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KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 248 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2024
Rendezvous auf der Titanic / A Spark of Time Bd.1
Licht, Kira

Rendezvous auf der Titanic / A Spark of Time Bd.1


ausgezeichnet

Der Antiquitätenladen der DeGrays ist bekannt. Lilly und ihr Vater haben sich nämlich darauf spezialisiert, verlorene Gegenstände wiederzubeschaffen. Doch der Grund, warum sie so erfolgreich sind, bleibt ihr Geheimnis. Als Zeitreisende holen sie die seltsamsten Dinge zurück, noch bevor diese unwiederbringlich verloren sind. Als die DeGrays in Geldnöten sind, nimmt Lilly einen gefährlichen Auftrag an: Sie wird nach einer wertvollen Kette auf der untergehenden Titanic suchen! Doch nicht nur der Auftrag an sich wird der jungen Zeitreisenden gefährlich, sondern auch ein Passagier namens Ray, der ihr Herz zum Klingen bringt.

Von allen Zeitreise-Romanen, die ich bisher gelesen habe, hat dieser, meiner Meinung nach, einen ganz besonderen Charme, was vor allem an dem außergewöhnlichen Handlungsschauplatz Titanic lag. In diesem Fall erhielt nämlich das dramatische historische Ereignis durch die fantastische Zeitreise an sich, und zusätzlich durch das Versteckspiel der Reisenden untereinander, einen überaus spannenden Dreh! Nicht zu vergessen die prickelnden Momente der verbotenen Liebe zwischen den Konkurrenten Lilly und Damien. Insofern war diese Geschichte an komplizierten Beziehungsgeflechten nicht zu überbieten, welche von Kira Licht gekonnte in Szene gesetzt und unglaublich passend in die dramatischen Tage des Untergangs der Titanic integriert wurden. Letztlich war ich wie gebannt von diesem rasanten Roman, den ich nicht mehr aus der Hand legen wollte.

Die Protagonistin Lilly hatte schnell mein Leseherz erobert, denn ich mochte ihre bodenständige Art und ihre Entschlossenheit. Doch noch mehr beschäftigte mich der eher zurückhaltende Damien, der sich in seiner Rolle nicht wirklich wohlzufühlen schien, meines Erachtens die weitaus schwerwiegenderen Entscheidungen zu treffen hatte und sich aus diesem Grunde manchmal eher hartherzig benahm. In diesem Sinne kann ich von durch und durch gelungenen Charakteren sprechen, denn über alle äußerlichen Widrigkeiten hinaus, ließen sie tiefer blicken als gedacht. So klinkten sich meine Emotionen mit Leichtigkeit in die Szenen ein und rundeten damit das phänomenale Kopfkino perfekt ab.

Doch auch die Nebenfiguren, vor allem die kratzbürstigen, konnten sich sehen lassen. Augenscheinlich wurden diese überhaupt nicht stiefmütterlich behandelt, sondern mit allerhand Alleinstellungsmerkmalen ausgestattet und mit Sorgfalt entworfen. Schmunzeln und ärgern erlaubt!

Kurz gesagt, der Auftakt der Fantasy-Dilogie „A Spark of Time“ hat mich unwahrscheinlich begeistert. Eine aufregende Geschichte, in Handlung, Figuren und Atmosphäre harmonisch abgestimmt. Darum gibt es von mir auch eine klare Leseempfehlung, während ich sehnsüchtig auf Band 2 der Reihe warte.

Bewertung vom 09.04.2024
Das Resort
Goodwin, Sarah

Das Resort


gut

Mila freut sich auf die Hochzeit ihrer Schwester Jess, die in einem luxuriösen Skiresort in den Alpen stattfinden soll. Als sie mit ihrem Ehemann Ethan während der Anreise mit dem Fahrzeug im Nirgendwo steckenbleibt, ahnt sie noch nicht, was sie in den nächsten Tagen erwarten wird. Denn ohne Handyempfang finden die beiden lediglich eine nahe gelegene verlassene Holzhütte, in welcher sie übernachten. Am nächsten Morgen ist Ethan plötzlich spurlos verschwunden und Mila versteht die Welt nicht mehr. Wird sie aus dem Wald heraus sogar beobachtet?

Die vielen begeisterten Stimmen zu Sarah Goodwins Thriller „Die Insel“ sorgten dafür, dass ich mich um ihr neuestes Werk bemühte und damit zu den Ersten gehören durfte, die sich ins Lesevergnügen stürzten.

Doch um es schon mal vorweg zu nehmen: Ich hatte definitiv mehr von dieser Story erwartet! Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die Autorin Atmosphäre und Zweifel an allem und jedem schaffen konnte. Selbst die Protagonistin Mila, die mir übrigens nicht wirklich sympathisch war, wankte immer wieder in ihrer Rolle als Opfer. Grundsätzlich boten die Figuren allerdings keine wirkliche Vielschichtigkeit oder interessante Aufhänger, die im Laufe der Geschichte ausreichend bearbeitet wurden. 

Recht schnell stolperte ich während des Lesens über Längen, die mit zu viel gedanklichem Geplapper und gefühlten Wiederholungen gefüllt wurden. Dazu hatte ich mehrmals Logik-Fragen, welche die Authentizität der jeweiligen Momente in Zweifel zogen. So konnte, meinem Empfinden nach, der Spannungsbogen zwar gehalten, von mir aber nicht mehr wirklich ernst genommen werden. Zudem fand ich Milas Verhalten in der Ödnis in manchen Momenten irritierend abgeklärt, bzw. realitätsfern. Und zu guter Letzt war selbst die Auflösung gegen Ende des Buches keine große Überraschung.

Unterm Strich hat mich das Buch nur stellenweise überzeugen können. Die Handlung fühlte sich für mich rückblickend einfach zu konfus an und das emotionale Miterleben blieb in großen Teilen auf der Strecke. „Das Resort“ wird bei mir wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Meiner Meinung nach kann man das Buch lesen, man muss es aber nicht. / 2,5 Sterne 

Bewertung vom 08.04.2024
Liebe kann doch jedem mal passieren / Chestnut Road Bd.1
Sanders, Anne

Liebe kann doch jedem mal passieren / Chestnut Road Bd.1


ausgezeichnet

Julie ist unglücklich in ihrem Beruf als Zahnärztin, daher reist sie nach Brighton, um sich eine Auszeit zu nehmen. Dort angekommen, muss sie allerdings feststellen, dass ihr Zimmer doppelt vermietet wurde und sie sich die Unterkunft nun mit einem Fremden teilen muss. Gerne tut sie das nicht, vor allem, weil ihr Zimmergenosse Alex ziemlich überheblich zu sein scheint. Doch hinter Alex` Maske steckt viel mehr als erwartet, was Julie mit Interesse zur Kenntnis nimmt und daher ziemlich neugierig auf ihren Mitbewohner wird.

Diese charmante Geschichte hat mir richtig gut gefallen! Anfangs haderte ich zwar noch ein wenig mit der mürrischen Julie, die mir etwas zu aggressiv durch die Geschichte pflügte, doch schon nach wenigen Kapiteln schmunzelte ich über ihre Reaktionen, die aus purer Verzweiflung geboren wurden. Für mich wurde die Handlung aber erst perfekt, als sich bald die verrücktesten Menschen in Julies Umfeld tummelten und diese dadurch in die schrägsten Situationen kam. 

Insgesamt wurde die Idee dieser Erzählung meiner Meinung nach großartig umgesetzt, die Autorin fand nämlich genau das richtige Maß an Situationskomik, um das außergewöhnliche Kennenlernen der Protagonisten unterhaltsam zu untermauern. Zudem wirkte die Handlung auf mich nie ausschweifend, kitschig oder überdramatisiert, sondern im Grunde sanft und liebevoll, spannend und spritzig. Die Protagonisten fochten allerdings auch diverse  Auseinandersetzungen aus, wobei dies nicht immer nur in leichter Plänkelei endete, sondern auch spielerisch zur Selbstfindung beitrug, was mir außerordentlich gut gefiel. Darüber hinaus liebte ich die vielen einzigartigen Nebenfiguren, ohne die der Roman wohl nur halb so unterhaltsam geworden wäre.  

Kurzum, diese Liebesgeschichte wird mir bestimmt in sehr guter Erinnerung bleiben. Sympathische, einmalige Figuren, eine wohlwollende Atmosphäre und eine aufregende Dynamik sorgten für absoluten Lesespaß. Bitte mehr davon!

Bewertung vom 05.04.2024
Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things
Yarros, Rebecca

Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things


ausgezeichnet

Camden kehrt nach seinem Militärdienst in seinen Heimatort Alba, Colorado zurück, denn sein Vater braucht Hilfe bei wichtigen medizinischen Entscheidungen. Dort trifft er auf Willow, die ehemalige Freundin seines Bruders, die ihm bereits vor langer Zeit das Herz gestohlen hat, jedoch immer noch ein Tabu für ihn ist. Zudem überzieht die Erinnerung an einen unbequemen Camden die Stadt, doch dieser ist entschlossen, sich seiner Verantwortung zu stellen – in jeder Hinsicht.

Mit diesem Roman habe nun auch ich endlich die gefeierte Autorin Rebecca Yarros entdeckt. Daher kann ich den Hype um ihre Bücher bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, denn sie schreibt sehr gefühlvoll und brachte damit viel Emotion und Atmosphäre zwischen die Zeilen, wobei die Figuren in ihrem Persönlichkeitsentwurf schnörkellos klar wirkten. So konnte ich mich auch ganz auf die Kernthemen konzentrieren, die nicht unbedingt die leichtesten waren.

Eine Liebesgeschichte mit und um das Thema „Demenz“ zu knüpfen, fand ich außerordentlich mutig. Aber gerade für diesen Aspekt der Story sollte man Rebecca Yarros ein großes Lob aussprechen, denn meiner Meinung nach hat sie diese Herausforderung fantastisch gemeistert. Die schwierige Beziehung zwischen Camden und seinem Vater, die Aufarbeitung der Vergangenheit und der spürbar allgegenwärtige Wunsch nach Vergebung, hat mich nämlich unwahrscheinlich berührt. Es war somit eher Cams Liebe zur Familie, die sich für mich ein wenig präsenter zeigte, als seine Zuneigung zu Willow, was mir in diesem Fall überraschend gut gefiel. Passend dazu brachte Willow für Camden auch Verständnis auf und ließ ihm den nötigen Raum, den er brauchte, trotz der prickelnden Szenen, die sich zwischen den beiden abspielten. Allerdings trat Willow in meinen Augen als Hauptfigur deutlich in den Hintergrund, die Bühne gehörte in diesem Roman eindeutig dem charismatischen Camden.

Erwähnenswert fand ich auch der Kampf zwischen Cam und seinem Bruder um die Vormundschaft für den Vater, was sehr aufreibend dargestellt wurde und unterschwellig verlangte, selbst Position zu beziehen. Außerdem spielten auch lang gehütete Lügen und Geheimnisse einzelner Figuren eine Rolle, die man als Leser zusätzlich verkraften musste. Puh, dieses Buch hatte es in der Summe ganz schön in sich, doch die Entwicklungen im Laufe der Handlung ließen mich am Ende das Buch zufrieden schließen.

Leider hatte die Geschichte in der zweiten Hälfte des Buches ein paar Längen, meiner Meinung nach. Denn das altbekannte Gefühlschaos, mit dem Hin und Her zwischen Selbstvorwürfen und Verlangen, war mir ein wenig zu viel, was auch irgendwann eher konstruiert wirkte. Diese Selbstgeißelung hätte es meiner Meinung nach hier überhaupt nicht mehr gebraucht.

Am Ende hat mich „Weil ich an dich glaube“ tatsächlich sehr herausgefordert - im positiven Sinn. Eine dramatische, kraftvolle Erzählung, mit einem charismatischen Protagonisten und einem originellen Handlungsschauplatz. Ein Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte! / 4,5 Sterne

Bewertung vom 04.04.2024
Sylt im Getriebe
Thesenfitz, Claudia

Sylt im Getriebe


ausgezeichnet

Schon mal auf Sylt gewesen? Nein? Ich auch nicht. Aber Marina! Sie wurde nämlich von ihrer Sylter Cousine zur Hilfe gerufen, um für ein paar Wochen ein Auge auf deren E-Bike-Verleih zu werfen. Als Verwandte konnte Marina ja nun schlecht Nein sagen, denn als Mutter zweier erwachsener Kinder und als Frau eines Mannes, der sie kaum beachtete, hatte sie definitiv Zeit. Welche Herausforderungen die Mittfünfzigerin bewältigte, allen voran die Panikattacken, die sie immer wieder quälten oder die aufregenden Treffen mit einem charmanten Schäfer, erfahrt ihr, wenn ihr in diese Geschichte eintaucht.

Ich habe während der letzten Jahren keinen Glücksroman verpasst, da ich Claudia Thesenfitz` Geschichten immer wieder zum Niederknien ehrlich und lebendig empfand. Doch dieser Roman hatte dieses Mal einen besonderen Nerv bei mir getroffen und dafür gesorgt, dass ich das Buch regelrecht verschlang.

Mich begeisterte vor allem die entwaffnende Authentizität der Protagonistin, die mit einer Menge persönlicher Baustellen um die Ecke kam und eher schlecht als recht damit umgehen konnte. Marina war gefühlt eine von uns – durchschnittlich in jeder Hinsicht und so nahbar wie möglich. So war es leicht, sich in die Mittfünfzigerin hineinzuversetzen, die an ihrer Lebenslage zu verzweifeln drohte. In diesem Zusammenhang schienen mir die angesprochenen seelischen, körperlichen und beziehungstechnischen Problematiken gut gewählt, und glaubhaft, ohne unnötiges Drama in die Geschichte eingearbeitet, wobei ich den überaus hilfreichen und humorvollen Freundeskreis, der sich in Windeseile um Marina aufgebaut hatte, außerordentlich mochte.

Die Handlung wirkte auf mich durchaus realistisch, in der Summe allerdings ein wenig zu glatt, was mich in diesem Fall aber nicht sonderlich störte. Insbesondere gefiel mir, dass die Autorin das Problem von Marinas Panikattacken durch die komplette Erzählung, bis zu einer akzeptablen Lösung, mitzog und damit letztlich eine tröstliche Botschaft vermittelte.

Am Ende entpuppte sich für mich „Sylt im Getriebe“ als absoluter Pageturner! Ich hatte unwahrscheinlich viel Spaß an der warmherzigen Geschichte, die den Zusatz „Glücksroman“ definitiv verdient! Es waren diese ehrlichen, aus dem Leben gegriffenen Situationen, die für mich das Besondere an diesem Konzept ausmachten. Ein fantastisches Buch, meiner Meinung nach, und nicht nur für Wechseljahresfrauen lesenswert!

Bewertung vom 30.03.2024
Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1
Popp, Susanne

Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1


ausgezeichnet

Im Jahre 1817 lebt und arbeitet die charismatische Julie als Magd bei ihrem Vormund in Bacharach am Rhein. Ihre Eltern kennt sie nicht, doch ihr Liebreiz lässt die Herzen der Männer höher schlagen. Als Julie nach einer unglücklichen Ehe den Rheinschiffer Johann kennenlernt, scheint ihr Glück perfekt. Doch die Vergangenheit holt die Liebenden ein und bringt sie in ungeahnt gefährliche Situationen.

Wer möchte das Geheimnis um den sagenumwobenen Loreley-Felsen am Mittelrhein denn nicht ergründen? Ich schon, daher fand ich diese Grundlage als Idee für Susanne Popps neuen Roman-Mehrteiler fantastisch!

Kaum über die ersten Seiten geflattert, fühlte ich mich mit dieser Geschichte verbunden. Land und Atmosphäre entfalteten sich in meinem Kopfkino mit Leichtigkeit, ebenso wie der Zugang zu den Figuren, deren Nöte und Entscheidungen nicht emotionslos an mir vorübergingen. Julie und Johann, deren Lebenswege anfangs getrennt voneinander betrachtet wurden, sind mir im Laufe der Geschichte ziemlich ans Herz gewachsen. Denn als Einzelkämpfer, aber auch miteinander, mussten die beiden immer wieder für ihren Ruf und ihre Ziele einstehen, was sie durch Fleiß und Rechtschaffenheit erreichten, und mir sehr gut gefiel. Doch auch Fieslinge zeigten ihr Gesicht in diesem Roman und verliehen dem Ganzen einige dramatische Züge. Allerdings mochte ich vor allem die geheimnisumwitterten Momente, in denen das Rätsel um Julies Abstammung angefacht wurde und gleichzeitig die Schicksalsfäden zusammenzulaufen schienen. Meines Erachtens absolut spannende Szenen!

Letztlich hatte ich mit „Loreley – Die Frau am Fluss“ eine tolle Lesezeit, mit vielen Eindrücken hinsichtlich des damaligen Zeitgeistes, einigen geschichtlichen Fakten, prominenten Namen und einem unerwarteten Cliffhanger zum Ende dieses ersten Teils der Romanreihe. Kein Zweifel, Susanne Popp hat das historische Mittelrheintal wieder lebendig werden lassen und auch das Loreley-Lied von Heinrich Heine an einer Stelle mit einbezogen. Lesenswert!

Bewertung vom 04.03.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


gut

Ein Cold-Case, eine TV-Show: Ein Expertenteam untersucht live vor der Kamera den Mord an Luke Ryder, der 2006 im Garten seines Hauses in London gefunden wurde. Als Hinterbliebene werden eine wohlhabende ältere Witwe und drei Stiefkinder aufgeführt. In der TV-Show „Infamous“ landen die Beweise erneut auf dem Tisch – mit bahnbrechenden Ergebnissen.

Nachdem ich den Teaser für dieses Buch gelesen hatte, war ich Feuer und Flamme für diese Story! Ich mag neue Ideen, die das jeweilige Genre aufmöbeln. Allerdings zeigte sich bald, dass mir dieser Erzählstil überhaupt nicht lag.

Für mich war es anstrengend, mich durch die abwechselnden Abschnitte aus Skripten, Chatverläufen oder auch Zeitungsartikel zu wühlen, während überhaupt keinen Draht zu den Figuren zustande kam. Es hatte etwas von einem Rätselheft. Dabei fand ich die Idee im Grunde schon irgendwie interessant und abwechslungsreich, allerdings vermisste ich den Lesefluss eines herkömmlichen Thrillers. Das Lesen hat bei mir auch sehr viel Zeit in Anspruch genommen, allerdings belohnte mich „Murder in the Family“ im Laufe der Abschnitte mit außergewöhnlichen Wendungen, Cliffhangern zum Ende der jeweiligen Kapitel, und einem Finale, das ich nicht unbedingt erwartet hätte. 

Letztlich finde ich eine Bewertung hier aber ziemlich schwierig, da diese Art der Umsetzung noch wenig Vergleichsmöglichkeiten bietet. Persönlich schaue ich mir diese Storys künftig lieber weiterhin als Serie im TV an, als eine auf dem Papier gedruckte Version zu enträtseln.

Bewertung vom 02.03.2024
Die Melodie der Freiheit / Sturmjahre Bd.3
Scott, Lia

Die Melodie der Freiheit / Sturmjahre Bd.3


ausgezeichnet

Der Schotte Keillan Dennon findet nach dem ersten Weltkrieg wieder zu seiner Familie, in den beschaulichen Ort Foxgirth, zurück. Kaum dort angekommen, erweist er sich als Retter und verhilft der hübschen Isabella McConallta, die vor einer Zwangsehe flieht, zur Flucht. Als Gentleman kann Keillan die zarten Frau nämlich nicht alleine reisen lassen, und so begleitet er sie in das kopflose Abenteuer. Leider entpuppt sich Isabella als Tochter des Edinburgher Clan-Oberhauptes, dem diese Situation natürlich überhaupt nicht schmeckt. Für den Dennon-Clan ist Keillans Entscheidung somit eine Gefahr und trägt damit Geheimhaltungsstufe eins.

Dass Lia Scott schreiben kann, ist mittlerweile nicht mehr von der Hand zu weisen. Ich bin mittlerweile begeisterter Fan der Reihe, durch die ich immer wieder spielend ins Schottland des frühen zwanzigsten Jahrhunderts rausche. Wie immer gibt es in diesem dritten Band ein Wiedersehen mit den Dennon-Geschwistern, allerdings ein vergleichsweise kurzes, denn diese Geschichte spielt sich überwiegend in der Region Fife ab, wohin Keillan Isabella bringt, und nicht inmitten des Dennon-Familiengeschehens in Foxgirth. Diese Zeit der Flucht empfand ich allerdings außerordentlich spannend und intensiv, da Lia Scott den Figuren tief in die Seele schauen musste. Malvina, Isabella und Keillan gaben sich nach außen hin sehr zurückhaltend und mit der Zeit auf vorsichtige Weise halt, so dass sie irgendwann Mut fassten, sich ihrer Zukunft zu stellen. Ich war mehrfach sehr ergriffen von einzelnen Szenen, deren Schlüsselmomente sich tief ins Herz gruben, weil sie so sensibel behandelt wurden und absolut ehrlich und authentisch wirkten. Doch auch brenzlige Situationen blieben nicht aus, die eine andere Art von Spannungsfeld bedienten und dem Roman phasenweise eine ganz andere Dynamik brachten. Ich fand diese Mischung hervorragend, was mich immer wieder voller Neugier das nächste Kapitel ansteuern ließ.

Die schottische Atmosphäre habe ich dieses Mal ein wenig vermisst, was im Grunde aber nicht störte, da die Energie der Selbstfindung in meinen Augen diesen Raum einnahm und das Außen somit etwas überlagerte. Sehr schön fand ich in diesem Zusammenhang Isabellas Entscheidung, ihrem Herzen zu folgen – mit ungewisser Perspektive. Eine Lieblingsfigur hatte ich in diesem Roman aber erstaunlicherweise nicht. Ich fand alle drei Protagonisten hervorragend, deren Charakterzüge sich, meiner Meinung nach, anfangs eher leise zeigten und sich im Laufe der Handlung immer mehr verfestigten.

„Sturmjahre – Die Melodie der Freiheit“ hat mich sprichwörtlich in den Lesesessel gebannt. Hier geschah so viel zwischen den Zeilen, so dass mich das Geschehen ganz vereinnahmte und ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte. Wer Lia Scotts Bücher noch nicht kennt, sollte dies unbedingt nachholen. Sie ist eine fantastische Erzählerin!

Bewertung vom 28.02.2024
Rot / Die Farben Bd.2
Fforde, Jasper

Rot / Die Farben Bd.2


sehr gut

Jane und Eddie leben in einer Gesellschaft, die sich, nach einem unbekannten Ereignis vor etwa fünfhundert Jahren, neu gestaltet hat. Hier ist nun vor allem wichtig, wie viel eines Farbspektrums man sehen kann, denn diese Skala entscheidet über die Stellung innerhalb der Gesellschaft. Die beiden jungen Leute beginnen allerdings Fragen zu stellen. Sie wollen die Wahrheit über diese Welt, in der sie leben, herausfinden. Dabei stolpern sie über eine Menge Ungereimtheiten und Informationen, die sie bis ins Mark erschüttern.

Für mich war dieses Buch faszinierend und absurd zugleich. Ich hatte bisher noch kein Werk von Jasper Fforde gelesen, doch ich war schnell begeistert über seine Art zu schreiben. Er erstaunte mich mit seiner Kreativität, unterhielt mich hervorragend mit seinem trockenen Humor, nervte mich aber auch mit manchen, für mich langatmigen, Szenen. Die Geschichte hatte jedoch etwas ganz Eigenes, nicht nur wegen des Ideenreichtums, den ich unwahrscheinlich bewundernswert fand, sondern auch durch eine unterschwellige Mystik. Ständig versuchte mein Verstand Vergleiche zur unserer Realität zu ziehen, um die Geschichte griffiger werden zu lassen. Der Roman machte demnach allerhand mit mir, aber auch in erster Linie Spaß! Trotz der absolut erschütternden Lebensbedingungen in dieser fiktiven Welt, fand ich die Situationskomik im Geschehen einfach grandios, selbst in den gefährlichsten Momenten, welchen die Protagonisten ausgesetzt waren.

Doch wenn ich ehrlich bin, fühlte ich mich in dieser Story etwas verloren, zudem sie auch viele Fragezeichen bei mir hinterlassen hat. Vielleicht lag es daran, dass mir Kenntnisse aus Band 1 fehlten, wobei ich aber in erster Linie das Gefühl hatte, mit dem Geschehen nicht verbunden gewesen zu sein. Außerdem waren mir so manche Szenen definitiv zu ausschweifend, und in meinen Augen sinn-, bzw. zusammenhanglos, als dass ich sie hätte genießen können. Zusätzlich den Überblick über das Farb- und Gesellschaftssystem zu behalten, die Namen und skurrilen Berufe einzuordnen und die absurde Namensgebung für die alltäglichsten Dinge zu übersetzen, stellte sich als ziemlich große Herausforderung dar. Passend fand ich hier allerdings die oberflächliche Darstellung der Figuren. Erfahren hat man wenig über sie, ihre Gedanken musste man eher erahnen, was sich allerdings sehr gut in dieser pragmatischen, seelenlosen Gesellschaft spiegelte.

Insgesamt empfand ich die Handlung zum großen Teil konfus und lose, während ich mir mehr spannende Momente hinsichtlich der Jagd nach der Wahrheit erwartete. Daher gestaltete sich das Ende des Romans für mich auch nicht wirklich zufriedenstellend. Die sogenannte Auflösung ereignete sich für meinen Geschmack zu schnell und zu unvollständig, und warf einige Fragen auf. Ich könnte mir vorstellen, dass sich der Autor mit diesem Ende eine eventuelle Fortsetzung offen halten wollte.

Rückblickend war „Rot“ dann aber doch eine Art Erlebnis für mich. Ein Wort- und Ideenkünstler zauberte hier ein komplexes Kunstwerk, das viel Konzentration und Offenheit für Möglichkeiten erforderte. Doch mir persönlich fehlte eine Portion Spannung in Verbindung mit dem Fokus auf der Wahrheitssuche, die in meinen Augen inmitten der gefühlten Nebensächlichkeiten unterging. Und obwohl der großartige Humor in jeder Zeile durchschimmerte, würde ich mich letztlich nicht um einen eventuellen Folgeband reißen. Lest es, und beurteilt es selbst! / 3,5 Sterne

Bewertung vom 28.02.2024
Einfach gärtnern! Naturnah und nachhaltig
Mager, Horst

Einfach gärtnern! Naturnah und nachhaltig


ausgezeichnet

Für mich war der Griff zu diesem Ratgeber, neben der Thematik, vor allem der einladenden Aufmachung geschuldet, und der sympathischen Ausstrahlung des Verfassers, mitten im eigens erschaffenen Refugium. Ich kannte den RBB-Gartenexperten Horst Mager bisher noch nicht, habe sein Buch aber mit Interesse durchstöbert, denn es nährt nicht nur die praktische Ader von Naturliebhabern, sondern auch die spirituelle. In diesem Sinne lässt er den Leser gleich zu Anfang an sehr persönlichen Gedanken teilhaben und verrät, wie er selbst zur Liebe am Gärtnern fand.

Den kompletten Ratgeber hindurch begleiten schöne, ehrliche Fotografien die Zeilen, passend zum bodenständigen Konzept und somit weg von stilisierten Hochglanzbildern. So hatte ich richtig Freude am Studieren der vielen Kapitel und Informationen, angefangen mit der Vorbereitung und dem Planen eines Schrebergartens, über die richtige Pflanzenauswahl, den Boden, verschiedene Bewässerungssysteme usw., bis hin zur Abhilfe bei Schädlingen. Sehr hilfreich fand ich vor allem die Erklärungen zur Handhabung des Rückschnitts bei verschiedenen Pflanzenarten und die Tipps, welche häufig die jeweiligen Themenkomplexe begleiteten. Dazwischen eroberten zudem sinnvolle DIY-Vorschläge die Seiten, wie beispielsweise die Herstellung von Pflanzenjauche als Dünger. Alles in gut verdaulichen Häppchen arrangiert.

Letztlich kann ich „Einfach gärtnern!“ uneingeschränkt empfehlen. Wer einen Schrebergarten anlegen will, ist mit Horst Magers Erfahrungswerten sicherlich sehr gut beraten. Der Leitfaden wirkt fundiert und verzichtet auf unnötiges Chichi, erscheint jedoch gleichzeitig auf allen Ebenen hochwertig und überfordert nicht. Ein sehr gelungenes Buch, das die gängige Vorstellung des Schrebergartens niederreißt. Einklang mit der Natur ist das neue Modern.