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Hamburg

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Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2023
Die Chroniken von Lunis - Wächterin des Lichts (Die Chroniken von Lunis 1)
McCurdy, Janelle

Die Chroniken von Lunis - Wächterin des Lichts (Die Chroniken von Lunis 1)


sehr gut

Ein Fantasybuch für Kinder, dass auch Erwachsene begeistert

Das Cover ist schon mal ein Hingucker. Es wirkt düster und geheimnisvoll. Ich wollte direkt wissen, welche Geschichte sich hinter diesem Cover verbirgt.
Man muss beim Lesen im Hinterkopf behalten, dass das Buch für eine jüngere Zielgruppe geschrieben ist. Ich denke, so ab 10-12 Jahren, ist die Geschichte geeignet. Daher muss man ein paar Abstriche in Sachen Detailgenauigkeit und Realismus machen.

Das Worldbuilding ist gelungen. Wir befinden uns in einer Welt, die der unsrigen nicht ganz unähnlich ist (z.B. gibt es so etwas wie Fernsehen und Handys), die aber von einer geheimnisvollen Finsternis bedroht wird. Einzig die Umbra, gezähmte magische Fabelwesen, helfen den Menschen, sich gegen diese Finsternis zu behaupten. Mir hat gut gefallen, wie in den ersten Kapiteln die Ausgangslage der Geschichte präsentiert wird. Alles ist bildlich und atmosphärisch beschrieben.

Die Hauptfigur Mia ist sehr schön charakterisiert und gut ausgearbeitet und macht im Lauf der Geschichte eine schöne Entwicklung durch. Anfänglich ist sie ängstlich und aufgrund eines Kindheitserlebnisses sehr skeptisch ggü. den Umbra. Da die Geschichte, bis auf ein paar Zwischenkapitel, aus Mias Ich-Perspektive erzählt ist, erlebt man ihre Emotionen mit und kann sich gut in sie hineinversetzen.
Mias Freunde TJ und Jada sind auch interessante Figuren, die zwar nicht ganz so viel Tiefe in der Geschichte erhalten, aber einen guten Gegenpol zu Mia bilden und ihr immer wieder aus ihren Selbstzweifeln heraushelfen. TJs Unbekümmertheit fand ich manchmal allerdings ein bisschen viel. Schließlich sind auch seine Eltern in Gefahr. Mias Bruder Lucas ist schon sehr niedlich, wobei sein Verhalten und seine sprachliche Ausdrucksweise nicht unbedingt zu einem vierjährigen passt. Dennoch habe ich den „Krümel“ sehr gemocht. Übrigens, wie auf dem Cover zu sehen, sind die Hauptfiguren allesamt People of Color.

Sehr fasziniert haben mich auch die Umbra. Die Idee dieser magischen Schattenwesen war toll umgesetzt und Ruby, Lux und Nox waren ganz eigenen Charakter, was mir sehr gefallen hat. Ich konnte Mias Vorsicht zu Beginn der Geschichte gut nachvollziehen, denn die Umbra können ganz schön furchterregend sein.

Die Geschichte wird rasant erzählt, denn die Kinder müssen aus ihrer Heimatstadt fliehen um Hilfe in der Hauptstadt zu finden. Dabei sind ihre Verfolger ihnen dicht auf den Fersen. Die Gruppe gerät in allerlei brenzliche Situationen, aus denen sie aber immer wieder entkommen kann. Einerseits brachte dieses „eine Bedrohung jagt die nächste“ viel Spannung in die Geschichte, andererseits war es mir manchmal etwas zu viel und ich hätte mir noch ein paar ruhige Momente zwischen den Figuren gewünscht. Für eine Abenteuergeschichte war es aber schon in Ordnung.

Es hat mir übrigens sehr gefallen, dass die Handlung erstmal abgeschlossen war. Am Ende des Buches sind zwar nicht alle Fragen beantwortet und die Fortsetzung deute sich an, es ist aber auch kein typischer Cliffhanger. Ein Ende, wie ich es für ein Kinderbuch passend finde.

Fazit. ‚Die Chroniken von Lunis‘ ist ein spannender Fantasy-Roman für Kinder, der mit einem schönen Worldbuilding und einer nahbaren Protagonistin punktet. Es handelt sich um eine klassische „Gut-gegen-Böse“ Abenteuergeschichte, die neben einer spannenden Handlung auch den Wert von Freundschaft und Familie vermittelt.

Bewertung vom 01.02.2023
Julian und Anisa und das Wunder vom Wacholderpark
Lebert, Benjamin

Julian und Anisa und das Wunder vom Wacholderpark


ausgezeichnet

Gelungenes Kinderbuch über den Wert der Freundschaft

Von Anfang an gefallen hat mir der Schreibstil. Er ist, zielgruppengerecht, einfach gehalten mit kurzen Sätzen, so dass auch Kinder, die noch nicht so lange lesen können, damit zurechtkommen sollten. Aber auch mich als Erwachsene hat dieser Stil angesprochen. Der Autor schafft es trotz der Einfachheit viel Gefühl und Tiefe in die Geschichte zu bringen.

Überhaupt ist die Geschichte toll erzählt. Die Kapitel sind in der Ich-Perspektive geschrieben, mal aus Julians und mal aus Anisas Sicht. Hierdurch lernt man die Figuren gut kennen und es spannend zu sehen, was sie jeweils voneinander denken und wie es wirklich in den Kindern aussieht.
Julian ist ein schüchterner und zurückhaltender Junge, der auch aufgrund seiner Krankheit (Epilepsie) ein Außenseiter ist. Julians Liebe zu Wörtern ist sehr schön herausgearbeitet und seine Gedankenwelt hat mich berührt.
Anisa ist auf den ersten Blick cool, selbstbewusst und lässt sich nicht „die Butter vom Brot nehmen“. Ich fand es schön, in den Kapiteln aus ihrer Sicht, hinter diese Fassade zu blicken. Denn ein schwerwiegendes Ereignis aus ihrer Kindheit hat sie geprägt und so fühlt sich auch Anisa manchmal unsicher.
Beide Kinder machen im Laufe der Geschichte eine schöne Entwicklung durch.

Das Cover mag es suggerieren, aber dies ist kein Fußballbuch. Zwar spielt ein Fußballspiel in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, aber ist eben „nur“ ein erzählerisches Element. Vielmehr geht es um Freundschaft und darum für sich und andere einzustehen. Mobbing und Rassismus sind Themen die behandelt und m.M.n. kindgerecht aufgearbeitet werden.
Im Übrigen ist das besagte Fußballspiel am Ende sehr spannend beschrieben und enthält die Portion Heldenerzählung, an denen Kinder sicher ihre Freude haben werden.

Fazit. ‚Julian und Anisa und das Wunder vom Wacholderpark‘ ist ein rundum gelungenes Kinderbuch, welches wichtige Werte vermittelt und mit einer spannenden Handlung aufwartet. Die beiden Hauptfiguren sind schön ausgearbeitet und bieten Identifikationspotenzial für Jungen und Mädchen abseits gängiger Geschlechterklischees. Der Schreibstil ist angenehm und für Kinder leicht zu verstehen. Ergänzt wird die Geschichte zudem durch passende Illustrationen, die die Kapitel immer wieder auflockern.

Bewertung vom 27.01.2023
Anatomy
Schwartz, Dana

Anatomy


ausgezeichnet

Eine Liebesgeschichte? Ja, aber vor allem ein fesselnder Genremix…

Die Geschichte spielt in Edinburgh im Jahr 1817 und dreht sich um die junge Adlige Hazel Sinnet, deren größter Traum es ist, Chirurgin zu werden. Ein Vorhaben, das in dieser Zeit für eine Frau unmöglich erscheint…

Das Erzähltempo ist eher langsam. Die Autorin nimmt sich Zeit, die Geschichte aufzubauen und uns die Figuren, insbesondere die beiden Protagonisten Hazel und Jack, vorzustellen. Tatsächlich dauert es bis zur Hälfte des Buches, bis wir an die Stelle kommen, von der der Klappentext spricht. Gestört hat mich das aber nicht, ich habe mich nie gelangweilt, war sogar sehr fasziniert, mit welcher Beharrlichkeit, Hazel an ihrem Traum festhält.

Hazel mochte ich sehr. Sie ist wissbegierig, ehrgeizig und schlau. Hazel weiß was sie will und steht dafür leidenschaftlich ein. Ich konnte sehr mit ihr mitfühlen. Ich fand es schmerzhaft, mitzuerleben, wie wenig Freiheiten und Möglichkeiten Frauen adliger Herkunft in der damaligen Zeit besaßen. Auch Jack war ein toller Charakter, hilfsbereit und loyal gegenüber jenen, die ihm wichtig sind. Seine manchmal etwas unbeholfene Art fand ich sympathisch.

Auch der Aufbau des Buches hat mir gefallen. Die Kapitel sind in der Erzählperspektive geschrieben, mal mehr mit dem Fokus auf Hazel und dann wieder eher aus Jacks Sicht. Zwischen den Kapiteln gibt es gelegentlich Einschübe, wie Zeitungsberichte, Notizen, Anmerkungen von Zeitzeugen. Hierdurch wird ein lebendiges Bild der Stadt Edinburghs, der gesellschaftlichen und sozialen Zustände der Zeit aber auch dem damaligen Stand der Medizin gezeichnet.

Nicht in die Irre führen lassen sollte man von dem Untertitel ‚Eine Liebesgeschichte‘. Meiner Meinung nach ist dies doppeldeutig zu verstehen. Ja, zwischen Hazel und Jack entwickelt sich ein zarte und schön beschriebene Liebesgeschichte. Aber für mich stand eine andere Liebe viel mehr im Mittelpunkt der Geschichte. Nämlich Hazels Liebe zur Wissenschaft und zur Medizin für die sie bereit, alles zu geben.

Das Ende des Romans wartet mit einem, auf den ersten Blick überraschenden, Plot-Twist auf. Wobei ich der Meinung bin, dass es immer mal wieder Andeutungen gab, so dass ich nicht vollkommen überrascht war. Aber hier schlägt das Buch genremäßig nochmal eine neue Richtung ein. Mir hat das gut gefallen. Insgesamt fand ich den Genremix aus Historienkrimi, Gothic, Jugendroman und eben auch … (will hier nicht spoilern ;-) ) sehr spannend und stimmig erzählt.

Ein paar Worte noch zur Print-Version des Buches. Das Cover ist ein Hingucker und passt so gut zu der Geschichte. Aber auch der Rest des Buches ist großartig gestaltet. Die raue Haptik des Buchumschlags hat mir gefallen ebenso die invers gedruckten Seiten der Zwischenkapitel.

Fazit. ‚Anatomy - Eine Liebesgeschichte‘ hat potential zum Jahreshighlight. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Hazel ist eine großartige Protagonistin, die ich gerne auf ihrem Weg begleitet habe. Das Ende des Buches war überraschend, aber gut vorbereitet. Gefallen hat mir zudem, dass das Buch auch für sich allein stehen bleiben könnte. Nichtsdestotrotz freue ich mich, dass noch ein zweiter Band folgen wird. Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.12.2022
All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1
Krüger, Tonia

All I (don't) want for Christmas / Love Songs in London Bd.1


sehr gut

Stimmungsvolle Weihnachtsliebesgeschichte

Ich bin eigentlich keine Romance-Leserin und auch um Liebesfilme/-serien oder Romcoms mache ich eher einen Bogen, denn meistens ist mir das alles zu kitschig. Zur Weihnachtszeit mache ich aber gerne eine Ausnahme.
‚All I (Don’t) Want for Christmas‘ hat mich nicht nur durch sein wunderschönes Cover angesprochen, auch die Leseprobe hat mich sofort für das Buch eingenommen. Der Schreibstil der Autorin ist locker, aber mitreißend und es war leicht, in die Handlung einzutauchen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Febe erzählt. Febe war die Art von Hauptprotagonist, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe. Mir hat imponiert, wie sie mit ihrer persönlichen Situation umgeht, wie sehr sie für ihr Thema (Shakespeare) brennt und dafür einsteht. Was mir Febe zusätzlich noch sympathisch machte, war ihre Abneigung gegen das schmuddelige Winterwetter… auch ich friere dieser Tage viel… da konnte ich sofort mit ihr relaten ;-)
Liam war ein interessanter Charakter, denn er hat im Lauf der Geschichte eine schöne Entwicklung durchgemacht. Anfänglich war er noch arrogant und teilweise ziemlich herablassend zu Febe. Aber es war für mich als Leser schön zu sehen, wie er sein eigenes Veralten reflektiert. Die Gespräche mit Febe eröffnen ihm eine neue Sichtweise auf sein Leben und sein Verhalten und nicht zuletzt auch auf seine Beziehung zur Ex-Freundin Charlotte.
Überhaupt nicht gefallen hat mir hingegen Febes Freundin Joss, die für meinen Geschmack zu grenzüberschreitend und oberflächlich war. Warum sie und Febe Freundinnen sind, erschloss sich mir nicht.

Die Handlung rund um das Weihnachtsfest bei Liams Familien hat mir gefallen. Ich fand es schön, wie Febe und Liam langsam zueinander finden. Die Gespräche zwischen den beiden über ihre jeweilige Leidenschaft habe der Geschichte Tiefe gegeben. Denn nach und nach können sie die Welt des anderen verstehen und bauen ihre Vorurteile ab.
Die Entwicklung im letzten Viertel des Buches fand ich allerdings etwas überzogen. Das war mir zu viel Drama und Febes Reaktion konnte ich teilweise nicht ganz nachvollziehen. Letztendlich hat die Geschichte aber den Bogen noch bekommen, denn ich fand das Ende wirklich süß.

Fazit. ‚All I (Don’t) Want for Christmas‘ war ein wunderschönes Feel-Good-Weihnachtsbuch, bei dem auch Romance-Muffel wie ich auf ihre Kosten kommen. Die Figuren waren gut charakterisiert und machen eine glaubhafte Entwicklung durch, die der Handlung eine gewisse Tiefe geben. Der angenehme Schreibstil der Autorin macht Lust auf die weiteren Bücher der Reihe.

Bewertung vom 30.11.2022
Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1
Benkau, Jennifer

Wer die Nacht malt / The Lost Crown Bd.1


sehr gut

Ein besonderes Land, eine besondere Magie…

‚The Lost Crown‘ war mein erstes Buch der Autorin. Und obwohl der Roman in derselben Welt spielt, wie Benkaus andere Diologien, war Vorwissen m.E.n. nicht erforderlich. Zumindest hatte ich nie das Gefühl, dass mir irgendwo Wissen fehlte.
Die Autorin hat einen angenehmen und bildhaften Schreibstil. Ich hatte das Geschehen immer gut vor Augen und konnte so diese stimmungsvolle Welt genießen.

Überhaupt punktet das Buch für mich durch das fantastische Worldbuilding! Die beiden Länder Eshrian und Amisa waren toll beschrieben. Insbesondere die unterschiedlichen Landschaften, Flora und Fauna aber auch die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede wurden sehr gut herausgearbeitet. Es war spannend, gemeinsam mit Kaya, Eshrian und seine Menschen kennen zu lernen. Auch die Idee, das Eshrian nicht einfach nur ein Land ist, sondern über ein eigenes Bewusstsein verfügt, war originell.

Kaya ist eine angenehme Protagonistin. Ich mochte ihre selbstbewusste Art und dass sie sich trotz der Ablehnung, die sie zeit ihres Lebens ertragen musste, nicht unterkriegen lässt. Die Geschichte ist überwiegend aus der Ich-Perspektive von Kaya geschrieben, wodurch ihre Gefühle und ihr Handeln sehr gut nachvollziehbar waren. Außergewöhnlich fand ich auch Kayas Magie. Mir haben die detaillierten Beschreibungen, wie sie Magie wirkt und wie sie autodidaktisch ihre Fähigkeiten erweitert sehr gefallen.
Es gibt in dem Buch auch ein paar Kapitel, die aus Mirulays Sicht erzählt sind. Das fand ich hilfreich, um ein differenziertes Bild dieser Figur zu bekommen, denn Miru ist kein Charakter, der einem sofort sympathisch ist. Er ist zu Beginn ggü. Kaya verschlossen und abweisend und ich konnte sein Handeln nicht immer nachvollziehen. Aber im Laufe des Buches erfährt man mehr über seine Vergangenheit und es ergibt sich ein rundes Bild. So ganz nah ist mir Mirulay aber bis zum Schluss nicht gekommen.
Von den Nebenfiguren möchte ich gerne noch Cisca erwähnen. Diese ist anfänglich sehr krazbürstig und unzugänglich, im Laufe der Geschichte lernt man aber ihre weiche Seite kennen und so hat sie immer mehr mein Herz erobert.

Die Autorin nimmt sich Zeit für die Entwicklung ihrer Figuren, das schlägt sich aber im Pacing nieder. Für meinen Geschmack hätte die Handlung etwas straffer voranschreiten können, so hatte die Geschichte (für mich) doch einige Längen.
Ansonsten enthält der Roman das ein oder andere bekannte Trope… die Außenseiterin mit besonderen Fähigkeiten, ein tyrannischer Herrscher, ein gebrochener Charakter und eine klassische Enemies-to-Lovers Storyline. Mich hat das nicht weiter gestört, der YA-Fantasy-Roman wurde hier zwar nicht neu erfunden, aber dennoch gut erzählt. Das Ende hält die ein oder andere Enthüllung bereit und hat die Spannung nochmal nach oben gebracht.

Fazit. ‚The Lost Crown‘ war ein unterhaltsamer erste Teil und hat mich vor allem durch das gut durchdachte und stimmungsvolle Worldbuilding überzeugt. Das Erzähltempo hätte etwas straffer sein können. Der Charakterentwicklung hat mir aber gefallen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

Meine Wertung: 3,5 Sterne.

Bewertung vom 15.11.2022
Vilma zählt die Liebe rückwärts
Skretting, Gudrun

Vilma zählt die Liebe rückwärts


sehr gut

Vilmas Weg… oder… von Schnauzbärten, Auberginen und Lebkuchenhäuschen

Nach der Leseprobe hatte ich von dem Buch einen humoristischen Feel-Good-Roman erwartet. ‚Vilma zählt die Liebe rückwärts‘ steckt auch wirklich voller Humor und es gibt viele schöne zwischenmenschliche Momente. Vilmas Geschichte enthält aber auch traurig-tragische Ereignisse. Der Roman schafft es, all diese Elemente zu einem großartigen Ganzen zu verschmelzen.

Die 35-jährige Vilma arbeitet als Klavierlehrerin und ist ein ziemlicher Eigenbrötler. Ihr Leben verläuft strukturiert, geordnet und möglichst risikoarm. Eines Tages erfährt sie, dass ihr Vater, den Vilma nie kennen gelernt hat, auf dem Weg zu ihr war und im Flugzeug verstorben ist. Im Gepäck hatte er einen Stapel Briefe, adressiert an seine Tochter Vilma.

Ich liebe skurrile Figuren. Und auf Hauptprotagonistin Vilma trifft dieses Attribut definitiv zu. Vilma wirkt ein bisschen pedantisch und nicht besonders zugänglich. Sie beschäftigt sich viel mit dem Tod bzw. damit, diesem möglichst lange aus dem Weg zu gehen. Nichtsdestotrotz war mir die Figur von Beginn an sympathisch. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Vilma erzählt und ihre eigenwillige Art führt zu einem besonderen trocken-humorigen Schreibstil, der mir sehr gefallen hat.
Auch die anderen Figuren des Buches sind liebevoll charakterisiert. Besonders den kleinen Amdi, Vilmas Klavierschüler, schließt man mit seiner Unbekümmertheit sofort ins Herz.

Die Autorin erzählt eine außergewöhnliche und einfühlsame Geschichte. Vor allem die Briefe des Vaters waren etwas ganz besonders. Er erzählt Vilma von seinem Leben, das geprägt ist von Musik, der großen Liebe, von Verlust und Aussöhnung. Diese hochemotionalen Absätze stehen, zumindest zu Beginn, in Kontrast zu Vilmas eher spröden rationalen Art.
Aber die Briefe bewirken etwas in Vilma. Sie erfährt dadurch die Geschichte ihrer Eltern und auch eigene Erlebnisse werden in ein neues Licht gerückt. Es kommen Dinge an die Oberfläche, die lange verschollen und verdrängt waren. Die fehlenden Puzzlestücke ihres Lebens finden an ihren Platz. Und auch wenn Vilmas Entwicklung vielleicht ein bisschen schnell ging, war es wunderbar, sie auf diesem Weg zu begleiten.

Ein paar Worte noch zum Cover: Obwohl ich das deutsche Cover ganz hübsch finde, macht es mit seiner Farbgestaltung einen eher sommerlichen Eindruck. Die Geschichte spielt aber im Winter in der Adventszeit. Ein Cover mit mehr Bezug zur Jahreszeit hätte meiner Meinung nach besser gepasst.

Fazit. ‚Vilma zählt die Liebe rückwärts‘ hat mich überrascht und durch und durch überzeugt. Es war ein wunderschöner witzig-ernsthaft-traurig-humorvoller Roman über das Leben und die Liebe. Eine tolle Geschichte für gemütliche Winternachmittage bei Tee und Lebkuchen.

Bewertung vom 07.11.2022
Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald
Thomas, Aiden

Wendy & Peter. Verloren im Nimmerwald


sehr gut

Eine bewegende Geschichte über Trauer und das Erwachsenwerden

Dieses Buch hat mir einiges abverlangt. Das ist aber nicht negativ gemeint, im Gegenteil, ‚Wendy & Peter‘ von Aiden Thomas war eine beeindruckende und tief emotionale Geschichte. Es ist eines dieser Bücher, das noch lange in mir nachhallen wird.

Vor fünf Jahren verschwanden Wendy und ihre beiden Brüder spurlos. Nach sechs Monaten taucht Wendy wieder auf, allein, traumatisiert und ohne Erinnerung, was mit ihr und den beiden Jungs geschehen ist. Als erneut Kinder verschwinden, drohen die alten Wunden wieder aufzubrechen. Und dann begegnet Wendy Peter, einem Jungen, den sie aus den Märchen ihrer Kindheit kennt.

‚Wendy & Peter‘ ist kein klassisches Re-Telling der Märchengeschichte von Peter Pan sondern eher eine Art Fortsetzung im modernen Setting der heutigen Zeit. Und es ist mehr als eine Abenteuergeschichte. Das Buch erzählt von erlittenen Traumatas, von Trauer und Depression. Es ist aber auch eine Geschichte, und hier ähnelt sie dem Original, von der Magie des Kind-seins und der Fantasie.

Ich mochte den Schreibstil des Autors bereits in ‚Yadriel & Julian‘ sehr. Er ist bildhaft und unglaublich nah an den Figuren. Auch hat mir sehr gefallen, dass Aiden Thomas erneut in einem Jugendbuch ein wichtiges Thema anspricht, was häufig unterrepräsentiert ist, nämlich die Folgen von Traumatas auf die psychische Gesundheit.

Wendy kann sich an die Ereignisse, die zu ihrem und dem Verschwinden ihrer Brüder führten nicht erinnern. Aber das Erlebte hat sie schwer traumatisiert, was eindringlich und authentisch beschrieben wurde. Sie ist in sich gekehrt, hat Angst vor der Dunkelheit und einen leichten Waschzwang entwickelt. Wir begegnen einer jungen Frau auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ein normales Leben zu führen, aber stets begleitet von den Schatten ihrer Vergangenheit. Wendys Figur hat mich sehr berührt.
Auch Peter wurde wundervoll charakterisiert. Einerseits ist er ganz Peter Pan, charmant, witzig, ein unbekümmerte Junge, der neugierig die Welt entdeckt. Andererseits ist er auch ein ernster Charakter, denn der Verlust seines Schattens und das schwächer werden seiner Magie stellt ihn vor eine schwere Herausforderung. Dem Autor ist es gut gelungen, diese beiden Fassetten des Charakters glaubhaft darzustellen.

Die Geschichte wird langsam erzählt und die Beziehung zwischen Wendy und Peter behutsam aufgebaut. Durch ihre gemeinsame Suche nach Peters Schatten und den entführten Kindern kommen langsam Wendys Erinnerungen zurück. Es beginnt ein langsamer Prozess der Heilung.
Und neben all der schweren Themen gibt es immer wieder schöne Momente der Leichtigkeit, wenn Peter wirklich zu Peter Pan wird… furchtlos, albern, kindlich… und es so schafft, Wendy aus ihrem Kokon aus Trauer und Schuldgefühlen zu holen.

Auch wenn mir einige Andeutungen erst im Nachgang klar wurden, hat mich das Ende der Geschichte nicht völlig überrascht. Die Idee, wer Peter Pan tatsächlich ist, was es mit seinen sogenannten „verlorenen Kindern“ und letztendlich auch mit Wendys Brüdern auf sich hat war wunderschön und hochemotional. Ich bin ja generell nah am Wasser gebaut, aber dieses Ende hat mir viele Tränen beschert.

Fazit. ‚Wendy & Peter - Verloren im Nimmerwald‘ ist eine „erwachsenere“ Version des bekannten Klassikers. Die Geschichte ist traurig, düster, aber gleichzeitig auch voller Magie und Hoffnung, dass irgendwie alles gut werden wird. Ich fand die Geschichte wunderschön.

Ein paar Worte noch zum Cover: Schon bei Aiden Thomas Roman ‚Yadriel & Julian‘ war ich von dem deutschen Cover sehr begeistert und auch bei diesem Buch gefällt mir das Cover wieder sehr. Es fängt m.M.n. sehr gut die Stimmung des Buches ein und der Baum als zentraler Punkt passt ebenfalls hervorragend zu seiner Bedeutung in der Geschichte.

Bewertung vom 26.10.2022
Vega - Der Wind in meinen Händen
Perko, Marion

Vega - Der Wind in meinen Händen


gut

Spannend erzählte Dystopie mit „Luft“ nach oben

Eine Welt, in der Hitze und Dürre vorherrschen und Regen fast nur noch durch künstliche Manipulation erzeugt werden kann. Dieses Setting erscheint erschreckend realistisch und hätte eine spannende Ausgangsbasis sein können, leider konnte mich das Buch aber in vielen Punkten nicht überzeugen. Aber der Reihe nach…

Ich mag es, wenn eine Geschichte sofort los geht und ich als Leser direkt in die Handlung geworfen werde. So beginnt bereits im zweiten Kapitel Vegas Flucht vor den Behörden, die ihr die Schuld an einem Wetterunfall anlasten. Der Spannungsbogen ist von Beginn an hoch und es dauert eine Weile, bis man wieder zu Atem kommt. Diese rasante Erzählweise hat mir gefallen.

Leider wird in dem Roman auf das Thema Klimawandel und dessen Folgen viel zu wenig eingegangen. Es wird zwar von Wasserknappheit und Hitze gesprochen, aber die konkreten Auswirkungen für die allgemeine Bevölkerung werden kaum aufgezeigt bzw. sind auch nicht ganz stimmig dargestellt (z.B. kommt Wasser immer noch ohne Rationierung aus dem Hahn). Ich hätte gerne auch mehr über die politische Lage erfahren. Es werden zwar der „Systemzusammenbruch“ sowie ein schwerwiegendes Klimaereignis erwähnt, aber wie genau die aktuelle Lage in Deutschland, Europa, dem Rest der Welt aussieht wird kaum erläutert. Überhaupt, das die Geschichte in Deutschland spielt, merkt man nicht. Es hätten auch die USA oder England oder ein anderes Industrieland sein können.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Vega geschrieben und ihre Charaktergestaltung ist überwiegend gelungen. Man erfährt zwar in diesem Band noch recht wenig über ihre Vergangenheit, aber grds. fand ich ihre zurückhaltende und misstrauische Art nachvollziehbar. Dass sie Leo, der ihr bei der Flucht hilft, so schnell vertraut, passt da nicht so recht ins Bild. Vor allem, dass Vega kaum Fragen zu Leos Motivation und überhaupt zu seiner Person stellt, fand ich schwierig.
Tja, und dann auch noch die Liebesgeschichte(n)…, dass sich Vega und Leo während der Flucht näher kommen hätte ich noch ein Stück weit verstanden, wäre Vega nicht eigentlich mit Esper zusammen, der spurlos verschwunden ist. Hier fand ich Vegas Verhalten nicht unbedingt nachvollziehbar. Einerseits macht sie sich Sorgen um ihren Freund andererseits verguckt sie sich in Leo. Dieses Dreicks-Trope ist aber auch ehrlich gesagt nicht mehr mein Geschmack.

Die eigentliche Handlung hat mir schon gefallen. Es dauerte zwar bis zum letzten Viertel des Buches bis sich die Fragen zu klären beginnen, aber der Weg dahin war gut gemacht. Mir sind die verschiedenen Interessensgruppen und ihre Ziele/Motivation noch nicht ganz klar, aber dies ist ja auch erst der Auftaktband einer Trilogie. Von daher kann ich damit leben, dass noch einiges im Unklaren bleibt. Das Ende wartet mit der ein oder anderen Überraschung auf. Der große Twist hat mich jetzt aber nicht abgeholt, da ich ein Stück weit damit gerechnet habe.

Fazit. ‚Vega - Der Wind in meinen Händen‘ lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits war es ein solider Reihen-Auftakt, denn das Buch punktet mit einer angenehmen Erzählweise und einem hohen Spannungsbogen. Das Thema Klimawandel kommt aber leider viel zu kurz bzw. wird nicht kongruent erzählt.

Bewertung vom 20.10.2022
Meine schönsten Weihnachtsmärchen
Sörensen, Imke;Andersen, Hans Christian;Grimm, Brüder

Meine schönsten Weihnachtsmärchen


sehr gut

Schöner Begleiter durch die Adventszeit

Das Buch trägt den schlichten Titel „Meine schönsten Weihnachtsmärchen“ und beinhaltet insgesamt 24 Geschichten, die mit Datum beschriftet sind und das Buch somit zu einem Adventskalender machen. Eigentlich schade, dass das so nicht auf dem Cover steht. Denn in einer Zeit in der es viel zu viele Schoko-, Spielzeug-, Tüddelkramkalender gibt, ist so ein Buch genau das richtige, um mit Kindern stimmungsvoll durch den Advent zu gehen und ihnen etwas mitzugeben.

Weihnachtszeit ist Märchenzeit. Das spiegelt sich auch in der Auswahl der Geschichten wider. So sind in dem Buch neben Geschichten, die während der Weihnachtszeit spielen auch ein paar „klassische“ Märchen (z.B. Frau Holle) dabei. Das hat mir zwar einerseits gut gefallen. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass in vielen Kinderzimmern diese Geschichten schon in anderen Büchern vorhanden sind.
Nichtsdestotrotz ist die Auswahl vielfältig und es dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Auch die christliche Weihnachtsgeschichte über die Geburt Jesus befindet sich in einer sehr charmanten Variante in dem Buch.

Alle Geschichten sind schön illustriert, mit liebevollen Details, ohne dabei überladen zu wirken.
Insgesamt fand ich das Design des Buches gelungen, denn sowohl das Cover als auch die Illustrationen sind „klassisch“ bzw. nostalgisch gestaltet. Mir hat das sehr gefallen, da es mich an die Bücher aus meiner Kindheit erinnerte und m.M.n. auch sehr schön zur Weihnachtszeit passt.

Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich, dass sich die Geschichten in ihrem Umfang sehr unterscheiden. Mal sind es nur vier, mal rund 10 Seiten. Gerade für jüngere Kinder zum Vorlesen könnten die langen Geschichten vielleicht etwas zu lang sein.

Fazit. „Meine schönsten Weihnachtsmärchen“ ist ein wunderschöner Begleiter für Kinder durch die Adventszeit und sowohl zum Vor- als auch zum Selberlesen geeignet. Genau so ein Buch hätte ich als Kind gerne gehabt! Ich hätte es Jahr um Jahr immer wieder herausgeholt und gelesen.

Bewertung vom 10.10.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


gut

Tolle Geschichte, tolles Worldbuilding, aber teilweise schwierige Figuren…

Die 16-jährige Emily gehört zu einer berühmten Familien von Nekromanten, hat aber selbst (scheinbar) kein magisches Talent. Als Ashton, der Sohn der verfeindeten Nekromanten Familie Goodwin, bei den Seymours zu Gast ist, um einen Friedensvertrag auszuhandeln, gerät Emilys Welt aus den Fugen. Denn bei einem Ritual kommt Ashton, durch eine Unachtsamkeit von Emily, ums Leben. Um ihre Fehler wieder gut zu machen, beschließt sie Ashton mit einem verbotenen Zauber von den Toten zurückzuholen. Doch das hat Konsequenzen…

Ich lese ja gerne Jugendbücher, auch wenn ich (Ü40) schon lange nicht mehr deren Zielgruppe bin. Das Setting hat mich neugierig gemacht und auch die Leseprobe hatte mir gefallen. Mit dem Roman insgesamt habe ich mich aber etwas schwergetan. Aber der Reihe nach…

Das Worldbuilding ist auf jeden Fall ein riesen großer Pluspunkt! Die Idee mit der Zwischenwelt und den Raumfalten war (im wahrsten Sinne des Wortes) fantastisch. Die übernatürliche Welt mit den verschiedenen Kreaturen und magischen Disziplinen war stimmig und atmosphärisch ausgestaltet. Die Beschreibungen, z.B. von Emilys Zuhause oder den New Yorker Straßenzügen, waren bildhaft und ich konnte mir die Szenerie gut vorstellen.
Die Geschichte an sich war eigentlich auch ganz gut. Klar, das Genre wird hier nicht neu erfunden und es wurde das ein oder andere Klischee bedient. Es dauerte auch ein bisschen, bis die Handlung in Fahrt kam, aber ab der zweiten Hälfte blieb der Spannungsbogen hoch, der „Showdown“ am Ende hat mich gepackt und es gab die ein oder andere Überraschung.

Womit ich mich aber etwas schwer getan habe, sind die Figuren. Die Hauptprotagonistin Emily hat durchaus liebenswerte Eigenschaften. Aber diese übertriebene Tollpatschigkeit ging mir nach nur wenigen Kapiteln ziemlich auf die Nerven. Dennoch mochte ich ihre Neugierde und dass sie sich von ihrer Familie nicht unterkriegen lässt.
Überhaupt… Emilys Familie…egoistisch, unsympathisch, unempathisch… ich fand sie grässlich alle miteinander (mit Ausnahme von Emilys Granny vielleicht). Die völlig überzeichnete Darstellung der Familie Seymour hat mich in der ersten Hälfte des Buches fast zum Abbruch gebracht.
Und dann ist da noch Ashton, der natürlich „total heiß“ aussieht und in den sich Emily sofort verguckt. Die Storyline um ihn hat mir aber grds. gefallen. Zunächst fand ich seine Bockigkeit und seinen Unwillen, Emily zuzuhören etwas anstrengend. Aber man versteht schließlich, was durch den Wiederbelebungs-Zauber mit ihm geschehen ist. Sein Handeln und seine Reaktionen waren dann für mich nachvollziehbar. Letztendlich hat mir die Dynamik zwischen ihm und Emily sehr gefallen und ich musste oft schmunzeln bei ihren kleinen Kabbeleien.

Fazit. Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Insbesondere in der ersten Hälfte haben mir die überzeichneten Figuren die Geschichte ganz schön vergrätzt. Andererseits war das Worldbuilding wirklich großartig und ab der zweiten Hälfte habe ich das Buch mit Freude gelesen. Der Cliffhanger am Ende war gemein und damit ganz nach meinem Geschmack. Insofern freue ich mich doch auf die Fortsetzung, die im April nächsten Jahres erscheint.