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seschat
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Bewertungen

Insgesamt 890 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2024
Das Latein-Rätselheft

Das Latein-Rätselheft


ausgezeichnet

Im lateinischen Rätselheft aus dem Reclam Verlag treffe meine beiden Leidenschaften - Latein und Quiz - aufeinander. Dementsprechend stark habe ich die Veröffentlichung des kleinen Büchleins herbeigesehnt. Bisher habe ich fast alle Rätsel gelöst und kann nur sagen, die Vorfreude war berechtigt.

Die Autorin Melanie Kattanek hat auf 96 Seiten unterschiedliche Rätselarten in drei Schwierigkeitsstufen versammelt, bei denen das Gehirn in Fahrt kommt. Grammatik, Wortschatz, Alltagsleben und Literatur werden in Kreuzworträtseln, Bilderrätseln oder Zahlenrätseln abgefragt. Meine Leidenschaft für Kopfnüsse kam auf jeden Fall nicht zu kurz. Einiges Wissen konnte ich aus Schule und Studium noch hervorholen. Was ich nicht wusste, habe ich im Internet nachgeschlagen oder in der dazugehörigen Zip-Datei, die sich per QR-Code öffnen lässt, nachgeschaut.

Die Rätsel sind modern aufbereitet und zeigen eindrücklich, dass Latein alles andere als eine eingestaubte Sprache ist. Durch das handliche Format lässt sich das Büchlein auch gut in der Tasche bzw. Hosentasche transportieren. Das Design in Schwarz-Weiß war ok.

FAZIT
Ein Rätselheft für Insider, die nach besonderer Unterhaltung im Alltag suchen. Man braucht auf jeden Fall lateinische Vorkenntnisse um die einzelnen Rätsel lösen und verstehen zu können. Hat man die einzelnen Aufgaben einmal verstanden, macht's richtig Spaß.

Bewertung vom 30.06.2024
Morden ohne Sorgen - Der tote Gärtner im Marmorsaal
Buchholz, Andreas K.

Morden ohne Sorgen - Der tote Gärtner im Marmorsaal


weniger gut

Ich muss zugeben, dass ich wegen des Settings zu diesem Krimiformat gegriffen habe. Auch den ersten Band der "Morden-ohne-Sorgen"-Reihe kannte ich vorher nicht. Der Potsdamer Schlosspark Sanssouci ist einer meines Lieblingsplätze in Deutschland, weil man hier die preußische Geschichte regelrecht atmen kann. Dementsprechend euphorisch bin ich an die Lektüre dieses Kriminalromans herangetreten.
Doch bereits nach wenigen Seiten merkte ich, dass es eine zähe Lektüre werden würde. Einerseits fand ich zum Hauptprotagonisten Frederik Loebell keinen Zugang, andererseits verlief mir die Handlung zu schnarchig. Nicht nur einmal dachte ich, bitte lass das Tempo etwas schneller werden, aber dem war nicht so.
Mittfünfziger Loebell ist ein Antiheld und wegen beruflicher Querelen nun als Journalist zurück in die Heimat gezogen. Auch seine Kollegen von den Potsdamer Stadtnachrichten fand ich überhaupt nicht spannend. Am meisten konnte mich noch die nassforsche Polizistin Eda überzeugen. Auch der Plot, in dem der Gärtner nun zum Opfer statt zum Mörder wird, entlockte mir kein Lachen. Vieles wirkte mir einfach zu konstruiert und in die Länge gezogen. Die Beschreibungen der Stadt Potsdam und den Schlossanlagen empfand ich hingegen als tadellos. Aber es handelt sich nun einmal nicht um einen Stadtführer, sondern um einen Krimi. Humor und Umsetzung waren überhaupt nicht mein Fall, daran konnte auch Loebells Dackel oder die Nacktcamper nichts ändern. Leider Cosy-Crime zum Einschlafen.

Bewertung vom 23.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


sehr gut

Jane Austens Klassiker "Stolz und Vorurteil" wollte ich immer schon einmal lesen, habe es aber bisher nicht geschafft. Dies änderte sich mit der Graphic-Novel-Version schlagartig. Anhand der gelungenen Zeichnungen im Regency-Stil durfte ich nun in die Geschichte von Elizabeth Bennet und Mr. Darcy eintauchen. Gemäß dem Titel ist die Annährung zwischen den beiden von allerlei Missverständnissen geprägt. Elizabeth Bennet verkörpert nicht das zeittypische devote Frauenzimmer. Sie ist belesen, will nur aus Liebe heiraten und hält Mr. Darcy für einen arroganten Dandy. Doch Mr. Darcy ist alles andere als das und versucht nur seine Unsicherheit zu überspielen. Wie die Geschichte ausgeht, kann sich wohl jeder denken. Sprachlich muss man angesichts des Comic-Formats ein paar Abstriche machen. Auf Fälle kann ich nun mitreden, wenn es um Jane Austens Paraderoman geht.

Bewertung vom 22.06.2024
Geile Zeit
Seydack, Niclas

Geile Zeit


gut

Der Klappentext zu Seydacks Autobiographie einer Generation hat auf Anhieb mein Interesse geweckt, weil der Autor wie ich der Generation Y entstammt. Der freie Reporter Niclas Seydack ist gerade einmal fünf Jahre jünger als ich. Dementsprechend konnte ich die im Buch geschilderten Geschehnisse leicht nachvollziehen. Die Leichtigkeit bzw. Sorglosigkeit der Kindheit kann ich so unterschreiben. Seydacks anhaltendes Lamento auf die zeithistorisch durchlebten Krisen allerdings nicht. Sein Fazit ist kein Positives. Ob 9/11, Weltwirtschaftskrise oder Corona, unsere Generation Y hat sicherlich einiges durchgemacht und wird es oftmals nicht besser als die Eltern haben. Doch deshalb gleich den Kopf in den Sand zu stecken, ist für mich keine Option. Auch die Art und Weise, wie der Autor über die Friedrich-Schiller-Universität Jena schreibt, kann ich aus eigenem Erleben nicht immer gutheißen. M. E. konnte dort nicht jeder "Dödel" mit schlechtem NC studieren. Über die Bologna-Reform lässt sich diskutieren. Über die Benjamin-Blümchen-Torte zum 30. Geburtstag musste ich hingegen schmunzeln.

Ich bin ambivalenter Meinung, was Seydacks Buch betrifft. Es hat zwar meine nostalgische Ader getroffen, war mir aber über lange Strecken einfach zu pessimistisch. Oft hörte ich zwischen den Zeilen ein "Früher-war-alles-besser" heraus. Sicherlich lebt die Literatur vom Mittel der Übertreibung, aber der pessimistische Text und der positive Buchtitel wollten einfach nicht zusammenpassen. Andererseits handelt es sich vielleicht um das vom Autor beschriebene Nebeneinander von traurigen und lustigen Momenten in seiner Kindheit und Jugend?

Anfangs fand ich Seydacks Mischung aus Autobiografie und Generationsstudie sehr reizvoll und unterhaltsam. Dies änderte sich spätestens im zweiten Drittel. Die Schwarzmalerei obsiegte und mein Leseinteresse schwand. Letztendlich hat mich nur mein Langmut bis zum Ende durchhalten lassen.

Bewertung vom 16.06.2024
Ich freu mich schon auf morgen
du Mont, Sky

Ich freu mich schon auf morgen


ausgezeichnet

Der Schauspieler und Autor Sky du Mont blickt trotz seiner 77 Lenze positiv in die Zukunft und freut sich auf das, was da noch kommt. Er will nicht wie seine Altersgenossen zum Nostalgiker werden. Auf die heutige Jugend zu schimpfen und den eigenen Zerfall zu beweinen ist nicht sein Ding. Lieber hört er mit seiner Tochter Musik auf Spotify oder feiert die Möglichkeiten der heutigen Technik. Altersmilde, selbstironisch und neugierig begegnet Sky den Herausforderungen des Alltags. Das alles kann man in seinem neuesten Buch mit dem programmatischen Titel "Ich freu mich schon auf morgen. Weil es wird, wie es noch nie war" nachlesen. Noch mehr als in seinem Werk "Ungeschönt" betrachtet er darin die positiven Aspekte des Alterns. Sky ist zeitlebens ein Kosmopolit und mit großer Neugier auf die Welt und das Leben ausgestattet. Als Senior still auf der Couch sein Dasein zu fristen, liegt ihm nicht. Lieber fordert er sich täglich heraus und lernt Neues dazu. Sky boxt, ernährt sich gesund und kennt seine Schwächen (handwerken, Gartenarbeit, Vergesslichkeit) genau. Er verschließt sich der Zukunft nicht, was ich sehr achtenswert finde. Dadurch führt er sicherlich auch ein glücklicheres Leben als manche gleichaltrige Zeitgenossen. Jedenfalls offenbaren seine zwei- bis dreiseitigen Anekdoten/Geschichten Humor und Lebenslust. Und seine markigen Kapitelüberschriften treffen stets ins Schwarze. Sky schreibt klar und unverstellt, was ihn bewegt. Dabei lässt er nichts unausgesprochen. So plaudert u.a. darüber, wie er innerhalb der Verlagsredaktion seinen Wunschtitel durchgesetzt hat und was der Elefant auf dem Cover symbolisiert. Ich habe sein kurzweiliges und manches Mal auch nachdenklich stimmendes Buch mit großer Freude in nicht einmal 2 Tagen durchgelesen.

FAZIT

Altern ist nicht das Ende, sondern der Anfang von etwas Neuen. Sky du Monts positive Grundeinstellung wirkt ansteckend. Ich kann sein Buch jungen wie älteren Erwachsenen empfehlen.

Bewertung vom 16.06.2024
Fighting for you
Charles, Josie

Fighting for you


ausgezeichnet

Selbst der härteste Käfigkämpfer ist nicht gegen die Liebe immun
INHALT

Die Journalistin Megan (28) möchte unbedingt Chicago verlassen und die Geschichte mit ihrem toxischen Ex hinter sich lassen. Dafür muss sie allerdings noch eine Exklusivstory über den unbesiegbaren MMA-Kämpfer Harley produzieren. Prompt heuert sie im berühmt berüchtigten Ivory Club als PR-Agentin für Harley an. Letzterer scheint von der zierlichen Megan anfangs alles andere als angetan und verhält sich einsilbig. Er zweifelt ihre Sachkenntnis an und setzt lieber auf Taten. Doch Megan bleibt hartnäckig und Harley offenbart seine weiche Seite. Kann er ihr vertrauen?

MEINUNG

Ich habe Josie Charles' Roman "Love hits harder. Fighting for you" mit Begeisterung gelesen, obschon mich die Käfigkampfszene überhaupt nicht anspricht. Aber Harley ist ein wahrer Ehrenmann und erst durch Verstrickungen seines geliebten Bruders in diese Szene hineingerutscht. Als ehemaliger Cop spielt er gern den Beschützer, den Megan wegen ihres gewalttätigen Ex mehr als nötig hat. Beide ergänzen sich auf perfekte Weise, haben aber dennoch Geheimnisse voreinander, die ihre Liebelei auf eine harte Probe stellen. Starke Emotionen und gegenseitige Frotzeleien machen diesen Roman lesenswert. Was habe ich über Megans Sturheit und Harleys Kosenamen gelacht. Zwischen beiden fliegen stets die Funken. Der Plot ist realistisch und keineswegs weichgespült angelegt. Es geht um echte Gefühle und mafiöse Verstrickungen. Kurzum, die Spannung bleibt bis zum Ende hoch. Neben den beiden Hauptfiguren und Erzählern - Megan und Harley - fand ich vor allem Megan beste Freunde sehr sympathisch. Sie fangen Megan auf, wenn sie alles hinwerfen will. Insgesamt bin ich regelrecht über die Seiten dieser Dark Romance geflogen und habe das offene Ende verflucht. Nun muss ich unbedingt die Fortsetzung lesen.

FAZIT

Eine Pageturner-Romance mit spannenden Protagonisten in einem ungewöhnlichen Setting. Doch selbst der härteste MMA-Kämpfer ist gegen die wahre Liebe machtlos :-)

Bewertung vom 09.06.2024
Wolke Sieben ganz nah
Greenwood, Kirsty

Wolke Sieben ganz nah


ausgezeichnet

Witzige und ungemein liebenswerte Geschichte
INHALT
Dass Delphie Bookham mit 27 Jahren beim Verzehr eines Mikrowellen-Burgers sterben würde, noch dazu in einem unansehnlichen Aufzug, war so nicht geplant. Im Jenseits lernt sie überraschenderweise den Mann fürs Leben, den überaus charmanten Jonah, kennen. Er wird allerdings zurück auf die Erde geschickt, während Delphie in der Nachwelt verbleiben soll. Doch Delphie gibt nicht auf und gelangt durch ihre Jenseitstherapeutin Merrit für 10 Tage ebenso zurück ins Leben nach Evermore. Blöd nur, dass sie in dieser Zeit Jonah wiederfinden und er sie küssen muss. Sonst wird sie als Tote ins Jenseits zurückkehren...

MEINUNG
Kirsty Greenwoods Plot ist einfach zu komisch. Was habe ich über die Hauptfigur Delphie gelacht. Sie ist entwaffnend ehrlich und trotz ihrer Menschenphobie überaus entschlossen, Jonah wieder zu finden. Hilfe bei ihrer Suche bekommt sie ausgerechnet von ihrem muffeligen IT-Nachbarn Cooper. Hat Delphie bisher ein unauffälliges und einsames Leben geführt, so holt sie jetzt in einer Art Zeitraffer alles nach. Dass sich dabei Fettnäpfchen nicht vermeiden lassen, ist sicherlich klar und einfach wunderbar unterhaltsam. Kurzum, dieses Buch ist so viel mehr als eine weichgespülte Lovestory, obgleich die From-Enemies-to-Lovers-Karte gezogen wird. Die Twists innerhalb der Erzählung sind effektvoll gesetzt und werden alle erklärt. Neben Delphie flogen auch den Nebendarstellern vom schrulligen Bibliothekar bis zum stummen Nachbarn auf Anhieb all meine Sympathien zu. Ich habe bis zum Ende mit Delphie mitgefiebert und ihr das etwas andere Happyend von Herzen gegönnt. Letztendlich erkennt sie in kurzer Zeit, dass andere Menschen das eigene Leben erst lebenswert machen; von Liebe ganz zu schweigen. In nicht einmal zwei Tagen habe ich diese ungewöhnliche Lovestory durchgesuchtet.

FAZIT
Eine urkomische Geschichte über Liebe, Freundschaft und die Unberechenbarkeit des Lebens an sich. Ich habe mich herrlich amüsiert und prima vom Alltag abschalten können.

Bewertung vom 02.06.2024
Von Carpe Diem bis Post Scriptum
Kisielewska, Zuzanna

Von Carpe Diem bis Post Scriptum


sehr gut

Als studierte Altertumswissenschaftlerin und ehemalige Lateinschülerin liegt mir die Sprache der alten Römer einfach am Herzen. Sie lebt nicht nur in den sog. romanischen Sprachen fort, sondern auch in allseits bekannten Sprichwörtern bzw. Sentenzen. Die polnische Journalistin und Musikerin Zuzanna Kisielewska kam mit Latein ebenfalls erstmals in der Schule in Kontakt. Ihre Begeisterung für diese alte Sprache hat sie nun in modernes wie kunterbuntes Buch gepackt. Es enthält 100 antike Redewendungen, die aus Schriftquellen und Inschriften überliefert sind. Neben Cäsar kommen natürlich auch Cicero, Kaiser Vespasian und Descartes zu Wort. Zudem werden Bauinschriften, Liedtexte und Schriftzüge auf Geldscheinen gedeutet. Diese Sammlung an lateinischen Sinnsprüchen ist teilweise recht originell und hält selbst für Kenner ein bis zwei Überraschungen bereit. Der Großteil besteht als bildungsbürgerlichen Sprichwortmainstream wie "Veni, vidi, vici" oder "Cogito ergo sum". Vor allem die farbige Illustrationen und die konzisen Beschreibungen der Redewendungen haben mir gefallen. Diese führen dazu, dass man sehr gern im Buch einfach blättert und sich treiben lässt. Für Erwachsene mit etwas Vorbildung ist das Verständnis kein Problem. Hingegen werden einige Fachbegriffe und Sachverhalte angeführt, die 10-jährige Leser noch nicht verstehen bzw. für diese nicht geeignet sind. Ich habe z. B. das Wort "Parömien" gelernt. Ein Quellen- bzw. Literaturverzeichnis gab es leider nicht.
Die Papierqualität der 112 Seiten ist außerordentlich gut. Man kann wegen der Griffigkeit des Papiers leicht umblättern.

FAZIT
Ein modern illustriertes Sachbuch, welches das Interesse an Latein auf jeden Fall weckt. Kurzweilig wird man zugleich in die Welt der antiken Römer entführt.

Bewertung vom 29.05.2024
Die Magie des Zehnkampfs
Kaul, Niklas;Dreis, Achim

Die Magie des Zehnkampfs


ausgezeichnet

Leiden aus Leidenschaft
Schon als Kind habe ich die internationalen Leichtathletikwettkämpfe im TV verfolgt. Die Faszination ist bis heute geblieben. Besonders den Zehnkampf finde ich aufgrund seiner Vielseitigkeit und der Leidensfähigkeit der Athleten spannend. An zwei Tagen müssen die Athleten insgesamt 10 Sportarten aus den Bereichen Laufen, Springen und Werfen absolvieren. Diese eingeschworene Gemeinschaft aus Generalisten unterstützt sich gegenseitig, obschon jeder von ihnen im Wettbewerb die magische 8000-Punkte-Grenze überschreiten und eine gute Platzierung erzielen möchte.

In "Die Magie des Zehnkampfs" setzt der Sportjournalist Achim Dreis mit dem Zehnkampf-Nachwuchsathleten Niklas Kaul (*1998) und der Disziplin des Zehnkampfs im Allgemeinen auseinander. Als Kaul 2019 in Doha überraschend Weltmeister wurde, staunte die Welt. Verletzungspech und Corona führten zu ungeplanten Pausen. 2022 folgte der nächste Triumph, Kaul gewann in München den EM-Titel.

Niklas Kaul betreibt seit seinem 6. Lebensjahr Leichtathletik und wird von seinen Eltern, beide ehemalige Hürdenläufer, trainiert. Er lebt für den Zehnkampf und liebt den Wettkampf in der Gemeinschaft. Pro Woche gehen 18 bis 20 Stunden auf sein Trainingskonto. Die übrige Zeit studiert er Sport und Physik auf Lehramt, um für die Zeit nach dem Profisport eine ebenso spannende Beschäftigung ausüben zu können. In seinen noch jungen Jahren hat er bereits vieles erreicht, wovon andere ihr gesamtes Sportlerleben träumen. Die nächsten Highlights in 2024 sind die EM in Rom und die Olympischen Spiele in Paris. Dafür arbeitet Kaul hart an seinen Stärken (1500-Meter-Lauf und Sperrwurf) und an seinen Schwächen (100-Meter-Sprint und Weitsprung). Der 1, 90 m große Athlet hat gemeinsam mit dem Youngster Leo Neugebauer gute Aussichten auf Erfolg.

Achim Dreis' Einblicke in den Trainingsalltag nötigen Respekt ab. Detailliert und kenntnisreich geht er dabei auf die einzelnen Disziplinen des Zehnkampfs inklusive Kauls Bestleistungen ein. Oft lässt er auch den Athleten und sein Umfeld selbst zu Wort kommen, was diesen dadurch noch nahbarer erscheinen lässt. Er ist ein bodenständiger wie disziplinierter Sportler, der sich fachmännisch analysiert und reflektiert. Nichts bleibt unausgesprochen, vom Essverhalten über Schuhwahl bis zur Lieblingsmusik wir berichtet. Sein Umfeld ist noch dazu perfekt, auch die Freundin betreibt Siebenkampf und trainiert mit ihm und seiner Schwester Emma in einer gemeinsamen Trainingsgruppe.

Unabhängig von Kaul wagt Dreis einen Rundumblick auf die sog. Königsdisziplin der Leichtathletik. Er beleuchtet dabei die Entwicklung des Zehnkampfs von 1912 bis heute und lässt unterschiedliche Ex-Zehnkämpfer aus Ost- und Westdeutschland in Interviews zu Wort kommen. Medaillengewinner Frank Busemann hat gar das Nachwort verfasst.

Insgesamt hat mich das Sachbuch von Beginn an gefesselt und ich habe es in nicht einmal 2 Tagen durchgelesen. Ich habe mein Wissen über diese Sportart immens erweitern können. Aus Achim Dreis lesbaren Sprachstil liest man eigene Faszination für diesen Mehrkampfsport heraus. Der Fototeil hätte etwas umfangreicher ausfallen und ins passende Kapitel eingebunden werden können. Auch gab es die ein oder andere Passage, die sich innerhalb der Argumentation wiederholte.

FAZIT
Ein wirklich aufschlussreiches Sachbuch für interessierte Laien wie Kenner der deutschen Zehnkampfszene. 268 Seiten voll gepackt mit Fakten und internen Informationen.

Bewertung vom 26.05.2024
Prost, auf die Künstler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Künstler


ausgezeichnet

Als Leserin freue ich mich immer wieder aufs Neue, wenn ich einen neuen Roman aus der Feder von Friedrich Kalpenstein lesen darf. Die Provinzkrimi-Reihe um Kommissar Tischler geht bereits in die 9. Runde und ich kenne bisher jeden Band. Dementsprechend vertraut bin ich mit den handelnden Personen aus der bayerischen Kleinstadt Brunngries. Es fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen.

INHALT
Dieses Mal wird der 67-jährige Landwirt Karl Hinterleitner tot in seiner Garage aufgefunden. Neben dem Mordopfer finden die Ermittler einen Lanz-Traktor von 1939. Wurde der wortkarge Einsiedler etwa wegen seiner teuren Landmaschine getötet? Und warum wusste mutmaßlich niemand von Hinterleitners Malleidenschaft?

MEINUNG
Kalpensteins Kriminalroman las sich recht flott. Die eingestreute Situationskomik und die Nickligkeiten zwischen Hauptkommissar Constantin Tischler und seinem Kompagnon Felix Fink waren aber auch zu komisch. Besonders über Fink mit seiner naiven, traditionsbewussten Art habe ich mich herzhaft amüsiert. Und natürlich spielten der "Herzhafte von Brunnello" und Dackeldame Resi wieder eine Rolle. Liebgewonnene Eigenheiten werden vom Autor gekonnt weitergesponnen; Lachflashs inklusive.
Der Kriminalfall war zudem spannender, als gedacht, weil das Mordopfer unerwartet künstlerisches Talent hatte. Wer vermutet in der bayerischen Provinz solch eine Könnerschaft?
Darüber hinaus sind es die privaten Geschichten, wie zwischen Kommissar Tischler und seiner Partnerin Britta sowie zwischen der geschäftstüchtigen Tereza und ihren beiden Verehrern.
Und Finks stets neugierige Mutter darf natürlich auch nicht fehlen. Sie plant zum Leidwesen ihres Sohnes eine große Geburtstagsfeier. Das bedeutet auch, bayerische Lebensart und vor allem Kulinarik kommen keinesfalls zu kurz.
Ich bin förmlich über die 352 Buchseiten geflogen und fand das Finale ungemein spannend.
Auch die Andeutungen am Ende haben meine Neugier auf den Folgeband Nr. 10 wecken können.
Kurzum, wer die TV-Formate Rosenheimcops und/oder Hubert und Staller kennt, der muss die Cosy-Crime-Romane von Kalpenstein lieben. Ich bin mittlerweile so weit, dass ich gern einmal nach Brunngries reisen und alle Protagonisten besuchen möchte.

FAZIT
Ein heiterer Provinzkrimi, der neben stimmigem bayerischen Lokalkolorit interessante Einblicke in die Kunstfälscherszene liefert. Saubere Arbeit, Herr Kalpenstein!