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B. S.

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2024
Nachspielzeiten
Vogelsang, Lucas

Nachspielzeiten


sehr gut

Nach dem Abpfiff beginnen die wirklich interessanten Geschichten

Die besten Geschichten schreibt der Fußball nicht auf dem Platz, sondern abseits davon bzw. nach dem Abpfiff. Zumindest ist es in dem lebendig und überraschend packend geschriebenen Buch "Nachspielzeiten" von Lucas Vogelsang der Fall.

Selbst kein großartiger Fußballfan und abseits von den Meldungen in den Medien auch keine weiteren Berührungspunkte mit dem Geschehen in der Fußballwelt, hat der Autor es geschafft, mich mit auf seiner kurzweiligen Reise durch das Leben von, besonders dem Fußballfan bekannten, (ehemaligen) Größen, wie z.B. Pelé, Beckenbauer, Vinnie Jones oder Mehmet Scholl, zu nehmen und mich auf den knapp 300 Seiten gut zu unterhalten.

Während man sich durch die verschiedenen Biografien, großen oder kleine Fußballdramen bzw. -momente tanzt, boxt oder schauspielert, verbleibt der Autor trotz seiner spürbaren Leidenschaft für den Fußball und vor allem die Personen hinter den Namen, auch nicht unkritisch in seiner Darstellung, was stark zur Authentizität der Geschichten beiträgt.

Bedingt durch die Länge der einzelnen Kapitel lässt sich zwar tiefgehend in die jeweiligen Geschichten und Anekdoten eintauchen, schleichen sich aber auch die ein oder andere langatmige Passage ein. Dem Lesegenuss tut dies jedoch keinen Abbruch.

Nicht nur für Fußballfans lesenswert!

Bewertung vom 14.04.2024
Mutternichts
Vescoli, Christine

Mutternichts


sehr gut

Annäherung an die Leerstelle Mutter

Die Mutter der Erzählerin ist tot und die Tochter versucht der Wahrheit wer ihre Mutter war näher zu kommen.

Aus Erinnerungen und Bildern entsteht ein intimes Porträt der Mutter als Kind und ihr Leben auf einem Hof in Südtirol.
Das Gefühl ein "Nichts" zu sein und der Glaube an Gott bzw. Jesus prägen die Mutter.

Auf den knapp 170 Seiten taucht man zunächst in die Mutter-Tochter-Beziehung ein um dann später sich auf das Aufwachsen der Mutter unter harten Bedingungen zu konzentrieren.

Der poetische dichte Schreibstil macht es einem zum Anfang etwas schwer in die Erzählung hineinzukommen. Doch nach ein paar Seiten entwickelt "Mutternichts" eine regelrechte Sogwirkung.

Mit wenigen Worten zeichnet die Autorin ein vielschichtiges und überzeugendes Bild der Mutter und holt diese für den Leser aus dem Nichts heraus. Ob es sich dabei um die wahre Frau hinter der Mutter handelt, ist hierbei nicht so wichtig.

Für die Mutter spielte der Glaube eine wichtige Rolle, was sich sich auch im Text widerspiegelt. Dies störte für mich jedoch teilweise den Erzählfluss, war deren Bedeutung mir nicht immer klar.

"Mutternichts" ist eine sprachliche kraftvolle und zugleich sanft erzählte Liebeserklärung an die verstorbene Mutter, in die man gerne eintaucht.

Bewertung vom 14.04.2024
Noto
Sack, Adriano

Noto


sehr gut

Liebeserklärung an Sizilien und das Leben

Mit dem Roman "Noto" begibt man sich gemeinsam mit Konrad auf eine kurzweilige und emotionale Reise nach Sizilien, wo er versucht nach dem Tod seines geliebten Partners Adriano sein Leben neu zu ordnen.

Allein ist Konrad jedoch nicht bei seiner Trauerbewältigung. Begleitet wird er von Adrianos Asche, dem gemeinsamen Hund und dem jungen Mann Santi, der ohne sich große Gedanken und Sorgen zu machen, sich durchs Leben bewegt. Genau das Gegenteil zu Konrad, aber vielleicht die richtige Person für einen neuen Blick nach vorne.

Unter der Feder des Autors erwacht Sizilien atmosphärisch und authentisch zum Leben, man merkt, dass Adriano Sack Reisejournalist ist und die Insel persönlich kennt.
So verwundert es auch nicht, dass Themen wie Mafia, Walsbrände, deutsche Auswanderer und deren Verhältnis zu lokalen Bevölkerung Eingang in den Roman finden, ohne die Handlung dabei störend zu dominieren.

Auch wenn der Auslöser der Reise nach Sizilien ins gemeinsame Haus für Konrad ein schmerzvoller ist, finden sich so manche humorvolle Momente im Roman.

Jedoch hätte ich mir etwas mehr Fokus auf der Beziehung zwischen Konrad und Adriano gewünscht. Dieser Aspekt kam mir deutlich zu kurz.
Die Erinnerungen Konrads sowie von Freunden/Bekannten und die tagebuchähnlichen Rückblicke Adrianos halfen dabei sich ein Bild von ihm und Konrad zu machen. Insgesamt verblieb die Beschreibung bzw. die Charakterisierung der beiden etwas zu oberflächlich.

Gefühlvoll,stimmungsvoll und leicht humorvoll ist "Noto" auf jeden Fall, leider jedoch nicht so berührend und tiefgehend wie erhofft.

Bewertung vom 13.04.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


sehr gut

Ein Roman, der von seiner Stimmung und Sprache lebt

"Das Fenster zur Welt" von Sarah Winman ist ein kurzweilig und sprachlich wunderschön erzählter Roman voller Leben und einzigartigen Charakteren, mit inhaltlichen Schwächen.

Eine zufällige Begegnung in Florenz während des Krieges 1944 verbindet die Kunsthistorikerin Evelyn Skinner, die dort hilft, Kunstgegenstände vor der Zerstörung zu retten, mit dem jungen britischen Soldaten Ulysses Temper. Der Eindruck, den sie aufeinander machen, führt zu einer dauerhaften Freundschaft, auch wenn Jahre vergehen, bis sie sich wiedersehen. Evelyn geht zurück nach London, um dort zu unterrichten, und Ulysses kehrt nach London und zu den Menschen zurück, die er zurückgelassen hat, eine bunte und außergewöhnliche Truppe von Charakteren in dem Pub, in dem er gearbeitet hat. Die Geschichte fokussiert sich auf das Leben von Ulysses und Evelyn ohne die anderen bedeutenden Personen im Leben der beiden zu vergessen.

Genau dieses Ensemble von Figuren, deren Leben man über vier Jahrzehnte in London sowie in Florenz folgt, haucht dem Roman auch Leben ein. Man wird Zeuge ihrer Freundschaften, Freude, Liebe, Trauer und Verluste, während man in die italienische Kultur sowie in die Welt der Kunst, Literatur und Musik eintaucht, gestreift von historischen und geschichtlichen Ereignissen, wie die Flut in Florenz von 1966.

Man fliegt zwar dank der atmosphärischen und poetischen Sprache voller Emotionen und Bilder durch die Seiten, aber in Bezug auf das inhaltliche Geschehen verbleibt man nur an der Oberfläche.
Anfangs noch etwas langatmig erzählt, werden mit zunehmender Länge Entwicklungen und Ereignisse aneinandergereiht, die, bevor man sie greifen kann, wieder einem gleich aus der Hand gerissen werden. An der einen Stelle mehr Tiefe, an der einen weniger, hätte der Geschichte im Ganzen gutgetan.
Auch kam mir der Papagei Claude irgendwie zu kurz.

So hinterlässt insgesamt einen gemischten Eindruck. Sprachlich ein Genuss, inhaltlich mit Schwächen. Für Fans von Sarah Winman und Liebhabern charakterorientierter Romane, die mehr vom Gefühl und der Stimmung, die sie erzeugen, leben, als vom eigentlichen Inhalt.

Bewertung vom 02.03.2024
Trabant
Sommer, Stefan

Trabant


gut

Wirre Reise zu den Eltern

Georg Himmel ist als Trauzeuge seines besten Freundes in einem Hotel in Istrien, als er eine für ihn nicht bestimmte SMS seines Vaters bekommt. Die Nachricht an eine "Lisa" liest sich für Georg so, als hätte sein Vater eine Affäre. Georg sieht die Ehe seiner Eltern in Gefahr und macht sich in seinem alten Opel Corsa auf den Weg nach München an den Flughafen, um diese zu retten. Es folgt eine bizarre Reise quer durch Österreich bis nach München, sowie auch eine Reise durch seine Kindheitserinnerungen, an deren Ende er sich fragt, ob er seine Eltern wirklich so gut kannte, wie er dachte.

Dabei vermischen sich die Grenzen zwischen Einbildung, Realität, Wahrheit und Erinnerungen, was den Roman für mich mit zunehmender Seitenzahl immer undurchsichtiger und verwirrender machte.
So war für mich ein richtiger roter Faden leider nicht erkennbar, sodass der Roman mich am Ende etwas ratlos zurücklässt.

Zwar konnte das Ende mich etwas mit "Trabant" versöhnen, aber insgesamt konnte mich die Handlung nicht von sich überzeugen.
Zu wirr, zu unzusammenhängend und auch oberflächlich in seinen Handlungsverläufen, machen es einen schwer, den Roman im Ganzen zu fassen.
Vielleicht habe ich auch einfach nur dessen Sinn bzw. dessen Aussage nicht wirklich verstanden.

Die Stärke von "Trabant" liegt in seiner vielschichtigen Charakterzeichnung und bildhaften Sprache. Mit wenigen Worten schafft der Autor das Bild eines feinfühligen Georg zu zeichnen, der trotz seiner Eigenheiten und teils irrationale Ängste, zu faszinieren weiß. Ebenso werden sein Freund und seine Eltern lebendig, auch wenn Letztere zum Ende hin an etwas an Kontur verlieren.

Darüber hinaus, hätte dem Roman ein paar Seiten mehr sicherlich gut getan, sodass das vorhandene Potenzial besser genutzt hätte werden können.
So fühlt sich sich "Trabant" etwas unfertig und ziellos an.

Bewertung vom 02.03.2024
Das Lächeln der Königin
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


gut

Die Absenz der Königin

"Das Lächeln der Königin" ist ein interessanter Roman über die Büste der Nofrete, in dem ebenjene Königin selbst seltsam abwesend ist.

Erzählt vorwiegend aus der Sicht von James Simon, einen jüdischen Textilunternehmer Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin, taucht man in das Berlin von 1913 bis 1925 ein. Simon ist ein Kunstliebhaber und unterstützt die archäologischen Ausgrabungen seines Freundes Ludwig Borchart in Ägypten. Dort findet Borchart die Büste der Nofrete und bringt sie nach Berlin. Zunächst wird sie jedoch nicht ausgestellt, aber als die wirtschaftliche und finanzielle Situation in den 20er-Jahren immer schlechter für Simon wird, entschließt er sich, die Büste in Berlin öffentlich im Museum auszustellen.

Was nach einem spannenden historischen Roman klingt, konnte mich nur bedingt überzeugen.

Besonders Anfang fliegt man nur so durch die verschiedenen Jahre, was es teilweise schwer macht, den Überblick über den zeitlichen Ablauf zu behalten. Zum Ende hin ist es jedoch übersichtlicher.
Der Schreibstil ist flüssig, aber etwas emotionsarm. So bleiben einen die Protagonisten fremd und an manchen Stellen liest es sich eher wie ein historischer Sachtext anstatt wie ein historischer Roman.

Mein Hauptkritikpunkt ist jedoch, die inhaltliche Abstinenz der Büste der Nofrete.
Ich hatte vermutet, dass ihre Entdeckung und Ausstellung mehr im Fokus stehen würde.
Stattdessen stehen ab der zweiten Hälfte des Buches mehr die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland im Vordergrund, auch wenn nicht wirklich tiefgehend.
So verbleibt der Roman leider irgendwo zwischen historischen Sachbuch und historischen Roman stehen ohne einem von beiden so richtig gerecht zu werden. Potenzial wäre da gewesen.

Zugutehalten kann man der Autorin die historischen und wissenschaftlichen Fakten, die sie durchaus kurzweilig in die Handlung einbaut. Eine einnehmendere, weniger oberflächlichliche und mehr fokussierte Rahmenhandlung hätte der Geschichte jedoch gut getan.

Bewertung vom 02.03.2024
Gestehe
Faber, Henri

Gestehe


sehr gut

Nichts ist wie es scheint - spannender und überraschender Psychothriller

Wer auf der Suche nach einem fesselnden Psycho-Thriller mit Überraschungseffekt ist, macht mit dem neusten Buch aus der Feder von Henri Faber nichts falsch.

*Spoiler*
Jacket ist ein als Held gefeierter Ermittler der Wiener Polizei, nachdem er sich aus den Fängen eines grausamen Organhändlerrings befreit hat und dabei einem kleinen Mädchen das Leben gerettet hat. Seine Heldengeschichte wurde zum Bestseller, ein zweiter Band mit dem Namen "Gestehe" in Aussicht.
Als Jacket zu einem Tatort gerufen wird, läuft es ihm nicht nur wegen der grausam zugerichteten Leiche eiskalt den Rücken herunter, denn der Tatort entspricht genau dem aus dem bisher unveröffentlichten Skript zu "Gestehe". Zunächst glaubt er an einen Zufall, aber als eine weitere Leiche auf gleicher Art und Weise aufgefunden wird, wie im Skript beschrieben, ist Jacket alarmiert. Unter Hochdruck versucht er herauszufinden, was dahinter steckt und wer ihm schaden will. Doch kann man Jacket vertrauen?

Der Anfang von "Gestehe" hat es mir nicht leicht gemacht. Doch es lohnt sich durchzuhalten, auch wenn die ersten Seiten etwas befremdlich wirken.
Jacket ist nicht wirklich ein Charmebolzen und auch die anderen handelnden Figuren erscheinen nicht gerade sympathisch. Zudem braucht der Thriller etwas, bis er an Fahrt aufnimmt. Aber wenn er es dann nach ein paar Kapiteln schafft, entwickelt er eine regelrechte Sogwirkung und es fällt schwer ihn aus der Hand zu legen.

Erzählt aus der Perspektive von Jacket, Mo, einem weiteren Ermittler und einem ominösen ER, wird schnell Spannung erzeugt und geschickt ein Verwirrspiel zwischen Wahrheit und Lüge aufgebaut. Denn man fragt sich schnell, ob man Jacket vertrauen kann oder ob er alle täuscht.
Der Thriller besticht dabei durch eine vielschichtige Charakterzeichnung, sodass Mo und Jacket einem, trotz aller ihrer Charakterschwächen, irgendwie ans Herz wachsen.
Auch gesellschaftliche Entwicklungen finden Eingang in die Handlung, ohne hierbei diese zu dominieren und den fesselnden Handlungsverlauf zu stören.

Als die Schlinge sich immer enger um Jacket zusammenzieht, gipfelt der Thriller in einem dramatischen und actionreichen Finale, weiß danach nochmal zu überraschen, um dann schließlich mit einer versöhnlichen Note zu enden.

"Gestehe" ist ein Psycho-Thriller, der seinem Namen gerecht wird, einiges an Überraschungen bereithält und bei dem nichts ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.
Spannung, vielschichtige Charaktere und eine gut durchdachte Handlung sorgen für packende Lesestunden. Ein nahezu perfektes Nerven- und Psychospiel, genau was man sich von einem guten Thriller wünscht!

Bewertung vom 02.03.2024
Klarkommen
Hartmann, Ilona

Klarkommen


weniger gut

Langweilige Jugend

Eines muss man der Autorin lassen, gut schreiben kann sie. Ihr Schreibstil ist flüssig, bildhaft und hat etwas leicht Melodisches.

Da hört es leider mit den guten Punkten über "Klarkommen" für mich aber auch schon auf. Denn inhaltlich begegnet einem beim Lesen eine gähnende Leere.Es wird von einer ereignisarmen Kindheit, Jugend und Studienzeit erzählt ohne irgendwelche Höhepunkte.
Keine nennenswerte Handlung wäre nicht weiter schlimm, wenn wenigstens die Charaktere interessant wäre. Doch weder die Erzählerin noch ihre Freunde, Familie oder andere Bekanntschaften hinterlassen einen bleibenden Eindruck beim Lesen der kurzen Kapiteln (manche nicht mal eine Seite lang). Die Figuren bleiben erschreckend ungreifbar und unnahbar. Eine emotionale Verbindung entsteht zu keiner Zeit.

Ja, ich klargekommen bin ich mit dem Roman, aber was er sein will, erschließt sich mir nicht so ganz. Es ist kein Coming-of-Age-Roman, es ist keine Reflexion über die eigene Jugend und das Erwachsenwerden, sondern es liest sich einfach nur wie ein gelangweilter Blick zurück, denn man im nächsten Moment schon vergessen hat.

Sprachlich gut, inhaltlich blass.
Vielleicht bin ich auch einfach die falsche Zielgruppe und kann mich deswegen nicht in dieser nüchtern beschriebenen Jugend der Erzählerin wiederfinden.

Bewertung vom 02.03.2024
Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4
Schneider, Anna

Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4


gut

Licht und Schatten im Grenzgebiet

Der 4. Band der "Grenzfall"-Reihe knüpft nahtlos da an, wo der 3. Band aufgehört hat.
Bernhard Krammers Kollegin Roza Szabo ist spurlos verschwunden. In ihrer Wohnung befindet sich eine männliche Leiche mit Tauchermaske.
Die letzte Spur von Szabo führt nach Bayern an den Walchensee. Da Krammer zunächst nicht öffentlich nach Szabo suchen lassen will, nimmt er Kontakt mit seiner Tochter, der Oberkommissarin Alexa Jahn, auf und bittet sie um ihre Hilfe. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Huber beginnt sie zu ermitteln. Schon bald merken beide, dass mehr hinter Szabos Verschwinden steckt und dass ihr Leben in Gefahr ist.

Erzählt nahezu abwechselnd aus der Sicht von Jahn und Krammer, mit gelegentlichen Unterbrechungen von Kapiteln aus Sicht einer unbekannten Frau, entwickelt der Kriminalroman schnell an Spannung. Zur Mitte hin nimmt diese jedoch etwas ab, um dann in einem packenden, auch wenn leicht kurz geratenen Höhepunkt zu gipfeln.

Nicht nur die Suche nach der Lösung, was hinter Szabos Verschwinden steckt, spielt eine Rolle in der gut konstruierten Krimihandlung. Auch das Thema Familie, Freundschaft und deren Bedeutung wird angerissen.
Jahn versucht, wie auch ihr Vater Krammer, sich über ihre bzw. seine Gefühle gegenüber ihren Vater bzw. seiner Tochter im Klaren zu werden und welche Beziehung sie in Zukunft zu ihm will und er zu ihr.
Bedingt durch die emotionale Suche und der Tatsache, dass sich beide ähnlicher sind, als sich beide eingestehen wollen, kommt es zu Spannungen zwischen Vater und Tochter.

Da viele Personen und Handlungsstränge aus den vorherigen Bänden vorkommen bzw. erwähnt werden, ist es sinnvoll, die ersten drei Bände gelesen zu haben.

Ganz so gut wie der Rest der Reihe hat mir der 4. Band nicht gefallen.
Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt stimmungsvoll und bildhaft. Für meinen Geschmack schweift die Autorin jedoch etwas zu häufig von der Haupthandlung ab, wodurch diese an Spannung verliert.
Ebenso wirken die Anspielungen auf Jahns schwieriges Liebesleben etwas zu gezwungen auf mich.
Des Weiteren habe ich mir auch mehr vom Fall erwartet. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass der 4. Band als Bindeglied zwischen 3. und 5. Band fungiert. Der Cliffhanger am Ende, der Lust auf die Fortsetzung macht, verstärkt diesen Eindruck.

Für Fans der "Grenzfall"-Reihe auf jeden Fall lesenswert, auch wenn nicht so stark wie die ersten drei Bände.

Bewertung vom 06.01.2024
Pilgrim / Oxen Bd.6
Jensen, Jens Henrik

Pilgrim / Oxen Bd.6


sehr gut

Gefährliche Suche nach Antworten

Niels Oxen ist zurück und es geht gewohnt fesselnd und rasant im 6. Band der Oxen-Reihe weiter.

Nachdem Niels Oxen im vorherigen Band in längere Gefangenschaft geraten war und um zu überleben kämpfen und sogar töten musste, begibt er sich zu Beginn auf eine Pilgerreise zu sich selbst.
Doch mit der Ruhe und der Zeit der Selbstfindung ist es vorbei, als er in einen Steuerskandal hineingezogen wird, der für ihn, Franck und die junge Polizistin Sally gefährliche Ausmaße annimmt.

Anfangs noch etwas gemächlich und etwas undurchsichtig, zieht der Thriller einen von Seite zu Seite immer mehr in seinen Bann und es fällt schwer mit dem Lesen aufzuhören.
Die Spannung wird dank kurzer Kapitel und verschiedener Erzählperspektiven konstant hochgehalten. Die gut konstruierte Handlung mit Anspielungen auf wahre Begebenheiten (Panama Papers), die mit überraschenden Wendungen und undurchsichtigen sowie differenziert beschriebenen Charakteren überzeugen kann, trägt ihren Teil dazu bei.
Jensens hält sich hierbei nicht groß mit Nebensächlichkeiten auf und sorgt für eine stimmungsvolle Thrilleratmosphäre.

Oxen ist sichtlich gekennzeichnet von seiner schrecklichen Zeit in den Katakomben und sucht weiter nach den Verantwortlichen. Geschickt wird der Handlungsstrang rund um den Finanzbetrug damit verknüpft.

Franck und Oxen präsentieren sich in Bestform und sorgen so für packende Thrillermomente, wie man es von vorherigen Bänden kennt.

"Oxen.Pilgrim" ist alles in allem ein gut gelungener und spannender Thriller, der nach einem leicht verhaltenen Start, Fans der Reihe sicher nicht enttäuschen wird.