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stina23

Bewertungen

Insgesamt 55 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Boston, August 1974.
Mary Pat ist in ihren 40ern und lebt schon ihr ganzes Leben in Süd-Boston. Eine Gegend, die sie Armut, Härte aber auch Zusammenhalt innerhalb der eigenen Gruppe gelehrt hat. Sie ist verwitwet und ihre zweite Ehe mit ihrer großen Liebe wurde geschieden. Ihren Sohn verlor sie an Drogen und im August 1974 verschwindet ihre 17jährige Tochter spurlos, während ihr Viertel wegen des „Busings“ in Aufruhr ist (die Rassentrennung in den 70er Jahren soll an Schulen durch den Transfer von Schülerinnen und Schülern aufgehoben werden). Mary Pat macht sich auf die Suche nach ihr. Dabei hat sie eine schreckliche Erkenntnis nach der anderen. Sie kämpft mit allen Mitteln und macht sich viele Feinde, besonders in ihrem eigenen Viertel.
Der Polizist Bobby untersucht den gewaltsamen Tod eines jungen Mannes in einer U-Bahnstation in Süd-Boston, bei dem ein rassistischer Hintergrund vermutet wird. So lernt er Mary Pat kennen, die ihm mit ihrem Insiderwissen auf verstörende Art Zeugen und Zeuginnen sowie Täter und Täterinnen liefert.
Dennis Lehane schreibt dieses Buch so, dass sich seine Worte in meinem Kopf sofort in einen Film verwandelten. Erst im Interview am Ende des Buches fand ich heraus, dass er seit Jahren für Filmproduktionen arbeitet und „Sekunden der Gnade“ zurzeit zu einer Serie adaptiert wird. Das erklärt mir meinen Eindruck. Lehane hat Erfahrungen aus seiner Kindheit in Boston verarbeitet und das lässt den Roman sehr lebensnah wirken.
Die Ereignisse im Buch sind teilweise so schockierend, dass man sich emotional distanziert, weil man sie für reine Fiktion hält, bis man sich daran erinnert, wie unsere Welt wirklich war und ist…dann tut es weh.
Mit seiner Protagonistin erschuf er keine sympathische Figur, aber eine, die trotz allem großartig die Geschichte trägt. Sie lässt ihre menschliche Seite durchscheinen und entwickelt sich im Laufe des Buches, sodass man mit ihr mitleidet.
Ich war von dem Buch gefesselt, berührt und gleichermaßen schockiert von der Brutalität, die zum Alltag vieler Figuren gehört. Für mich ein lesenswerter Roman!

Bewertung vom 11.07.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


gut

Dieses Buch beginnt mit einer Szene aus dem Leben Greta Garbos in ihren Achtzigern, die in New York auf der Flucht vor Paparazzi ist. Dann springt die Geschichte zurück in die 1920er Jahre zur jungen Greta Gustavsson, wie „die Garbo“ eigentlich hieß. Linear wird von ihrer Jugend in Stockholm, ihren ersten kurzen Werbefilmen, ihrem Erfolg in Europa, danach in den USA, ihrem Privatleben usw. erzählt.
Ich hatte mich schon sehr auf dieses Buch gefreut, da ich immer wieder gerne von außergewöhnlichen Menschen lese, die oftmals ihrer Zeit voraus waren. Greta Garbo scheint mir so ein Mensch gewesen zu sein. Sie lebte unkonventionell in einer Zeit, in der das noch bei weitem schwieriger war als heute. Sie verfolgte ihr Ziel und stand für sich ein – eine bewundernswerte Frau.
Ich finde es sehr schade, dass ich mit diesem Buch nicht warm geworden bin. Mich konnte nichts in der Geschichte richtig packen. Sie war mir einfach zu flach. Eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die bei mir kaum Eindruck hinterlassen haben. Obwohl Greta Garbo eine abenteuerliche Reise zum Weltstar absolvierte, ihr Privatleben außergewöhnlich war, sie eine facettenreiche Frau war, kam all das in der Geschichte nicht rüber. Der Schreibstil der Autorin ist eigentlich recht angenehm zu lesen, jedoch kam und kam ich in dem Buch nicht voran. So oft wie dieses, habe ich noch kein Buch weggelegt, weil ich mich die Geschichte langweilte. Ich kann nicht ganz genau festmachen, woran das lag, mich berührte sie einfach nicht.
Ich hoffe, viele andere LeserInnen haben mehr Spaß an diesem Buch.

Bewertung vom 04.07.2023
Träumer
Janssen, Mark

Träumer


sehr gut

Aron ist nachdenklich. In der Schule wurde besprochen, was die Kinder werden wollen, wenn sie groß sind. Der Junge weiß es nicht… Sein Vater nimmt sich Zeit für ihn und erklärt ihm, dass egal, ob man ein Denker, ein Macher oder eben ein Träumer, wie Aron, ist, seinen Weg gehen wird.
Das Buch ist mir aufgefallen, weil es diesen einfachen Titel hat, hinter dem sich so viel verbergen kann. Weiters fand ich das Cover mit den schönen Grün- und Blautönen und dem interessanten Mix der Zeichenstile ansprechend. Der Autor und Illustrator Mark Janssen hat mich auch mit den Illustrationen im Inneren des Buches überzeugt. Sie begleiten den Text ausgesprochen gut. Anfangs sind sie realitätsnah, je mehr die kurze Geschichte voranschreitet, desto mehr verändern sie sich. Mit nur wenigen Strichen gezeichnete Fantasiewesen tauchen auf. Der Vater erzählt und erklärt, Aron hört zu und driftet, seiner träumerischen Natur entsprechend, ab. Die Fantasiegestalten werden häufiger, deutlicher, bunter und größer. In der Mitte des Buches nehmen sie dann drei Doppelseiten ein. Aron dagegen wird nur mehr stilisiert dargestellt. Der Text reduziert sich auf diesen Seiten auf geschriebene Geräusche („Wuuuusch“, „Pock“, „Kaaa“,…). Der Junge ist in seinen Träumereien versunken, nimmt sie stärker wahr als seine Umgebung und die Worte des Vaters. Indem er ihn berührt, holt er Aron aus seiner Traumwelt zurück. Liebevoll versichert er ihm, dass er seinen Weg gehen wird und die Welt Träumer braucht, um sie zu bereichern.
Sehr schön finde ich das Nachwort, in dem die Namen berühmter Menschen aus Wissenschaft, Kultur, Politik, Literatur, usw. aufgelistet sind, die der Autor für Träumer und Träumerinnen hält.
Mein Kind fand das Buch einfach großartig. Die Zeichnungen waren dafür ausschlaggebend. Sie begeisterten auch mich, der Text, mit seiner schönen Kernaussage, war nett zu lesen, ich habe mir aber ein kleines bisschen mehr erwartet. Deshalb gibt es vier Sterne von mir.

Bewertung vom 25.06.2023
Der Fluch der magischen Pfote / Cosmo Zauberkater Bd. 1
Rosslow, Barbara

Der Fluch der magischen Pfote / Cosmo Zauberkater Bd. 1


ausgezeichnet

Der kleiner Kater Cosmo, in dem viel mehr steckt, als geahnt, träumt davon ein Tiergefährte für eine Zauberin oder einen Zauberer zu werden. Seine Chancen stehen nicht dafür nicht gut, denn er ist ein einfacher Straßenkater, der auch noch unter extremer Höhenangst leidet.
Aywa sollte als Tochter einer berühmten Lichtmagierin und eines talentierten Kräuteroberhexers das Zaubern mit Leichtigkeit beherrschen, doch leider bekommt sie nicht einmal die Alltagmagie hin. Hätte sie doch bloß Freunde, die sie unterstützen könnten!
Der Weg der beiden kreuzt sich in der Zauberschule. Von nun an sind sie unzertrennlich und stürzen sich in ein Abenteuer, dessen Ausgang auch über das Schicksal der Zauberwelt entscheidet.
Die Autorin Barbara Rosslow hat mit Cosmo und Aywa zwei sehr sympathische Protagonisten erschaffen. Beide sind nicht perfekt, haben Ängste und Zweifel. Das macht sie für Groß und Klein sehr nah- und greifbar und ließ mein Kind und mich intensiv mit ihnen mitfiebern. Beide wünschen sich anfangs ja einen anderen Menschen, ein anderes Tier als Verbündeten, passen aber dann so toll zueinander, weil sie sich mit ihren Eigenheiten ganz und gar annehmen und sich gegenseitig stärken.
Die magische Welt wird wunderbar bunt und fantastisch dargestellt. Die darin vorkommenden Figuren sind trotz aller Magie wie aus dem Leben gegriffen (fiese und nette Mitschüler, strenge Lehrer, unterstützende Eltern,…). Das hat uns beim Lesen gefallen und wir zogen einige lustige Parallelen zu uns bekannten Menschen.
Zwei Dinge, die mir negativ aufgefallen sind: 1. Aus einem Täschchen wird einige Seiten später ein Röhrchen. 2. Die Illustrationen, die ich gut gelungen finde, haben nicht immer das Geschriebene wiedergeben (ein freundlicher Elch, der böse schaut; die fliegende Kutsche wird anders beschrieben,…). Das fanden wir schade. Hätten wir lieber anders gehabt.
Insgesamt eine sehr schöne, lustige, magische und abenteuerliche Geschichte. Tiere und Fantasy liegen bei uns zurzeit voll im Trend und da hat das Buch hervorragend gepasst. Im Epilog wird klar, dass die Geschichte um Aywa und Cosmo eine Fortsetzung haben wird. Wir freuen uns schon sehr darauf!

Bewertung vom 18.06.2023
Girls like girls - Sag mir nicht, wie ich mich fühle
Kiyoko, Hayley

Girls like girls - Sag mir nicht, wie ich mich fühle


sehr gut

Coley ist 17 Jahre alt und muss mit einem harten Schicksalsschlag und dessen Auswirkungen zurechtkommen. Der Tod ihrer Mutter und der Umzug zu ihrem ihr unbekannten Vater in eine ihr unbekannte Stadt würden eigentlich für die Teenagerin schon ausreichend tragisch sein, aber da verliebt sie sich auch noch Hals über Kopf.
Teenage-Drama vom Feinsten bietet die Musikerin und Autorin Hayley Kiyoko in ihrem Erstlingswerk an. Sie ist dabei einen ungewöhnlichen Weg gegangen. Zuerst entstand das Lied „Girls like Girls“, dann das Musikvideo und danach der Roman (ich hoffe, ich habe das so richtig verstanden). Ich habe mir, als ich das Buch ungefähr zur Hälfte gelesen hatte, das Video angeschaut. Darin steckt alles, was im Buch, natürlich ausführlicher beschrieben, vorkommt. Eigentlich ein Spoiler, obwohl für mich nicht der Ausgang der Geschichte die Essenz des Buches ist, sondern vielmehr die Beschreibung der Gefühlswelt der amerikanischen Teenager. Dies ist der Autorin an vielen Stellen gut gelungen, an manchen hätte es noch mehr Tiefe gebraucht. Die anfangs sehr komplizierte Beziehung zu ihrem Vater verändert sich für mich zu schnell und mit zu wenig Aufmüpfigkeit zu einer harmonischen. Das erinnerte mich an so manche US-Teenie-Serie. Zum größten Teil ist das Leben der Teens sehr realitätsnah dargestellt. Hayley Kiyoko hat da sehr gut beobachtet beziehungsweise hat sie ihre eigenen Jugenderlebnisse gut in der Geschichte verarbeitet.
Ganz nachvollziehen konnte ich die unbändige Anziehung, die Sonya auf Coley ausübt nicht. Klar, sich das erste Mal zu verlieben, ist das Größte. Aber, nachdem was Sonya an Gemeinheiten aufbringt, kann doch nicht alles gut sein, nur weil sich sich über ihre sexuelle Orientierung klar wird und zu ihrer Freundin steht. Nun ja, es ist eine Liebesgeschichte.
Mein Fazit: leichte Lektüre, dramatische Teenie-Lovestory; lässt sich gut lesen (nur das Wort „Girl“ wird überstrapaziert), kein Muss aber ein angenehmes Kann.

Bewertung vom 28.04.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


sehr gut

1933: Hedwig Kiesler, 18 Jahre alt, wird in Wien als aufstrebende Schauspielerin gefeiert. Sie genießt die Aufmerksamkeit, besonders die eines Mannes, der ihr die Welt zu Füßen zu legen scheint, dem Unternehmer und Waffenfabrikant Fritz Mandl. Hedys vorausschauender Vater unterstützt die Beziehung, denn er ahnt, was auf die Juden in Österreich in den nächsten Jahren zukommen wird und erhofft sich Schutz vom einflussreichen Mandl. In der Ehe mit Fritz bekommt Hedy als „Aufputz“ bei Geschäftsgesprächen wichtige Informationen über die politische Lage und die Waffenindustrie zu hören. Ihre Religion wird zu ersten Mal relevant für sie.
Als die junge Frau später auswandert und in Hollywood Fuß fasst, wird sie von alten Dämonen heimgesucht. Um mit ihren Schuldgefühlen umzugehen, widmet sie sich ihrer wissenschaftlichen Seite, denn das Schauspielern allein, erfüllt sie nicht. Die in ihrer ersten Ehe erworbenen Informationen helfen ihr, eine wichtige Erfindung zu machen.
In ihrem Buch lässt uns die Autorin Marie Benedict die Frau und Wissenschaftlerin hinter der Fassade der Schauspielerin und „schönsten Frau der Welt“ entdecken. Wir begleiten sie von 1933 bis 1942, einer aufrührenden, von Krisen und vom Krieg geprägten Zeit. Durch die Ich-Erzählperspektive kann man als Leser nahe an Hedy heranrücken. Ihre Ängste, ihr Streben nach Gesehen-Werden und besonders der Umgang mit ihren Schuldgefühlen werden gut transportiert. Insgesamt lässt sich das Werk gut und flüssig lesen.
Mich hat das Buch sehr interessiert, da ich in letzter Zeit öfter über Hedy Lamarr gestolpert bin. Natürlich wird in einem Roman nicht die völlige Wahrheit abgebildet. Dankbar bin ich deshalb der Autorin für ihr Nachwort, denn die Geschichte der Schauspielerin und Wissenschaftlerin endet wie erwähnt 1942. Marie Benedict würdigt darin nochmals die Erfindungen von Hedy.
Obwohl das Buch viel von der Gefühlswelt der berühmten Frau preisgibt, wirkte es doch etwas kühl auf mich. Trotzdem ist es eine sehr lesenswerte Geschichte über eine der vielen Frauen, deren Beitrag zur Wissenschaft und Gesellschaft zu wenig gewürdigt wird.

Bewertung vom 19.04.2023
Be My First / First & Forever Bd.1
McLean, Jay

Be My First / First & Forever Bd.1


ausgezeichnet

Teil 1 einer Young Adult Geschichte.
Zum Inhalt: Das 17jährige Basketballtalent Connor kommt an eine neue Highschool und findet dort vom ersten Augenblick an die gleichaltrige Ava sehr anziehend. Ihr geht das, nur kurze Zeit später, genauso und die beiden freunden sich erst einmal nur an. Denn alle zwei tragen eine schwere Last auf ihren Schultern und gerade Ava kann sich nicht vorstellen, dass sie Connor, so wie sie ist, genügen kann. Ava kümmert sich mit ihrem Halbbruder um ihre Mutter, die als Soldatin im Krieg verletzt wurde und unter den schweren physischen und vor allem psychischen Folgen leidet. Ein typisches Teenagerleben kann die junge Frau aus diesem Grund nicht führen.
Aus Connor soll ein Basketballprofi werden. Das ist sein Ziel und auch vielleicht noch ein Stück mehr das seines Vaters. Ein Trauma aus früher Kindheit lässt ihn immer wieder an sich zweifeln und der Druck in der Schule und im Team setzen ihm ebenso zu.
Doch aus der Freundschaft wird mehr…
Der Autorin Jay McLean ist mit „Be my first“ ein wunderbarer Young Adult Roman gelungen. Ihr Schreibstil ist äußerst angenehm zu lesen und greift immer wieder die Sprache der Jugendlichen auf. Alternierend wird aus Avas und Connors Ich-Perspektive erzählt, was den Leser sehr nahe an die Teenager heranlässt. In ihrer beider Leben geht es sehr emotional zu. Sie suchen Hilfe, Schutz, Ausgleich und vor allem Liebe beim jeweils anderen. Das finden sie auch und müssen gleichzeitig noch mit ihren Schicksalen fertig werden.
Mich hat Avas und Connors Geschichte sehr berührt. Damit hatte ich nicht gerechnet, da meine bisherigen Leseerfahrung in diesem Genre eher nur ein bisschen Herzschmerz der Protagonisten involvierte. Ich habe wirklich mit den beiden Teenagern mitgelitten, ihre Verzweiflung gespürt, die Hoffnungslosigkeit. Und dann waren da auch noch die Liebe, die Sehnsucht, das Kribbeln, das Ankommen. Damit wird in diesem Roman eine beachtliche Spanne an Gefühlen abgedeckt.
Für mich ein gelungene Geschichte, die mehr hatte, als ich erwartete. Der zweite Band ist für mich ein Muss, da ich unbedingt wissen möchte, wie es mit Ava und Connor weitergeht.

Bewertung vom 21.03.2023
Der Fluch der dreizehnten Fee / Magic Kingdom Bd.1
De la Cruz, Melissa

Der Fluch der dreizehnten Fee / Magic Kingdom Bd.1


ausgezeichnet

Märchen der Gebrüder Grimm, von Hans Christian Andersen, Geschichten aus „Tausend und einer Nacht“ oder auch „Der Herr der Ringe“ sind vielen bekannt. Ob Schneewittchen, Rumpelstilzchen, die kleine Meerjungfrau, der Wolf, Aladin, der Schicksalsberg – wir kennen die Rollenverteilung. Was aber, wenn es ein Buch gäbe, in dem die Wahrheit über diese Geschichten und ihre ProtagonistInnen steht?
Filomena ist von solchen Geschichten fasziniert und somit ein riesiger Fan der „Magic Kingdom“ Buchreihe. Diese Fantasiewelt, in die sie eintauchen kann, ist ihr um einiges lieber, als ihr Leben in einem kalifornischen Städtchen, in dem nie irgendetwas los ist. Ihre überängstlichen Adoptiveltern behüten sie zu sehr und in der Schule ist sie eine Außenseiterin. Als dann der langersehnte letzte Band der Buchserie nicht erscheint, ist das Mädchen am Boden zerstört. Doch lange kann die Trauer nicht andauern, denn plötzlich gerät sie in das Abenteuer ihres Lebens. Sie begegnet den Helden aus ihren Lieblingsbüchern und gelangt mit ihnen in die Märchenwelt, die kurz vor der Übernahme durch die schrecklichen Oger steht.
Die Autorin Melissa de la Cruz hat mich mit auf ein fantastisches Abenteuer genommen und ich habe jeden Moment genossen. Sie findet meiner Meinung nach das richtige Maß an Spannung für Kinder. Es geht in der Märchenwelt zwar rau zu, doch die Situationen werden schlussendlich immer gut gelöst. Der Text ist sehr angenehm flüssig zu lesen und mit wunderbarem Humor gespickt. Immer wieder begegnet man bekannten Märchenfiguren, die dann oft andere Eigenschaften mitbringen, als man annimmt. Sie behandelt in ihrem Buch Themen, die für Kinder relevant sind (zB: Mobbing, Freundschaft, Selbständigkeit,…). Meiner neunjährigen Tochter, der ich das Buch vorgelesen habe, hat es überdurchschnittlich gut gefallen. Die Kapitel sind eher kurz gehalten (ungefähr fünf bis zehn Seiten). Deshalb konnte ich der Bitte nach noch einem Kapitel oft nachgeben, was uns beide gefreut hat.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dann trotz aller Begeisterung doch noch. Der Schluss wirkt etwas überhastet. Alles geht plötzlich sehr schnell, einige Seiten mehr hätten dem Fluss der Geschichte nicht geschadet. Da aber auf den letzten Seiten schon die Fortsetzung angeteasert wird, kann man darüber hinwegsehen.
Ich freue mich schon auf den nächsten Band!

Bewertung vom 12.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Daniel Glattauer lässt uns in seinem neuen Buch „Die spürst du nicht“ hinter die Fassade der Menschen, die er sehr gekonnt darstellt, blicken. Dieser Blick geht tief, tut weh, ist witzig, macht betroffen, zeigt uns unsere Welt.
Zwei gutbetuchte österreichische Familien verbringen mit ihren Kindern den Urlaub in einer Villa in der Toskana. Aayana, die Klassenkameradin der Teenagertochter, wird dazu eingeladen. Das Mädchen soll Schwimmunterricht erhalten, ihre Freiheit genießen, etwas Luxus abbekommen – ein Projekt für die Familie sein. Aayana lebt erst seit einigen Jahren in Wien, sie kam als Flüchtling mit ihrer Familie aus Somalia. Sie ist still, angepasst, unscheinbar. Man spürt sie nicht. Der Urlaub endet jedoch mit einer Tragödie. Für die Mitglieder der beiden Familien ist nun nichts mehr, wie es war. Sie werden von Schuld geplagt, von Selbstmitleid zerfressen, stecken in ihrem Leid fest, übernehmen mehr oder weniger Verantwortung. Ist da noch Platz für die Familie, die das Unglück am härtesten getroffen hat?
Ich finde, Daniel Glattauer ist mit seinem Buch ganz nah an die Menschen herangerückt. Er packt Themen an, die aktueller denn je sind. Flüchtlige, Integration, den Wert eines Menschenlebens, Überdruss, emotionale Abgrenzung, Medienberichterstattung, Drogenkonsum, und vieles mehr finden Platz in seiner Erzählung. Und er lässt auch die zu Wort kommen, denen die Worte fehlen oder denen nicht genug zugehört wird.
Er beschreibt die verschiedenen Charaktere trefflich, bewertet sie nicht. Diesen Punkt übernimmt die zusätzliche Perspektive von außen, die er in sein Buch integriert. In Form von Posts, in denen sich Leute über die Nachrichten rund um das Unglück austauschen, wird be-, ge- und verurteilt.
Mich hat der Autor mit seinem flüssig und leicht zu lesenden Schreibstil gut abgeholt und auf eine ziemlich emotionale Reise mitgenommen. Aus diesem Grund bekommt sein Werk auch 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 04.03.2023
Willodeen
Applegate, Katherine

Willodeen


ausgezeichnet

Nachdenklich habe ich das Buch gerade geschlossen…
Willodeen, ein 10-jähriges Mädchen, verliert ihre Eltern und ihren Bruder in einem Brand. Sie wird liebevoll von zwei älteren Damen aufgenommen. Ihr Trauma verarbeitet das Kind am besten allein in der Natur, wo sie sich auch schon mit ihrem Vater gerne aufgehalten hat. Dort faszinieren sie vor allem die Kreischer, wilde wehrhafte Tiere, die furchtbar stinken, schauderhaft schreien und von denen niemand Genaueres weiß, außer dass sie gefährlich aussehen, Angst machen und deshalb vernichtet werden müssen. Willodeen möchte das Töten beenden, denn durch ihre Beobachtungen beginnt sie zu verstehen, dass sie ein unabdingbarer Teil der Natur sind. Überall im Land verändert sich durch das Eingreifen des Menschen die Umwelt. Auch die süßen Summbärchen, zu deren Ehren jährlich ein Fest gefeiert wird, das das Einkommen der Dorfbewohner sichert, kommen nur unter bestimmten Umweltbedingungen aus ihrem Winterquartier ins Dorf zurück. Wird das Mädchen es schaffen, dass ihren Entdeckungen Gehör geschenkt wird?
In schöner, fast schon ein bisschen poetischer Sprache, entführt uns die Autorin in ein Setting, das so viele Parallelen zu unserer Welt aufweist. Die Veränderungen in der Natur durch den Menschen, kippende Ökosysteme, engstirnige und aufgeschlossene Entscheidungsträger,… Aus der Ich-Perspektive erzählt uns Willodeen von ihrem Schicksal, ihren Naturbeobachtungen und ihren Ansichten über die Menschen und der Gesellschaft, in der sie lebt. Die Autorin schafft es ausgezeichnet, die Stimmung im Buch zu transportieren. Über viele Kapitel hängt ein düsterer Schleier, der später in der Geschichte Hoffnung weicht.
Für mich als Erwachsene, war das Buch sehr schön zu lesen. Empfohlen wird es ab einem Alter von 10 Jahren. Dieser Empfehlung kann ich mich nicht anschließen. Meine Tochter stieg aus, als Willodeens Familie starb und die schon erwähnten düsteren Kapitel folgten. Es wird in der Geschichte nichts geschönt und deshalb empfehle ich, zu überlegen, ob sie für den Leser passend ist. Aus diesem Grund vergebe ich 4 Sterne.