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Benutzername: 
Annafrieda
Wohnort: 
Schleswig-Holstein

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2019
Der Pakt - Bis dass der Tod euch scheidet
Richmond, Michelle

Der Pakt - Bis dass der Tod euch scheidet


gut

Alice und Jake, ein erfolgreiches junges Paar erhalten zu ihrer Hochzeit von einem Gast ein Geschenk: Eine Holzkiste, die einen dubiosen Brief enthält. Man lädt sie ein, dem "Pakt" beizutreten. Diese Gemeinschaft garantiert ihnen eine zufriedene und glückliche Ehe. langsam aber sicher geraten sie in den Sog dieser geheimen Institution und bald wird klar, in was sie da hinein geraten sind. Für jedes kleine Vergehen gegen die Vorschriften gibt es Strafen, die je
nach Schwere ziemlich drastisch ausfallen. Wo sind sie da hinein geraten?

Die ganze Story wird aus der Sicht von Jake erzählt. Ich glaube, das ist auch das, was der Geschichte in meinen Augen nicht gut getan hat. Dadurch blieb Alice ein wenig farblos, denn die Erzählperspektive schränkt doch sehr ein. Alice innere Einstellung, ihre wahren Gedanken könnte man nur erfahren, wenn man sie auch erzählen lassen würde. Das ist sehr schade, ich denke einfach, da wäre mehr drin gewesen.
Für meinen Geschmack zog sich das alles auch ziemlich hin. Viele langatmigen Beschreibungen bzw. Wiederholungen wären m. E. nicht nötig gewesen, ich denke, dass es dann möglich gewesen wäre, einen strafferen Spannungsbogen zu schlagen.
Aber es gibt natürlich auch Gutes zu bewerten. Mir hat der Plot ausgesprochen gut gefallen. Dieser "Pakt" hat Sektencharakter und ich fand es ganz schrecklich, was so möglich ist, wenn man Menschen beherrschen kann. Unter dem Deckmäntelchen etwas "Gutes" zu bewirken, werden Menschen abhängig gemacht und man steht ihnen keinen eigenen Willen, keine eigenen Entscheidungen zu. Und es gibt kein Entrinnen. Es mag ja gut sein, alles mögliche für seinen Partner zu machen, doch in Selbstaufgabe darf das natürlich nicht gipfeln.

Wenn ich das alles nun abwäge komme ich zu dem Schluss, dass eine gute Idee noch kein Garant für einen rasanten und spannenden Thriller ist. Eine andere Perspektive und Straffung hätte hier gut getan. Erst im letzten Drittel nahm er einigermaßen an Fahrt auf. Das hätte ich mir schon früher gewünscht.
Dennoch: Wer die Idee gut und interessant findet, sollte das Buch gerne lesen und vielleicht zu einem anderen Ergebnis kommen. Ich kann leider nicht mehr als gute 3 Sterne vergeben.

Bewertung vom 01.04.2019
Liebes Kind
Hausmann, Romy

Liebes Kind


ausgezeichnet

Tief im Wald in einer abgeriegelten Hütte, unbemerkt von allen, herrscht das Grauen. Hier wird Jasmin unbarmherzig gezwungen, das Leben einer liebenden Mutter, Haus- und Ehefrau zu führen. Zwei tieftraumatisierte Kinder kennen nichts anderes, als diese Welt. Es gelingt Jasmin und den Kindern, dieser Hölle zu entkommen. Während der Ermittlungsarbeit tun sich Abgründe auf, es geht weiter, das Grauen ist noch nicht beendet.

Eine sehr ungewöhnliche Story, das hat mich gereizt. Und ich wurde zu keiner Zeit enttäuscht. Virtuos zieht die Autorin hier die Spannungsschrauben an. Zu keiner Zeit kann man sich sicher sein, es werden falsche Fährten gelegt und man fiebert dem nächsten Kapitel entgegen. Es wurden sehr außergewöhnliche Charaktere geschaffen. Besonders bei Hannah war mir nie klar, was ich von ihr halten sollte. Schwerst traumatisiert leidet sie auch unter dem Asperger Syndrom und bleibt völlig unzulänglich. Aber auch alle anderen haben die Schatten der Vergangenheit zu tragen und man fragt sich die ganze Zeit, was ist real und was nicht.
Besonders gut hat mir auch die ausgefallene Perspektive gefallen. In der Ich-Form wechselt sie zwischen den Personen, so fühlte ich mich immer mitten im Geschehen.

Was für ein toller Thriller. Er hat mich bis zur letzten Minute überrascht. Unvorhersehbar, gradlinig, spannend, trifft es am ehesten. Ich kann es kaum mit Worten beschreiben, wie mich die Story gefangen nahm. Auch der psychologische Anteil hat mich total in den Bann gezogen, ich finde ihn hervorragend seziert. Die Autorin macht es uns nicht leicht, sie "zwingt" uns, Schuld und Gründe des Handelns zu hinterfragen, beleuchtet auch die Motivation jedes einzelnen.
Für mich ein tolles und außergewöhnliches Lesehighlight dieses Jahres und ich freue mich schon auf die filmische Umsetzung. Für mich gäbe es noch mehr als 5 Sterne, wenn dies möglich wäre! Unbedingte Leseempfehlung.
Leider konnte ich an der Lesung auf der LBM nicht teilnehmen, das bedaure ich nun noch mehr.

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Bewertung vom 31.10.2018
Sörensen fängt Feuer / Sörensen Bd.2
Stricker, Sven

Sörensen fängt Feuer / Sörensen Bd.2


ausgezeichnet

In Katenbüll wird die blinde Jette mitten in der Nacht bei klirrender Kälte und nur mit einem Nachthemd bekleidet umherirrend auf einer Landstraße aufgelesen. Sie war fast 20 Jahre im Keller ihres Vaters eingesperrt und niemand wusste von ihrer Existenz. Jetzt konnte sie entkommen. Das Team um Kriminalkommissar Sörensen ermittelt. Bei den Recherchen stoßen sie auf den ersten Toten, dem noch mehrere folgen werden. Im Visier steht eine Glaubensgemeinschaft, der alle Toten angehört haben sollen und die sich am Rande des Ortes ein Refugium geschaffen haben. Macht, Kontrolle und Abhängigkeit sind hier an der Tagesordnung. Jette wird im Haus des Komissars aufgenommen und erlebt das erste Mal in ihrem Leben Dinge, die ihr bisher verwehrt waren. Und Sörensen selbst kämpft mit den Dämonen einer Angststörung, die ihn fest im Griff hat.

Das Buch ist eine große Überraschung. Es ist so wunderbar 'rund' gelungen, da stimmt einfach alles. Der Plot ist toll, mal ganz was anderes. Wer vermutet in solch einem kleinen nordfriesichen Städtchen solche Dramen? Es ist super spannend, es gibt immer wieder neue Wendungen und auch der Schluss kommt überraschend daher. Lokalkolorid ist super gut getroffen, man fühlt sich direkt in diesen Landstich versetzt. Die Dialoge sind köstlich und so fehlte auch die Prise Humor nicht. Wahrscheinlich ist es dieser gut dosierte Wechsel zwischen allem, der dieses Buch so lesenswert macht. Von mir also klare Leseempfehlung. Ich bin gespannt auf den Folge-Band. Denn einige Enden blieben offen und machen Lust auf mehr.

Bewertung vom 14.10.2018
Alles, was wir verloren haben
Geary, Valerie

Alles, was wir verloren haben


sehr gut

Lucys Bruder Nolan verschwand, als sie 14 Jahre alt war. Sie hat sich jahrelang in sich zurück gezogen und erst der ""Rausschmiss" aus ihrem Elternhaus lässt sie endlich tätig werden, den Spuren der Vergangenheit zu folgen. Jeder in der Familie ist anders mit Nolans Verschwinden umgegangen, aber niemand war wirklich für Lucy da. Ihre Gefühle sind einfach ignoriert worden.
Die Rückblicke zu Nolans Verschwinden sind sehr mysteriös. Er erklärte sich sein verändertes Verhalten mit dem Auftauchen Außerirdischer. Niemand nahm das ernst und so kümmerte man sich auch nicht adäquat um ihn.
Lucys Verhältnis zu ihrem Vater ist sehr unterkühlt, mir kommt es so vor, dass niemand ihre Verzweiflung sieht, die sie fest in sich verschlossen hat. Dadurch scheint sie wie gelähmt, so dass sie nicht wirklich was in ihrem Leben beschickt. Alle scheinen Nolans Verschwinden abgehakt zu haben, Lucys Vater ist Ständig mit irgendwelchen Liebschaften beschäftigt. Lediglich Lucys Mutter ist vll. nicht damit fertig geworden, doch zu ihr hat Lucy keinen Kontakt.
Mir gefallen die Rückblicke, die uns Nolan näher bringen. Hat er sich das alles nur eingebildet oder ist da ein Fünkchen Wahrheit dran? Ich finde die psychologische Umsetzung des Kindheitstraumas sehr gut.
Das Buch lässt mich ein bisschen zwiegespalten zurück. Es gibt hier kein Aufklärung bezüglich Nolans Verschwinden. Dennoch hat Lucy eine Entwicklung durchgemacht nach vielen Jahren des Stillstands. Und das hat ihr Leben verändert in die positive Richtung. Ich denke mir, dass das die Message ist. Nicht Stillhalten, nicht Verharren in einer ausweglosen Situation, sondern Vorangehen, egal was am Ende des Tunnels auf einen wartet. Das ist allemal besser für die Seele. Nichts ist im Leben verloren ist, wenn man bereit ist, sich dem Schicksal zu stellen.

So verstehe ich das Ende, obwohl ich auch sehr, sehr gerne gewusst hätte, was mit Nolan und Celeste passiert ist.
Es handelt sich hier um einen ungewöhnlichen Roman in einer tollen "Sprache" mit einem Spannungsbogen , der rund ist. Die Charaktere sind differenziert und gelungen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und fließend, wenn auch manchmal etwas langatmig. Das tut meinem Gesamteindruck keinen Abbruch, ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 28.09.2018
Der Abgrund in dir
Lehane, Dennis

Der Abgrund in dir


gut

Eigentlich müsste ich hier zwei Bewertungen vornehmen: einmal für den 1. Teil und eine für den 2. Teil. ich glaube zwar nicht, dass der Autor beabsichtigt hat, dass man die Geschichte so emfpindet, dennoch ist es mir so ergangen. Die Beschreibungen von Rachels Leben, ihre Suche nach ihrem Vater lässt uns tief in ihre Seele blicken. Behutsam hat sich die Geschichte enwickelt. Der Schreibstil ist grandios und hat mich sofort gefesselt und mich direkt in die Geschichte gezogen. Hier wurde öfter gesagt, dass der erste Teil zu lang sei und Rachels Vorgeschichte zu breitgetreten wurde. Dem kann ich nicht zustimmen. Ich fand den "psychologischen"Einblick in Rachel Leben äußerst spannend und gut ausgeführt. Die Beschreibungen ihrer unterkühlten Kindheit haben mich berührt und ich wundere mich nicht, dass mit ihr was nicht stimmt. Die Mutter, die vehement ihren Vater aus ihrem Leben aus ausklammert, hat ihre Tochter zu dem gemacht, was sie heute ist. Ein einsamer, unsteter Mensch, immer auf der Suche nach ihren Wurzeln. Ein schlimmes Erlebnis auf Haiti lässt Rachel in den Abgrund blicken und es folgt eine schlimme Zeit für sie. Panikattacken haben sie fest im Griff.
Dann folgt der Teil, der sich, wie ich finde, komplett vom Vorherigen abspaltet. Da folgt ein Erlebnis auf das andere, Action ist angesagt. Was an sich ja auch nicht schlecht ist. Dennoch hatte ich das Gefühl, als würde ich zwei unterschiedliche Geschichten lesen, denn vorangegangene wichtige Spuren verliefen einfach im Sande.

Das Buch hat mich zwiegespalten zurück gelassen. Mit hat der erste Teil (bis Hochzeit mit Brian) sehr gut gefallen, der psychologische Aspekt stand eindeutig im Vordergrund. Es wurden mehrere Spuren gelegt und ich habe gehofft, dass sie bis zum Ende weiter verfolgt werden und eine Auflösung stattfindet. Das war leider nicht der Fall. Der 2. Teil war rasant und eine Handlung folgte der anderen. Doch leider konnte ich ab dem Zeitpunkt Rachel nicht wirklich wiedererkennen. Für mich war ihre Wandlung nicht nachvollziehbar, schon gar nicht in diesem Tempo. Eine Heilung aufgrund schlimmer Erlebnisse ist für mich unglaubwürdig und auch Brian kann sich das nicht auf die Fahne schreiben.

Somit sind für mich die psychologischen Fäden nicht befriedigend zu Ende gesponnen worden. Und das Brian einer Frau, die er liebt, das alles zumutet, finde ich, gelinde gesangt, unmöglich, ich kann darin keine Hilfe erkennen.
Fazit. Das Buch lässt mich fragend zurück. Beide Teile, jeder für sich, war gut geschrieben. Lehane hätte gut daran getan, sich für einen von beiden zu entscheiden und das konsequent durchzuführen.

Bewertung vom 22.08.2018
Miss Olivia und der Geschmack von Gin
Miller, Catherine

Miss Olivia und der Geschmack von Gin


ausgezeichnet

Die über 80jährige Olivia soll in eine Seniorenresidenz übersiedeln, Ihr Sohn möchte sie dort gut aufgehoben wissen. Soe ganz einfach fällt ihr das nicht, denn bisher hat sie ein eigenständiges Leben geführt und ihr ganzes Glück war bisher eine Strandhütte und die Gemeinschaft der Mietet dort. Sie liebt es morgens früh nackt im Meer zu baden und abendsih Gläschen Gin zu trinken, ein Bleibsel aus der Zeit, als ihr Mann noch lebte. Dies alles ist jetzt in Gefahr. Außerdem gibt es auch noch ein Geheimnis in ihrer Vergangeheit, das die Beziehung zwischen ih und ihrem Sohn maßgeblich beeinflusst hat. In der Residenz ist ihr Leben sehr reglementiert und es ist schwierig, mit der Hausmutter auszukommen. Olivia lernt dort schnell gleichgesinnte Menschen kennen und zusammen kommen sie einem Geheimnis auf die Spur.
Die Story ist wirklich außergewöhnlich und zum Teil vielleicht auch leicht überzogen, aber - by the way - mir hat das richtig Spaß gemacht! Das liegt nicht zuletzt an dem tollen Schreibstil, der locker und leicht dahin fließt. Außerdem sind die Charaktere super dargestellt, Olivia hat es schnell geschafft, mich als 80jährige Frau zu beeindrucken. Sie hat mir gezeigt, dass es nie zu spät ist und man auch im Alter seine Passion leben kann. Was auch immer dir das Leben bietet, mach das Beste draus.
Das Buch hat Höhen und Tiefen und ist rund. Der Plot ist außergewöhnlich und auch das hat mich beeindruckt. Für mich ist es rundum gelungen. Im Oktober kommt ein weiteres Buch auf den Markt, ich bin seeehr gespannt!
Volle Punktzahl und Leseempfehlung!