Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Internetmaus
Wohnort: 
Dörentrup

Bewertungen

Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


sehr gut

Hamburg, diese stolze Stadt an der Elbe, ist in der neuen Dilogie von Miriam Georg abermals Hauptschauplatz. Der historischen Roman führt uns in die Auswandererhallen, auf die Elbinsel Veddel. Einem Stadtteil in Hafennähe. In ihr kommen die Menschen in Massen zusammen, die davon träumen, nach Übersee zu emigrieren. Errichtet wurden sie von dem Generaldirektor einer noch heute großen Schifffahrtslinie, Albert Ballin.
Ava, ein Moorbauernkind, wird als 5- jährige von ihren Eltern im Alten Land zurückgelassen. Sie lebt in bitterer Armut bei Zieheltern, wo sie schwer schuften muss. Ihre Pflegefamilie erhofft sich einige Jahre später auch ein besseres Leben in Amerika. Ava möchte endlich ihre Eltern wiedersehen, die sie nicht, wie versprochen, nachholten. Gemeinsam wollen sie auswandern. Es ist die Zeit, in der in Hamburg die Cholera Epidemie ausbricht. Viele Opfer sind zu beklagen. Ava überlebt als einige ihrer jetzigen Familie und ist auf sich allein gestellt. Sie will auf ein Auswandererschiff und muss sich das Geld für ihre Passage verdienen. Verwoben mit der historischen Vergangenheit der Stadt, die das Tor zur Welt genannt wird, begleiten wir die junge Frau auf ihrem Weg.
Sehr vielschichtig sind die Menschen. Arm und reich. Jeder hat seinen ganz persönlichen Traum. Ava tut alles dafür, dass sich ihrer erfüllt.
Claire dagegen kommt aus einer reichen Hamburger Familie. Sie ist das, was man eine verwöhnte Tochter nennt. Starrköpfig und eigensinnig, borniert und dabei von auffallender Schönheit. Ein alter Freund des Hauses diagnostiziert bei ihr Hysterie. Mit Arbeit, will er diese therapieren. Sie muss sie sich in der Auswandererstadt betätigen. So kommt es, dass diese beiden gegensätzlichen jungen Frauen zusammentreffen und sich anfreunden.
Miriam Georg beschreibt sehr gekonnt und emotional des Leben dieser unterschiedlichen Frauen. Auch Claire will nach Amerika. Mit beiden Protagonistinnen erfährt der Leser, viele historische Details aus der Zeit, in der Menschen sich aus den unterschiedlichsten Gründen auf die lange Reise in die neue Welt machten.
Ein wunderbarer historischer Roman von Träumen und Hoffnungen, den ich an einigen Stellen langatmig fand. Insgesamt jedoch ein Roman, der viele Einblicke in das Leben der Menschen um die Jahrhundertwende und die Geschichte Hamburgs vermittelt. Nun warte ich gespannt auf den zweiten Teil, da am Ende des Buches noch viel offen geblieben ist. Gern empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 05.08.2022
Tage der Entscheidung / Palais Heiligendamm Bd.3
Grünig, Michaela

Tage der Entscheidung / Palais Heiligendamm Bd.3


ausgezeichnet

Dunkle Zeiten brechen auch für das Palais Heiligendamm in Bad Doberan an. Der dritte Teil über die Hoteliersfamilie Kuhlmann, beginnt im Februar 1933 und endet 1939.

Wieder stehen wichtige Entscheidungen im Palais an. Es ist kaum zu ertragen, was Elisabeth, ihr Mann und ihre Geschwister alles erleben und schon erlebten. Ihr Leben ist ein Kampf, der hauptsächlich um den Erhalt ihres Hotels geführt wird.
Wenn ich daran denke, das im ersten Band Julius Falkenhayn, als Fotograf an der Front, die blutige Katastrophe dokumentierte, damit zukünftig nie wieder jemand in einen sinnlosen Krieg ziehen muss, steht der nächste bevor. Die Zeichen sind untrüglich.
Die Handlung knüpft an den Vorgängerband an. Die Familien Kuhlmann und Falkenhayn stehen ständig vor neuen Herausforderungen. Sie sind mir alle sehr sympathisch, da ich sie schon lange begleiten darf. Ihre Handlungen sind sehr realistisch dargestellt. Dem Schreibstil von Michaela Grünig kann man sich schwer entziehen. Er ist bildlich und glaubhaft. Man fühlt sich ins Geschehen eingebunden.
Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Mit dem Nationalsozialismus und der Ernennung des größenwahnsinnigen Hitlers zum Reichskanzler, beansprucht dieser mit seinen Gefolgsleuten den absoluten Führungsanspruch. In ihren Anfängen eine unbedeutende Partei wächst die NSDAP rasant und steht unter anderem für Terror, Antisemitismus, Verfolgung von Homosexuellen.

Elisabeth spielt nun eine untergeordnete Rolle. Ihre Tochter ist in den Vordergrund gerückt. Julia arbeitet mit im familieneigenen Palais, das einst von ihrem Großvater gegründet wurde. Ava ist ihre beste Freundin. Eine Jüdin, was in dieser Zeit Diskriminierung, Verfolgung und Hass bedeutet. Johanna, Elisabeths ältere Schwester ist mit einem jüdischen Arzt verheiratet. Auch ihr schwuler Bruder Paul, der wieder einen festen Freund hat, muss mit vielen Kompromissen leben. Wenn auch nur ein Verdacht besteht, dass er homosexuell sein könnte, reicht dies aus um in zu inhaftieren. Er ist mir in diesem Teil, dadurch das er Einblicke in seine Gefühlswelt zulässt, sehr ans Herz gewachsen. Für sie alle, brechen finstere Zeiten an, die fatale Folgen haben können.

Michaela Grünig lässt uns hautnah die Ereignisse dieser Zeit erleben. Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die Reichskristallnacht in Deutschland vom 9. November 1938. Geschickt werden historische Ereignisse in den Roman eingeflochten.

Für mich ist es der beste Teil der Trilogie, den ich mit 5 Sternen bewerte. Gern empfehle ich alle Teile dieser sehr emotionalen Saga weiter.

Bewertung vom 24.07.2022
Die Champagnerfürstin
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


weniger gut

Das Buch spielt in Reims, einer französischen Stadt in der Champagne und deren Umland. Um diesen berühmten Schaumwein, der den Namen Champagner, trägt geht es in dem Buch. Zwei Frauen, beide in jungen Jahren verwitwet haben sich der Herstellung und dem Handel dieses edlen Getränkes verschrieben.

Das Cover ist ein Traum. In wunderbaren Farben gehalten lädt es dazu ein, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Die weite Landschaft mit den Weinfeldern, die untergehende Sonne und die hübschen Reben machen neugierig. Laut Klappentext sollte dieses Buch von Jeanne Pommery handeln. Sie wurde überraschend Witwe. Gemeinsam mit ihrem Mann verwirklichte sie dessen Traum, neben dem Tuchhandel, in den Weinhandel einzusteigen. Nun steht sie vor einer wichtigen Entscheidung.
Ich hatte eine historischen Roman erwartet, der vom Leben und Wirken der Jeanne Pommery handelt. Das trifft aber nicht zu. Im Nachwort wird erklärt, dass über diese Frau zu wenig bekannt ist. So war es der Autorin nur möglich, eine Geschichte um diese Dame zu erfinden. Viele Zeitsprünge lassen ein flüssiges Lesen nicht zu. Hauptsächlich wird im Buch über das Leben der Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin berichtet. Diese erzählt der jungen Witwe ihre Geschichte als Geschäftsfrau im Weinhandel. Sie war die erste Frau, die ein Champagnerhaus leitete. Bereits als junges Mädchen interessierte sie sich für das Geschäftsleben ihres Vater. Aber über diese Grande Dame des Champagners, las ich bereits ein sehr gutes Buch. So war mir vieles schon bekannt. Aus diesem Buch konnte ich nichts neues erfahren. Sehr viel, bis ins kleinste Detail, erzählte Kriegsgeschichten, manchmal eingestreute historische Persönlichkeiten. Alles sehr verkrampft. Ich musste mich oft zwingen das Buch weiter zu lesen. Für mich war es sehr zäh zumal ich eine andere Geschichte erwartet hatte.

Bewertung vom 06.07.2022
Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek
Whitmore, Felicity

Das Geheimnis der verborgenen Bibliothek


sehr gut

Die Story vom Geheimnis der verborgenen Bibliothek, um die sich alles dreht, ist 1839 in Liverpool und Umgebung angesiedelt. Ein düsterer historischer Krimi, den man so schnell nicht vergisst. So ungeheuerlich ist das Geschehen. Es gibt viele unaufgeklärte Morde an Dirnen, die nachts im Hafenviertel passieren. Geheimnisse, Lügengeschichten, die als Wirklichkeit überliefert werden. Die örtlichen Polizisten interessiert das nicht. Das Viertel ist durch die ständig auslaufenden Schiffe ein Schmelztiegel verschiedenster Menschen. Unzählige sind Auswanderer. Bis ein bekannter Gemeindepfarrer, Bruder des Earl of Wooverlough, Opfer wird. Ein junger Inspektor von der Metropolitan Police aus London reist an. Voll motiviert beginnt er seine Ermittlungen. Was ihm alles widerfährt und welche menschlichen Abgründe er erfahren muss, ist kaum vorstellbar.
Der Roman beginnt damit, das die 28 jährige Zoe Farwell ihr wissenschaftliches Studium weiter führen will. Ein sehr erfolgreiches Buch, von ihr geschrieben, gibt ihr finanzielle Sicherheit. Sie möchte in Oxford bei Frau Professor Arlon im Fach Geschichte promovieren. Das sie aus einem alten englischen Adelsgeschlecht abstammt, selbst eine Lady Farwell ist, hat ihr geholfen das sie zum Gespräch eingeladen wird. Zoe erhält die Aufgabe über ihren Vorfahren zu recherchieren. Er war der Pfarrer, gütig, gottesfürchtig und selbstlos, der vor 182 Jahren nachts im Liverpooler Hafenviertel tot aufgefunden wurde. So ist es überliefert. Noch heute verehrt man ihn im ganzen Land als Helden. Über die Hintergründe, wie es dazu kam, ist nichts bekannt. Ihre Mentorin möchte das Zoe für ihre Doktorarbeit über die Entstehung von Heldenmythen forscht. Es gibt keine Aufzeichnungen worauf sich das Heldentum und die Verehrung von Gerald dem Gütigen bezieht. Sie soll es im alten Stammsitz ihrer Familie erkunden.

Der Plot des Buches ist auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelt. Die gegenwärtige Handlung befasst sich auch mit lesbischer Liebe. In einem Buch von Felicity Whitmore, ist dies für mich befremdlich. Im viktorianischen Zeitalter, in dem bisher alle Bücher und auch dieses hauptsächlich spielt, wo das Leben der Frauen von Ihren Vätern und Männern bestimmt wird, passt für mich diese Zusammenführung mit der heutigen Freiheit nicht. Auch hätte ich mir gewünscht, dass der Klappentext dieses Thema benennt. Nicht jeder möchte darüber lesen.

Mit ihrer lebendigen Erzählweise versteht es Felicity Whitmore immer wieder, mich in das alte viktorianische England mitzunehmen. Ich liebe diese sehr atmosphärischen Romane von ihr.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2022
Dünenleuchten
Janz, Tanja

Dünenleuchten


sehr gut

Mit seinem Cover springt dieser neue Roman von Tanja Janz sofort ins Auge.
Das ist zauberhaft, in zarten aber leuchtenden Farben, gestaltet. Am markanten Leuchtturm von Westerhever, mit seinen beiden Wärterhäusern, ist gleich zu erkennen, das wir im Buch wieder nach Sankt Peter Ording reisen dürfen.
Es ist ihr zwölfter Roman, der an diesem herrlichen Ort spielt.

Eine wunderbare Handlung, die sich sehr realistisch so zugetragen haben könnte. Der leichte, sehr bildhafte Schreibstil ist unterhaltsam und nahm mich wieder sofort gefangen. Die Liebe der Autorin zu Sankt Peter Ording, diesem traumhaften Flecken Erde, ist jederzeit spürbar.

Die Hauptprotagonistin Bente kehrt nach mehreren Jahren aus Amerika in ihre nordfriesische Heimat zurück. Sie kann ein erfolgreich abgeschlossenes Biologiestudium einer Universität in Los Angeles vorweisen. Nun will sie endlich als Biologin arbeiten. Küstenseeschwalben, Heringsmöwen und die einzigartigen Austernfischer, mit ihren roten Beinen, roten Augen und dem langen roten Schnabel möchte sie beobachten und zählen. Zum Erhalt dieser Vielfalt möchte sie beitragen. Sie hatte viel Glück. Ihr wurde die Leitung der Schutzstation Wattenmeer in Westerhever angeboten. Zurück in ihre Heimat, weiß Bente, das sie nie wieder vorn dort fort will. In ihrem Elternhaus in Ording kann sie sich eine kleine Wohnung im Dachgeschoss einrichten. Ihre Eltern, ihre Schwester mit Familie, sie hat es so vermisst und fühlt sich gut aufgehoben. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Franka, die einzige Person, die den den Grund ihrer spontanen Rückkehr kennt, verbringt sie gern ihre Freizeit.
Mit viel Freunde und Tatendrang nimmt sie ihre Arbeit auf. Vielen Menschen, jung und alt, kann sie die Schönheit des Wattenmeeres und der Salzwiesen zeigen. Schnell erkennt sie Probleme, die durch die vielen Kitesurfer in den Schutzgebieten entstehen und setzt sich hartnäckig für Verbesserungen und Aufklärung ein. Die Vögel, die Robben auf den Sandbänken, alles was in dieser besonderen Landschaft seinen Lebensraum hat, braucht eine von Menschen unberührte Natur.
Klar, direkt und ehrlich ohne sich zu verstellen, geht sie die Probleme an. Das kommt nicht unbedingt immer gut an.
Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz in diesem Wohlfühlbuch. Erwartungsgemäß geht dies nicht ohne Hürden und Probleme, über die man gern schweigt. Bente ist eine waschechte Nordfriesin. Stur und dickköpfig aber sehr liebenswürdig mit dem Herz am rechten Fleck.

Gern empfehle ich dieses anregende Buch weiter. Dank der detaillierten Beschreibungen fühlte ich mich wieder in SPO, wenn auch dieses Mal, nur in Gedanken.

Bewertung vom 28.05.2022
Das Herz des weißen Ahorns
Baites, Mina

Das Herz des weißen Ahorns


ausgezeichnet

Eineinhalb Jahre sind vergangen seit der dritte Band der Breitenbach Saga erschien. So ist es sicher für viele Leser recht hilfreich, das am Anfang des vierten Buches, die wichtigsten handelnden Personen vorgestellt werden.
Allerdings sollte man die Saga von den Breitenbachs von Anfang an kennen, damit man weis, was es mit dem Ahorn auf sich hat und mit welchen Einschnitten die Familie schon zu kämpfen hatte.

Der erste Weltkrieg, der das dritte Jahr das Leben der Menschen beherrscht, fordert täglich unzählige Opfer. Nun hat es auch Felix, der mittlerweile Geschäftsleiter der Fabrik ist, getroffen. Schwer verletzt kommt er aus Frankreich zurück. Wie so viele, die das Grauen des Krieges erlebten, ist er traumatisiert.
Die Schuherzeugung Breitenbach wird gezwungen für das Militär arbeiten. Es gibt keine Möglichkeit sich der Munitionsherstellung zu entziehen.
Als Arbeitgeber sind sie sehr mit ihren Beschäftigten verbunden. Schon früh erkannte die Familie, das ihr Wohl von den Menschen, die für sie tätig sind, abhängig ist. So versuchen sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, diese Leute zu unterstützen, damit auch sie, in dieser kargen Zeit, immer etwas zu essen bekommen.
Wunderbar beschreibt Mina Baites die Bemühungen der Breitenbachs für alle Sorge zu tragen.

Auch in Amerika läuft nicht stets alles glatt. Julia, die mit ihrem indianischen Ehemann auf einem separaten Grundstück der Weeminuche Indianer lebt, stößt immer wieder auf Unverständnis. Besonders schwer hat es ihr ältester Sohn, der sich sehr zu seinem Großvater, einem stolzen Indianer hingezogen fühlt. Aber ihre größte Sorge gilt dem Familienunternehmen im Deutschen Reich. Wie soll es in diesen Kriegszeiten fortbestehen und können sie ihren Schwur auf den weißen Ahorn, im fernen Colorado, einhalten?
Rosa indessen, hat sich wunderbar in Cortez eingelebt und ist sehr zufrieden mit dem, was sie sich in den 30 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann aufgebaut hat. Doch langsam merkt sie, dass sie und vor allem ihr Mann, kürzer treten müssen.

Sehr spannend, lässt uns Mina Baites das Schicksal der Indianer erleben, die von ihrem Land, wo sie seit Generationen .leben, vertrieben werden.
Aber auch die Breitenbachs in Berlin haben mit den Auswirkungen des Krieges zu kämpfen. Hinzu kommt der Ausbruch der spanischen Grippe, die die ausgehungerten und ausgezehrten Menschen trifft.
Erschreckend, wie sich das Szenario mit dem Corona Virus gleicht. Hygieneregeln wie schon vor 100 Jahren. Abstand halten, Maske tragen, oft die Hände waschen.

Felix hat eine folgenschwere Entscheidung gemeinsam mit der Familie getroffen. Ich bin gespannt, wie die Entwicklung der Schuherzeugung Breitenbach weiter geht.
Gern empfehle ich diese Saga weiter und freue mich auf Teil 5, der leider erst im März 2023 erscheinen soll.

Bewertung vom 07.04.2022
Was die Hoffnung verspricht / Die Dorfschullehrerin Bd.1
Völler, Eva

Was die Hoffnung verspricht / Die Dorfschullehrerin Bd.1


ausgezeichnet

Eva Völler hat in diesem Roman einen sehr traurigen Abschnitt der deutschen Geschichte verarbeitet. Das Buch führt uns vor Augen, wohin Kriege führen. Ein geteiltes Deutschland macht den Menschen, vor allem in der DDR, sehr zu schaffen. Während in der BRD die Menschen immer mehr in ein normales Leben zurück finden, gibt es in der DDR Mangel an vielen Dingen des täglichen Bedarfs. So kommt es, dass die DDR täglich hunderte Einwohner verliert, die in den Westen gehen.
Auch Helene, die Protagonistin des Buches, möchte mit Mann und Tochter die DDR verlassen. Berlin, wo sie wohnen, erscheint ihnen gut geeignet in den Westteil dieser geteilten Stadt, zu fliehen. Leider geht ihr Plan nicht auf. Verschiedene Gegebenheiten führten dazu, das Helene eines Tages als Lehrerin in der hessischen Rhön an der Dorfschule angestellt wird. Sie hat sehr bewusst diesen Ort gewählt. Aber noch weis keiner von ihren Motiven und ihrem Geheimnis. Dieses Dorf im Zonenrandgebiet ist strukturschwach und von Abwanderung betroffen. Lehrer werden dringend benötigt.
Sehr einfühlsam erzählt Eva Völler die Geschichte dieser geteilten Landschaft. Familien wurden durch die Grenze getrennt. Ehemalige Nachbarn leben jetzt in zwei verschiedenen Staaten. Ein Teil in Hessen, der andere Teil in Thüringen. Die Teilung Deutschlands, mit allen Konsequenzen, wird in sehr emotionaler Art und Weise erzählt. Ein Buch das mich von der ersten bis zur letzten Seite fesselte.
Gern empfehle ich das Buch weiter.

Bewertung vom 30.01.2022
Die Heimat des Herzens / Die Frauen von Hampton Hall Bd.3
Whitmore, Felicity

Die Heimat des Herzens / Die Frauen von Hampton Hall Bd.3


sehr gut

Nun schließt sich der Kreis um die Frauen von Hampton Hall. Auch im dritten Teil geht es gleich dramatisch weiter. Es ist gut, die ersten beiden Bücher zu kennen, da dieser Teil direkt daran anknüpft. Abigail ist die Flucht aus der Gewalt von Laurence Lancaster erst einmal gelungen. Sie will die wertvolle Arbeitermadonna wieder bekommen um sie zurück in ihre Heimat nach Stockmill zu bringen, wo sie gestohlen wurde. Dazu braucht sie Menschen denen sie voll vertrauen kann. Sie ist eine sehr starke Frau, die schon viel Leid erfahren musste. Immer wieder verlangt ihr das Leben neue Herausforderungen ab. Will dieses Martyrium denn nie ein Ende nehmen? Wird Lancaster jemals von ihr ablassen? Gelingt es ihr die wertvolle Statue, die sie aus ihrem wertvollen Schmuck und goldenen venezianischen Figuren, fertigen ließ, an sich zu bringen? Wie gewohnt ist der Erzählstil von Felicity Whitmore sehr bildlich und gefühlvoll. Statt auf zwei Zeitebenen erhält die Handlung jetzt noch einen dritten Erzählstrang. Dieser beginnt 1920. Wir lernen die Enkel von Abigail Hampton, kennen. Sie leben im Willamette Tal in Amerika. Ihre Geschichte ist ungeheuerlich.

Der Erzählstrang im Jahre 2018 bringt für Melody und ihre Töchter nun die ganze Geschichte ihrer Vorfahren zu Tage. Sie haben alle Tagebücher gefunden und gelesen. Alles hat sich zusammen gefügt.

Leider muss ich gestehen, es ging mir sowohl mit der ehemaligen Lady Abigail Hampton aus Stockmill, wie auch mit Melody Stewart, ihrer Erbin, in diesem Teil alles zu schnell und reibungslos. Ich hatte das Gefühl, dass das Buch schnell zu Ende kommen sollte.

Heimat des Herzens beendet die Trilogie der Frauen von Hamton Hall. Es ist eine ergreifende Handlung, voller dunkler Geheimnisse. Sie lässt mich zwiegespalten zurück.

Bewertung vom 06.12.2021
Töchter der Hoffnung / Bodensee Saga Bd.1
Nikolai, Maria

Töchter der Hoffnung / Bodensee Saga Bd.1


sehr gut

Töchter der Hoffnung ist der erste Band einer neuen Trilogie von Maria Nikolai. Die Handlung umfasst den Zeitraum von November 1917 bis zum August 1919 und spielt hauptsächlich in Meersburg am Bodensee.
Dort lebt Helena mit ihren jüngeren Stiefschwestern Lilly und Katharina sowie ihrer Stiefmutter Elisabeth auf dem Lindenhof. Ihr Vater,Gustav, der den Hof erbte und Helena sind stark mit dem Anwesen verbunden. Helena soll das Gasthaus einmal erben. Ihr wunderbarer Traum ist es, ihn in ein Grandhotel umzubauen. Dieses Ziel hat sie vor Augen. Daraus schöpft sie nach meiner Meinung ihre unendliche Energie.
Doch noch ist Krieg und alle hoffen auf einen baldigen Waffenstillstand.
Ein weiterer Erzählstrang führt uns nach Russland. Dort gab es die Revolution und einen Bürgerkrieg. Für die Bolschewiken ist der Adel unerwünscht. Er wird enteignet, verfolgt und vertrieben. So kommt Maxim, ein attraktiver russischer Baron, nach Meersburg. Er ist durch einen Überfall in seiner Heimat seelisch und körperlich schwer verletzt und sucht die Täter. Sein führt ihn sein Weg nach vielen Recherchen in den Lindenhof.

Maria Nikolai schafft es auch dieses Mal, mich sofort abzuholen und in das Buch eintauchen zu lassen. Sie hat eine Sprache, die mich in jeder Situation mitfiebern lässt. Ihr Schreibstil ist sehr bildlich. Es sind schwierige Zeiten. Alles ist knapp und zahlende Gäste kommen nicht nach Meersburg. Mit der Pension ist kein Geld zu verdienen. Dringende Reparaturen sind nicht möglich. Die einzige Alternative ist scheinbar eine Umwandlung in ein Lazarett, denn täglich kommen neue schwerverwundete Soldaten.

Im Buch treffen die verschiedensten Charaktere aufeinander. Helena kann zupacken und hat immer den Überblick. Gustav kommt schwerverwundet aus dem Krieg heim und ist noch traumatisiert. Für seine zweite Frau Elisabeth, ist der Lindenhof ein Klotz am Bein. Sie will ihn verkaufen. Die drei Lindner Töchter sind sehr unterschiedlich. Jede hat hat andere Lebenswünsche. In diesem ersten Teil steht Helena im Mittelpunkt, die ihre Mutter nicht kennt. Sehr gut gefielen mir Käthe, die Köchin, eine sehr mitfühlende Person, die gut in das Geschehen passt. Und nicht zu vergessen der gemütliche immer hungrige Pater Fidelius. Er ist wachsam und hat das Herz auf dem rechten Fleck.

Vor historischen Hintergrund hat die Autorin eine starke gefühlvolle Geschichte aufgeschrieben in der natürlich die Liebe auch nicht fehlen darf. Sowohl historische Persönlichkeiten, wie auch Ereignisse lässt sie gekonnt in die Handlung einfließen.
Zu dieser Zeit wurde die Weltbevölkerung von der spanischen Grippe heimgesucht. Es ist schon eigenartig, vor 100 Jahren gab es auch eine fürchterliche Pandemie. Die Geschichte holt uns immer wieder ein.

Das Buch wird abgerundet durch einen umfangreichen Anhang. Dort finden wir ein Personenverzeichnis, eine Erläuterung der historischen Hintergründe und ein Glossar.

Sehr gern empfehle ich dieses warmherzig geschriebene Buch weiter. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 15.11.2021
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


sehr gut

Es sind die selbst bewussten und starken Frauen, denen Beate Rygiert in ihren Romanen ein Denkmal setzt.
Das Buch beschreibt eine Zeit im Ullstein Verlag, in denen Frauen eine untergeordnete Rolle zu spielen haben. Aber sie wissen um ihr Können. Durch ihre zum Teil sehr hervorragende Bildung brechen sie in die autoritäre und dominante Männerwelt ein.

Im Buch von Beate Rygiert lernen wir die Journalistin und Autorin Vicki Baum und deren beste Freundin Rosalie Gräfenberg kennen. Es sind zwei außergewöhnliche, emanzipierte Persönlichkeiten. Beide haben einen starken Freiheitsdrang. Es widerstrebt ihnen, nur schmückendes Beiwerk zu sein und in Abhängigkeit von Ehemännern zu stehen.

Das Cover sticht ins Auge und lädt dazu ein, das Buch in die Hand zu nehmen. An den glamourös und sehr modisch gekleideten Frauen im Vordergrund, ist gleich die Epoche der goldenen zwanziger Jahre erkennbar. Im Hintergrund ein Boulevard in Berlin. Diese Bildgestaltung ist extravagant und wunderschön.
Der Schreibstil von Beate Rygiert, gefällt mir sehr gut. Geschickt verknüpft sie die Handlungsstränge, die aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt werden, miteinander.

Rosalie Gräfenberg lebt seit der Scheidung von ihrem Mann, einem umschwärmten Berliner Gynäkologen mit Privatklinik, in Paris. Sie arbeitet als Journalistin und schreibt sehr beliebte Reiseberichte. Hauptsächlich arbeitet sie mit dem Ullstein Verlag zusammen. Dadurch ist sie öfter in Berlin.
Vicki Baum, ihre Freundin, ist als Redakteurin und Erfolgsautorin im Unternehmen tätig. Sie hat zwei Söhne. Eine selbstständige moderne Frau. Aktueller Zeitgeschmack und moderne Schnitte sind bei Ullstein ihr Metier. Sehr ruhelos und sportlich nimmt sie sogar Boxunterricht. Die dreißig jährige Rosalie ist eine ungewöhnlich stark emanzipierte junge kinderlose Frau. Eine schillernde Persönlichkeit, die die Menschen für sich einnimmt. Durch Beruf und weite Reisen, hat sie viele Kontakte. Auch sozial ist sie, die promovierte Soziologin, engagiert. Im Rahmen eines Empfanges wird sie die Tischdame von Dr. Franz Ullstein. Der ist begeistert von ihrer Eleganz, Klugheit und Bildung. Schnell ist es um den sonst so analytisch denkenden Patriarchen geschehen und er verliebt sich in Rosalie. Es dauert nicht lange und der Witwer und Rosalie heiraten.
Die fünf recht unterschiedlichen Söhne des Firmengründers Leopold Ullstein führen die Geschäfte gemeinsam. Auch die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Seine vier Brüder mit ihren Familien, die Nichten und Neffen und auch seine beiden Kinder sind geschockt. Diese kluge und emanzipierte Frau wollen sie nicht an der Seite ihres Bruders und Generaldirektors dulden. Sie fürchten ihre Intelligenz und Weitsicht.
Mit allen Mitteln versuchen sie das Paar zu trennen. Es kommt zu einer Schlammschlacht und Rosalie muss sich gegen üble Verleumdungen wehren.
Beate Rygiert lässt den Leser tief in diese Machtspiele eintauchen. Präzise recherchiert, gespickt mit historischen Persönlichkeiten, erzählt sie diese authentische Geschichte. Das Buch spielt gegen Ende der Weimarer Republik. Die Nazis scharren schon mit den Füßen aber die Ullsteinfamilie, alle Juden erkennen im Gegensatz zu Vicki und Rosalie die Gefahr nicht. Den Menschen, die wie ich, gern historische Romane lesen, empfehle ich dieses tolle Buch.