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Luise-21
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Berlin

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Insgesamt 269 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2024
Wo die Asche blüht
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


sehr gut

Die Autorin Nguyễn Phan Quế Mai, erzählt in ihrem neuen Roman “Wo die Asche blüht“ eine bewegende Geschichte von Schuld und Vergebung und über das Schicksal der Kinder vietnamesischer Frauen mit amerikanischen Soldaten während des Vietnamkriegs.

Meine Meinung:
Im Vietnamkrieg kämpfte die USA auf der Seite Südvietnams gegen das kommunistische Nordvietnam. Der Krieg dauerte von 1964 bis 1975. Doch neben all dem Leid, der immer durch einen Krieg entsteht, wurden gewollt oder ungewollt, tausende Kinder aus Beziehungen oder Prostitution zwischen vietnamesischen Frauen und amerikanischen Soldaten, gezeugt.
Die Autorin widmet sich in ihrem Roman besonders und eindringlich den unglaublichen Schwierigkeiten der Amerasier (Kinder) und inwieweit ihre Familien dadurch konfrontiert waren.

Auf zwei Zeitebenen zwischen 1969 – 2016 aber in drei Handlungsstränge verflochtene Schicksale, erzählt die Autorin die Geschichte von den beiden Schwestern Trang und Quỳnh, einem amerikanischen Veteran und Phong, dem Sohn einer Vietnamesin und eines ehemaligen Gis.

Vietnam, 1969: Die beiden Schwestern Trang und Quỳnh wachsen ärmlich in einem kleinen Dorf im Mekongdelta auf. Ihr täglicher Kampf ums Überleben ist hart. Als ihre Eltern an einen Betrüger geraten und all ihre Ersparnisse, verlieren, überredet eine Freundin die beiden Schwestern mit nach Saigon zu kommen. Trang findet sich als Barmädchen nicht so leicht zu recht wie Quỳnh, doch diese erinnert ihre Schwester immer wieder an die Schulden der Eltern, die abgezahlt werden müssen! Als Trang mitten in den Wirren des Krieges dem amerikanischen Soldaten Dan begegnet, stürzt sie sich mit ihm in eine Affäre, die nicht ohne Folgen bleibt.

Ho-Chi-Minh-Stadt 2016: Das Schicksal von Phong, Sohn einer Vietnamesin und eines ehemaligen GIs, der in einem Waisenhaus aufwuchs und jetzt versucht verzweifelt ein Visum für sich und seine kleine Familie, in die USA zu bekommen. Alle Anstrengungen auf ein Visum scheitern und Phong, ist verzweifelt, denn wie soll er seine Eltern finden? Eine unglaubliche und schwierige Suche begleitet ihn bis er seine Antworten findet …

Ho-Chi-Minh-Stadt 2016: Nach Jahrzehnten kehrt der amerikanische Veteran Dan zurück ins Land der Angst und versucht Vergebung seiner alten Schuld zu finden. Dan’s Ehefrau Linda, ist ihm dabei eine große Stütze obwohl sich für sie erst im Jetzt und Hier, die ganze Wahrheit über die Vergangenheit ihres Mannes, offenbart. Auf der Suche nach seiner damaligen Geliebten Kim und ihr gemeinsames Kind, erfahren Dan und Linda, schreckliche Details …

Der Autorin gelingt es hervorragend, diese drei Schicksale so geschickt zu verweben, dass der Eindruck entsteht, so hätte es sich im echten Leben abspielen können.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihrem flüssigen Schreibstil, ihren Charaktere und Zeitsprüngen, eine Geschichte über die Zeit während des Vietnamkrieges, deren Auswirkungen auf das Land und der Menschen aber auch die der Veteranen, die auf der Suche nach Vergebung ihrer Schuld sind, zu erzählen.
Ein Glossar im Anhang, der die vietnamesischen Wörter übersetzt, hat mir ein bisschen gefehlt.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.05.2024
Der falsche Vermeer
Odijk, Patrick van

Der falsche Vermeer


ausgezeichnet

Dem Autor Patrick van Odijk, gelingt es in seinem Debütroman „Der falsche Vermeer“ hervorragend Fakten und Fiktion über den niederländischen Kunstmalers Han van Meegeren (1889 bis 1947) und vielleicht vom größten Kunstskandal der Nachkriegszeit, spannend zu erzählen.

Inhalt:
Ein unbekanntes Gemälde Vermeers und eine junge Reporterin auf der Jagd nach der Story ihres Lebens

Nach der Befreiung der Niederlande 1945 herrscht ein Klima des Aufbruchs. Jetzt sind neue Stimmen gefragt: So wie die der Reporterin Meg van Hettema, die ihren Mut schon im Untergrund unter Beweis gestellt hat und sich jetzt keineswegs mit dem Schreiben von harmlosen Alltagsgeschichten zufrieden geben will. Bei Recherchen stößt sie auf den brisanten Fall des Malers Jan van Aelst, dem vorgeworfen wird, niederländische Kunst an Nazis verkauft zu haben. Doch van Aelst besteht darauf, die Nazis in Wahrheit raffiniert ausgetrickst zu haben. Um sich in diesem Labyrinth aus Geheimnissen zurechtzufinden, braucht es einen unbestechlichen Blick, Hartnäckigkeit und keine Scheu vor Autoritäten – genau die Qualitäten, für die Meg steht.

Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Patrick van Odijk nicht nur von einem der größten Kunstskandale der Nachkriegszeit, sondern vermittelt auch einen Einblick in die faszinierende Welt der Malerei, Fälscherwerkstätten und Zeitungsredaktionen.


Meine Meinung:
Die Geschichte beruht auf dem Leben des niederländischen Kunstmalers Han van Meegeren und wird in der Handlung durch die fiktive Figur - Jan van Aelst - ersetzt.

Niederlande 1945: Der Krieg ist beendet und das Land befreit, doch die Schatten des Nazi-Regimes sind noch vorhanden. Die junge talentierte und ehrgeizige Reporterin Meg van Hettema kriegt Wind von den Ermittlungen der Polizei gegen den Maler und Kunsthändler Jan van Aelst und erhofft sich die größte Story ihres Lebens. Van Aelst gilt als Kollaborateur und Volksfeind, weil er den Nationalsozialisten kostbare Bilder niederländischer Meister verkauft haben soll.

Die Reporterin Meg erzählt aus ihrer Perspektive, oft auch in Rückblenden, aus ihrem Leben und ihr Streben als Frau im Verlag anerkannt zu werden um gute Storys schreiben zu können. Meg scheut keine Gefahr, denn sie hat einfach das Talent, immer zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein. Mit einer unglaublichen Beharrlichkeit heftet sie sich schließlich an die Fersen von Jan van Aelst und beginnt Stück für Stück, seine Lügen, Tricks und Täuschungen aufzudecken. Meg gelingt es, dem Kommissar Aaron Rosendahl und den anderen Zeitungen in jeder Hinsicht, voraus zu sein. Ihre exklusiven Artikel in der Zeitung führen sie trotz einiger Hindernisse, zum Erfolg.

Jan van Aelst, fälschte unter anderem mehrere Vermeers und narrte selbst renommierte Kunstexperten. Der Nazi Hermann Göring war begeisterter Anhänger niederländischer Maler und zahlte ein Vermögen für einen Vermeer. Van Aelst, gelangte unter deutscher Besatzung zu einem unermesslichen Reichtum, was ihm aber nach dem Krieg beinahe den Kopf kostete.

Um seinen Kopf zu retten, liefert van Aelst schließlich den Beweis, dass er Göring und andere Kunstliebhaber um Millionen betrogen hat, um der Todesstrafe zu entkommen.

Fazit:
Dem Autor gelingt es in seinem gut recherchierten historischen Debütroman, eine wunderbare und spannende Atmosphäre zu schaffen, die wie ein Sog wirkt. Mit seinem flüssigen und glaubwürdigen Schreibstil, stellt er seine Charaktere lebendig und bildhaft, dar. Mich konnte diese außergewöhnliche und spannende Geschichte, mit der ich viele schöne Lesestunden hatte, überzeugen. Nach diesem gelungenen Debütroman, bin ich sehr auf weitere Veröffentlichungen des Autors, gespannt.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für Fans historischer Romane!

Bewertung vom 22.05.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Der Autor Christoph Wortberg, erzählt in seinem neuen Roman „Gussie“ die berührende Geschichte über das Schicksal einer außergewöhnlichen Frau: Auguste »Gussie« Adenauer, die zweite Frau Konrad Adenauers.

Meine Meinung:
Mit seinem gelungenen Schreibstil gelingt es dem Autor ein berührendes Porträt von Auguste „Gussie“ Adenauer, geb. Zinsser, der zweiten Frau des legendären deutschen Politikers Konrad Adenauer, zu erzählen.

Auf dem Sterbebett lässt Gussie Erinnerungen ihres Lebens an sich vorbeiziehen und erzählt ihre Geschichte nicht chronologisch, sondern was ihr im Moment in den Sinn kommt und ihr wichtig erscheint. Jedes Kapitel beginnt aber mit einem datierten fiktiven Briefausschnitt zwischen ihr und ihrem Vater. Berührend werden Gussies Erinnerungen zwischen den Jahren des Kennenlernens mit Konrad, ihrer drei Stiefkinder und ihrer gemeinsamen fünf Kinder, wach. Ihr Erstgeborener stirbt nach nur vier Tagen und Gussie, kann den Schmerz über den Verlust, nie überwinden.

Gussie lässt die Bilder entstehen, wie sie als junge Frau des Oberbürgermeisters von Köln, Zugang zu ihrem schweigsamen und wortkargen Mann gefunden hat und an seiner Seite, trotz vieler Entbehrungen, ihr Glück gefunden hat. Als Hitler 1933 die Macht übernimmt, verändert sich das Leben der Familie Adenauer, gravierend.

Adenauer wird von seinem Posten abgesetzt, schließlich überwacht, enteignet, gefangen genommen und entgeht nur durch eine List dem Konzentrationslager. Adenauer muss sich vor den Nazis verstecken, taucht im Westerwald unter und Gussie wird von der Gestapo verhaftet und verhört. Unter enormen Druck und um ihre Töchter zu retten, verrät sie schließlich, den Aufenthaltsort ihres Mannes.

Fazit:
Der Autor hat hier eine atmosphärische und beeindruckende Romanbiografie über das Schicksal einer starken Frau: Auguste »Gussie« Adenauer, mitreißend erzählt. Mit seiner Erzählung und der Balance zwischen Fakten und Fiktion, ist dem Autor ein realistisches Bild der damaligen Zeit gelungen und hat mich bis zum Ende mitgenommen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.05.2024
Das Echo der Gezeiten
Frank, Rebekka

Das Echo der Gezeiten


ausgezeichnet

Die Autorin Rebekka Frank, erzählt in ihrem neuen Roman “Das Echo der Gezeiten“ eine Historie mit Fiktion verflochtene Geschichte über die wilde Schönheit der Nordseeküste, ein geheimnisvolles Schiffswrack und über zwei Frauen, getrennt durch Jahrhunderte aber verbunden durch das Meer.

Meine Meinung:
In zwei Handlungssträngen erzählt die Autorin abwechselnd aus dem Leben der jungen Tilla Puls, die 1955 in St. Peter lebt und den großen Wunsch hegt, tauchen zu lernen und von Ness Dorn, die 1633 auf einer Nordseeinsel mit ihrer Mutter Zuflucht bei den Beginen vor ihrer Vergangenheit sucht.

St. Peter 1955: Schon lange träumt Tilla Puls davon, tauchen zu lernen und ist begeistert, wenn ihre Großmutter Frieda mit ihr und ihrem Bruder, mit dem Boot auf die Nordsee hinausfährt. Aber besonders liebt sie die Geschichte ihrer Großmutter über das Schiffswrack an der nordfriesischen Küste. Endlich scheint sich Tillas Traum zu erfüllen als ihr Vater mit ihr und ihrem kleinen Bruder nach Elba reist, damit sie tauchen lernen.
Tilla studiert an der Hamburger Universität Ende der 1950er Jahre Archäologie und muss sich erst einmal gegen eine Männerdomäne behaupten, denn als eine der wenigen Frauen wird sie nicht ernst genommen. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts hofft Tilla, das Schiffswrack und die Geschichte seines mysteriösen Untergangs erforschen zu können.

Auf einer Nordseeinsel 1633: Nes Dorn musste zusammen mit ihrer Mutter aus ihrem alten Dorf fliehen und findet bei einem Beginenkonvent, der von Nes Großmutter Kreske geleitet wird, Schutz. Doch auch die Frauen des Ordens werden im Dorf ausgegrenzt und geraten in den Mittelpunkt gefährlicher Gerüchte. Auf der Insel verschwinden immer wieder auf unerklärliche Weise Kinder und die Inselbewohner verdächtigen die Beginen, doch Nes will die Beschuldigungen entkräften und begibt sich auf die Suche der verschwundenen Kinder. Ihre Entdeckungen bleiben nicht unbemerkt und Nes muss über sich hinauswachsen, um die Gemeinschaft zu schützen.

Das Nachwort der Autorin zu Fakten und Fiktion runden den Roman hervorragend ab.

Fazit:
Von Anfang an konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen, nicht nur wegen des sehr flüssigen Schreibstils, sondern weil es der Autorin gelingt, ihren fiktiven Charakteren Leben einzuhauchen. Durch den Spannungsbogen der sich über die ganze Geschichte zieht und immer weiter aufbaut, fühlte ich mich regelrecht auf einer Achterbahn der Gefühle und wollte das Buch kaum aus der Hand legen.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle Literaturfreunde!

Bewertung vom 12.05.2024
Astrids Vermächtnis
Mytting, Lars

Astrids Vermächtnis


ausgezeichnet

Der Autor Lars Mytting, erzählt in seinem neuen historischen Roman „Astrids Vermächtnis“ den Abschluss der Schwesterglocken-Trilogie, die Geschichte von einem norwegischen Tal in den Jahren 1936 ‒ 1945 und einer Familie, die geprägt ist von widerständigen Frauen und von Männern mit Pioniergeist. Sie lassen überkommende Mythen und Aberglauben hinter sich, trotzen Not und Krieg und machen sich auf den Weg in eine neue Zeit.

Meine Meinung:
Der Einstieg beginnt tief in der Vergangenheit mit der Geschichte der Hekne Schwestern, mit wertvollen zusätzlichen Details und dem Hintergrund zu den Schwesterglocken sowie des geheimen Webteppichs. Das Buch kann dadurch zwar auch einzeln gelesen werden aber die Jahre und tollen Ereignisse die dazwischen liegen, fehlen einfach und lassen Zusammenhänge zum Teil nur erahnen.

Butangen, 1936: Astrid Hekne, Tochter von Kristine und Jehans Hekne und eine Nachkommin der Hekne-Schwestern, spürt ihrer Vergangenheit nach – und engagiert sich zugleich im Widerstand, als die Deutschen Norwegen besetzen.

Obwohl Pfarrer Kai Schweigaard inzwischen recht alt geworden ist, steht er noch immer vor der Kanzel, hält seinen Gottesdienst und kümmert sich um seine Pfarrgemeinde. Pfarrer Schweigaard vertraut aus vollem Herzen nur Astrid Hekne und weiht sie über sein Wissen über die Hekne-Schwestern ein. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Vergangenheit und spüren die fehlenden Puzzleteile auf.

Pfarrer Schweigaard lässt sich so leicht nicht von seinem Amt vertreiben, auch nicht, als die Nazis sein Pfarrhaus in Beschlag nehmen. Erst als die Deutschen Ansprüche auf die zweite Schwesterglocke und des Sagenumwobenen Webteppichs erheben, bannt sich in Pfarrer Schweigaard, ein ungeheurer Kampfgeist an und zusammen mit Astrid Hekne, leisten sie einen erbitterten Widerstand, denn es gilt, ein Erbe zu schützen.

Ausgerechnet Astrids Zwillingsbruder Tarald, der gezeichnet aus dem Krieg nach Hause zurückkehrt, wird zum Verräter über den Verbleib der Schwesterglocke.

Besonders hervorheben möchte ich noch den ausführlichen Überblick im Anhang, der die wichtigsten Figuren, Tiere und Gegenstände der Trilogie, sowie das Hervorheben der historischen Persönlichkeiten oder Gegenstände aufzeigt und damit die Geschichte gekonnt abrundet.

Fazit:
Auf diesen Abschluss der Schwesterglocken-Trilogie habe ich mich schon sehr lange gefreut, denn der Autor versteht es ausgezeichnet, mit einer fesselnden und intensiven Sprache zu erzählen, die mich einfach nur begeistern konnte. Dem Autor gelingt es hervorragend, seine Handlungsfäden zum Ende geschickt zu verknüpfen und die Rätsel um die Weberinnen Halfrid und Gunhild, zu lösen. Jede Zeile war für mich spannend und lesenswert.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für jeden Literaturfreund!

Bewertung vom 29.04.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


sehr gut

Die Autorin Sarah Winman, erzählt in ihrem neuen Roman “Das Fenster zur Welt“ eine Geschichte über ein lebenslanges Band der Freundschaft, über Schicksal, Liebe und Familie.

Inhalt:
Ulysses und Evelyn begegnen sich in einem italienischen Weinkeller und sprechen über Kunst und das Leben, zu einem Zeitpunkt, an dem die Schönheit in der Welt nicht leicht zu finden ist. Diese Begegnung knüpft zwischen ihnen ein lebenslanges Band der Freundschaft. Von den sonnenbeschienenen Hügeln der Toskana bis hin zum Londoner East End ist »Das Fenster zur Welt« ein lebensbejahender Roman über Schicksal, Liebe und Familie.

Er ist ein junger britischer Soldat, sie ist eine sechzigjährige Kunsthistorikerin, die ihre geliebten Gemälde vor den Bomben des zweiten Weltkriegs bewahren will. Ein einziger Abend eröffnet Ulysses eine Sichtweise auf die Welt, die ihn für immer verändert. Nach dem Krieg kehrt er aus Florenz in seine Heimat London zurück, zu den alten Bekannten, die sich täglich in Col's Pub treffen. Dort wartet auch Peg, die Liebe seines Lebens, die ihr Herz aber an einen amerikanischen Soldaten verloren hat. Ulysses hofft auf einen Neuanfang. Da ihn seine Jahre in Italien nie loslassen, bricht er in ein ungewisses Abenteuer auf: ein Leben in Florenz. Im Gepäck hat er nicht nur Pegs Tochter Alys, sondern auch den alten Cress und den Papagei Claude.
Sarah Winman hat einen warmherzigen, atmosphärischen Roman über Freundschaft und Schönheit geschrieben und darüber, dass es nie zu spät für einen Neubeginn ist, auch wenn man sich selbst dafür zu alt fühlt.

Meine Meinung:
Schon alleine die wundervolle Gestaltung des Covers finde ich gelungen, denn der Papagei, findet eine unglaubliche Bedeutung in dieser Geschichte.

Als Ulysses nach dem Krieg aus Florenz in seine Heimat London zurückkehrt, findet er zwar die Liebe seines Lebens Peg wieder, doch nach 6 Jahren seiner Abwesenheit, hat sich ihr Leben verändert. Peg hat ihr Herz an den amerikanischen Soldaten Eddie verloren und eine Tochter von ihm Namens Alys. Vergebens wartet sie auf seine Rückkehr, während Ulysses, auf einen Neuanfang hofft.

Nach einer unerwarteten Erbschaft, kehrt Ulysses, nicht nur mit Pegs Tochter Alys, sondern auch mit dem alten Cress und dem Papagei Claude, zurück nach Florenz. Er wagt den Neustart in ein neues Leben doch das Alte lässt ihn nicht los. Sein Leben gestaltet sich zwischen London und Florenz. Die Sorgen und Nöte auf beiden Seiten sind groß aber die Freundschaft verbindet sie und sie sind bereit, sich gegenseitig zu helfen auch wenn die Entfernung noch so groß ist.

Berührend fand ich den Besuch als Ulysses mit Evelyn an das Grab von Captain Darnley fährt und sagt: „Ich wähle die Erinnerung an einen großartigen Mann. Alles an ihm ist lebendig. Und er ist jung. Und er lacht“.

Fazit:
Von Anfang an konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen, nicht nur wegen des sehr flüssigen und berührenden Schreibstils, sondern eher weil die Autorin die Fähigkeit besitzt, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Durch den Spannungsbogen der sich über die ganze Geschichte zieht und immer weiter aufbaut, fühlte ich mich regelrecht auf einer Achterbahn der Gefühle und wollte das Buch kaum aus der Hand legen.
Von mir 4 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.04.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


sehr gut

Die Autorin Martina Bogdahn, erzählt in ihrem Debüt „Mühlensommer“ zu dem sie von ihrer eigenen Kindheit und Familiengeschichte inspiriert wurde, über die Jugend auf dem Land, die Flucht in die Stadt und davon, dass man manchmal zurückblicken muss, um sich selbst zu finden.

Inhalt:
Ein drückend heißer Sommertag. Mit ihren beiden Töchtern macht sich Maria auf den Weg in ein langes Wochenende fern von Stadt, Stress und Schule. Doch dann ruft Marias Mutter an: Der Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Die Mutter ist bei ihm, und auf dem Bauernhof der Familie müssen Schweine, Kühe und Hühner versorgt werden – aber auch die demente Großmutter.

Maria fährt sofort zum Hof. Doch dort, vor der alten Mühle, erwartet sie neben der unermüdlich Äpfel schälenden Oma auch die Erinnerung an ihre Jugend zwischen Schulbus und Schweinestall, Dreimeterbrett und Kirchenbank, an starre Traditionen und lauter kleine Freiheiten.

Als am Tag darauf die Mutter aus dem Krankenhaus heimkehrt und plötzlich auch Marias Bruder Thomas auf dem Hof steht, ist die Familie versammelt. Sie eint die stille Sorge um den Vater. Bis Thomas das Schweigen bricht und endlich zur Sprache kommt, was sie alle lang verdrängt haben …

Man weiß nie, wo es hingeht im Leben, aber man weiß immer, wo man herkommt.

Meine Meinung:
Vor Sorge um ihren Vater, lässt Maria alles stehen und liegen. Ihr geplantes langes Wochenende in den Bergen bricht sie ab und macht sich voller Sorgen auf den Weg zum Mühlenhof.

Als Maria auf dem Mühlenhof ankommt, nimmt der Duft des Hofes, sie mit all seiner Kraft gefangen. Ihre Sinne führen sie in Sekundenschnelle zurück in ihre Kindheitserinnerungen. Doch im hier und jetzt, weiß Maria sofort, was zu tun ist und wie sie handeln muss. Die demente Großmutter will versorgt sein und da gibt es auch noch das kranke Schwein um das sie sich kümmern muss. Maria fällt es nicht schwer, sich diesen Aufgaben nach all den Jahren in der Stadt, wie selbstverständlich zu widmen.

Marias Erinnerungen wechseln geschickt von der Gegenwart in ihre Kindheit und Jugend sowie umgekehrt. In den vielen Rückblenden werden anschaulich und voller Wärme, die Bewohner auf dem abseits gelegenen Mühlenhof, angefangen mit den Eltern, ihrem Bruder Thomas, ihrer Oma und ihrem Onkel Herbert, mit vielen heiteren Anekdoten erzählt.

Aber nicht nur Sonnenschein liegt über dem Mühlenhof sondern auch Schatten, bis Thomas das Schweigen bricht ...

Das Leben als Kind auf dem abgelegenen Mühlenhof mag sicher nicht einfach gewesen sein, denn die Freizeit, war durchaus eingeschränkt. Marias Leben in der Stadt war sicher genau das Gegenteil aber hier hat sie die Sehnsucht nach ihrer Heimat nie losgelassen.

Fazit:
Die Autorin erzählt mit einer Leichtigkeit und einem flüssigen Schreibstil eine gelungene Geschichte über Familienzusammenhalt. Ich mochte das Zusammenspiel der ständigen Rückblenden in die Kindheit und der Gegenwart, denn es war, als gäbe es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. Eine Fortsetzung dieser Geschichte könnte ich mir sogar sehr gut vorstellen.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.04.2024
Auf Erden
Kanis, Anne

Auf Erden


gut

Anne Kanis wurde 1979 in Ostberlin geboren und ist eine Berliner Filmschauspielerin, Sprecherin und Autorin. In ihrem neuen Roman "Auf Erden“ erzählt sie von einer tiefen Erinnerung an ihre Jugend in der DDR und einem tiefen Trauerprozess um ihren Vater.

Meine Meinung:
Das Cover hatte mir direkt gefallen und der Klappentext versprach eine bewegende Geschichte, über Freundschaft und Familie, Liebe und einem Neuanfang zu sein, doch sind es überwiegend nur die Erinnerungen, denen Sunny nachhängt.

Die scheinbar traumatisierte Sunny erzählt aus ständig wechselnden Zeitepochen über ihre Erinnerungen aus ihren Kindheitserlebnissen und dazwischen immer wieder über Erlebnisse mit ihrem Vater, der in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielte. Aufgewachsen in Ostberlin, erlebt Sunny den Mauerfall und erinnert sich an die Streifzüge mit ihren drei Freundinnen durch Westberlin. Zum Teil konnte ich über die Streifzüge durch Berlin mit den riskanten Erlebnissen, schon so manches Mal den Kopf schütteln!

Die Freundinnen entwickeln sich unterschiedlich und die ersten Risse entstehen, die die Freundschaft bröckeln lässt.

Durch Sunnys ständig wechselnder Gedankengänge zwischen Gegenwart in die Vergangenheit und umgekehrt, verliert sich aus meiner Sicht, der Faden der Geschichte.

Fazit:
Die Autorin hat einen Schreibstil, der nicht ganz leicht und viel zu verschachtelt, daherkommt. Es hat lange gedauert, bis ich diesen Formulierungen und Zeitsprüngen folgen konnte und trotzdem fehlten mir Empfindungen zum Inhalt. Die Geschichte konnte mich nicht wirklich erreichen!
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 04.04.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


gut

Die Autorin Lana Lux, erzählt in ihrem neuen Roman "Geordnete Verhältnisse“ eine Geschichte über Wut und Obsession – und eine Frau, die sich weigert, zum Besitztum eines Mannes zu werden

Inhalt:
Er sagt, sie sagt – Lana Lux zeigt zwei Seiten einer modernen Tragödie.
»Eine unerhörte Geschichte! Jeder Satz ist eine mit Schmerz und Lachgas gefüllte Pistolenkugel.« (Daniela Dröscher)

Wenn man seine Heimat verlassen muss, kommt es immer darauf an, wo man landet und welche Leute man kennenlernt. Faina landet in einer deutschen Kleinstadt und lernt in der Schule Philipp kennen, einen Jungen mit Wutausbrüchen, der Pflanzen lieber mag als Menschen, sich aber sehnlichst einen Freund wünscht. Faina soll dieser Freund werden, also bringt er ihr Deutsch bei, und wie man Weihnachten richtig feiert. Er macht sie zu seiner Faina. Jahre später ist Philipp der Typ mit Eigentumswohnung und fester Freundin, und Faina steht als verlassene, verschuldete Schwangere vor seiner Tür. Er lässt sie hinein, doch zu welchem Preis? "Geordnete Verhältnisse" ist eine Geschichte über Wut und Obsession – und eine Frau, die sich weigert, zum Besitztum eines Mannes zu werden.

Meine Meinung:
Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt und im ersten Teil erzählt Philipp aus seiner Kindheit und wie er Faina kennengelernt hat. Ihm ist von Anfang an klar: Er muss auf Faina aufpassen. Die Schilderungen über seine Mutter, die Alkoholkrank war und er zwischendurch bei seiner Tante leben musste, kommen ziemlich verworren daher. So richtig konnte ich hier Philipp nicht einordnen.

Im zweiten Teil schildert Faina ihr recht durchgeknalltes Leben und oft habe ich im Stillen, nur den Kopf geschüttelt. Ärger mit ihren Eltern, ein abgebrochenes Studium, ihre sexuellen Neigungen und dann kommt sie Schwanger nach Hause. Ihre Eltern sind natürlich entsetzt und es gibt einen riesen Krach. Sie soll ihr Kind abtreiben und Faina schwankt …

Im dritten Teil dreht sich alles um Faina und Philipp. Faina erinnert sich nur zu gut, dass Philipp derjenige war, der ihr immer geholfen hat und nun steht sie vor seiner Tür. Philipp ist jetzt 25 Jahre alt und besitzt eine Eigentumswohnung. Ansonsten scheint er auch genügend Geld zu haben. Woher der Reichtum kommt, klärt sich später, fast nebenbei auf.
Faina steht als verlassene, verschuldete Schwangere vor seiner Tür und hofft auf die Hilfe von Philipp, doch zu welchem Preis – extreme Abhängigkeit gegen Besitzansprüche -.

Eine fatale Folge …

Fazit:
Auf der einen Seite fand ich den lockeren Schreibstil der Autorin recht angenehm zu lesen doch je tiefer ich in die Geschichte eintauchte, fand ich die Handlung immer verstörender und konnte mir nicht erklären, wohin die Reise geht. Es folgt ein dramatisches Ende, mit dem ich so nicht gerechnet, habe.
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 31.03.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Die Autorin Trude Teige, erzählt in ihrem neuen Roman "Und Großvater atmete mit den Wellen" die dramatische Geschichte von Konrad, dem Großvater aus »Als Großmutter im Regen tanzte«. Eine große und beeindruckende Fortsetzung, aber auch ganz unabhängig zu lesen.

Inhalt:
Ihr Großvater Konrad war immer der Fels in der Brandung für die junge Juni. Doch nie hat er von dem Ort gesprochen, der ihn am meisten geprägt hat. Erst jetzt erfährt Juni, wo ihr liebevoller Großvater gelernt hat, mit den Wellen zu atmen.

1943: Das Handelsschiff der Brüder Konrad und Sverre wird im Indischen Ozean angegriffen. Im Krankenhaus verliebt sich Konrad in die Krankenschwester Sigrid. Doch ihr Glück ist bedroht: Getrennt geraten sie in Gefangenschaft. Welche Zukunft wartet auf sie hinter dem Meer?

Ein Roman, der zeigt, was wahre Menschlichkeit bedeutet und wie uns die Vergangenheit prägt bis in die nächsten Generationen.

Meine Meinung:
»Egal, ob es stürmt oder ganz ruhig ist, die Wellen treffen das Land immer im gleichen Rhythmus. Und wenn du Angst hast oder traurig bist, musst du mit dem Meer atmen.« Konrad

1943 sind die beiden Brüder Konrad und Sverre auf dem gleichen Handelsschiff, als dieses im Indischen Ozean auf dem Weg nach Australien von einem japanischen U-Boot torpediert wird. Während der Kapitän, zwei Steuermänner und der Funker Sverre, an Bord des U-Boots in Gefangenschaft genommen werden, richten sich die Gewehrsalben der Japaner auf die Mannschaft in den Rettungsbooten. Konrad kann reflexartig ins Wasser abtauchen und rettet vorerst sein Leben. Zurück auf einem der Rettungsboote findet er noch einen Überlebenden, mit dem er 19 Tage auf dem offenen Meer treibt bevor Fischer das Boot entdecken. Nur Konrad hat überlebt und kommt in das Krankenhaus von Java. Erst durch die aufopfernde Pflege von Sigrid, gelingt es Konrad aus seinem Schock zu erwachen. Beide verlieben sich ineinander und glauben an einen gemeinsamen Start nach dem Krieg. Doch es kommt anders, denn schon bald kommen beide getrennt voneinander in japanische Gefangenschaft.

Die Grausamkeiten und Erbarmungslosigkeiten der Japaner gegenüber er Gefangenen ist hier recht gut beschrieben. Männern und Frauen werden getrennt und in unterschiedlichen überfüllten Internierungslagern deportiert. In jedem Lager herrschen Hunger, Krankheiten und Tod. Medizinische Hilfe gibt es zwar von Ärzten und Krankenschwester aber keine helfenden Medikamente.

Eine ergreifende Geschichte von Schicksal, Hoffnung und Freundschaft.

Fazit:
Der Autorin gelingt es in ihrer Fortsetzung wieder eine fiktive Geschichte mit historischen Fakten hervorragend zu verknüpfen. Der flüssige und atmosphärische Schreibstil, konnte mich von Anfang an fesseln und mich in eine fremde Welt eintauchen lassen. Eine wunderbare Fortsetzung, der ich gerne gefolgt bin.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!