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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
ReiShimura
Wohnort: 
Graz

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2017
Die Sterblichkeit der Seele
Kastel, Michaela

Die Sterblichkeit der Seele


gut

Annas großer Traum, ein Musical-Star zu sein, scheint zum Greifen nahe. Sie konnte eine der begehrten Hauptrollen in dem neuen Musical Epica ergattern, aber leider nur als Zweitbesetzung. Doch das Glück scheint ihr hold zu sein, als plötzlich ihre Kollegin und Konkurrentin Madeleine stirbt, rückt Anna nach und bekommt endlich die Rolle ihrer Träume. Die Vorbereitungen sind hart und verlangen Anna einiges ab. Darunter hat natürlich ihr Privatleben zu leiden und ihre Beziehung zu Chris wird merklich immer kühler.
Anna muss sich die Frage stellen, ob sie bereit ist alles für ihren Traum zu opfern.
Mich persönlich hat das Buch zu Beginn sehr stark an den Film „Black Swan“ erinnert auch wenn die Geschichte nicht wirklich vergleichbar ist. Die einzige Gemeinsamkeit besteht in einer sehr ehrgeizigen Hauptperson und dem leicht düsteren und mystischen Unterton des Ganzen.

Hauptperson Anna ist unglaublich ehrgeizig und tut (fast) alles um ihren Traum ein Musical-Star sein zu verwirklichen. War sie anfangs noch sympathisch und ihre Handlungen nachvollziehbar wandelt sich das Bild gegen Ende komplett.
Die anderen Protagonisten sind im Vergleich zu Anna nur Statisten. Sie dienen in der Geschichte eigentlich nur dazu, entweder Annas Erfolg zu forcieren oder zu behindern. Gemeinsam haben sie alle, dass sie sehr eindimensional sind und der Leser nicht wirklich die Möglichkeit bekommt sie besser kennenzulernen.

Der Erzählstil von Autorin Michaela Kastel hat mir persönlich sehr gut gefallen und die Seiten sind nur so an mir vorbeigeflogen. Die Beschreibungen des Theaters und der Kostüme waren sehr anschaulich und an keiner Stelle langatmig. Die Spannungskurve baut sich langsam auf, flacht zwischendurch wieder ein wenig ab um dann im großen Finale ihren Höhepunkt zu erreichen.

Ein besonders herausragender Punkt, der das Buch für mich zu etwas besonderem gemacht hat, ist die Verbindung zwischen Buch und Musical. Obwohl die Grundgeschichte des Buches und des darin vorkommenden Musicals Epica natürlich grundverschieden sind, gibt es doch sehr starke Parallelen. Die Verflechtung von Annas realer Geschichte und ihrer Bühnengeschichte ist wunderbar gelungen. Nicht nur Anna, sondern auch der Leser wird in diesen Strudel aus Realität und Fiktion hineingerissen; mit ungewissem Ausgang.

Leider war die Geschichte an manchen Stellen aber ein wenig vorhersehbar und unausgewogen. Dies in Kombination mit den nur bedingt detailliert ausgearbeiteten Figuren hat meine große Begeisterung allerdings ein wenig getrübt.

Bewertung vom 18.04.2017
Die Erwählten von Aranea Hall
Gerdom, Susanne

Die Erwählten von Aranea Hall


gut

Olivia Noack, eigentlich nur Liv genannt, wird von ihrer Mutter nach Aranea Hall geschickt. Liv ist davon nicht sonderlich begeistert, liegt das Internat Aranea Hall doch auf einer einsamen Insel, abgeschottet von der Umwelt. Sie fühlt sich abgeschoben und erwartet eine Art Jugendknast oder Besserungsanstalt. Umso erstaunter ist sie, dass es sich um ein äußerst luxuriöses Internat handelt, dass eigentlich alles zu bieten hat, was man sich vorstellen kann. Mal abgesehen von Internet oder Handy-Empfang, den Kontakt zur Aussenwelt ist verboten.
Liv merkt aber bald, dass es sich bei Aranea Hall nicht um eine normale Schule handelt. SIe hat komische Unterrichtsfächer, nachts wandeln seltsame vermummte Gestalten über das Gelände und es gibt eine Schülerin die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Ob Liv die Geheimnisse von Aranea Hall entschlüsseln kann?
Genauso planlos wie Liv auf die Fähre nach Aranea Hall verfrachtet, startet auch der Leser in die Geschichte hinein. Es gibt keine Erklärungen oder einführenden Worte. Der Leser weiß den Großteil der Zeit immer genauso viel wie Liv und darf mit ihr zusammen die Insel und das Internat Aranea Hall entdecken.
Leider hat Liv über lange Zeit nur wenig Interesse an der Schule und den dortigen Geschehnisse worauf auch der Leser lange Zeit im Dunkeln tabt.
In den ersten zwei Drittel des Buches wird die Spannung langsam aufgebaut und man lernt sowohl Liv, als auch ihre Mitschüler Jayce, Kaj, Miki und Malik besser kennen. Wobei Liv die einzige Figur ist bei der man mehr über ihre Gedanken und Gefühle erfährt. Die anderen Personen bleiben bis zum Schlu sehr eindimensional und haben, obwohl sie wichtig für die Handlung sind, immer eine Statistenrolle. Auch über Professer X, den geheimnisvollen Leiter von Aranea Hall, erfährt man nur wenig.
In diesem Teil des Buches werden viele Geheimnisse angesprochen und offene Fragen aufgeworfen.

Leider werden die nicht alle im letzten Teil des Buches beantwortet. Dieser Abschnitt ist dafür geprägt von Action und Spannung und die Ereignisse überschlagen sich. Meiner Meinung nach wurde aber zuviel an Handlung hineingequetscht. Alles wirkt ein wenig überstürtzt und unausgereift. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass Autorin Susanne Gerdom einfach nur zum Ende kommen wollte, was ich sehr schade finde. Die Geschichte hätte weitaus mehr zu bieten gehabt und viele Dinge wurden meiner Meinung nach nur unzureichend erklärt. Über lange Strecken des Buches war ich der Überzeugung, das es sich hier um den ersten Band einer Reihe um Aranea Hall handelt. Aufgrund des doch sehr raschen Endes bin ich mir jetzt aber nicht mehr so sicher. Verdient hätte es sich die Geschichte aber auf jeden Fall, den Potential war reichlich vorhanden. Genutzt wurde es aber nur unzureichend.

Der Grundgedanke des Buches und auch der lockere Schreib- und Erzählstil haben mich wirklich begeistert. Das Gesamtkonzept hat mich dann aber leider doch ein wenig enttäuscht. Zu viele Dinge sind für meinen Geschmack zu kurz gekommen oder einfach offen geblieben. Die hohen Erwartungen die am Anfang bei mir aufgebaut wurden, konnten leider nicht erfüllt werden.

Bewertung vom 13.04.2017
Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor
Bell, Darcey

Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor


sehr gut

Als Stephanie eines Tages von ihrer Freundin Emily gebeten wird, dass sie nach der Schule deren Sohn Nicky mit nach Hause nehmen soll, denkt sie an nichts Böses. Nicky und ihr eigener Sohn Miles sind gute Freunde und freuen sich immer wenn sie zusammen spielen können. Als Emily am Abend allerdings nicht vorbei kommt um ihren Sohn abzuholen kommen ihr die ersten Zweifel. Panik bricht bei ihr aus, als Emily tagelang weder vorbeikommt noch irgendein Lebenszeichen von sich gibt. Stephanie ist überzeugt, dass ihr etwas Schreckliches zugestoßen sein muss, doch niemand will ihr glauben.

„Nur ein kleiner Gefallen“ überrascht mit einem sehr speziellen Erzählstil. Ein Teil der Geschichte wird durch die Blogeinträge von Stephanie erzählt. Und auch beim restlichen Teil wird die Erzählperspektive mehrmals gewechselt. Dies ermöglicht dem Leser einerseits in das Innere der drei Protagonisten Stephanie, Emily und Sean zu blicken und andererseits auch die Rolle des außenstehenden Beobachters einzunehmen. Des Weiteren gibt es einige Rückblicke auf die Vergangenheit der handelnden Personen die vor allem dazu dienen die Verhaltensweisen der Hauptpersonen zu erklären.

Der Spannungsbogen baut sich eher langsam auf. Zu Beginn hat man eher das Gefühl, dass die Geschichte ein wenig vor sich hin plätschert und manchmal auch ein wenig langweilig und langatmig wird. Doch sobald man diesen Punkt überschritten hat geht es wirklich zur Sache und die Geschichte nimmt Fahrt auf. Durch die diversen Perspektivenwechsel und Rückblicke flaut die Spannungskurve aber immer wieder ein wenig ab.

Stephanie und Emily sind zwar Freundinnen könnten aber kaum unterschiedlicher sein. Seit dem Tod ihres Mannes Davis ist Stephanie allein erziehend und geht vollkommen in ihrer Rolle der „Supermom“ auf, unterbrochen wird ihr klassisches Hausfrauendasein nur von ihrer regelmäßigen Bloggerei. Emily ist beruflich sehr erfolgreich, ihr Mann Sean sehr viel beruflich unterwegs und Sohn Nicky ihr ein und alles. Gerade diese unterschiedlichen Charaktere machen „Nur ein kleiner Gefallen“ besonders interessant und spannend.
Besonders hervorheben möchte ich noch, dass es sich bei „Nur ein kleiner Gefallen“ um keinen blutrünstigen Thriller handelt. Explizite und ausführliche Gewaltszenen sucht man in diesem Buch vergeblich. Autorin Darcey Bell spielt eher kleine Psychospielchen mit ihren Hauptpersonen und natürlich auch mit Leser. Dies kann bei zartbesaiteten Lesern durchaus aber auch zu einem kleinen Unwohlsein beim Lesen führen.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei „Nur ein kleiner Gefallen“ um einen soliden Thriller, der aber leichte Schwächen bezüglich der Aufrechterhaltung der Spannung hat. Sehr gut hat mir dafür gefallen, dass die Handlung nicht wirklich vorhersehbar war und auch die eine oder andere unerwartete Wendung aufwies.

Bewertung vom 12.04.2017
Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands
Basile, Salvatore

Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands


ausgezeichnet

Der 30jährige Michele lebt ein sehr geregeltes und einsames Leben. Er ist der Bahnhofsvorsteher in Miniera di Mare und seine einzige Aufgabe besteht darin morgens den Zug abzufertigen und ihn abends wieder in Empfang zu nehmen. Kontakte zu anderen Menschen hat er keine, zu tief sitzt der Schmerz über den Verlust der Mutter. Denn diese hat ihn als 7jährigen alleine mit dem Vater zurückgelassen.
Seine einzige Freude besteht darin den liegengebliebenen Gegenständen die er im Zug findet ein neues Zuhause zu geben. Doch eines Abends steht Elena vor der Tür und bringt seinen geregelten Ablauf durcheinander. Und dann taucht auch noch plötzlich sein Tagebuch auf, welches er zum letzten Mal in der Hand seiner Mutter gesehen hat, an dem Tag an dem sie ihn verlassen hat. Und Michele bricht zu einer Reise mit ungewissem Ausgang auf.

Michele ist nicht der klassische Held einer Geschichte. Ganz im Gegenteil, er ist introvertiert, lebt extrem zurückgezogen und will eigentlich mit der Welt rund um ihn nichts zu tun haben. Auf den ersten Blick wirkt er ein wenig befremdlich und seltsam. Doch schnell lernt man, dass ihm einfach zu viel Leid zugefügt wurde in der Vergangenheit und er sich aus Angst vor neuem Schmerz abgeschottet hat. Elena ist das genaue Gegenteil von ihm. Die lebensfrohe und quirlige 25jährige saust wie ein Hurrikan plötzlich in Micheles Leben und lässt keinen Stein auf dem anderen. Doch auch Elena scheint in ihrem Leben nicht nur die positiven Seiten erlebt zu haben und man bekommt das Gefühl, dass da vielleicht auch mehr dahintersteckt.

Auf seiner Reise trifft Michele auf die unterschiedlichsten Personen und erfährt mehr über deren persönliche Geschichte und im Zuge dessen auch über sich selber. Aus jeder dieser Begegnungen kann aber nicht nur Michele einiges lernen, sondern auch der Leser, falls er bereit ist sich darauf einzulassen. Für mich persönlich haben diese kleinen „zufälligen“ Zusammentreffen das Buch erst zu etwas ganz besonderem gemacht. Natürlich ist es so, dass wenn man rein rational an die Sache herangeht, die Zufälle in dem Buch ein wenig zu konstruiert sind und manche Teile ein wenig wie an den Haaren herbeigezogen klingen. Doch lässt man sich darauf ein und lässt für kurze Zeit die Vernunft Vernunft sein, wird man mit einem zauberhaften Leseerlebnis belohnt.
Der Schreibstil von Autor Salvatore Basile hat mir besonders gut gefallen. Seine Wortwahl ist äußerst gewählt, poetisch und er geizt nicht mit ausführlichen Beschreibungen. Trotz dieser Ausführlichkeit hatte ich nie das Gefühl, dass sich die Geschichte ziehen würde wie Kaugummi. Für mich hätte der Lesegenuss gerne noch etwas länger andauern können. Die einzelnen Handlungsfäden werden sehr geschickt miteinander verwoben und die meisten offenen Fragen beantwortet, dennoch bleibt genug Raum für die eigene Phantasie und Vorstellungskraft.

Eine fantastische und wundervolle Reise auf die Salvatore Basile Michele und die Leser schickt. Ein Buch das nachdenklich stimmt und zum Nachdenken anregt. Man darf Lachen und Weinen mit Elena und Michele, Staunen und sich wundern, sich selbst und das Leben in Frage stellen, in Erinnerungen schwelgen und sich vor der Zukunft fürchten und manchmal auch alles zur gleichen Zeit. Mich und mein Leben hat die Lektüre von „Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstandes“ auf jeden Fall bereichert.

Bewertung vom 10.04.2017
Ein Sommer in Corona del Mar
Thorpe, Rufi

Ein Sommer in Corona del Mar


ausgezeichnet

„Ein Sommer in Corona del Mar“ erzählt die Geschichte der beiden Freundinnen Mia und Lorrie Ann. Unzertrennlich in ihrer Kindheit bzw. Jugend, verlieren sie sich im jungen Erwachsenenalter aus den Augen. Das Leben hatte für beide andere Wege vorgesehen. War es als Jugendliche noch Lorrie Ann die ihr Leben (scheinbar) im Griff hatte, so ist es später Mia die mit beiden Beinen fest im Leben verankert ist. Ein plötzliches Wiedersehen der beiden zwingt vor allem Mia dazu ihre Erinnerungen zu überdenken und zu hinterfragen.

Erzählt wird die Geschichte aus Mias Sicht und ist immer wieder durchsetzt von Rückblicken. Diese sind allerdings meiner Meinung sehr gut in die Geschichte integriert und wirkten nicht störend oder verwirrend. Wobei meiner Meinung der Schwerpunkt des Buches weniger auf der Handlung selbst sondern mehr auf den zwei Protagonistinnen liegt. Betrachtet man die Handlung isoliert von der Entwicklung der zwei Mädchen ist sie eigentlich relativ unspektakulär. Zwei Freundinnen die erwachsen werden, den einen oder anderen Schicksalsschlag zu verkraften haben und sich mit der Zeit entfremden. Interessant, spannend und vor allem berührend wird es meiner Meinung nach erst durch die Gedanken und Gefühle von Mia und Lorrie Ann. Dabei ist es aber so, dass man leider Lorrie Anns Gefühle nur aus zweiter Hand vermittelt bekommt. Da Mia die Erzählerin liegt über allen Handlungen eine Art Filter von Mia. Das merkt man vor allem daran, dass sie Lorrie Ann als Jugendliche als eine Art Göttin sieht und sich dann aber fragen muss, ob sie ihre Freundin eigentlich wirklich gekannt hat.
Beide Mädchen haben eine sehr starke Persönlichkeit und müssen in ihrem Leben einiges verkraften. Sie gehen jedoch sehr unterschiedlich mit ihren persönlichen Schicksalsschlägen um. Wie es halt auch im richtigen Leben ist, der eine wächst an seinen Herausforderungen, der andere geht dabei zu Grunde.

„Ein Sommer in Corona del Mar“ ist alles andere als leichte Kost. Wobei der Anfang eher noch dahin plätschert und man die beiden Mädchen erst einmal kennenlernt. Erst später wandelt sich die Geschichte, ebenso wie auch die zwei Freundinnen. Der Ton des Buches wird melancholischer und ruppiger, im Gegensatz zu dem doch eher sanftmütigen und teilweise lockeren Beginn. Mich persönlich hat das Buch sehr mitgenommen. Autorin Rufi Thorpe erzeugt mit teilweise wenigen Worten eine unglaublich düstere, deprimierende und melancholische Stimmung. Gerade die Stellen an denen sie viel der Phantasie des Lesers überlasst, haben mich besonders beeindruckt und zum Nachdenken angeregt.

Leser die sich gerne berieseln lassen und eine gute Zeit mit einem Buch verbringen möchten, sollten meiner Meinung nach lieber die Finger von „Ein Sommer in Corona del Mar“ lassen. Hier braucht es Leser mit starken Nerven, die sich gerne auch mit den nicht so sonnigen Seiten des Lebens beschäftigen. Es wird an den Grundfesten gerüttelt und Denkweisen aufgezeigt die man so vielleicht noch nie berücksichtigt hat.

Ein wenig irreführend ist für mich das angegebene Genre: Frauen-/ Liebesroman. Auch wenn die Protagonisten Frauen sind und das Thema Liebe natürlich behandelt wird, finde ich es doch äußerst unpassend gewählt. Das Buch hat so viel mehr zu bieten, als klassische Vertreter dieses Genres. Und dies vor allem nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.

Für mich persönlich ist dies ein Buch das lange bei mir nachwirken wird. Obwohl ich das Lesen an manchen Stellen abbrechen wollte, kann ich nur jedem der gerne ein wenig in die Psyche von Menschen blickt dieses Buch empfehlen. Die Gründe das Buch abzubrechen lagen für mich nämlich nicht in einer langatmigen Geschichte oder langweiligen Charakteren, sondern einzig und allein daran, dass das Buch mir ein wenig aufs Gemüt geschlagen hat. Denn langweilig wurde es mir mit Mia und Lorrie Ann kein einziges Mal.

Bewertung vom 06.04.2017
Es klingelte an der Tür / Nero Wolfe Bd.41
Stout, Rex

Es klingelte an der Tür / Nero Wolfe Bd.41


ausgezeichnet

Privatdetektiv Nero Wolfe und sein Assistent Archie Goodwin bekommen es mit einem ganz besonderen Auftrag zu tun. Die reiche Witwe Mrs. Bruner wird seit dem sie 10.000 Exemplare des Buches „Das unbekannte FBI“ landesweit an diverse Persönlichkeiten verschickt hat vom FBI verfolgt. Laut ihrer Aussage wird ihr Haus beschattet, das Telefon abgehört und sie, wie auch ihre Familie und einige ihrer Angestellten, auf Schritt und Tritt überwacht. Und nun erwartet sie von Nero Wolfe und Archie Goodwin dies zu unterbinden. Ein wie es scheint ein sehr aussichtsloses Unterfangen. Doch ein Vorschuss in der Höhe von 100.000 Dollar, ein unbegrenztes Spesenkonto und ein irrsinniges Honorar ermutigt Nero Wolfe es zumindest einmal zu probieren.

Bei „Es klingelte an der Tür“ handelt es sich nicht um eine Neuerscheinung im eigentlichen Sinne. Der erste Nero Wolfe Roman wurde 1934 veröffentlicht und die Originalausgabe des vorliegenden Romans „The Doorbell rang“ stammt aus dem Jahr 1965; in diesem Jahr ist auch die Handlung der Geschichte angesiedelt.
Dies merkt man auch von Beginn an. Obwohl nur am Rande erwähnt in welchem Jahr die Geschichte spielt, schwingt in jedem Satz der Flair des Amerikas der 60er Jahre mit. Ohne explizit darauf einzugehen, ist dem Leser von Anfang an klar, wann und wo die Geschichte spielt. Selten habe ich einen Roman erlebt der mit so wenigen Details eine Stimmung so herrlich transportieren kann. Andere Autoren brauchen ausschweifende Erklärungen und detailgetreue Beschreibungen der Kleidung und der Umgebung und vermitteln trotzdem nicht ansatzweise das Gefühl das ich beim Lesen dieses Buches hatte.

Nero Wolfe ist ein sehr spezieller Charakter. Der stark übergewichtige Detektiv liebt seine Orchideen, gutes Essen und verlässt nur unter besonderen Umständen sein Haus. Alle Ermittlungen die außer Haus erledigt werden müssen, sind Aufgabe von Archie Goodwin, aus dessen Sich auch die ganze Geschichte erzählt wird. Aufgrund der Tatsache, dass Archie alle Aufträge ausführt, bekommt man teilweise das Gefühl, dass eigentlich er der geniale Ermittler ist. Doch man stellt bald fest, dass nicht nur Nero Wolfe von Archie Goodwin abhängig ist, sondern dies auch umgekehrt gilt. Das beste Ermittlerteam seit Sherlock Holmes und Dr. Watson.

„Es klingelte an der Tür“ ist kein Buch, das man einfach so zwischendurch lesen sollte. Es gibt verschiedene Handlungsstränge die immer wieder aufgegriffen und fallen gelassen werden. Mit der Zeit werden immer mehr Nebenfiguren eingeführt. Teilweise werden Namen genannt ohne wirklich genauer auf die Person einzugehen und erst etliche Kapitel später haben sie ihren Auftritt. Schlussendlich werden die einzelnen Handlungsstränge aber zusammen geführt und aufgelöst. Wie es sich für einen klassischen Detektivroman gehört darf die große Verhörszene bei der alle Verdächtigen versammelt werden auch nicht fehlen. Große Actionszenen sucht man dafür vergebens, was mich persönlich überhaupt nicht gestört hat. Teilweise verheddert sich der Autor ein wenig in langatmige Erklärungen was den Spannungsbogen ein wenig drosselte. Meiner persönlichen Lesefreude hat dies aber keinen Abbruch geleistet. Ungeduldige Leser könnten hierbei allerdings schnell die Lust am Lesen verlieren.

Für mich ist der vorliegende Nero Wolfe Roman ein Paradebeispiel an klassischer Detektivliteratur. Gekonnt kombiniert Autor Rex Stout Stilelemente des Genres mit für die damalige Zeit brandaktuellen Themen. An der einen oder anderen Stelle des Buches merkt man dass es sich eigentlich um eine Serie handelt. Da die Geschichte aber in sich abgeschlossen ist, muss man die anderen Bücher nicht gelesen haben um der Geschichte folgen zu können.
Seit der Lektüre des Buches bin ich zum Nero Wolfe Fan mutiert und hoffe sehr, dass der Klett Cotta Verlag auch noch weitere Romane neu auflegen wird.

Bewertung vom 03.04.2017
Meer Liebe auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Meer Liebe auf Sylt


gut

Alexandra hat ihre Mutter Henrietta und ihre Schwiegermutter Ulla nach Sylt eingeladen um dort zusammen den Geburtstag ihrer Tochter Emma zu feiern. Ihr Mann Markus weilt zurzeit in New York und Alexandra hat den Verdacht, dass er sie betrügt. Kurzentschlossen steigt sie in den Flieger um ihre Ehe zu retten und lässt die zwei so unterschiedlichen Großmütter alleine mit Emma. Karrierefrau Henrietta und Esoterikfan Ulla müssen sich notgedrungener Weise miteinander arrangieren. Turbulenzen sind hier vorprogrammiert.

Der Einstieg ins Buch ist wie ein Eintauchen in eiskaltes Wasser, man fühlt sich ein wenig überfordert und weiß nicht so richtig was man davon halten soll. Die Perspektive wird im Laufe der Geschichte sehr häufig geändert und immer wieder steht eine andere der Hauptpersonen im Vordergrund. Die Kapitel sind alle unterschiedlich lang, manche bestehen nur aus ein oder zwei Seiten und als Überschrift werden die Namen der vorkommenden Personen verwendet.
Durch die vielen kurzen Abschnitte und die Perspektivenwechsel ist das Tempo des Buches vor allem am Anfang sehr rasant. Dies ändert sich aber im Laufe des Buches wenn mehrere der Hauptpersonen auf Sylt versammelt sind.

Aber nicht nur das Tempo, sondern auch die Charaktere an sich machen im Laufe der Seiten eine Veränderung mit. So sind gerade am Anfang Esoterikerin Ulla und Business Lady Henrietta sehr überzogen und überspitzt dargestellt und kein Klischee wird ausgelassen. Mich persönlich hat das sehr gestört und ich bin froh, dass es sich dies mit Fortschreiten der Geschichte gebessert hat.

Der Erzählstil von Autorin Claudia Thesenfitz hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Der Schreibstil war erfrischend, lustig und gespickt mit leicht bissigem Humor. Zwischendurch flaut es aber ein wenig ab und an manchen Stellen wird die Geschichte ein wenig langatmig und langweilig. Einerseits sind die sehr ausführlichen und detailreichen Erklärungen sehr angenehm und er erleichtert die Vorstellung, andererseits wird es teilweise auch ein wenig mühsam.

An manchen Stellen ist die Geschichte ein wenig zu vorhersehbar, aber das ist bei diesem Genre nichts ungewöhnliches und empfinde ich persönlich auch nicht als störend. Es gibt aber auch den einen oder anderen Überraschungsmoment in der Geschichte, nicht jeden empfand ich als positiv und an mancher Stelle war ich froh, dass sich wieder mehr der Hauptgeschichte gewidmet wird. „Meer Liebe auf Sylt“ ist ein Roman mit Unterhaltungscharakter hat, bietet aber genauso einigen Stoff zum Nachdenken. So wird sich dem Thema Kinder, insbesondere Kinder kriegen und Mutter sein sehr intensiv gewidmet. Hervorheben möchte ich hierbei, dass diese Themen von mehreren Seiten beleuchtet werden und nicht nur klischeehaft betont wird, dass es nichts Schöneres auf der Welt gibt.

„Meer Liebe auf Sylt“ lebt von den Charakteren und der wundervollen Atmosphäre der Insel Sylt. Leider konnte mich das Buch nicht 100%ig überzeugen, dafür war es mir phasenweise einfach zu klischeehaft und kitschig. Trotzdem konnte ich kurzfristig meine Seele baumeln lassen und was gibt es schöneres nach einem stressigen Tag.

Bewertung vom 31.03.2017
Ausgerechnet Muse
Wolff, Carola

Ausgerechnet Muse


gut

Die 17jährige Apollonia Parker ist kein gewöhnliches Mädchen und das nicht nur wegen ihres außergewöhnlichen Namens. Apollonia, die am liebsten Parker genannt wird, ist eine Muse. Besser gesagt eine Muse wider Willen. Denn so wirklich begeistert ist sie nicht vom Musen-sein. Anstatt Männer zu kreativen Höchstleistungen zu inspirieren würde sie gerne eine Motorrad Tour durch Schottland machen.
Doch alles ändert sich als Nick Brenner, ein junger, attraktiver Gitarrist, in ihr Leben tritt. Auf einmal steht Parkers Welt Kopf und nichts ist mehr so wie es früher war. Figuren in Gemälden beginnen sich zu bewegen und zu sprechen, ein machtgieriger Medienmogul taucht auf der Bildfläche auf und eine schwarze Muse streckt ihre Fühler aus.
Lyngx, Parkers sprechender Rabe und Musen-Mentor, setzt alles daran Parker auf den rechten Weg zu führen. Wird er erfolgreich sein oder siegen doch die dunklen Mächte?
Auch wenn Apollonia Parker aufgrund ihres Daseins als Muse alles andere als gewöhnlich ist, unterscheidet sie sich trotzdem gar nicht so sehr von anderen Teenagern in ihrem Alter. Sie ist eine junge Frau auf der Suche nach sich selbst und ihrer Selbstständigkeit. Die Konflikte die sie mit ihrer Mutter und ihrem sprechenden Raben-Mentor ausführt sind unter Anführungszeichen die gleichen, die normale Teenager auch mit ihren Eltern und Lehrern aus zu fechten haben. Selbiges gilt auch für den zweiten Protagonisten Nick Brenner. Autorin Carola Wolff hat die Ängste, Wünsche und Unsicherheiten von jungen Erwachsenen sehr gut in die zwei Charaktere verpackt. Ich denke, dass sich sehr viele junge Leser auf die eine oder andere Weise in den zwei Personen wiederfinden werden.
Sehr schade finde ich persönlich allerdings, dass die anderen Personen in dem Buch ein wenig vernachlässigt wurden. So hat zwar jeder Nebendarsteller seine Daseins-Berechtigung, aber über die Gefühle oder Gedanken erfährt der Leser kaum etwas. Die Figuren wirken dadurch teilweise sehr platt und eindimensional. Besonders bei Tom finde ich das sehr schade. Er ist auf der einen Seite ein sehr geheimnisvoller Charakter und die eine oder andere Anspielung deutet darauf hin, dass er ein sehr tiefgründiger und vielschichtiger Mann ist. Leider bleibt es aber bei den Anspielungen.
Meiner Meinung nach war der Rabe Lyngx gerade zu Beginn ein wenig nervig. Dies hat sich aber im Laufe der Zeit verbessert. Schlussendlich kann ich sagen, dass mir der Rabe mit seinen altklugen und teilweise sehr treffenden und lustigen Sprüchen ans Herz gewachsen ist.
Die Grundidee des Buches hat mir sehr gut gefallen und auch die Botschaften die vermittelt werden sind sehr schön. Leider konnte mich die Geschichte trotzdem nicht 100%ig überzeugen. Gerade das Ende des Buches war für mich nicht mehr wirklich stimmig. Einerseits passte es für mich nicht zum Rest des Buches und andererseits waren einige Widersprüche enthalten. Gerade diese Widersprüche die ich mir nicht erklären kann haben mich am meisten gestört.
Trotzdem ist „Ausgerechnet Muse“ ein sehr schönes und spannendes Buch das uns lehrt wie wichtig die Künste und schönen Dinge in unserem Leben sind. Meiner Meinung nach die perfekte Lektüre für Heranwachsende die noch nicht wissen wo ihr Platz im Leben ist und auf der Suche nach sich selbst sind. Ein Buch mit einer wunderbaren Botschaft und leichten Schwächen.

Bewertung vom 31.03.2017
Doe Oma und der Punk auf heißer Spur / Die Oma und der Punk Bd.2 (eBook, ePUB)
Jöst, Simone

Doe Oma und der Punk auf heißer Spur / Die Oma und der Punk Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Emma hat endlich ihre Villa zurück und noch dazu zwei neue Mitbewohner, Jule und Sandro. Eigentlich könnten jetzt wieder der Alltag und ein wenig Ruhe einkehren. Doch Emma und Jule wären nicht sie selber wenn sie es ganz ruhig und entspannt angehen würden. Und wieder mal überstürzen sich die Ereignisse.
Auf einmal steht Sandros zwielichtiger Cousin Filippo vor der Tür und dessen Ankunft verheißt wahrlich nichts Gutes. Auch Trixi sucht bei ihrer Oma Zuflucht und Emma merkt sofort, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist, aber Trixi weigert sich auch nur irgendwas zu erzählen. Nicht zu vergessen die Einbruchsserie in der Nachbarschaft und Emmas hartnäckiger Verehrer. Langweilig wird der Oma und dem Punk auf jeden Fall nicht.
Auch der zweite Band von „Die Oma und der Punk“ geht rasant los und man ist wieder mittendrinnen im Geschehen. Langeweile kommt bei den zwei Damen, die so unterschiedlich und sich doch so ähnlich sind, selten auf. Die Freude über die zurückeroberte Villa währt nur kurz und Emma und Jule müssen wieder mal auf Verbrecherjagd gehen.
Simone Jöst bleibt ihrem Schema aus dem ersten Band treu und neben dem großen Hauptthema ergeben sich einige Nebenhandlungen. Diese werden aber sehr geschickt in das Gesamtgefüge eingeflochten und ergeben zusammen wieder das große Ganze.
Einige Nebencharaktere die bereits im ersten Band eine Rolle gespielt haben dürfen auch im zweiten Teil wieder einen Auftritt genießen. Manche Charaktere bekommen dieses Mal ein wenig mehr Aufmerksamkeit, andere werden nur am Rande erwähnt. Dafür darf man viele neue Personen begrüßen. So lernt der Leser dieses Mal Emmas Nachbarschaft ein wenig besser kennen und zwar sowohl die Umgebung als auch die Nachbarn selber. Aufgrund der vielen neuen Charaktere ist es durchaus verständlich das manch Protagonist aus dem ersten Band im zweiten ein wenig zu kurz kommt. Auch wenn ich dies sehr schade finde und einige Personen schmerzlich vermisst habe. Vielleicht gibt es ja in Band drei dann wieder ein Wiedersehen.
War in Band eins noch Jules Vergangenheit ein zentrales Thema, so rückt dieses Mal Sandro und seine Vergangenheit ein wenig mehr ins Zentrum. Dies hat mir sehr gut gefallen, denn im ersten Band kam Sandro noch ein wenig zu kurz.
Der Schreib- und Erzählstil ist, meiner Meinung nach zum Glück, ähnlich dem ersten Teil. Denn neben den liebevoll gestalteten Charakteren, ist es vor allem der Erzählstil der mich an der Serie begeistert. Das Buch wird nie langatmig oder langweilig; ganz im Gegenteil. Der Spannungsbogen zieht sich über das komplette Buch und auch mit humorvollen Szenen geizt Simone Jöst nicht. Natürlich ist bei manchen Handlungssträngen das Ende absehbar; der Leser erwartet bei bestimmten Dingen einfach das sie gut ausgehen. Alles andere ist einfach nicht möglich. Trotzdem bleibt die Spannung erhalten und einige unverhoffte Dinge passieren dennoch.
Wie bereits mehrmals erwähnt handelt es sich hier um den zweiten Teil der Reihe. Prinzipiell sind die Bücher in sich abgeschlossen und man kann diesen Teil auch unabhängig von „Die Oma und Punk“ lesen. An einigen Stellen wird aber auf Geschehnisse des ersten Bandes angesprochen und ich denke, dass das Lesevergnügen deutlich gesteigert wird, wenn man beide Bände liest.
Für mich ist „Die Oma und der Punk auf heißer Spur“ eine fulminante Fortsetzung der Reihe und ich persönlich kann Band drei kaum erwarten. Mein Fazit fällt daher ähnlich aus wie beim ersten Teil. Auch bei Band zwei handelt es sich um einen witzigen und locker-leichten Kriminalroman, der sich durch seine besonderen Charaktere auszeichnet. Definitiv lesens- und empfehlenswert.

Bewertung vom 30.03.2017
Jung und Jünger (eBook, ePUB)
Ohngemach, Leni

Jung und Jünger (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Seit unzähligen Jahren ist Vera der kreative Kopf hinter Star-Designer Yves beim Modelabel Virgo. Als sich Yves eine Auszeit gönnt scheint endlich Veras Chance gekommen zu sein Chef-Designerin zu werden. Doch die neue Chef-Etage ist von der Idee nicht so begeistert. Ihr Urteil ist knallhart: Vera ist zu alt; ein junges, frisches, unverbrauchtes Talent muss her.
Vera fällt aus allen Wolken und erst mal am Boden zerstört. Doch ganz so leicht gibt sie auch nicht auf und erschafft sich selbst einfach neu. Als ihre eigene Nichte, 24 Jahre alt, neu, frisch und unkonventionell, kehrt sie zu Virgo zurück und bekommt den Job als Chef-Designerin.
Doch zwei Leben gleichzeitig zu führen ist gar nicht so einfach wie sich das Vera/Luna vorgestellt hat. Und das ist der Auftakt für viele lustige Komplikationen.
Bereits der Einstieg ins Buch ist sehr rasant, man befindet sich mittendrinnen im Vorbereitungsstress einer Modenschau. Die Perspektive wird mehrmals gewechselt, viele Dinge werden nur kurz angedeutet ohne genauer beschrieben zu werden. Und im gleichen Tempo geht es weiter. Für viele Leser bestimmt sehr gewöhnungsbedürftig, aber sehr stimmig zum Thema des Buches. Denn auch die Modewelt selbst ist gekennzeichnet durch eine Schnelllebigkeit. Was heute noch in ist, kann morgen schon wieder out sein.
Bei den Personenbeschreibungen ist Autorin Leni Ohngemach teilweise sehr zurück haltend, so erfährt der Leser erst relativ spät welche Haarfarbe bzw. Haarlänge Vera wirklich hat. Dem Kleidungsstil der Protagonisten wird dafür ein wenig mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Auch hier merkt man sehr stark, dass der Fokus des Buches auf der Modebranche liegt. Ich persönlich habe dies allerdings nicht als störend empfunden.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und ich wollte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Vor allem weil sich die Autorin selten mit langen Erklärungen aufhält wird das Buch an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig. Ganz im Gegenteil, es ist spritzig, frech, modern und sehr unterhaltsam. Der Humor kommt auf keinen Fall zu kurz.
Doch „Jung und jünger“ ist mehr als ein spritziger Frauenroman über die Modewelt. Leni Ohngemach schafft den Spagat zwischen leichter Unterhaltung und dem Thema Altersdiskriminierung. Gerade letzteres spielt im Buch eine große Rolle und wird sehr gut in das Gesamtkonzept integriert. Diskriminierung in jeglicher Form ist heutzutage ein schwieriges Thema. War es vor einigen Jahren noch völlig normal in Stellenanzeigen Alters- oder Geschlechtsangaben zu finden, ist dies heute unter Strafe verboten. Hier wird sich diesem Thema aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger sondern mit einem zwinkernden Auge angenommen. Das gefühlte Alter und das wahre Alter können, wie man gut am Beispiel von Vera und Luna sieht, gehörig voneinander abweichen.
Außerdem wird hier auf beide Seiten eingegangen, sowohl die Arbeitsnehmer, als auch die Arbeitgeber Seite. Auf der einen Seite Vera, die zwar sehr viel Erfahrung vorweisen kann, aufgrund dessen aber natürlich schon ein wenig älter ist. Und auf der anderen Seite die Chefetage, repräsentiert durch Tristan und Knut, die gerne eine Eierlegende-Woll-Milch-Sau hätten. Ein 20jähriges frisches Talent, welches unverbraucht, kreativ und neu ist und auf der anderen Seite aber erfahren und äußerst professionell.
„Jung und jünger“ kann beides: Unterhalten und zum Nachdenken anregen. Eine wirklich sehr gelungene Mischung und wird von mir gerne weiterempfohlen.