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agnes.bookworld
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Heiligenhaus
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Ehefrau, Studentin und Bücherverrückt…

Bewertungen

Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 16.01.2024
Die Pension am Meer
Klassen, Julie

Die Pension am Meer


sehr gut

Julie Klassen schreibt flüssig. Ihre Schreibweise empfinde ich als leicht lesbar und fesselnd. Die Handlungen waren für mich nachvollziehbar, die Protagonisten authentisch und sympathisch beschrieben. Die beschriebene Landschaft weckt die Lust, dieses Fleckchen Erde und den Ort zu bereisen. Realistisch ist die Zeit, in der dieser Roman spielt, beschrieben. Der christliche Aspekt ist vorhanden, doch nicht sehr stark, eher verhalten. Mich persönlich erinnert dieser Roman hat an den Roman von Louisa May Alcott „Little Woman - Betty und ihre Schwestern“ erinnert. Doch er trägt laut Julie Klassen in ihrem Nachwort einen Touch von Jane Austen.

Als Leser begleitet man, obwohl es vier Schwestern sind, nur vier, Sarah, Emily, Viola und Georgina, mit der kränklichen Mutter. Nach der Testamentseröffnung ihres verstorbenen Vaters erfahren sie, dass sie kein Vermögen haben und sie, um wenigstens etwas Geld zu haben, das Haus am Meer verkaufen sollen. Doch damit können sie sich nicht arrangieren und lassen sich auf den Vorschlag einer Bekannten ein, ihr Heim zahlenden Gästen (Pension) zu öffnen.

Jede der vier Schwestern geht auf seine eigene Art mit dem Verlust des Wohlstandes um. Auch hat jede von ihnen, vor allem die ältesten drei, persönliche Päckchen zu tragen. Verlust, Trennung von der ältesten Schwester und mangelndes Selbstwertgefühl, da sie eine sichtbare Narbe von einem Gendefekt im Gesicht hat, sind Themen die sie beschäftigen.

Durch die Dialoge mit den Hausgästen und anderen Nebenprotagonisten erlebte ich als Leserin die Entwicklungen der Schwestern mit. Von allen vier Schwestern machte Viola die größte Veränderung. Anfangs schüchtern und scheu versteckte sie ihr Gesicht hinter einem Schleier und im Verlauf der Geschichte legte sie den Schleier ab und zeigte ihr Gesicht.

Ich fand es interessant zu lesen, was die Menschen in der damaligen Zeit bei so einer Kleinigkeit von sich dachten. Welche barbarische Methode es gab, um eine Lippenspalte zu operieren. Auch war es zum Kopfschütteln, was es damals für Aberglauben gab.

Mir hat das Buch sehr gefallen und empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 18.12.2023
Winterliebe in Cornwall
Harrel, Lindsay

Winterliebe in Cornwall


sehr gut

Es sind zwei in sich abgeschlossene Romane. Sie spielen im selben Ort in Cornwall kurz vor Weihnachten. Der Schreibstil ist angenehm und leicht lesbar. Die Geschichten sind verständlich, authentisch und nicht anspruchsvoll. Direkt im ersten Kapitel glühen zwischen den Hauptprotagonisten die Liebesfunken. Und bis zum Happy End muss noch die ein oder andere Hürde überwunden werden. 

In beiden Geschichten geht es um zwei Frauen, Joy und Sarah, die aus unterschiedlichen Gründen nach England kommen. In Port Willis angekommen, begegnen sie ihrem Gegenstück. 

Joy und Sarah sind zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Joy hängt sehr an ihren Eltern. Trotzdem kam sie nach England, um ihre beste Freundin als Trauzeugin auf deren Hochzeit zu begleiten. Sie verließ ihre alten Eltern und die kranke Mutter, um bei dieser Hochzeit dabei sein zu können und hat ein ziemlich schlechtes Gewissen dabei. Sarah flieht vor ihrem dominanten Vater nach England zu ihrer Schwester, um sie bei der Eröffnung ihrer eigenen Bäckerei zu unterstützen. Beide Frauen lernen im ersten Kapitel den männlichen Protagonisten kennen. Im Gegensatz zu den Frauen erscheinen diese blass. Oliver und Michael sind auch verschiedene Charaktere mit einem Glauben an Gott. Auch diese verlieben sich sofort in Joy und Sarah. 

Beide Geschichten sind leicht, nicht tiefgründig. In beiden ist der christliche Aspekt vorhanden, wobei ich persönlich den Eindruck habe, dass dieser in der zweiten Geschichte mehr zum Vorschein kam. Die Massage:
In der ersten Story - Möchte Gott auch das oder will ich es?
Die zweite Story enthielt das Vertrauen in Gott und die Liebe an ihn.
Ich habe dieses Buch gern gelesen und wer schnulzige und leichte Bücher mag, denen kann ich dieses Buch sehr empfehlen. 

Bewertung vom 10.12.2023
Ich war doch noch ein Junge
Brallier, Steven W.;Beck, Lynn G.;Lohr, Joel N.

Ich war doch noch ein Junge


ausgezeichnet

Mitka ist ein Mann über 80 Jahre, seine Erinnerungen an seine Kindheit sind bruchstückhaft und sehr schlimm. Mit ca. 7 Jahren flüchtete er aus einem Kinderheim, geriet an feindliche Soldaten und wurde als Jude abgestempelt und von einem KZ-Lager zum nächsten verfrachtet. Er überlebte Massenerschießungen, Kälte und Hunger, sowie 7 Jahre als Kindersklave, indem er schlimmer behandelt wurde als die Tiere des Gutsbesitzers. Doch in all diesem hat ihn sein Lebenswille nicht verlassen und er hörte eine Stimme „Irgendwann findest du dein Ziel.“ dieser Satz trug ihn hindurch und das bis heute.

Durch den Geschichtsunterricht, einigen Büchern und Filmen dachte ich zu wissen, wie es den Menschen, die den Nationalsozialismus überlebten erging. Doch durch diese Lebensgeschichte habe ich erneut dazu gelernt. Mitka’s bruchstückhafte Erinnerungen gehen unter die Haut und lassen Tränen in die Augen steigen. Sie lassen sich fragen „Wie können Menschen anderen Menschen und vor allem Kindern sowas antun!?

Der Text ist fließend, leicht lesbar trotz der Schwere. Obwohl die Autoren über Mitka schreiben, hat man nicht, dass Gefühl das sie über ihn schreiben, sondern mit ihm. Sie beschreiben Szenen über seine Mimik und Gestik wenn er ihnen seine Geschichte erzählte, füllen Lücken der Bruchstückhaften Erinnerungen mit Fakten der damaligen Zeit. Diese sind mit Fußnoten versehen und die Quellen kann man am Ende des Buches in einem Glossar nachlesen. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit Mitkas Kindheit bis zur seiner Immigration in die USA. Der zweite Teil seinem Leben in der USA und im dritten Teil der Suche nach seiner Identität, den Wegen auf den Spuren der Vergangenheit. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen der gern Biografien und Lebensgeschichten liest und dabei auch harte Kost verträgt.

Bewertung vom 21.11.2023
Sparks of Joy
Unsin, Verena

Sparks of Joy


sehr gut

Erneut nimmt Verena die Leser in eine gefühlvolle, lebensechte Geschichte mit. Man begegnet Protagonisten, Familie Seibert, die man aus Sparks of Hope kennt. Auch dieses Buch ist in zwei Zeitepochen geschrieben, dem Jetzt und vor ein paar Monaten, mit genauer Zeitangabe. Der christliche Aspekt ist in diesem Buch nicht vordergründig und doch präsent.

Nach einem abgebrochenen Studium ist Silia wieder zu ihren Eltern gezogen. Da sie nicht völlig finanziell von ihren Eltern abhängig sein möchte jobbt sie in einem Büro als Aushilfe. Sie hat mit Selbstzweifeln zu kämpfen und einen Minderwertigkeitskomplex. Sie hat das Gefühl um mit ihren sportlichen Geschwistern und Freunden mithalten zu können geht sie regelmäßig ins Fitnessstudio, achtet auf ihre Ernährung.

Endlich fühlt sie sich schön und liebenswürdig und hat einen gutaussehenden Freund. Somit hat sie das erreicht was ihre Freundinnen haben, jedoch fühlt sie keine Zufriedenheit. Dazu kommt, dass in ihrem Elternhaus ein Fremder eingezogen ist, dem es an nichts fehlt und der immer gut gelaunt ist.

Silias Zerrissenheit, ihre Unsicherheit und ihre Glaubenskrise konnte ich als Leserin sehr gut nachvollziehen. Die ein oder andere Situation hat mich, an mich selbst als junges Mädchen und junge Frau erinnert.

Phil ist das totale Gegenteil von Silia, selbstbewusst, wissend was er möchte. Aber auch Einfühlsam, Fürsorglich, Aufmerksam. Er hat ein starkes Glaubensleben. Was mich an seinem Charakter zusätzlich begeisterte war, dass er nicht auf sein Handicap reduziert werden wollte und dies auch erreicht hat.

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen und kann es jedem empfehlen, die auf der Suche nach sich selbst sind.

Bewertung vom 06.11.2023
Das Holz, aus dem wir geschnitzt sind
Spratte, Annette

Das Holz, aus dem wir geschnitzt sind


ausgezeichnet

Was für ein starkes, emotional berührendes Buch! Es ist das erste Buch, das ich von Annette Spratte las. Wenn ihre Bücher alle so sind, dann muss ich diese umgeben von Taschentuch-Boxen lesen. 

Annette hat dem Hauptcharakter Karl einen schönen Charakterzug gegeben. Auch die Nebencharaktere waren für mich authentisch und realistisch beschrieben. Die Beschreibung des Lebens im 18. Minuten Jahrhundert konnte ich mir sehr gut vorstellen und es führte mir lebhafte Bilder vor Augen. Mehrmals musste ich innehalten, um meine Augen trocknen zu lassen, die beim Lesen nass geworden sind.

Direkt im Prolog liest der Leser von der tiefen Zuneigung zwischen Karl und seinem Großvater. Später im Buch offenbart es sich, warum es so war. Karl wird als ein sensibles Kind beschrieben. Das bleibt er auch als er zum Mann herangewachsen ist. Statt mit seinen Brüdern herumzutoben und sich mit ihnen zu raufen, zog er die Gesellschaft des Großvaters vor. Auch war ihm die Arbeit im Stall lieber, denn die Tiere quälten und ärgerten ihn nicht. Er erledigte seine Arbeiten immer zügig, um dann Zeit zum Schnitzen zu haben. Nach dem Tod des Großvaters verliert Karl seinen Beschützer und ist dem Spott und Gemeinheiten, seiner älteren Brüder schutzlos ausgeliefert. Es kommt sogar so weit, dass einer von ihnen ihm nach dem Leben trachtet. Was hat Karl getan?

Ich bewunderte Karl für seine Stärke, wie er alles still über sich ergehen ließ. Woher nahm Karl diese Kraft und Stärke?

Der Glaube in diesem Buch kommt in vielen Dingen zum Vorschein: Bibelzitate, das Leben im Kloster als Rückzugort, um zur Ruhe zu kommen und Frieden zu finden. Ebenso durch die Einstellung der   Hauptcharaktere zum Glauben. Dieses Buch zeigt auf, dass nicht vorschnell geurteilt werden sollte, dass jede Geschichte zwei Seiten hat. Es ist ein sehr gutes Buch, das ich gern und von Herzen weiterempfehle.

Bewertung vom 28.09.2023
Stark wie die Blumen der Prärie
Hedlund, Jody

Stark wie die Blumen der Prärie


sehr gut

Weiter geht es mit der Besiedlung Colorados. Als Leser begleitet man Flynn McQuaid auf dem Weg durch Kansas im Jahr 1863 zu seinem Bruder.
Der Weg nach Colorado ist gefährlich, es lauern Gefahren durch die Komantschen (Indianerstamm), die ihr Territorium verteidigen, wilden Tieren und durch Freischärlern (Deserteuren). Flynn wird als ein aufmerksamer und fürsorglicher junger Mann beschrieben, der seine Aufgaben ernst und pflichtbewusst erfüllt. Er treibt eine Herde Rinder zu seinem Bruder, der im Colorado-Gebirge sich eine Ranch aufbaut. Auf dem Weg dorthin rettet er eine junge Frau vor dem Ertrinken und wird kurzerhand von ihrem Großvater als Bewacher für sie angeheuert.

Linnea heißt die junge Frau, die Flynn aus dem reißenden Fluss gerettet hat. Sie begleitet ihren Großvater als erste Frau, die Botanik studiert hat, auf eine Expedition, um die Flora in Kansas zu erkunden, ein Handbuch darüber zu schreiben und veröffentlichen. Sie wird als verträumte junge Frau beschrieben, die sich oft unbewusst in Gefahren begibt. Aber auch als sehr gewissenhaft, die ihre Arbeit und Aufgaben ernst nimmt.

Beim Lesen dieses Buches hatte ich lebhafte Bilder vor Augen und konnte mir jede Szene sehr gut vorstellen. Ich fand den Schreibstil angenehm, fließend und leicht lesbar. Das Happy End ist wie im ersten Buch dieser Reihe vorprogrammiert. Der Glaube an Gott ist unaufdringlich für den Leser präsent.

Sehr gefallen hat mir die Umsetzung des Themas loslassen der Verbitterung und Verletzungen der Vergangenheit um in der Gegenwart und die Zukunft Frieden zu finden. Ebenso das man sich seinen Ängsten stellen muss und sie Gott überlassen soll, dann wird alles gut. Denn das Leben ist immer unvorhersehbar.

Genauso wie das erste Band endet dieses Buch mit einem Cliffhanger und lässt auf eine Fortsetzung blicken bzw. hoffen.

Bewertung vom 26.09.2023
Hinter dem Schleier
Ritter, Amy Jasmin

Hinter dem Schleier


ausgezeichnet

Elissa ist ein, wie man sie heute nennen würde, It-Girl – jung, schön, reich und so-gut wie verlobt. Ihre Mitmenschen, die nicht wie sie finanziell gut dastehen, auf sie schaute sie herab und verachtete sie.
Auf schmerzvolle Art lernte sie, dass auch Menschen, die unter ihrem Stand stehen, liebevolle und ehrliche Menschen sind. Bei einer Explosion wurde sie schwer verletzt und büßte etwas von ihrer Schönheit ein. Seitdem versteckte sie ihr Gesicht hinter einem Schleier. Sie befindet sich auf der Flucht, denn der Tod ihrer Eltern war nicht natürlich. Sie änderte ihren Namen, leugnete ihre Herkunft und zog von einem Dorf zum anderen im Norden Englands. So gingen einige Jahre ins Land und sie begegnet jemanden aus ihrem alten Leben. Statt zu fliehen, verspürt sie den Drang zu bleiben.

Raphael wird von Schuldgefühlen geplagt und verlor nach und nach sein Augenlicht. Seinen Beruf als Arzt musste er aufgeben. Seine Haushälterin stellt eine junge Frau als Dienstmädchen ein und diese ist niemand anderes als Elissa. Nach und nach erfährt er, warum sie sich einen anderen Namen gab und als Dienstmädchen arbeitet.

Beide sind vom Leben enttäuscht und verbittert. Was ändert ihre Meinung und lässt sie auf Gott schauen?

Auf eine wunderbare Art ist es Amy Jasmin Ritter gelungen, dem Leser unaufdringlich zu vermitteln, dass Gott in jeder Lebenssituation den Menschen liebt. Jeden gleich, ihm ist jeder Mensch wichtig, jeder einzelne und nicht nur die Gesamtheit. Die Protagonisten sind authentisch und glaubwürdig beschrieben. Ich konnte mich sehr gut in beide hineinversetzten. Fühlte mit, konnte manche Gedankengänge sehr gut nachvollziehen und verstehen, warum sie mit Gott haderten und sich von ihm abwandten.

Dieses Buch liest sich von der ersten bis zur letzten Seite leicht, fließend und nimmt einen völlig ein. Die Geschichte lässt einen nach Beenden des Buches nicht los. Ein ganz tolles Buch, ich kann es von Herzen empfehlen.

Bewertung vom 11.09.2023
Eines Tages finden wir nach Hause
Austin, Lynn

Eines Tages finden wir nach Hause


sehr gut

Zwei junge Frauen und eine Gemeinsamkeit. Doch was verbindet sie? Die eine lebt in Europa und die andere in Amerika.

Es ist das Jahr 1939, Gisela befindet sich mit ihren Eltern auf einem Schiff, das aus Hamburg in Richtung Kuba ausgelaufen ist. Auf diesem Schiff lernt sie auch ihre große Liebe, Sam Schapiro kennen. Sie sind Juden. Sie streben nach Freiheit und einem angstfreien Leben. Es kommt anders, als sie es sich vorgestellt haben. Deutschland haben sie hinter sich gelassen und doch befinden sie sich in Europa. Wie wird die Geschichte für sie bloß enden?

Im Jahr 1946, ein Jahr nach Kriegsende begleitet der Leser Peggy in ihrem Leben in einer kleinen Stadt in Amerika. Jim ist der Sohn des Tierarztes, bei dem sie als Helferin eingestellt ist. Er ist ihr Freund aus Kindertagen. Es verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Körperlich unversehrt kehrte er aus dem Krieg zurück, doch seine Seele ist zutiefst erschüttert. Nachdem Jim einen Suizid versucht hat zu begehen, beginnt Peggy Nachforschungen anzustellen. Sie findet ein Foto einer jungen Frau im Rucksack von Jim. Sie und Jims Eltern fragen sich: wer ist die junge Frau? Was ist mit Jim passiert? Wo ist der Freund mit einem unerschütterlichen Glauben an Gott?

Beide Zeitepochen werden, fließend und leicht lesbar in einem fesselnden Schreibstil, in der Ich-Form erzählt. Lange bleibt es dem Leser verborgen, wie diese zwei Zeitepochen verbunden sind und welche Verbindung zwischen Gisela und Peggy besteht. Bis ich an die Stelle kam, in der Lynn Austin beiden Zeitsträngen eine Gemeinsamkeit gab, lasen sich beide wie getrennte Geschichten. Was mich etwas störte und lange fragen ließ welche Verbindung zwischen ihnen besteht. Trotzdem kann ich dieses Buch von Herzen weiterempfehlen.

Bewertung vom 01.09.2023
Entscheidungen an der Schwelle des Todes
Warren, W. Lee

Entscheidungen an der Schwelle des Todes


sehr gut

Dr. Lee Warren ist Neurochirurg. Alleine ein Blick auf das MRT-Bild eines Menschen reicht, und er spürt, dass die Veränderung des Gehirns bösartig ist. Er weiß, dass sich nach dem öffnen der Schädeldecke seine Vermutung bestätigen wird. Die Bestätigung vom Pathologen nach der Biopsie ist nur noch pro forma. Dr. Warren erkennt sofort und weiß, dass der betroffene Mensch nur noch eine begrenzte Lebenszeit hat.

Einfühlsam und sympathisch beschreibt Dr. Warren einige seiner Patienten, die er von Anfang an, noch aus der Notfallambulanz heraus, begleitet hat. Jeder/Jede von ihnen geht anders mit der Diagnose um. Jemand sieht etwas Gutes in all dem Ganzen, der andere versucht alles, um am Leben zu bleiben, und wieder ein anderer gibt direkt auf.
Dr. Warren ist ein Arzt, dem seine Patienten nicht egal sind. Vor jeder OP legt er seine Hände auf deren Brust und betet für sie. Aber hier öffnen sich seine Glaubenszweifel: Wie kann ich für dessen Genesung beten, obwohl ich weiß, dass sein Leben innerhalb eines Jahres vorbei sein wird? Er fragt nicht nach dem warum…
Ein zweites Mal stürzt er in Glaubenszweifel, als er einen seiner Söhne auf tragische Weise verliert. Trotz seiner Zweifel hält er am Glauben fest und kann irgendwann wieder vertrauen. Er kommt zurück an den Punkt, wo er für seine Patienten betet…

Dieses Buch zeigt auf, dass man als Christ mit Gott hadern kann, den Glauben an ihn in Frage stellen kann und vermittelt, trotzdem am Glauben festzuhalten. Ebenso zeigt es auf das es gut wäre sich noch im gesunden Zustand mit Fragen zu beschäftigen, für den Fall, wenn man seinen Willen nicht mehr äußern kann.

Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, berührend, oft hatte Tränen in den Augen und ich kann es jedem empfehlen der nach Auswegen aus seinen Zweifeln sucht.

Bewertung vom 10.08.2023
Die verschwiegenen Jahre
Gohlke, Cathy

Die verschwiegenen Jahre


ausgezeichnet

Welches Buch hat dich zuletzt so berührt das du beim lesen weinen musstest?

Es ist das Jahr 1973. Hannah ist genötigt, eine Pause von ihrer geliebten Arbeit als Lehrerin zu machen. Vor einigen Monaten hat sie ihre Mutter zu Grabe getragen. Sie hatte kein enges Verhältnis zu ihr. Die Anrufe ihres Anwaltes ignoriert sie. Als sie ihre genötigte Auszeit bei ihrer Tante verbringt, belauscht sie ein Gespräch von ihr und ihrer Freundin. Das ist für sie aufwühlend und fordert sie heraus, mehr über ihre Mutter zu erfahren. Sie begibt sich auf die Suche nach Antworten und findet zuerst heraus, dass ihre Mutter eine Deutsche ist und nicht wie angenommen eine Österreicherin. Hannah erfährt, dass sie einen Großvater hat der in Berlin lebt.
 
28 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg kommt sie nach Deutschland. Zuerst erfährt sie wenig über ihre Mutter, dafür umso mehr über die Vergangenheit ihres hochbetagten Großvaters. Eingetaucht in diese Geschichte flog ich nur so durch die Seiten. Die Geschichte wird in zwei Zeitepochen erzählt. 1972/73 in der dritten Person über Hannah und ihrer Suche nach Antworten. In der Ich-Form erzählt Lieselotte, Hannahs Mutter, ihre Erlebnisse während des Krieges.
 
Ich habe schon einige Bücher aus der Zeit des zweiten Weltkrieges und über den Nationalismus gelesen. Doch keines davon hat mich so berührt wie dieses Buch von Cathy Gohlke. Bei mir flossen die Tränen und ich fühlte mit. Alles ist sehr anschaulich und glaubwürdig beschrieben. Die Protagonisten sind authentisch und mir sympathisch gewesen. Auf einen Nebenprotagonisten hätte ich allerdings gerne verzichtet. Die Schrecken und die Grausamkeiten dem hebräischen Volk gegenüber waren nicht beschönigt und nicht heruntergespielt. Die Denkweise so mancher Nazibefürworter nach dem zweiten Weltkrieg sind sehr glaubwürdig rübergekommen. Aber auch, dass Überlebende der Konzentrationslager anschließend ihre Herkunft verleugneten und weiterhin in Angst lebten.
 
Dieses Buch kann ich von Herzen weiterempfehlen. Auch wenn mittlerweile fast Jahre nach dem 2. WK vergangen sind, diese Grausamkeiten – Antisemitismus und der Hass andern Nationalitäten gegenüber – dürfen sich nicht wiederholen.