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Benutzername: 
CM94
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 852 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


sehr gut

Vera Buck ist wahrlich die Meisterin der Plottwists und Nebelkerzen, das stellt sie hier wie absolut unter Beweis und lädt den Leser zum Miträtseln kann was in der einstigen schwedischen Bilderbuch-Idylle vor sich geht, denn von Idylle kann hier keine Rede sein. Ein Buch, das einem die Nerven raubt, aber gegen Ende auch ein bisschen den roten Faden aus den Augen verloren hat.

Zum Inhalt: Als Henrik und Nora fahren mit ihrem Sohn nach Schweden in das Ferienhaus von Henriks Opa. Umgeben von Wald will die Familie runterkommen, die Freiheit der Natur genießen und Henrik vielleicht sein nächstes Buch schreiben. Doch der Ort seiner Kindheit ist ganz anders als in seiner Erinnerung und stellt sich plötzlich eher düster und bedrohlich dar. Als dann auch noch Fynn beim Spielen im Wald verschwindet, nimmt der Albtraum seinen Lauf.

Den Einstieg fand in die Geschichte fand ich gar nicht so leicht und musste mich erstmal auf die vielen Figuren und Handlungsstränge einlassen, die auf den ersten Blick erstmal alle nicht zusammenpassen und von denen für mich keiner besonders einnehmend war. Generell strotzt die Geschichte vor sonderbaren Charakteren mit ungewöhnlichen Vorlieben und eher suspekten, mulmig anmutenden Handlungsorten, sodass es mich beim Lesen oft gegruselt hat. Hut ab aber davor, wie die Autorin es schafft, diese unangenehme Atmosphäre konstant aufrecht zu erhalten, ich war eigentlich durchweg am erschaudern.

Die Erzählweise wirkte oft unzuverlässig, was nicht nur an den jeweiligen Personen liegt, aus deren Perspektive die Geschichte geschildert wird, sondern auch daran, dass jegliche Zeitangaben fehlen, sodass auch ich beim lesen jeglichen Zeitgefühl innerhalb der Geschichte verloren habe. Anfangs wirkte das noch halbwegs stimmig aber gegen Ende hin hatte ich das Gefühl, dass mir einzelne Zeitabläufe nicht ganz logisch erschienen. Das größte Manko ist für mich das Ende: ich fand die Auflösung und den "Showdown" sehr wild und ein bisschen übertrieben. Auf den letzten 100 Seiten überschlagen sich die Ereignisse völlig und waren für meinen Geschmack ein bisschen zu abstrus. Die Autorin hat hier einfach wahnsinnig viele Themen aufs Tableau gebracht, die dann aber alle nicht so richtig aufgearbeitet worden sind, sodasss ich ein bisschen unbefriedigt zurückgeblieben bin.

Insgesamt war das Buch aber super Packend erzählt und auch spannend geplottet, durch die vielen falschen Fährten, war ich eigentlich permanent am Rätseln, was richtig Spaß gemacht hat. Dadurch dass nach und nach immer mehr Geheimnisse ans Licht kommen, ist die Story durchweg mitreißend und man ist richtig im Plot gefangen. Würde das Ende gerne umschreiben, aber bis dahin echt ein grandioses Buch irgendwo zwischen düsterem Abenteuerroman und bösem Thriller.

Bewertung vom 23.06.2024
Schlafenszeit - Albträume erwachen, wenn diese Tür sich schließt
Rekulak, Jason

Schlafenszeit - Albträume erwachen, wenn diese Tür sich schließt


ausgezeichnet

Vielleicht vorab: ich glaub ich hab mich schon lange nicht mehr derart gut unterhalten gefühlt. Die Geschichte ist ziemlich schräg, man muss sich da bisschen drauf einlassen, damit der Vibe so richtig ankommt, aber einfach eine geniale Geschichte zwischen Gruselroman, Thriller und Mystery.

Zum Inhalt: für Mallory ist der Job als Kindermädchen bei den Maxwells eine Chance, ihr Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken und ihre Selbstständigkeit zurückzubekommen. Und der vierjährige Teddy ist ihr auch schnell ans Herz gewachsen . Doch dann beginnt Teddy immer düsterere Bilder zu zeichnen, die ihm angeblich seine imaginäre Freundin vorgibt. Und Mallory fühlt sich zunehmend unsicherer in der neuen Umgebung und beginnt der Sache nachzugehen.

Die Story ist einfach so dermaßen wild geplottet, nicht nur weil die Protagonistin durch ihre Vergangenheit eher unzuverlässig wirkt, sondern weil der süße kleine Teddy echt schaurige Heimsuchungs-Vibes ausstrahlt. Und hinter verschlossen Türen ist echt nichts so wie es nach außen den Anschein hat.

Die Geschichte ist ultra wendungsreich und immer wenn ich dachte, ich hätte den roten Faden gefunden, lacht einem der Plot ins Gesicht und geht in Flammen auf. Bin fassungslos was ich da eigentlich gelesen habe. Irgendwo zwischen Genialität und Wahnsinn hat mich die Storyline total gecatcht und begeistert.

Krasses Stilmittel sind die Zeichnungen- Gänsehautfeeling pur kann ich das nur sagen. So total verstörend wie diese Geschichte war, hat mich dieses Buchregelrecht fertiggemacht. Und ich habs sehr genossen.

Bewertung vom 16.06.2024
Bleib
Dieudonné, Adeline

Bleib


ausgezeichnet

Ich war mir nicht so sicher, was ich aufgrund der Buchbeschreibung zu erwarten hatte, die Story mutet ja doch recht schräg an auf den ersten Blick. Aber ich finde, die Geschichte ist es absolut wert, dass man sich auf die einlässt. Denn obwohl sie etwas eigenwillig ist, ist doch auch eine besondere Geschichte über Liebe und Verlust.

Zum Inhalt: Eine Frau verbringt das Wochenende mit ihren Geliebten in einem Chalet am See, einem Ort, der sie beide verbindet und der ihnen eine Zuflucht ist, wo sie sich nicht verstecken müssen. Doch dann stirbt der Geliebte beim Schwimmen. Und die namenlose Erzählerin bleibt mit seinem Körper zurück. Statt den Notruf zu wählen beschließt sie ihren Geliebten auf eine letzte Reise mitzunehmen um sich zu verabschieden und einen Brief an seine Frau zu schreiben, in dem sie ihr alles erklärt.

Das Seelenleben der Protagonistin breitet sich aus wie ein buntes Tuch, eine Landkarte ihrer Lebenserfahrungen, gescheiterter Beziehungen und familiärer Bindungen. Skurrilerweise hat sich dieses Buch wie eine ganz besonders intensive Liebesgeschichte angefühlt und war entgegen meiner Erwartung überhaupt nicht pietätlos. Unwillkürlich habe auch mich fragen müssen, wie man eigentlich mit einem derartigen Verlust umgehen und weiterleben soll. Dass sich unsere Protagonistin daher einen besonderen, individuellen Abschied wünscht, wie sie ihn auf offiziellen Wege vermutlich nie bekommen hätte, fand ich gar nicht so abwegig.

Eigentlich ist es absolut unverfroren sich als Geliebte bei der Ehefrau zu melden um bei dieser eine Art Trost zu suchen. Gleichzeitig ergibt es absolut Sinn und ist auf simple Art nachvollziehbar: es gibt keinen anderen Menschen, der diese Liebe und diesen Verlustschmerz nachempfinden kann. Die Protagonisten sucht keine Absolution, sie versucht nur zu verarbeiten. Und obwohl sie „die andere Frau“ ist, fühlte sich ihre Beziehung mit M. für mich sehr besonders an. Man erfährt nun fast nichts von seiner Ehe und seiner Frau, wodurch dieser Teil seines Lebens blass und dadurch weniger wichtig erscheint, während man mit der Geliebten, obwohl sie namenlos und dadurch ein Stück weit distanziert bleibt, gut mitfühlen kann. Denn in ihren Briefen, der der Leser sehr voyeuristisch liest, offenbart sie sich selbst, macht sich verletzlich und angreifbar.

Das Stilmittel der Briefe hat mir gut gefallen. Das Buch liest sich dadurch wie ein Monolog, der Selbstreflektion und Erinnerung ist, eine Aneinanderreihung von Anekdoten, Emotionen und subjektiven Schilderungen. Das funktioniert erstaunlich gut, der Leser wird dahingehend manipuliert seine Sichtweise nach der der Protagonistin auszurichten, bekommt Scheuklappen aufgesetzt, was M., sein Leben und einen Tod betrifft.

Ich fand das Buch absolut unterhaltsam und gleichzeitig auch ein bisschen poetisch was die Themen Liebe, Lebensentscheidungen, Verlust und Abschied angeht. Mich hat die Geschichte absolut mitgerissen auf dieser verrückten letzten gemeinsamen Reise mit M.

Bewertung vom 16.06.2024
Deep & Shallow / Coldhart Bd.2
Kiefer, Lena

Deep & Shallow / Coldhart Bd.2


sehr gut

Oh my, ich fand Band 1 dieser Reihe schon ziemlich gut, aber in diesem Band hat Elijah nochmal alles gekillt. Ich hab so nen Crush auf diesen Book Boyfriend. Mag ja eigentlich kein Second Chances, aber dieses „jemanden verlassen um ihn zu beschützen und hoffen dass danach noch ein Happy End möglich ist“? Lieben wir!

Zum Inhalt: vor vier Monaten hat Elijah Felicity und sich das Herz gebrochen um sie zu schützen und endlich das Geheimnis seiner eigenen Entführung zu lüften. Doch nun ist er zurück in New York und seine Spur führt ihn direkt zu Felicitys Vater. Wir die Wahrheit sie zerstören oder können sie gemeinsam stärker aus der Sache hervorgehen?

Was mich an diesem Buch mal wieder total in seinen Bann geschlagen hat, sind die vielen kleinen Details, die die Story so authentisch machen und die grandiosen Nebencharaktere, die man einfach lieben muss. Ich finds auch so cool, dass Helena und Jess in diesem Band auch wieder vermehrt vorkommen und man dadurch erlebt, wie es mit ihnen weiterging.

Ich fand den Storyverlauf diesmal sehr dramatisch und das Verhältnis Romance/Suspense scheint mit dadurch weniger ausgewogen als bei den vorherigen Bänden. Und während Eli glänzt und ein paar richtig coole Auftritte hinlegt, wirkt Felicity in diesem Band eher unnahbar und abwesend, was sich auch in den Beziehungen zu ihren Freunden widerspiegelt. So richtig habe ich da dieses Mal den Vibe nicht gespürt. Elis Familiengeschichte, wie er sich gegenüber Freunden und Familie offenbart, haben sie da regelrecht überstrahlt.

Den Cliffhanger am Ende fand ich richtig übel, bin absolut fassungslos und weiß gar nicht wie ich die Zeit bis zum nächsten Band überbrücken soll. Ich fand diesen zweiten Band wieder sehr solide, auch wenn mir der Handlungsverlauf der Reihe nicht ganz so gut gefällt, wie bei Westwell. Trotzdem hat sich das Buch wieder klasse lesen lassen und ist gut geplattet, sodass es durchgehend spannend ist und eine konstante Bedrohung im Hintergrund lauert. Ein paar mehr Herz-Momente hätten es dann für meinen Geschmack doch sein können, aber das ist schon meckern auf hohem Niveau.

Bewertung vom 14.06.2024
Not in Love - Die trügerische Abwesenheit von Liebe
Hazelwood, Ali

Not in Love - Die trügerische Abwesenheit von Liebe


ausgezeichnet

Gott, wie humorvoll, sexy und kompliziert kann eine Geschichte sein? Und Ali Hazelwood so: ja! Ich liebe, liebe, liebe ihre Bücher. Warte ja eigentlich drauf, dass irgendwann mal der Moment kommt wo ich mir denke „es nur der Hype“, aber nö, ich liebs wirklich jedes verdammte Mal. Ali Hazelwood ist für mich ne absolute Romance-Queen.

Zum Inhalt: Rue musste hart für ihr sicheres, gefestigtes Leben arbeiten und verdankt ihrer Mentorin und Chefin Florence viel, die über die Jahre zu einer Freundin geworden ist. Als Florence Firma finanzielle Schwierigkeiten hat und aufgekauft werden soll, steht Rues ganzes Leben wieder mal auf der Kippe. Und verantwortlich dafür ist ausgerechnet Eli, der attraktive Fremde mit dem Rue sich über eine Dating-App verabredet hat.

Ich liebe Rues nüchterne, pragmatische Art, die besonders gut in den diversen Gesprächen mit Eli zur Geltung kommt und bei denen ich teilweise Tränen gelacht habe. Sie ist der Inbegriff von sozial inkompetent und unbeholfen, aber gleichzeitig ein verdammtes Genie- ich liebe die Kombination total. Generell sind die Figuren bei Ali Hazelwood ja gerne mal speziell, aber hier hat sie gefühlt noch ne Schippe draufgelegt. Bin großer Fan davon.

Die Geschichte in ziemlich spicy und ähnlich wie bei den anderen Büchern der Autorin mutet das anfangs irgendwie cringe an, weil Rue in Bezug auf Intimität sehr speziell ist. Wirkt im Gesamtkonzept aber irgendwie stimmig und die Chemie zwischen den Protas ist definitiv spürbar.

He falling first ist ein Trope der mir definitiv gefällt und ich mags wie in den Büchern von Ali Hazelwood immer ein akademisches Setting geschaffen wird, das total stimmig und auf nerdige Art cool wirkt. Hier werden gleichzeitig überraschend viele ernste Themen angesprochen, was dem Buch als Ausgleich zu dem vielen Spice eine angenehme Tiefe verleiht.

Einfach wieder grandiose Unterhaltung, die mich wieder total umgehauen hat

Bewertung vom 14.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


gut

Die Graphic Novel ist eine nette Ergränzung oder auch Vereinfachung des Jane Austen Romans, wer das Original kennt, wird hier vermutlich den Charme vermissen, den Austens Beschreibungen und Dialoge ausmachen. Die Handlung ist hier wirklich stark komprimiert, auf das wesentlichste beschränkt dargestellt. Für mich, als Austen Fan, ist das Buch ein nettes Add-on, kann dem Original aber natürlich nicht das Wasser reichen.

Die Liebesgeschichte um Elisabeth Bennet und Mr. Darcy ist eine der bekanntesten Liebesgeschichten aller Zeiten und eines der Topbücher von Jane Austen, das immer noch Leser aus aller Welt begeistert. Durch diese Graphic Novel bekommt die Geschichte einen modernen Anstrich. Die Sprache ist simpler gehalten, wodurch sie leichter zugänglich ist. Sie verliert dadurch aber auch ihren pointierten Witz, der Austens Werk so episch macht. Es fehlen die charmanten Schlagabtausche zwischen Elisabeth und Mr. Darcy und auch die ganzen Feinheiten der Kunst des Werbens gehen irgendwie verloren.

Ich fand die Illustrationen ganz nett und ansehnlich, bestimmte Gesichtsausdrücke wirkten für meinen Geschmack zwar etwas überzeichnet, was zum Beispiel Mrs. Bennet in meinen Augen boshafter wirken ließ, als ich sie aus dem Roman in Erinnerung habe. Manchmal sind einzelne Charaktere auch scher auseinanderzuhalten, weil sie sich in bestimmten Bildern so ähnlich sehen. Die Farbgestaltung an sich und auch die Einteilung in Jahreszeiten fand ich aber sehr passend und schön umgesetzt.

Die Schlüsselmomente waren soweit alle da, wenn auch komprimiert, manche Figuren und Szenen aus dem Original gingen aber auch einfach verloren. Ich finde es schwer zu beurteilen, ob jemand der das Original in keiner Form kennt, hier alle Verstrickungen völlig rekonstruieren kann.

Insgesamt fand ich das Buch nett anzuschauen um die Geschichte nochmal in Kurzfassung zu rekapitulieren. Auch meine Lieblingsmoment aus dem Buch waren alle vertreten und nett bebildert, sodass man sich nochmal anders auf Zeit und Setting einlassen konnte. Ersetzt mir aber nicht den Charme des Originals.

Bewertung vom 14.06.2024
Ich finde dich wieder
Miller, Mark

Ich finde dich wieder


sehr gut

"Uns bleibt immer New York" von Mark Miller war letztes Jahr eines dieser Bücher, die mich total überrascht und begeistert haben, sodass mir der Autor im Gedächtnis geblieben ist und es sofort Klick gemacht hat, als ich dieses Buch gesehen habe. Und wow, war das wieder ein tolles Buch. Irgendwo zwischen Familiendrama und Thrillerspannung, hat mich dieser Roman wieder sehr gefesselt. Ich war richtig gebannt von der Story, deren Perfidität man sich gar nicht ausmalen kann. Spannend und temporeich geplottet.

Zum Inhalt: Bei einem tragischen Autounfall verstirbt Toms Sohn, während er selbst noch im Koma liegt. Daran zerbricht auch seine bereits angeschlagene Ehe völlig und Tom lebt seitdem zurückgezogen in den Florida Keys. Als er eine anonyme Email bekommt, deren Schreiber andeutet Josh würde noch leben, flammt in Tom neuer Kampfgeist auf und er setzt alles daran, die Wahrheit über die Nacht, die sein Leben zerstörte, aufzudecken.

Am Anfang der Geschichte steht der Unfall selbst, der eindringlich und aufwühlend geschildert ist, dann folgt ein harter Cut zu Toms Leben in der Gegenwart, wo er immer noch versucht, die Ereignisse zu verarbeiten. Anfänglich liegt der Fokus eher auf seinen neuen Mietern und schon bei ihrer Ankunft überkommt einen ein ungutes Gefühl, dass sie Ärger bedeuten könnten. Und das nicht nur, weil Tom sich zu der verheirateten Kay hingezogen fühlt. Schnell stellt sich eine angespannte Atmosphäre ein, in der Tom beschattet wird und sich andeutet, dass an der anonymen Mail mehr dran sein könnte, als Tom zuerst zu glauben wagte.

Die Geschichte schlägt schnell unerwartet große Kreise, in denen Tom nur ein Spielball ist, seinen Gegnern aber mächtig in die Suppe spuckt, nicht zuletzt weil er ein paar tolle Verbündete auf seiner Seite hat. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und war wirklich auf den Ausgang dieser Geschichte gespannt. Ein bisschen liest sich das Buch zwischendurch wie ein Actionfilm, bei dem der Held auf einen einsamen Rachefeldzug geht. Stellenweise war das für mich knapp an der Grenze zur Übertreibung, was so eine Einzelperson (unser Protagonist ist Autor von Beruf, kein Soldat oder Polizist), da alleine auf die Beine stellt.

Tatsächlich hielt das Buch die eine oder andere überraschende Wendung bereit, sodass es bis zum Schluss interessant und unterhaltsam bleibt. Mir hats wieder gut gefallen, war aber eine komplett anderes Buch, als die kosmopolitische New York Geschichte aus dem vergangenen Jahr. Für mich hat sich Autor Mark Miller damit schön breit aufgestellt, sodass ich auch in Zukunft nach seinen Büchern Ausschau halten werde.

Bewertung vom 14.06.2024
AGE OF IVY
Stiles, Ann

AGE OF IVY


ausgezeichnet

Als ich die Ankündigung des Buches gesehen habe, habe ich auf eine Geschichte à la „Ready Player One“ gehofft- eine Mischung aus Sci-Fi und Dystopie, was ich damals eine grandiose Idee und genial umgesetzt fand. Nachdem ich nun „Age of Ivy“ beendet habe, weiß ich gar nicht, ob es mir nicht sogar besser gefällt. Die Geschichte hat mich absolut mitgerissen und ich bin jetzt schon so gespannt auf den zweiten Teil.

Zum Inhalt: 2062 ist die Welt von einem Pflanzenvirus überrannt worden, nur London hält dem Virus noch Stand. Ziel des Spiels ist es, zu überleben und Kämpfe zu gewinnen oder Quest zu gewinnen, um Inventar und Fähigkeiten zu bekommen. Es gibt keine Heilung: wer den Efeu berührt, stirbt.

Das Setting des apokalyptischen, bedrohlichen Londons fand ich gut gewählt und auch detailreich genug beschrieben, um es sich vorstellen zu können. Die einzelnen Quests waren superspannend und ich habe richtig mitgefiebert, ob die Gruppe um Nell es schaffen kann. Ich bin jetzt nicht aktiv in der Gaming-Szene drin, hatte aber kein Problem die paar Gamingbegriffe die vorkamen richtig einzuordnen. Ansonsten ist die Sprache dem Alter der Figuren angepasst, jugendlich und leicht verständlich.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, was ich sehr gelungen fand. So bekommt die durch das Spiel führende KI zum Beispiel eine entsprechende elektronisch verstärkte Stimme, was ich total cool und stimmungsvoll umgesetzt empfunden habe. Durch diese KI-Ansagen fühlte man sich selbst direkt in die Handlung des Games versetzt. Auch die kurzen Kapitel aus Sicht des Gamemasters waren sehr packend und man fragt sich natürlich, was hinter dem Spiel steckt. Die beiden Sprechen haben auch die Emotionen der Protas stark und nahbar rübergebracht. Ich glaube ich habe selten ein Hörbuch gehört, dass ich derartig stimmig umgesetzt fand.

Neben dem Kampf ums pure Überleben und der Suche nach einer angeblich sicheren Zuflucht beschäftigen die Figuren auch die Themen rund um Freundschaft und Liebe, denn unklar ist, wem man in der Welt von AoI vertrauen kann. Das Ende war ganz schön dramatisch, was ich gemessen an Alter und Background der Figuren leicht übertrieben fand. Außerdem gab es einen ziemlich fiesen Cliffhanger. Ich freu mich auf jeden Fall schon auf Band 2 und kann das Hörbuch nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 09.06.2024
Country Place
Petry, Ann

Country Place


gut

Der Klappentext ließ ja bereits erahnen, dass wir uns in Gesellschaft kleingeistiger Gemüter begeben und an einen Ort, der von den dörflichen Geheimnissen lebt. Trotzdem war ich sehr überrascht wie beschränkt das Gesichtsfeld der Geschichte war, das sich vor allem auf die Skandale zweier eingesessener Familien fokussiert. Nicht ganz was ich mir erhofft hatte, trotzdem durchaus amüsant zu lesen.

Zum Inhalt: als Johnnie Roanes aus dem Krieg zurückkehrt findet er seine Heimatstadt unverändert und doch entfremdet vor. Und auch er selbst ist nicht mehr derselbe wie vor vier Jahren. Doch kann er sich überhaupt noch ein Leben in der ländlichen Beengtheit vorstellen, nachdem er die Welt gesehen hat?

Ich dachte es würde um Heimkehr gehen und darum seinen Platz im eigene Leben wiederzufinden. Aber viel mehr ging es darum, wie das Leben aller anderen weitergegangen war, was Johnnie zurückgelassen und verpasst hatte. Er selbst ist eher eine passive Figur seiner eigenen Geschichte. Im Fokus steht der dörfliche Tratsch, die kleinkarierten Ansichten der Bewohner und eher veralteten Moralvorstellungen. Plot und Setting sind also denkbar simpel gehalten und die Handlung trudelt so ein bisschen vor sich hin.

Spannend finde ich, dass das Buch bereits 1947 erschienen ist. Betrachtet man die Geschichte vor diesem Hintergrund wirkt sie vermutlich um einiges skandalöser, während sie mir beim Lesen oft einfach überholt vorkam. Keine der vorkommenden Personen war mir sympathisch, Misogynie und Rassismus sind unter den Dorfbewohnern keine exotischen Eigenschaften.
Aus heutiger Sicht sind die Figuren sehr stereotypisch dargestellt, bin mir aber eigentlich sicher, dass es nah an die damalige Realität herankommt und selbst heute, je nach Region, immer noch eine gewisse Aktualität besitzt.

Die Gedankengänge und Handlungsweisen der in den Fokus gerückten Personen wirken teilweise völlig irrational, worin für mich der Unterhaltswert der Geschichte lag. Es wirkte auf mich wie ein absoluten Possenspiel. Ob das so angemacht war, weiß ich nicht, aber vor diesem Hintergrund habe ich mich an der Geschichte schon amüsieren können.

Bewertung vom 09.06.2024
Rule of the Aurora King / Die Artefakte von Ouranos Bd.2
Tuli, Nisha J.

Rule of the Aurora King / Die Artefakte von Ouranos Bd.2


ausgezeichnet

Ich fand schon den Auftaktband absolut stark und habe mich so auf diese Fortsetzung gefreut um mehr über Lars Schicksal zu erfahren. Und dieser Band hier ist einfach wieder absolut grandios und mitreißend erzählt, eine Geschichte bei der ich absolut mitgebaut habe und die von Anfang bis Ende wahnsinnig spannend war. Für mich wieder ein echtes Fantasy-Highlight und ein richtiger starker Band dieser epischen Reihe.

Zum Inhalt: nach den Wettkämpfen am Sonnenhof findet sich Lor als Gefangene des Aurora-Prinzen Nadir wieder, der ihr ihre Geheimnisse entlocken will. Und obwohl er der Sohn ihres größten Feindes ist, entdecken die beiden ihre gemeinsamen Interessen und schließen eine Allianz um Lars Krone zu finden und ihre Macht zu entfesseln. Als sie sich dabei immer näher kommen muss Vor sich daran erinnern, dass sie ihm nicht ihr Herz schenken darf.

Zuerst mal: das Setting des ersten Band war ja mit dem Sonnenhof recht simpel gehalten und auch hier spielt ein Großteil der Handlung abwechselnd in Nadirs Versteck und dem Bergfried seiner Vaters. Aber mit den Protagonisten besucht der Leser auch kurzzeitig das Königreich von Herz, wodurch sich die Handlungswelt ausweitet und vielfältiger wird. Das hat mir gut gefallen, weil so auch ein paar der Fantasy-/Magieelemente zum Tragen kamen.

Die beiden Protagonisten zusammen sind einfach eine grandiose Kombination und die Chemie zwischen ihnen war praktisch mit Händen greifbar. Ich liebe Nadirs brachiale, besitzergreifende Art und fand es großartig, wie Lor sich aber immer wieder gegen ihn behauptet und ihm absolut Paroli bieten kann. Die Lovestory hat mir richtig gut gefallen und ich hoffe wir erleben davon in den Folgebänden noch mehr.

Auch die Rückblenden in das Reich von Herz und die Geschichte von Lars Großmutter waren richtig interessant und gut aufgebaut, sodass es durchweg spannend blieb. Gegen Ende gab es dann sogar nochmal ein paar größere Enthüllungen, die vielleicht nicht super unerwartet kamen, sich aber gut in den Plot eingefügt und die Zeitebenen verknüpft haben.
 
Lors Schicksal ist mir total an die Nieren gegangen. Das Buch schafft scheinbar mühelos den Spagat zwischen ernsten, ergreifenden Themen und bodenloser Spannung und Nervenkitzel.
Ich finde es einfach unglaublich, was es wieder alles zu entdecken und begreifen gab und bin mir sicher, dass auch die Folgebände noch die eine oder andere Überraschung bereithalten werden. Habe das Buch geliebt und kann den nächsten Band nicht erwarten.