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Gabi S

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 02.10.2023
Als wir an Wunder glaubten
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


sehr gut

Ostfriesland, ein kleines Dorf im Moor, Ende des zweiten Weltkriegs - die Bewohner leben in Armut, viele der jungen Männer sind im Krieg gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft.
Annie und Edith, zwei befreundete jungen Frauen warten auf die Rückkehr ihrer Männer. Doch nur Josef, Annies Mann kommt eines Tages nach Hause, schwer verwundet.
Die Dorfbewohner leben zurückgezogen, die Düsternis, das karge Leben in der Moorlandschaft, aber auch, der dort herrschende Aberglaube spürbar von Helga Bürstner beschrieben. Die Erzählung aus der Sicht der verschiedenen Personen geschildert und so ist das Erzählte jederzeit authentisch und sehr emotional.
Menschen, die wenig Hoffnung für ihre Zukunft haben, alles Neue argwöhnisch betrachten und vieles als "Hexerei" abtun, eine sehr explosive Mischung, die sich immer mehr in dem Dorf breitmacht. Gleichzeitig wird Tür und Tor für Scharlatane geöffnet, die davon profitieren wollen und andere aufhetzen.
Die lebendige Erzählung auch die plattdeutschen Dialoge machen den Roman so besonders, ein sehr berührendes Buch. Das Buch habe ich fast in einem Stück gelesen, gefesselt von der Geschichte.
Sehr tiefgehend, durchaus auch mit der bedeutsamen Botschaft. Perspektivlosigkeit und Zukunftsängste ermöglichen auch heute "Wunderheilern" einen rasanten Aufstieg.
Das Cover schlicht - ein schwarzer Hahn ( lässt wenig Aufschluss auf den Inhalt des Buches zu)
Fazit: Sehr lesenswerter Roman

Bewertung vom 10.09.2023
Weil da war etwas im Wasser
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


sehr gut

Der Roman von Luca Kieser ist etwas besonderes, eigenwillig und auch mutig. Einiges hat mir sehr gut gefallen, wohingegen ich auf Beschreibungen von Penissen und Hoden durchaus hätte verzichten können.
Aber vielleicht deckt sich das mit der Geschichte um die uralte Kalmarin mit ihren 8 Armen, die alle einen Namen und ein Eigenleben haben. Die Leserschaft dieses Romans besteht auch aus ganz vielen Individuen, die ganz unterschiedlich dazu eingestellt sein werden.
Die Erzählung war sehr fesselnd, besser ausgedrückt ein ganzes Geflecht von Erzählungen, die ineinander verschlungen waren, wie Tentakelarme. Auch wechseln, sowohl die Tentakel den Fokus der Geschichte, als auch der Autor seinen Schreibstil, manches sehr sachlich, manches so bildhaft und packend, dann nur Aufzählungen aus Tagebüchern.

Aber mit jeder Seite wurde die Komplexität der Natur deutlich und auch wie wir Menschen in diese immer wieder eingreifen. Die Message sicherlich auch, die bisher nur sehr wenig erforschte Tiefsee und all die dort lebenden, meist verborgenen Geschöpfe sind schützenswert.
Ein Buch auf das man sich einlassen sollte, und das nicht nebenbei gelesen werden kann.
Das Buch selbst sehr hochwertig, Titel direkt auf den Buchdeckel gedruckt, das Cover sehr ansprechend gewählt, Tentakelarme, die sich durch und über den Titel schlängeln

Bewertung vom 09.09.2023
Die Windsor-Akte
Husemann, Dirk

Die Windsor-Akte


sehr gut

Dirk Husemann hat sehr gelungen eine Geschichte um das immer wieder in die Schlagzeilen gekommene Paar, König Edward VIII und seine große Liebe Wallis Simpson geschrieben. Nach nicht mal einen Jahr auf den Thron hat dieser, damals auf seinen Titel und die Regentschaft verzichtet.
Viele Spekulationen wurden laut, auch in Bezug auf die Rolle des Paares im zweiten Weltkrieg und eine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten.
Der Roman liest sich sehr spannend und die fast 400 Seiten haben mich von den ersten Seiten gefesselt.
Im Mittelpunkt der Geschichte der junge Ajax Doggerton, der im Auftrag des britischen Geheimdienstes den abgedankten König Edward und dessen Frau Wallis beobachten soll.
Es entwickelt sich sehr schnell ein fast "James Bond" ähnliches Katz- und Mausspiel. Verfolgungsrennen, Morde und Mordanschläge, Explosionen und dies alles queer durch ganz Europa.
Ein Stück Geschichte wurde lebendig geschildert und so aufbereitet, dass es mein Interesse nach eigener Recherche geweckt hat.
Die Figuren allen voran Alex und die ebenso taffe Lydie, aber auch Edward und Wallis sehr lebendig und überzeugend skizziert.

Im Nachwort fasst Dirk Husemann die historischen Fakten zusammen und nennt auch die Geschehnisse, die bis heute nur reine Spekulationen sind.
Fazit:
Ein äußerst gelungener historischer Roman über ein nicht so bekanntes Teil britisch-deutscher Geschichte, packend und unterhaltsam erzählt. Lesenswert

Bewertung vom 29.08.2023
Hinter der Hecke die Welt
Molinari, Gianna

Hinter der Hecke die Welt


sehr gut

Gianna Molinari hat in ihrem neuen Roman ganz elementare Überlegungen bezüglich Wachstum und Stillstand in eine kleine Geschichte eingesponnen.
Da sind die 2 Kinder Pina und Lobo, die in einem kleinen Dorf leben und auf unerklärliche Weise seit 2 Jahren nicht mehr größer werden. Das Dorf und seine Bewohner sind alle irgendwie untätig, ihr einziger Dreh- und Angelpunkt ist eine sehr große Hecke. Diese wird von allen gehegt und gepflegt und ist einzige touristische Attraktion. Die Besucher, die nur deswegen an diesen Ort kommen bringen ein wenig Geld in die Dorfkasse. Ansonsten herrscht Stillstand und Resignation.
Die zweite Geschichte dreht sich um Pinas Mutter Dora, die auf einem Forschungsschiff in der Antarktis lebt. Dort zeichnet sie, die immer schneller werdenden Veränderungen auf. Sie erforscht die Tiefsee des Meeresboden und sehnt sich aus der Ferne nach dem Dorf und ihrer Tochter.
Auf knappen 200 Seiten gelingt es der Autorin ihrer Leserschaft auf Veränderungen, die auch vor unserer Haustüre geschehen, aufmerksam zu machen.
Fazit: Lohnende Lektüre, die zum Nachdenken anregt

Bewertung vom 20.08.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


sehr gut

Tom Hillenbrand hat einen äußerst unterhaltsamen Roman über das Verschwinden eines der berühmtesten Gemälde der Welt geschrieben. Obwohl das Bild klein ist nur 77cm x 53 cm, hat es in all den Jahrhunderten Menschen, die es betrachteten in den Bann geschlagen.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass es im August 1911 aus den Louvre gestohlen wurde. Es blieb über zwei Jahre verschwunden, was in dieser Zeit geschehen ist bietet Raum für viele Spekulationen. Der Autor hat auf der Spurensuche nichts ausgelassen, mitunter fiel mir der Überblick schwer. Aus der Sicht von den unterschiedlichsten Protagonisten wird abwechselt die Handlung erzählt.
Paris, die Welt der Künstler, aber auch Kleinkrimineller, revolutionärer Gruppen und gewaltbereiter Anarchisten. Ein Schmelztiegel und mittendrin Inspektor Juhel Lenoir auf der Suche nach dem verschwundenen Gemälde.
Ein raffinierter Roman, der langsam an Fahrt aufnimmt. Viele Puzzleteile gilt es zusammenzufügen, bevor das Ganze zu einem stimmigen Ende kommt.
Tom Hillenbrand hat einen sehr lebendigen Roman voller stimmungsvoller Bilder geschaffen. Gleichzeitig auch die reale Geschichte mit Fiktion verknüpft (so hätte es durchaus sein können) und großes Kopfkino entstehen lassen.

Fazit : Sehr empfehlenswert um einmal in das Paris der 1920er Jahre abzutauchen und auch mehr über La Joconde zu erfahren

Bewertung vom 05.08.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Das Cover ist wunderschön gestaltet - erinnert rein optisch sofort an den Vorgängerroman. Groß und plakativ der Titel (diesmal nicht so sperrig gewählt)

Die Geschichte von Silvia, die Berlin Hals über Kopf verlässt und mit ihrer kleinen Tochter Hannah eines Tages überraschend vor der Tür ihrer Mutter Evelyn steht.
In zwei Zeitebenen wechselt Alena Schröder äußerst geschickt hin und her, sie erzählt Evelyns Geschichte in den 50er Jahren, aber auch Hannahs Leben in den 70er in dem kleinbürgerlichen Ildingen. Der Schreibstil und die Wortwahl den beiden sehr unterschiedlichen Frauen und der jeweiligen Zeit perfekt angepasst.
All das lässt sich sehr flüssig lesen und die Gefühle von Mutter und Tochter und deren Leben gut nachvollziehbar geschildert. Vieles ist zwischen den beiden unausgesprochen und so nähern sie sich nur langsam und zögerlich. Die Bereitschaft sich seiner Vergangenheit zu stellen, und über die eigenen Gefühle zu reden liegt im Fokus des Romans.
Lebensecht, lebendig wird dieser Konflikt geschildert
Ein sehr lesenswertes Buch - für mich ein Lese-Highlight 2023

Bewertung vom 17.07.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


ausgezeichnet

Kristina Lüding beschreibt sehr gefühlvoll das Leben, der sehr scheuen Filmdiva. Die Schauspielerin, stets darauf bedacht ihr Privatleben vor der Öffentlichkeit abzuschirmen. Sie gab nur sehr wenige Interviews zu Lebzeiten, all dies machte sie nur noch geheimnisvoller und interessanter.
Die Geschichte der zeitlebens sehr scheuen Filmdiva beginnt einige wenige Wochen vor ihrem Tod. Sie blickt auf ihr Leben zurück, auf ihre Erfolge, aber auch ihren Niederlagen. Fast 50 Jahre nach ihrer letzten Filmrolle versuchen Paparazzi immer noch Fotos von ihr zu erhaschen.
Ihr Aufstieg von der einfachen Hutverkäuferin zum gefeierten Filmstar, mit 15 arbeitet Greta Gustafsson in einem Stockholmer Kaufhaus. Ihre Mitwirkung, in einen für das Kaufhaus produzierten Werbefilm, bestärkt sie, ihren Traum Schauspielerin zu werden, in die Tat umzusetzen. Ihre zaghaften Anfänge, ihre Versagensängste und ihre Nervosität beschreibt Kristina Lüding sehr detailliert. Dabei bleibt die Autorin dicht an den Fakten, die im Buch erwähnten Personen sind real.
Die Romanbiografie gewährt einen kleinen Einblick in das Leben des gefeierten Stars, die Zweifel zeitlebens plagten und auch lukrative Rollenangebote mehrmals ausschlug.
All das liest sich Dank des angenehmen Schreibstil sehr leicht. Die sorgfältige Recherche macht das Lesen zum Erlebnis und man taucht förmlich in die schillernde Welt Hollywoods ein.
Fazit: Großartige Romanbiografie - die bestens unterhält und "Die Göttliche" ein wenig "irdisch" werden lässt

Bewertung vom 04.07.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


ausgezeichnet

Der neuer Fall für Sergeant Perry Gahalowood und seinen Freund, den Schriftsteller Marcus Goldman
Im April 1999 wird Alaska Sanders tot aufgefunden, eine junge Frau, die erst wenige Monate zuvor nach Mount Pleasant gezogen war. Rasch wird ihr Exfreund der Tat überführt, er gesteht den Mord und belastet seinen besten Freund, der Mittäterschaft. Im Verhörraum kommt es zu einen Massaker. Peter Gahalowood, war damals nur durch einen glücklichen Umstand nicht anwesend.
Doch nun 11 Jahren später, tauchen Zweifel auf, durch eine anonyme Nachricht. Der Fall wird nochmal neu aufgerollt und untersucht.
Das Ganze liest sich sehr packend und die häufigen Rückblenden fordern sehr konzentriertes Lesen. Jedes Mal, wenn ich eine neue Vermutung hatte, wurde diese nach wenigen Seiten wieder zunichte gemacht. Immer wieder werden kleine Details und Hintergrundinformationen häppchenweise eingestreut. Das Buch bleibt bis zuletzt spannend und die Auflösung des Falls, dann doch sehr schlüssig.
Der Roman kann auch eigenständig gelesen werden, ohne, dass man den Vorgänger "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" kennt. Aber, da einige Anspielungen und Protagonisten wieder auftauchen, ist es für ein besserer Verständnis sicherlich von Vorteil.
Der Schreibstil ist flüssig und die Hauptakteure authentisch, die Atmosphäre der amerikanischen Kleinstadt gut eingefangen. Die Geschichte, mit ihren fast 700 Seiten für mich ein lohnendes Leseerlebnis.

Bewertung vom 22.06.2023
Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte
Fletcher, Susan

Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte


ausgezeichnet

Jeanne und Charles sind seit vielen Jahren verheiratet. Ihre 3 Söhne sind inzwischen aus dem Haus und sie leben in einem kleinen, beschaulichen französischen Ort . Charles ist dort Leiter der örtlichen Heilanstalt und seine Frau versorgt den Haushalt . Eines Tages wird ein neuer Patient Vincent van Gogh in die Heilanstalt gebracht.
Susan Fletcher hat eine feinsinnige, sehr emotionale und berührende Geschichte geschrieben. Während seines Klinikaufenthaltes in Saint Rémy schrieb Vincent van Gogh mehrmals an seinen Bruder Theo. Der Inhalt dieser Briefe hat die Autorin sehr kunstvoll mit der Geschichte über Jeanne und Charles verknüpft. Jeanne sucht die Nähe des Malers, obwohl ihr Mann dies ihr untersagt. Der freie und unangepasste Lebensstil des Malers aber auch dessen Obsession für all das Schönen gefällt Jeanne. Sie beginnt ihr ziemlich freudloses Leben und die Partnerschaft zu überdenken.
Der ruhige, anrührende Schreibstil, aber auch die stimmungsvollen Beschreibungen der Natur, und auch die Gemütslage von Jeanne haben mich in den Bann gezogen. Sehr nachvollziehbar war ihre Wandlung und ihr "Aufbegehren" .
Habe viel über die Provence, aber noch mehr über van Gogh erfahren. Obwohl er in dem Roman nicht einen großen Platz einnimmt, ist er doch stets gegenwärtig, da Handlungen und Emotionen mit ihm verknüpft werden.
Mein Fazit: Ein besonderer Roman für ruhige Stunden - sehr lesenswert

Bewertung vom 19.06.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


sehr gut

Lübeck 1899 - ein ehrwürdiges Mädchenpensionat - eine strenge Direktorin - eine alleinstehende, junge und sehr engagierte Lehrerin - vier Mädchen, die Freundinnen werden und viele Pläne für ihre Zukunft haben
Nicht unbedingt neu das Thema - ein wenig dem "Trotzkopf" angelehnt, der damaligen Zeit angepasst, aber wesentlich frischer und nicht so betulich geschrieben.
Anna Perbandt hat in ihrem Roman dem Mädchenpensionat in Lübeck Leben eingehaucht und den Protagonistinnen alle mit viel Liebe sehr unterschiedliche Charaktere gegeben. Allen voran, die äußerst temperamentvolle Komtess Nora, die zunächst nur widerwillig das Pensionat besucht. Doch gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen Fanny, Agnes und Lotte findet sie bald Gefallen am Leben
im Pensionat.
Das alles liest sich sehr flott und unterhaltsam.
Natürlich geht es auch um nicht standesgemäße Liebe und das Aufbegehren gegen gesellschaftlicher Normen.

Das Cover zeigt die Lebenslust der vier jungen Mädchen - gefällt mir, sehr passend umgesetzt
Band 2 (Sturmschwestern) erscheint im Oktober 2023
Fazit: Sehr ansprechende Geschichte mit vielen Wendungen - flott geschrieben, nette Unterhaltung im besten Sinne