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Benutzername: 
Lilofee
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 266 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2023
Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2
Simon, Teresa

Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2


ausgezeichnet

Im zweiten Band geht es nahtlos und spannend
weiter.
Die 1960er Jahre in München.
Da denkt man an freie Liebe, Jugendrevolte, Studentenunruhen.

Im Mittelpunkt steht die junge Reporterin Malou.
Sie hat es als verwitwete, berufstätige Mutter nicht leicht.
Gibt alles für ihre Familie und ihren Beruf.
Malou ist ehrgeizig und möchte unbedingt eine sehr gute Reporterin werden.
Ihre feinfühlige Art öffnet Türen und die prominenten
Größen dieser Zeit lassen sich gerne von ihr interviewen.
Wir begegnen u.a. Romy Schneider, Jimi Hendrix, den
Rolling Stones und Zarah Leander.
Das alles wird eindrucksvoll, authentisch und atmosphärisch dicht erzählt.
Teilweise durch kleine Anekdoten, die der Zeit entsprechen, ergänzt.
Wie immer hat die Autorin intensiv recherchiert und es sehr
spannenden umgesetzt.
Die Charaktere sind sehr lebensnah gezeichnet und die wilden, quirligen
Swinging Sixties kommen perfekt auf die Seiten. Das Kopfkino läuft auf Hochtouren
und ein Gefühl direkt dabei zu sein stellt sich ein.
Es entwickelt sich ein Sog und man kann nicht aufhören zu lesen.
Ein leicht und locker geschriebener Roman mit sehr ernsten Hintertönen.
Sehr schön zu lesende emotionsreiche Zeitreise durch die 1960er Jahre.

Unbedingt erwähnenswert sind noch die Playlist am Anfang des Buches
und die hinreißenden Zitate von Frida Kahlo und Mascha Kaléko

Bewertung vom 17.08.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


gut

Am Wendepunkt Eine alleinerziehende Mutter kommt an ihren Wendepunkt. Die Kinder sind groß geworden, ziehen aus. Ein neuer Abschnitt beginnt und das heißt Veränderung. Es fällt der Mutter aber nicht leicht loszulassen und Veränderungen heißen auch Verlust. Erzählt wird in recht sprunghaften Absätzen. Mit sehr kurz gehaltenen Kapiteln. Die Realität vermischt sich mit verschwommenen Erinnerungen. Mal erleben wir sie humorvoll, mal verzweifelt. Ängste kommen hoch. Schafft sie das alles, reicht das Geld? Wenn sie eine neue kleinere Wohnung bezieht, dann muss sie vieles aussortieren. Das heißt noch mehr Veränderung und auch wieder loslassen. Man hat das Gefühl, einer Freundin gegenüberzusitzen. Einer total verunsicherten Frau, voller Misstrauen. Das wird wunderbar auf das Papier gebracht. Mal melancholisch, mal mit viel Selbstironie. Aber auch zeitweilig anstrengenden, wenn man den endlosen Monologen folgen will. Ein Resümiere über ein Leben, das nicht so negativ ist wie gedacht. Vielleicht gelingt ja eine Versöhnung mit der Zukunft.

Bewertung vom 31.07.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


weniger gut

Vorab muss ich gleich die Schreibweise hervorheben.
Die ist nämlich wunderbar. Sehr gut formuliert, detailliert,
mitreißend, reduziert.
Die Hamptons sind die Insel. New York ist die Stadt.
Es geht in diesem Roman sehr unterkühlt zu.
Die geschlossene Gesellschaft der Hamptons, der
Alex, die Hauptfigur, so gerne dazugehören würde.
Kein Ort für Außenseiter, das Mekka der Superreichen.
Sie ist nicht mehr willkommen, hat einen Fehler gemacht.
Ist nur Gast, sie kommt aus der Stadt, eine Einladung gilt nicht
für die Ewigkeit.
Ein kleiner Fehltritt und Simon hat sie vor die Tür gesetzt.
Eine depressive junge Frau, nur normal schön.
Sie lässt sich von reichen Männern aushalten,
Alex klaut, betrügt, nimmt Drogen und kämpft ums pure Überleben.
Da die Charaktere alle sehr reduziert dargestellt
und auf ihren Status beschränkt sind, lässt es keine Nähe zu.
Man kann sich nicht wirklich mit den Figuren identifizieren.
Wir durchleben mit Alex eine ungewöhnliche Woche, deren Ende
erwartungsvoll entgegengesehen wird.
Und dann das! Es gibt kein Ende.
Emma Cline lässt alles offen.
Für mich ein sehr unbefriedigendes Leseerlebnis.

Bewertung vom 26.07.2023
Der Trost der Schönheit
Arnim, Gabriele von

Der Trost der Schönheit


ausgezeichnet

Das Cover ist wunderschön.
Zärtliche Farben in Rosa/Rot.
Darauf ein zerbrechliches, zartes Blatt.

Die Autorin nimmt uns mit auf ihre Suche nach Trost und
Schönheit.
Mit wunderbaren, bezaubernden und sehr tiefgreifenden Worten,
die in fließende, unvergessliche Sätze übergehen.
Jeder Satz sitzt, bringt es auf den Punkt und hat einen
starken Nachhall.

Sehen heißt sich öffnen
Schönheit sehen will gelernt sein
Schönheit sehen will gewagt sein
-
Schönheit ist nicht nur schön, sondern auch Trost.
Überall zu finden, man muss es nur sehen.
Egal ob im Wohnen, an Wegen, sogar beim Purzelbaum schlagen kann man sie sehen.
Schönheit hat viele Facetten, sie kann amüsieren, aber auch grausam sein.
Aber auch das hässliche kann in der Erinnerung schön sein und viel
Trost geben.
Eine wunderschöne empfindsame Suche nach Trost, Zärtlichkeit und Anerkennung.
Dieses Buch zeigt nicht nur die Schönheiten, es spendet auch Trost.
Ob Kindheit, Alter oder Alleinsein, für alles findet Gabriele von Arnim die richtigen Worte.
Unterstützt von passenden Zitaten.

Wer sich darauf einlässt, bekommt Trost und beginnt alles mit anderen Augen zu sehen.
Die Kleinigkeiten, Feinheiten, die einem im Alltag begegnen. Egal ob es eine kleine Blume am Wegesrand ist oder Vogelgezwitscher am Morgen.
Man muss es nur sehen, spüren, hören.

Bewertung vom 15.07.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


sehr gut

Sylt mal anders.
Statt in den bekannten und renommierten Ecken der Insel steigt der Erzähler
in der schwer auszuhaltenden Innenstadt von Westerland in einem grauen Wohnklotz ab.
Dort haben seine Großeltern eine Ferienwohnung gemietet.
Diese versöhnt aber dann durch ihren wunderbaren Ausblick.
Oma und Opa sind in die Jahre gekommen. Die Zeit der Campingurlaube ist vorbei.
Ein letztes Mal besucht der Enkel für drei Tage seine Großeltern.

Mit viel Humor und Warmherzigkeit erzählt er die Lebensgeschichte seiner
Vorfahren. Die Vertreibung aus Schlesien, der ewige Hunger und der schwere Neuanfang.
Eine Familie, in der es hauptsächlich ums Sparen und Essen geht.
Oma Lore ist die strenge Patin und zeigt ihre Liebe ausschließlich durch exzessives Bekochen
ihrer Familie.
Der Enkel ist froh, den Status Esser bekommen zu haben. So kann er sich ihrer Liebe sicher sein.
Eine wunderbare Familiengeschichte mit vielen Rückblicken in die Vergangenheit.
Mal lustig, mal sentimental und manchmal auch etwas melancholisch.
Unprätentiös und lebensnah erzählt, sodass es nie rührselig oder kitschig wird.
Und die Frage: Würden wir unsere Familienangehörigen lieben, wären sie nicht mit uns verwandt?
Beantwortet sich jeder besser selbst!

Bewertung vom 11.07.2023
Die Grönemeyer-Formel für gesundes Essen
Grönemeyer, Dietrich;Grönemeyer, Anja

Die Grönemeyer-Formel für gesundes Essen


gut

Die Grönemeyer-Formel für gesundes Essen wird in diesem Buch
wunderbar erklärt.
Nach ein paar einleitenden Worten der beiden Autoren, geht es auch schon los.
Wie koche ich selbst gesund, günstig und dann auch noch
umweltschonend?
Es gibt viele gute Tipps und Anleitungen.
Z.B. Die Top 12 Lebensmittel, Lagerhaltung und auch Einkaufstipps.
Egal ob für den Kochanfänger oder Profi.
Alles ist sehr gut gegliedert und bebildert.
Die 40 Rezepte sind sehr schön fotografiert und appetitlich angerichtet.
Hier ist für jeden etwas dabei.
Die Zutatenliste ist übersichtlich und wer die Basics zu Hause hat, muss wenig dazu einkaufen.
Zudem steht bei jedem Rezept durch bunte Skalen gekennzeichnet,
wie gut es in den Punkten günstig, nachhaltig und Zeit abschneidet.
Dazu gibt es Tipps und Informationen zum jeweiligen Rezept.
Die von mir getesteten Gerichte entsprachen genau den Angaben
und auch die Zubereitungszeit stimmte.
Am Ende des Buches gibt es einen hübsch gestalteten Saisonkalender.
Mein Fazit:
Ein sehr schönes, handliches und vor allem unempfindliches Kochbuch
das gleichzeitig ein guter Ratgeber ist.
Kompakt zusammengestellt und sehr übersichtlich in der Handhabung.
Die Welt wird hier nicht neu erfunden und es ist auch nicht alles
neu, was hier erklärt wird.
Wer aber ein alltagstaugliches Rezeptbuch mit gesunden und gelingsicheren
Rezepten sucht, ist mit diesem Buch gut bedient.

Bewertung vom 09.07.2023
C'est la vie, chérie
Hennig, Tessa

C'est la vie, chérie


sehr gut

Was tun, wenn es in der Ehe nicht mehr stimmt?
Ulrike denkt über eine Trennung nach.
Ehemann Hans ist zum lahmen Sack mutiert.
Das bringt die Tochter auf den Plan.
Hans ohne Ulrike? Das geht überhaupt nicht.
Es kommt die Idee auf, die Eltern kurzerhand
in zweiten Flitterwochen zu schicken.
Nach Paris! Damit sich die beiden nicht pausenlos
streiten, beschließt die gesamte Familie mitzureisen.
Doch so einfach ist es mit dem zweiten Frühling nicht.
Es kommt anders als gedacht.

Die Autorin entführt uns nach Paris,
der Stadt der Liebe.
Eine wunderschöne Geschichte über
die Liebe in einem federleichten und sehr
humorvollen Stil erzählt.
Es geht um die Ehe, Partnerschaft und um Vertrauen.
Die Charaktere sind sehr lebensecht beschrieben,
man liebt und leidet mit Ihnen.
Es stellt dich das Gefühl ein, direkt vor Ort zu sein.
Ein richtiger schöner Wohlfühlroman mit ernstem Hintergrund
der zeigt, was wirklich wichtig ist im Leben.
Vor allem, dass es nie zu Spät ist, etwas zu verändern.

Bewertung vom 06.07.2023
Petticoat und große Freiheit / Traumfrauen Bd.1
Jessen, Anna

Petticoat und große Freiheit / Traumfrauen Bd.1


sehr gut

Hamburg, Ende der 1950er Jahre
Klara Paulsen lebt in sehr ärmlichen Verhältnissen.
Sie kümmert sich um ihre kranke Mutter.
Der Vater ist im Krieg gefallen. Als Aushilfe in einem
Fotoatelier bringt sie die kleine Familie über die Runde.
Doch Klara ist damit nicht zufrieden. Sie will
unbedingt eine richtige Ausbildung machen.
Als sie ein Angebot als Fotoassistentin in einem Zeitungsverlag
bekommt, greift sie zu.
Sie ist überglücklich, da es der Beginn zu einem ganz neuen Leben ist.

Das Lebensgefühl und der Zeitgeist der 1950er Jahre werden sehr gut
wiedergegeben und wunderbar in die Geschichte eingebunden.
Es geht um die Liebe, um Träume, Machtkämpfe und um ein selbstbestimmtes Leben.
Das Frauenbild der 50er Jahre ist allerdings noch sehr bestimmt
von einer Männerwelt.
Traditionelle Familien- und Rollenbilder prägen die junge Bundesrepublik.
Bis zur Gleichstellung von Mann und Frau ist der Weg noch weit.
Das ist nicht einfach, denn die Gleichberechtigung ist noch nicht
so im Alltag angekommen.
Die schweren Jahre der Nachkriegszeit gehen zu Ende,
der wirtschaftliche Aufschwung spürbar.
Es darf wieder geträumt werden.
Das bringt die Autorin sehr lebendig rüber.
Ihr gelingt es spielend, die Charaktere interessant
und spannend zu beschreiben und in die Geschichte einzubinden.
Dank der wirklich sehr lebendigen Schreibweise hat man das Gefühl ein Teil
zu sein. Man erlebt alle Höhen und Tiefen hautnah mit.
Eine wirklich gelungene Zeitreise in ein Deutschland kurz nach dem 2. Weltkrieg, der noch lange Schatten wirft.
Ein Buch über eine starke Frau, das Lust auf mehr macht!

Bewertung vom 17.06.2023
Wo du mich findest
Barns, Anne

Wo du mich findest


gut

Das Cover passt zu diesem Sommerroman.
Kühl und erfrischend, die Verlockung, sich fallen zu lassen.
Es geht ja auch inhaltlich um das Meer und ums schwimmen.

Der Roman erzählt von Verlusten und Neuanfang.
Sophie hat den Vater und ihre beste Freundin verloren.
Auch ihre Ehe ist nicht mehr in Ordnung.
Sophie vermisst die Nähe und vor allem die Liebe ihres Ehemannes.
Nach der Trennung fühlt sich einsam und sehr verloren.
Einzig Lotte, die Hündin ihrer Freundin, ist ihr geblieben.
Ihr fällt die flüchtige Begegnung mit einem Mann im Café wieder ein.
Der Mann stolperte über die Hundeleine und es gab einen dicken Kaffeefleck auf seinem Hemd.
Da fällt es nicht schwer, sich in Träume zu retten.
Das geht so weit, dass sie zurück nach Rügen fährt, um den geheimnisvollen
Traummann zu finden.
Eine flüchtige Begegnung und schon wird daraus eine Wunschvorstellung,
eine Illusion. Das bringt die Wirklichkeit so richtig an ihre Grenzen.
Alles wird in einer doch sehr distanzierten Schreibweise wiedergegeben.
Die Charaktere bleiben seltsam kühl und auch fremd.
Geschrieben im Briefstil mit wenig Emotionen.
Die Landschaftsbeschreibungen sind allerdings wunderschön und lassen den Leser in diese Geschichte eintauchen.
Viele Zufälle begleiten Sophie auf ihrer Reise. Voll gepackt mit Lebensweisheiten.

Eine schöne Urlaubslektüre, leicht und luftig, kühl und erfrischend wie der Sommer.
Perfekt für den Liegestuhl!

Bewertung vom 13.06.2023
Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1
Riebe, Brigitte

Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1


ausgezeichnet

Die Fabrikantentochter Johanna feiert ihre Volljährigkeit in der Villa ihrer Eltern.
Mitten in der Feier wird ihr die Nachricht einer Erbschaft
überbracht. Sie erbt einen Bauernhof in einem kleinen Eifeldorf.
Von ihrer Tante Lisbeth, die sie nie richtig kennengelernt hat.
Als sie den Hof in Augenschein nimmt, ist sie überwältigt.
Sie beschließt, das Erbe anzunehmen und zieht gegen den Willen
ihrer Eltern in das kleine Dorf. Sie fühlt sich in den verwunschenen
Wäldern sehr wohl und entwickelt ein Gespür für die dort lebenden
Tiere. Das Haus der Füchsin wird ihre Heimat, trotz der schweren Arbeit
gelingt es ihr, ein selbstständiges Leben zu führen. Doch wer war Lisbeth
wirklich. Warum macht ihre Familie ein Geheimnis daraus?

Meinung:

Ein Roman, der einen gleich vom ersten Satz an tief in die Geschichte zieht.
Ein nicht gerade einfaches Leben in den 1920/1930er Jahre. In der wunderschönen Eifellandschaft um Trier. Die Beschreibungen von der Natur und ihrer Tierkinder sind sehr eindrucksvoll und lassen den Leser mit dem Kopf mitreisen.
Das liegt an dem wunderbaren Schreibstil der Autorin. Mitreißend, spannend, teilweise mystisch erzählt und vor allem sehr genau recherchiert.
Das Landleben in einer schweren Zeit mit viel körperlicher Arbeit, Weltwirtschaftskrise und aufkommenden Nationalsozialismus.
Die Figuren bringen einen enormen Nuancenreichtum in die Handlung und
sorgen dadurch für viel Farbe und Abwechslung.
Sie alle haben ihre guten oder schlechten Eigenschaften.
Und genau diese Fehler und Macken lassen sie so natürlich und echt wirken.
Man lebt und leidet mit den Charakteren. Sie sprühen vor Leben, sodass man das Gefühl hat, sie wahrhaft zu kennen und die Geschichte gemeinsam mit ihnen zu erleben.

Fazit:
Ich lese seit Jahren die Bücher von Brigitte Riebe. Von allen ihrer Bücher war ich bisher
begeistert. Auch dieser Roman ist einfach nur schön. Man spürt einen Sog und mag dieses
Buch nicht mehr aus der Hand legen. Will unbedingt wissen, was Johanna und die anderen
noch so alles erleben. Hofft das es noch ewig dauert bis man es aus der Hand legen muss.
Das dann auch nur, weil es beendet wurde. So schöne und fesselnde Lesemomente machen
diesen Roman für mich zu einem absoluten Lesehighlight, der noch lange nachklingen wird!
Ein wunderschöner, packender historischer Roman um eine starke Frau, die sich nicht unterkriegen lässt.

Eine unbedingte Leseempfehlung