackiert, kommt aber mit dem Leben davon. Im Krankenhaus sagt man ihm, dass sowohl der geheimnisvolle Täter als auch die Leiche seines Freundes verschwunden sind und Colley begibt sich auf die Suche nach Antworten. Was geschah in den 10 Jahren, in denen Gavin und er nichts mehr miteinander zu tun hatten? In was war sein Kumpel verwickelt? Seine Nachforschungen werfen auch ein neues Licht auf den nicht aufgeklärten Vermisstenfall von Jonahs Sohn Theo.
Simon Beckett konzentriert sich in diesem ersten Band einer neuen Reihe ganz auf seine Figuren. Wir lernen Jonah kennen, die Ex-Frau, Gavin und dessen Familie, sowie weitere Ermittler, die an dem Fall arbeiten. Jonah humpelt mit verletztem Bein außer Dienst von Hinweis zu Hinweis und deckt so häppchenweise die Geschehnisse im Lagerhaus auf. Diese sind dicht verwoben mit dem Privatleben seines Freundes Gavin und seiner eigenen Vergangenheit. Die Rückblenden, welche von dem Verschwinden des kleinen Theo berichten, berührten mich besonders und brachten mir Jonah nahe. Gegen Ende verknüpft sich alles zu einem großen Ganzen und gipfelt in einem spannenden Finale, das viel erklärt und einige Fragen für Band 2 offen lässt.
Ich war hin und her gerissen, ob ich 4 oder 5 Sterne vergeben soll. Abgesehen davon, dass wir hier den klassischen Ermittler mit finsterer Vergangenheit bekommen, der die ebenso klassischen, unvernünftigen Fehler begeht, um die Handlung aufregend zu gestalten, habe ich absolut nichts an dem Buch auszusetzen. Die Art, wie Johannes Steck die Geschichte vorträgt, verleiht dem Ganzen eine besondere Note. Ich konnte mich beim Hören wirklich in jede Figur einfühlen und war viel mehr emotional involviert, als hätte ich das Buch "nur" gelesen. Daher verleihe ich zumindest dem Hörbuch seine verdienten 5 Sterne.
Simon Beckett kann definitiv schreiben und schuf eine großartige Atmosphäre, etwas Neues wird einem aber nicht geboten. Wer damit kein Problem hat, wird mit "Die Verlorenen" in den Genuss eines sehr guten, packenden Ermittlerthrillers kommen.

Bewertung vom 01.07.2021
Das Stillbuch
Lothrop, Hannah

Das Stillbuch


ausgezeichnet

"Das Stillbuch" von Hannah Lothrop begleitet seit Jahrzehnten werdende Mütter und gilt als das Standardwerk zum Thema Stillen – zurecht. Obwohl die Autorin mittlerweile verstorben ist, wird das Buch immer auf dem neusten Kenntnisstand der Stillberatung gehalten.

Ein großartiges Buch, das ganz klar die Message transportiert: Stillen ist etwas Wunderbares! Wir bekommen hier nicht nur einen sachlichen Ratgeber, sondern auch viele warmherzige Botschaften, die Eltern darin bestärken sollen, auf sich selbst zu vertrauen. Den richtigen Mittelweg zwischen Ratschlägen und der eigenen Intuition zu finden, ist nicht immer einfach. Die Autorin spricht einem Mut zu, selbstbewusst den eigenen Weg zu finden.

Für mich war eigentlich von Beginn an klar: Ich möchte versuchen, zu stillen. Was das genau bedeutet, das wusste ich nicht, denn mir fehlt ein kinderreiches Umfeld und somit die Möglichkeit, mir vorab erste Eindrücke zu verschaffen.

Ich bin sehr froh, dieses Buch bereits vor der Entbindung gelesen zu haben. Nun weiß ich viel besser, was ich schon beim Vorgespräch im Krankenhaus, aber auch während und nach der Geburt beachten sollte, um den bestmöglichen Start in ein gutes Stillverhältnis zum Kind zu bekommen.

Selbst wenn nicht alles "optimal" verläuft, wird man ermutigt, sich nicht so einfach vom Stillwunsch abbringen zu lassen. Man erhält Hilfestellung für verschiedenste Probleme. Gleichzeitig wird einem aber auch vermittelt, dass es in Ordnung ist, nicht voll oder nur kurze Zeit oder gar nicht zu stillen. Am Wichtigsten ist und bleibt das Wohlbefinden von Mutter und Kind. Zwang hat da keinen Platz.

Wenn euer Baby schon da ist, möchte ich euch "Das Stillbuch" trotzdem ans Herz legen.

Die Themenvielfalt reicht von der Einstimmung auf das Kind über die Geburt bis hin zu Bonding, der ersten Beikost und dem Abstillen. Ich werde dieses Buch mit Sicherheit noch oft zu Rate ziehen, um mir beispielsweise die Anlegetechniken noch einmal anzusehen oder mir Tipps für die erste feste Nahrung zu holen etc.

Für Freunde von natürlichen Helfern bei Unruhe oder leichten Beschwerden findet man am Ende des Buches Informationen über Homöopathie, die Bach-Blüten-Therapie und Aromatherapie.

Da das Buch ohnehin schon auf 400 prall gefüllte Seiten kommt, wurde der Anlang mit Hilfsadressen, weiterführender empfohlener Literatur und Bezugsquellen digitalisiert und kann auf der Internetseite des Kösel-Verlags eingesehen werden.

Man neigt während der Schwangerschaft, besonders, wenn es das erste Kind ist, leicht dazu, zu viel zu lesen und sich verrückt zu machen. Ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass "Das Stillbuch" eine lohnende Lektüre ist, die Ängste abbaut und sich nicht umsonst schon seit so vielen Jahren bewährt hat. Ganz viel Liebe von mir und eine klare Lese-Empfehlung für alle baldigen oder frisch gebackenen Eltern!

Bewertung vom 27.06.2021
Der Verdacht
Audrain, Ashley

Der Verdacht


ausgezeichnet

Dieses Buch ist der Albtraum jeder werdenden Mutter, die sich auf die Gründung einer Familie freut. Ich bin gerade in derselben Situation wie die Protagonistin Blythe zu Beginn dieses Buches, glücklich mit meinem Partner und das Wunschkind wird freudig erwartet. Doch mit der Geburt ihrer Tochter Violet ist Blythe's Freude dahin. Es gelingt ihr nicht, eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. Sie hat sogar das Gefühl, ihre Tochter würde sie hassen. Die angespannte Situation wirkt sich zwangsläufig negativ auf die Beziehung zu ihrem Ehemann Fox aus. Man erfährt schon zu Beginn des Buches, dass an irgendeinem Punkt die Familie schließlich zerbricht, doch das nimmt dem Weg dorthin nicht die Spannung.

Das ganze Buch ist ein einziges, langes Schreiben an Blythe's Ehemann Fox, in dem sie ihn als "Du" anspricht, sich aus der Ich-Perspektive heraus erklärt und ihm rückblickend ihre Sicht der Dinge darlegt.

Ab und zu wird dieser Erzählstrang durch Szenen aus der Vergangenheit unterbrochen, die ein Licht auf die schlechte Mutter-Tochter-Bindung zwischen Blythe und ihrer Mutter Cecilia werfen und auch Cecilia 's Kindheit kurz anreißen. Hat Blythe also ein "Rabenmutter-Gen"?

Dieser Roman ist das ehrliche Bekenntnis einer Frau, die einerseits das Gefühl hat, als Mutter versagt zu haben, die aber auch völlig allein dasteht in ihrem Glauben, kritische Warnzeichen bezüglich der Psyche ihrer Tochter zu erkennen.

Es geschehen ein paar schreckliche Dinge und in Blythe erhärtet sich der Verdacht, dass mit ihrem Kind etwas ganz und gar nicht stimmt.

Ob in Violet nun wirklich etwas "Böses" steckt oder oder nicht, wird am Ende aufgeklärt. Der Schluss gefällt mir besonders gut und setzt ein passendes i-Tpüfelchen auf dieses bedrückende Werk.

Ashley Audrain besitzt einen ausgefeilten Schreibstil. Sie verwirrt einen, weckt ambivalente Gefühle und man wird subtil immer mehr von dem Erzählten angezogen. Manche könnten sich an der 2. Person Präteritum stören, was man nicht oft liest, für mich aber kein Hindernis darstellte.

"Der Verdacht" kann unglaublich aufwühlend und belastend sein, besonders aber nicht nur für Mütter. Ich selbst habe es gut weggesteckt und kann es nur weiterempfehlen, wenn ihr mit schwierigen Themen in eurer Lektüre umgehen könnt. Es wandert mit seinem wünderhübschen Mohnblumen-Cover in mein Highlight-Regal!

Bewertung vom 22.06.2021
Naglfar
Lundt, Mikael

Naglfar


sehr gut

Von Mikael Lundt kenne und mochte ich bereits "Fressfeind", weshalb ich äußerst gespannt auf sein neues Werk "Naglfar – Das Schiff der toten Götter" war. Bisher schrieb der Autor eher humoristische, manchmal leicht trashige Scifi- bzw. Fantasygeschichten, doch in "Naglfar" geht es dieses Mal ernsthafter zu. Den Sprung vom Skurrilen zu einer seriöseren, finsteren Erzählart ist ihm sehr gut gelungen.

Zu Beginn begleiten wir zwei Mienenarbeiter, die unter dem Eis im norwegischen Spitzbergen ein uraltes Schiff entdecken. Einer der Beiden berührt es, verfällt daraufhin dem Wahnsinn und tötet mehrere Männer.

Nach diesem Schocker-Einstieg lernen wir das Forschungsteam kennen, welches kurze Zeit später nach Spitzbergen geschickt wird, um das mysteriöse Schiff und weitere Artefakte und Felszeichnungen, die sich unter dem Eis befinden, zu untersuchen.

Die Archäologin Anika Wahlgren trifft als Letzte auf der Forschungsstation ein und weiß zunächst nichts von dem grausamen Vorfall, der sie alle dort hin geführt hat. Gemeinsam mit ihr findet sich der Leser in der neuen Umgebung zurecht und macht Entdeckungen.

Leider fühlen sich auch ein paar zwilichtige Gestalten auf den Schlips getreten, weil die Grabungen nicht weitergeführt werden. So kommt es, dass zwei verfeindete Parteien in Konflikt um den Zugriff auf das Schiff geraten, während dieses weiterhin im Stillen seine fremde Macht entfaltet.

Mikael Lundt schafft es mit wenigen Worten, dass man eine lebendige Vorstellung von Personen inklusive ihrer Charaktereigenschaften vor Augen hat. Einige Figuren kamen einem näher, andere weniger aber das ist angesichts der Handung schon in Ordnung so.

Die meiste Zeit begleitet man Anika Wahlgren, die Erzählperspektive verändert sich aber immer wieder, wenn ein Blick auf Geschehnisse anderorts notwenig ist. Ich mochte Anika gern, meine Favoriten sind aber der Expeditionsleiter und der grummelige Sicherheitschef.

Bei mir Entstand der Eindruck, als hätte der Autor sehr gut zu vielen verschiedenen Dingen Recherche betrieben. Die Abläufe auf der Forschungsstation kommen mir äußerst realistisch vor. Mir hat nur etwas der Horror gefehlt. Nach dem heftigen ersten Kapitel hatte ich die Erwartung, dass es ziemlich bald so weiter gehen wird, der Fokus liegt aber sehr lange auf der Forschung. Es fallen zwar immer wieder gewisse Dinge vor, aber der Autor hätte für meinen Geschmack ruhig noch eine Schippe drauf legen dürfen. Auch noch etwas mehr Bezug zu konkreten Personen und Vorkommnissen in der nordischen Mythologie hätte mir gut gefallen.

Ich dachte beim Lesen häufger, als Film würde dieses Buch richtig gut funktionieren. Ein atmospharischer Lesetipp nicht nur für Mystery- und Scifi-Liebhaber.

Bewertung vom 12.06.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


sehr gut

Richard Osman macht in seinem Debütroman vier schrullige Rentner zu Ermittlern. Der titelgebende "Donnerstagsmordclub" kommt einmal wöchentlich im Puzzlezimmer der luxuriösen Seniorenresidenz Coopers Chase zusammen, um heimlich ungeklärte Morde zu lösen. Die ehemalige Geheimagentin Elizabeth hat Zugang zu Akten, die sie mit dem Psychologen Ibrahim und dem rebellischen Ex-Gewerkschaftler Ron teilt. Doch für Ihr Brainstorming-Team fehlt ihr noch eine medizinische Fachkraft, weshalb sie Joyce mit ins Bot holt, die früher als Krankenschwester tätig war und neu ist in Coopers Chase. Um cold cases soll es zumindest in diesem ersten Band der Reihe aber nicht gehen, denn es dauert nicht lange, da kommt auch schon jemand im unmittelbaren Umfeld der Seniorenresidenz ums Leben. Und dieser Vorfall wird nicht der einzige Mord bleiben...

Immer, wenn ich dieses Buch zur Hand genommen habe, bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Ich kann gar nicht sagen, welchen der Protagonisten ich am liebsten mag, sie haben alle ihre speziellen Vorzüge. Neben den Rentnern lernen wir noch zwei Polizeibeamte kennen, die ich beide furchbar lieb gewonnen habe. Dann haben wir den Kopf der Bande, Elizabeth. Sie strotzt vor Selbstbewusstsein und zieht die süße Joyce hinter sich her, Ron ist nicht auf den Mund gefallen und Ibrahim hat immer einen tiefenpsychologischen Ratschlag parat. Joyce ist aber nicht so ein graues Mäuschen, wie es zunächst scheint. Neben dem personalen Erzähler lesen wir auch immer wieder kurze Tagebucheinträge von ihr, die in der Ich-Form geschrieben sind und an der passenden Stelle tiefere Einblicke ermöglichen.

Der abwechslungsreiche, amüsante Schreibstil von Richard Osman tut sein Übriges. Schade fand ich nur, dass man manchmal etwas überrumpelt wurde von immer neuen Nebenfiguren, die dann im Laufe der Geschichte auch noch eine Rolle spielen. Durch die vielen Personen wurde der Mord in den Hintergrund gerückt. Wobei ich gar nicht sagen möchte, dass die Recherchearbeit zu den Todesfällen Nebensache ist, aber die Geschichte ist so strukturiert, dass es einem unmöglich gemacht wird, gemeinsam mit den Figuren zu ermitteln. Da gibt es keine Hinweise zu Beginn des Buches, die zum Ende hin zu einem Bild zusammengefügt werden können. Der Fokus liegt auf den Charakteren und den Beziehungen, die sie zueinander pflegen.

Es ist witzig zu beobachten, wie die alten Herrschaften ihr fortgeschrittenes Alter schamlos ausnutzen, um Leute zu manipulieren und so zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Wer sich, so wie ich, erwärmen kann für den besonderen Charme älterer Menschen, der wird Spaß an dem Buch haben.

Manche Wendungen kamen zu sehr aus dem Nichts und der Schluss wurde etwas fad und systematisch abgearbeitet. Jeder mögliche Täter, den der Leser vielleicht verdächtigt haben könnte, wird kurz abgehandelt, bis wir dann auf die tatsächliche Lösung stoßen.

Insgesamt hat es mir aber sehr gut gefallen und ich kann "Der Donnerstagsmordclub" allen Freunden von englischen Krimis ans Herz legen.

Bewertung vom 29.05.2021
Mamasté
Schäb, Bianca

Mamasté


sehr gut

Du bist endlich Mutter geworden und plötzlich siehst du dich mit vielen neuen, stressigen Situation konfrontiert. Man verspürt hohen Druck, beim eigenen Kind oder gegenüber anderen Eltern möglichst alles richtig zu machen und die perfekte Mutter zu sein – aber wir sind alle nur Menschen. "Mamasté – Der Survival-Guide für entspannte Mütter" von Bianca Schäb gibt auf 96 liebevoll gestalteten Seiten Anregungen und Tipps, wie man das Eltern sein etwas lockerer betrachten kann, wenn einem mal alles über den Kopf wächst.

Ich erhielt "Mamasté" zu Rezensionszwecken als PDF-Datei, es erschien allerdings ausschließlich als physisches Buch bei ARS-Edition.

Wie geht ein liebevolles Miteinander innerhalb der Familie? Wie kann ich es vermeiden, einen Konkurrenzkampf mit anderen Eltern auszutragen? Wie nehme ich den Druck aus der Entwicklung des Kindes heraus? Ausführliche Antworten darauf kann die Autorin in diesem kleinen Büchlein nicht geben aber für tiefgreifende, psychologische Ratschläge ist dieses Werk auch nicht gedacht. Es ist eine nette Lektüre, die man sich an hektischen Tagen, wenn man mal nicht weiter weiß, zur Hand nehmen und genießen kann. Auf süß illustierten Seiten von Franziska Misselwitz findet man allgemeine Gedanken zur Achtsamkeit und Tipps und Übungsansätze, um dies auf das Elternsein zu übertragen. Es appeliert daran, die Ansprüche an sich selbst nicht zu hoch zu stecken und achtsam mit sich selbst und auch im Umgang mit anderen Menschen zu sein.

Gut gefällt mir, dass ein paar konkrete Aufkerksamkeitsübungen enthalten sind, mir persönlich hat dann aber doch etwas der Ratgeber-Charakter gefehlt. Durch die Themenvielfalt bleibt es sehr oberflächlich und vermittelt manchmal etwas viel Lockerheit. Manche Aspekte der Kindesentwicklung müssen einfach ernst genommen werden. Es ist eher ein Wohlfühlbuch für zwischendurch, vielleicht ein nettes Geschenk für frisch gebackene Mamas.

Bewertung vom 23.05.2021
Schwangerschaft
Höfer, Silvia

Schwangerschaft


ausgezeichnet

"Schwangerschaft – Was eine Hebamme Ihrer Tochter mitgeben würde" von Silvia Höfer erschien 2018 im Kösel-Verlag und liefert gebündeltes Hebammenwissen auf 160 bunten, liebevoll gestalteten Seiten.

Wenn man zum ersten mal schwanger ist, fühlt man sich manchmal erschlagen und überfordert von den massenhaften, teils widersprüchlichen Informationen und Ratschlägen, die auf einen einprasseln. Vieles macht einem Angst, gerade dann, wenn man vielleicht durch den veränderten Hormonhaushalt eh schon mit überschwänglichen Gefühlen kämpft. Ich bin nun im 4. Monat und kann nur den Ratschlag geben, im Zweifelsfall immer Ärzte, Hebammen oder Fachliteratur zu Rate zu ziehen und ein gesundes Maß für das Einholen von Informationen zu finden.

Daher halte ich das kleine Büchlein von Silvia Höfer für einen guten Tipp, ganz besonders aber nicht nur in der Anfangszeit. Das Buch ist in 10-Wochen-Schritte gegliedert und erklärt das Wichtigste, was Schwangere wissen müssen, um sich selbst und das Ungeborene sicher durch diese aufregende Zeit zu bringen.

In einem persönlichen und humorvollen Ton gibt die Autorin Empfehlungen zu allen möglichen Lebensfragen, wie Finanzen, Styling und Kinderausstattung, zum Umgang mit dem Partner oder mit Freunden sowie Hilfestellung für Alleinerziehende. Und natürlich klärt sie auf zu den wichtigsten ernährungstechnischen und medizinischen Fragen während und nach der Geburt. Sie zeigt mögliche Risiken auf aber nimmt einem auch die Angst. Und sie vertritt meiner Ansicht nach einen gesunden Mittelweg bzgl. der Einnahme von Medikamenten und homöopatischen Mitteln. Da auf einige große Themenbereiche, wie Pränataldiagnostik oder das Stillen aufgrund der Länge des Buches und der Themenvielfalt nicht detailliert eingegangen werden kann, gibt "die Buchhebamme" viele weiterführende Links an, genauso wie Hinweise auf Beratungsstellen.

Zweifel kamen bei mir nur ein einziges Mal beim umstrittenen Thema joghurtgetränkte Tampons auf, ansonsten bin ich absolut überzeugt von der Kompetenz der Autorin. Der ein oder andere gut gemeinte, aber nicht ganz korrekte Ratschlag aus dem privaten Umfeld wurde aufgeklärt und ich werde, sobald neue Fragen auftauchen, noch häufiger in diesem kleinen Ratgeber nach der Antwort suchen.

Ein wirklich schönes Buch, dass alles Wichtige gut zusammenfasst und ich gerne jeder Schwangeren nach Ihrem ersten Arzttermin in die Hand drücken möchte.

Bewertung vom 19.05.2021
Das Baby ist meins (eBook, ePUB)
Braithwaite, Oyinkan

Das Baby ist meins (eBook, ePUB)


gut

Mit "Das Baby ist meins" bringt die Erfolgsautorin Oyinkan Braithwaite einen weiteren Roman mit Setting in Lagos auf den Markt, der allerdings nur 128 Seiten aufweist.

Der Protagonist Bambi zieht notgedrungen bei seiner Tante Bidemi ein, die er seit einiger Zeit nicht gesehen hat. Er ist überrascht, dass er die kürzlich verwitwete Frau nicht alleine vorfindet. Mit ihr im Haus wohnen die junge Esohe und ein kleines Baby, von dem jede der beiden Frauen behauptet, die Mutter zu sein. Aufgrund des Corona-Lockdowns müssen die drei in den nächsten Wochen miteinander zurecht kommen und Bambi versucht herauszufinden, wem er glauben schenken soll.

Die drei Hauptakteure erwecken alle keine Sympathie aber trotzdem ist es äußerst unterhaltsam, die Figuren zu beobachten. Sie werden durch wenige Sätze authentisch zum Leben erweckt. Bambi ist ein untreuer Schürzenjäger und Verfechter der Polygamie, der keinerlei Erfahrung mit Kindern hat und sich plötzlich in der Pflicht sieht, den kleinen Jungen aus der Schusslinie der beiden Möchtegern-Mütter herauszuhalten. Tante Bidemi verarbeitet noch den Verlust ihres Ehemannes,von dem sie schwanger war, und fühlt sich bedroht von der viel jüngeren Esohe. Sie nahm die damals ebenfalls Schwangere bei sich auf, um ihr zu helfen, doch dann starb ein Kind und der Streit um das Überlebende entbrannte. Zuzusehen, wie sie wie Furien immer wieder aufeinander los gehen und sich gegenseitig das Leben schwer machen, war für mich ein wenig, wie Trash-TV gucken. Man schüttelt den Kopf aber ich wollte druchgehend wissen, wie es weitergeht, wozu auch der einfache und doch raffinierte Schreibstil von Oyinkan Braithwaite beiträgt. Ich habe die Geschichte in wenigen Stunden durchgelesen.

Die angepriesene Emanzipation eines Spiegel-Redakteurs konnte ich nicht erkennen, im Gegenteil. Ich gewann eher den Eindruck, dass die einzige zurechnungs- und durchsetzungsfähige Person der Mann in der Runde ist. Wem das Baby nun gehört wird am Schluss aufgeklärt und meine Anfangsvermutung hat sich bestätigt. Verglichen mit dem Vorgängerroman "Meine Schwester, die Serienmörderin" verschenkt diese Novelle Potential, es fehlt der Tiefgang und die Unvorhersehbarkeit. Etwas mehr Bezugnahme auf den Schauplatz Lagos hätte ich zu schätzen gewusst aber ich wurde insgesamt gut unterhalten. Ich mag es, wie die Autorin erzählt und werde definitiv mehr von ihr lesen, aber nicht jeder, der ihr Debüt mochte, wird automatisch mit "Das Baby ist meins" glücklich werden. Am Thema Interessierte finden ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Bewertung vom 29.03.2021
Selbstversorgung: Was im eigenen Garten wirklich möglich ist (eBook, ePUB)
Roesberger, Ralf

Selbstversorgung: Was im eigenen Garten wirklich möglich ist (eBook, ePUB)


gut

Ralf Roesberger dürfte wohl in erster Linie durch seinen YouTube-Auftritt "Der Selbstversorgerkanal" bekannt sein, dem wohl größten seiner Art mit derzeit über 220.000 Abonnenten. Im Februar 2021 ermöglichte der GU-Verlag nun auch ein Selbstversorger-Buch aus seiner Feder. Ich hatte bereits einen Blick auf die Videos geworfen und griff als Neuling voller Freude zum e-book.
Mir verging der Spaß leider ziemlich schnell, da ich schon während den ersten Kapiteln feststellen musste, das ich schlichtweg nicht mit der Art des Autors zurecht komme. Selbstverständlich sollte man nicht alles durch die rosarote Brille betrachten aber die Art, wie Ralf Roesberger seine Erfahrungen und Ansichten zum Thema Selbstversorgung in diesem Schriftstück darlegt, ist in meinen Augen schon sehr negativ. Tipps und Hinweise auf Probleme, die gerade Anfängern blühen können, sind wichtig und der Autor hat auch einige Anekdoten und Ratschläge auf Lager, die mal mehr, mal weniger nützlich sind. Doch jedem Anfänger gleich in der Einführung schon einmal den Spaß zu verderben ist vielleicht nicht die beste Idee. Die Negativität zieht sich leider durch das ganze Buch, wodurch ich immer mehr die Lust daran verlor und relativ lange für die 224 Seiten brauchte.
Aber glücklicherweise könnte ich zwischen der Miesepetrigkeit doch spannende neue Ansichten herauslesen. Beispielsweise rät Ralf Roesberger zu völlig anderen Pflanzen für Anfänger als die meisten gängigen Ratgeber und der ein oder andere erhobene Zeigefinger, was beispielsweise die verantwortungsvolle Bienenhaltung angeht, ist auf jeden Fall gerechtfertigt.
Für Fans ist das Buch bestimmt das Richtige, allen anderen rate ich zu einem Blick in die Leseprobe oder den YouTube-Kanal, um sich vor dem Kauf einen ersten Eindruck zu verschaffen.