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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2659 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2025
Die Zweisteins - Familie formt den Charakter
Kölpin, Regine

Die Zweisteins - Familie formt den Charakter


sehr gut

Humorvoller Roman, der den Familienzusammenhalt feiert!
Im Knaur Verlag erscheint Regine Kölpins Familienroman "Die Zweisteins – Familie formt den Charakter".
Juna erbt von ihrer Tante ein ungenutztes, renovierungsbedürftiges Hotel an der Nordsee, den früheren Charme kann man noch ahnen. Sie ist Feuer und Flamme, möchte mit ihrer Familie dorthin ziehen und das Hotel wieder in Betrieb nehmen. Doch machen da die Kinder und ihr Mann mit? Denn die sind ganz zufrieden mit ihrem Leben in Wilhelmshaven und können dem Kaff Tulpenboom nicht viel abgewinnen. Familiäre Turbulenzen sind vorprogrammiert.

Es ist nicht so einfach, wenn sich eine Familie in einem Heimatort etabliert hat und dort wohl fühlt. Deshalb muss Juna gut überlegen, wie sie ihre Familie von einem Neustart in Tulpenboom in seiner schönen ländlichen Gegend überzeugen kann. Ihr Mann Matthis ist Banker und will eigentlich nichts groß verändern. Ihre Teenager-Tochter Leonie hält es für unmöglich von der Stadt aufs Dorf zu ziehen, dort ist ja nichts los. Nur der 13-jährige Friedrich entdeckt durch sein geschichtliches Interesse das ein oder andere Argument für Tulpenboom. Leider sind die Tulpenboomer Bewohner ziemlich rückständig und stehen Veränderungen, inclusive einem neuen Hotel, wenig offen gegenüber. Doch Juna setzt ihren gesamten Ehrgeiz ein, findet schnell Mitstreiter, die sie unterstützen und bezieht ihre Familie in ihr neues Projekt mit ein. Das bringt natürlich einige Überraschungen mit sich, doch wenn alle zusammen halten und eigene Ideen einbauen, kann das klappen.


Der locker-flüssige Erzählstil führt abwechslungsreich und humorvoll durch die Handlung. Regine Kölpin führt uns den landschaftlichen Nordsee-Charme ihres fiktiven Ortes Tulpenboom vor Augen und lässt uns in das unterhaltsame Alltagsleben ihrer Zweisteins eintauchen. Es gibt einige Hürden zu überwinden, die die Familie vor neue Herausforderungen stellt. Gemeinsam kommen sie sich wieder als Familie näher und stehen enger zusammen als je zuvor.

Interessante und gut gezeichnete Charaktere findet man in diesem Buch zuhauf, ihre unterschiedlichen Ansichten und Besonderheiten macht Regine Kölpin mit erkennbaren Eigenschaften deutlich und so kann man sich die Figuren wunderbar vorstellen. Ich habe die Zweisteins, ihre Verbündeten und ihre Widersacher gerne bei ihren Vorhaben begleitet und wurde gut unterhalten.

Ein wunderbar humorvoller Roman, der den Familienzusammenhalt in den Vordergrund stellt und uns vom Urlaub an der Nordsee träumen lässt.

Bewertung vom 10.02.2025
A wie Biene
Heck, Ellen

A wie Biene


sehr gut

Außergewöhnliches Tier-ABC zeigt Sprachvielfalt!

Mit Ellen Hecks "A wie Biene" erscheint im Carlsen Verlag ein Tier-ABC mit verschiedenen Sprachen, das sich für Kinder zwischen 5 und 10 Jahren eignet.

Unser deutsches Alphabet beginnt mit einem »A« wie Affe, doch dieses Buch hat einen interkulturellen Ansatz, es zeigt die Tierwelt in unterschiedlichen Sprachen und startet mit dem Wort »Biene«. Denn die Biene beginnt auf Igbo, Ojibwe, Portugiesisch und Türkisch mit einem »A«. Das erklärt den Titel dieses Buches und das Tier ABC stellt die Namen der gezeigten Tiere auf unterschiedlichen Sprachen vor, einmal rund um den Erdball.

Dieses großformatige Tierbuch zeigt ein besondere Tier ABC, das sich an vielen Sprachen orientiert. Die schönen Illustrationen bilden die Tiere gut erkennbar ab. Zu jedem Tier werden die entsprechenden Namen in bestimmten Sprachen genannt, insgesamt werden so 68 Sprachen in das Buch eingebaut. Im Anhang führt ein Link zu Hörbeispielen, wie die Tiernamen in den verschiedenen Sprachen korrekt ausgesprochen werden. Zu den Sprachen gesellen sich einige, die mir bisher unbekannt waren, wie z. B. Alutiiq, Igbo und Gujarati.

Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Sprachen klingen und wie vielseitig deren Töne auf uns wirken. Manche Sprachen ähnlich sich in ihren Lauten, andere klingen sehr kompliziert und fremd für unsere Ohren. Und doch bezeichnen sie ein bestimmtes Tier, nur immer wieder anders. Die Vielfalt von Sprache wird hier anschaulich vermittelt und die naturalistisch wirkenden Illustrationen zeigen auf den ersten Blick, um welches Tier es sich handelt.

Das Außergewöhnliche an dem Buch ist die Mehrsprachigkeit, die Kinder hier entdecken können und in der Bandbreite erst einmal erfassen müssen. Das macht neugierig auf die genaue Aussprache der Tiernamen, die über den Link angehört werden können. Ich hätte mich zusätzlich noch über nähere Informationen zu den Tieren gefreut.

Im ausführlichen Nachwort erläutert die Autorin die Entstehungsgeschichte des Buches und die Intention und Schwierigkeiten hinter diesem außergewöhnlichen Projekt.

Ein interessantes Tier-ABC mit Einblick in die große Sprachvielfalt!

Bewertung vom 09.02.2025
Vier Freunde und ein Apfelkuchen
Herzog, Annette

Vier Freunde und ein Apfelkuchen


ausgezeichnet

Schönes Bilderbuch erzählt vom Helfen und Teilen
Im Carlsen Verlag erscheint das Bilderbuch Vier Freunde und ein Apfelkuchen von Annette Herzog mit Illustrationen von Stephan Lomp.

Zum Ende des Sommers sind die Äpfel reif und das Wetter ist perfekt für ein Picknick im Garten. Der Bär fragt seine drei Freunde Ziege, Hase und Igel, ob sie nicht einen Apfelkuchen backen wollen. Alle sind begeistert, denn sie lieben Kuchen. Doch als es ans Helfen geht, fehlt den Freunden die Lust und sie möchten lieber spielen. Da fängt der Bär eben alleine an und bereitet den Teig vor, pflückt die Äpfel, schält und schneidet sie in Stücke und backt den Kuchen im Ofen. Er sammelt noch Nüsse und für die Sahne geht er zum Bauern, auch dazu sind seine Freunde einfach zu faul. Als der duftende Kuchen endlich auf dem Tisch steht, hat der Bär alles alleine gemacht. Der herrliche Duft lockt seine Freunde herbei und alle möchten etwas abhaben. So ganz ohne Mithilfe ist das eigentlich nicht gerecht, doch die Freunde versprechen, nach dem Essen auch zu helfen.

Erst als sie Kuchen essen wollen, wird den drei Freunden bewusst, wie fleißig der Bär war und wie faul und unfair sie sich ihm gegenüber verhalten haben. Während Bär eine Runde auf der Picknickdecke schläft, machen sie den Abwasch, räumen die Küche auf und überlegen sich für den Bären ein besonderes Dankeschön.

Das Buch schließt mit einem einfachen Apfelkuchen-Rezept.

Wir kennen es alle, kleine Aufgaben übernehmen und im Haushalt mithelfen ist in vielen Familien ein leidiges Thema. Aber es ist einfach nicht schön, wenn man nicht mithilft und gemeinsam macht es ja auch viel mehr Spaß! Es ist einfach fair, wenn man sich gegenseitig unterstützt.

In diesem herrlich bunt bebildertem Buch wird die Botschaft vom Mithelfen gut sichtbar gemacht. Der Text ist einfach gehalten und so verstehen auch schon die Kleinsten, wie unfair sich die drei Freunde verhalten. Sie spielen, während der Bär den Kuchen backt. Aber wozu sind Freunde da, wenn sie sich nicht gegenseitig unterstützen? Das wird ihnen schnell klar.

Schöne und lebendig bebilderte Geschichte um die Themen Freundschaft, Mithilfe und Teilen!

Bewertung vom 07.02.2025
Ab ins Bett, Winnifrett!
Sabbag, Britta

Ab ins Bett, Winnifrett!


ausgezeichnet

Einfach toll mit den Reimen!
"Ab ins Bett, Winnifrett!" von Britta Sabbag ist eine Gute-Nacht-Geschichte für Kinder ab zwei Jahren aus dem Carlsen Verlag mit Illustrationen von Anka Schwelgin.

Auch wenn Mama Frettchen „Schlafenszeit!“ ruft, Winni ist noch hellwach und gar nicht müde. Man könnte noch so viele schöne Sachen machen anstatt zu schlafen. Man könnte sich zum Beispiel verstecken denkt Winni und schon hat er sich ein Versteck im Kinderzimmer gesucht. Oder man könnte gucken, was Papa gerade so macht. Und schon saust Winni in die Küche zu Papa. Der Kühlschrankinhalt wird auch noch kurz inspiziert und probiert. Es gibt noch eine Gute-Nacht-Geschichte und dann hoffen die Eltern, dass Winni endlich ins Bettchen geht. Doch der denkt gar nicht daran!

Als abendliches Gute-Nacht-Ritual eignet sich dieses Bilderbuch sehr gut, denn hier geht es um das Nicht-zur-Ruhe-kommen von Winni, dem kleinen Frettchen. Er ist noch putzmunter und hält seine Eltern am Abend gut auf Trab.

Die einfachen, humorvollen und sehr lebendigen Texte sind altersgerecht und durch die Reimform kann man sie wunderbar vorlesen. Diese Reime gefallen auch Kindern sehr gut, denn nach mehrmaligem Lesen kennen sie schon einige Endungen und sprechen sie mit. Die dicken Pappseiten vertragen so einiges und sind toll für kleine Kinderhände.

Wir kennen das alle, genau wie Winnifrett möchten Kinder abends einfach nicht ins Bett. Da muss noch etwas gegessen oder getrunken werden, Zähne putzen nicht vergessen, eine Gute-Nacht-Geschichte darf auch nicht fehlen und dann eine Runde Kuscheln. In dieser Geschichte wird das mit viel Humor erzählt und mit wunderschönen Illustrationen begleitet. Man sieht Winni toben, springen, essen und Unsinn machen, das es eine wahre Freude ist. Wenn er nur nicht ins Bett sollte!

Auf den einzelnen Seiten gibt es Mitmachfragen, die an die Kinder gerichtet sind und sie in das Ins-Bett-gehen von Winni einbeziehen. Sie kennen die Situation nach und können sich dazu äußern, das schult das Sprachvermögen und das Verständnis.

Eine witzige, wunderschön gereimte und schön bebilderte Geschichte als Einschlafbegleitung, die Kindern und Eltern super gefällt.

Bewertung vom 07.02.2025
Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen
Michaely, Eberhard

Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen


ausgezeichnet

Ein richtig amüsanter Cosy-Crime!
"Frau Helbing und die tödlichen Weihnachtsplätzchen" ist mittlerweile der 6. Band der Krimireihe von Eberhard Michaely aus dem Zsolnay Verlag.

Kurz vor Weihnachten finden die Proben zu dem Theaterstück "Tratsch im Treppenhaus" im St. Pauli Theater statt. Auch Frau Helbing, pensionierte Fleischereifachverkäuferin aus Hamburg, spielt mit und hat wie einige andere selbstgebackene Weihnachtsplätzchen zu den Proben mitgebracht. Dann kommt es zu einem Todesfall, der Regisseur stirbt an einer Vergiftung an Zyankali, nach dem Verzehr von einem Keks. Deshalb gerät auch Frau Helbing unter Verdacht. Das hält sie jedoch nicht davon ab, eigene Nachforschungen anzustellen. Und als wäre das alles nicht aufregend genug, bekommt sie auch noch Besuch aus Amerika von Walter, dem Bruder ihres verstorbenen Mannes. Seine Vorstellungen von einem Weihnachtsfest in »good old Germany« stimmen nicht ganz mit Frau Helbings Vorstellungen überein und so wird diese Zeit sehr stressig. Immerhin kann sie sich auf ihren Freund Herrn Aydin verlassen.

"Da sie sich zwischen Himbeer-Mascarpone-Torte und Frischkäse-Quark-Schnitte mit Mandarinen nicht entscheiden konnte, bestellte sie einfach von beidem ein Stück. Es war der Gipfel der Dekadenz, aber Frau Helbing war danach. Sie musste ihre Seele baumeln lassen. Dieses Weihnachten ging ihr gehörig auf den Geist." Zitat Seite 123

Dieser Krimiband ist mein erstes Buch der Reihe, der Erzählstil ist lebendig und mit einigem Humor unterlegt und die Hobbyermittlerin Frau Helbing ist mir schnell ans Herz gewachsen. Ihre etwas altmodische Art gefällt mir gut und mit ihrer charmanten Art hat sie gleich bei mir gepunktet.

Der Krimifall ist unblutig und dennoch spannend, insgesamt überwiegt aber der cosy-Faktor. Deshalb liest sich dieses Buch auch schön flüssig und unterhaltsam. Die Handlung wird durch den Besuch von Schwager Walter samt Frau und Tochter aus Amerika zu einer amüsanten Angelegenheit, denn Frau Helbings Vorstellungen von einem ruhigen Weihnachtsfest mit Lametta-Baum decken sich nicht mit den amerikanischen Gedanken Walters. Er träumt von einem Fest mit Gänsebraten wie zu seiner Kindheit, seine protzige amerikanische Art behält er bei und so wird die Tanne zu einem funkelnden, über und über geschmückten Riesenbaum, der das Wohnzimmer von Frau Helbing fast unter sich begräbt.

Mit der Zeit bekommt Frau Helbing immer mein Einsichten in den Fall, die Charaktere werden gut erkennbar beschrieben, sodass ich mitraten konnte. Es hat mich gefreut, wie sehr der Ermittlungseifer Frau Helbing gepackt hat und dass sie am Ende dem Verbrecher auf die Schliche kommt.

Die Geschichte entwickelt einen Lesesog, die leichte Handlung liest sich gut weg und es gibt viele humorvolle Szenen, die zum Schmunzeln anregen.

Eberhard Michaely hat mit Frau Helbing eine Hamburger Variante zu Miss Marple geschaffen, die ich auf ihrer Mordermittlung gerne begleitet habe. Man kann sich bei diesem Krimi angenehm zurücklehnen und Frau Helbing einfach mal machen lassen. Dieser Krimi macht richtig Spaß und gute Laune!

Bewertung vom 05.02.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


sehr gut

Ausbeutung oder Arbeitschance?
Im Zsolnay Verlag erscheint Susanne Gregors Erzählung "Halbe Leben".

Klara geht in ihrem Beruf als Architektin auf, die Mutterrolle liegt ihr dagegen nicht so sehr am Herzen. Ihre Mutter Irene übernimmt die Versorgung von Enkelin Ada, Klaras Mann ist frei beruflich und kümmert sich nicht groß um den Haushalt. Als Irene nach einem Schlaganfall pflegebedürftig wird, muss Klara alle Aufgabe stemmen, sie kommt an ihre Grenzen und stellt zwei Pflegekräfte ein, einen Mann und die Slowakin Paulina, die sich im zweiwöchigen Wechsel um Irene kümmern. Klara kann sich wieder ihrer Karriere widmen und alles scheint gut, in der Zwischenzeit werden Paulínas eigene Kinder in der Slowakei von der Schwiegermutter betreut.

Dieser Roman erzählt die Geschichte der österreichischen Familie Steiner, die zur Pflege ihrer Mutter eine Hilfskraft aus der Slowakei einstellt. Im tragischen Prolog wird man schon auf das Ende des Buches vorbereitet. Die Handlung führt in die Vorgeschichte der Familie und in Paulinas Lebenssituation ein, die erklärt, warum sie in der Fremde eine Arbeit annehmen muss. Wir erleben den Arbeitsalltag von Paulina mit Irene, aber auch ihre Einbindung in die Familie, die von den Steiners anders gesehen wird als von Paulina, die mit ihren Gedanken häufig bei ihren daheim gebliebenen Kindern verweilt.

Mit einer schnörkellosen, eher sachlichen Erzählweise schafft es die Autorin uns die Figuren näher zu bringen. Wir nehmen Einblick in die Lebenswelt von Klara und Paulina und erfahren auch etwas über die pflegebedürftige Irene. Die jungen Frauen sind im gleichen Alter und doch haben beide unterschiedliche Ausgangschancen, die eine kann sich aufgrund ihres Verdienstes eine Pflegekraft leisten und weiter Karriere machen, die andere verzichtet auf die Nähe der eigenen Familie, um in der Ferne Geld zu verdienen. Sie wird zur guten Seele der Familie, übernimmt Aufgaben, die weit über die Erfordernisse hinaus gehen. Paulina ist hilfsbereit und kann einfach nicht nein sagen und so wächst sie in einen ausufernden Arbeitsalltag hinein, dem sie sich kaum wieder entziehen kann.

Was erwarten wir von ausländischen Pflegekräften? Wie behandeln wie diese Menschen und welche Opfer nehmen sie auf sich, um in der Ferne das Familieneinkommen zu sichern? In Paulinas Fall scheint alles gut organisiert, alle mögen sie und danken ihr ihre Dienste mit Geschenken. Klara glaubt sogar, ein wenig mit Paulina befreundet zu sein.

Anfangs übernimmt Paulina neben der Pflege noch weitere im Haushalt anfallende Arbeiten und daran gewöhnt sich die Familie schnell. Paulinas familiäre Geschichte wird von Familie Steiner kaum hinterfragt und irgendwie hat man den Eindruck, sie sind froh, dass sie als Hilfe gut funktioniert, aber den Menschen mit persönlichen Bedürfnissen sehen sie kaum. Sie machen ihr großzügige Geschenke, die nicht unbedingt zu Paulina passen, denn sie haben sie nie nach ihren Wünschen gefragt. Das Ungleichgewicht zwischen den Frauen wird noch von einem weiteren Punkt erschwert, Klara ist schwanger, während Paulina bereits in die Wechseljahre kommt. Das wird zu einer seelischen und körperlichen Belastung, die Paulina sehr zu schaffen macht.

Das Buch beschreibt sehr eindrucksvoll aus dem Alltag Klaras und Paulinas. Die Pflegekraft gewinnt schnell die Sympathie der Familie und wird zu einer unentbehrlichen Kraft. Paulínas Arbeitskraft wird geschätzt und honoriert, doch niemand interessiert sich wirklich für sie als Person, niemand bemerkt, wie sehr sie sich nach ihren beiden Kindern sehnt und welche Sorgen sie sich um ihre in der Heimat lebenden Söhne macht. Diese entfremden sich immer mehr von der Mutter und diese Sorge frisst sich tief in Paulinas Seele.

"Halbe Leben" habe ich interessiert gelesen, die Diskrepanz zwischen den Arbeitsbedingungen und den Wünschen der Frauen wurde gut heraus gearbeitet und ich konnte mich in beide Frauen hinein denken und ihr Handeln verstehen. Es wird schnell deutlich, zu welchem Preis und unter welchen Belastungen osteuropäische Pflegekräfte ihre Familie verlassen, um hier Geld zu verdienen.

Ich hätte mir gewünscht, dass der Prolog das tödliche Unglück nicht vorweg nimmt, sondern am Ende als großen Knall präsentiert.

Der Roman zeigt die ungleichen Verhältnisse zwischen Arm und Reich auf, die Entfremdung von der eigenen Familie der Pflegerin und macht auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sichtbar. Ein empfehlenswertes Buch, das in mir lange nachhallt!

Bewertung vom 04.02.2025
Bretonischer Ruhm / Kommissar Dupin Bd.12
Bannalec, Jean-Luc

Bretonischer Ruhm / Kommissar Dupin Bd.12


sehr gut

Honeymoon mit Wein, Weib und Mordermittlung!
Im Kiwi Verlag schickt Autor Jean-Luc Bannalec seinen Kommissar Dupin mit Bretonischer Ruhm zum 12. Mal ins Rennen.

Kommissar Dupin reist mit seiner Claire an die Loire, um dort ihre Flitterwochen zu verleben. Ihre Tour führt zu verschiedenen Weingütern, sie möchten die Landschaft und den lukullischen Genuss von Speisen und erlesenen Weinen genießen. Nach der ersten Weinprobe, erfahren sie vom Tod eines bekannten Winzers, dem Ex-Mann von Claires Freundin Cécile. Diese hofft auf Dupins Einsatz in dem Fall und schon wird aus dem romantischen Honeymoon eine aufregende Mordermittlung.

Die Krimireihe schätze ich für die schönen Beschreibungen von Land und Leuten und für die kulinarischen Einblicke in die französische Lebensart. In diesem Fall geht es in die Welt der Winzer, wo Geschäftsleute sich mit Weinliebhabern und eigensinnigen Gutsbesitzern ein Stelldichein geben.

Dupin genießt die freien Tage mit seiner frisch angetrauten Claire, sie wollen sich mit den wunderbaren Weinen vertraut machen, die an der Loire gekeltert werden. Wie man es schon erwartet hat, wird die romantische Idylle durch einen Mordfall gestört und dieses Mal ist es nicht Dupin, der unbedingt ermitteln möchte, Claire und ihre Freundin Cécile überreden ihn zur Mitarbeit. Die Zuständigkeit liegt nicht bei Dupin, so muss er undercover nachforschen. Das scheint jemandem nicht zu gefallen, denn Dupin wird bedroht. Und es gibt auch Verdachtsmomente gegen Cécile, spielt sie ein falsches Spiel?

Die Krimihandlung ist gut durchdacht, es gibt mehrere Personen, die als Verdächtige in Frage kommen könnten, der Konkurrenzdruck im Winzergewerbe ist ein hartes Geschäft. Nach dem ersten Mord sorgen weitere kriminelle Handlungen dafür, das die Lage noch undurchsichtiger wird. Trotzdem nimmt die Spannung nur gemächlich Fahrt auf und endet wenigstens mit einem gefährlichen Showdown.

Dafür sorgen die genussvollen Ausflüge in die Welt der Weine mit köstlichen Speisen einfach für eine gut Atmophäre und machen Appetit und Lust auf eine Reise in diese schöne Gegend Frankreichs.

Leider kommen die Kollegen aus Dupins Polizeistelle Nollwenn, Riwal und Kadeg dieses Mal einfach zu kurz, ihr gemeinschaftliches Miteinander macht häufig den Reiz des Krimis aus.

In diesem Krimi erleben wir die französische Kultur und Lebensart, sowie die unterschiedlichen Interessen innerhalb der Geschäftswelt der Winzer. Es wird viel Wissenswertes über die Weine der Loire berichtet, wer spezielle Weinkunde betreiben möchte, sollte diesen Krimi lesen. Ich wurde gut und genussvoll unterhalten und runde die 3,5 Sterne gerne auf!

Bewertung vom 01.02.2025
Weihnachten in Prag
Rudis, Jaroslav

Weihnachten in Prag


gut

Der magische Weihnachtsspaziergang hat mich unterwegs in Prag verloren!
Im Luchterhand Verlag erscheint Weihnachten in Prag von Jaroslav Rudiš, illustriert von Jaromir 99.

Heiligabend in Prag: Jaroslav Rudiš streift bei Kälte und Schnee durch die leergefegte Stadt an der Moldau. Während Rudiš auf Freunde wartet, vertreibt er sich die Zeit bei einem Bier in einem Wirtshaus und trifft auf Kavka (genannt: Kafka), mit ihm begibt er sich auf eine Zoorunde durch verschiedene Kneipen. Unterwegs treffen sie den König von Prag und eine Italienerin aus Mailand. Sie laufen durch die winterliche Stadt und erzählen Erinnerungen von wundersamen Dingen.

In dem kleinen Büchlein erzählt Rudiš von einem besonderen Weihnachtsspaziergang zur Kleinseite und zur Prager Burg und in etliche Kneipen, was für die bierselige Stimmung sorgt. Seine drei Begleiter sind dem tschechischen Bieren auch nicht abgeneigt und so vermischen sich in den Erzählungen wahre Begebenheiten mit magischen Geschichten.

Das wunderschöne Cover hat mich sofort entzückt, es stammt von Jaromir 99, wie auch die anderen Illustrationen im Inneren des Buches. Er zeigt verschiedene Stadtansichten und einzelne Figuren oder Objekte, die der Geschichte das besondere Flair verleihen.

Zu Beginn bin ich der Geschichte noch gern gefolgt, doch dann vermischen die vier Figuren in ihren Erzählungen ihre wahren Erinnungen mit verträumten, fantasievollen Dingen, was die Geschichte auf mich recht unrealistisch und ziemlich melancholisch wirken lässt.

Sie treffen lachende Polizisten, hören von Karpfen mit glotzenden Augen verstorbener Bewohner Prags, treffen auf totgeglaubte Freunde und treffen sogar das Christkind. Alles etwas absonderlich und für mich nicht ganz fassbar. Dafür habe ich die Beschreibung der Stadtansichten Prags sehr genossen, wer schon einmal dort war, kann den Zauber der Stadt in der Geschichte nachfühlen. Dabei spielen auch die wunderschönen Illustrationen eine große Rolle.

Das Büchlein ist kein klassisches Weichnachtsbuch, es ist eine Geschichte, die die Ansichten und Historie der Stadt, sowie die an den Weihnachtstagen arbeitenden Menschen vorstellt. Die Figuren sprechen über Literatur, über Erlebnisse und retten Weihnachtskarpfen das Leben.

Die Stadt ist voller Historie und verschiedener Geschichten und mit jeder Ecke der Stadt verbinden die Figuren in der Erzählung eigene Erinnerungen an die Vergangenheit. Diese Gedanken waren mir aber zuweilen doch sehr verworren, vielleicht war die Vorliebe für tschechisches Bier dafür verantwortlich.

Ein besonderer Weihnachtsspaziergang an geschichtsträchtige Orte Prags, der mich leider nicht wie erhofft mitgenommen hat.

Bewertung vom 30.01.2025
Demon Copperhead
Kingsolver, Barbara

Demon Copperhead


sehr gut

Ein amerikanisches Leben
Bei DTV erscheint der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Roman Demon Copperhead von Barbara Kingsolver in der deutschen Übersetzung von Dirk van Gusteren.

In den 90er Jahren erblickt Damon Fields, genannt Demon Copperhead, das Licht der Welt in einem Trailer in den Wäldern Virginias. In den Appalachen leben Tabakfarmer und Schwarzbrenner, die weiße Unterschicht in Trailerparks, deren Leben von Drogen und Armut bestimmt wird. Demons Teenie-Mutter ist zu seiner Geburt frisch auf Entzug, der Vater bereits tot. Der Junge hat kupferrote Haare, eine große Klappe und weiß sich zu behaupten - doch was ihn so einzigartig macht, ist sein starker Überlebenswillen. Den braucht er auch, denn das Leben meint es nicht gut mit Demon, er muss sich mit vielen Widrigkeiten und Verlusten auseinandersetzen

"Ich war tätowiert mit der Scheiße des Lebens: Ich war verprügelt und belogen, tagelang stoned und wochenlang hungrig gewesen. Ich wollte nicht wie diese anderen Kinder sein. " Zitat S. 355

Der Blick auf Amerika ist häufig ein verklärter, der Traum vom Tellerwäscher zum Millionär! In vielen ländlichen Gegenden sind aber die Armut, Drogensucht und Arbeitslosigkeit an der Tagesordnung, die soziale Absicherung lässt zu wünschen übrig und Kinder leiden unter der Vernachlässigung.

Barbara Kingsolver transportiert die Geschichte von David Copperfield in die US-amerikanische Gegenwart und zeigt mit ihrem in Armut aufwachsenden Demon Copperhead aktuelle Probleme wie Drogensucht und Arbeitslosigkeit die sozialen Missstände des White Trash auf. Sie lässt Demon sehr authentisch mit seiner schroffen Sprache die Geschichte erzählen, was den Erzählstil massgeblich beeinflusst und der Leser aushalten muss. Es ist eine aufwühlende Geschichte voller Emotionen, die tief in die Gefühle des Lesers eingreift und ihn betroffen und fest an Demons Seite hält bis die letzte Seite gelesen ist.

Es ist eine Kindheit in schwierigen Verhältnissen, Demon wächst bei Pflegefamilien auf, lernt echte Familiennähe kennen, aber nicht alle meinen es gut mit ihm. Er kämpft sich durch, passt sich an und hat Ziele, kommt zwischendurch zu Fall und wird abhängig von Schmerzmitteln (Oxys). Ein tragischer Held mit einem großen Herzen, der mir ans Herz wächst, während ich ihn beim Erwachsenwerden begleitet habe.

Der Roman ist voller Tiefschläge, tragischer Verluste und Einsamkeit, angefüllt mit bewegenden Situationen, durch die die Tristesse in Demons Leben sichtbar wird. Er erlebt auch schöne Momente mit seinen Freunden, empfindet Nähe und Zuneigung in einer Ersatzfamilie oder ist glücklich beim Footballspielen. Er verliebt sich und die Sprache nimmt auf einmal ganz andere Züge an, die ich genossen habe.

"Ich sah sie und war verloren. ...Ich fiel durch einen Brunnenschacht in einen wunderbaren Traum....Manche nennen es Sucht. Andere nennen es Liebe. Ein schmaler Grat." Zitat S.507

Das alles zeigt viele aktuelle Probleme auf, Kinder vernachlässigen durch die Drogensucht ihrer Eltern und die Aussicht auf ein besseres Leben ist kaum denkbar. Ich empfinde den Roman als tragisch und sehr berührend und erlebte an Demons Seite die verschiedenen Lebensstationen mit. Doch über allem schwebt ein Hoffnungsschimmer, weil sich Demon trotz Einsamkeit nie aufgibt oder in seinem Schicksal verloren glaubt und diese Hoffnung trägt mich als Leserin durch den Roman. Allerdings hat die Geschichte auch einige Längen, die ich nur in Etappen überwinden konnte.

Was kann ein Mensch ertragen, ohne daran zugrunde zu gehen? Eine beeindruckende Figur, dessen Schicksal mitreißend erzählt wird. Demons Geschichte wird mir in Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 29.01.2025
Zeit zu schlafen, liebe Tiere
Lerwill, Ben

Zeit zu schlafen, liebe Tiere


ausgezeichnet

Lehrreiche Lieblings-Gute-Nacht-Lektüre über schlafende Tiere
Im Knesebeck Verlag erscheint das Bilderbuch "Zeit zu schlafen, liebe Tiere" von Ben Lerwill mit Illustrationen von Maribel Lechuga, für Kinder ab drei Jahren.

Habt ihr schon einmal Tiere beim Schlafen beobachtet? Wie schlafen wohl Delfine und wieso schlafen Giraffen im Stehen? Schnarchen und träumen Tiere genau wie die Menschen? Diese und andere erstaunlichen Fakten werden mit kurzen kindgerechten Texten erklärt und die liebevollen, fröhlich bunten Illustrationen begleiten uns ins das Reich der Tiere.

Wusstet ihr, dass sich Seeotter beim Schlafen an den Pfoten halten?

Ben Lerwill lässt uns mit seinem Buch in die reale Welt der Tiere eintauchen und stellt verschiedene interessante Fakten vor. Er macht deutlich, dass Mensch und Tier eine Schlafensphase benötigen, damit sich Körper und Geist erholen können. Die gezeigten Tierarten sind Hunde, Schimpansen, Delfine, Katzen, Seeotter, Ameisen, Kängurus, Fledermäuse, Vögel, Fische, Giraffen und Schildkröten. Bei dieser Auswahl ist ganz bestimmt auch dein Lieblingstier dabei!

Die erwähnten Fakten sind schon für kleine Kinder gut verständlich erklärt und als Interaktion werden den Kindern im Text Fragen gestellt, die damit einen persönlichen Bezug herstellen. Das hat mir sehr gut gefallen. Alle Fakten werden verständlich erklärt und bringen jede Menge Wissen über die Tierwelt mit sich. So wird beschrieben, dass manche Vögel im Schlaf fliegen können, Fledermäuse kopfüber schlafen und Ameisen mit vielen kurzen einminütigen Nickerchen am Tag auskommen, ihre Königin aber bis zu neun Stunden schläft.

Dieser Ausflug ins schlafende Tierreich ist wissenswert und dank der schönen Bilder werden Kinder es als Abend-Lektüre lieben. Am Ende des Buches gibt es hilfreiche Tipps für einen guten Schlaf.


Dieses interessante Bilderbuch macht Kindern die Bedeutung von Schlaf sichtbar und zeigt, wie echte Tiere schlafen. Die dazu passenden fröhlichen Tierbilder machen das Buch perfekt als abendliche Gute-Nacht-Lektüre.