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Benutzername: 
MarcoL
Wohnort: 
Füssen

Bewertungen

Insgesamt 197 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2024
Abseits
Rüdenauer, Ulrich

Abseits


ausgezeichnet

Momentaufnahmen im Leben eines geduldeten Kindes. Sprachlich grandios!

Richard wächst bei Onkel und Tante auf einem Bauernhof in der Nachkriegszeit auf. Er ist geduldet, wurde in die Schar seiner Nicht-Brüder aufgenommen. Von Liebe keine Spur. Auch von seinen Eltern weiß Richard nichts, es wird auch nicht darüber geredet.
Sein Onkel ist ein sehr strenger Mann, arbeitsam wie alle am Hof und äußerst gottesfürchtig, sowie das ganze Dorf, am Rande zur Stadt, die in einer Stunde zu Fuß erreicht werden konnte.
Richard lernt langsam, ist aber bemüht. Er liebt seine Fibel, mit der er, wenn es die Zeit erlaubt, auf die Wiesen und in den Wald flüchtet, um zu lesen.
Einzig sein Großvater ist ihm wohlgesonnen. Dieser taucht allerdings nur sporadisch auf, hatte sich ein kleines Haus gekauft, als der den Hof an seinen Sohn übergab. Manchmal steht Großvater mitten in der Nacht an Richards Bett. Und Richard beruhigt sich wieder, wenn es ihm schlecht geht. Und dann ist Opa auch schon wieder verschwunden. Auch die Nachbarin Jolanda hat stets ein Lächeln für Richard übrig, und ist genauso flüchtig wie sein Großvater. Gerade noch hier, dann schon wieder verschwunden.
Der Lehrer ist sehr streng, aber auch etwas einsichtig mit den „Bauern“. Der Pfarrer hingegen ist ein Monster, der seine Macht allen gegenüber brutal ausübt. Besonders bei den Kindern, wenn es um den Schulunterricht geht.
Triggerwarnung für den Roman: Szenen mit expliziter Gewaltausübung an Kindern.

S.48: „Er brauchte jedes einzelne, um mit ihm seine Gemeinheiten treiben zu können. Fehlte eines, waren seine Quälereien weniger wert. Weniger Publikum, weniger Züchtigungsobjekte“.

Auch der Onkel war von seiner Bigotterie zerfressen.

S.49: „Ob die Kinder schreiben oder lesen oder rechnen konnten, das war nicht entscheidend. Aber beten, das mussten sie lernen; und sich klein machen vor Gott und seinen Vertretern auf Erden […]“.

Ist Richard mal alleine im großen Haus, so treibt ihn die Neugier um. Er inspiziert so manches Zimmer, oder einen Schrank. Und er wird fündig, beginnt sich Fragen zu stellen über seine Eltern …und auch handeln, trotz seines noch zarten Alters.
Der Autor beschreibt in wunderbaren Sätzen die Geschichte von Richard. Es sind Momentaufnahmen über einen kurzen Zeitraum. Richard, sehr eingeschüchtert, langsam sprechend, entdeckt, dass es da noch mehr gibt in seiner kleinen Welt außer Arbeit und Prügel. Die Art und Weise, wie uns Rüdenauer an Richard heranführt, ist sehr beeindruckend. Jeder Satz ist ein kleines prosaisches Wunderwerk. Einfühlsam werden Menschen und Umgebung gezeichnet, besprochen, uns näher geführt. Man lebt und leidet mit Richard mit, freut sich über seltene, kleine Lichtblicke, und ärgert sich über die Ungerechtigkeiten wie am eigenen Leib erfahren.
Der Autor beschreibt Szenen, wie sie möglicherweise tausendfach geschehen sind, über die wir schon oft gelesen haben, und dennoch der Faszination einer neuen (wenn auch grausamen) Erfahrung erliegen.

Einen wunderbaren Satz möchte ich noch gerne zitieren:
S.186: „Nichts ist vorhersagbar. Nicht das Schlechte. Aber auch das Gute nicht. Das Gute geschieht vielleicht sogar öfter, aber man muss es erkennen, und dann muss man zugreifen.“

Der Titel „Abseits“ ist nicht nur ein Begriff aus dem Fußball, der im Roman auch seine Berechtigung hat.
Sehr gerne gebe ich eine absolute Leseempfehlung für diesen wunderbaren Roman. Auch die Aufmachung des Buches ist Buchdruckkunst vom Allerfeinsten.

Bewertung vom 01.10.2024
Die Oberfläche des Chaos
Linde, Louisa

Die Oberfläche des Chaos


ausgezeichnet

Ein sehr authentischer Coming-of-Age Roman. Man kann den Zeilen nicht entkommen.

S.181: „Oberflächlichkeit wird zum Ziel im Leben bestimmt. Dass darauf niemals etwas Schönes oder Wahres entstehen könnte, sondern Zerstörung, wissen sie nicht. Das nicht zu wissen, ist die größte Dummheit unserer Zeit.“

Elli wächst bei ihrer alleinerziehenden Mutter am Berliner Ring auf. Stadtrand, und teilweise scheinen die Bewohner der Hochhäuser dort auch am Rand der Gesellschaft zu leben. Ausgestoßen von einer pulsierenden Mitte, zu der es nur schwer Zugang gibt.
Die Ich-Erzählerin Elli berichtet von 1992-2002 über ihr Aufwachsen im Ghetto, von ihrer Messie-Mutter, die es kaum schafft, Elli zu erziehen bzw. für sie da zu sein. Schon als Sechsjährige muss Elli die Wohnung in Schuss halten, ist zuständig für das Sauberhalten eines Großteils der Wohnung. Sie erzählt unter anderem, wie sie mit einem Messer den Urinstein in der Toilette abschaben muss.
Ihre einzige Flucht aus der Tristesse des Komplexes ist die Bücherei, in die sie flüchten kann. Sie liest und liest und liest. Ist Klassenbeste. Auch das Milieu, in dem sie aufwächst, kann ihren Willen, es mal besser zu haben, nicht brechen. Sie freundet sich mit Jo an, der im gleichen Haus wohnt und regelmäßig von seinem Vater verdroschen wurde. Jo dealt mit Drogen, entführt Elli ein Stück weit in seine Welt.
Die Autorin beschreibt hier ein zärtliches Chaos, das allgegenwärtig um ihre Protagonistin wuselt. Sie betrachtet es gerne von außen, studiert die Oberflächen (nicht nur von verschimmelten Speiseresten), lernt Wörter und Begriffe, saugt begierig alles auf, ohne zu bewerten.
Nur vielleicht bei ihren Begegnungen mit ihrem Großvater, der sie meistens in einen Gasthof zum Mittagessen einlädt, oder ins Theater, versucht sie tiefer hinter die Fassade zu blicken. Ein Großvater, der keine Ahnung vom Leben seiner Tochter hat, und dessen Rolle im Krieg zu einem schwebenden Fragezeichen wird.
S.180: „Bis jetzt habe ich Ekel, Chaos und Dreck, und vor allem Dummheit, in allen Menschen gefunden, denn niemand ist davor gefeit. Niemand!“
Der Roman von Louisa Linde ist Auftakt einer Trilogie. Er entwickelt von der ersten Seite an einen Sog. Die Sprachführung ist wunderbar klar und einfach. Sie formuliert die Gedanken von Elli in jeder Lebenssituation, und lässt einen nicht mehr los. Ein Mitfiebern, Hoffen, Bangen, rundum alle Emotionen von Elli, werden sehr authentisch wie einfühlsam in die Zeilen gelegt – und man kann nicht entkommen. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzungen.
Sehr gerne gebe ich eine absolute Leseempfehlung für diesen wunderbaren Coming-of-Age Roman.

Bewertung vom 29.09.2024
Der lange Schatten
Fremlin, Celia

Der lange Schatten


sehr gut

Very british! Spannungsgeladen eingebauter Familienauflauf, wie man ihn niemandem wünscht.

Imogen ist seit zwei Monaten Witwe, wohnt in einem großen Haus mit vielen Zimmern, und ist etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite ist ihr Verlust über Ivor noch schmerzlich, besonders so alleine im Haus, auf der anderen Seite richtet sie es sich gerade im Leben neu ein, denn ihr Verschiedener war nicht unbedingt ein Prachtexemplar von Ehemann.
S. 15: „O Gott, murmelte sie – und näher an einem Gebet war wohl nichts, was Imogen jemals geäußert hatte – bitte lieber Gott, lass mich nie vergessen, was für ein Ekel er sein konnte.“ (very british)
Während sie noch so darüber nachsinnt, das ein oder andere Zimmer zu vermieten, wird ihr Wunsch schneller erfüllt, als ihr lieb ist. Ihre anverheiratete Verwandtschaft kommt mehr überraschend denn eingeladen über die Weihnachtsfeiertage vorbei und richtet sich häuslich ein. Denn man könne ja schließlich Imogen besonders zu Weihnachten in ihrer Trauer nicht alleine lassen. Stiefsohn Robin ist ein selbstgefälliges Ekel, und Stieftochter Dot reist mit ihren beiden Söhnen an, im verzögernden Schlepptau erscheint noch ihr Ehemann, den Dot lieber wo anders gesehen hätte. Es wird gestritten, was das Zeug hergibt. Und zu allem Überfluss kommt dann auch noch Cynthia direkt von den Bermudas, die zweite Ehefrau von Imogens verstorbenem Ehemann. Und die ist so, wie man sich eben diese reiche Tanten aus Übersee vorstellt: über jeden Zweifel erhaben, bestimmend und arrogant und trotzdem mit einer latenten Fähigkeit zur Gefühlsduselei.
Es ist ein wahres Tollhaus, in dem sich Imogen wiederfindet. Aber sie hält sich tapfer, verwünscht die ganze Bagage manchmal zum Teufel, auf der einen Seite glaubt sie, an deren Anteilnahme und Fürsorge dankbar sein zu müssen. Die Gründe für die Besuche könnten aber auch anders geartet sein … denn Weihnachten ist schon Wochen vorbei und der Besuch hält sich hartnäckig.
Zu allem Überdruss wird sie von einem jungen Herrn belästigt, der strikt und stur behauptet, Beweise zu habe, dass Imogen ihren Mann getötet hat. Man könne sich ja dennoch unter der Hand einigen … gegen eine gewisse Summe ...
Imogen versteht die Welt nicht, denn ihr Mann verstarb bei einem Autounfall, zweihundert Meilen entfernt von zu Hause und seiner Frau. Und dennoch, durch ihr Blackout an jenem Tag, wohl hervorgerufen durch den Schock, … wäre es möglich gewesen … oder was steckt hinter all diesen Behauptungen? Es löst sich natürlich am Schluss alles auf … mehr wird nicht verraten.
Celia Fremlin (1914-2009) versteht es perfekt, eine schwelende Spannung aufzubauen. Nur hin und wieder wird man als Leser mit den Vorwürfen des Mordes konfrontiert, bekommt ein paar Happen zugeworfen. Es gibt seltsame Dinge, die im großen Haus passieren, und für die es keine Erklärungen geben mag. Frische Schriftstücke tauchen in der Handschrift von Ivor auf, manche Dinge sind nicht mehr dort, wo sie eben noch waren, usw. Den Rest der Handlung geht es darum, die sich parasitär sesshaft machende Verwandtschaft zu verteufeln.
Trotz des großen Tohuwabohus im Haus und dem Fakt, dass die „Aufklärung“ der Beschuldigungen stark in den Hintergrund treten, wird das ganze Zeilenspiel nie langweilig. Die Charaktere sind sehr fein stilisiert, man erhält perfekte Abbildungen. Die Autorin stellt alle handelnden Personen plastisch und sehr authentisch dar, man wähnt sich mitten im Haus, und alle wuseln um einen herum und sind einem besser bekannt als die eigene Verwandtschaft. Das ist eine ganz große Erzählkunst. Nebenbei setzt Fremlin sehr gezielt eine erfrischende Komik ein, die, wie schon erwähnt, teilweise bitterböse britisch ist.
Gerne gebe ich eine Leseempfehlung für diesen sehr unterhaltsamen Roman.

Bewertung vom 27.09.2024
Eine Violine für Adrien
Victor, Gary

Eine Violine für Adrien


ausgezeichnet

Ein virtuoses Abbild aus der Diktatur Haitis, eingepackt in einen bewegenden Coming-of-Age Roman

Port-au-Prince, Haiti. Es ist der Beginn der Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts. Duvalier, genannt „Papa Doc“ hat das Land fest im Griff, seine Militärdiktatur beutelt das Land, Spione und Denunzianten finden sich an jeder Straßenecke.
Adrien ist 14 Jahre jung, wächst in relativ behüteten Verhältnissen auf, und ist gut in der Schule. Er wohnt bei seiner Mutter, der Vater kommt hin und wieder vorbei, pflegt noch andere Liebschaften. Das Geld ist knapp, aber es reicht auch für den ein oder anderen Theater- oder Konzertbesuch. Und so nimmt ihn seine Mutter zu einem Violinkonzert von Monsieur Benjamin mit. Adrien ist so begeistert, dass er selbst Violine spielen lernen möchte. Er bekommt die Gelegenheit, wird in seinem ersten Jahr der beste Schüler von M. Benjamin, der nebenbei noch gute Kontakte zu der Regierung hat. Doch ab dem zweiten Jahr darf Adrien nur mehr am Unterricht teilnehmen, wenn er selbst ein Instrument besitzt. Adriens großer Traum, Violinenvirtuose zu werden, zerbröselt vor seinen Augen ins Nichts, denn eine Geige ist in Haiti nicht erhältlich, kann nur importiert werden, und kostet ein Vermögen. Seine Mutter beteuert ihm, zu sparen, und Adrien nimmt neben der Schule selbst einen Job bei Herrn Nino an. Er versucht mit allen möglichen Mitteln, an Geld zu kommen, aber es wird kaum reichen. Bis eines Tages der Vater seiner Freundin Nadine, ein hochgestellter Offizier der Tonton Macoutes ihm einen Vorschlag macht … mehr wird nicht verraten, es lohnt sich sehr, die Geschichte selbst zu lesen.
Der Autor spielt in diesem Roman mit Hoffnung und Schuld vor dem Hintergrund der Militärdiktatur und der Machtübergabe nach dem Tod Duvaliers an dessen Sohn „Baby Doc“ und der omnipräsenten Geheimpolizei. Das Land ist im Chaos, niemandem kann getraut werden, und gut geglaubte Strukturen und Ehen spiegeln wider, wie es in Haiti aussieht.
Die Sprache ist flüssig, schnell zu lesen. Der Inhalt bewegend, manche irrationale vom Voodoo geprägte Szenen fügen sich ins Ganze harmonisch ein und verstärken den Zwiespalt, der dem jungen Adrien innewohnt.
Sein inniger und wahrhafter Wunsch, eine Geige zu bekommen kann hier sicherlich stellvertretend für ein freies Haiti gesehen werden. Gary Victor zeichnet mit diesem berührenden Coming-of-age Roman, dem eine tiefe Tragik nicht abgestritten werden kann, eine gutes Abbild der Gesellschaft des Landes. Die Menschen lebten in einem Gefängnis, degradiert zu Staatsmarionetten, deren Wünsche, Sorgen und humane Ziele in der Gesellschaft nichts verloren hatten.
Sehr gerne gebe ich für diesen fein gezeichneten Roman eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.09.2024
Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
Moers, Walter

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte


ausgezeichnet

Ein Buch voll mit Zamonischem Humor und 20 interessanten Flabeln

Der Autor greift hier wieder äußerst tief in seine Trickkiste und beschert uns mit zwanzig wunderbaren Flabeln. Ja, FLabeln, mit L, denn nach Zamonischen Lesegeschmack sind normale Fabeln unlustig. Und hier wurde Zamonischer Humor hineingepackt, darum das L in Flabeln. Ein Humor, denn der Rest der Welt natürlich sehr genüsslich missinterpretiert und das Ganze eher dem Makaberen zuweist. Aber dennoch – herrlich erzählte Geschichten, wie es bei Fabeln und Flabeln so ist, meistens lehrreich. Zumindest was die Zamonische Artenvielfalt anbelangt. Und auch dem Tun und Handeln der beschriebenen Geschöpfe kann man einen gewissen pädagogischen Ansatz nicht abstreiten, denn am Ende weiß man zumindest, wie man es nicht macht. So ein Rückwärtsleben wie es das Einhörnchen wollte kann dann schon auch Grenzen haben. Und auch Werwölfe haben so ihre Probleme, wenn sie lieber Wiewölfe sein möchten und von Latein so ziemlich null Ahnung haben. Für den Ubufanten, der nur noch donnerstags sein wollte, endete sein Wunsch auch nicht gerade so, wie er es sich vorgestellt hatte. Aber immerhin donnerstags …
Und dann treffen wir zum Beispiel noch Vampirgeier, Silberne Witwen, oder yhollische Trollbluthunde. Und natürlich die allseits liebenswerte Buchlinge in ihrer abgeschlossenen Ledernen Grotte. Nur Wudlik Jelzer Fohnemaz wollte die Welt neu erfinden, und dachte sich da was mit Herz und so aus. Nunja ... welcome to real life.
Walter Moers hat die Geschichten wieder wunderbar übersetzt, und dieser Hildegunst strotz gerade so vor Einfallsreichtum. Ihn hat das Orm (Zamonienliebhaber wissen was gemeint ist) wirklich und wahrlich durchströmt. In Summe sind es sehr amüsante (obwohl, das mit dem Humor …) Geschichten, und das Buch mit zahlreichen Zeichnungen und Illustrationen, ist ruckzuck gelesen.
Apropos Humor: im Nachwort von Walter Moers wird noch etwas genauer darauf eingegangen.
Von mir eine ganz große Leseempfehlung für alle Zamonienfans und solche, die es noch werden wollen.

Bewertung vom 22.09.2024
Die Schwarzgeherin
Denk, Regina

Die Schwarzgeherin


sehr gut

Atmosphärisch dichter, spannender Roman aus der bergigen Welt des vorletzten Jahrhunderts. Ein junge Frau möchte aus dem System ausbrechen.

Die Autorin macht mit uns eine Reise in die Vergangenheit, zurück in die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in die entbehrungsreiche Welt der Bergbauern. Das Leben ist mühsam, karg, mit 40 Jahren galten Mann und Frau als alt. Die Arbeit war hart, bestimmt vom Rhythmus der Natur und vom Willen Gottes. Denn nach seiner Devise gestaltete sich das komplette Leben. Gottesfürchtig, mit Betonung auf Furcht, wäre eine möglich Beschreibung. Seit dem haben sich ein paar Dinge geändert. Die Technik hat Einzug gehalten, Straßen und Wege wurden besser. Was sich nicht geändert hat, ist die Empathielosigkeit, das Ausbeuten von Grund und Boden, Tieren wie Menschen, die stupide Bigotterie und das jegliche Existenzen unterdrückende Patriarchat.
Irgendwo, weit hinten im Tal, hoch oben. Die Menschen, die dort lebten, kannten zeit ihres Lebens vielleicht mal fünfzig Personen. Die nächste Stadt weit weg.
Und dennoch verschlägt es hin und wieder Menschen in den Zauber der Schroffheit, bleiben hängen, finden manchmal sogar die Liebe, oder was sie dafür hielten. Frauen, die bei Männern bleiben, die die eigenen Töchter dann verschachern wie ein Stück Vieh.
Insofern kommt der Roman wie ein Stück Zeitgeschichte daher, berichtet von Praktiken unter dem Dach des Patriarchats, die sich bis heute kaum wesentlich geändert haben. Aber da gibt es den Aufschrei einer jungen Frau, Theres, die sich damit nicht mehr abfinden kann und will.
Die Autorin schafft mit ihrer Liebe zum Erzählen eine Art Heimatroman, der sich spannend liest, und deutlich seine Sympathieträger und Antipathiepersonen herausschält.
Einschneidende Erlebnisse, die ich lieber nicht gelesen hätte (S.24, aber auch heute noch gängige Praxis), prägten damals die sechsjährige Theres. Der Wunsch nach einem unabhängiges Leben, in Freiheit, weg vom Zwang der Familie, vom Gefangensein in diesem engen, von Berggipfel eingepferchtem Dasein um selbst zu tun und lassen, was sie wollte, wurde geboren. Frei sein, wie der Adler über ihrem Kopf, wollte sie sein. Doch selbst dieses erhabene Tier hatte seine Reviergrenzen.
Es gab trotz des schönen Sprachflusses und der wunderbaren Dialoge, besonders als es aus Theres so richtig herausbrach, und allen die Meinung sagte, Stellen und Passagen im Buch, durch die ich mich ein wenig zwängen musste. Das Wort „Herrgott“ und die Gefälligkeit daran wurden für meinen Geschmack dann doch ein wenig zu oft benützt und ließ den Verlauf der Geschichte ein wenig stocken (auch wenn es damals bestimmt so war). Da hatte ich, besonders im ersten Drittel des Buches, schon Angst, der Roman würde in eine kitsch- und klischeehafte Heimatschmonzette abdriften. Aber zum Glück war dem dann nicht so.
Kurzum: es gab zwei wohlhabende Bauernhöfe. Einer im Ort mit Theres als einziges Kind, der andere auf dem Plateau darüber, mit Leopold als einziges Kind. Die Väter waren miteinander befreundet, die Kinder an einander schon im Windelalter versprochen. Es gab Kindesfreundschaften, das südländische Blut in Theres (von ihrer Mutter), ein geheimnisvoller Fremder, der Argwohn herauf beschwor. Eine sehr verliebte und störrische Theres. Eine bockige Theres, die mit ihren achtzehn Jahren dem Patriarchat zu entfliehen versucht … und dann die ein oder anderen Familiengeschichten samt Tragödien, deren Fäden am Ende alle zusammenlaufen. Zwei Ungereimtheiten wären mir dann in der Handlung schon noch aufgefallen, weil ich sie mit Logik nicht zuordnen kann, aber das tat dem Leseerlebnis keinen Abbruch (und ein Benennen wäre jetzt gespoilert). Sprachlich (mit den genannten Ausnahmen) und stilistisch wunderbar in Szene gesetzt, wurde die Atmosphäre gut eingefangen.
Also in Summe ein feines, rasantes Lesevergnügen aus der Feder von Regina Denk – man darf sich auf weitere Romane freuen.

Bewertung vom 17.09.2024
Tabak und Schokolade
Dean, Martin R.

Tabak und Schokolade


ausgezeichnet

Eine beeindruckende Reise durch die Vergangenheit des Autors. Packend erzählt.

Der Autor präsentiert uns hier ein sehr persönliches Buch. Es ist ein sprachlich wunderbar formulierter autobiografischer Roman, der uns weite Reisen durch die Weltgeschichte machen lässt, und dann wieder so nah ist.
Nach dem Tod seiner Mutter findet Dean ein Album mit Bildern seiner Kindheit. Es ist ein Aufwachsen auf der Insel Trinidad und Tobago, an das er sich kaum erinnern kann. Seine Mutter verließ damals, getrieben von Abenteuerlust, den heimatlichen Aargau in der Schweiz, und kam über London auf die Karibikinsel. Mit dem Kleinkind im Arm und nur mit dem was sie bei sich trug war sie eines Tages gezwungen, Hals über Kopf die Flucht vom indigenen Vater des Kindes anzutreten. Nach ein paar Jahren kehrte sie wieder zurück in die Schweiz. Und dennoch ließ sie die Insel nie wieder los, auch wenn die Familie akribisch versuchte, die Erinnerungen klein zu halten.
Der Autor beginnt zu forschen. Reist selbst nochmal auf die Insel, wird bei seinen ortsansässigen Verwandten herumgereicht.
Im Kern des Buches stecken sehr viel gesellschaftskritische Punkte. Z.B. über den unsäglichen Kolonialismus‘ der Briten, die die Insel mehr als ausgebeutet hatten. Oder die Situation im 19. Jhdt. in Indien, von wo sich Arbeitssuchende auf den beschwerlichen Weg in die Karibik gemacht hatten. Auf der Insel trafen sie auf Schwarze. Es waren Sklaven, die aus Afrika zu den Zuckerrohrplantagen verschleppt wurden. Aber anstatt Solidarität zu erwarten, waren beide Bevölkerungsgruppen auch nicht immer gut Freund miteinander.
In eindrücklichen Szenen wandern wir mit, erleben das misogyne Verhalten der Inder gegen Frauen, und eine Armut, die zum Greifen ist.
S.51: „Als Heranwachsender wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass mein Leben von indischem Kastendenken, einer Familienfehde, unterschiedlichen Klassenzugehörigkeiten im vorletzten Jahrhundert beeinflusst sein könnte.“
S.53: „Das meine Mutter in London an einen Westinder geraten war, dessen Abkunft Ostindien war, und dass seine Kultur von Rassismus und Kastendünkel geprägt war, machte die Sache unübersichtlich.“
Zurück in der Schweiz, heiratete seine Mutter (wieder). Das Verhältnis zu seinem Stiefvater war auch nicht das Beste.
S.96: „Familien sind ja keine safe spaces, sondern oft schlecht beleuchtete Terrorzellen.“
Vieles erzählt uns der Autor in diesem Roman, auch von seiner von der Insel Rügen stammende Großmutter, zu der er ein besonderes Verhältnis pflegte. Auch durch ihr Leben pflügte der Alltagsrassismus, der, und da staunte ich nicht schlecht, in der Schweiz allgegenwärtig war. Besonders den vielen Fremdarbeitern, vornehmlich Italienern, gegenüber. Die arbeitende Schicht hatte es nicht leicht, wie sonst auch nirgendwo. Aber die Familie, und besonders seine Mutter, waren sehr darum bemüht, ein wohlhabenderes Leben zu bekommen. Sein Stiefvater war Arzt, was das Bestreben, zu den „Oberen“ zu gehören, wesentlich erleichtert hatte.
S.167: „… ging ein Ruck durch meine Mutter: Sie wollte noch weißer werden, strebte nur nach Anerkennung im Dorf …“
All diese Themen, und noch viele andere, branden über die Zeilen, die ich aufgesogen habe. Verblüffende Erkenntnisse über die Lebensriten in der ländlichen Schweiz, die ich bis jetzt so noch nicht wahrgenommen habe (und nicht unbedingt das allerbeste Licht auf die Eidgenossen werfen), und sehr detailreiche Schilderungen über den Wahnsinn von Kolonialismus und Klassen – bzw. Kastenkämpfe, aufgearbeitet in einer Suche nach der eigenen Identität und Vergangenheit, sind das „Um und Auf“ in diesem Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Es ist natürlich schwierig, hier die richtigen Worte in einer Buchbesprechung zu finden, zumal es um sehr persönliche Dinge des Autors Martin R. Dean geht, ohne ihm zu nahe zu treten.
Auf alle Fälle kann ich für dieses Werk eine absolute Leseempfehlung aussprechen und drücke Verlag und Autor fest die Daumen, denn der Roman ist für den Schweizer Buchpreis 2024 nominiert.

Bewertung vom 11.09.2024
Lupus
Rode, Tibor

Lupus


ausgezeichnet

Immens spannend, sehr gut durchdachter Plot. Am gefährlichsten ist und bleibt der Mensch.

Zwischen all den wunderbaren Büchern der Gegenwartsliteratur, die für mich dieses Jahr eine besondere Qualität haben, zieht es mich immer wieder gerne für einen Abstecher zur Spannungsliteratur.
Man setzt sich hin, taucht in eine faszinierende Geschichte ein, lässt sich einlullen vom Tempo der Handlung und staunt immer wieder über den Einfallsreichtum der Autor:Innen. Und nebenbei lernt man oftmals etwas über Geschichte, oder Technik, die sehr zukunftlastig wirkt, aber schon Realität ist. Die eingesetzten Themen sind vielfältig, die Handlungsstränge ebenfalls. Und so ziehen sie einen mit in Machenschaften, die einem möglichen realistischen Szenario sehr nahekommen, nur um dann am Ende erfreut zu bemerken, dass es eben doch nur auf Fakten basierte Fiktion ist, und die Bösen besiegt werden.
Der Inhalt ist komplex, und kann hier eigentlich nur bruchstückhaft wiedergegeben werden.
In Vorpommern rund um Greifswald scheint ein Wolf sein Unwesen zu treiben. Menschen sterben, andere werden vermisst. Menschen und Politik sind alarmiert, die Jägerschaft will schon groß zum Halali blasen. Doch dazwischen passieren viele Dinge die die Tierärztin und Wolfsbeauftragte Jenny Rausch mit dem Staatsanwalt Frederik Bach erleben und aufdecken müssen. Konsequent, wie es für solche Thriller es sich gehört, spielen natürlich viele private Dinge, die vor allem in der Vergangenheit der beiden Hauptprotagonist:innen zu suchen sind, eine tragende Rolle. Es geht alles zurück bis in die Nazizeit, als auf der Insel Riems gefährliche Forschungen betrieben wurden. Auch später, zu DDR-Zeiten war die Insel restricted-Area. Und die Vergangenheit holt so manchen Zeit-„Genossen“ ein.
Spannend und informativ, kann ich nur sagen. Wir werden immer nur mit kleinen Brocken gefüttert, die kurzen Kapitel sind wie Knoten in einem Netz, aber die Verbindungsfäden bekommen wir erst nach und nach präsentiert. Was natürlich zwischen all der Ermittlungshektik nicht fehlen darf, sind neben den bereits schon angedeuteten (mehr erzähle ich nicht – bitte selber lesen) historischen Tatsachen, gesellschaftspolitische Themen.
Diese werden in einer lockeren Art eingebaut, dienen zum Verständnis und Plotaufbau, geben uns aber ein gutes Gefühl, dass sich der Autor dabei mehr gedacht hat als nur plumpe Actionszenen. Es geht unter anderem um die Jagd und deren Sinnhaftigkeit im Allgemeinen, natürlich um den Wolf, der Siegeszug der KI mit all den diversen Problemen, die damit auftreten können. Der Faktor Mensch in der Virenforschung spielt eine Rolle. Oder was Superreiche so anstellen können. Und: auch das Migrationsproblem unserer Zeit kommt nicht zu kurz.
Alles zusammen ist das Buch ein sehr gut komponiertes und gelungenes Potpourri aus Fakten, Themen und Spannungselementen, die es zu einem sehr lesenswerten Thriller machen.
Nicht mein erstes Buch von Tibor Rode, und hoffentlich nicht auch mein letztes.
Ganz große Leseempfehlung für alle Freunde von Thriller, Krimis, gehobener Spannungsliteratur und all jenen, die es noch werden wollen.

Bewertung vom 01.09.2024
Am Rande das Licht
Ghedina, Minu

Am Rande das Licht


ausgezeichnet

Ein Coming-of-Age Roman der besonderen Art. Sprachlich eine Genuss sondergleichen.

Bin ich mir, bin ich dir genug? Bin ich überhaupt jemandem genug?
Diese Fragen treiben David durch den Roman, er hat hohe Ansprüche an sich, an denen er laufend droht zu zerbrechen. Er sucht sich seine Zukunft, immer von der Furcht begleitet, irgendetwas falsch zu machen, oder sein Umfeld zu enttäuschen, anstatt seinem Inneren zu folgen. Dabei verschließt er sich in seine eigene aufgetürmte Mauer, ist wortkarg anstatt auszusprechen, was ihn bedrückt, oder was er möchte. Er ist sehr sensibel mit einem hohen Sinn für Gerechtigkeit, liebt dank seinem Großvater die Natur, und wächst in einem behütenden Umfeld voller familiärer Liebe auf. Er ist ein guter, feiner Kerl, aber auf seiner Reise ins Erwachsenenleben ist es eine Odyssee durch Gefühle der verschiedensten Art. Wie kann man sich auch in der Welt zurecht, und den Platz im Leben finden, der einen aufnimmt, wenn man von den Launen anderer Menschen von einem Eck ins andere geworfen wird.
Seinen Namen verdankt David der gleichnamigen Skulptur von Michelangelo. Sein Vater ist Museumsleiter und ein glühender Anhänger dieses zeitlosen Werkes. Es strahlt Stärke aus, perfekte Proportionen, den Blick in die Ferne, auf den bevorstehenden Sieg gegen Goliath gerichtet. Wir kennen die biblische Geschichte, die Inspiration zur fünf Meter hohen Statue aus Marmor war. David fühlt sich dadurch angesprochen, möchte Stärke beweisen. Er scheint sich in dieser Kunstfigur manchmal zu sehr zu verrennen. Er sucht andere Wege. Als Kind zum Beispiel mit seinem Großvater im Wald. Oder zaghafte Anfänge als Bildhauer bei Bernhard, einem Freund seines Vaters. Mit den Mädchen klappt es auch nicht so recht, zu verschlossen sei er, seltsam. Aber wie soll er sich auch artikulieren, wenn er sich selbst nicht kennt.
Wir begleiten David durch verschiedene Stationen seines jungen Lebens, versucht sich letztendlich im Jus-Studium, lernt hart. Nebenbei boxt er, damit sein Körper seinem angedachten Namenspatron gerecht wird. Nach dem Tod seines Großvaters entdeckt David Briefe, die er seiner verstorbenen Schwester geschrieben hat. Ein gut gehütetes Geheimnis offenbart sich.
Es ist ein Coming-of-Age Roman der ganz besonderen Art. Die Autorin, selbst Bildhauerin, lässt uns an ihrer Liebe zur Kunst teilhaben und stellt die Möglichkeit bereit, in diese (für mich) unbekannte Welt zwischen Marmor und Meisel einzutauchen.
Die Sprache ist eine Wucht mit derart poetischen und wunderbaren Sätzen, jeder einzelne eine Kunstform für sich, die eingerahmt werden möchten. So wie Michelangelo bereits im rohen Stein das Werk sah, so befreit Minu Ghedina die Sprache von Ballast und lässt sie in ihrer eigenen Pracht erstrahlen. Manchmal, das muss ich zugeben, war es beinahe schon eine erschlagende literarische Kraft, die mich das Buch auskosten ließ – und auch dementsprechend langsam war der Leseprozess, bei dem ich mir tatsächlich von Zeit zu Zeit im Stillen gewünscht hatte, die Geschichte möchte sich straffen. Zum Glück tat sie das aber nicht, und so konnten diese wunderbaren Zeilen knappe 400 Seiten lang dazu dienen, den David zu formen, und das Leseherz zu beglücken. Das ist pure Kunst!
Ganz große Leseempfehlung und vielen Dank an den Verlag, für die Anfrage und das Bereitstellen des Leseexemplars. Es bekommt einen ganz besonderen Platz in meiner Bibliothek.

Bewertung vom 29.08.2024
Die Königin und der Kalligraph
Abadi, Moussa

Die Königin und der Kalligraph


ausgezeichnet

Feinfühliges Portrait einer verschwundenen jüdischen Welt in Syrien

Moussa Abadi entführt uns in eine Welt, die aus Tausend und Einer Nacht entfallen sein könnte. Seine Erzählungen nehmen uns mit nach Damaskus in die Jahre um 1920, teilen Kindheitserinnerungen aus dem Gettho, in dem er aufwuchs. Damals lebten Christen, Juden, Muslime neben einander, wenn auch nicht ohne der ein oder anderen Streiterei, aber immerhin mit dem nötigen Respekt.
Die Straßen waren bunt, laut, voller hinreißender Abenteuer und Geschichten, allesamt festgehaltene Augenblicke aus dem jüdischen Leben der Region.
Abadi beschreibt dies mal mit spitzer Feder, mal mit einem Zwinkern, und immer in einer feinen, poetischen Sprache, die einen sofort mitnimmt, die sengende Sonne auf den staubigen Straßen spüren lässt, oder den kühlen Schatten in einem Palast.
Es sind aber nicht nur die oberflächlichen Geschichten, die eine Sehnsucht nach einem einfachen Leben hervorrufen mögen. Der Autor stilisiert geschickt das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen, und auch der immerwährende Konflikt, dem die Juden ausgesetzt sind, kommt nicht zu kurz.
Einige Erzählungen in dem Buch haben mir es besonders angetan. Eine Königin, die vermeintlich als Kind aus einfachen Verhältnissen verschwunden, ihr Glück fand und in Saus und Braus zurückkehrte, mit ihrem Reichtum nur so um sich warf, viel Gutes tat und dennoch ihre „Einfachheit“ nicht versteckte. Auch wenn sich bald alles als Schwindelei entpuppte, ließ man sie gewähren, schließlich war sie großzügig. Legenden aus dem Ghetto, von Reichen und Armen, oder einem Sohn, der es im weit entfernten Kontinent über dem großen Meer zu Wohlstand brachte. Ein Reichtum, der schneller zerbrechen konnte als man dachte.
Aber letztendlich bleiben diese Erzählungen nur Geschichten, das Ghetto ein Rückzugsort innerhalb der jüdischen Gemeinde, ein Hort gegen die Anfeindungen von außen, die, wie wir alle wissen, um den Planeten tobten und immer noch toben und verbrennen, was nicht unter dem Mantel der Toleranz und Nächstenliebe bestand hat.
Das Buch ist eine Hommage an das Leben, an die Achtung der religiösen Diversität. Die Sprache ist wunderbar, poetisch, mitreißend.
Ein langes Nachwort von Rafik Schami rundet den Band perfekt ab. Mit präzisen historischen Details, Beschreibungen der jüdischen Gemeinde, sowie einer Biographie des Autors, der dieses Werk 1994 in Frankreich veröffentlichte, und nun als deutsche Übersetzung vorliegt.
Rafik Schamik sagt über Moussa Abadi: Ein leiser Held und großer Erzähler.