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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 537 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2024
Graceland - Die Geschichte eines Sommers
Chase, Kristen Mei

Graceland - Die Geschichte eines Sommers


sehr gut

emotionaler Roadtrip nach Graceland

Grace Luise, Anfang 40, hält ihre Mama schon seit vielen Jahren auf Abstand: einmal im Monat wird telefoniert und alle 2 Jahre besucht sie sie. Denn es ist ihr unangenehm, mit ihrer Mutter gesehen zu werden - eine kleine Chinesin (Grace ist hingegen sehr groß), die mit Perücken und Kostümen aussieht wie Priscilla Presley und ständig so herumläuft. Denn Loralynn ist riesengroßer Elvis-Fan, sie hat eine riesige Sammlung an Elvis-Figuren.
Zusätzlich hat sich Grace als Kind von ihrer Mama nie genug geliebt und unterstützt gefühlt. Sie kam einfach nicht gegen Elvis an, egal wie sehr sie sich auch bemühte.
Aufgrund der Gefühlsarmut durch ihre Kindheit verlässt ihr Mann Grace, den sie aber eigentlich eh nie geliebt hat.

Nur deshalb stimmt sie zu, ihre Mama anlässlich ihres 70. Geburtstages nach Graceland zu fahren, was schon immer deren größter Wunsch war: Über 1000 Meilen von El Paso in Texas bis nach Memphis. Auf dem Weg viele Stationen aus Elvis Presleys Leben.
Die Beziehung der beiden macht in dieser lange dauernden, sehr chaotischen Reise mit manch überzogenen Geschehnissen eine riesengroße Entwicklung durch, was an den div. Stationen und den Personen, die sie dort treffen, liegt.
Es ist wunderschön und emotional zu verfolgen, gespickt mit einer Prise Humor, wie es kleine Schritte vor, aber auch größere zurückgibt, um dann doch wieder etwas aufeinander zuzugehen.
Ohne auf Details einzugehen und somit zu spoilern, konnte ich mir die Details aus Grace' Kindheit und einige Entwicklungen denken, was mir dann auch etwas klischeehaft vorkam. Auch der Schluss - zu einfach, zu leicht.
Doch die Gründe sowohl für das Verhalten von Grace als auch Loralynn decken sich nach und nach auf, und dadurch können sich die beiden endlich verstehen, was schön und emotional mitzuerleben war.

Im vorderen Buchdeckel gibt es eine stilisierte Karte der Reise der beiden Frauen, wo man alles gut nachvollziehen kann.
Am Ende des Buches hat die Autorin auch nochmal all diese Stationen mit kurzen Infos aufgelistet.


Fazit:
Eine emotionale Reise quer durch Amerika, bei dem sich Mutter und Tochter mit Elvis' Hilfe wieder annähern.
Mir hat gefallen, mit Grace und Loralynn die wichtigsten Stationen aus Elvis' Leben nachzuverfolgen.

Bewertung vom 01.09.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


sehr gut

Gestehe den Mord!

Der Münchner Theaterschauspieler Eric Sanders ist nach einem Auftritt im Tatort zu kleiner Berühmtheit erlangt - er erhält viel Lob und die Followerzahl auf seinem Social Media Account steigt rasant.
Bis plötzlich ein zweiter Account auf seinen Namen auftaucht, der unhöfliche Dinge verbreitet. Später kommen massive Drohungen hinzu und es wird von Eric verlangt, dass er einen Mord an einem Kind gesteht, als er selbst noch ein Kind war.
Doch Eric hatte als 11jähriger bei einem Brand, bei dem er seine Eltern verloren hat, einen Balken an den Kopf bekommen und kann sich an nichts mehr zuvor erinnern. Es plagen ihn immer noch Alpträume über das Feuer. Doch er ist sich ganz sicher: er hat als Kind niemanden ermordet!!
Wer ist dieser Stalker und warum tut er Eric das an?

Man kann so gut mit Eric mitfühlen. Diese Postings, Verleumdungen und Drohungen sind Psychoterror pur! Und die Polizei glaubt ihm zu Beginn natürlich nichts und er ist total verzweifelt.
So macht sich Eric also auf die Suche nach seiner Vergangenheit. Seine demente Großmutter, bei der aufgewachsen war, kann ihm auch nichts mehr sagen. In ihrem zusammenhanglosen Gebrabbel erwähnt sie jedoch einen Namen.
So kann Eric nach und nach ein Puzzleteilchen nach dem anderen aus seiner Vergangenheit aufdecken, und erhält dadurch sukzessive seine Erinnerungen, Stückchen für Stückchen, zurück.
Mir ging es nur teilweise manchmal zu leicht - es waren einfach zu viele Zufälle, die ihm bei seinen Recherchen geholfen haben.

Doch Arno Strobel kann mit einem spannenden Schreibstil fesseln: man will immer wissen, wie es weitergeht! Und kann über Eric manchmal nur den Kopf schütteln, weil man dessen Verhalten nicht nachvollziehen kann. Doch man weiß ja selbst nicht, wie man sich in solch einer Situation verhalten würde.
Leider war ich persönlich mit der Auflösung nicht ganz glücklich, weil mich die Plottwists und dieser Ausgang nicht überraschen konnten.


Fazit:
Spannende Unterhaltung mit einer interessanten Plotidee; jedoch mit einer für mich leider nicht ganz zufriedenstellenden Auflösung.

Bewertung vom 30.08.2024
Freunderlwirtschaft
Hartlieb, Petra

Freunderlwirtschaft


ausgezeichnet

Politkrimi mit viel Bezug zur realen Vergangenheit



4,5 Sterne


Ein toter Minister - genau das, was Alma Oberkofler, die Polizistin geworden ist, weil ihre ältere Schwester verschwunden ist, als sie selbst 12 Jahre alt war, in ihrer ersten Arbeitswoche als Leiterin der Abteilung Leib und Leben am Wiener Landeskriminalamt nicht braucht.

War der Tod von Max Langwieser, dem jungen Bundesminister für Landwirtschaft, Generationen und Tourismus, der mit aufgeschlagenem Schädel (an seinem Designer-Glastisch) nun tot in seiner glamourösen Wiener Wohnung liegt, nur ein Unfall? Oder doch Mord?
Wo ist seine Verlobte Jessica Pollauer - und warum kann niemand sie erreichen?
Wo ist Max Langwiesers Arbeitslaptop, auf dem sensible Daten gespeichert sind?
Und warum bekommt Alma den Verfassungsschutz zur Seite gestellt, der aufpasst, dass eigentlich nicht ermittelt wird, weil es ja offensichtlich ein Unfall war? Was soll vertuscht werden?
Fragen über Fragen, die in einer - gerade für Österreicher/innen - sehr unterhaltsamen Geschichte nach und nach aufgedeckt werden.

Es wird das Portrait einer jungen Politik-Generation gezeichnet, die sich alle aus ihrer Jungend im Burgenland kennen, und die mit viel Elan euphorisch die starren Strukturen der österreichischen Politik verändern wollten. Doch wie so oft an Macht und Gier gescheitert sind.
Denn, wie es so ist ist in der (nicht nur österreichischen) Politik: wenn einer einen kennt, der wen kennt, kann man Geld machen. In einem einfachen Wort ausgedrückt: Freunderlwirtschaft. Das trifft es ganz genau, leider auch in der Realität, wie man immer wieder präsentiert bekommt und auch sehr gut aus der Vergangenheit kennt- wenn nämlich die schlauen Herren doch nicht so schlau waren und aufgeflogen sind. Diese sogenannten Saubermänner - allesamt mit Dreck am Stecken. Gut, ich hört schon wieder auf zu lästern, so genau will man da eigentlich eh nicht drüber nachdenken.
Und auch wenn die Autorin betont, dass die gesamte Geschichte von ihr frei erfunden ist, erkennt man doch sehr vieles aus dem echten Leben aus der Vergangenheit von Österreichs Politik wieder. ;)

Etwas unglaubwürdig fand ich Jessicas Flucht, wo sie gelandet ist, und dass sie genau dort auf eine Österreicherin trifft, die sie ganz selbstlos bei sich aufnimmt und ihr beim Ermitteln hilft.
Auch Almas Vorgeschichte hätte es eigentlich nicht gebraucht, denn aufgelöst wurde es nicht.
Und obwohl ich es normalerweise lieber mag, wenn alles aufgeklärt wird, bin ich mit dem (halb-)offenen Ende hier doch zufrieden, denn man kann sich selbst ausmalen, was passieren wird (oder eher nicht), denn es entspricht (leider) der Realität. Und ändern wird sich sowieso nix.


Fazit:
Ein unterhaltsamer, sehr realitätsgetreuer Politkrimi über den Tod eines Ministers, infolge dessen die skandalösen Vorgänge in Österreichs Politik aufgedeckt werden.
Gerne würde ich mehr von Alma Oberkofler lesen!

Bewertung vom 26.08.2024
The House Trap
Read, Emma

The House Trap


sehr gut

aufregendes und spannendes Escape-Abenteuer mit übernatürlichen Elementen

Claude, seine kleine Schwester Amity, seine Freundin aus Kindertagen Deliah und sein neuer Freund Sam spielen ein letztes Mal zusammen, denn die Familie von Claude und Amity wird wegziehen. Doch Amity läuft in den verbotenen Wald, und als die anderen nach ihr Suchen, stoßen sie auf ein unheimliches, verfallenes Herrenhaus. Als sie drinnen nach Ami suchen, schließt sich die Tür, und das Spiel beginnt.

So startet ein aufregendes und fesselndes Escape Abenteuer, man fiebert mit den vier Kindern von Anfang an mit. Auch wenn sich vieles anfangs durch die Technik des gestörten Genies und Erbauer des Hauses, Elias Batstone, erklären lässt, wird es mit der Zeit immer mysteriöser und gruseliger. Was hat es mit den Stimmen aus den Wänden und mit der verschwundenen Tochter von Elias Batstone, Hypatia, auf sich?
Dass es nicht nur ein logisches Escape Rätsel ist, sondern auch übernatürliche Elemente hat, muss man mögen. Ich finde halt schade, dass sich dies nicht aus dem Klappentext erschließt - nur auf der Buchseite der Onlineshops findet man einen klitzekleinen Hinweis.
Aber die Autorin weiß zu fesseln, man ist so gebannt von den Erlebnissen der Kids, dass man einfach nur so durch die Seiten fliegt.

Mir gefällt die Charakterzeichnung der Kids, denn genauso ist es auch im echten Leben: Deliah und Claude waren befreundet, haben sich aber durch die neue Schule, die auch neue Freunde bedeutet, auseinandergelebt, worüber Deliah traurig ist.
Und Claudes neuer Freund Sam ist ein hochnäsiger, unsympathischer Typ, den Deliah nicht ausstehen kann.
Die Kinder sind alle verschieden und ergänzen sich somit gut; diese Charakterunterschiede helfen ihnen, die Rätsel zu lösen.
Auch wenn Deliah ein (Mathe-)Nerd ist, weiß sie mit ihren jungen Jahren schon so viele Dinge, von denen ich als Erwachsene noch nie gehört habe, ohne die die Rätsel jedoch nicht zu lösen gewesen wären. Das fand ich teilweise unglaubwürdig. Ebenso die vielen hilfreichen (übernatürlichen) Zufälle.
Schön und authentisch waren die Gefühle der Kids und vor allem die charakterlichen und freundschaftlichen Entwicklungen.

Leider gab es zwei Stellen, die für mich nicht gut erklärt bzw. aufgeklärt wurden. Ich weiß nicht, ob das Jugendliche, die ja die Zielgruppe sind, eh nicht stört, oder ob diese dann erst recht verwirrt sind.
Ansonsten war die Geschichte eine spannende und aufregende Reise mit übernatürlichen Einschüben (die man mögen muss bzw. sich darauf einlassen).
Gefehlt hat mir eine kurze Info über die Autorin, wie es sonst in Büchern üblich ist.


Fazit:
Ein aufregendes und spannendes Escape-Abenteuer von vier Kids in einem alten, verfallenen Herrenhaus mit übernatürlichen Elementen (die teilweise schon etwas arg gruselig sind und was aus dem Klappentext leider nicht ersichtlich ist.)

Bewertung vom 21.08.2024
Salute - Der letzte Espresso
Kalpenstein, Friedrich

Salute - Der letzte Espresso


ausgezeichnet

Toller Auftakt der Gardasee-Krimi-Reihe mit viel Wohlfühlcharakter

4,5 Sterne

Paul Zeitler hat seinen alten Job als Polizist in München an den Nagel gehängt und von seiner guten Freundin ein Café in Bardolino am wunderschönen Gardasee übernommen, wo er nun ein ruhiges und entspanntes Leben führt.
Bis er eines Tages eine männliche Leiche im WC seines Lokals findet.

Es macht riesigen Spaß, Paul und sein Leben in dem wunderschönen Urlaubsort kennenzulernen. Es ist alles so bildlich beschrieben, man hat alles genau vor Augen und man fühlt sich sofort in Urlaubsstimmung und total wohl dort.
Die lebendigen Figuren, zB Pauls Nachbarin Lisa, die einen Klamottenladen hat, und deren Chihuahua-Hündin Principessa ständig zu Paul kommt; der (obligatorisch) grummelige Ermittler Commissario Lanza und die superneugierige junge Journalistin Antonia (und natürlich auch alle anderen vorkommenden Personen) machen das Ganze zu einer gelungenen Komposition.
Lustig ist natürlich mitzuerleben, wie Paul mit dem Ganzen eigentlich nix zu tun haben will und seine Ruhe flöten geht; und er sich dann auch noch mit dem für ihn nervigen Ermittler herumschlagen muss (der natürlich IHN verdächtigt). Der Schlagabtausch zwischen Zeitler und Lanza war besonders unterhaltsam.
Klar, dass der Mord ohne Pauls Neugier und Mithilfe eigentlich nicht hätte gelöst werden können ;)

Und auch der Fall selbst ist spannend, komplex und man rätselt mit und wechselt von einem Verdächtigen zum nächsten - der Autor präsentiert genug verdachterregende Figuren, die allesamt ein Motiv haben könnten und/oder sich extrem verdächtig verhalten.
Die Auflösung ist dann doch überraschend aber auch irgendwie nicht ;) aber authentisch, und ich wurde sehr gut unterhalten.
Ich freue mich schon auf die nächste Reise in den schönen Ort am Gardasee, bei dem ich wieder mit Paul und Zeitler gemeinsam ermitteln kann!


Fazit:
Ein toller Auftakt der Gardasee-Krimi-Reihe mit einem sympathischen Barista, einem grummeligen Ermittler, einer wuseligen Hundedame und ganz viel Wohlfühlcharakter und Urlaubsflair!

Bewertung vom 19.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


sehr gut

Die Jagd nach einem Serienkiller soll eine Freundschaft festigen

Yorkshire, 1979: Die 12-jährige Miv erzählt uns ihre Geschichte in ich-Form, dadurch kann man sich noch mehr in die kleine bemitleidenswerte Kinderseele einfühlen. Dazwischen gibt es Einschübe aus Sicht anderer Personen in erzählender Form.
Miv hat genau eine Freundin, Sharon, mit der sie alles gemeinsam macht: Miv heckt die Pläne aus, Sharon setzt sie um. Beide kommen aus unterschiedlichen Familien, doch trotz der sozialen Unterschiede werden sie beste Freundinnen.
Als dann die Morde des Yorkshire Rippers immer mehr Angst und Schrecken verbreiten, weil nun auch die "normalen" Frauen in Gefahr sind (bisher hat er nur Prostituierte getötet, wobei Miv nur weiß, dass das keine "normalen" Frauen sind, weil dieses Wort nur hinter vorgehaltener Hand genannt wird), überlegt Mivs Vater, aus Yorkshire wegzuziehen. Doch das kommt für das Mädchen gar nicht in Frage, sie MUSS in Yorkshire und bei ihrer einzigen Freundin bleiben. Denn nur mit ihrer Mutter, die nichts mehr redet; ihrem Vater, der die Abende im Pub verbringt und ihrer ständig nörgelnden Tante, die sich nun alles im Haushalt kümmert, wird sie eingehen.
Also erstellt sie eine Liste (wie ihre Tante Jean es immer macht) - damit muss der Ripper doch zu entlarven sein! Und wenn sie ihn gestellt hat, kann sie mir ihrer Familie in Yorkshire bleiben.

Den Yorkshire-Ripper gab es wirklich: von 1975 bis 1980 hat er 13 Frauen ermordet; diese Begebenheiten haben die Autorin so geprägt, dass sie nun einen emotionalen Coming-of-Age-Roman darum herum gewebt hat.
Man fühlt sehr mit Miv mit und sieht vieles von sich selbst in ihr. Sharon ist ein starker Charakter, sie ist sehr einfühlsam und empathisch (das alles fehlt Miv). Gemeinsam sind sie ein unschlagbares Team.
Später kommen noch Ishtiaq (damals waren "solche" Leute "von woanders" verpönt. Das wird auch in der Geschichte immer wieder hervorgehoben; alles gipfelt darin, dass der Laden von Ishtiaqs Vater angezündet wird) und Paul zu ihrer Freundesgruppe dazu. Es ist schön zu sehen, wie sie sich gegen die Vorurteile und Anfeindungen entgegenstemmen und immer mehr zusammenschweißen.
Durch Mivs Liste lernen die Mädels etliche Bewohner des Ortes kennen, es kommen immer mehr von deren Geheimnisse zutage, und die Mädchen werden dadurch mit bestimmten Personen zusammengeschweißt; sie richten dabei Chaos an, helfen aber auch und bringen Freude in das Leben anderer.

Somit ist das Buch auch eine Sozialstudie der damaligen Zeit: vieles erkennt man in den Überzeugungen von Tante Jean. Auch die sozialen Unterschiede waren damals noch größer; und natürlich die Stellung der Frau dazumals.
Natürlich gibt es auch erste zarte Liebesgefühle und ein einschneidendes Erlebnis, das alles verändern soll.
Es geht um einen kurzen Abschnitt im Leben einer Jugendlichen, Höhen und Tiefen in familiären, freundschaftlichen und allgemein sozialen Beziehungen, die ihr weiteres Leben und ihren Charakter prägen. - Die Geschichte erinnerte mich an Stephen Kings "Stand by me - Das Geheimnis eines Sommers".


Fazit:
Emotionaler Coming-of-Age-Roman über die 12-jährige Miv, die unbedingt den allseits gefürchteten Serienkiller fangen will, um in Yorkshire bei ihrer besten Freundin Sharon bleiben zu können.

Bewertung vom 06.08.2024
Ein Mann zum Vergraben
Casale, Alexia

Ein Mann zum Vergraben


ausgezeichnet

überzogen schwarzhumorige Krimikomödie mit ernsten Hintergrund

4,5 Sterne

Die Autorin will mit viel Humor auf ein ernstes Thema aufmerksam machen: Gewalt gegen Frauen und Mädchen - von Männern; sehr oft Mord. Meistens sind Lebenspartner oder ehemalige Partner oder andere männliche Familienangehörige die Schuldigen. Zur Corona-Zeit sind diese Zahlen astronomisch in die Höhe geschossen.

Es ist der erste, lange Lockdown in der Corona-Zeit; die Kinder sind erwachsen und ausgezogen, und Sallys Ehemann Jim wird in dieser Zeit noch gewalttätiger als bisher.
Bis sie sich eines Tages ganz automatisch, ohne groß nachzudenken, gegen einen Angriff wehrt: mit der alten gusseisernen Pfanne ihrer Granny, über die Jim immer so gelästert hat.
Erstmals lässt sie sich ein Schaumbad ein, dann gilt es erst zu überlegen, was frau mit der Leiche machen soll, denn eins ist klar: Jim muss verschwinden.

Die meisten Kapitel sind in ich-Form aus Sicht von Sally geschrieben, sie erzählt den Leserinnern ihre Geschichte. Und das mit viel nüchternem Humor. Auch wenn ich Sallys Verhalten oft nicht nachvollziehen kann, denn ich lasse doch nicht eine in Folie gewickelte Leiche mitten in der Küche liegen?!
Zwischendurch gibt es Kapitel aus Sicht der anderen Frauen in erzählender Form. Jedoch nicht minder unterhaltsam, haben doch alle das gleiche Problem: ein ungewollter Todesfall des gewalttätigen Mannes der Familie.
So trifft Sally nach und nach auf Ruth, Samira und deren Töchter Leila und Maryam und auf ihre Jugendfreundin Janey, die erst vor kurzem ein Baby bekommen hat.

Natürlich ist vieles überzogen und unglaubwürdig - dass es genau in dieser Siedlung bzw. der näheren Umgebung vier gewalttätige Männer gibt, deren Frauen sie ungewollt umgebracht haben, die Gründung des Mordclubs, das (versuchte) Verschwindenlassen der Leichen, was niemandem auffällt - aber der Lockdown war in dieser Hinsicht halt auch sehr hilfreich: kaum jemand unterwegs. Doch Obacht vor übergenauen und die Nachbarschaft genaustens beobachtenden alten Damen!
Und eine Deadline gibt es auch noch, denn in 14 Tage muss Jim physisch ins Büro kommen. Also schnell her mit guten Ideen zum Leichen verschwinden lassen!
Doch gerade dieses Überzogene war Absicht der Autorin, um auf diese Missstände hinzuweisen, vor denen viel zu oft die Augen verschlossen werden.

Ich wurde jedenfalls sehr gut unterhalten, musste sehr oft schmunzeln, und auch wenn mir eine Wendung gleich klar war, war es schön zu verfolgen, wie die misshandelten Frauen zusammengehalten haben und dadurch, sowie durch ihre Freundschaft und Hilfsbereitschaft an Kraft, Stärke, Selbstbewusstsein und Mut gewonnen haben.
Ich könnte mir diese Geschichte wirklich sehr gut verfilmt vorstellen! Es ist Kopfkino pur!


Fazit:
Eine schwarzhumorige, unterhaltsame und zum Nachdenken anregende Krimikomödie.

Bewertung vom 01.08.2024
Ein mysteriöser Gast / Regency Grand Hotel Bd.2
Prose, Nita

Ein mysteriöser Gast / Regency Grand Hotel Bd.2


ausgezeichnet

2. Teil um das liebenswert-andere Zimmermädchen Molly

4,5 Sterne

Auch der zweite Teil um das außergewöhnliche Zimmermädchen im Regency Grand Hotel, Molly Gray, die nun Chefzimmermädchen ist, fesselt durch Wohlfühlcharakter (man fühlt sich in dem Hotel schon wie zuhause), einer sympathisch-liebenswerten Protagonistin und liebevollen Nebencharakteren (Mollys Freund Juan Manuel, der Portier Mr. Preston und nun das neue Zimmermädchen, das bei Molly in die Lehre geht: Lily).
Lily gerät dann auch gleich (wie Molly im ersten Band) unter Mordverdacht, als der bekannte Kriminalschriftsteller J.D. Grimthorpe tot umfällt, bevor er seine große Ankündigung machen kann. Dafür hatte er den neuen Tee-Salon des Regency Grand gebucht und Lily hatte ihm den Tee serviert - der vergiftet war.
Die nun 29jährige Molly setzt alles daran, Lily aus dieser brenzligen Situation zu helfen; hat sie doch noch gut in Erinnerung, wie es ihr vor 4 Jahren ergangen ist, als sie des Mordes beschuldigt wurde. Und ihr stand damals niemand zur Seite.
Sehr unterhaltsam fand ich den Hühnerhaufen älterer Damen, die sich die größten Fans von J.D. Grimthorpe nennen und das schon im ersten Teil wirklich garstige ehemalige Chefzimmermädchen.

Molly ist einfach liebenswert, und durch ihren besonderen Charakter (mit autistischen Zügen), fallen ihr Dinge auf bzw. stellt sie Zusammenhänge her, was "normalen" Menschen nicht auffällt. Dafür musste sie erst das Sozialverhalten hart erlernen, und noch immer fällt es ihr nicht leicht, weil sie oft falsch verstanden wird und sie das Zwischenmenschliche oft nicht bemerkt bzw. Vieles auch wörtlich nimmt. Doch sie hat sich weiterentwickelt, ihr Verhalten ist nicht mehr wie im Vorgängerband teilweise enervierend.
Schön war zu sehen, dass es Molly nun mit ihrem Freund besser geht, denn im ersten Band hatte sie ihre kürzlich verstorbene Gran noch stark vermisst. Auch jetzt noch hat sie immer die Weisheiten ihrer Großmutter im Ohr, die sie durch den Tag führen. Und die Vergangenheit ihrer Gran, worüber man immer zwischendurch liest, ist für diesen Fall immens wichtig.
Auch die Ermittlerin, Detective Stark, die Molly im ersten Band verdächtigt hat, ist zu Beginn nicht gut auf sie zu sprechen - ist sie denn wieder im Mittelpunkt einer Mordermittlung im Hotel. Doch auch Detective Stark entwickelt sich weiter.
Nur die Erklärung, wie Molly auf die Lösung kam, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen - allerdings denke ich eben nicht so wie Molly - ich hatte nämlich jemand anderen verdächtigt ;)
Das Ende verspricht einen weiteren Band - auf den ich schon mächtig gespannt bin!


Fazit:
Ein elegantes Setting im Regency Grand Hotel, Wohlfühlcharakter, eine sympathische, außergewöhnliche Protagonistin und ein spannender Fall im Krimi-Schriftstellermilieu bescheren großen Lesespaß.

Bewertung vom 30.07.2024
Die Hand des Todes / Tempe Brennan Bd.22
Reichs, Kathy

Die Hand des Todes / Tempe Brennan Bd.22


sehr gut

Der 22. Fall für Tempe Brennan: verstümmelte Touristen in der Karibik

Ihr 22. Fall führt Tempe Brennan auf die wunderschönen Turks-and-Caicos-Inseln in der Karibik. Dort soll sie helfen, verstümmelte, junge, männliche Touristen zu identifizieren.
Es sieht so aus, als ob diese Todesfälle in Zusammenhang mit den aktuellen Bandenkriegen in Quebec stehen würden.

Der Schreibstil ist wie gewohnt trocken-humorig, ich mag diese nüchterne Erzählweise in ich-Form von Tempe in kurzen, oft nur Ein-Wort-Sätzen. Man kann so noch besser mit ihr mitfühlen bzw. sich in sie hineinversetzen. Und die meisten Kapitel enden mit einem neugierig machenden Cliffhanger.
Man trifft wieder auf alte Bekannte, u.a. ihren Freund Andrew Ryan, mit dem sie nun zusammenlebt, und selbstverständlich der eigenwillige Kater Birdie.
Der Fall ist in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden.
Und wie immer bringt sich Tempe durch ihre Recherchen in Gefahr.

Ich fand ehrlich gesagt etwas unglaubwürdig (allerdings kenne ich mich rechtlich überhaupt nicht aus), dass eine forensische Anthropologin, die in den USA und Kanada tätig ist (schon das allein finde ich außergewöhnlich; die USA kam diesmal aber überhaupt nicht vor), von den karibischen Turks-and-Caicos-Inseln (die zu Großbritannien gehören und wohl ansonsten immer Pathologen aus den USA/Florida kommen lassen) um Hilfe geben wird.
Und dann ist aus meiner Sicht nicht einmal Tempes "richtiges" forensisch-anthropologisches Wissen gefordert, denn sie hat es nicht wie sonst mit verwesten Leichen oder Knochen zu tun.
Deshalb hat mich die aktuelle Geschichte trotz des spannenden und komplexen Falls nicht ganz so mitreißen können.


Fazit:
Der 22. Fall ist außergewöhnlich und komplex, doch mir fehlt diesmal das besondere Wissen von Tempe um Knochen und verweste Leichen.

Bewertung vom 19.07.2024
Spaceboy
Walliams, David

Spaceboy


sehr gut

ein intergalaktisches Abenteuer

Ruth muss bei ihrer schrecklichen Tante aufwachsen. Sie hat keine Freuden, außer ihren gefundenen Hund, dem sie nach dem dem berühmten russischen Kosmonauten Juri genannt hat und ihr Fernglas, mit dem sie abends immer den Sternenhimmel beobachtet.
Bis sie eines Tages eine fliegende Untertasse abstürzen sieht - und sie den Außerirdischen namens Spaceboy kennenlernt.

Mir gefällt der comicartige Stil sehr gut; der eher kurze, leicht gehaltene Text wird durch einzelne Wörter, die größer und/oder in einer andere Schriftart verfasst sind, aufgepeppt. Somit werden auch Lesemuffel animiert, weiterlesen zu wollen.
Außerdem gibt es viele schwarz-weiß Illustrationen und zu Beginn ausführliche Steckbriefe aller vorkommenden Charaktere und eine einfache Landkarte von Amerika.
Leider ist das auf dem Cover angepriesene Ufo ein bisschen eine Enttäuschung.

Jetzt zu Ruth: sie ist ein tolles Mädchen, ehrlich, geradeheraus, mutig und steht für Gerechtigkeit und Akzeptanz ein. Und sie ist neugierig bzw. wissbegierig; es war soo genial, wie viele Fragen aus ihr heraussprudeln, als sie Spaceboy gegenübersteht.
Aber auch Spaceboy ist außergewöhnlich; nicht nur, weil er ein Außerirdischer ist, sondern weil auch er viel Mut bewiesen hat und technisch sehr bewandt ist.
Was es mit Spaceboy auf sich hat, war allerdings fast von Anfang an klar ;)

Die Geschichte ist humorvoll geschrieben, allerdings sind viele Dinge sehr überzogen. Der dümmliche Sheriff und Major Majors und seine Soldaten vom Militär von der Streng geheimen Geheimbasis.
Es gibt also viel Action, Bösewichte, Humor (oftmals überzogen), und zwei taffe zweibeinige- samt einem niedlichen vierbeinigen Protagonisten.


Fazit:
Ein actionreiches, chaotisches Abenteuer um ein mutiges Mädchen und einen außergewöhnlichen Außerirdischen, wundervoll verpackt in einem Comic-Stil.