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Martinchen
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2024
Die Schwestern (eBook, ePUB)
Silber, Eva-Maria; Wilczek, Kirsten

Die Schwestern (eBook, ePUB)


sehr gut

1987 werden die Leichen der beiden Schwestern Susanne und Claudia gefunden, nachdem sie drei Tage lang vermisst wurden. Sehr schnell schießt sich die Polizei, allen voran der ermittelnde Kriminaloberkommissar, auf die Mutter Heidrun Bosmann als Täterin ein. Sie hat ihren Mann mit einem amerikanischen Soldaten betrogen und wollte die Scheidung. Bei den Vernehmungen verstrickt sie sich in Widersprüche und macht falsche Angaben. Ist der Fall wirklich so eindeutig? Die junge Staatsanwältin Marie-Louise, die nicht von der Schuld der Mutter überzeugt ist, wird bald auf Betreiben des leitenden Beamten von dem Fall abgezogen. Nach dem Tod ihres Mannes, den Marie-Louise lange gepflegt hat, überzeugt sie ihre Schwester Marte, eine gerade pensionierte Richterin, eigene Nachforschungen anzustellen. Der Anwalt der mutmaßlichen und verurteilten Täterin unterstützt sie dabei mit seinen Akten. Schon bald fallen den beiden Juristinnen Ungereimtheiten auf. Haben es sich alle zu leicht gemacht?

Die beiden Autorinnen, beide auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft zu Hause, lassen ihren Fall auf den beiden Zeitebenen 1987 und 2010 spielen. Die Geschehnisse 1987 rekonstruieren Marie-Louise und Marte aus den Akten, die ihnen Heidruns Anwalt zur Verfügung stellt. Hier werden die Ermittlungsergebnisse und die Aussagen sachlich wieder gegeben. Anders die Zeitebene 2010. Die beiden Schwestern Marie-Louise und Marte haben ihre Zänkereien auch im Rentenalter nicht aufgegeben, teilweise etwas überzogen für meinen Geschmack. Andererseits ergänzen sie sich ausgezeichnet und werfen sich die Bälle zu, was beim Lesen Spaß macht. Gut gefallen hat mir auch, dass durch diese besondere Konstellation besondere Gefühlsregungen (z.B. Ärger) der jeweils anderen Schwester perfekt beobachtet wurden. Details werden erzählt, nicht immer notwendig, aber doch mit einem gewissen Sinn für Humor.

Gut nachvollziehbar ist, wie Marie-Louise und Marte die Fäden entwirren, neue Hinweise finden, teilweise eher zufällig und so eine schlüssiger Auflösung für den Fall finden.

Eva-Maria Silber hat bereits mehrere Krimis geschrieben, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Dieser hier, den sie zusammen mit Kerstin Wilczek geschrieben hat, bezieht sich auf den Fall Weimar, die Mutter wurde in einem Aufsehen erregenden Indizienprozess verurteilt. Ob sie ihre beiden Töchter wirklich umgebracht hat, wurde nie geklärt.

Fazit: ein spannender Krimi, der den wahren Fall in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Bewertung vom 25.06.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


sehr gut

Henrik, seine Frau Nora und ihr gemeinsamer fünfjähriger Sohn Fynn fahren in das Haus von Henriks Großeltern in Västernorrland, um dort den Urlaub zu verbringen. Lange stand das Haus leer – oder vielleicht doch nicht? Statt in der erhofften Idylle landen sie in einem Albtraum.

Mit einem Prolog, der zunächst nichts mit den folgenden Geschehnissen zu tun zu haben scheint, gelingt der Autorin ein spannender Auftakt. Auch die beklemmende Atmosphäre, die die Familie bei ihrer Ankunft in dem Holzhaus erlebt, wird sehr realistisch beschrieben.

Vera Buck erzählt diesen Thriller aus unterschiedlichen Perspektiven. Neben Henrik, der mit einer so blühenden Fantasie ausgestattet ist, dass es seiner Familie schwer fällt, seinen Erzählungen Glauben zu schenken, kommt Nora zu Wort, die die Ereignisse aus ihrer Sicht schildert. In Schweden selbst sind es die Forensikerin Rosa, die widerwillig ihren Bruder pflegt und Marla, ein Mädchen, das einen Albtraum erlebt, in dem das titelgebende Baumhaus eine Rolle spielt. Alle vier sind authentisch und lebendig beschrieben. Allerdings sind sie nicht unbedingt sympathisch, was mich persönlich nicht stört.

Lange bleibt unklar, in welchem zeitlichen Zusammenhang die Berichte dieser vier Personen stehen. Erst nach und nach, vor allem auch durch Flashbacks in Henriks Erinnerungen, wird deutlich, wie alles abgelaufen ist. Dies erhöht die Spannung zusätzlich.

Die Idee für diesen Thriller gefällt mir ausgesprochen gut. Leider gibt es einige Ungereimtheiten, die nicht plausibel erscheinen, so z.B. warum Nora und Henrik nicht auffällt, dass das Haus bewohnt wird. Leider kann ich nicht deutlicher werden, weil ich nicht spoilern möchte.

Das Cover passt sehr gut zum Inhalt. Zwar liegt das Haus idyllisch am See, dennoch strahlt das Cover etwas Bedrohliches aus.

Fazit: trotz der Ungereimtheiten spannende Unterhaltung

Bewertung vom 20.06.2024
Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


ausgezeichnet

Der wunderbare Titel und das auffällige Cover gefielen mit so gut, dass ich wissen wollte, worum es geht. Das Buch selbst ist hochwertig gestaltet. In den Innenseiten finden sich Zeichnungen des Zuges mit der Reihenfolge der Wagen. Hier wird wunderbar illustriert, was zur Versorgung der Reisenden nötig ist. Es fällt auf, dass es keine Zweite Klasse gibt. Ein Lesebändchen und Illustrationen eines Wagenrades vor jedem der sechs unterschiedlich langen Teile des Romans, eingeteilt in Reisetage, vervollständigen die Ausstattung.

Der Titel bezieht sich auf das mysteriöse Handbuch, aus dem immer wieder Auszüge zu finden sind, die sich auf die Bahnstrecke zwischen China und Russland beziehen. Neben Beschreibungen der Natur sind Hinweise auf die Gefährlichkeit des Ödlands enthalten.

Die Züge verkehrten regelmäßig auf der Strecke, bis es einen Vorfall gab, der eine längere Pause erzwang. Auf dieser ersten Fahrt nach dieser Pause werden die Fahrgäste der Ersten Klasse vorgestellt. Neben einigen anderen sind dies „Frau mit dem geborgtem Namen“ Maria Petrowna sind dies der Naturforscher Henry Grey, der in Moskau seinen Ruf wiederherstellen will, die Gräfin Anna Michailowna und das junge Ehepaar Guillaume und Sophie LaFontaine. Von den Mitgliedern sind der Ingenieur Gao, der Kartograf Suzuki und vor allem das Zugkind Weiwei zu nennen. Weiwei wurde im Zug geboren und kann sich ein anderes Leben nicht vorstellen. Von Bedeutung sind auch die Berater Li Huangjin und Leonid Petrow, die über die Passagiere und den Zug wachen.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat jede und jeder ein Geheimnis. Dies erklärt, warum sie viele Gefühle verbergen. Dennoch ist dieser Roman voller Emotionen, was insbesondere durch die erzeugte unheimliche Atmosphäre bei der Durchquerung des Ödlands deutlich wird, die natürlich nicht ganz problemlos verläuft.

Diese Beschreibungen, vor allem die der Natur und der im Ödland vorhandenen farbenprächtigen und unterschiedlichen fantastischen Lebewesen, gelingen Sarah Brooks ausgezeichnet. Das gilt auch für die Protagonisten, die gut vorstellbar sind.

Srah Brooks ist eine fantastische Geschichte gelungen, die viele Deutungen zulässt. So kann der Roman als Abenteuer- oder als Fantasyroman gelesen werden – oder als Mischung aus beidem. Enthält der Roman Gesellschaftskritik, Kritik an der Technikgläubigkeit oder die Reise an sich als Analogie auf das Leben? Das mag jede*r Leser*in für sich entscheiden.

Fazit: ein großartiges Leseerlebnis für alle, die sich auf einen ungewöhnlichen Roman einlassen

Bewertung vom 18.06.2024
Die Perserinnen
Mahloudji, Sanam

Die Perserinnen


ausgezeichnet

Sanam Mahloudji erzählt in ihrem Debüt-Roman die Geschichte von fünf Frauen aus der Familie Valiat. Diese Familie ist in Persien aufgrund eines berühmten Vorfahrens sehr angesehen. 1979 fliehen die beiden Töchter Shirin und Sima ins amerikanische Exil. Ein Ereignis beim alljährlichen Familientreffen in Aspen führt dazu, dass sich die Frauen ihrer Vergangenheit stellen müssen.

Abwechselnd erzählen die fünf Frauen ihre Geschichte bzw. ihre Sicht auf die Dinge.
Elisabeth, die Mutter und Großmutter, deren angenehmes Luxusleben durch den Sturz des Schahs völlig verändert wurde, muss sich ihren Lebenslügen stellen. Sima, ihre Tochter, ist in den USA nie heimisch geworden. Sie lebt ein anderes Leben als die amerikanischen Frauen ihrer Generation. Sie stirbt früh an Krebs und hinterlässt ihre Tochter Bita. Bita hat ihr Jurastudium abgebrochen. Sie ist in diesem Roman eher die Beobachterin, sieht die Dinge realistisch, legt die Finger in Wunden und ändert ihr Leben schließlich radikal. Shirin, ebenfalls Elisabeths Tochter, ist nach außen die erfolgreiche Unternehmerin, tritt selbstsicher und selbstbewusst auf und ist unglücklich, denn sie hat ihre Tochter Niaz bei ihrer Mutter zurückgelassen. Niaz selbst ist als sechsjähriges Mädchen einer spontanen Idee gefolgt, die unabsehbare Folgen für ihr Leben hat.
Als die attraktive, auffällig geschminkte und gekleidete Shirin in Aspen eine schlagkräftige, aber völlig unbedachte Antwort gibt, hat diese zur Folge, dass die sorgsam errichtet Fassade Risse bekommt.
Männer spielen in diesem Roman eine eher untergeordnete Rolle.

Den Schreibstil, der Roman wurde von Katharina Martl übersetzt, habe ich als anspruchsvoll empfunden. Die Autorin beschreibt das Leben im Exil, in dem sich Shirin und Sima irgendwie einzurichten versuchen. Obwohl sie offensichtlich ihren Wohlstand fortsetzen können, wirken sie in dem fremden Land sehr verloren und heimatlos. Das Leben im Exil ist ein völlig anderes als das, was sie zuvor geführt haben. Deutlich wird der Kontrast zwischen den Generationen, die in Persien aufgewachsene Shirin hat besondere Vorstellungen von den Dingen, die teilweise auch traditionell überliefert sind. Bita hingegen, in den USA aufgewachsen, ist eine junge Frau ihrer Zeit.

Sanam Mahloudji lässt ihre Protagonistinnen abwechselnd zu Wort kommen, wobei auch Sima berücksichtigt wird. Das zeigt die unterschiedliche Sichtweise der Frauen auf eine gute Weise.

Fazit: ein anspruchsvoller Roman über das Leben, die Liebe, Verluste, verlassen sein und verlassen werden und Heimatlosigkeit

Bewertung vom 17.06.2024
Die nackte Kuh
Ehlers, Jürgen

Die nackte Kuh


ausgezeichnet

Das Cover des nur 75 Seiten starken Büchleins von Jürgen Ehlers ist ein Hingucker, zeigt es doch Kühe wie Menschen bekleidet und macht auf diese Weise neugierig auf den Inhalt.

Jeder von uns hat mit künstlicher Intelligenz zu tun, ohne dass es ihm immer bewusst ist. Was genau also steckt dahinter? Auf eine humorvolle, aber auch tiefgründige Art zeigt Jürgen Ehlers, was möglich ist und was (noch) nicht. Mit Hilfe von ChatGPT 4 und Bing Image Creator hat er Bilder generiert, die er seinen Lesern vorstellt. Teilweise tritt er dabei sogar in einen Austausch mit der KI, z.B. beim Titelbild, bei dem die nur mit Fell bekleidete Kuh nicht die Anforderungen der KI erfüllt.

Das Buch ist an vielen Stellen sehr humorvoll, zeigt vor allem aber, das KI noch Defizite hat. Die KI nimmt die Aufträge wörtlich, so dass einige Bilder sehr humorvoll sind (z.B. die Popcorn-Farm).

Sehr deutlich werden hier die Unstimmigkeiten, die bei flüchtiger Betrachtung möglicherweise übersehen werden, die Mängel und die Unzulänglichkeiten der KI thematisiert. Jürgen Ehlers hat entsprechende Beispiele dazu erstellen lassen. Was jedoch nicht vergessen werden darf, ist, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten der Manipulation gibt. Es wird schwieriger werden, zu unterscheiden, ob etwas mit KI generiert wurde oder nicht.

Fazit: ein Buch zum Schmunzeln, aber vor allem zum Nachdenken über das, was mit KI möglich ist und werden kann.

Bewertung vom 17.06.2024
Mordsmäßig durchgebrannt (eBook, ePUB)
Louis, Saskia

Mordsmäßig durchgebrannt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In wenigen Tagen wollen Louisa Manu und Josh Rispo heiraten. Natürlich gibt es noch einiges zu erledigen und ebenso natürlich findet Lou eine Leiche. Nicht irgendeine, es ist der Auftragsmörder, der vor Jahren die Mutter von Josh und seinen Brüdern ermordet hat. Josh setzt alles daran, diesen Fall aufzuklären und nimmt dabei sogar Lous Hilfe an.

Der vorliegende Band ist der zehnte und letzte in der Reihe um die Blumenladeninhaberin Louisa Manu. Jeder Band kann unabhängig von den anderen gelesen werden. Wer sich jedoch nicht um den Spaß und vor allem die Entwicklung von Louisa bringen möchte, hält die Reihenfolge ein.

Saskia Louis hat ihre beiden Protagonisten eine authentische Entwicklung nehmen lassen. Die ein wenig naive Louisa hat sich zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt, die sich dabei ihre wunderbare Schlagfertigkeit erhalten hat. Und auch Josh, dem die Verantwortung für seine Brüder fast zu viel wurde, ist gereift.

Der Fall ist sehr persönlich, hat einige unerwartete Wendungen und wird schließlich nachvollziehbar gelöst. Josh kennt nun den Grund für den gewaltsamen Tod seiner Mutter.

Es fällt mir ein wenig schwer, von Louisa, ihrer Familie, von Josh und seiner Familie und natürlich von Trudi Abschied zu nehmen, habe ich mich doch immer auf den nächsten Band gefreut. Auf der anderen Seite setzt die Hochzeit einen wunderbaren Schlusspunkt. Saskia Louis hält sich daran, aufzuhören, wenn es am schönsten ist, zumindest mit dieser Reihe. Ich hoffe doch, dass es weitere Romane geben wird.

Das Cover mit der brennenden Rose komplettiert die Reihe ausgezeichnet.

Fazit: ein absolut gelungener Abschluss

Bewertung vom 05.06.2024
Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3 (eBook, ePUB)
Almstädt, Eva

Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Mitten in der Nacht erhält die Anwältin Fentje Jacobsen einen Anruf mit der Bitte, ein Mandat zu übernehmen. Am nächsten Tag ist der Anrufer tot. Fentje will wissen, warum ihr Mandant sterben musste und ermittelt auf eigene Faust.

„Das schweigende Dorf“ ist der dritte Teil der Reihe um Fentje Jacobsen und dem Journalisten Niklas John. Die beiden Hauptprotagonisten sind bekannt, einige weitere Figuren ebenso. Neu hinzu kommen die Bewohner des „schweigenden Dorfes“, die überwiegend wenig sympathisch erscheinen. Den Titel passt, obwohl ja im Grunde genommen die Bewohner des Dorfes schweigen.

Der Prolog macht neugierig, denn was sucht Volker Suhr im Schutz der Nacht genau? Auch die folgenden Kapitel bauen Spannung auf, die dann jedoch nachlässt. Die Suche nach dem Täter gestaltet sich dann aufgrund der schweigenden Dorfbewohner schwierig – und natürlich gerät Fentje in Gefahr. Die Ideen für diesen Krimi gefallen mir, dazu komme ich später noch. Die Umsetzung finde ich nicht besonders gelungen, denn über weite Strecken liest der Krimi sich ziemlich langweilig. Viel Platz, zu viel in meinen Augen, nimmt das Privatleben von Fentje ein, darunter auch die Gefühle, die sie für Niklas hegt und umgekehrt. Leider kann ich das Verhalten der beiden nicht nachvollziehen, ein Gespräch würde hier helfen. Das Hin und Her passt vielleicht zu einem Liebesroman, hier finde ich es nicht angebracht.

Sehr gut gelungen ist der Autorin die Beschreibung der Dorfbewohner. Sie sind eine Gemeinschaft, die fest zusammensteht, Außenstehende können sich nur sehr schwer integrieren.
Zwei wichtige Themen, Gewalt an Frauen und Mobbing unter Jugendlichen werden angesprochen, meiner Meinung nach nicht konsequent verfolgt. Eine junge Frau nimmt sich das Leben, eine weitere verschwindet – und die Bewohner gehen zur Tagesordnung über. Beim Mobbing wird ein Lösungsvorschlag ausgearbeitet, es bleibt unklar, ob er erfolgreich umgesetzt werden kann. Hier hoffe ich auf den nächsten Band.

Fazit: insgesamt überzeugt mich diese Reihe nicht, zu viel Privatleben, zu wenig Spannung

Bewertung vom 05.06.2024
Mia Midway Mysteries
Schmidt, Gisela B.

Mia Midway Mysteries


sehr gut

Erst kurze Zeit lebt Mia Midway in Pennygrave, wo sie ihre Tante in der örtlichen Bibliothek vertritt. Doch seitdem sie dort ist, ist es mit der Ruhe im beschaulichen Ort vorbei. Sie stolpert in diesem 4. Band erneut über eine Leiche, im wahrsten Sinne des Wortes. Und natürlich ermittelt sie mit ihrer Freundin Lady Gellam.

Mir gefällt diese Cosy-Crime-Reihe ausgesprochen gut, so dass ich nun auch den vierten Band lesen wollte. Jeder Fall bzw. jeder Band ist in sich abgeschlossen, so dass die Kenntnis der Vorgängerbände nicht nötig ist. Hier spielt jedoch auch das Privatleben eine Rolle, wer hier die Entwicklung verfolgen mag, sollte die Reihenfolge einhalten.

Gisela B. Schmidt schreibt einen gut lesbaren und häufig auch humorvollen Stil. Die Kapitel sind relativ kurz und wechseln die Schauplätze. Beides trägt dazu bei, dass das Lesen kurzweilig ist.
Die Charaktere sind zum großen Teil bereits aus den Vorgängerbänden bekannt und verhalten sich wie gewohnt. Sergeant Angel ist und bleibt eifersüchtig, weil sie sich Hoffnungen hinsichtlich Inspector Mellony macht, der aber in Mia verliebt ist. In dieser Reihe mag ich diese privaten Einschübe sehr, weil sie harmonisch zu der Entwicklung passen und einigermaßen glaubwürdig sind.
Der Fall ist etwas außergewöhnlich und hat ein, wie ich finde amüsantes Ende, denn Mia und Lady Gellam entdecken ein im Dorf gut gehütetes Geheimnis. Außerdem wird ein weiteres Geheimnis gelüftet und ein drittes macht neugierig auf den nächsten Band.

Fazit: Alles in allem ein gelungener Cosy-Crime für einen schönen Lesenachmittag.

Bewertung vom 30.05.2024
Windstärke 17 (eBook, ePUB)
Wahl, Caroline

Windstärke 17 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ida verlässt mit wenigen Habseligkeiten ihr Zuhause. Ihre Schwester Tilda wünscht sich, dass Ida zu ihr und ihrer Familie nach Hamburg kommt. Das jedoch möchte Ida auf keinen Fall und fährt nach Rügen. Sie trifft Knut und Marianne, die sie bei sich aufnehmen. Sie lernt Leif kennen. Ihr Leben wird etwas leichter, bis etwas passiert, mit dem sie nicht gerechnet hat.

Ich gestehe, ich habe Caroline Wahls Debütromann „22 Bahnen“ (noch) nicht gelesen und war sehr gespannt auf diesen Roman.

Caroline Wahl schreibt einen eher ungewöhnlichen Stil, der mir ausgezeichnet gefällt. Insbesondere die Idee, zunächst einen Gedanken zu denken, bevor er ausgesprochen wird, ist sehr reizvoll. Der Autorin gelingt es hervorragend, Idas Gefühlsleben zu vermitteln. Ihre Verlorenheit, ihre Einsamkeit, ihre Schuldgefühle werden nicht wörtlich beschrieben, aber sehr gut greifbar durch ihr Handeln. In Marianne findet sie eine mütterliche Freundin, die ihr zuhört und sie versteht und ihr mit liebevollen kleinen Gesten das Gefühl vermittelt, angenommen zu sein.

Das Cover ist sehr aussagekräftig und der Titel ausgezeichnet gewählt.

Fazit: für mich ein Highlight, eine absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 26.05.2024
Das Novellen-Quartett
Marmulla, Rüdiger

Das Novellen-Quartett


ausgezeichnet

Rüdiger Marmulla vereint in dieser Sammlung vier Novellen mit unterschiedlichen Themen.

In „Westwärts leuchten die Sterne“ erzählt der Autor die Geschichte eines jungen Mannes, der sich im Zweiten Weltkrieg von drei Sternen leiten ließ, die ihn zu seiner großen Liebe führten. Sie führt die Schrecken des Krieges vor Auge, gibt aber auch Hoffnung, denn die Liebe zu Maria gab Willi die Kraft, zu überleben.

„harmonia mundi“ berichtet von der fiktiven Begegnung zwischen Johannes Kepler und dem Steinmetz Caspar, die in diesem, aber auch im Leser den Sternenhimmel, die Mathematik und Physik nahebringen möchte. Das Besondere hier sind die schlicht gehaltenen Illustrationen, die das Geschriebene verständlich machen.

„Mit den Augen der Odile“ hat Rüdiger Marmulla für seine Tochter geschrieben, eine Geschichte, die von einem tiefem Glauben zeugt.

Und schließlich trifft in „Rückkehr nach Regensburg“ ein Mann bei einem Besuch seiner Heimatstadt seine Jugendliebe wieder. Diese Geschichte ist Auftakt zu weiteren Erzählungen um Richard und Dana.

Rüdiger Marmulla schreibt seine Novellen schnörkellos in meist kurzen und klaren Sätzen, die gut zu lesen sind. Die Protagonisten sind lebendig beschrieben. Allen vier Erzählungen ist gemeinsam, dass sie einladen, sich mit dem christlichen Glauben auseinander zu setzen. Bei den beiden Geschichten, die von Odile und Kepler handeln, scheint dies selbstverständlich, aber auch bei den beiden aktuellen Novellen wird der Glaube der Protagonisten sehr deutlich.

Fazit: vier wunderbare Novellen – eine Leseempfehlung