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Quincyliest

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Insgesamt 100 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Martin Suter erzählt in seinem unterhaltsamen Roman "Melody" von der lebenslangen Suche einer verlorenen Liebe und auch von dem Versuch, eine Lebenslüge aufrechterhalten zu wollen.
Protagonist des Romans Dr. Peter Stotz, einst ein erfolgreicher Unternehmer und eine Größe in Politik und Wirtschaft, engagiert den jungen Juristen Tom, der seinen umfangreichen Nachlass sortieren soll. Tom lebt und arbeitet in der Villa seines Arbeitgebers. Überall in der Villa hängen die Bilder einer jungen, hübschen Frau. Melody, sie war die große Liebe von Dr. Stotz. Doch seine Verlobte verschwand vor der Hochzeit, vor über 40 Jahren. Trotz intensiver Suche bleibt sie verschwunden. Doch entspricht die Geschichte über das Verschwinden von Melody der Wahrheit? Nach dem Tod von Dr. Stotz versucht Tom das Verschwinden von Melody aufzuklären. Das glanzvolle Bild, das der Nachwelt präsentiert werden soll, erhält Risse. Wahrheit und Fiktion liegen dicht beieinander und werden vom Autor geschickt miteinander verwoben.
M. Suter hat eine spannende, authentische Geschichte konstruiert, die mich von Anbeginn gefesselt hat. Er ist ein meisterhafter Erzähler, seine Sprache ist elegant und voller Bilder. Eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.04.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


ausgezeichnet

Das farbenfrohe und wunderbar gestaltete Buchcover fällt einem sofort ins Auge, es zaubert eine tolle Atmosphäre, die sich inhaltlich im Buch fortsetzt.
Die junge Protagonistin Takako erfährt völlig überraschend, dass ihr Freund heiraten wird, allerdings nicht sie, sondern eine gemeinsame Arbeitskollegin. Diesen Schock begreift sie als Chance, um Grundlegendes in ihrem Leben zu ändern. Sie zieht zu ihrem Onkel und jobt in einem Antiquariat. Dort entdeckt sie ihre Liebe zu den Büchern und findet schließlich auch wieder zurück ins Leben. Eine große Rolle spielt dabei auch die Beziehung zu ihrer Tante, zu der sich im Laufe der Zeit eine tiefe Freundschaft entwickelt.
Der Roman wird ganz leicht und unaufgeregt erzählt. Es passiert eigentlich auch gar nicht so viel, etwas mehr Spannung wäre auch gut gewesen.
Es ist ein schönes Buch für einen verregneten Sonntagnachmittag, das einfach Spaß macht.

Bewertung vom 26.03.2023
Fatmanurs fabelhafte Backwelt
Kilic, Fatmanur

Fatmanurs fabelhafte Backwelt


ausgezeichnet

Die gelernte Konditorin, bekannte Tiktokerin und nun auch Autorin präsentiert in diesem äußerst gelungenem Backbuch ihre Lieblingsrezepte.
Am Anfang erfährt man etwas über die Autorin, die ich zugegebenermaßen bisher nicht kannte. Sie stellt 60 tolle Rezepte vor, deren Auswahl sehr vielseitig ist. Hier dürfte für jeden Geschmack von süß bis herzhaft und auch für jeden festlichen Anlass etwas dabei sein. Inspirierend finde ich die optisch ansprechenden Verzierungen und zauberhaften Dekorationen. Mit den richtigen Tricks lässt sich wirklich viel zaubern. Die tollen Fotos motivieren zum Nachbacken.
Alle Rezepte sind gelingsicher erklärt, zusätzlich gibt es noch QR - Codes, die zu einer Videoanleitung führen.
Dieses Backbuch eignet sich für Anfänger, aber auch fortgeschrittene Bäckermeister werden hier noch ein paar nette Anregungen und Ideen finden.

Bewertung vom 30.01.2023
Homefarming: Das Kochbuch
Rakers, Judith

Homefarming: Das Kochbuch


ausgezeichnet

Mit großer Begeisterung habe ich das erste Buch "Homefarming" von Judith Rakers gelesen. Nun folgt der zweite Teil, bei dem die Rezepte im Mittelpunkt stehen.
Die gesamte Aufmachung des Buches ist hochwertig und sehr gelungen, die vielen Fotos sehen ansprechend aus. Es ist ein Buch zum Nachschlagen und Schmökern, es enthält auch viele Informationen über Aussaat und Ernte verschiedener Gemüsesorten. Das vielseitige Kochbuch wird auch durch die Interviews mit verschiedenen Sternenköchen bereichert. Es enthält viele Basisrezepte wie z.B. Suppen, aber auch besondere, spezielle Rezepte bspw. Rosenkohl mit getrockneten Kirschen und Schafskäse. Auf die wenigen fleischhaltigen Rezepte hätte ich gerne verzichtet, dies wäre auch aus meiner Sicht konsequenter gewesen.
Insgesamt ist es ein sehr gelungenes, authentisches Kochbuch mit Liebe zum Detail, das zum Nachkochen inspiriert.

Bewertung vom 25.01.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


ausgezeichnet

Die norwegische Autorin Heidi Furre hat einen fesselnden und ergreifenden Roman geschrieben, in dem eine junge, moderne Frau im Mittelpunkt der Handlung steht. Liv hat einen erfolgreichen Mann, zwei Kinder, die sie liebt und ein hübsches Heim. Doch die perfekte Fassade täuscht, in der psychischen Verfassung von Liv offenbaren sich tiefe Abgründe, denn sie wurde vor Jahren Opfer einer Vergewaltigung. Es ist genau diese Opferrolle, die sie nicht annehmen kann und will. Ihre Gedanken kreisen ständig und überall um das erlebte Trauma. Sie sucht nach Schuld, auch bei sich, hinterfragt sich selbst immer wieder.
Heidi Furre erzählt kurzweilig, ihre Gedanken sind klug, scharfsinnig und mitunter auch bissig.
"Macht" wurde 2021 von der Organisation NORLA empfohlen und dies völlig zu Recht. Es ist ein wunderbares Buch, dem ich viele Leser wünsche.

Bewertung vom 24.10.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Ann - Helen Laestadius hat einen eindrucksvollen Roman geschrieben, der für mich zu den Lesehighlights des Jahres zählt. Bildgewaltig und ohne jegliche Verklärung der Realität erzählt die Autorin die Geschichte.
Das samische Mädchen Elsa muss mit 9 Jahren ansehen, wie ihr Rentierkalb von einem Wilderer brutal getötet wird. Elsa erkennt den Täter, doch er signalisiert ihr unmissverständlich, dass er auch sie töten wird, wenn sie redet. Elsa schweigt über viele Jahre und das Töten geht weiter. Die schwedische Polizei verfolgt die Straftaten halbherzig oder gar nicht. Die Wilderei bedroht die Lebensgrundlage der Samen, die von der Rentierhaltung leben müssen. Der Roman tangiert viele Probleme, mit denen das samische Volk gegenwärtig zu kämpfen hat. Es ist oftmals Diskriminierungen ausgesetzt, sei es in den Schulen, bei den Behörden oder im Alltagsleben.
Der Roman ist Familiengeschichte und Kriminalroman zugleich und darüber hinaus ein Appell gegen jegliche Form der Unterdrückung von Minderheiten.
Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.09.2022
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


sehr gut

Fernando Aramburu hat einen opulenten und beeindruckenden Roman geschrieben. Im Mittelpunkt der Handlung steht Toni, ein 54-jähriger Lehrer für Philosophie. Er kann dem Leben nichts Positives abgewinnen und deswegen will er sich in 365 Tagen das Leben nehmen.
Toni ist ein sympathischer Antiheld. Er ist unzufrieden, sein Leben verlief nicht gerade perfekt, seine Ehe ist gescheitert, die Beziehung zu seinem Sohn ist auch nicht gerade die innigste, die demente Mutter ist im Heim, aber depressiv erscheint er nicht. Eine entscheidende Begegnung bringt Toni dann von seinem Entschluss ab.
Aramburu erzählt lebendig, bunt und sehr ausschweifend, nicht jedes intime Detail hätte ich lesen und wissen müssen. Für mich wäre weniger in diesem Falle mehr gewesen. Insgesamt aber ein empfehlenswerter Schmöker für lange Herbstabende.

Bewertung vom 08.09.2022
Jahre mit Martha
Kordic, Martin

Jahre mit Martha


ausgezeichnet

Der Autor Martin Kordic erzählt die Geschichte einer ungleichen Beziehung. Zeljko, der von allen nur "Jimmy" genannt wird, verliebt sich mit 15 in die vierzigjährige Martha Gruber. Sie ist Professorin in Heidelberg. Zwei unterschiedliche Welten prallen aufeinander, dennoch beginnen die beiden eine Beziehung. Zeljko lebt mit seiner Familie in beengten Wohnverhältnissen, die Eltern müssen hart arbeiten, ihr Wohlstand ist dennoch bescheiden.
Der Roman ist Liebesgeschichte, Einwanderungsgeschichte und Bildungsroman zugleich. Das Finden seiner Rolle als Kroate in Deutschland wird vom Autor authentisch dargestellt. Er will unbedingt dazugehören, ist ehrgeizig, strebt nach Bildung. Durch seine Beziehung zu Martha nähert er sich dieser bisher verborgenen Welt, zu der Wohlstand und Ansehen gehören, an. Doch kann so eine ungleiche Beziehung gut gehen? Immer wieder nimmt die Handlung unvorhersehbare Wendungen und verläuft nie gradlinig.
Der Roman liest sich leicht und zügig, wird mir aber nicht ewig in Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 07.09.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Daniela Dröscher hat einen großartigen, autobiographisch inspirierten Roman geschrieben, der in den 80er Jahren in einem kleinen Ort im Hunsrück spielt. Sie schreibt aus der Perspektive eines Kindes. Respektvoll und feinfühlig porträtiert sie ein Bild ihrer Mutter. Essayistische Einschübe aus Erwachsenensicht fügen der kindlichen Betrachtung eine etwas objektivere und auch kritische Sichtweise hinzu. Das Gewicht der Mutter ist das zentrale Thema, um das sich alles dreht. Aus Sicht des Vaters ist das Übergewicht für seine fehlenden Karrierechancen oder sein nicht so hohes Ansehen verantwortlich.
Der Roman ist vielmehr als nur eine Familiengeschichte, er deckt patriarchale Denkmuster und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten auf.
Dröscher erzählt beeindruckend, authentisch und glaubwürdig, genauso könnte es gewesen sein. Mich hat das Buch absolut begeistert. Es ist völlig zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert. Auf weitere Werke der Autorin freue ich mich jetzt schon.

Bewertung vom 23.08.2022
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


sehr gut

Erin Litteken hat einen bewegenden Roman über ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Ukraine geschrieben. Unter der Herrschaft Stalins verhungerten Millionen Ukrainer in den dreißiger Jahren trotz voller Getreidespeicher im eigenen Land.
Die in der Vergangenheit angesiedelte Zeitebene des Romans erzählt die Geschichte Katjas, die in einem Dorf nahe Kiew aufwächst. Die Menschen leben bis zum Einzug von Stalins Truppen und der damit verbundenen Kollektivierung autark. Doch fortan bestimmen Hunger und Armut das Leben und den Alltag. Auch Katjas Familie ist betroffen und hat furchtbare Verluste zu verzeichnen.
In einer zweiten Zeitebene wird das Leben von Cassie und ihrer Familie erzählt. Cassie hat nach dem Tod ihres Mannes den Lebensmut verloren. Sie zieht mit ihrer Tochter zur an Demenz erkrankten Großmutter, deren Lebensgeschichte Geheimnisse birgt, die Stück für Stück ans Licht gelangen. Zum Schluss verbinden sich beide Geschichten zu einem Ganzen.
Die ständigen Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart empfand ich als störend. Überzeugt hat mich vor allem die Geschichte Katjas. Authentisch und eindringlich werden die Geschehnisse geschildert, dagegen wirkt die Geschichte, die in der Gegenwart spielt, etwas blass.
Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, er berührt und stimmt nachdenklich.