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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 974 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2024
Der Alphabulle
Harper, Jo

Der Alphabulle


ausgezeichnet

CopSchmiede Dreiländereck
Ich sollte vielleicht vorausschicken, dass ich der Polizei positiv gegenüber stehe. In meinen Augen nimmt sie fundamentale Aufgaben im Staat wahr. Eine Gemeinschaft braucht Regeln. Die müssen eingehalten und das muss kontrolliert werden, sonst sind sie nichts wert. Diese Aufgabe und vieles mehr erfüllt die Polizei.

Deshalb habe ich mich gefreut, einen Roman zu lesen, der im Innern des Polizeiapparates spielt. Die Themen , die dabei angesprochen werden, könnten nicht aktueller sein. Nachwuchsprobleme, sinkendes Ansehen in der Öffentlichkeit, Sparmaßnahmen und neue Herausforderungen wie die Klimaaktivisten werden unterhaltsam und spannend dargestellt. Die Existenz der Ausbildungsstätte "Dreiländereck" steht auf dem Prüfstand. Innerhalb einer Woche soll ein tragfähiges Konzept erstellt werden, warum der Fortbestand der Einrichtung absolut wünschenswert und notwendig ist. Die Führungskräfte der einzelnen Abteilungen sollen sich Gedanken machen. Was dann passiert, fand ich interessant und fesselnd. Ich lerne die verschiedenen Charaktere kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gegensätzliche Ansichten treffen aufeinander. Am Schluss eint sie das gemeinsame Ziel und sie bilden ein gutes Team. Auf dem Weg dorthin erfahre ich viel über die polizeiliche Ausbildung und die Darstellung in den Medien. Und ich lerne die wichtigsten Akteure besser kennen und finde sie sympathisch, besonders Rick, den Alphabullen und Juliane, die einzige Frau im Führungsteam. Die Autorin zeigt die Polizisten auch als Menschen wie du und ich, mit ihren persönlichen Problemen, Stärken und Schwächen. Das zusammen ergibt eine unterhaltsame , informative und spannende Mischung, da auch einige Einsätze geschildert werden. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich darauf, die Beamten weiter zu begleiten.

Bewertung vom 07.09.2024
TÖDLICHER TRIUMPH - KEIN NORMALER ARBEITSTAG
Maria Heinrich

TÖDLICHER TRIUMPH - KEIN NORMALER ARBEITSTAG


ausgezeichnet

Mord unter Kollegen
Der Arbeitgeber der Informatikerin Ana Rubin hat eine Firma aufgekauft. Um den neuen Teamspirit zu stärken, begibt sich das Management auf einen Workshop. Der weinselige Abend endet mit einem Toten.

Alle sind entsetzt und das große Rätselraten beginnt. Ausgerechnet ein guter Freund und Kollege Anas avanciert zum Hauptverdächtigen. Da Ana von dessen Unschuld überzeugt ist, stellt sie eigene Nachforschungen an. Dabei deckt sie Geheimnisse einiger Kollegen auf, was ihr keine Sympathien einbringt. Als sie einen weiteren Mord gerade so verhindern kann, erhält sie anonyme Drohungen. Doch Ana macht weiter und bringt sich und enge Freunde in Todesgefahr.

Der Krimi hat mich sehr gut unterhalten und war zudem sehr spannend. Dazu haben verschiedene Faktoren beigetragen. Da ist der Rahmen, in dem sich das Geschehen abspielt. Eine Firmenübernahme, die eine Mordserie auslöst, fand ich eher ungewöhnlich. Ana war mir mit kleinen Abstrichen sympathisch. Sie ist jung, gut ausgebildet, sich ihrer Fähigkeiten bewusst und bereit für den nächsten Karriereschritt, dabei aber kollegial. Manchmal war sie mir zu impulsiv. Es gibt eine Vielzahl an Verdächtige, so dass ich gut mit raten konnte. Hatte ich mich auf eine Person als Täter festgelegt, passte aber oft ein wesentlicher Punkt nicht. Es gab logische Brüche, die aber am Ende Sinn machen. Überhaupt fand ich die Person des Täters überzeugend, ihn aber nicht sympathisch. Andere Umstände sind tragisch und hätten so nicht passieren dürfen. Was mir gut gefallen hat, war das Zusammenspiel von Ana und Kommissar Müller. Man ahnt, dass da mehr sein könnte als nur ein zufälliges Zusammentreffen wegen des Mordes. Leider werden sie in diesem Band kein Paar, aber vielleicht wird was draus im nächsten, den ich gerne lesen würde.

Bewertung vom 05.09.2024
Tödliches Moor (eBook, ePUB)
Ellis, Joy

Tödliches Moor (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannender Auftakt einer neuen Krimi-Reihe
Polizeidetektivin Nikki Galena ist besessen davon, die Drogenkriminalität zu bekämpfen. Dabei bricht sie oft die Regeln. Nun stellt man ihr ein Ultimatum . Entweder sie arbeitet mit Sergeant Joseph Easter zusammen oder sie fliegt. Dabei ist sie gerade auf der Suche nach einer verschwundenen jungen Frau und kann keine Ablenkung gebrauchen. Zudem sind abscheuliche Gesichtsmasken unter den Jugendlichen im Umlauf, die zu einer Häufung von Gewaltausbrüchen führen. Im Zuge der Ermittlungen lernen die beiden Beamte sich gegenseitig zu schätzen und zu respektieren. Das ist auch gut so, denn die Umstände der Fälle werden immer persönlicher und bringen Galena an einen Punkt, an dem sie sich entscheiden muss, ob sie weiter auf der Seite des Gesetzes stehen will.

Ehrlich gesagt habe ich einige Seiten gebraucht, um mich in die Handlung einzufühlen. Mein erster Eindruck von Galena war nicht der beste. Sie war mir zu besessen von ihrer Mission. Das ändert sich allmählich, als Easter die Bühne betritt. Ihn mochte ich von Anfang an und bei Galena kann er ihren Eispanzer zum schmelzen bringen.

Die Suche nach der verschwundenen Frau ist spannend. Man kann die Dringlichkeit, sie zu finden, gut nachempfinden. Ein wenig ratlos war ich mit dem zweiten Handlungsstrang. Abscheuliche Masken, die Jugendliche dazu bringen, sich gegenseitig zu verletzen ? Als Galena erkennt, was durch die Aktion bezweckt wird, war die Idee einfach genial und alles machte Sinn. Ich muss zugeben, ich war auch geschockt über das Ausmaß an Gefühlskälte der Drahtzieher. Mein Entsetzen nahm in dem Maße zu, wie ich die Täter näher kennenlernte. Sie sind einfach nur bösartig. , grausam und geldgierig.

Gut gefallen und ans Herz gerührt hat mich, wie Easter und Galena sich annähern und bei beiden ein Heilungsprozess beginnt. Das war ein gelungener Gegensatz zur brutalen Handlung. Das Ende lässt einige Fragen offen, die mich auf eine baldige Fortsetzung hoffen lassen, denn der Thriller war fesselnd und sehr unterhaltsam.

Bewertung vom 03.09.2024
Zoos in Bayern
Helmreich, Hans

Zoos in Bayern


ausgezeichnet

Zoo - die unterschätzte Einrichtung
Ich glaube, fast jeder hat in seinem Leben schon einmal einen Zoo besucht. Ich selbst bin ein begeisterter Zoobesucher und freue mich über die Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die ich sonst in meinem Leben nie sehen würde. Es macht mich glücklich und ich wünsche mir, dass man diese Tiere schützt, damit sich noch viele daran erfreuen können.

Und damit sind wir auch schon bei der großen Aufgabe, die ein Zoo bewältigt und der sich viele nicht bewusst sind. Zoos sind die großen Arten- und Naturschützer unserer Zeit.

Der Autor stellt dies anschaulich anhand der bayrischen Zoos dar. Zugleich ist das Buch ein toller Leitfaden, um den Zoobesuch zu planen. Er stellt den jeweiligen Zoo in Zahlen vor und gibt einen kurzen Abriss seiner Geschichte . Was hinter den Kulissen abläuft und welche Herausforderungen sich heute Zoos stellen müssen und auch wollen, erzählen Mitarbeiter und Unterstützer selbst. Das fand ich sehr spannend. Zum einen wird der Text dadurch sehr lebendig. Er ist verständlich zu lesen und die Menschen, die dahinter stehen, bekommen ein Gesicht.

Ich war beeindruckt, was Zoos heute alles leisten, besonders wie versucht wird, bedrohte Tierarten zu erhalten. Und das nicht nur in fernen Ländern, sondern auch vor unserer Haustüre, denn auch bei uns gibt es viele schutzbedürftige Tierarten, die unserer Hilfe bedürfen . Zoos sind keine geschlossene Gesellschaft, sondern teilen ihr Wissen bereitwillig und bieten vielfältige Informationsveranstaltungen für unterschiedliche Gruppen an .

Für mich war das Buch ein informativer Blick hinter die Zookulissen und hat mein Verständnis und meine Bewunderung für die geleistete Arbeit vertieft. Eine schöne Beigabe waren die zum jeweiligen Text passenden Bilder. Da die Darstellung der Arbeitsweise auch auf andere Zoos in Deutschland und auf der Welt zutrifft, lohnt sich die Lektüre auch, wenn man nicht in Bayern lebt - so wie ich.

Bewertung vom 01.09.2024
Perfekte Freunde - Jeder hat Geheimnisse
Winkler, André

Perfekte Freunde - Jeder hat Geheimnisse


ausgezeichnet

Mord in der Schrebergartenkolonie
Kommissar Daske hat nach den turbulenten Ereignissen bei seinem letzten Fall sein Leben wieder im Griff. Sein Verhältnis zu seiner Tochter Isabel, die bei der Spurensicherung arbeitet, ist gut wie nie. Es gibt eine neue Lieb in seinem Leben, Dagmar. Und er hat seit neuesten einen Schrebergarten, in dem er sich gut erholen kann. Nur blöd, dass es bei seiner feuchtfröhlichen Willkommensfeier einen Toten gibt und Daske sich an nichts erinnern kann. Und dann zählt er auch n och zum Kreis der Verdächtigen. Trotz gegenteiliger Anweisung seiner Vorgesetzten stellt er eigenmächtige Nachforschungen an. Und stellt zu seiner Verwunderung fest, dass so gut wie jeder Schrebengartenbesitzer die sprichwörtliche Leiche im Keller hat. Angefangen vom Mordopfer über einen pensionierten Major, einem Paar, das sich dem Bio - Anbau verschrieben hat , bis hin zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau hat jeder ein Motiv. Als dann noch ein geplatzter Immobiliendeal ins Spiel kommt , verliert nicht nur Daske, sondern auch ich etwas den Überblick. Die Auflösung ist absolut gelungen und zeigt, dass man niemanden trauen kann.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Das lag ganz klar daran, dass ich meine eigenen Überlegungen anstellen konnte und mit Daske nicht immer einer Meinung war. Besonders gelungen fand ich, dass wirklich jeder einen dunklen Punkt hatte und tunlichst vermeiden wollte, dass sein Geheimnis ans Licht kommt. Deshalb konnte jeder der Täter sein und keiner von ihnen konnte mich für sich einnehmen.

Auch Daske ist mir nicht besonders sympathisch. Er trinkt mir definitiv zu viel und sein Verhältnis zu Frauen ist eindeutig verbesserungswürdig. Als Ermittler hat er mich aber überzeugt, auch wenn er sich nicht immer an die Regeln hält. Er ist fokussiert und verbeißt sich in den Fall. Die Erzählweise war kurzweilig und der Spannungsbogen über die gesamte Handlung hinweg hoch. Ich wurde gut unterhalten und würde jederzeit wieder mit Daske ermitteln.

Bewertung vom 01.09.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


ausgezeichnet

Geld allein macht nicht glücklich
Der Roman hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen . Ich hatte das Gefühl durch ein Schlüsselloch die heimliche Beobachterin zu sein und zu erleben, wie eine Familie lebt, deren Vorfahren mit der Mayflower ins Land gekommen sind und die zudem unermesslich reich ist. Der zusätzliche Reiz des Buches bestand für mich darin, dass ich die Geschichte aus rein weiblicher Sicht erlebe.
Georgiana ist der jüngste Spross der Familie Stockton. Sie hat wie ihre Geschwister die beste Erziehung genossen, die man für Geld bekommen kann. Aber Mr Right lässt sich nicht kaufen. Obwohl Georgiana es nicht müsste, arbeitet sie für eine Wohltätigkeitsorganisation, weil man sich in ihren Kreise der Wohltätigkeit widmet. Durch einen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen und voller Selbsthass , lernt sie Curtis kennen , der ihre Sicht auf ihre Welt komplett verändert.
Darley ist die mittlere der Geschwister. Sie ist mit Malcolm verheiratet und hat zwei Kinder. Ihre Welt gerät aus den Fugen, als ihr Mann, der asiatische Wurzeln hat, arbeitslos wird.
Cord ist der älteste und heiratet Sasha, die aus einer Mittelschichtfamilie stammt. Sasha war mir von der Herkunft am nächsten und deshalb konnte ich ihre Gefühle und Verhalten gut nachvollziehen. Mit ihrer Heirat betritt sie ein Minenfeld aus Vorurteilen und Verhaltensweisen, die ihr fremd sind. ich habe mehrmals erwartet, dass sie schreiend aus dem Haus läuft.
Schließlich finden alle einen Weg, miteinander auszukommen, sich zu respektieren und ihr Leben neu zu gestalten .
Mein spontanes Fazit am Ende war, ich möchte mit keinem der Akteure tauschen. Ich hätte nie gedacht, dass Geld so anstrengend und einengend sein kann. In meinen Augen lebt die Familie und ihr Umfeld auf einem anderen Planeten. Besonders deutlich wurden die Vorurteile und für mich absurde Verhaltensweisen durch Sashas Augen. Aber auch sie hat ihre Vorurteile und muss dazu lernen. Bei manchen Gelegenheiten habe ich mich königlich amüsiert. So trinkt Cords Mutter Rotwein nur mit dem Strohhalm, um keinen Zahnbelag zu bekommen. Manches war aber einfach nur traurig oder beschämend. Tatsächlich war es am Ende so, dass ich alle Beteiligte mochte, weil sie sich bemühen, den anderen zu verstehen.
Die Erzählweise ist lebendig und oft mit einem leicht ironischen Unterton, der signalisiert, mal solle das ganze nicht zu ernst nehmen. Ich wurde auf jeden Fall aufs beste unterhalten und bin nur so durch die Seiten geflogen.

Bewertung vom 25.08.2024
Freunderlwirtschaft
Hartlieb, Petra

Freunderlwirtschaft


ausgezeichnet

Einer, der einen kennt, der einen kennt
Hauptkommissarin Alma Oberkofler tritt ihren Dienst in Wien an und bekommt es gleich mit einem brisanten Fall zu tun. Max Langwieser, der allseits beliebte und geschätzte Minister für Landwirtschaft und Tourismus, liegt tot in seiner Wohnung. Mord oder Unfall ? Seine Verlobte Jessica ist verschwunden. Die politische Szene ist tief betroffen und Almas Nachforschungen sind wie der Gang durch ein Minenfeld. Alle Befragten sind entsetzt, loben das Opfer, deuten Beziehungsprobleme an und mauern. Doch Alma lässt sich trotz gegenteiliger dienstlicher Anweisungen von ganz oben nicht aufhalten. Sie spürt, da ist was faul. Doch wer sagt die Wahrheit ? Der Schluss ist nur bedingt befriedigend, aber leider auch sehr realistisch.

Wer einen reißerischen Politthriller erwartet, wird von diesem Buch enttäuscht sein. Die Autorin bedient sich leiser Töne und deckt nach und nach die Puzzleteile auf, die am Ende ein unschönes Bild ergeben. Was mich zu Beginn ein wenig verwirrt hat, es gibt Rückblenden , die die ich zuerst so nicht wahrgenommen habe, da es keine Jahreszahlen gibt. So schildert die Autorin in groben Zügen Langwiesers Werdegang und den Beginn der Beziehung zu Jessica.

Der Krimi gliedert sich in zwei Handlungsebenen. Ich begleite Alma bei ihren Ermittlungen und lerne die aktuelle Sachlage kennen. Daneben folge ich Jessica auf ihrer Flucht und erfahre, was dazu geführt hat. Die weise Weste des Vorzeigepolitkers bekommt dunkle Flecken und ein Mailverkehr bringt entscheidende Hinweise auf die unlauteren Machenschaften . Zwar erklärt die Autorin, das ganze Geschehen sei fiktiv, aber spätestens an dieser Stelle konnte ich Parallelen zu einer österreichischen Regierung, deren Kanzler sich nach Amerika verabschiedet hat, nicht mehr zur Seite schieben. Obwohl Alma massiv unter Druck gesetzt wird, ermittelt sie weiter. was man nicht hoch genug bewerten kann. Nicht überraschend und dennoch erschreckend war die Verbindung zwischen Politikern und kriminellen Kreisen, die sich gegenseitig stützen und schützen. Ich bin sicher, das ist kein Alleinstellungsmerkmal Österreichs. Jessica konnte ich zuerst nicht so recht einschätzen - opportunistisch oder erschreckend naiv ? Am Ende neige ich zu blind vor Liebe und absolut integer und entschlossen, das richtige zu tun trotz persönlicher Nachteile.

Mir persönlich hat der Erzählweise sehr gut gefallen. Ich fand die Thematik und die gesellschaftlichen Verflechtungen spannend genug, so dass ich keine wilden Schießereien oder Verfolgungsjagden vermisst habe. In meinen Augen ist der Krimi lesenswert, da er nicht nur fesselnd ist, sondern durchaus realistische Einblicke in den Politikbetrieb gewährt, was nicht bedeutet, dass alle Politiker korrupt sind.

Bewertung vom 22.08.2024
Die Liebenden von Islay
Wilken, Constanze

Die Liebenden von Islay


ausgezeichnet

Vergangenheit und Gegenwart - und immer Liebe
Ort der Geschehnisse ist die schottische Insel Islay, die für ihre Whiskeydestillerien bekannt ist. Die Autorin nimmt mich mit zwei verschiedenen Handlungssträngen gefangen und lässt mich meine Umwelt vergessen.

Die erste Geschichte führt mich weit in der Historie zurück. 1085 leben auf Islay Wikinger oder besser gesagt Nordmänner. Ihr Leben ist bestimmt durch die Jahreszeiten, das Meer und ständigen kriegerischen Konflikten. Ich begleite Hulda und den erfolgreichen Krieger und Anführer Fjell auf ihrem Lebensweg. Die beiden lieben sich, doch Huldas Mutter ist gegen diese Verbindung. Sie wünscht sich einen Ehemann christlichen Glaubens für Hulda. Der neue Glaube breitet sich immer mehr aus. Hulda glaubt aber an die alten Götter und schließlich stimmt ihr Vater der Verbindung zu. Das Leben damals war hart, ein ständiger Kampf ums Überleben. Fjell ist oft monatelang von zuhause weg und Hulda weiß nicht, ob sie ihn lebend wiedersieht. Diesen Teil des Romans fand ich historisch sehr interessant und ich habe viel über die damaligen Gesellschafts- und Lebensbedingungen gelernt. Die Liebesgeschichte von Hulda und Fjell hat mich sehr berührt.

Die Ereignisse in der Gegenwart sind nicht weniger dramatisch, wenn auch auf eine andere Weise. Shona kommt nach Islay, um die kleine Pension ihrer Schwester Freya zu führen. Freya wurde bei einem Fahrradunfall schwer verletzt. Der Verursacher beging Fahrerflucht. Shona möchte ihn, unbedingt zur Rechenschaft ziehen und beginnt Nachforschungen anzustellen,. Zufällig läuft ihr Gavin, ein alter Schulkamerad , über den Weg. Er und seine Familie betreiben eine eigene Destillerie und versuchen sich gegen die Großen der Branche durchzusetzen. Hier haben mich die Informationen über die Whiskeyherstellung und die Schwierigkeiten, mit der diese Branche kämpft, in ihren Bann gezogen. Ich trinke selbst gerne mal ein Glas und fand die Einblicke in diese Geschäftswelt sehr spannend.

Shona fühlt sich von einem Unbekannten bedroht. Ist sie dem Unfallverursacher zu dicht auf den Fersen ? Und Gavin hat es mit Sabotage in seinem Werk zu tun. Das las sich fast wie ein Krimi. Da Islay historischer Boden ist, sind auch Schatzsucher unterwegs, die sich nicht immer an die Regeln halten.

Ich fand beide Handlungsstränge sehr gut und lebendig geschrieben. Jeder war für sich fesselnd und hat mir das Leben auf der Insel zu verschiedenen Epochen anschaulich nahe gebracht. Für Romantik haben die beiden Liebesgeschichten auf angenehme Weise gesorgt. Ein tolles Leseerlebnis !

Bewertung vom 19.08.2024
Gier ist ein Luder
Neubauer, Ralph

Gier ist ein Luder


ausgezeichnet

Schatten über dem Urlaubsparadies Südtirol
Es beginnt ganz harmlos, als zwei Hotelgäste einen Toten im Wellnessbereich finden. Die ist der Ausgangspunkt zu einem vielschichtigen Fall, der teilweise die Züge einer Tragödie trägt

Zurück zu unserem Toten, bei dem zuerst ein Herztod diagnostiziert wird. Zweifel tauchen auf, als falsche Pässe bei ihm gefunden werden. Das Team um Vice Questore Fabio Fameo würde gerne der Sache nachgehen, wird aber von ihrem Vorgesetzten auf rüde Weise zurück gepfiffen. Dieser möchte durch spektakuläre Drogenfunde groß rauskommen. Fabio fühlt sich zu recht, in seiner Berufsehre gekränkt und ermittelt zusammen mit seinen Kollegen weiter. Die Spur führt zu einem umtriebigen Hotelier, der offensichtlich über viel Geld verfügt und die Hotellandschaft in Südtirol neu aufstellen will. Dies gefällt nicht jedem und so ist der Tod des Unternehmers nicht völlig überraschend. Konkrete Spuren gibt es nicht, da alle Ansätze ins Leere laufen. Der Hartnäckigkeit von Commissaria Giardi ist es am Ende zu verdanken, dass sich einer der Beteiligten öffnet und der Fall gelöst werden kann.

Was mir gut gefallen hat, der Autor schildert nicht nur einen fesselnden Fall, sondern erweist sich auch als engagierter Kenner der Region Südtirol und deren Probleme. Ich habe vor Jahren Urlaub in Schenna gemacht und habe mich gefreut, über Vertrautes zu lesen. Noch mehr beeindruckt und auch nachdenklich gestimmt, haben mich die Ausführungen zum Tourismus in Südtirol damals und heute und dessen Auswirkungen sowie einer möglichen Weiterentwicklung, die in meinen Augen nur bedingt begrüßenswert scheint. Es ist von allem zu viel - zu viel Verkehr, zu viele Menschen, zu viel Verkehr, Lärm und Müll. Manche Südtiroler sehen das zu recht kritisch und es bildet sich Widerstand wie auch an anderen Urlaubsregionen wie Mallorca, Barcelona und Venedig.

Der Titel des Krimis zieht sich als Motto durch das gesamte Buch. Winke mit Geldscheinen, verspreche exorbitante Gewinne ohne Anstrengung oder Risiko und fast alle folgen dir wie die Lemminge. Ernüchternd, dass nach Lösung des aktuellen Falles, diese Bedrohung weiter besteht.

Beim Konflikt zwischen Fabio und seinem Vorgesetzten steht der Verdacht der Korruption im Raum, die ich zutiefst verabscheue. Hier gibt es keine Lösung und wird möglicherweise im nächsten Fall noch eine Rolle spielen. Die Lösung des Falles offenbart eine Tragödie und zeigt, dass man immer damit rechnen muss, Dinge falsch zu deuten. Auch diese Erkenntnis zählt für mich zu den Pluspunkten.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Der Fall war packend, verworren und unterhaltsam. Die Einblicke in die Südtiroler Tourismusbranche war informativ und die persönlichen Aspekte der Ermittler so , dass ich es nicht als störend., sondern als belebendes Element empfunden habe.