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Benutzername: 
sursulapitschi
Wohnort: 
Hannover

Bewertungen

Insgesamt 80 Bewertungen
Bewertung vom 27.01.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Diane Oliver wurde nur 22 Jahre alt. Sie ist 1966 gestorben und hat trotz ihres jungen Alters ein Werk hinterlassen, das mit Preisen bedacht wurde und uns heute noch beeindruckt.

In „Nachbarn“ wurden einige ihrer Kurzgeschichten zusammengestellt, die neben plastischem Zeitkolorit der 60er Jahre auch von Misogynie und Rassismus erzählen und leider auch heute noch sehr aktuell wirken.

Die Geschichten lassen uns in die Köpfe der unterschiedlichsten Frauen gucken. Da ist Winifred, das einzige schwarze Mädchen am College, oder Nora, deren Vater seine Familie verlassen hat, Millie wird auf ihrer Reise durch Österreich bestaunt wie ein exotisches Tier und Libby kocht für reiche Leute, während ihre Kinder zu Hause hungern.

Es geht um kleinere oder größere Dramen des Alltags. Dabei schafft es die Autorin, sofort zu fesseln, eine Situation auf kleinstem Raum so auszubreiten, dass man ihren Figuren nahekommt.

Der Höhepunkt ist für mich die Geschichte von Jenny, die als Spielball verschiedener Männer ins Unglück getrieben wird. Hier bekommt der Erzählstil nochmal eine ganz eigene Note, wird eher intuitiv, bekommt einen Rhythmus und klingt fast wie ein Lied oder ein Gedicht.

„ Willst du tanzen, Jenny? - Komm schon Jenny! - Du liebst mich nicht genug. - Und dann war sie tot.“

Diese Sätze sind der Refrain einer Tragödie, ziehen sich wie ein Mantra durchs Geschehen, ganz schlicht und doch schrecklich.

Und spätestens an dieser Stelle muss man auch die Sprecherin des Hörbuchs bewundern. Maya Alban-Zapata trägt ganz wunderbar vor, einfühlsam aber ohne Pathos, und setzt so ein I-Tüpfelchen auf ein sehr beeindruckendes Buch.

Es dauert 7 Stunden, 55 Minuten.

Bewertung vom 12.01.2024
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


gut

Spannend und unfreiwillig komisch

Bei der Bewertung dieses Buches ringe ich ein bisschen mit mir selbst.

Die Geschichte an sich hat was. Sie sind zu sechst, alte Schulfreunde, die sich zum Jahrestag des Todes des Siebten im Bunde auf der Insel Inishmore treffen, auf der sie gemeinsam aufgewachsen sind. In der Silvesternacht vor 10 Jahren ist Cilian gestorben und jetzt wollten sie sich wieder treffen, an ihn denken und feiern. Leider durchkreuzt ein Schneesturm und eine Leiche ihre Pläne. Polizistin Cara muss Ermittlungen anstellen statt zu feiern und je mehr sie entdeckt, desto fragwürdiger findet sie ihre Kindheitsfreunde.

Wir haben eine gruselige Situation, irische Originale und ein Rätsel zu lösen. Die Vergangenheit holt Cara wieder ein. Es liegt Tragik in der eisigen Luft, Gefahr und einige Spannung, so weit könnte es ein super Thriller sein, wäre es sprachlich nicht so durchwachsen.

Es ist nahezu lächerlich, wie man sich hier noch in den schlimmsten Situationen ein besorgtes „Alles okay?“ zuruft, wenn doch ganz offensichtlich gar nichts okay ist. „Es wird alles gut.“ ist eine weitere stark strapazierte Plattitüde, die überflüssiger nicht sein könnte. Gekrönt wird das Fest der Floskeln durch poetische Entgleisungen: „Es strömte eine enorme Traurigkeit in ihre Glieder.“

Also, dieses Buch bietet eine gute Portion unfreiwillige Komik, aber das ist ja auch irgendwie unterhaltsam. Ich habe es auf jeden Fall bis zum Ende gehört und war sehr gespannt auf die Auflösung. Das Hörbuch liest Christiane Marx sehr engagiert. Es dauert 10 Stunden und 59 Minuten.

Bewertung vom 01.01.2024
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


gut

Solider Krimi

Dies ist der 11. Fall für das Bodenstein-Kirchhoff Team, wobei Kirchhoff jetzt Sander heißt.

Der Tod eines Mädchens scheint verhängnisvoll mit anderen Todesfällen zusammenzuhängen. Je mehr Pia und Bodenstein herausfinden, desto finsterer gestaltet sich der Fall. Ein Morddelikt scheint sich zum Skandal auszuweiten, der ungeahnte Ausmaße annimmt.

Das ist die Idee hinter diesem Teil der Reihe und die ist originell. So etwas hat noch niemand gelesen. Je weiter man vordringt, desto verzwickter wird die Situation. Spannende Momente gibt es auch einige. Trotzdem hat mich das Buch nur mäßig gefesselt und das liegt in erster Linie an den Figuren.

Zugegeben, ich bin nicht ganz die Zielgruppe und nur Gelegenheitskrimileserin. Ich habe die Reihe nur auszugsweise verfolgt, aber immerhin gut genug um sagen zu können, Pia und Bodenstein sind noch immer im Dienst und noch immer recht langweilig. Ihr Privatleben wird zwar ins Geschehen mit eingebaut (ich scheine je zwei Scheidungen verpasst zu haben!), nur ein Gesicht bekommen sie nicht. Das ganze Ermittlerteam hat im Grunde keine Eigenschaften, alle sind klug, engagiert, emotions- und humorlos.

Das, gepaart mit einem sehr nüchternen Erzählstil, wirkt dann recht brav. Die Fans scheinen es trotzdem zu lieben.

Ich habe die gekürzte Hörbuchversion erwischt und dabei nichts vermisst. Sie wird von Julia Nachtmann sehr schön gelesen. Sie schafft es, diesem eher spröden Text doch noch ein bisschen Leben einzuhauchen. Es dauert 14 Stunden und 3 Minuten.

Bewertung vom 01.01.2024
Der Spurenfinder
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder


gut

Witzig, fantasievoll, nur ein bisschen viel davon

An diesem Buch hat Marc-Uwe Kling wohl großen Spaß gehabt. Es ist ein Ideenfeuerwerk, das er zusammen mit seinen Töchtern geschrieben hat. Die beiden sind zwölf Jahre alt und Zwillinge, genau wie Ada und Naru in dieser Geschichte.

Elos von Bergen, der beste Spurenfinder des Reiches, hat sich aus Sicherheitsgründen nach Friedhofen zurückgezogen. Der Name ist Programm. Seine Kinder Ada und Naru langweilen sich schrecklich, bis ausgerechnet in der Nacht der Träume ein Mord geschieht. Schon müssen Spuren gefunden werden und Ada und Naru dürfen ihrem Vater assistieren.

Die Geschichte strotzt vor fantastisch-lustiger Ideen und macht großen Spaß. Allerdings hatte ich anfangs Probleme, mich einzuleben. Hier sind Kinder die Hauptfiguren, die schlau und mutig das Geschehen bestimmen. Es ist klar ein Jugendbuch, wird aber als neuer Roman des Autors beworben. Natürlich hat man auch als Erwachsener seinen Spaß daran, nur hätte ich gerne vorher gewusst, auf was ich mich einlasse.

Und dann hatten die Autoren deutlich zu viele Ideen für ein Buch. Hier wird man in eine zauberhafte neue Welt geworfen, hat aber keine Gelegenheit, sich einzuleben. Allein die Gründe, aus denen Elos und seine Kinder nach Friedhofen zogen, sind ein Buch wert. Nahezu jede Figur hat einen spannenden Hintergrund, der knapp angerissen wird und dann liegenbleibt. Man hat das Gefühl, Band fünf einer Reihe erwischt zu haben und fühlt sich um die Vorgeschichten betrogen. Viele wunderbare Kleinigkeiten gehen unter im Wust der Randgeschichten. Ich hätte zum Beispiel gerne die Tatsache bestaunt, dass der Kaiserpalast von Wächterinnen bewacht wird. Weiblichen Wächtern bin ich noch in keinem Buch begegnet, sie bekommen aber nur ein-zwei Nebensätze, weil die Geschichte des Bruders der Kaiserin erzählt werden muss.

Das Hörbuch liest der Autor selbst und macht das toll. Er beherrscht hundert verschiedene Stimmen (natürlich ist eine davon das Känguruh, klar.). Ihm zu lauschen, wenn Elos mit seinen Kindern Stimmonade mixt, um den Trank für eine Alte-Oma-Stimme zu bekommen, ist ganz großes Kino.

Es dauert 7 Stunden, 44 Minuten und ist ein großer Spaß, nicht perfekt, aber ein Spaß allemal.

Bewertung vom 01.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Ein gutes Buch mit Längen

Dass man für ein Buch von Nathan Hill Geduld braucht, ist bekannt. Dieses hier lotet dafür nochmal die Grenzen aus. Es ist wirklich, wirklich, wirklich ausführlich.

Im Grunde geht es um Jack und Elisabeth, die dachten, sie wären originelle Menschen und ein Traumpaar, bis schließlich auch sie Alltagsroutinen erliegen. „Wellness“, die Firma, bei der Elisabeth arbeitet, bietet ungewöhnliche Kuren für tausenderlei Probleme an, nur helfen die nur Uneingeweihten. Man kann nur an Zauberei glauben, wenn man die Zaubertricks nicht kennt, aber was ist, wenn der Zauberer einen Zauber braucht?

Das ist grob das Thema, wobei allerdings alle Befindlichkeiten akribisch beleuchtet werden. Der familiäre Hintergrund spielt ja immer eine Rolle, und wenn es um eine angesehene Familie wie die von Elisabeth geht, kann man auch ruhig mal bis ins 19.Jahrhundert ausholen. Mit nervtötender Konsequenz erscheint immer eine Rückblende, wenn man gerade dachte, jetzt kommen Dinge in Bewegung. Die Figuren und deren Umfeld werden seziert und in jeder Lebenslage neu analysiert.

Das passiert alles in einer wunderbaren Sprache, mit Humor, Einfühlungsvermögen und einem scharfen Blick auf unsere Gesellschaft. Man findet sich sehr oft wieder oder kennt jemanden, der genauso hilflos das Internet entdeckt wie Jacks Vater Lawrence – herrlich komisch!

Alles in allem ist es ein sehr gutes, sehr kluges Buch mit viel Humor und einigen Längen, bei dem ich mir ein klareres Ziel gewünscht hätte. Es spricht zahlreiche Themen an, nur fehlt die Pointe, mit der ich eigentlich gerechnet habe. Lesenswert ist es trotzdem.

Bewertung vom 26.11.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


sehr gut

Ungewöhnlich und berührend

Anhand der Buchbeschreibung hatte ich eigentlich mit einer Art Roadtrip gerechnet und Beschauliches befürchtet. Davon verabschiedet man sich aber blitzschnell. Hier bricht einem das Herz schon auf Seite 16, wenn die kleine Harriet gedankenlos von ihren Eltern gemobbt wird.

Tatsächlich liest man hier eine Familiengeschichte über drei Generationen, die episodenhaft aus drei Perspektiven erzählt wird. Nach und nach setzt sich eine Geschichte zusammen, die immer verhängnisvoller wird.

Der Erzählstil fasst einen an, lässt uns mitten ins Herz der Figuren schauen, zeigt, was ignorante Eltern für Schäden anrichten und wie sich ein Kindheitstrauma vererbt.

Es ist eine sehr leidvolle Lektüre, aber trotzdem fesselnd. Hat man erst angefangen, legt man das Buch nicht wieder zur Seite. Mich hat das Buch sehr beeindruck, auch wenn ich einen Stern abziehen für eine Spur zu viel Pathos hier und da.

Bewertung vom 23.11.2023
Kleine Probleme
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


ausgezeichnet

Ein neues Lieblingsbuch

Dies ist ein wunderbares Buch, ein Buch zum zweimal oder vielleicht auch dreimal hören und das Buch, das ich allen meinen Freunden schenken möchte. Es ist originell, sehr klug, sehr anrührend, so wahr und dabei noch saukomisch.

Es geht um Lars, der ein begnadeter Schriftsteller wäre, würde er endlich damit anfangen, sein Buch zu schreiben. Lars kann eigentlich nur eins richtig gut: Dinge aufschieben.

Am Silvestertag beschließt er, sich zu ändern. Er vermisst seine Frau, die ihn verlassen hat und für sie nimmt er jede Anstrengung auf sich. Akribisch arbeitet er eine Liste mit Aufgaben ab, die er sich selbst gestellt hat. Mit jedem Haken auf dieser Liste möchte er Johanna beweisen, dass es ihm ernst ist, heute noch, scheitern ist keine Option. Heute ist Silvester, der Startpunkt für Veränderungen.

Der Erzählstil ist zum Niederknien:

„…und ehe man es sich versieht, sieht man, wenn man jetzt tatsächlich hinsähe, dann müsste man das ganze Leben aufräumen, also sieht man besser nicht hin. Und die Welt denkt dann vielleicht man sei faul, dabei ist man den ganzen Tag schwer damit beschäftigt, nicht hinzusehen. Und das wissen die Wenigsten, wie anstrengend es ist, nicht hinzusehen, wieviel Kraft es kostet, den Fuß nach jedem Schritt am Hosenbein abzustreifen und trotzdem nicht zu putzen.“

So etwas kennt jeder, aber nicht jeder formuliert es so pointiert. Da gibt ein Wort das andere, man weiß gar nicht, was man zuerst zitieren soll. Natürlich ist das weitschweifig, aber hier sitzt jedes Wort und es ist kein Wort zu viel.

Das Hörbuch liest die Autorin selbst und niemand könnte das besser tun. Man muss sich anfangs daran gewöhnen, dass Lars eine Frauenstimme hat, aber das geht schnell und dann ist es grandios. Man sieht ihm ins Herz, diesem verkopften Nerd, der hier gnadenlos seine eigene Unzulänglichkeit analysiert und verzweifelt versucht, es besser zu machen.

Jetzt muss ich mir wohl noch die Printausgabe kaufen, damit ich dieses Schätzchen ins Regal meiner Lieblingsbücher stellen kann.

Bewertung vom 23.11.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


gut

Hauptsächlich anstrengend

Anfangs war ich davon überzeugt, ein neues Lieblingsbuch erwischt zu haben. Der Erzählstil ist grandios, frech, witzig, zynisch und dabei doch irgendwie originell poetisch. Dazu ist das Thema unschlagbar genial.

Maali Almeida, ein Kriegsfotograf aus Colombo, Spieler, Lebenskünstler und Liebhaber eines Ministersöhnchens, ist plötzlich tot und im Dazwischen gelandet. Er hat sieben Monde Zeit, seine Angelegenheiten zu regeln und die Aufnahmeformalitäten zu erledigen, dann wird entschieden, wie es mit ihm weitergeht. Darf er ins Licht gehen? Will er das überhaupt? Erst einmal will er wissen, warum er gestorben ist und dann sind da noch brisante Fotos, die die Welt sehen muss.

Das Geschehen hat Witz und morbiden Charme. Wie es im Dazwischen zugeht, wollten wir doch schon immer mal wissen. Das „Leben“ dort unterliegt Regeln, von denen noch niemand gehört hat und es ist bevölkert von Geistern und Dämonen jeder Art. Maali trifft hilfreiche Geister und auch andere. Im Dazwischen tummeln sich Tote, die eine Rolle in seinem Leben spielten oder auch historische Größen und erzählen aus Maalis Leben, gleichzeitig aber auch von der Geschichte Sri Lankas, einem Land mit Problemen, die gerade in einem brutalen Bürgerkrieg gipfeln.

Die Situation ist kompliziert.

"… such gar nicht erst nach den Guten, denn die gibt´s nicht. Jeder ist stolz und gierig, und keiner kann irgendwas lösen, bevor Geld geflossen ist oder Fäuste erhoben wurden"

Das hilft ein bisschen, macht aber nichts besser. In Sri Lanka leben Tamilen und Singalesen und bekriegen sich in den 80er Jahren aufs Blutigste, warum, scheinen sie selbst nicht genau zu wissen. Als Leser muss man damit leben, dass man oft nur mit höchster Konzentration versteht, wer gerade agiert, wie der ins Bild passt und welchem Lager er angehört. Auch da scheinen die Grenzen fließend zu sein. Jeder ist korrupt, jeder ist verlogen, niemandem geht es um die Sache, weil keiner weiß, was Sache ist.

So etwas zu lesen ist anstrengend. Trotz aller Bewunderung für die Idee und den Erzählstil hat mich das Buch bald mehr geärgert als begeistert. Dieses Buch muss man sich abringen.

Es mag sein, dass so ein Buch in vielerlei Hinsicht preisverdächtig ist, ein Lesevergnügen ist es jedenfalls nicht. Ich bin froh, es hinter mir zu haben.

Bewertung vom 22.11.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Ich war von „Tyll“ schwer beeindruckt und habe dieses Buch für einen sicheren Tipp gehalten. Und der Prolog scheint das noch absolut zu bestätigen. Da wird ein dementer Mann aus seinem Pflegeheim in eine Fernsehshow gezerrt. Man möchte ihn zu seiner Vergangenheit als Filmschaffender befragen, aber er gibt nicht die Antworten, die man sich gewünscht hat. Und was ist mit dem Film, der nie veröffentlicht wurde?

Das ist ein genialer Einstieg in ein Buch mit genialem Thema und macht genau das, was mir am Tyll so gefallen hat: Es transportiert elegant allzu Menschliches und deutet unterschwellig einen Hintergrund an, der eigentlich nicht erzählt wird. Leider erschöpft sich das im Prolog.
Was danach kommt, ist durchaus eine interessante, geschickt aufgebaute Geschichte, nur die Figuren werden dabei so überzeichnet, dass man kaum noch jemanden ernst nehmen kann.

Das Leben von G.W. Pabst bietet eine ganze Menge Themen. Als einer der ersten Filmregisseure hat er Filmhistorie miterlebt und gestaltet, den deutschen Film durchs Dritte Reich begleitet und sogar Asyl in Hollywood gesucht. Sein verschollenes Werk ist bis heute ein Mysterium und dessen Entstehung bringt sogar eine Spur Enthüllungsjournalismus ins Spiel. Nur geht dieser geniale Ansatz komplett unter, indem man ihn durch Witzfiguren ausgestalten. Sogar Papst selbst tritt weitgehend als unbeholfener Wicht in Erscheinung, der von seinem eigenen Hausmeister tyrannisiert wird, der selbst irgendwas zwischen Quasimodo und Dracula ist.
Wir lernen Berühmtheiten in Massen kennen, von denen keiner ein Gesicht bekommt. Nahezu blankes Namedropping berührt niemanden.

Meine anfängliche Begeisterung für dieses Buch hat sehr schnell nachgelassen. Es ist eine tolle Geschichte und ein originelles Stück Historie, die einem nahe gehen sollte. Ich konnte sie leider zu großen Teilen nicht ernst nehmen.

Bewertung vom 22.11.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


ausgezeichnet

Eigentlich dachte ich, man kann unmöglich das neue Bilderbuch von Marc Uwe Kling als Hörbuch hören, weil man dann doch die wunderbaren Zeichnungen verpasst. Ich wollte es nicht tun, aber dann lief es mir zu und ich tat es doch und hatte ganz wunderbare 28 Minuten.

Ist das niedlich! Wir bekommen hier das garantiert wunderbare Bilderbuch als Hörspiel mit Musikuntermalung, toll gelesen vom Autor selbst. Das kann einfach niemand besser machen.

Es geht natürlich um Leute, die immer alles besserwissen müssen und da liegt die Familie Teufel ganz vorne. Tina und Theo Teufel haben das Erbsenzählen von Vater gelernt, das liegt ihnen im Blut und deshalb können auch nur sie das seltsame kleine blaue Wesen sehen. (Genau genommen ist es türkis, klar.) Ob Papa es auch sehen kann?

Also, dieses Buch ist wundervoll, klug, witzig, spitzfindig, herrlich gelesen und viel zu schnell vorbei. Leider habe ich die Bilder verpasst. Ich schätze man braucht ganz dringend beides, das Buch und das Hörbuch, weil auch die Buchbesitzer ganz unbedingt etwas verpasst haben, wenn sie nicht dieses Hörbuch hören.

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