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Benutzername: 
pajo47
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Sundern

Bewertungen

Insgesamt 207 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Ein Actionfilm

Kriminalinspektorin Leo Asker ist die Protagonistin, die in diesem Kriminalroman im Mittelpunkt steht. Ausgebootet von einem Kollegen, der ihr wegen der Vergangenheit nicht besonders wohlwollend gegenüber steht, wird sie in eine Abteilung versetzt, von dessen Existenz sie bis dahin noch nie gehört hatte. Offensichtlich befinden sich in dieser Abteilung Kolleginnen und Kollegen, die man im normalen Dienst nicht gut verwenden kann.

In dieser Situation kommt Leo Asker einem besonders raffinierten Täter auf die Schliche.

Anders de la Motte versteht es in diesem Krimi durchgehend eine anhaltende Spannung zu erzeugen und zum Ende noch zu steigern. Wie im Spielfilm mit kurzen Schnitten Aktion erzeugt wird, so hat auch de la Motte seinen Roman in viele kurze Kapitel aufgeteilt. In jedem Kapitel wird die Situation aus dem Blickwinkel einer anderen Person erzählt. Oft wird, wieder genau wie der Gegenschuss im Spielfilm, in einer Situation auf die Sicht einer anderen Person umgeschaltet.

Nicht ist, wie es scheint. Und glauben Sie gar nicht, dass Sie irgendwann die Lösung wüssten. Sie werden sich wundern.

Bewertung vom 11.11.2023
Wie Sterben geht
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


sehr gut

Entwicklung

Es geht um die junge Nina Wagner, die 1980 nach Moskau geschickt wird, um einen hochrangigen KGB Offizier als Agentenführerin zu betreuen. Es handelt sich um Rem Kukura, der seine weitere Agententätigkeit davon abhängig gemacht hat, das er als Verbindungsfrau Nina bekommt.

Mit meiner Überschrift "Entwicklung" ist gemeint, dass die Hauptperson Nina (oder welchen weiteren von 8 Namen sie gerade trägt) im Laufe des Romans eine ungeheure Entwicklung durchmacht. Während sie zu Anfang äußerst unsicher wirkt, ist sie zum Ende hin eine eiskalte Agentin ohne Skrupel.

Meine persönliche Meinung: Andreas Pflügers "Ritchie Girl" hat mir besser gefallen. In dem jetzt vorliegenden Buch entwickelt sich die Handlung manchmal etwas zäh und langatmig. So mag das Agenten Leben sein, aber beim Lesen wirkt es nicht gerade spannungssteigernd.

Bewertung vom 06.11.2023
Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
Hacke, Axel

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte


sehr gut

Ernsthaftes über Heiterkeit

Ein schwieriger Spagat. Wie kann man über Heiterkeit schreiben und dabei Ernsthaftes zu Papier bringen. Axel Hacke ist dafür sicher der Richtige. Wenn man seine Kolumnen jeweils am Wochenende in der Süddeutschen Zeitung kennt, weiß man, dass er auch schwierige Dinge in einer heiteren Verpackung liefern kann.

Hacke fängt auch wirklich im Stil seiner Kolumne an. Heiteres über Heiterkeit sozusagen. Aber dann wird er ernsthaft wissenschaftlich. Er kramt alle möglichen Autoren bis zu den alten Griechen hervor, die irgendwann mal was über Heiterkeit gesagt oder geschrieben haben. Dabei bleibt dann sein heiterer Schreibstil, auf den ich mich eingestellt hatte, auf der Strecke. Erst am Ende findet er wieder zurück und wird etwas launig, wie man es gewohnt ist.

Hacke kann schreiben, ohne Zweifel, auch Schwerverdauliches. Ich war nur mit der falschen Erwartung an das Buch herangegangen.

Bewertung vom 01.11.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Großes Kino

Einen Roman auf Grund historischer Ereignisse zu schreiben, ist nicht so einfach. Es kommt darauf an, nicht zu sehr von den geschichtlichen Ereignissen abzuweichen aber soviel dazu zu geben, dass ein authentischer Roman aus einem Guss entsteht. Das ist Daniel Kehlmann hier vorzüglich gelungen. Er hat das Leben von Georg Wilhelm Pabst sehr genau recherchiert. Die Figuren sind sehr gut getroffen.

Es geht um Pabst, um den Roten Pabst, den bekannten Regisseur Pabst, der zunächst erfolgreiche Stummfilme drehte und dann ab 1930 zum Tonfilm wechselte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging er nach Hollywood, hatte aber dort wenig Erfolg. Aus privaten Gründen kommt er wieder nach Österreich, wird durch den "Anschluss" Österreichs überrascht und kann das Land nicht wieder verlassen. Das Propagandaministerium in Berlin zwingt ihn weitere Filme zu drehen.

Kehlmanns Roman lässt einen nicht los. Man taucht in die damalige Zeit ein. Man fühlt sich von der Situation mehr berührt, als wenn man etwas darüber in Geschichtsbüchern liest. Eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.10.2023
Die Kinder des Don Arrigo
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


sehr gut

Eigentlich unglaublich

Unglaublich scheint die Geschichte zu sein, die uns Ivan Sciapeconi hier erzählt. Er berichtet aus der Sicht des elfjährigen Nathan von einer Flucht nach Palästina. Natan ist eines von 40 jüdischen Kindern, denen durch die Organisation um Recha Freier 1942 die Flucht aus Deutschland ermöglicht wird. In dem italienischen Dorf Nonantola erhalten sie Unterkunft in der leerstehenden Villa Emma.

Natan erzählt von der Flucht, von dem Aufenthalt in der Villa Emma aber auch immer wieder in Erinnerungen an das Leben vor der Flucht mit seiner Familie. Ivan Sciapeconi trifft dabei sehr gut die Sicht des Elfjährigen, der eigentlich noch Kind ist, aber schon soviel Unmenschliches erleben musste. Sehr eindringlich ist beschrieben, wie die Kinder in der Villa versuchen, sich wenigstens etwas vom Kindsein zu bewahren.

Eindringlich und spannend ist beschrieben, wie sich der Pfarrer des Dorfes Don Arrigo und die meisten anderen Bewohner des Dorfes um die Kinder kümmern und ihnen, als die Braunhemden näher rücken, in einer abenteuerlichen Aktion die weitere Flucht ermöglichen.

"Eine wahre Geschichte über Menschlichkeit, Mut und Hoffnung" steht auf dem Cover. Dass es sich um eine wahre Geschichte handelt, ist Sciapeconi sehr wichtig. Das merkt man auch daran, dass Natan im Roman immer wieder nach den Namen der Retter und Helfer fragt, damit sie nicht vergessen werden. Eine eigentlich unglaubliche aber wahre Geschichte.

Bewertung vom 20.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


gut

Nicht mein Fall

Auf eine spannende Geschichte über einen verschwundenen Jungen in einer Kleinstadt namens Ballantyne und deren Aufklärung hatte ich mich eingestellt. Und so fängt der Roman auch an. Richard, die Hauptperson, erzählt davon, wie sein Freund Tom in einer Telefonzelle verschwindet, was auf eine sehr gruselige Weise geschieht. Aber die Bewohner von Ballantyne glauben Richard seine Geschichte nicht sondern denken, dass er Tom umgebracht hat und die Leiche hat verschwinden lassen. Jetzt hätte eine spannende Story folgen können über die Aufklärung dieses mysteriösen Verschwindens.

Aber was bekam ich zu lesen? Eine Horrorstory! Fantasy und Mystery spielen jetzt eine dominierende Rolle. Ich hätte vorher auf die Kennzeichnung auf dem Cover achten sollen, Da steht "Roman" nicht "Krimi" oder "Thriller". Für die Gattung Mystery und Horror, unter der ich den Roman einordnen würde, interessiere ich mich gar nicht. Dennoch habe ich das Buch bis zum Ende gelesen. Am Ende versucht Nesbo auf eine recht raffinierte Weise den Dreh zurück aus dem Fantasy Genre zu kriegen. Aber auch dieser Versuch ist ziemlich verdreht.

Ich war jedenfalls von diesem Roman enttäuscht. Nur auf Grund der flüssigen professionellen Schreibweise gebe ich noch drei Sterne.

Bewertung vom 20.10.2023
Die Superkräfte der Vögel
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


ausgezeichnet

Erstaunliches

Silke Hartmann ist begeistert von Vögeln und deren Fähigkeiten. Diese Begeisterung kommt in ihrem Buch sehr gut rüber. Hartmann stellt gleich zu Beginn klar, dass sie über persönliche Anekdoten und wissenschaftliche Erkenntnisse über Vögel und ihre Fähigkeiten im Buch berichtet. Sehr viele eigene Beobachtungen und Erlebnisse sind im Buch verarbeitet. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind vereinfacht dargestellt. Hartmann schafft die Balance zwischen strenger und populärer Wissenschaft ohne zu trivial zu werden.
Einen leichten Charakter gibt sie dem Buch und verzichtet deshalb auf wissenschaftliche Zitate und Quellenangaben.

Ihr Schreibstil ist angenehm und ansprechend. Man hat das Gefühl, man sitzt ihr in gemütlicher Atmosphäre gegenüber und sie erzählt voller Begeisterung von Ihren Erlebnissen mit den Vögeln. Ich war, als ich das Buch in die Hand nahm und den Titel las, erstmal skeptisch. Dann passierte das, was man hin und wieder bei einem Buch erlebt. Ich konnte kaum unterbrechen. Ein Buch, das mir die Vögel und ihre Fähigkeiten näher gebracht hat. Viele Fähigkeiten, von denen ich vorher keine Ahnung hatte. Ein Buch, das einem nebenher auf angenehme Weise neue Kenntnisse vermittelt. Unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.10.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Fesselnd

Postbote Walter wird uns zu Beginn des Romans vorgestellt. Er ist ein Mann, der seine Prinzipien hat. Eine interessante Episode ereignet sich ziemlich zu Beginn, als sich die Auseinandersetzungen zwischen ihm und einem Kunden gegenseitig bis ins Skurrile gegenseitig hochschaukeln. Walter wird in eines der Weihnachtspostämter in Engelskirchen versetzt und muss dort Briefe beantworten, die Kinder an das Christkind, den Weihnachtsmann oder Gott geschickt haben. Daraus entwickelt sich eine Beziehung zu einem Jungen, der unbedingt Hilfe braucht.

Wir erfahren im Roman, dass Walter, der uns zu Beginn als unbedeutender Postbeamter präsentiert wird, vorher ein bewegtes und wechselhaftes Leben gehabt hat. Das wird uns von Andreas Izquierdo in Rückblicken vorgeführt. Es ergeben sich immer neue Wendungen. Das ist so abwechslungsreich und interessant, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Bewertung vom 02.10.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


sehr gut

Aktuelles Thema

Johan Andersson, ehemaliger Weltklasse Skifahrer, wird ermordet aufgefunden. Er war ein Mann, der wegen seines netten Wesens eigentlich keine Feinde hatte. Wer könnte einen solch netten Mann umgebracht haben? Eine schwierige Aufgabe für Hanna Ahlander und Daniel Lindskog. Eine zweite Handlung wird in Rückblicken zwischen den aktuellen Handlungsstrang eingeschoben. Es geht um die Ehe zwischen Rebecka und Ole Ekvall. Ole ist eigentlich eine gute Partie. Er wird Pastor in einer streng auf die Bibel ausgerichteten freikirchlichen Gemeinde. Aber Ole ist ein Mann mit einem extremen Kontrollbedürfnis gegenüber seiner Ehefrau.

Viveca Sten legt uns einen unterhaltsamen und spannenden Roman vor. Sie ist bei der Beschreibung der Handlungen und Gedanken der handelnden Personen sehr eindringlich und differenziert. Manchmal schießt sie da meiner Meinung nach jedoch etwas über das Ziel hinaus, als ob sie auf jeden Fall verhindern will, dass Leserin oder Leser sich ein andres Bild machen als das von ihr gewünschte.

Insgesamt aber ein solider und lesenswerter Roman, auch deshalb, weil das aktuelle Thema von häuslicher Gewalt sehr eindringlich behandelt wird.

Bewertung vom 29.09.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


ausgezeichnet

Vielversprechend

Der Erstling einer neuen Reihe von Katrine Engberg. Mehrere Todesfälle, teils älter teils aktuell, sind zu klären. Zunächst scheint es, als ob sie nichts miteinander zu tun haben. Mehrere Erzählstränge verflicht Engberg im Roman. Da ist die Geschichte von Liv Jensen, die einen Neuanfang als Privatdetektivin versucht, um dadurch eine neue Chance als Polizistin zu bekommen. Da ist die Geschichte mit Hannah Leon, die als beurlaubte Psychologin ihren Vater pflegt. Da ist Nima Ansari, der eine Werkstatt für Oldtimer betreibt. Außerdem wird ein Erzählstrang eingeflochten, bei dem es um Verfolgung von Juden Anfang der 40er Jahre geht.

Das alles hat, auch wenn es am Anfang nicht so scheint, Berührungspunkte und wird zum Ende zusammen geführt. Da werden die Zusammenhänge klar und es erweisen sich manche Ermittlungsergebnisse als Sackgassen.

Ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe. Man darf gespannt auf die weiteren Bände sein.