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FranzysBuchsalon
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 21.11.2015
Wir sind unsichtbar
Stein, Maike

Wir sind unsichtbar


ausgezeichnet

Meinung
Valeska ist 16 Jahre alt und hatte ihr Outing vor 2 Jahren. Nachdem ihre Mutter sie vor die Tür gesetzt hat, da sie um das Wohl ihrer jüngeren Tochter besorgt war, hat Leska bei ihrem Vater Unterschlupf gefunden. Will sie ihre Schwester sehen, dürfen diese Treffen nur unter Aufsicht stattfinden. Bis auf ihre Mutter hat in Leskas Umfeld eigentlich niemand so wirkliche Probleme mit ihrer Homosexualität.

Sie betreibt einen kleinen "Lesben-Blog" (bitte nicht falsch verstehen), in dem sie über ihr Outing und ihr Leben als noch ungeküsste Lesbe schreibt. Dieser wird angenehm ins Buch eingebunden und lockert die Geschichte noch etwas auf.

Dass sie ungeküsst ist, soll sich auf einer kleinen Party ändern. Flaschendrehen. Eigentlich fühlt sie sich zu alt für diesen "Kinderkram" doch ändert ihre Meinung schnell, als es zu einem Kuss zwischen ihr und Inken kommt. Plötzlich ist alles anders zwischen den beiden und die vorher langweilige Inken wird schnell interessant.

Die beiden Mädchen verlieben sich ineinander und treffen sich heimlich zum Knutschen - denn Inken will diese Liebe geheimhalten. Das tut sie aus einem bestimmten Grund, den sie Leska erst nach und nach anvertraut. Diese Heimlichtuerei ist für Leska sehr belastend. Sie würde es am liebsten laut rausschreien und jedem davon erzählen, doch verstrickt sich immer mehr in Lügen deswegen und kann sich nicht mal ihrer besten Freundin anvertrauen.

Welches Gehemnis umgibt Inken? Kann eine heimliche Liebe bestehen? Und was wäre, wenn sie es doch öffentlich machen würde?

Maike Stein hat ein wirklich schönes Jugendbuch über Outing und "Anderssein" verfasst. Es geht um die erste Liebe, Lügen und Geheimnisse, Homophobie und Freundschaft.

Leider ist das Buch etwas kurz gekommen und die Geschichte hätte noch ein paar Seiten mehr vertragen können. Ab der Mitte passiert so unglaublich viel, was viel zu schnell abgehandelt wurde. Auf meine Nachfrage sagte die Autorin, dass die Seitenzahl vom Verlag vorgegeben war und sie das Maximum ausgeschöpft habe.

Da hat der Verlag definitiv einen Fehler gemacht ;-)

Die Handlungen der einzelnen Charaktere sind altersgemäß und nachvollziehbar.

Fazit
Ein Buch über Homophobie, Liebe und Freundschaft, dass mehr Seiten gebraucht hätte, was vom Verlag aber nicht gewünscht war.

Insgesamt fand ich es allerdings wirklich extrem gut und spreche eine Leseempfehlung aus :-)

Bewertung vom 21.11.2015
Im Auge des Mörders / Der Leibwächter Bd.1
Hünnebeck, Marcus

Im Auge des Mörders / Der Leibwächter Bd.1


gut

Meinung
Ich habe das Buch schon vor einiger Zeit gelesen, es aber absichtlich noch liegen lassen, um mir nochmal meine Gedanken dazu zu machen.

Das erste Kapitel ist wirklich spannend und ich hatte die Hoffnung, dass sich dieser Spannungsbogen hält - doch das war leider nicht so. Die nächsten Seiten plätscherten dann so vor sich hin und wirkliche Spannung wollte sich erst ab Seite 146 bei mir einstellen. Zu wenig, zu spät.

Ich lese grundsätzlich alle Bücher fertig, aber bei Rezensionsexemplaren und Leserunden, sollte dies natürlich zeitnah geschehen. Hätte ich es mir gekauft, wäre es nach spätestens 60 Seiten erstmal wieder auf den SuB gewandert und hätte dort sicher noch eine Weile gelegen.

Eva Haller ist Bloggerin und setzt sich für Frauen ein. Ihre Kritik an der Polizei bezüglich der Frauenmorde macht sie selbst zu einem Opfer des Serienkillers, doch statt der Polizei vertraut sie einem einzelnen Mann - dem Leibwächter Stefan Trapp.

Bei ihrer geübten Kritik und ihrer Meinung bezüglich der Polizei ist das absolut verständlich und nachvollziehbar.

Sowohl Eva als auch Stefan waren mir unglaublich sympathisch. Auch ihr Miteinander ist wirklich gut beschrieben und war in diesem Umfang auch nötig. Immerhin handelt es sich hier um den ersten Teil einer Reihe und da muss es einfach auch etwas Zwischenmenschliches geben, auf dem aufgebaut werden kann.

Marcus Hünnebeck schafft es den Leser zu verwirren und gerade wenn einem ganz klar war, bei wem es sich um den Mörder handelt, ist man sich ein Kapitel weiter schon gar nicht mehr sicher.

Auch der Schreibstil ist gut und lässt sich flüssig lesen.

Was mich wirklich nervte, war Evas Hobby. Bogenschießen.

Ich persönlich interessiere mich leider überhaupt nicht für diesen Sport und es war mir einfach zu viel des Guten. Natürlich baut einiges darauf auf und Pfeil und Bogen sind für die Handlung wirklich wichtig, aber mich persönlich hat es eben einfach nicht gerockt. Allerdings ist das nur meine persönliche Meinung.

Zum Schluss nimmt das Buch wirklich Fahrt auf und wird rasant. Die Seiten flogen ab diesem Punkt nur so dahin. Allerdings kam dieser Moment für mich zu spät und ich hätte mir zwischendrin mehr Spannung gewünscht.

Fazit
Ein Thriller, der nicht auf jeder Seite mit einem bestialischen Gemetzel schockt, mich aber leider nicht vom Hocker hauen konnte.

Trotz des sympathischen Protagonisten-Teams weiß ich nicht, ob ich weitere Teile der Reihe lesen würde

Bewertung vom 07.11.2015
Flüstern mit Megafon
Elliott, Rachel

Flüstern mit Megafon


weniger gut

Meinung
Miriam ist mitte 30 und hatte es nicht leicht im Leben. Ihre alleinerziehende Mutter war psychisch krank und zur Großmutter hatte sie lediglich Kontakt über merkwürdige Briefe und Karten, obwohl diese wusste, wie schlecht es Miriam bei ihr ging und wie krank ihre Tochter (Miriams Mutter) war.

Da ist mein erster Kritikpunkt. Wenn ich weiß, dass meine Tochter nicht in der Lage ist sich anständig um das Kind zu kümmern, warum hole ich es dann nicht raus und informiere Ämter und sonstige Hilfestellen? Leider wird das im Buch nicht erklärt. Die Großmutter wird einfach ab einem gewissen Punkt nicht mehr erwähnt.

Da ihre Mutter ihr immer wieder sagt, dass sie ihre Stimme nicht erträgt und sie still sein soll, fängt Miriam irgendwann an zu flüstern. Egal wo sie ist und mit wem sie spricht - sie flüstert. Und irgendwie fällt es auch niemandem wirklich schwer sie zu verstehen. Leider verstehe ich nicht, wie das möglich ist.

Die Mutter brachte sich irgendwann um (warum erfährt man erst am Ende des Buches) und Miriam isolierte sich selbst drei Jahre lang, indem sie das Haus nicht mehr verließ. Lediglich in den Garten und auf die Veranda schafft sie es.

Miriam hat einen freundlichen Nachbarn, Boo, und eine Freundin, Fenella, die ihr helfen das Leben zu meistern. Diese beiden Charaktere sind ebenso langweilig wie unnötig und doch wird beiden extrem viel Raum in dem Buch gegeben, der für wichtigere Dinge gebraucht worden wäre.

Nach diesen drei Jahren selbstverordneter Haft beschließt Miriam von heute auf morgen, dass sie raus gehen wird. Einfach so. Ihr kommen keine Zweifel, sie hat keine Panik - sie spaziert einfach so hinaus in die Welt und fügt sich in das Stadtbild ein, als wenn sie nie weg gewesen wäre. Miriam hat Angst vor Menschen? Kein Problem, dann geht sie eben ins Kino. Ganz stimmig durchdacht war auch dieser Punkt nicht. Alles in Allem ist sowohl die Geschichte um Miriam als auch das gesamte Buch realitätsfern.

Ralph war mal Gärtner und wurde auf Drängen seiner Frau Sadie dann Psychotherapeut. Zusammen mit ihr hat er Zwillingsjungs, von denen einer hochaggressiv und der andere schwul ist. Leider interessiert sich weder Ralph noch Sadie für einen der beiden.

Sadies Leben spielt nur im Internet, was im Buch durch eingeschobene Twitter-Tweets deutlich gemacht wird. Nicht nur, dass ich das erst gar nicht verstanden hatte, da ich selbst kein Twitter nutze, es hat mich auch tierisch genervt und war absolut unnötig. Irgendwie erschien es mir, als wenn man versuchte noch ein paar Seiten zu füllen, denn diese kurzen Tweets haben doch ziemlich viel Raum auf den jeweiligen Seiten eingenommen.

Auch hier hat eine Nebenfigur, meiner Meinung nach, viel zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Irgendwie wird man nämlich das Gefühl nicht los, dass es in diesem Buch eigentlich um Sadie geht.
Seitenweise entdeckt sie ihre homosexuelle Ader wieder, erinnert sich an ihre erste große Liebe und tut alles um diese zurück zu bekommen. Ralph und Miriam? Völlig verdrängt durch Sadie und ihre Weiber.

Als Ralph irgendwann seine Familie verlässt und in den Wald geht, trifft er auf Miriam.
Obwohl sie extrem scheu und ängstlich ist, vertraut sie ihm sofort ihr ganzes Leben an. Na klar, er ist Psychotherapeut und dafür ausgebildet mit so was umzugehen, mag jetzt mancher von euch denken...falsch gedacht. Den lieben Ralph interessiert das nämlich alles nicht die Bohne. Er hört ihr zwar zu, aber er analysiert nichts und scheint auch nicht sonderlich erpicht darauf zu sein Miriam irgendwie zu helfen.

Es war mir alles zu realitätsfern, es blieben zu viele offene Fragen und die Autorin hat ihre meiste Zeit und den Großteil des Buches mit Nichtigkeiten vertrödelt.

Das Einzige, was mir wirklich richtig gut gefallen hat, war die Antwort der Kummerkasten-Tante, an die Sadie sich gewendet hatte. Endlich gab es mal jemanden, der dieser eingebildeten und egozentrischen Nuss die Meinung gesagt hat.

Bewertung vom 07.11.2015
Pikkolo und Panettone
Wallat, Astrida

Pikkolo und Panettone


ausgezeichnet

Meinung
Der (knappe) Klappentext sagt schon einiges über dieses Buch aus. Weihnachten in der deutsch-italienischen Familie Maiotti endet im reinsten Chaos. Ihr denkt das Weihnachtsfest mit eurer Familie wäre stressig? Lest das Buch und ihr dankt auf Knien dafür, dass es mit eurer Familie verhältnismäßig langweilig ist ;-D

Die junge Anna berichtet aus dem weihnachtlichen Trubel mit ihrer deutschen Familie mütterlicherseits und dem italienischen Teil ihres Vaters. Wenn die bayrischen Großeltern mit der italienischen Mentalität aufeinandertreffen, kann es nur interessant werden! Und wer muss alles ausbaden? Richtig, Anna.

In dem ganzen Weihnachtsstress muss sie mit ihrer Nonna auf den überfüllten Christkindlsmarkt, verliert die alte Dame, wird von einem charmanten jungen Mann mit Senf beschmiert, soll mit ihrem Patenkind ins Schwimmbad, wo dieser fast ertrinkt, muss die Launen ihrer Schwester Maura ertragen, die noch dazu Streit mit ihrem Freund Sammy hat, soll einen Weihnachtskarpfen erschlagen, was weder sie noch der Traumschwiegersohn kann, der so gar kein Interesse an ihr zeigt, wird von ihrem Chef gerufen, der sie für einen dringenden Notfall braucht, wird zur Komplizin bei der eifersüchtigen Facebook-Stalkerei ihrer Schwester, erfährt Familiengeheimnisse, die sie eigentlich gar nicht wissen will und steckt selbst noch mitten im Gefühlschaos. Als wenn das nicht reicht, ist auch plötzlich noch ihr Patenkind Ugolino wie vom Erdboden verschluckt.

Ihr wollt wissen, wie es mit dem Senfanschlag weitergeht, was hinter Mauras Launen steckt, wo man an Heilig Abend noch eine Weihnachtsgans herbekommt und dann plötzlich zwei besitzt, wieso sich Massimo so gar nicht für Anna erwärmen kann, warum Annas Chef, ein Zahnarzt, regelmäßige Zahlungen an die Frau von Annas Cousin tätigt, ob Ugolino wieder auftaucht und was um alles in der Welt die Kehrwoche damit zu tun hat?

Dann müsst ihr dieses Buch lesen!
Und ich sage euch eins - es lohnt sich !!!

Astrida Wallat nimmt uns mit auf eine spannende, chaotische, sehr humorvolle und niemals langweilig werdende Reise durch die Weihnachtszeit einer deutsch-italienischen Familie.

Der gute und packende Schreibstil sorgt dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann und die Seiten nur so dahin fliegen. Ehe man sich versieht hat man wieder 50 Seiten hinter sich, ohne es zu bemerken.

Zusätzlich zu der eigentlichen Geschichte, könnt ihr noch ein wenig Italienisch lernen ;-)
Jedes Kapitel beginnt mit einem Sprichwort, dass sowohl in deutsch, als auch italienisch abgedruckt wurde.
Immer wieder kommen Worte oder ganze Sätze auf italienisch vor und ich hatte erst Bedenken, dass ich noch ein Wörterbuch brauche, aber spätestens im nächsten oder übernächsten Satz folgt die deutsche Erklärung dazu. Diese wird so gut in den Text oder die wörtliche Rede eingebunden, dass es auf keinen Fall hackelig oder nervig wirkt.

Manche Sachen sind ein wenig vorhersehbar, andere Wendungen kommen mit einem Schlag, dass man sich fragt wie das sein kann, da man damit überhaupt nicht gerechnet hätte.

Ein bisschen stolz bin ich, dass mir sofort klar war, was es mit Massimo auf sich hat, was laut der Autorin niemandem vorher aufgefallen war. Nicht mal ihren Testlesern ;-)

Legt euch mit diesem Buch und einer Tasse heißer Schokolade auf die Couch und genießt es. Oder schenkt es jemandem, der sich über chaotische Weihnachten beschwert ;-)

Fazit
Ein unglaublich gutes und witziges Buch über den Wahnsinn der Weihnacht in einer deutsch-italienischen Familie.

Eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.10.2015
Aller Anfang fällt vom Himmel
Peters, Veronika

Aller Anfang fällt vom Himmel


ausgezeichnet

Meinung
Das Buch startet mit einem Prolog. Schnell wird klar, dass dieser eher das Ende der Geschichte behandelt, alles was danach kommt, ist also ein Flashback. Passenderweise trägt der Prolog den Titel "Kurz vor Schluss". Bereits im Prolog lernt man Korbinian, Billa und Schiller kennen, ohne zu verstehen, wer jetzt genau in welcher Beziehung zu wem steht. Das mag für den ein oder anderen vielleicht etwas verwirrend sein, mich allerdings hat es neugierig darauf gemacht, wie es zu dieser Szene kam.

Korbinian ist Lehrer und hat in seinem Leben zeimliches Pech gehabt. Kaum war er mit seiner Frau in der neuen Eigentumswohnung eingezogen, verstarb sie. Seither lebt Korb sehr zurückgezogen und achtet stehts darauf, dass jeder Tag gleich beginnt, gleich verläuft und gleich endet. Diese Routine gibt ihm Halt und erleichtert es ihm weiterzuleben.
Und dann, ganz überraschend, bricht Korbinian aus seiner Routine aus. Vor dem Supermarkt sitzt ein junges Mädchen und sieht elendig aus. Obwohl er fast schon wieder weg ist, geht er erneut in den Supermarkt und kauft etwas zu essen und trinken für sie. Damit war die Sache für ihn abgeschlossen, doch nicht so für Billa. Sie folgt ihm und ehe Korb sich versieht zieht nicht nur Billa bei ihm ein, sondern auch noch seine Schwester Emilia.

Mit diesen beiden kommt auch das absolute Chaos in die sonst so geordnete Welt des Korbinan Gerhard. Und auch wenn er sich erst mit allen verfügbaren Mitteln sträubt, muss auch Korb feststellen, dass ein bisschen Chaos manchmal gar nicht so schlecht ist ;-)

Wenn ihr erfahren wollt, was ein sabbernder Hund namens Angie, sein rothaariges Herrchen Ron (bei dessen Beschreibung und Namen ich direkt an die Harry Potter Geschichten denken musste - rote Haare und Ron?! ^^) und ein vielleicht Krimineller Manni mit all dem zu tun haben, müsst ihr dieses Buch lesen ;-)

Dieser Roman vereint Ruhe, Einsamkeit, Chaos und Geselligkeit miteinander. An manchen Stellen wird es wirklich traurig und an anderen Stellen kann gelacht und geschmunzelt werden - eine perfekte Mischung.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und die Seiten fliegen nur so dahin. Doch es ist kein Buch, das man "mal eben" wegließt, weil es eben auch nachhaltig berührt.

Veronika Peters hat mit diesem Roman eine wirkich schöne Geschichte über Trauer, Chaos, sich öffnen und den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben geschaffen.

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und der ein oder andere Leser fragte nach einer Fortsetzung, da einige Fragen unbeantwortet bleiben. Die Autorin selbst sagte, dass keine Fortsetzung geplant und dieses Buch für sie abgeschlossen sei. Es sind tatsächlich einige Fragen am Schluss, die man sich stellen könnte. Ich allerdings bin froh, dass es meinen Gedanken überlassen bleibt, wie es wohl weitergehen könnte. Eine Fortsetzung würde dieses Buch meiner Ansicht nach zerstören. Werdet kreativ und malt euch den Rest der Geschichte selbst aus ;-)

Fazit
Ein wunderschönes Buch über Trauer, Einsamkeit, den Schritt zurück ins Leben und dem Blick nach vorne.
Veronika Peters hat eine Geschichte geschrieben, die zum Nachdenken anregt und nachhaltig berührt.

Manche Menschen müssen an der Hand genommen und mal durchgeschüttelt werden, damit nicht nur der Anfang, sondern vielleicht auch das Glück vom Himmel fällt ;-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2015
Du bist das Gegenteil von allem
Rodrigues, Carmen

Du bist das Gegenteil von allem


ausgezeichnet

Ich weiß eigentlich gar nicht so genau wo ich anfangen soll. Auf jeden Fall war dieses Buch komplett anders, als ich es erwartet hätte - besser. Viel besser.

Eingestellt hatte ich mich auf eine traurige Geschichte über den zu frühen Tod eines jungen Mädchens und ihre zurückgebliebenen Freunde, die es irgendwie schaffen wieder in ihr Leben zurück zu finden und weiterleben. Bekommen habe ich eine Geschichte, die so viel Trauer, Wut, Hass und Zerstörung enthält, dass ich mehrfach schlucken und auch einige, viele, Tränen vergießen musste.

Carmen Rodrigues macht schonungslos, ja fast schon schockierend ehrlich, auf ein Thema aufmerksam, dass leider noch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Psychisch kaputte Teenager und junge Erwachsene, teils wohlbehütet, teils aus zerrütteten Familienverhältnissen, die mit allem was sie belastet völlig allein dastehen.

Ellie, die viel zu früh unsägliches Leid erfahren musste und Halt in Alkohol, Drogen und Tabletten sucht.

Jessie, die versucht Ellie den Halt zu geben, den sie benötigt, mit ihren 14 Jahren aber viel zu überfordert mit der ganzen Situation ist und nicht versteht, warum Ellie ist, wie sie ist und sich nicht gänzlich ändern kann - auch wenn sie es wirklich und wahrhaftig versucht.

Sarah, Ellies beste Freundin und Jessies ältere Schwester, die mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat und nicht zu ihrer Freundin durchdringt.

Jake, Ellies älterer Bruder, der es einfach nicht mehr erträgt die Stütze für seine Schwester und deren Mutter zu sein und ausbricht um endlich sein eigenes Leben nur für sich zu leben. Voller Selbstvorwürfe bezüglich Ellies Tod, hat er nach ihrem letzten Anruf doch gewusst, dass sie ihn brauchte und den Sex mit einer Frau vorgezogen, anstatt zu ihr zu eilen, wie er es einst versprochen hat.

Tommy, ehemals Jakes bester Freund und Exfreund von Sarah, der sein Leben vollgestopft mit Drogen und Alkohol vor sich hintröpfeln lässt.

Nicht alle Fragen werden beantwortet, manche muss man als Leser mit sich selbst ausmachen. War Ellies Tod ein Unfall oder Selbstmord? Manches spricht dafür, anderes dagegen. War es geplant oder eine Kurzschlussreaktion? Auch diese Frage bleibt offen.

Dieses Buch rüttelt auf und bleibt auch nach dem Lesen noch im Gedächtnis verankert. Es ruft uns alle auf viel öfter hinzusehen und lieber einmal zu viel nachzufragen, als einmal zu wenig.

Beobachtet die Menschen in eurer Umgebung und sprecht mit ihnen. Nicht jeder Mensch kommt ohne Hilfe mit dem Leben klar und muss, wenn nötig, an die Hand genommen werden.

Überwindet euren falschen Stolz und die falsche Scham und lasst euch helfen, wenn ihr alleine nicht mehr weiterkommt.

Bewertung vom 03.10.2015
Are you finished? - No, we are from Norway
Seidel, Sophie

Are you finished? - No, we are from Norway


ausgezeichnet

Da ich selbst auch schon in der Gastronomie gearbeitet habe und diese armen Schweine von Servierer (man kann es manchmal einfach nicht anders sagen) meine vollste Sympathie verdient haben, musste ich dieses Buch einfach lesen.

Jeder, der länger als eine Woche in der Gastronomie tätig war, könnte selbst Bücher über dieses Thema verfassen :-D
In der ein oder anderen angesprochenen Geschichte habe ich mich direkt wiedergefunden.

Sophie Seidel berichtet herrlich ehrlich und erfrischend komisch aus ihrer Zeit im Bräufassl (den Namen hat sie geändert) mitten in der Münchner Innenstadt.

Jedes Kapitel befasst sich mit einer anderen Kategorie, in der die Erlebnisse passend gesammelt und aufgeschrieben wurden. Über jedem Kapitel befindet sich ein kleines Zitat, ein Dialog oder ein Ereignis, über das man den Kopf schütteln oder lachen kann.
So steht über dem Kapitel "Vorhang auf - Unsere tägliche Freakshow" zum Beispiel:

Zwei Frauen kommen zur Tür herein. Eine der beiden fragt: "Haben Sie noch freie Plätze für zwei schöne Menschen?"
Kollegin: "Freilich. Wann kommen die denn?"
(Seite 30)

Nach jedem Kapitel befindet sich eine Top-Five, immer passend zu dem eben Gelesenen. So findet man nach dem Kapitel "Wirt unser, der du bist in München" die Top Five der Gastronomen-Welt.

Dame (Gast) regt sich künstlich über eine Lappalie auf und ruft: "Ich setze nie wieder einen Fuß in dieses Lokal!"
Wirt ganz lässig: "Ehrlich? Versprechen S' mir des?"
Bei so manchem Gast hofft der Wirt inständig, er würde seine Drohung wahr machen.
(Seite 175)

Doch die Autorin berichtet nicht nur von irrwitzigen oder lustigen Momenten, sondern auch von traurigen. Die ältere Dame, die mit einem Foto ihres verstorbenen Mannes ihre Goldhochzeit im Bräufassl verbringt, hat mich schwer schlucken lassen.

Interessant sind auch die Abschnitte über die einzelnen Nationen - wer die Augen offen hält, kann die Unterschiede tatsächlich selbst erkennen, wenn er Essen geht ;-)

Da wir uns mitten in Bayern befinden, kommt man um den ein oder anderen bayrischen Satz nicht rum - was das Ganze aber noch etwas sympathischer macht.
Am Ende befindet sich ein Glossar, dass einige Worte erklärt. Jetzt weiß auch ich, dass mit "Schmier" die Polizei gemeint ist und ein "Stamperl" ein Schapsglas bezeichnet. So hat eben jede Region ihre eigenen Worte und Bezeichnungen. Ich bin mir nicht sicher ob Sophie Seidel weiß, was "es Gerippte" ist und ob sie den Unterschied zwischen einfachem Harzer und Handkäs' mit Musik kennt - ich weiß es ;-)

Durch die nicht zu langen Kapitel und die locker-leichte Schreibweise kommt man zügig voran und das Buch liest sich wie von selbst.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2015
Hokus Pokus Zauberkuss
Clarke, Karen

Hokus Pokus Zauberkuss


ausgezeichnet

Eingestellt hatte ich mich auf ein kitschiges Buch über die Liebe. Genau das Richtige für den Sommer und die Semesterferien. Um die Liebe geht es durchaus, doch in einem anderen Rahmen, als ich es zu Beginn gedacht hatte.

Josies Leben liegt in Trümmern. Ihr Job hängt am seidenen Faden, ihr Freund arbeitet nur noch Teilzeit in seinem gut bezahlten Job und widmet sich lieber einem Eselhof und seinem Schrebergarten. Zu allem Überfluss ist sie nun 27 geworden und trägt noch immer keinen Ring an ihrem Finger. Ihre Mutter hat einen Freund den sie nicht mag und ihre beste Freundin ist nur noch Mutter und Hausfrau.

Josies Freund Will, der seit einiger Zeit Zen genannt werden will, ist auf einer Art Selbstfindungstrip. Er verbringt seine komplette Freizeit auf einem Eselhof und in seinem Schrebergarten. Zu beiden Orten ist Josie noch nie mitgekommen.
Es wird sehr schnell sehr deutlich, dass die beiden eigentlich nichts miteinander verbindet und sie keinerlei Gemeinsamkeiten haben.

Ihre beste Freundin Lara hat nur noch ihren Sohn Olly im Kopf, lässt die Wohnung verwahrlosen und sich selbst auch immer mehr gehen. Etwas später im Buch erfährt man, dass sie an einer postnatalen Depression leidet, was Josie allerdings nicht aufgefallen war.

Am Abend ihres Geburtstages bekommt sie von ihrer Großmutter ein Zauberbuch überreicht. Dieses wird, zusammen mit neun Wünschen, von Großmutter an die Enkelin überreicht und befindet sich nun in achter Generation im Familienbesitz.

Da sie nur neun Tage Zeit hat, da ihre Zauberkraft dann wieder versiegt, macht Josie sich zügig ans Werk und wünscht sich allerlei zurecht. Leider benutzt sie ihre Wünsche auf einmal, wartet nicht auf die Nacht mit dem Vollmond, ist unkonzentriert und vergisst ein kleines Detail am Ende des Zauberspruchs - das Chaos ist perfekt.
Zwar tritt alles ein, was sie sich wünscht, aber leider nicht so, wie sie es gerne gehabt hätte.
Sie ist verlobt mit einem Mann den sie nicht mag, ihre schwangere Schwester ist wieder mit ihrem Freund liiert - allerdings hat er noch eine zweite Freundin und die Drei Leben in einer glücklichen Beziehung zu dritt zusammen und die Skihütte, die sie sich gewünscht hat, geht an Lara und ihren Mann. Um nur ein bisschen was von dem Chaos zu berichten.

Noch nie hat eine andere Hexe vor Josie versucht ihre Wünsche wieder rückgängig zu machen. Wird es ihr gelingen und wieder alles ins Lot kommen?

Alle Charaktere machen im Laufe des Buches eine Wandlung durch und jeder ändert sich auf seine Weise. Josie begreift in all dem Chaos, was wirklich wichtig für sie ist.

Ein witziges und spannendes Buch, dass den Leser mitfiebern und stellenweise verzweifeln lässt.

Bewertung vom 03.10.2015
Das Hexenmädchen / Nils Trojan Bd.4
Bentow, Max

Das Hexenmädchen / Nils Trojan Bd.4


ausgezeichnet

Max Bentow entführt und auf eine gewisse Art und Weise in ein beliebtes Märchen der Gebrüder Grimm - Hänsel und Gretel.
Da gibt es eine Schneekugel mit dem Knusperhäuschen, der Hexe und Gretel, doch von Hänsel ist keine Spur zu sehen. Er fehlte bereits von Anfang an, lautete die Erklärung. Die Morde sind ebenso grausam wie bizarr, denn die Leichen werden in kauernder Haltung vor ihren Öfen vorgefunden, den Kopf auf dem Rost und bei lebendigem Leibe verbrannt. Auch hier lässt sich eine Parallele zu dem Kindermärchen ziehen, wurde die Hexe doch in den Ofen gestoßen und verbrannte ebenfalls. Und auch die verschwundenen Mädchen berichteten vor ihrem Verschwinden immer wieder von einer Hexe mit einer grausamen Fratze.

Wieder einmal beginnt das Buch mit einem verwirrenden Prolog. Doch das ist der Leser dieser Reihe bereits gewohnt und weiß, dass sich auch dieses Rätsel im Laufe des Buches lösen wird.

Das erste Kapitel beginnt auch direkt mit einem Mord und wieder wird ein Kind Zeuge davon. Geistesgegenwärtig schließt sich die kleine Ronja im Bad ein, was ihr vermutlich das Leben rettet. Nun liegt es an Nils Trojan und seinem Team, diesen und auch die weiteren "Ofen-Morde" aufzuklären. Hinzu kommt das Verschwinden zweier Kinder, was nicht in den Zuständigkeitsbereich von Trojan & Co. zählt, sind sie doch von der Mordkommission und nicht von der Vermisstenstelle. Und trotzdem wird unser beliebter Kommissar das Gefühl nicht los, dass die Entführungen und die Morde zusammenhängen - bisher hat ihn sein Bauchgefühl auch noch nie im Stich gelassen.

In diesem Band erlebt man wieder eine Panikattacke Trojans, die so heftig ist, dass er sich ins Krankenhaus bringen lässt. Er glaubt an einen Herzinfarkt, doch es ist (Gott sei Dank?!) nur seine Psyche, die ihm einen Streich spielt.

Seine Tochter wohnt kurzfristig bei ihm, seine Exfrau steht eines Nachts plötzlich vor seiner Tür und dann ist da auch noch Jana, der er sich nicht so widmen kann, wie er gerne wöllte. Und zwischen all dem Chaos dann auch noch seine Polizeiarbeit - das lässt das Buch zusätzlich rasant werden.

Zwischendurch werden auch immer wieder mal Der Federmann und Das Visier aus den Teilen 1 und 3 erwähnt, so dass der Anschluss an die Vorgängerbände nicht verlorengeht.

Max Bentow schafft es, mich mit jedem weiteren Teil der Reihe noch ein Stückchen mehr zu begeistern. Auch der vierte Band ist mal wieder unbeschreiblich gut und nervenzerreißend spannend.

Ich möchte ungern zu viel verraten und werde deswegen jetzt nicht erwähnen, was das "große Ganze" ist, sprich um welches Thema es hier geht (in anderen Rezensionen wird es erwähnt, wer es also unbedingt wissen will bevor er dieses Buch gelesen hat, muss sich woanders umsehen ;-) ). Ich sage nur so viel: Es ist ein brandaktuelles und grausames Thema!

Grinsen musste ich, als wieder mal das Tokio Hotel-Poster erwähnt wurde (ganze zwei Mal!). Leider hat Emily es nun abgehängt - es wird im fünften Teil dann vermutlich kein Thema mehr sein.