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MangoBelle

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2017
Das Mädchen, das Weihnachten rettete
Haig, Matt

Das Mädchen, das Weihnachten rettete


sehr gut

Ich hatte mir dieses Buch sehnlichst gewünscht. Wahrscheinlich hatte ich es mir zu sehnlichst gewünscht, denn entsprechend hoch waren meine Erwartungen, als ich es dann tatsächlich in den Händen hielt. Der Titel und das Cover sind aber auch ein Traum. Golden, glitzernd und dann auch noch Weihnachten im Titel. Das musste doch ein wohlig-warmes Gefühl beim Lesen verbreiten.... Tat es dann blöderweise bei mir nicht.


An sich gibt es in dem Buch zwei miteinander verwobene Geschichten, die beide in den 1840ern spielen. Da wäre die Geschichte um die 8-Jährige Amelia, die mit ihren Hoffen auf Weihnachten, die ganze Magie erst möglich gemacht hat. Ich glaube, dass ist eine Anspielung auf "Ein Junge namens Weihnacht", das Buch kenne ich aber leider noch nicht. Amelia, mittlerweile 9, wünscht sich dieses Jahr nichts sehnlicher als das ihre Mutter wieder gesund wird. Diese liegt in einem ärmlichen Zimmer in einer ärmlichen Ecke Londons im Sterben. Und ihre einzige Tochter hofft und glaubt, dass nur der Weihnachtsmann ihnen noch helfen kann.


Und hier kommen wir zur zweiten Geschichte. Diese spielt sich in Wichtelgrund im hohen Norden ab. Wo die Wichtel mit dem Weihnachtsmann leben. Das letzte Jahr war das erste (!) Weihnachten ein voller Erfolg, der dieses Jahr unbedingt wiederholt werden sollte. Aber gerade als es losgehen sollte, wird das Dorf Opfer einen großen Trollangriffs und Weihnachten (das zweite) muss leider ins Wasser fallen. Das ist absolut nicht gut für die Magie und die Hoffnung, die Weihnachten erst möglich macht. Daher muss das dritte Weihnachten unbedingt stattfinden. Aber es kommt wieder zu Schwierigkeiten. In Wichtelgrund, aber auch auf der Erde.


Vom reinen Lesen und Blättern war das Buch ein Hochgenuss. Die vielen Illustrationen, aber auch die Qualität des Papiers und die Umschlaggestaltung waren absolut top.
Mit den Geschichten habe ich mich anfangs sehr schwer getan. Ich habe einfach nicht das Gefühl bekommen, dass der Autor vermitteln wollte. Das London, das er beschrieb, ließ in mir keineswegs die Stimmung des 19. Jahrhunderts aufkommen. Dazu waren die Beschreibungen einfach nicht athmosphärisch genug. Stattdessen beschränkte er sich darauf, Queen Victoria und Charles Dickens mit einzubinden. Für meinen Geschmack nicht unbedingt gelungen. Die Geschichte Amelias erinnerte in weiten Teilen dann "zufälligerweise" auch an Oliver Twist.


Auch in Wichtelgrund habe ich mich nicht ganz weihnachtlich gefühlt. Dort störten mich dann auch die vielen Verbindungen, die zur Moderne gezogen wurden. Oder auch Wörter wie: "schnieke" (in Bezug auf den Schlitten) oder ein T-Shirt-Aufdruck "Iss keinen gelben Schnee!"... Nee, das passte nicht.


Die Sprache war sehr einfach - was für ein Kinderbuch sicher ok ist. Aber auch hier hätte ich mir mehr Magie gewünscht. Ob das nun an dem Autor oder am Übersetzer lag, weiß ich nicht, da ich das Original nicht kenne. Dankbar bin ich dem Übersetzer aber dafür, dass die dummen Trolle hessisch und nicht sächsisch gesprochen haben :)


Nun klingt es vielleicht so, als ob das Lesen eine einzige Qual war, aber das war es keineswegs. Ich bin einfach mit zu vielen Erwartungen an die Lektüre gegangen. An sich ist die Geschichte schön, kurzweilig und ließ immer mal wieder ein Schmunzeln aufkommen. Es fehlte nur eben ein bisschen der im Buch so viel beschriebenen Magie des Weihnachtsfests.

Bewertung vom 20.11.2017
Wilhelm & Wilma - Geheim geht anders
Leistenschneider, Uli

Wilhelm & Wilma - Geheim geht anders


ausgezeichnet

Jaro zieht mit seinen Eltern Eltern aus München in eine fremde Stadt. So weit so alltäglich. Dort angekommen, findet er auf seinem ersten Streifzug durch den Garten eine seltsame Sonnebrille und eine alte Herrensocke. Wo Erwachsene einfach weitergehen oder vielleicht noch sich zum Müllcontainer bemühen würden, ist Jaro ganz unds gar Kind & nimmt seine neuen Schätze mit nach Hause. Sehr zum Leidwesen seiner Eltern. Diese sind nämlich weder von der stinkigen Socke begeistert, noch davon, dass Jaro plötzlich anfängt mit unsichtbaren Wesen zu sprechen.

Bei der Brille handelt es sich nämlich um eine Zauberbrille. Jaro sieht zwei kindsgroße blaue Monster, namens Wilma und Wilhelm. Und obwohl er die Beiden relativ schnell in sein Herz schließt, stellen sie sein ganzes Leben auf den Kopf. Auch in der Schule hat er es schwer neue Freunde zu finden. Wer will auch schon mit dem Irren befreundet sein, der nicht nur neu in der Klasse ist, sondern mit 9 Jahren auch noch mit imaginären Freunden spricht?

Ich habe das Buch meiner 5-Jährigen Tochter vorgelesen und wir waren beide begeistert. Mir gefiel die kindgerechte Geschichte, die eben auch für Vorschüler vollkommen verständlich ist. Einige Dinge, wie etwa die total schräge Selfiesucht des Vermieters, hat sie glücklicherweise noch nicht verstanden, aber das tat dem Gesamt-Leseerlebnis keinen Abbruch. Ganz begeistert war sie von den verschiedenen Illustrationen, die sie immer wieder - wenn Mama mal keine Lust zum Vorlesen hatte - zum durchblättern und nacherzählen angeregt hatte. Die Geschichte selbst ist spannend mit einem sehr kindgerechten und logischen Ende. Soweit kleine blaue Monster, die nur mit einer Sonnenbrille sichtbar sind, eben logisch sein können.

Neben der Geschichte um die blauen Wesen geht es auch um weitere wichtige Dinge. Das man miteinander reden muss (so vertraut Jaro sich relativ zeitig seinen Eltern an), dass man Freunde braucht, die man auch akzeptieren kann, wenn sie kleine Macken haben und das man auch verzeihen sollte. Und natürlich am wichtigsten: Das man ruhig anders sein darf und trotzdem geliebt wird.

Obwohl sich am Ende alles zum Guten wendet und eigentlich keine Fragen offen bleiben, wäre wohl dennoch Potential für eine Fortsetzung da. Wir würden sie auf jeden Fall lesen wollen.

Bewertung vom 11.12.2016
Eltern haften an ihren Kindern
Zingsheim, Martin

Eltern haften an ihren Kindern


sehr gut

Ich habe mit dem Autor des Buches einiges gemeinsam, ist doch meine Tochter im ungefähr gleichen Alter, wie eines seiner Kinder. Jedenfalls zu dem Zeitpunkt als er das Buch schrieb.
Daher war für mich (und auch meinem Mann, der das Buch begeistert gelesen hat), der Wiedererkennungswert an einigen Stellen sehr hoch.

In 26 Artikeln beleuchtet Zingsheim mehr oder weniger lustige Alltagssituationen mit dem Nachwuchs. Sei es Diskussionen mit den Sprößlingen um das liebe Essen, Begegnungen mit Omas und deren Enkeln auf dem Spielplatz oder Erlebnisse beim Elternabend im Kindergarten.

Alles kommt relativ locker daher, aber man merkt schon, dass Herr Zingsheim aus der Sicht eines Mannes schreibt, der zur oberen Mittelschicht gehört. Ein Umstand, den er im Laufe seiner Ausführungen auch bereitwillig zugibt.
So ist auch die Sprache etwas gehobener und so gleiten einige Ausführungen manchmal stark ins philosophische ab. Gelegentlich zu stark.

Dennoch ist das Buch zum "mal so" lesen absolut lesenswert. Den ein oder anderen Schmunzler kann es auf vielen Seiten wecken. Den großen Brüller eher nicht. Ob es für Leser ohne elterliche Erfahrung ein genauso großes Lesevergnügen ist, kann ich allerdings nicht einschätzen.

Bewertung vom 04.12.2016
Friesenherzen und Winterzauber
Janz, Tanja

Friesenherzen und Winterzauber


gut

Ellen, deren genaues Alter man bis zum Ende des Romans nicht wirklich erfährt, ist enttäuscht. Hat sie sich doch das Frühstück mit ihren Liebsten, bei dem sie ihm ein gemeinsames Domizil vorschlagen wollte, so romantisch vorgestellt. Aber da die Beiden wohl nie darüber gesprochen haben, wie das nun so ist mit dem Zusammenwohnen, reagiert ihr Freund Lauritz mehr oder weniger entsetzt und sucht das Weite. Tja, so ist das halt mit den Männlein und den Weiblein.....

Doch obwohl Ellen die Beziehung auf ein neues Level heben wollte, findet sie es im Anschluss vollkommen normal (und hat es auch nicht anders erwartet), dass sie die nächsten Tage nichts von Lauritz hören wird. Und so kommt es ihr ganz gelegen, dass ihre Mutter sie bittet, ihr doch in St.-Peter-Ording bei ihrer Kur etwas Gesellschaft zu leisten. Dort hat Ellen nun nicht nur Zeit die wunderschöne Landschaft zu genießen, die die Autorin auch sehr gut atmosphärisch in ihrem Buch rüberbringt, sondern sie kann sich seitenlang über ihr Liebesleben Gedanken machen. Ihre Überlegungen drehen sich dabei nicht nur ausschließlich um Lauritz, denn in Friesland scheint es viele gutaussehende Männer zu geben.

Meine Zusammenfassung lässt es vielleicht nur erahnen. Ich fand das Buch nicht schlecht. Die winterliche Strandstimmung kommt sehr gut rüber, unter anderem auch dadurch, dass die Elemente mal mehr und mal weniger in die Geschichte mit einbezogen werden.
Schwerer tat ich mich da schon an den Figuren. Da wurde ruck zuck Freundschaft geschlossen, erst seitenlang dem Aktuellen hinterhergeweint um sich dann wieder seitenlang Gedanken um ein gemeinsames Leben mit einem anderen Mann zu machen.
Auch wenn Ellens Alter nicht genau verraten wird, anhand ihres bisherigen Lebens kann man schon schlussfolgern, dass sie kein Teenie ist.

Das Ende war schön, aber vorhersehbar. Genauso verhält es sich mit den Briefen des Leuchtturmwärters. Am Anfang war das ganze romantisch, aber irgendwie wurde das Potential nicht ausgeschöpft.

Eigentlich schade. Für Menschen, die die Nordsee bei allen Jahreszeiten lieben und gern in die Landschaft eintauchen wollen, sicher ein schönes, geeignetes Buch. Man darf nur nicht zu viel Logik erwarten.

Bewertung vom 17.11.2016
Mein Sommer mit Mémé
Briag, Elaine

Mein Sommer mit Mémé


sehr gut

Paula Pfeiffer ist 39 Jahre alt und hat nach 3 Jahren Fernbeziehung endlich einen Heiratsantrag in der Tasche. Zwar total unromantisch via Skype, aber das macht nichts. Schließlich kommt ihr Liebster bald zurück und sie werden einen romantischen Parisaufenthalt erleben. So der Plan. Leider interessiert sich Paulas Oma, genannt Mémé, in diesem Sommer herzlich wenig um die Pläne ihrer Familie. Nach einem jahrelangen Streit mit ihrer französischen Familie, hat sie endlich ihr Geburtshaus wieder. Sie möchte nun nicht nur ihren 80. Geburtstag in dem alten Château im Burgund feiern, sondern gleich komplette drei Wochen mit ihren Liebsten dort verbringen. Als Ausreden gelten dabei romantische Verlobungsreisen genauso wenig, wie alle anderen Ausflüchte. Mémé wird schließlich nur einmal 80.

Das es keine beschaulichen drei Wochen werden, liegt nicht nur an Mémés Diktat, sondern auch an den weiteren Figuren, die ihre Alltagssorgen aus Deutschland mit nach Frankreich nehmen. Paulas Bruder hat finanzielle Sorgen, aber auch eheliche Probleme, die seine Frau Helen durchaus mehr belasten. Die pubertierende Tochter sorgt für das ein oder andere Chaos und schließlich droht ein großer Unbekannter Mémés Traum von restlichen Leben im Château zunichte zu machen.

*****Meinung*****
Als ich mich an die Lektüre machte, habe ich einen sommerlich leichten Roman erwartet. Was Nettes für zwischendurch, das mir die grauen Tage etwas versüßt. Das habe ich bekommen - und wie. Elaine Briag gelingt es außerordentlich gut die französische Landschaft und vor allem das französische Essen zu beschreiben. Ihre Figuren, die mir zwar anfangs nicht sehr sympathisch waren, werden mit ihren Problemen, Sorgen, aber auch Wünschen sehr lebhaft dargestellt. Sie sind "menschlich" mit all ihren Fehlern. So gewann schließlich selbst die Diktatorin Mémé Zugang zu meinem Herzen, denn auch sie hatte für ihr herrisches Auftreten durchaus Gründe.

Das Ende mag vielleicht etwas zu perfekt und zu vollendet daherkommen, aber es ist ein gelungener Ausgang für ein sehr gutes Buch.

Bewertung vom 09.11.2016
Die Schwester des Tänzers
Stachniak, Eva

Die Schwester des Tänzers


gut

Die Geschichte von "Die Schwester des Tänzers" basiert hauptsächlich auf den Aufzeichnungen von Bronislava Nijinska. Ihr Bruder, der im Titel des Buches erwähnt ist, war Waslaw Nijinsky.

Bevor ich von diesem Buch das erste Mal hörte, kannte ich keinen von beiden. Würde ich mich nur halbwegs mit Ballett oder zumindest Tanz auskennen, hätte ich sicher bereits von ihnen gehört, den zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg war Waslaw Nijinsky wohl eine tänzerische Sensation und Offenbarung, der mit den größten Ballerinen (und Diven) seiner Zeit wie etwa Anna Pawlowa (von ihrem sterbenden Schwan hatte ich zumindest schon einmal gehört) gemeinsam auf der Bühne stand.

Was mich - als Bewegungslegastheniker - an diesem Buch reizte, war die Zeit und der Ort der Handlung. Die Nijinsky-Geschwister (derer eigentlich 3), waren zwar Kinder von polnischen Tänzern, wuchsen jedoch in Russland auf und wurden am Marinskii-Theater in St. Petersburg ausgebildet. Dieses unterstand direkt dem Zaren. Schüler dieser Elite-Tanzschule waren seine persönlichen Schützlinge. Wer auch nur halbwegs Ahnung von Geschichte hat, weiß, dass da um 1900 "interessante Zeiten" bevorstanden.

Und ich wollte das Buch auch mögen. Wirklich. Seite für Seite hoffte ich, dass es jetzt endlich spannend wird. Aber Seite für Seite lernte ich mehr, was eigentlich schon Jeder ahnt. Das Leben einer Primaballerina ist langweilig. Und so war es für mich, trotz einer überzeugenden und lebhaften Sprache, sterbenslangweilig mich durch ungezählte Tanzstunden, Proben, Choreografien und Intrigen zu lesen.
Ich fand es schwierig bei den ganzen Namen, den Überblick zu behalten. Manchmal wusste ich auch gerade gar nicht, an welchem Ort die Beiden nun eigentlich gerade tanzen.

Vieles verliert sich seitenlang in Andeutungen. Für mich lange Zeit die interessanteste Figur war die des ältesten Bruders Stanislaw (genannt Stassik). Dieser hatte ein ähnliches Schicksal wie später sein jüngerer, genialer Bruder: er wurde geisteskrank. Was genau er hatte, erfährt der Leser leider nicht. Über knapp 300 Seiten taucht er immer mal wieder auf, wenn gerade mal wieder Besuche anstehen und dann stirbt er "einfach".

Das Buch wird eigentlich erst in seinem letzten Drittel spannend. Denn dann konnte auch die Ballett-bessesene Nijinska schließlich nicht mehr den politischen Entwicklungen in Russland aus den Weg gehen. Leider ist man zu dieser Zeit schon so froh darüber, dass das Ende der Lektüre in Sicht ist, dass das keine großen Pluspunkte für den Gesamteindruck mehr bringt.

Fazit: Mit Sicherheit war Bronislawa Nijinska eine große und sehr interessante Persönlichkeit. Der Roman verliert sich aber zu sehr in den Details des Tanzes, anstatt auf das wirklich spannende Drum-Herum einzugehen. Was ich sehr schade finde.

Trivia: Interessant war es allerdings, die im Roman beschriebenen Ballette bei youtube zu suchen.

Bewertung vom 05.11.2016
Tatort Winterwald / Penny Pepper Bd.4
Rylance, Ulrike

Tatort Winterwald / Penny Pepper Bd.4


ausgezeichnet

Was macht ein Weihnachtsfest erst zu einem Weihnachtsfest? Ein Tannenbaum natürlich! Und so sind Penny und ihre drei Freundinnen wahrlich in heller Aufregung als in ihrem Ort sämtliche Weihnachtsbäume gestohlen werden.
Wer steckt hinter dieser großen Weihnachtsverschwörung? Und wie kann man ihm (oder ihr) das Handwerk legen? Und am Allerwichtigsten: Werden sie der Übeltäterin oder dem Übeltäter noch rechtzeitig auf die Schliche kommen um Weihnachten zu retten?

„Tatort Winterwald“ ist der vierte Band der Penny-Pepper-Reihe, die mir bisher unbekannt war. Das macht aber nix, denn man muss die drei Vorgänger nicht kennen, um sofort in diese wundervolle Geschichte einzutauchen und um Penny und ihre vorlaute Klappe zu lieben.

Das Buch kommt als Gesamtkunstwerk daher. Die Geschichte ist aufgelockert durch verschiedene Schriftarten und –größen, diversen Illustrationen, sowie Skizzen und kleinen Checklisten, mit deren Hilfe Penny kleinen zukünftigen Detektiven Tipps für ihre eigenen Ermittlungen gibt. Es ist echt faszinierend, wie schön man ein Buch mit den Farben schwarz und weiß gestalten kann.

Die Geschichte selbst ist absolut kindgerecht und findet ein eben solches Ende. Das ganze wird durch Pennies vorlaute Klappe, einiges an Situationskomik, so wie einigen kleinen Rätseln und Mysterien, wie etwa dem Adventskalender-Schokoladen-Klau aufgelockert. Ein Lesegenuss, nicht nur für kleine Detektive, sondern auch für deren Eltern.

Bewertung vom 04.10.2016
Brüder für immer
Kromhout, Rindert

Brüder für immer


gut

"Brüder für immer" ist die Erinnerung von Quentin Bell, Sohn der bekannten englischen Malerin Vanessa Bell und somit Neffe der englischen Schriftstellerin Virginia Woolf. Jedenfalls behauptet das der eigentliche Autor Rindert Kromhout ;)

Quentin erzählt darin seine Jugenderinnerung von 1925, als er mit seiner bunten Familie ein Landhaus bezieht in dem künftig diverse zeitgenössische Künstler ein und aus gehen bis 1937, dem Jahr als sein älterer Bruder und bester Freund Julian Bell im Spanischen Bürgerkrieg fällt.

Das Buch ist unterteilt in 13 Kapitel, die jeweils mit dem Jahresnamen überschrieben sind. Es ist daher nur natürlich, dass die Erzählung nicht sehr detailreich ist, sondern jeweils nur einzelne Anekdoten erzählt, die dann in sich ein ganzes Bild ergeben sollen. Aber genau hier liegt meiner Meinung nach der Schwachpunkt des Buches. Den durch die Kürze können viele Figuren nur angerissen werden und bleiben meist blass. Das einige politische Ereignisse auch nur kurz und sehr einfach erklärt werden, fand ich noch ok - schließlich handelt es sich auch um ein Jugendbuch (ab 12) und wahrscheinlich lesen viele Leser von z.B. Benito Mussolini zum ersten Mal. Aber wenn eine Virginia Woolf ständig erwähnt wird, aber blass bleibt und man etwa von einem Lytton Strachey zwar erfährt, dass er einen langen Bart hatte, an dem immer die Essensreste klebten, aber am Ende googeln muss, wie denn nun sein letztes berühmtes Werk hieß, so ist das einfach nur schade.

Etwas befremdlich fand ich auch, dass der Autor aus der Sicht von Quentin Bell, der tatsächlich von 1910 bis 1996 gelebt hatte, erzählte. Im Nachwort steht, dass der Autor Monk's House (das Hause von Virginia Woolf) und Charleston (das Haus der Bells) mehrmals besucht hat und sich in unzählige Erzählungen, Berichte und Biographien eingelesen hat. Dennoch hätte ich es besser gefunden, das Buch wäre vom Sohn der Köchin erzählt wurden. Aber das ist nur meine Meinung und stört sicher Andere nicht.

Der Stil selbst ist sehr einfach gehalten - es ist schließlich ein Jugendbuch, "aufgeschrieben" von einem Jugendlichen - aber dennoch gut erzählt.

Trotz der Fehler, die dieses Buch für mich hat, kann ich es trotzdem empfehlen. Für einen regnerischen Feiertag, wie er gestern war, war es genau die richtige Lektüre.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.