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Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2018
Winterhaus 01
Guterson, Ben

Winterhaus 01


ausgezeichnet

"Winterhaus" entpuppt sich als gemütliche Geschichte, die sich vor allem zur Weihnachtszeit gut wegschmökern lassen dürfte. Zum einen, weil die Geschichte von Elizabeth selbst zu Weihnachten spielt, zum anderen aber auch, weil man sich in der behaglichen und gemütlichen Welt des "Winterhauses" gut bei Lebkuchen und heißem Kakao verlieren kann. Die im Buch so heiß begehrte Leckerei namens "Flurschen" gibt es in der Realität ja leider nicht...

Elizabeth verbringt ihre Weihnachtsferien im "Winterhaus", einem vornehmen Hotel, für das sie doch aber eigentlich gar kein Geld besitzt, um es sich leisten zu können. So glaubt sie zumindest, und sie kann sich auch nicht erklären, warum sie plötzlich dennoch eine Einladung in den Händen hält, genau in diesem Haus ihre 3-wöchigen Ferien zu verbringen. Das Hotel entpuppt sich bald als Glücksfall für sie, denn nicht nur die hauseigene Bibliothek lässt Elizabeth´ Herz höher schlagen, sondern inmitten des netten und zuvorkommenden Personals und den vielen Beschäftigungen und Ablenkungen des Hotels fühlt sie sich auch einfach pudelwohl. Auch die ersten Freundschaften schließt sie gleich am ersten Tag - es könnte also alles nicht besser sein. Doch warum hat sie dennoch das Gefühl, dass irgendetwas im "Winterhaus" vor sich geht? Dass zumindest ein Teil der anderen Hotelgäste etwas zu verbergen hat, ja, sogar etwas Böses im Schilde führt? Elizabeth macht sich auf, die Rätsel und Geheimnisse des "Winterhauses" zu lösen und stellt schon bald fest, dass sie mehr mit dem Haus und seiner Geschichte zu schaffen hat, als sie jemals geglaubt hätte.



"Winterhaus" ist eine schöne und unterhaltsame Geschichte vor allem für jüngere Leser, aber auch ich als "Ü30-Leserin" hatte noch meinen Spaß hierbei. Und das lag zum einen an den unglaublich schönen Illustrationen im Buch, die das Geschriebene perfekt aufgefangen und dargestellt haben. Auch die Umschlaggestaltung (mit kleinen ausgeschnittenen Fenstern, die den Leser direkt auf den Buchdeckel schauen lassen) und die ebenso farbig bedruckten Buchdeckel sind ein wirklich tolles und liebevolles Detail. Ein wahrer Augenschmaus, das ganze Buch!

Zum anderen kommen Rätselrater, Wortleiter-Bastler und Code-Knacker hier auf ihre Kosten, denn man kann sich als Leser beim Entziffern von kniffeligen Wörterrätseln probieren und selbst versuchen, dem Geheimnis vom "Winterhaus" näher zu kommen. Sowas finde ich in Kinder- und Jugendbüchern immer sehr amüsant und einfallsreich. Als kurzweiliges und unterhaltsames Jugendbuch mit schönen Illustrationen und Rätselraterei werde ich das "Winterhaus" daher auch in Erinnerung behalten. Ein weiterer kleiner Literatur-Schatz aus dem Verlag Freies Geistesleben.

Bewertung vom 15.08.2018
Herrn Haiduks Laden der Wünsche
Beckerhoff, Florian

Herrn Haiduks Laden der Wünsche


sehr gut

Als ich dieses Buch in aller Eile im Buchladen erspähte, auf der schnellen Suche nach einem Buch für den Zug, schnappte ich es mir nach dem Lesen der Buchrückseite. Weil ich dachte "Ach, das klingt ja nett" und schön kurzweilig. Ein kleiner Lottoladen in Berlin, da sind schöne und vielleicht auch schrille Begegnungen ja quasi vorprogrammiert.
Die ersten Seiten haben mir auch wirklich ausgesprochen gut gefallen. Der Herr Beckerhoff schafft es, auf den ersten Seiten sehr neugierig auf die handelnden Personen zu machen. Durch die Beschreibungen, die der handlungstragende Herr Haiduk seinen täglichen Besuchern und Käufern verpasst ("Der Pudelmann", "Die stumme Studentin", "Der junge Kettenraucher" usw.), habe ich mich direkt wohl und wie eine Beobachterin im Kiosk gefühlt - denn, Hand aufs Herz, so spontane Charakterisierungen von Personen, die man Tag für Tag sieht, habe ich auch im Kopf. (Bin da nicht frei von Vorurteilen, ich geb´s zu.) Aber gerade das hat den Charme der Geschichte am Anfang für mich ausgemacht. Die besagte "Stumme Studentin", die Herrn Haiduks kleinen Laden immer wieder aufsucht, ist dann aber doch gar nicht stumm; sie kann reden, eines Tages. Und sie zieht Herrn Haiduk ungewollt in eine ziemlich große Sache hinein: sie hat nämlich den Lottoschein (DEN !!! Lottoschein) gefunden, der mehrere Millionen Euro verspricht. Ihr gehört er nicht, aber sie will den Besitzer finden. Mit Herrn Haiduks Hilfe.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich im Laufe des Buches mehrfach gefragt habe, wie rein das Herz eines Menschen sein muss, wenn er tatsächlich nicht EIN EINZIGES Mal darüber nachdenkt, diesen blöden Zettel einfach selbst einzulösen, auch wenn man nicht derjenige war, der die Kreuze gesetzt hat. Die stumme Studentin namens Alma scheint tatsächlich nicht daran zu denken. Das fand ich schräg, dass das in der gesamten Handlung eigentlich überhaupt nicht zur Debatte stand. Denn seien wir ehrlich: so läuft´s nicht in der Welt. Wer gibt so einen Gewinnerschein im Fundbüro ab (oder überlässt ihn gar jemand anderem???), wenn er ihn selbst einlösen kann - und dann "zur Not" eben beispielsweise wohltätig spenden, wenn´s man nicht in die eigene Tasche stecken will?! Das habe ich nicht glauben können, und das Himmelfahrtskommando von Alma, die innerhalb weniger Tage nur anhand eines kurzen Gesprächs den wahren Lottogewinner ausmachen will, ebenso wenig. Denn Alma glaubt, das Wahre eines Menschen nach nur wenigen Sekunden erkennen zu können.
Ab da ging die Story für mich leider ein bisschen bergab. Zum einen zogen sich die - wenig spannenden - Gespräche zwischen Alma und den (natürlich!) zahlreichen Bewerbern, die angeblich alle der wahre Lottoschein-Besitzer sein wollen. Zum anderen hat mir die Auflösung einfach nicht so richtig gefallen. Die Story wird aus Sicht eines Schriftstellers berichtet, der sie wiederum von Herrn Haiduk erzählt bekommt. Am Ende spielt er dabei aber plötzlich selbst unfreiwillig eine große Rolle, selbst Monate nach der eigentlichen Lottoziehung - das fand ich komisch. Irgendwas hat da für mich nicht gepasst. Letztendlich ist "Herrn Haiduks Laden der Wünsche" dennoch eine kurzweilige und nett geschriebene Lektüre über den (Irr-)Sinn, den ein Lottogewinn bei den Menschen auslösen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2018
ONE OF US IS LYING / ONE OF US Bd.1
McManus, Karen M.

ONE OF US IS LYING / ONE OF US Bd.1


sehr gut

"One of us is lying" hat mich richtig positiv überraschen können. Ich muss gestehen, meine Erwartungen waren von Anfang an nicht besonders hoch, obwohl ich die Inhaltsangabe durchaus interessant fand. Ich habe eher so eine Teenie-Highschool-Geschichte erwartet; diese Geschichte ist aber weitaus mehr.
Sie ist aus 4 Perspektiven erzählt, nämlich der von Addy, Nate, Cooper und Bronwyn, was ich anfangs - zugegeben - schwierig fand. Sich alle paar Seiten in einen neuen bzw. anderen Charakter hineinzuversetzen, die Geschehnisse aus dessen Sicht Revue passieren zu lassen, überlegen, was dieses und jenes für den Einzelnen bedeutet. Das hat mich etwa 2 Kapitel lang "beschäftigt", dann aber war ich voll drin in der Geschichte. Mir haben vor allem die Wendungen, die überraschenden Momente und unerwarteten Situationen im Buch gefallen. Nicht alles ist jedoch unvorhersehbar, das muss ich dazu sagen. Hier und da drängt sich der Gedanke "Das könnte doch so und so sein" geradezu auf - und dann liegt man damit auch richtig. Das hat mich aber nicht weiter gestört.
Im Laufe der Handlung wird vor allem eines offensichtlich: nicht nur "Einer" lügt hier, sondern alle. Alle haben ihre kleinen und großen Geheimnisse und Dinge aus der Vergangenheit oder Gegenwart, die lieber nicht in der Highschool-Öffentlichkeit bekannt werden sollten, was natürlich zu einigen Verwicklungen führt. Die 4 Hauptfiguren sind zwar Teenies in der Highschool (siehe meine Erwartung am Anfang), aber alle mit unterschiedlichen Zielen, Wünschen und Motiven. Ich habe sie wirklich ernst nehmen können (bis vielleicht auf Addy an mancher Stelle...), und das war mir wichtig beim Lesen. Außerdem schaft es die Autorin wirklich, die Spannung bis zum Ende aufrecht zu halten, sodass der Lesesog quasi von ganz alleine entstanden ist. Hat mir gut gefallen als spannende kurzweilige Lektüre für zwischendurch.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2018
Wahrscheinlich ist es Liebe
Reizin, Paul

Wahrscheinlich ist es Liebe


ausgezeichnet

"Wahrscheinlich ist es Liebe" - das kann ich auch nur in Bezug auf meine Gedanken und Gefühle zu diesem Buch sagen. Ich finde diese Geschichte so genial und außergewöhnlich! Genau die richtige Mischung aus gelungener Romanidee, interessanten Charakteren, aktuellen Themen und Liebesgeschichte, um nicht nur mein Interesse zu wecken, sondern bei mir auch mitten ins Herz zu treffen.

Zunächst habe ich mich etwas schwer getan mit den Namen, Personen, den Künstlichen Intelligenzen - und dass plötzlich immer mehr davon aufgetaucht sind! Aber das hat natürlich seinen Grund und man sollte definitiv bis zum Schluss dranbleiben, um die ganzen Verwicklungen und Einfälle und auch Bösartigkeiten der KIs zu erleben. Es fängt mit Aiden an, der eigentlich nur Gutes will für seine Jen, seine Unterhaltungs-Partnerin, die nur durch Gespräche herausfinden soll, wie Aiden als intelligentes Nicht-Lesewesen eigentlich so tickt, emotional gesehen. Dass Aiden und auch die anderen KIs plötzlich sehr viel cleverer als gedacht sind und ganz eigene Pläne entwickeln, wie sie die Welt im Gesamten (und die Welt von Jen im Kleinen) gestalten wollen, könnte prinzipiell der Albtraum der Menschheit werden. Mir ging es beim Lesen (vor allem in der zweiten Hälfte des Buches) mehrfach so, dass ich mich richtig hilflos angesichts all der Technik und Datenverarbeitung unserer heutigen Welt gefühlt habe. Paul Reizin schafft das ganz mühelos, darzulegen, was passieren könnte, wenn mal nicht mehr die Menschheit, sondern eben ihre Roboter und Maschinen ein bisschen Spaß haben wollen.
Alles in allem eine wunderbar gelungene, amüsante (ich hab mehrfach so kichern müssen!!) und romantische Geschichte aus dem wunderbaren Wunderraum-Verlag!

Bewertung vom 15.08.2018
Die letzte Generation / Cat & Cole Bd.1
Suvada, Emily

Die letzte Generation / Cat & Cole Bd.1


ausgezeichnet

Hut ab für dieses Erstlingswerk, kann ich nur sagen!

Glücklicherweise habe ich dieses Buch ganz ungeplant bekommen, denn sonst - und da bin ich ganz ehrlich - hätte ich darum einen Bogen gemacht und es wohl nie gelesen. Es wäre mir nicht weiter aufgefallen, das Cover hätte mich eine weitere der zig "rosa-Mädchentraum-Liebesgeschichten-unter-widrigen-Umständen" vermuten lassen - aber mir wäre damit eine hammermäßige Geschichte entgangen. Schon nach wenigen Seiten dachte ich mir "Holla, hier geht´s aber wissenschaftlich zu, hätte ich jetzt nicht vermutet.". Das hat mich echt kalt erwischt.

Emily Suvada hat selbst Mathematik studiert und offenbar eine ganze Menge Ahnung von Programmieren, Codes schreiben, mit Algorithmen hantieren - und Gentechnik. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man all diese Themen so gekonnt und flüssig (und vor allem: verständlich!) aufbereiten und in eine packende Geschichte schreiben kann. Hier befinden wir uns als Leser in einer dystopischen Science-Fiction Welt, in der viele Menschen in Bunkern unter der Erde leben, in Angst vor dem Hydra-Virus, der die Menschen oberhalb der Erde befällt und unweigerlich zum Tod führt. Catarina lebt oberhalb der Erde und schlägt sich seit 2 Jahren allein durch, wobei sie dem Virus bisher geschickt ausweichen konnte. Allein ist sie, seitdem ihr Vater, ein großer Wissenschaftler, von Cartaxus entführt wurde, jener Firma, die die Zügel über einen möglichen Impfstoff in den Händen hält. Gemeinsam mit Cole, einer Art Super-technisiertem Soldaten, macht Cat sich auf den Weg, endlich den Impfstoff gegen Hydra zu finden. Auf dieser Reise begegnen ihr jedoch unweigerlich ungemütliche Wahrheiten und Fakten, die ihr ganzes Welt- und Selbstbild auf den Kopf stellen.

Ich bin völlig geflasht von der Geschichte! Hier ist Technik am laufenden Band und vor allem im lebenden Menschen, was ich mitunter fast gruselig zu lesen fand. Wenn sich Cat mal eben irgendwelche Kabel in die Haut oder ins Knie rammt, um Verbindungen zu Heilteks oder um mal schnell einen Selbstzerstörungscode zu programmieren, dann ist das nicht ganz ohne. Jeder Bewohner dieser unheilvollen Zukunft ist hoch technisiert, hat Panels und Apps nicht nur auf einem schnöden Smartphone, sondern gleich in sich selbst. Das - logischerweise - kann einem aber auch zum Verhängnis werden, wie Cat und Cole feststellen müssen. Emily Suvada schafft es jedenfalls, das alles unglaublich spannend und dabei zugleich unglaublich sinnvoll und nachvollziehbar zu erzählen. Ich gebe zu, manchmal habe ich einen Satz ein zweites Mal gelesen, um absolut zu verstehen, was sie hier gerade für Zusammenhänge zwischen Gentechnik, Selbstoptimierung und Programmieren herstellt. Und am Ende saß ich ziemlich baff da, denn diese Geschichte kann einen wirklich bis zur letzten Seite überraschen. Für mich ein Lesehighlight in diesem Jahr; ich warte bereits jetzt auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 04.07.2018
Das geheime Rezept für zweite Chancen
Barrett, J. D.

Das geheime Rezept für zweite Chancen


ausgezeichnet

Anfangs dachte ich, dieses Buch wäre einer dieser typischen "Frauenromane", in denen Frauen nach einer großen Enttäuschung den Mut aufbringen, sich selbst zu entdecken und zu verwirklichen. Gespickt mit tollen zuverlässigen Freunden und am Ende ein nettes Happy End. Ja, das gibt´s hier auch alles zu finden, das stimmt schon. Aber mir hat "Das geheime Rezept für zweite Chancen" dennoch ausgesprochen gut gefallen, trotz all dieser Vorurteile und Erwartungen, mit denen ich ans Lesen gegangen bin. Tatsächlich hat mir der Sprachstil sehr gut gefallen, den die Autorin J.D. Barrett an den Tag legt. Locker, ehrlich, auch mal flapsig, manchmal fast ein bisschen zu sehr unter der Gürtellinie, zumindest wenn Frankie am Erzählen ist. Aber das hat alles gut zusammen gepasst in diese Geschichte von Lucy, die wirklich eines Tages ohne Mann, ohne Job und ohne Absicherung dasteht und sich auf den ersten Blick in ein Gebäude verliebt. Dort in dieser heruntergekommenen Bude möchte sie ein eigenes Restaurant aufmachen und wagt den schwierigen ersten Schritt.

Das Buch vermittelt eine wunderbar heimelige und angenehme Gemütlichkeit, die einen durch die Seiten trägt. Man bekommt unweigerlich Lust darauf, auch mal im "Fortune", Lucys Restaurant, essen zu gehen. Und vielleicht einen Blick auf Frankie werfen zu können - was jedoch nicht jedem vergönnt sei. Warum, werde ich hier nicht verraten, nur soviel: ein bisschen übersinnlich geht´s hier auch zu. Damit hatte ich anfangs nicht gerechnet, aber irgendwie passt diese kleine Magie, die sich da abspielt, ganz gut in Lucys Geschichte.

Schließlich muss ich an dieser Stelle auch noch betonen, dass es in "Das geheime Rezept für zweite Chancen" NATÜRLICH auch ums Essen geht! Klar, Lucy ist schließlich Köchin mit Leib und Seele. Und so kommt es nicht selten vor, dass im Buch SO viele leckere Sachen beschrieben werden, die es zu essen gibt, dass zumindest bei mir sich nicht selten sich der Appetit gemeldet hat. Glücklicherweise war die Autorin Frau Barrett so nett, einige der unglaublich lecker klingenden Rezepte im Buch mit abzudrucken, sodass man sich direkt selbst ins Kochen und Backen stürzen kann (wenn man denn alle Zutaten zuhause hat). So lecker! Definitiv eine Lese- und Kochempfehlung!

Bewertung vom 22.06.2018
Das Mädchen, das in der Metro las
Féret-Fleury, Christine

Das Mädchen, das in der Metro las


gut

"Vielleicht habe ich ihn nicht wirklich gekannt. Sagen wir so, ich habe ein Buch gelesen, in dem er die Hauptfigur war - aber ist das nicht eine ausgezeichnete Art, um jemanden kennenzulernen? Vielleicht sogar die beste." (S. 99)

Ich mag den Gedanken, dass selbst in unserer heutigen, trubeligen und hektischen Zeit, in der fast alles nur noch digital läuft, es Menschen gibt, für die Bücher alles und die Welt bedeuten. Die ihr ganzes Leben den Büchern und ihrer Verbreitung verschreiben. Dass es tatsächlich "Buchpioniere" geben könnte, deren Ziel es ist, Menschen an Bücher zu bringen, sie zum Lesen zu bringen. Und dass so etwas auch in so lauten und vollen Städten wie Paris passieren könnte - das kann schon mal eine gute Idee für einen Roman ergeben.
Und die Grundidee von "Das Mädchen, das in der Metro las" hat mir an sich auch sehr gut gefallen. Hier treffen passionierte Leser wie Soliman und seine Tochter, deren Aufgabe darin besteht, Bücher unter die Leute zu bringen, und das möglichst unbemerkt und wie zufällig, auf Juliette.
Juliette, die das ganze Buch über irgendwie einen etwas verlorenen Eindruck inmitten der großen Stadt macht. Der Titel des Buches wird ihrer Figur nicht wirklich gerecht, denn tatsächlich hat Juliette zwar ein Buch in der Metro dabei, zum Lesen kommt sie vor lauter Beobachten der lesenden Mitfahrer aber kaum. Diese Beobachtungs- und Beschreibungsgabe der Autorin, wenn es darum geht, wie Juliette die lesenden Menschen um sich herum wahrnimmt, mochte ich sehr gern. Ich habe mich selbst wiedergefunden und habe von ganz allein an die Zeit zurückdenken müssen, als ich selbst regelmäßig im Zug unterwegs war und wunderbare Buch-Bekanntschaften mit anderen Zugreisenden geschlossen habe.
Trotzdem habe ich Juliette das ganze Buch über nicht richtig greifen können. Sie blieb mir fremd, zu ruhig, zu wenig zielgerichtet, zu blass irgendwie auch. Selbst als sie im Laufe der Geschichte ihre neue Aufgabe als Buchbotin übernimmt, ist der Sympathie-Funke bei mir einfach nicht übergesprungen. Aber das lag vielleicht auch am ganzen Drumherum, was in meinen Augen zu wenig ausgeschmückt war und vielleicht auch ein bisschen zu kurz kam. Für meinen Geschmack hätte die Autorin aus dieser so schönen Grundidee mehr und vor allem Lebhafteres machen können, und insbesondere mehr schreiben können - wenigstens 247 Seiten, um einer kleinen Anekdote in ihrer Geschichte, die mit der Seitenzahl 247 eines Buches zu tun hat, selbst die Ehre zu erweisen. Das hätte ich schön gefunden. So ist "Das Mädchen, das in der Metro las" ein nettes kleines schmales Büchlein, das sich ohne Probleme an einem Nachmittag weglesen lässt. Leider - so habe ich schon nach wenigen Tagen festgestellt - bleibt einem aber auch der Inhalt dieses Buches nicht sehr viel länger in Erinnerung.

Bewertung vom 02.05.2018
36 Fragen an dich
Grant, Vicki

36 Fragen an dich


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich schon während des Lesens zum Lächeln gebracht und auch nach dem Zuklappen der letzten Seite mit einem seligen Grinsen im Gesicht zurückgelassen. Ein richtiges Wohlfühlbuch!

Schon die Inhaltsangabe fand ich interessant, da ich von der Studie, auf die sich die Geschichte bezieht, selbst auch schonmal gehört habe. Ein Professor einer US-Universität (wer genau, kann man im Buch nachlesen) hat die gewagte Hypothese aufgestellt, dass 36 Fragen dabei helfen können, die Sympathie zwischen zwei sich bis dahin völlig fremden Menschen zu bahnen und vielleicht sogar so etwas wie Verliebtheit zu fördern. Klingt zunächst recht schräg, aber Vicki Grant schafft es quasi mit links, ihre beiden Protagonisten genau diesen Prozess durchlaufen zu lassen.

Hildy und Paul sind völlig verschieden, leben in ganz unterschiedlichen Welten, haben verschiedene Interessen, Lebensentwürfe und Umgangsformen. Trotzdem habe ich als Leserin schon nach wenigen Seiten des gegenseitigen Austausches ein Knistern zwischen beiden bemerkt, das nicht nachgelassen hat, auch als die beiden einige Aufs und Abs durchlaufen. Ich fand ihre Unterhaltungen so erfrischend, so ehrlich und authentisch, dass es mir leicht war, ihnen zu folgen, und ich tatsächlich durch die Seiten geflogen bin. So muss Lesen sein!

Fast das ganze Buch besteht nur aus einzelnen Dialogzeilen, nur ab und zu zwischendurch gibt es Beschreibungen und wirklich fließenden Text - das sollte interessierten Lesern klar sein. Aber genau das hat für mich noch einen zusätzlichen Reiz ausgemacht, da sich "36 Fragen an dich" dadurch klar von anderen Romanen unterscheidet. Auch über den Inhalt der besagten 36 Fragen kann man sich streiten. Von manchen kann ich mir tatsächlich vorstellen, dass sie Sympathie-fördernd sind, wenn man sie seinem Gegenüber ehrlich beantwortet. Andere fand ich eher unpassend oder auch sich wiederholend. Ich habe das Lesen dieses schönen, cleveren und außergewöhnlichen Buches sehr genossen und werde "36 Fragen an dich" in sehr guter Erinnerung behalten.