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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Frieda-Anna
Wohnort: 
Eppendorf

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2016
Wiener Totenlieder / Carlotta Fiore Bd.1
Prammer, Theresa

Wiener Totenlieder / Carlotta Fiore Bd.1


ausgezeichnet

Ein Tenor stirbt auf der Bühne. Er wurde mit einer Spiegelscherbe seines eigenen Kostüms von hinten erstochen. Erst singt er noch, dann ist´s mit ihm, vor dem erstaunten Publikum, vorbei. Eine andere Opernsängerin wurde zuvor von einer herabstürzenden Kulisse erdrückt, was zunächst wie ein tragischer Unfall aussah, aber irgendetwas stimmt nicht an der Wiener Oper und Hannes, der smarte Inspektor, wird mit den Mordfällen betraut. Gut, dass er Lotta kennt. Ihre Mutter war eine berühmte Opernsängerin und Lotta kennt sich in der ganz eigenen Welt der Opernhäuser daher aus. Außerdem war sie an der Polizeischule, da ist sie zwar raus geflogen, aber egal. Sie soll inkognito zusammen mit einem ehemaligen Polizisten, der nun als Clown arbeitet, in das Opernhaus eingeschleust werden und undercover für Hannes arbeiten. der Polizistenclown heißt Konrad Fürst und ist verzweifelt. Seine Tochter wurde entführt.
Für die schnellstmögliche Aufklärung der Mordfälle an der Oper gibt es sogar Geld. Irgendjemandem ist die Sache sehr viel wert.
Es gibt einen zweiten Erzählstrang, den man gut an der Kursivschrift erkennt. Hier geht es um ein Mädchen, das unter Albträumen leidet und das Gefühl hat, gar nicht am richtigen Ort zu Hause zu sein und das die Frau, die sie abends zu Bett bringt, gar nicht ihre Mutter ist. Der einzige Trost ist das dicke Mädchen, welches sie aufheitert und zum Lachen bringt. Aber das ist auch eines Tages nicht mehr da und nun ist sie ganz alleine mit ihrer Angst und Vermutung, die sie wohl hütet. Man ahnt von welchem Mädchen die Rede ist, aber die Spannung wird dadurch keineswegs geschmälert.
Die Wiener Oper als Schauplatz für die Morde auszusuchen war eine geniale Idee der Autorin. Die eigene Welt der Sänger, Tänzer, Statisten und Personen hinter der Bühne blühte durch die lebendige Schreibweise regelrecht auf. Besonders gut gefallen hat mir, die das der Fall an keiner Stelle vorhersehbar geworden ist und so fesselt der Krimi bis zum Ende. Die letzten Seiten waren dann nochmal ein richtiges Highlight und es tat sich mehr auf, als erwartet. Emotionale Elemente mischten sich passend und gut dargestellt mit den kriminellen Anteilen der Personen. Frau Prammer hat es in ihrem Krimidebut ausgezeichnet verstanden, ein Kapitel dort enden zu lassen, wo man das Buch nicht einfach an die Seite legen kann. Ich hatte mitreißende Unterhaltung mit dem ungewöhnlichen Ermittlertrio.

Bewertung vom 20.01.2016
Der Glühwürmchensommer
Paris, Gilles

Der Glühwürmchensommer


gut

Victor Beauregard ist ein 9-jähriger Junge, der die Geschichte seiner Ferien im Sommer an der Cote d´Azur erzählt.
Wie viele andere Kinder erfahren müssen, leben auch seine Eltern getrennt. Ein bisschen ungewöhnlich ist es allerdings für Victor, dass seine Mutter eine Freundin, Pilar, hat. Somit hat er zwei Mamas und er mag Pilar sehr. Über seinen Vater, der in einer lottrigen Wohnung in Paris lebt, wird erzählt, dass er nicht erwachsen werden will und sich seine Eltern deshalb getrennt haben. Aber Victor ist sich ganz sicher, dass Mama und Papa sich noch lieben. Sein sehnlichster Wunsch ist es, dass beide wieder zusammenfinden und die Familie wieder ganz wird.
Victor hat den absoluten Durchblick und am Ferienort Cup Martin angekommen, geht er all den vielen Fragen nach, die sich ihm dort stellen. Was ist mit Papas Schwester Felicité passiert? Über sie will niemand, außer der alten Baronin, sprechen und wieso ist das seltsame Zwillingspärchen Tom und Nathan, mit dem sich Victor angefreundet hat, so plötzlich verschwunden, als sie beim verbotenen Betreten einer alten Villa entdeckt werden?
Victor erfährt in diesem Sommer, wie es mit der Liebe ist, was Erlebnisse über lange Jahre bei Menschen auslösen können und wie wichtig Freunde sind, die fest zu einem halten. Auch wenn diese noch so mysteriös sind.
Mir fällt es ein wenig schwer, dem "Glühwürmchensommer" eine einheitliche Wertung zu geben. Auf der einen Seite finde ich Gilles Paris´ Werk literarisch sehr gelungen. Der Schreibstil hat einen umwerfenden Poesiecharakter, der mich in die Geschichte eingesogen hat. An vielen Sätzen bin ich kleben geblieben, habe diese sogar teils laut ausgesprochen oder leise vor mich hin gemurmelt, weil ich sie so schön fand. Der Autor hat seiner Verwendung von Sprache einen ganz individuellen Stempel aufgedrückt, den man so schnell nicht vergisst.
Die Handlung und Idee des Romans haben mich dagegen nicht so sehr begeistern können, und ich hadere immer noch mit der Auflösung und dem Ende der Geschichte. Verständlich ist es schon, aber beim Nachdenken über manche Passagen frage ich mich im Nachhinein, was deren eigentlicher Sinn gewesen sein soll und so ergeben sich für mich wundervolle Puzzleteilchen, die sich aber nicht zu einem schlüssigen Ganzen zusammenfügen wollen. Es ist so, als würde hier und dort immer noch etwas fehlen.
Deshalb hier nur drei Sternchen und eine Empfehlung an alle, die Spaß an der Gestaltung von Sprache haben.

Bewertung vom 20.01.2016
Der Architekt des Sultans
Shafak, Elif

Der Architekt des Sultans


sehr gut

Jahan gerät auf der Flucht vor seinem grausamen Stiefvater als Tierbändiger verkleidet, in die Menagerie des Sultans. Der Kapitän des Schiffes, das ihn aus seinem anatolischen Dorf nach Istanbul gebracht hat, verlangt für seine Hilfe eine gefährliche Gegenleistung. Jahan soll im Sultanspalast ganz nah an die Schätze gelangen und wertvollen Tand für den Kapitän stehlen.
Den Elefanten Chota, dessen Geburt er mit erlebt hat, hat auf der Überfahrt sehr gelitten und ist halb tot, als sie in Istanbul ankommen. Doch Jahan kümmert sich hingebungsvoll um das Tier und pflegt es wieder gesund. Beide sind unzertrennlich und so arbeitet Jahan als Elefantenpfleger in der Menagerie. Bei einem der vielen Festlichkeiten tritt er mit Chota auf, um zur Belustigung des Sultan beizutragen und trifft dort auf Meister Sinan, den bedeutungsvollen Hofarchitekten. Es kommt dazu, dass Sinan den Elefantenführer als seinen Schüler annimmt, als er sein Talent entdeckt. Fortan arbeit Jahan mit Meister Sinan zusammen. Nebenberuflich sozusagen, denn die Aufgabe Chota weiter zu betreuen und dem Sultan mit dem Elefanten zu Diensten zu sein, bleibt ihm erhalten.
Jahan und Chota erregen auch die Aufmerksamkeit der Prinzessin Mihrimah, in die sich Jahan aufgrund der Klassenunterschiede unglücklich verliebt. Nur Chota und der Architektur bleibt er stets verbunden und seinem Meister Sinan treu ergeben. Die Zeit im Palast ist für Jahan mit vielen Abenteuern verbunden und nicht immer sind ihm alle Menschen wohlgesonnen.
Elif Shafak hat in ihrem Buch Fiktion und tatsächliche historische Ereignisse meisterhaft miteinander verbunden und es geschafft, die mittelalterliche Stimmung des osmanischen Reiches authentisch aufleben zu lassen. Das Buch fesselt am Anfang und Ende ganz besonders, da hier Spannungsbogen und Erzählkunst gut harmonieren. Der mittlere Teil zeigt leider einige Schwächen, die das Buch etwas zähflüssig erscheinen lassen. Die Ideen für die weitere Handlung sind stets gut durchdacht, aber es fehlt entschieden an Dramatik. An den Stellen, an denen das Geschehen richtig ausgeschmückt werden könnte, plätschern die Szenen nur dahin und werden manchmal mit weniger als fünf Sätzen abrupt zum Ende gebracht, was ich persönlich als sehr schade empfunden habe.
Trotzdem haben mich Jahan, Chota und Meister Sinan sehr fasziniert zurückgelassen. Alles in Allem ist Elif Shafaks Werk aber ein gelungener und lesenswerter historischer Roman, der lehrreich den Alltag eines Palastes wiederspiegelt und in den Hintergrund getretenes Allgemeinwissen des Lesers über die bedeutendsten Bauwerke des Morgenlandes wieder hervorbringt und auffrischt.

Bewertung vom 20.01.2016
Apfelblütenzauber / Im Alten Land Bd.2
Engelmann, Gabriella

Apfelblütenzauber / Im Alten Land Bd.2


gut

Nimmt man den "Apfleblütenzauber" in die Hand und streicht über den Buchdeckel, so spürt man die Maserung des abgebildeten Holzes. Der blühende Apfelbaumzweig und die frischen roten Äpfel laden dann allemal zum Aufschlagen des Romans ein. Er ist die Folge von "Eine Villa zum Verlieben", aber in sich abgeschlossen, so dass es kein Problem ist, wenn man den ersten Teil nicht kennt.
Leonie, die mit ihren Freundinnen Stella und Nina in einer wunderschönen alten Stadtvilla in Hamburg lebt ist eigentlich ganz zufrieden und fühlt sich wohl. Gedanken macht sie sich, wie sollte es auch anders sein, denn schließlich ist es ein Frauenroman, über ihr Singledasein, denn schließlich ist sie schon vierzig und denkt durchaus noch über Nachwuchs nach. Aber woher dazu einen Partner finden und dazu noch den Richtigen. Und die biologische Uhr tickt auch schon. Viel Zeit zum Nachdenken und sich bemitleiden bleibt ihr allerdings nicht, denn auf einmal ändern sich die Eckpfeiler ihres Lebens in rasender Geschwindigkeit. Zuerst erhält sie die niederschmetternde Info, dass sie ihren Job verliert, dann geraten ihre Eltern in eine Ehekrise und Leonie ist davon nicht unerheblich betroffen und kommt deswegen in mehr als eine schwierige Situation. Zu allem Überfluss erweist sich der soeben in ihr Leben getretene Mann auch noch als Flop und das Chaos ist perfekt, als ihr Vater Avancen von einer anderen Frau bekommt und die Villa verkauft werden soll.
Die Ereignisse überschlagen sich, alles scheint sich zu verlieren und Leonie ist gezwungen ihr Leben neu zu sortieren.
Die Autorin versteht es durchaus ihre Leser an die herzlichen Protagonisten zu fesseln und hat eine gute Gabe die Umgebung und vor allem das Alte Land, in dem die Geschichte überwiegend spielt, lebendig werden zu lassen. Die Schilderungen dieser wunderschönen Landschaft mit ihren besonderen Reizen haben mich sehr interessiert und ließen die eigentliche Handlung bei mir oft in den Hintergrund treten. Die Dialoge unter den Freundinnen haben mir nicht sehr zugesagt. Meiner Meinung nach passten sie nicht zum Alter der Personen. Sie verfielen ins teeniehafte und waren gespickt mit zu detaillierten Infos, was mich dazu veranlasste, einiges zu überlesen, weil es mir schlichtweg zu langweilig wurde. Ein vergnüglich zu lesender Frauenroman, aber sehr leichte Kost. Empfiehlt sich für den nächsten Sommerurlaub oder für eingefleischte Fans von Frauenbüchern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Vielleicht mag ich dich morgen
McFarlane, Mhairi

Vielleicht mag ich dich morgen


weniger gut

Anna, die eigentlich Aurelia heißt, war in ihrer Schulzeit Opfer diverser Mobbing-Attacken ihrer Mitschüler. Eine Attacke war so gemein, dass sie davon für ihr Leben geprägt war. Ihr damaliger Schwarm, James Fraser, hatte damit zu tun und jetzt soll sie ihm bei einem Klassentreffen erneut begegnen. Ihre Freunde bestärken sie, auf jeden Fall an dem Treffen teilzunehmen, denn sie soll ihren ehemaligen Mitschülern zeigen, dass sie sie nicht klein gekriegt haben. Außerdem hat sich auch ihr Äußeres zum Positiven verändert. Aus der unattraktiven fettleibigen Aureliana wurde der Hingucker Anna. James erkennt Anna auf dem Klassentreffen nicht, und sie gibt sich nicht zu erkennen, aber wie es der Zufall im Leben manchmal so will, begegnen sich beide dann beruflich noch einmal.
Anna macht es James bei einem gemeinsamen Projekt absolut nicht leicht, jedoch fühlen sich beide voneinander angezogen und freunden sich nach und nach an, bis herauskommt, wer Anna wirklich ist.
Der Roman behandelt das Thema Mobbing im Kindesalter und macht deutlich, welch tiefgreifende (Beziehungs)schäden solch traumatische Erfahrungen nach sich ziehen können. Annas Gefühle in ihrer Jugend und im Erwachsenenalter sind hier gut dargestellt und werden authentisch vermittelt. Trotzdem konnte mich das Buch nicht überzeugen. Anfangs haben mir die Dialogen zwischen Anna und ihren Freunden sehr gut gefallen, mutierten dann aber leider zu oberflächlichem Gequatsche, das mich erheblich gestört und gelangweilt hat. Weniger davon wäre hier auf jeden Fall mehr gewesen und hätte die Geschichte auf ein anderes Niveau bringen können. Der dosiert eingebrachte Humor (Kater Luther war mein Held der ganzen Geschichte) hat dann einiges wettmachen können, aber im Nachhinein war der Lesestoff für mich ein Frauenroman wie jeder andere, mit einem vorhersehbaren Ende, welches sich beim Lesen für mich quälend langsam näherte. Sorry, nicht meins!

Bewertung vom 20.01.2016
Als der Himmel uns gehörte
Roth, Charlotte

Als der Himmel uns gehörte


ausgezeichnet

Jennifer ist leidenschaftliche 10.000m Läuferin und ihr Traum ist die Teilnahme an Olympia. Sie trainiert hart dafür, aber ein nervliches Problem macht ihr zu schaffen. Beim Laufen bekommt sie Panikattacken, verliert die Kontrolle über ihren Lauf und fällt plötzlich hin. Ihr Traum droht zu platzen, als auch noch ihr Trainer ihr jeglichen Mut nimmt und eine Teilnahme an Olympia für unmöglich hält.
Da taucht aus dem Nichts der Ire Gregory auf, der sie trainieren will. Jennifer lehnt ab und ist dem jungen Mann gegenüber misstrauisch, aber er bleibt hartnäckig. Er ermutigt sie, sich bei ihrer fast 100 Jahre alten Großmutter Alberta Rat zu holen, die einst an Olympia teilnahm. Auf dem Landsitz ihrer Oma erfährt sie die Geschichte Albertas, ihrer Wurzeln und ihres Lebens, denn Alberta hat eine Menge zu erzählen...

Das was die Oma zu erzählen hatte, hat mich von Anfang bis Ende begeistert. Ich will hier nicht sagen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich habe Lesepausen eingelegt, weil ich nicht wollte dass das Buch schnell zu Ende geht! Das ist mir sehr schwer gefallen. denn es war eine solch ergreifende Story, die ich so schnell nicht vergessen werde. Ich war von allen Figuren hingerissen. Besonders angetan hatte es mir James Seaton-Carew, der für Alberta geschwärmt und sein Leben gegeben hätte.
Anfangs erwartet man, dass es hier um Jenny geht, wie es mit ihr und ihrem Vorankommen im Sport weitergeht und ob Gregory bei ihr punkten kann, doch dann wird man überrascht! Es erwartet uns eine atemberaubende Familiengeschichte, der es an nicht fehlt und die so liebevoll erzählt wird, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Inbegriffen ist eine romantische und natürlich problembehaftete Liebesgeschichte. Die Zeit des zweiten Weltkrieges und Hitlers Machtergreifung mit allem Gräuel werden von der Autorin authentisch eingebracht, so dass der Leser bei aller Fiktion immer einen realen Bezug zum damaligen Zeitgeschehen als Hintergrund hat.

Für mich war es eines der besten, unterhaltsamsten und berührendsten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.
Charlotte Roth kommt auf die Liste meiner Lieblingsautorinnen und ich werde auf jeden Fall noch "Als wir unsterblich waren" von ihr lesen.

Bewertung vom 20.01.2016
Tochter des Drachenbaums
Aernecke, Susanne

Tochter des Drachenbaums


sehr gut

Romy, eine sympathische Ärztin und leidenschaftliche Kletterin, entdeckt auf den kanarischen Inseln einen Pilz, der alle Krankheiten heilen kann. Gefolgt war sie einer Vision, die sie bei einem Sturz aus einer Felswand erlebte. Romy wohnt einem traditionellen Ritual der kanarischen Ureinwohner bei und fühlt sich, auch nach dem Erwachen in der Gegenwart, der Heilerin Iriomé stark verbunden. Anfangs hielt Romy alles für eine Halluzination, die auf den Sturz zurück zu führen war und sucht mit ihrer an Krebs erkrankten, besten Freundin Thea nach einer realen Erklärung. Die Nachforschungen führen Romy jedoch immer tiefer in die Geschichte und Erlebnisse Iriomés und es ergeben sich verblüffende Parallelen zu Romys eigener Gegenwart. Der Pilz Amakunda ist eine spektakuläre Entdeckung und ruft, damals wie heute, macht- und geldgierige Menschen auf den Plan.
Bald weiß Romy nicht mehr wem sie vertrauen kann, denn schon bald sind Pharmariesen hinter ihr her, die mit dem Pilz Reibach machen wollen und auch vor Mord nicht zurückschrecken. Romy muss immer wieder in Iriomés Zeit reisen, um sich Rat zu holen, denn scheinbar sind die Menschen noch nicht reif für solch ein Wundermittel und Romy ist vollends überfordert, als auch noch Nic in ihr Leben tritt. Wird er mit Romy die Kraft Amakundas in die richtigen Wege leiten, oder ist er auch nur so ein Besessener, der ihr nach dem Leben trachtet, sollte sie nicht verraten, wo der Pilz wächst?

"Tochter des Drachenbaum" ist ein Zeitreiseroman, der vor mystischen Momenten und würdevoller Magie nur so strotzt.
Geht es anfangs sehr real zu, so holen uns die phantastischen Elemente zum Ende hin ein und verbinden sich zu einem Ganzen miteinander.
Die Abschnitte der Gegenwart und der Vergangenheit konnte man jeweils gut an entsprechenden Symbolen am Anfang der Kapitel erkennen. Durch die Länge der Abschnitte hat ich allerdings oft Mühe wieder in die andere Zeit umzuschalten und fand das nicht so gut gelöst.
Meine Konzentration darauf und auf das Zusammenfügen der Parallelen in Romys und Iriomés Leben ließen zum Ende hin stark nach! Kürzere Abschnitte in den jeweiligen Zeiten und besser zu erkennende Persönlichkeiten wären mir hier lieber und leichter gewesen.
Absolut gelungen waren die Ausführungen und geschichtlichen Informationen über das kanarische Urvolk, die Guanchen, einschließlich deren geschichtlicher Hintergrund und Eroberung durch die Spanier im 15 Jahrhundert, die die Autorin in die Handlung einfließen ließ und gut mit der Handlung verarbeitet hat.
Für Zeitreisefans, die mit Romantik und vielen Spannungsmomenten gefüttert werden wollen und auch vor der Inquisition nicht zurückschrecken, aber mit kleinen Schwächen zum Ende hin.

Bewertung vom 20.01.2016
Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1
Wieners, Annette

Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1


ausgezeichnet

Was für ein eigenartiger Titel, habe ich mir gedacht, als ich den Krimi in Händen hielt.
Auch der Klappentext verrät nicht viel darüber, was es damit auf sich hat und dann vergisst man beim Lesen, dass man es eigentlich wissen will. Es geht um Gesine, die gestrandete Kommissarin, die ihren Sohn verloren hat. Mareike, ihre Schwester, sollte auf ihn aufpassen, aber der Junge ist gestorben und für Gesine steht fest, dass Mareike Schuld am Tod des kleinen Philipp hat.
Der Tod des Kindes und die Begleitumstände haben Gesine so schwer getroffen, dass sie unfähig war, den Polizeidienst wieder aufzunehmen und auch ihre Ehe ist dabei zerbrochen. Sie verliert alles und ist am Ende. Wohlwollende Menschen und glückliche Umstände verhelfen Gesine aber so einigermaßen zurück ins Leben. Sie arbeitet auf dem Friedhof als Gärtnerin und lebt sonst recht zurückgezogen. Als sie eines Tages eine Beerdigung vorbereitet, Kränze und Schmuck zur Kapelle bringt, fällt ihr auf, dass sie die Tote, die heute beerdigt werden soll, kennt. Es ist ihre eigene Schwester Mareike! Es soll Selbstmord gewesen sein, aber Gesine ist neben dem Schock unsicher, ob das wirklich der Grund für Mareikes Tod ist. Einiges spricht dagegen. Plötzlich gerät Gesine selber in Verdacht. Selbst ihre Eltern halten sie für schuldig. Die Vergangenheit holt sie ein, und sie muss sich damit auseinandersetzen und herausfinden, was damals wirklich passiert ist.
Dieses Krimidebut stammt aus der Feder der Drehbuchautorin und Journalistin Annette Wieners. Sie versteht es, die Neugier ihrer Leser zu gewinnen und aufrecht zu erhalten. Es fängt verheißungsvoll an und so geht es auch weiter. Klare Handlung und unvorhersehbares Ende. Genauso wie ich es mag.
Ich mochte außerdem die Protagonistin. Eine unerschrockene Frau, die ihren Weg geht und sich dabei immer treu bleibt, auch wenn der Himmel fast auf sie fällt. Was mir sehr gut gefallen hat und neu für mich war, war die Art, zunächst ein Bild von einer handelnden Person zu zeichnen, dass sich dann aber im Laufe der Geschichte nochmal veränderte. Ein empfehlenswerter Krimi, der Lust auf einen zweiten Teil macht.

Bewertung vom 20.01.2016
Winterapfelgarten
Janson, Brigitte

Winterapfelgarten


gut

Claudia Konrad ist geschockt und stinksauer.
Seit vielen Jahren arbeitet sie als souveräne Verkäuferin in einer renommierten Parfümerie und soeben hat ihr Vorgesetzter ihr mitgeteilt, dass sie zu alt für den Verkaufstresen sei und möchte sie in einen anderen Bereich des Unternehmens versetzen, wo sie nicht im Kundenkontakt steht. Kurzum: ihre älter gewordene Visage ist nicht mehr geeignet um Schönheitsartikel zu verkaufen.

So beginnt Brigitte Jansons Frauenroman " Winterapfelgarten", von dem ich mich bereitwillig ins alte Land entführen ließ.
Alsbald treten die anderen Frauen auf und lassen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten und Problemen dem Leser keinen Platz für Langeweile.
Jule, Claudias Tochter, hatte einen schlimmen Reitunfall und ist seitdem nicht nur gehbehindert, sondern auch auf bestem Wege eine ausgeprägte Depression zu entwickeln, womit sie zum Kotzbrocken zu werden droht. Sarah, Claudias beste Freundin und Jules geliebte Patentante ist frisch geschieden und nicht sicher, das Richtige getan zu haben.
Als die Krise auf dem Höhepunkt angelangt ist, findet Claudia auf dem Rathausplatz einen leckeren Apfel. Sie beißt einfach hinein und ... das Schicksal nimmt seinen Lauf. Der Apfel ist dann sozusagen das Schlüsselerlebnis oder auch der Übeltäter für alles Folgende.
Claudia ist drauf und dran ein völlig herunter gekommenes Bauernhaus samt anliegendem Apfelgarten im alten Land zu kaufen. Warum sie da so drauf versessen ist, weiß sie selber nicht genau. Der grantelige Nachbar ist inklusive. Alle halten Claudia für übergeschnappt, doch sie zieht das Ding durch und gut dargestellte Dramen spielen sich teils sehr erheiternd ab. Elisabeth, die glückliche Witwe eines kürzlich verstorbenen Fabrikbesitzers taucht auf und versucht alles wieder in einigermaßen überschaubare Bahnen zu lenken. Frau wohnt jetzt auf dem Lande...
Ich konnte mich bei diesem Roman mit dem stilvoll passendem Cover herrlich entspannen. Es ging zwar rasant zu, trotzdem empfand ich die Handlung als angenehm unaufgeregt. Die Mischung stimmte und bot lockere Unterhaltung an. Das alte Land mag ich als Szenerie überaus gerne und der Duft von den leckeren alten Apfelsorten, die dort üppig wachsen, steigt beim Lesen in die Nase. Der Autorin ist eine herrlich erfrischende Geschichte aus der Feder gerutscht, die Mut macht, sich Neuem zu stellen und vermittelt, dass Unfälle und Scheidungen nicht das Ende aller Tage und des Glücks sein müssen. Fluffig leichte Frauenlektüre mit Schmunzelgarantie, die aber auch an machen Stellen unter die Oberfläche geht.