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Leuchtturmwaerterin
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Kassel

Bewertungen

Insgesamt 125 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2019
YOU - Du wirst mich lieben / Joe Goldberg Bd.1
Kepnes, Caroline

YOU - Du wirst mich lieben / Joe Goldberg Bd.1


ausgezeichnet

Joe Goldberg, ein Buchhändler aus New York, attraktiv und Single. Er verliebt sich in Beck, die in seinen Laden kommt, um ein Buch zu kaufen. Klingt erst einmal nach einer typischen Liebesgeschichte. Doch dieses Buch bietet so viel mehr. Es lässt Grenzen verschwimmen und zeigt einem auf, wie ein kurzer Augenblick alles im Leben verändern kann.
Caroline Kepnes zeigt mit dem Finger auf eine ganze Generation, denn wenn wir mal ehrlich sind, steckt ein kleiner Stalker in uns allen. Wir suchen nach Infos bei Google, checken Twitter, Facebook und Instagram und wollen möglichst viel über den anderen Menschen erfahren in der Situation des Kennenlernens.
Obwohl die Geschichte natürlich sehr überspitzt geschrieben ist, hat man als Leserin doch das Gefühl, dass sie jederzeit genauso passieren könnte. Man ist fasziniert und gegruselt zugleich. Man mag Joe einfach (hallo, er ist schließlich Buchhändler) und gleichzeitig hat er etwas Verstörendes an sich.
Beck ist eher eine blasse, fast schon langweilige Figur. Der Roman lebt tatsächlich durch Joe. Er alleine macht die Geschichte so spannend wie sie ist.
Ich mag Caroline Kepnes' Schreibstil sehr. Sie vermischt zwei Genre sehr gelungen und macht aus einer Liebesgeschichte einen packenden Krimi.
Für mich absolut gelungen und 5 Sterne wert. Wenn man die Netflix-Serie dagegenhält, gewinnt für mich definitiv das Buch, da es mehr in die Tiefe geht. Ich muss dazusagen, dass ich beides parallel geschaut/gelesen habe.

Bewertung vom 01.03.2019
Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

Ein wirklich erstaunliches Ding


sehr gut

April May ist die Protagonistin in diesem außergewöhnlichen Debütroman des Autors Hank Green. Sie läuft eines nachts durch die Straßen von New York und sieht eine mysteriöse Roboter-Skulptur. Daraus spinnt sie eine Geschichte und dreht mit ihrem Kumpel ein Youtube-Video, was gleich darauf durch die Decke geht. Sie wird von heute auf morgen berühmt. Das wirkt zuerst einfach toll, doch dann kommen eben auch die Schattenseiten des Social-Media-Lebens auf sie zu und Neider treten auf den Plan.

Hank Green hat mit seinem Roman genau den Nerv der Zeit getroffen. Die Sprache des Autors ist modern, locker, leicht. Er selbst hat gemeinsam mit seinem Bruder einen Youtube-Kanal und weiß wovon er redet. Er beschreibt sehr genau, was dieses "Machtgefühl" mit einem Menschen macht und wie schnell man sich verändert, wenn man merkt dass man auf der Straße erkannt wird und die Leute Selfies machen wollen.

Die Figuren in diesem Buch sind wirklich gut ausgearbeitet, auch wenn gerade April nicht sonderlich sympathisch rüberkommt. Einerseits fühlt man mit ihr, andererseits kann man viele Entscheidungen nicht nachvollziehen und fragt sich, wie man selbst in einer solchen Situation gehandelt hätte. Ob man seine Freunde auch vor den Kopf stoßen würde und sich lieber auf fremde Menschen verlassen würde? Schwierig zu sagen.

Hank Green zeigt mit dem Finger auf jeden einzelnen von uns. Wie wir uns in der Anonymität des Internets verhalten und was dieses mit uns macht. Wenn wir beginnen unsere Lebensqualität in Likes zu messen (S. 220), dann sollten wir wirklich darüber nachdenken, ob das was wir tun richtig ist. Muss erst ein Roboter namens Carl zu uns kommen, um dass wir erkennen, dass unser Verhalten falsch ist? Es ist für uns Menschen immer einfacher den Dreck bei anderen zu sehen, als darauf zu achten, was mit unserem eigenen Leben passiert. Der Autor hat mit diesem Buch einen gesellschaftskritischen Roman geschrieben, der uns die Augen öffnen kann.

Bewertung vom 24.02.2019
I have a dream
Prinz, Alois

I have a dream


sehr gut

Man liest und hört immer wieder von rassistischen Übergriffen auf Schwarze in den USA, doch bekommt man vom "alltäglichen" Rassismus dort kaum etwas mit. Der Autor schafft es gekonnt den Leser in das Leben der afroamerikanischen Bevölkerung mitzunehmen und aufzuzeigen, womit sie Tag täglich zu kämpfen haben.
Das Thema ist leider noch immer top aktuell und obwohl Barack Obama als erster schwarzer Präsident der Vereinigten Staaten die Belange Amerikas vertrat, werden die Anfeindungen wohl nie wirklich enden und so zeigt Alois Prinz am Leben von Martin Luther King wie Rassismus im 20. Jahrhundert ablief und noch heute in den Köpfen der Menschen fest verankert ist.

Martin Luther King, ein außergewöhnlicher Mensch, der sein Leben dem Kampf gegen die Unterdrückung der Afroamerikaner gewidmet hat und für deren Rechte auf die Straße ging.
In dieser Biographie erfährt man nicht nur etwas über das Wirken von King, sondern auch seine Lebensgeschichte. Aufgewachsen als Pfarrerssohn in einer strengen Baptistengemeinde, wird er selbst Pfarrer und nutzt seine Predigten dazu, der afroamerikanischen Bevölkerung klarzumachen, dass alle Menschen vor Gott gleich sind, egal ob schwarz oder weiß, ob reich oder arm. Seine Ansichten sind modern und so eckt er oft an.
Der junge King hat Mahatma Gandhi als großes Vorbild und will genau wie dieser die Füße nicht länger stillhalten.
Während er all sein Geld und seine Energie in seinen Freiheitskampf steckt, vernachlässigt er seine eigene Familie. Seine Frau und seine Kinder sehen ihn so gut wie nie und haben es oft schwer. Martin Luther King, einerseits der Friedensnobelpreisträger und Vorkämpfer, andererseits dann doch ein Mensch, der wenig Rücksicht nimmt und seiner Familie einiges abverlangt.

Eine beeindruckende Biographie über einen Mann, der komplett aufgeht im Kampf für Recht und Gerechtigkeit und dabei sich selbst und seine Bedürfnisse (und die seiner Familie) hintenanstellt.
Ich habe viel über Martin Luther King und den Rassismus in Amerika gelernt durch dieses Buch. Natürlich kannte ich bereits die Eckdaten, aber mir war nicht bewusst wie aktuell das Thema noch immer ist und wie sich das ganze im Alltag zeigt.
Ich vergebe für dieses Buch 4 von 5 Sternen, da es ein paar kleinere Längen aufweist, die ich nicht ignorieren möchte, aber ansonsten war es wirklich eine spannende Biographie über einen beeindruckenden Mann.

Bewertung vom 29.12.2018
Lost Boy
Groschupf, Johannes

Lost Boy


sehr gut

Lennart, der ICH-Erzähler, wacht auf dem Hamburger Hauptbahnhof auf und kann sich an nichts erinnern. Wie kam er dorthin? Wer ist er? Was war passiert?
Gemeinsam mit Jule, die er in Hamburg kennenlernt, geht er diesen Fragen auf den Grund und langsam kommen seine Erinnerungen zurück.

Lennart, den Jungen, den wir bereits aus dem ersten Band "Lost Places" kennen, begleiten wir durch seinen Gedächtnisverlust. Die Geschichte hat etwas von einem Drogentrip. Zu Beginn ist man als Leser genauso verwirrt wie Lennart selbst. Erst nach und nach passen die Puzzleteile ineinander und die Geschichte nimmt Fahrt auf.

Johannes Groschupf nimmt den Leser mit in die Berliner Unterwelt, das Nachtleben, die Clubszene. Der Leser erkennt schnell, was diese Szene mit den Figuren aus Band eins gemacht hat, wie sie sich verändert haben. Sie sind echter geworden, haben mehr Tiefe. Das merkt man der Geschichte an.

Der Autor hat einen kritischen Jugendroman vor der Kulisse eines Lost Place spielen lassen. In diesem Band hat er es, für meinen Geschmack, etwas besser in Einklang mit der Story gebracht. So kann man als Leser den Lost Place mehr "fühlen".

Fazit:
Ein Jugendroman, der sich mit dem Berliner Nachtleben und seinen Gefahren auseinandersetzt, gepaart mit tollen Locations und "echten" Charakteren. Da es etwas gedauert hat, bis ich in den Roman hineingefunden habe, gibt es von mir allerdings nur 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.12.2018
Mit Herz und Bogen
Dickerson, Melanie

Mit Herz und Bogen


sehr gut

Die junge Fronika führt tagsüber ein standesgemäßes Leben als Mündel eines wohlhabenden Kaufmanns, nachts zieht sie mit Pfeil und Bogen durch den Wald und wildert Hirsche des Markgrafen, um die Waisenkinder vor der Stadt nicht hungern zu lassen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfach gehalten, sodass man schnell durch die Seiten fliegt.
Es gibt Perspektivwechsel zwischen Fronika und Matthis. Die Idee ist toll, so kann man die Geschichte aus beiden Perspektiven erlesen. Leider ist es der Autorin nicht konsequent gelungen in der jeweiligen Perspektive zu bleiben.
Auch die Beschreibungen wie Fronika mit Pfeil und Bogen umgeht, sind leider eher aus der Luft gegriffen. Kein Bogenschütze spannt den Bogen und läuft so durch den Wald. Mit einer Armbrust wäre das kein Problem, doch den Bogen hält der Schütze mit Muskelkraft auf Spannung. Auf die Dauer sehr unangenehm für die Muskulatur. Leider sind mir als Bogenschützin mehrere solcher "Ungenauigkeiten" aufgefallen.

Nun aber zu den Figuren. Die Hauptcharaktere Fronika und Matthis wirken lebendig, glaubhaft und haben Tiefe. Das kann man von den anderen Figuren leider kaum sagen. Sie haben alle ihre Daseinsberechtigung, doch wirklich echt wirken sie leider nicht. Gerade von Rutger hätte ich am Ende gerne noch etwas mehr erfahren. Doch nachdem er seinen Zweck erfüllt hat, ist er einfach links liegen lassen worden. Etwas schade, aber wohl der Kürze des Buches geschuldet.

Fazit:
Eine nette Liebesgeschichte mit wenig Aufregung, trotz brisantem Thema "Wilderei" und einigen Schönheitsfehlern in Perspektive und Recherche.
Trotzdem wurde ich gut unterhalten. Ich gebe 3,5 von 5 Sternen und runde auf 4 auf, da man ja nur ganze Sterne verteilen kann.

Bewertung vom 30.11.2018
Missing - Niemand sagt die ganze Wahrheit
Douglas, Claire

Missing - Niemand sagt die ganze Wahrheit


ausgezeichnet

Zwei Freundinnen, die zusammen in einer Kleinstadt aufwachsen und alles miteinander teilen. Frankie und Sophie. Sie sind unzertrennlich. Bis zu der Nacht, in der Sophie spurlos verschwindet.
18 Jahre später: Frankie will endlich Antworten finden und beginnt jede Menge Staub aufzuwirbeln.

Die Story ist wirklich spannend. Man erfährt nach und nach alles über die beiden Freundinnen und erkennt erst langsam, was das alles miteinander zu tun hat. Die Spannung bleibt bis zum Schluss hoch.

Durch die beiden Sprecherinnen, die sehr unterschiedliche Stimmen haben, kann man die Perspektivwechsel sehr gut unterscheiden und weiß sofort wo man in der Geschichte gerade ist. Eine wirklich gute Lösung.

Die Figuren sind super dargestellt. Man kann sich sehr schnell in Sophie, wie auch in Frankie hineinversetzen und ist mittendrin in der Geschichte. Die Nebenfiguren wie etwa Leon oder Daniel sind auch super getroffen.

Bei diesem Hörbuch hat man nicht gemerkt, dass es sich um die gekürzte Lesung handelt.

Fazit:
Spannend bis zum Schluss und eine wirklich gute Story mit "echten" Charakteren und interessanten Wendungen. 5 von 5 Sternen hat das Hörbuch wirklich verdient.

Bewertung vom 24.11.2018
Vergessene Orte im Ruhrgebiet

Vergessene Orte im Ruhrgebiet


sehr gut

Nach und nach verschwinden die Zechen von der Landkarte des Ruhrgebiets. Dieses Buch zeigt in beeindruckenden Bildern Erinnerungen und den Verfall der einstmals so wichtigen Industriekultur.
Schon heute sind an vielen Stellen nur noch Ruinen oder gar Neubauten zu entdecken, sodass die einstige Geschichte immer mehr verschwindet. Daher sind solche Bücher wirklich wichtig, denn sie dokumentieren ein Stück der Identität des Ruhrgebiets.

Jede vorgestellte Zeche hat ihren ganz eigenen Charme und auf ihre Weise etwas Besonderes zu bieten. Einige werden mittlerweile anderweitig genutzt oder als Industriedenkmal dem breiten Publikum zugänglich gemacht.

Hier und da hätte man bei den Bildern vielleicht weniger Weichzeichner nutzen können (ich bin kein Fan davon, weil es zu unrealistisch wirkt), aber die Tiefe und die Aussagekraft haben sie nicht verloren. Allerdings gehen teilweise kleine Details verloren. Und gerade bei Lost Places schaue ich mir auch gerne die unscheinbaren Dinge im Hintergrund an.

Fazit:
Ein besonderer Bildband, da er zweisprachig gehalten ist. Mit vielen schönen Fotos und tollen Texten. Man lernt eine ganze Menge über die Geschichte des Ruhrgebiets.
Einer der Bildbände, die sich mit der westdeutschen Lost-Place-Kultur beschäftigt und daher eher etwas seltenes.
Gefällt mir wirklich gut, auch wenn ich so manches Bild vielleicht weniger stark bearbeitet hätte. Es erhält 4 von 5 Sternen von mir.

Bewertung vom 01.11.2018
Der Abenteurer
Meinecke, Fritz

Der Abenteurer


ausgezeichnet

Fritz Meinecke gibt jede Menge Tipps in diesem Buch, wie man sein Leben so gestalten kann, dass es nicht nur spannend bleibt, sondern auch die ein oder andere Herausforderung birgt, die man gerne antritt.
Über seinen Youtube-Kanal und die Lost-Place-Videos bin ich auf sein Buch aufmerksam geworden und einfach neugierig gewesen, wer dieser verrückte Kerl ist, der allein im Wald kampiert, ein Grubenhaus baut oder durch den Matsch robbt.
Ein vielseitiger Mensch. Und genauso ist dieses Buch. Vielseitig! Die verschiedensten Themen werden besprochen. Von der richtigen Ausrüstung, über das richtige Training zur Stärkung der eigenen Fitness, bis hin zum Überleben im Wald und den Verhaltensregeln dort.

Es ist locker flockig geschrieben, enthält viele tolle Bilder und nützliche Tipps, auf dass keine Langeweile Einzug halten kann im Leben.
Toll ist auch, dass Fritz Meinecke nicht nur von den Erfolgserlebnissen berichtet, sondern auch von den Tiefschlägen und Durchhängern. Gerade bei längeren Klettertouren oder in anderen Extremsituationen, denen er sich aussetzt. Denn man kann noch so gut vorbereitet und durchtrainiert sein, irgendwann kommt die psychologische Komponente ins Spiel und dann kann es hart werden.
Besonders toll finde ich den Begriff der Angstlust. Das beschreibt Fritz' ganze Handlungsweise sehr genau. Er macht etwas einzig und allein aus Spaß und dabei seine Grenzen auszutesten.

Fazit:
Mich als naturbegeisterte Couchpotato hat das Buch sehr gut unterhalten und ein paar heiße Tipps für meine nächste Geocaching-Tour geliefert. Außerdem finde ich Lost Places sehr faszinierend und so war das natürlich ein Thema, was mich besonders im Buch angesprochen hat.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen, weil ich tatsächlich einfach nichts auszusetzen habe. Ein absolut informatives und locker flockig geschriebenes Outdoor-Buch mit ein paar netten Facts über den guten Fritz.

Bewertung vom 04.10.2018
Lost Places
Vogler, Mike

Lost Places


sehr gut

Autor und Fotograf haben in diesem Bildband 12 verschiedene Lost Places für die Welt "sichtbar" gemacht.

Die Aufmachung des Bildbands ist sehr hübsch.

Tolles Papier, auf dem die Bilder super zur Geltung kommen, eine Fadenbindung, damit die Seiten richtig zusammenhalten und ein großzügiger Satzspiegel geben dem Buch ein hochwertiges Auftreten.

Zu Beginn jeder Location gibt es eine kurze Zusammenfassung darüber wann das Objekt erbaut, wie es genutzt und wann es schließlich aufgegeben wurde. Durch diese Texte erfährt man nicht nur etwas über die Gebäude, sondern auch Hintergrundinfos zu geschichtlichen Zusammenhängen, gerade über die Zeit während des DDR-Regimes. Das finde ich persönlich super, denn über den 2. Weltkrieg weiß man doch sehr viel, aber über die Zeit der Besatzungszonen konnte ich so noch einiges Neues erfahren.

Danach kommen einige Seiten mit Bildern des jeweiligen Ortes.

Ich bin keine Fotografin und kann daher nur wenig zur Qualität der Bilder sagen. Allerdings ist mir aufgefallen, dass manche Bilder (für meinen Geschmack) zu sehr nachbearbeitet wurden. Ich bin kein Fan von Weichzeichnern und mag auch übertrieben hervorgehobene Farben nicht so. Allerdings ist das tatsächlich Geschmacksache.

Einige Objekte kenne ich bereits aus Youtube-Videos oder anderen Bildbänden, doch gab es auch Orte, die mir vollkommen neu waren. So habe ich alles mit großem Interesse gelesen und kann dieses Buch Fans von "Vergessenen Orten" wirklich empfehlen.

Ich gebe diesem Bildband 4 von 5 Sternen und freue mich auf den nachfolgenden Band, der bereits im Regal auf mich wartet.