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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1578 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2024
Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3
Almstädt, Eva

Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3


sehr gut

Mitten in der Nacht wird die Anwältin Fentje Jacobsen von einem Mann angerufen, der ihre Hilfe benötigt, da er davon ausgeht, dass er demnächst des Mordes verdächtigt wird. Viel mehr erfährt Fentje nicht. Das Gespräch geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Deshalb versucht sie herauszufinden, was es mit dem Anruf auf sich hat. Doch dann bekommt sie mit, dass im Nachbarort zwei Tote aufgefunden wurden. Einer davon ist der nächtliche Anrufer. Fentje will unbedingt mehr erfahren und beginnt deshalb, auf eigene Faust nachzuforschen. Doch die Dorfgemeinschaft mauert, wodurch Fentje nur spärliche Informationen erhält. Da der Journalist Niklas John ebenfalls an der Aufklärung des Falls interessiert ist, arbeiten die beiden wieder zusammen. Nicht ahnend, in welche Gefahr sie sich dabei begeben...

"Das schweigende Dorf" ist bereits der dritte Band der Akte-Nordsee-Reihe. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ereignissen aber auch dann folgen, wenn man noch keinen Teil dieser Serie gelesen hat. Es gibt allerdings private Nebenhandlungen. Wenn man Interesse an der Weiterentwicklung dieser Handlungsstränge hat, empfiehlt sich, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge.

Auch in diesem Band versteht es Eva Almstädt wieder hervorragend, Handlungsorte und Protagonisten so lebendig zu beschreiben, dass man alles mühelos vor Augen hat. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Dadurch fällt es leicht, sich auf die Ermittlungen einzulassen. Die privaten Nebenhandlungen fließen harmonisch in den Krimi ein. Sie drängen sich nicht zu sehr in der Vordergrund, sondern sorgen dafür, dass die Charaktere authentisch wirken.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Da Fentje und Niklas unabhängig voneinander Nachforschungen anstellen, beobachtet man gespannt, welche Puzzleteilchen die beiden zusammentragen. Man wird dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen und kann verfolgen, ob Fentje und Niklas ähnliche Schlüsse daraus ziehen. Da man in weiteren Perspektiven einigen Dorfbewohnern über die Schulter schaut, hat man mehr Informationen als die beiden. Dennoch fällt es nicht leicht, die Hintergründe zu durchschauen, denn der Täter lässt sich nur schwer erahnen.

Ein spannender Fall für Fentje Jacobsen und Niklas John!

Bewertung vom 02.06.2024
Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Spannender Justiz-Krimi

Die Chefärztin Dr. Sasha Müller ist eine engagierte Befürworterin der KI. Damit stößt sie nicht bei allen Kollegen auf Verständnis. Als bei einem Routineeingriff ein Patient stirbt, nimmt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf. Da die Obduktion ergibt, dass der Tod durch einen Behandlungsfehler eintrat, wird Sasha Müller wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass die Ärztin auch bei diesem Eingriff von der KI unterstützt wurde. Das löst in den Medien Aufruhr aus. Strafverteidiger Rocco Eberhardt vertritt Sasha Müller und stellt sich die Frage, ob seine Mandantin für den Tod des Patienten verantwortlich ist - oder die KI. 

"Der 1. Patient" ist der vierte Fall für Strafverteidiger Rocco Eberhardt, der auch dieses Mal wieder auf das Fachwissen des Rechtsmediziners Justus Jarmer zurückgreift. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man den aktuellen Ereignissen auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Teil dieser Serie gelesen hat. Wichtige Hintergrundinformationen zu den Charakteren fließen harmonisch ins Geschehen ein. 

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Man muss allerdings nicht befürchten, die Orientierung zu verlieren, da die Wechsel entsprechend gekennzeichnet sind. Da die Kapitel recht kurz sind, baut sich schon früh ein hohes Tempo auf, dem man sich kaum entziehen kann. 

Man merkt, dass das Autoren-Duo vom Fach ist und genau weiß, wovon es schreibt, zumal der frühere Strafverteidiger Florian Schwiecker außerdem Experte im Bereich "Medical KI" ist. Dieses Fachwissen fließt ausgewogen ins Geschehen ein. Dabei hat man niemals das Gefühl, dass man mit einem erhobenen Zeigefinger belehrt wird, sondern freut sich eher darüber, ganz nebenbei etwas mehr über dieses aktuelle Thema zu erfahren. 

Handlungsorte und Charaktere werden so anschaulich beschrieben, dass man alles mühelos vor Augen hat. Genau wie der Strafverteidiger Rocco Eberhardt, versucht man zu verstehen, was bei der Operation passiert ist und wer dafür die Verantwortung übernehmen muss. Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse, die dazu anregen, eigene Überlegungen anzustellen. Die Gerichtsszenen werden so spannend beschrieben, dass man das Ganze atemlos verfolgt. Und wenn man schließlich meint, dass die Schuldfrage geklärt ist, kommt es zu einer überraschenden Wendung. 

Wieder ein durchgehend spannender Fall für Rocco Eberhardt!

Bewertung vom 26.05.2024
Sitz, Platz, Kuss / Hundeglück Bd.1
Sommer, Isabell

Sitz, Platz, Kuss / Hundeglück Bd.1


gut

Mila führt einen Laden für Brautmode und verkauft ihren Kundinnen wahre Traumkreationen, für den schönsten Tag des Lebens. Nach einer schmerzlichen Trennung glaubt sie allerdings nicht mehr an die große Liebe. Ihre Angst, verletzt zu werden, ist einfach zu groß. Als Mila mit ihrem Hund Balou auf dem Weg in die Hundetagesstätte ist, wird sie fast von einem gelackten Schönling überfahren, der in seiner protzigen Karre, seine Hündin Alice in die Tagesstätte bringt. Mila ist sofort genervt und als sich dann noch herausstellt, dass Robin Scheidungsanwalt ist, ist ihre Meinung über den geschniegelten Typen gefestigt. Ihr ist klar, dass sie ihn überhaupt nicht ausstehen kann. Oder vielleicht doch?

"Sitz, Platz, Kuss" ist der erste Band der Hundeglück-Reihe, die sich in der Hundetagesstätte "Zum Pfotentreff" zuträgt. Die vierbeinigen Freunde lockern die Handlung auf. Man muss allerdings nicht befürchten, dass sie sich zu sehr in den Vordergrund drängen, denn der Fokus liegt eindeutig auf den zwischenmenschlichen Beziehungen der Zweibeiner. 

Die Handlung wird hauptsächlich in der Ich-Perspektive, aus der Sicht von Mila betrachtet. Allerdings gibt es auch Kapitel, in denen Scheidungsanwalt Robin und Hundetagesstätten-Leiterin Clara im Zentrum stehen. Diese werden in der dritten Person geschildert. In Milas Perspektive erlebt man ihre Gedanken und Gefühle hautnah mit. Sie wirkt sehr sympathisch und kann auch mal über sich selbst lachen. 

Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen. Da die beiden Hauptprotagonisten sich zunächst nicht ausstehen können, kommt es zu einigen humorvollen Szenen, bei denen man unverhofft schmunzeln muss. Die Annäherung der beiden verfolgt man deshalb gespannt. Doch immer wieder führt Milas Angst, verletzt zu werden, dazu, dass sie auf Abstand geht. Man kann ihre Angst zwar nachvollziehen, doch irgendwann seufzt man schicksalsergeben, wenn es wieder dazu kommt, dass Mila die Notbremse zieht. Denn das passiert leider viel zu oft und nervt irgendwann. 

Nichtsdestotrotz ein unterhaltsamer Liebesroman, mit einer Hintergrundkulisse, die gerade Hundeliebhaber erfreuen dürfte. Obwohl ich mich beim Lesen größtenteils sehr gut unterhalten habe, vergebe ich auf meiner persönlichen Bewertungsskala leider nur drei von fünf Sternchen, da Milas Verhalten auf Dauer etwas nervend war. 

Bewertung vom 26.05.2024
Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.
Brooks, Nick

Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.


gut

Die Urban Promise Prep School hat ein untadeliges Image. Hier wird dafür gesorgt, dass gefährdete Jugendliche nicht auf die schiefe Bahn geraten und einen Schulabschluss erhalten, der ihnen den Weg ins Leben ebnet. Niemand ahnt, welche strengen Regeln hinter den Kulissen gelten. Die Jugendlichen werden schikaniert und jeder klitzekleine Regelverstoß streng geahndet. Als Schuldirektor Moore ermordet wird, stehen  die Schüler J. B., Ramón und Trey im Zentrum der Ermittlungen. Denn die drei Jungs hätten ein Motiv und außerdem Zugang zur Mordwaffe gehabt. Einer von ihnen muss es also gewesen sein! Vielleicht auch alle gemeinsam? Oder war es doch keiner von ihnen? Um die Wahrheit ans Licht zu bringen, müssen sie gemeinsam herausfinden, was geschah....

Dadurch, dass das Buch mit einem Artikel beginnt, in dem vom Mord am Schuldirektor berichtet wird, ist man sofort mitten im Geschehen. In den ersten drei Teilen der Handlung lernt man die Hauptverdächtigen näher kennen.  J. B., Ramón und Trey stehen dabei abwechselnd im Zentrum. Es gibt Aussagen von Leuten, die die beiden kennen. Dabei erfährt man, wie diese Personen die Lage einschätzen, was sie über die Verdächtigen wissen und was sie gesehen, bzw. nicht gesehen, haben. Außerdem erfährt man, was  J. B., Ramón und Trey am Tag der Tat und am Tag vor der Tat erlebt haben. Durch die wechselnden Perspektiven ist die Handlung äußerst abwechslungsreich. Man gerät früh in den Sog der Ereignisse und versucht, selbst herauszufinden, was geschah. Dabei wird einem schnell klar, dass jeder Verdächtige sympathisch wirkt, wodurch man die Tat keinem zutraut. 

Fassungslos beobachtet man die Zustände, die an der Schule herrschen. Deshalb vermutet man, dass Direktor Moore, der für diese Regeln verantwortlich ist und alles daran setzt, sie streng durchzusetzen, auch andere Menschen gegen sich aufgebracht haben muss. Doch ob man damit richtig liegt, lässt sich nicht so schnell erahnen. Dadurch fliegt man förmlich durch das Buch, um die Wahrheit aufzudecken. 

Zum Ende hin tun sich die Verdächtigen schließlich zusammen. Man sollte konzentriert lesen, um nicht die Übersicht über die wechselnden Charaktere zu verlieren. Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. Die Szenen wirken leider ein wenig überhastet, als ob man nun unbedingt mit voller Kraft auf das Ende zusteuern müsste. Einige Handlungsstränge, denen man beim Lesen Beachtung geschenkt und sie für relevant gehalten hat, verlaufen leider ins Leere. Die Wahrheit kommt schließlich ans Licht, doch leider bleiben für den aufmerksamen Leser einige Fragen offen. Da es sich bei diesem Krimi allerdings um ein Jugendbuch, mit der Altersempfehlung "ab 14 Jahren handelt", sollte man vielleicht nicht alles genau hinterfragen. 

Anfangs entwickelt sich das Buch schnell zu einem spannenden Pageturner. Doch leider wirkt die Auflösung zu überhastet und stellenweise arg konstruiert. 

Bewertung vom 20.05.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Pageturner!

Jakob Krogh und Mila Weiss leiten gemeinsam die gerade ins Leben gerufene "Gruppe 4", eine Sondereinheit für komplexe Serienstraftaten. Bereits an ihrem ersten Arbeitstag stoßen sie im Zuge einer anderen Ermittlung auf die Leiche einer älteren Frau, die offenbar ermordet wurde. Merkwürdig ist allerdings, dass mehrere Zeugen die ältere Dame noch gesehen haben wollen, obwohl das nicht mit dem Todeszeitpunkt übereinstimmen kann. Das gerade gegründete Team steht vor einem Rätsel. Zumal wenig später ein Student tot aufgefunden wird, der ebenfalls noch gesehen wurde, obwohl er zu dem Zeitpunkt schon tot gewesen sein muss. Doch das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit, die diese beiden Todesfälle haben: An beiden Tatorten lässt der Täter eine geheimnisvolle Botschaft und ausgehungerte Krähen zurück, die die Leichen grausam zurichten....

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dabei schaut man sowohl den Ermittlern, als auch dem Täter über die Schulter. Obwohl man dadurch weiß, wer hinter allem steckt, überzeugt dieser Thriller durch eine düstere Atmosphäre, überraschende Wendungen und durchgehende Spannung. 

Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass man meint, selbst vor Ort zu sein. Dadurch kann man sich früh auf die Jagd nach dem Killer einlassen. Man sollte beim Lesen allerdings nicht zu zartbesaitet sein, da es Szenen gibt, bei denen einem eiskalter Schauer über den Rücken laufen. Der Schreibstil ist flüssig und überzeugt durch ein hohes Tempo. Es fällt wirklich schwer, das Buch aus der Hand zu legen. 

Obwohl man den Täter kennt, fragt man sich, welches Motiv ihn antreibt. Dabei kommt es zu einigen Überraschungen. Doch nicht nur der Täter hütet dunkle Geheimnisse, auch die Ermittlungsleiter haben mit eigenen Dämonen zu kämpfen. Dadurch kommt es zu einer Wendung, die man kaum vorhersehen kann. Das neue Team besteht aus interessanten Charakteren, die gut zusammenarbeiten. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass es weitere Fälle für die Sondereinheit für komplexe Serienstraftaten geben wird. 

Ein spannender Thriller, der durch eine düstere Atmosphäre, interessante Charaktere und überraschende Wendungen überzeugt!

Bewertung vom 09.05.2024
Schneeweißchen stirbt
Haller, Elias

Schneeweißchen stirbt


ausgezeichnet

"Schneeweißchen stirbt" ist der finale Band der Grimm-Thriller-Trilogie. Um die Gesamthandlung zu verstehen, sollte man unbedingt die Reihenfolge einhalten, da die einzelnen Teile aufeinander aufbauen. Die aktuelle Handlung knüpft beinahe nahtlos an das Ende des vorherigen Teils an. 

Sonderermittlerin Nora Rothmann ist nach den traumatischen Ereignissen noch immer angeschlagen. Allerdings ist sie fest entschlossen, endlich alle Hintermänner, die mit den geheimnisvollen Grimm-Akten zu tun haben, zur Rechenschaft zu ziehen und zu erfahren, wer ihre Eltern vor vielen Jahren ermordet hat. Doch nun greift ein geheimnisvoller Unbekannter, der sich selbst der Erzähler nennt, ins Geschehen ein. Nach und nach tötet er jeden, der mit den Grimm-Akten in Verbindung steht. Die grausamen Mörder werden nun selbst zu wehrlosen Opfern. Doch wer ist der Mann? Und ist auch Nora in Gefahr?

In diesem finalen Band wird von Anfang an ein hohes Tempo angeschlagen. Relativ kurze Kapitel, die oft an entscheidenden Stellen wechseln, sorgen dafür, dass man wieder früh in den Sog der Handlung gerät. Genau wie Nora, kann man nicht einschätzen, welche Rolle die unterschiedlichen Akteure spielen und wem man überhaupt noch trauen kann. 

Man sollte beim Lesen nicht allzu zartbesaitet sein, da der Killer mit seinen Opfern nicht gerade zimperlich umgeht und der Autor es hervorragend versteht, diese Szenen so anschaulich zu beschreiben, dass man sofort alles vor Augen hat. Langsam laufen die Fäden zusammen, doch immer wieder kommt es zu Wendungen, die man so nicht erwartet. Dadurch verfolgt man atemlos das Geschehen. Und wenn man meint, dass man schließlich alles durchschaut, wird man eines Besseren belehrt. Denn das Ganze endet mit einem regelrechten Paukenschlag. 

Ein spannendes Finale, das einige Überraschungen bereithält. 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.05.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


sehr gut

Regt zum Nachdenken und Erinnern an


Im Jahr 1943 wird ein norwegisches Handelsschiff im Indischen Ozean angegriffen. Die Brüder Sverre und Konrad werden dabei getrennt. Sverre wird von den Japanern gefangengenommen und Konrad versucht, sich mit einem Rettungsboot in sichere Gewässer durchzuschlagen, landet dann aber auf Java, und gerät ebenfalls in japanische Gefangenschaft. Auf Java lernt er Sigrid kennen, die dort als Krankenschwester arbeitet. Konrad hofft, nicht nur Sverre zu finden, sondern sich nach dem Krieg ein Leben mit Sigrid aufzubauen....

Wenn man bereits »Als Großmutter im Regen tanzte« gelesen hat, dann kennt man Konrad bereits. In dieser Fortsetzung erzählt Enkelin Juni nun seine Geschichte. Da die Bände unabhängig voneinander gelesen werden können, ist es nicht zwingend notwendig, vorher »Als Großmutter im Regen tanzte« zu lesen. 

Eindrucksvoll erzählt Trude Teige Konrads Geschichte. Sie schildert die Ereignisse so anschaulich, dass man alles mühelos vor Augen hat und dadurch ganz ins Geschehen eintauchen kann. Die Charaktere wirken authentisch, wodurch man mit ihnen mitfiebert. Hier bekommt man einen Einblick in die Ereignisse, die sich während des Zweiten Weltkriegs auf Java zugetragen haben. 

Die Gefangenen sind den Japanern schutzlos ausgeliefert und müssen jeden Tag ums Überleben kämpfen. In diesen Zeiten lernen sich Konrad und die Krankenschwester Sigrid kennen. Ihr Schicksal verknüpft sich untrennbar miteinander. Man gerät früh in den Sog der Ereignisse und beobachtet fassungslos, wie viel Leid und Entbehrungen die Gefangenen ertragen müssen. Dazwischen gibt es immer wieder Momente voller Menschlichkeit und Hoffnung. 

Ein intensiv erzählter Roman, der zum Nachdenken und Erinnern anregt. 

Bewertung vom 05.05.2024
A Fall to Forgive / Seasons Bd.1
Moncomble, Morgane

A Fall to Forgive / Seasons Bd.1


sehr gut

Camelia studiert Jura an der Universität von Edinburgh. Endlich liegt die verhasste Schulzeit hinter ihr, in der ihr eine elitäre Clique das Leben zur Hölle gemacht hat. Doch dann erhält Camelia die Nachricht, dass Rory, der Anführer der Clique, ermordet wurde. Und zwar von seinem besten Freund Lou. Obwohl auch Lou eine entscheidende Rolle bei den Schikanen gespielt hat, die Camelia während der Schulzeit ertragen musste, kann sie die Anziehungskraft, die er schon immer auf sie ausgeübt hat, nicht ignorieren und übernimmt mit ihrer Mentorin seine Verteidigung. Dabei kommen sich die beiden langsam näher, doch Camelia ahnt nicht, ob sie ihm vertrauen kann....

Die Handlung wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht von wechselnden Akteuren, geschildert. Allerdings stehen dabei Camelia und der Beschuldigte Lou im Zentrum. Außerdem gibt es Rückblicke in die Vergangenheit. Da die Kapitel entsprechend gekennzeichnet sind, fällt die Orientierung leicht. 

Die Autorin beschreibt Handlungsorte und Protagonisten so authentisch, dass man sich problemlos auf die Ereignisse einlassen kann. Durch die zeitlichen Rückblicke bekommt man einen recht umfassenden Einblick in das manipulative Wesen von Rory. Dass er ermordet wurde, weil er zu weit gegangen ist, scheint nachvollziehbar. Und er selbst scheint genau das vorhergesehen zu haben, da er eine Schnitzeljagd für Lou und Camelia hinterlassen hat, die die beiden auf die Spur des Täters bringen soll. Der Spannungsanteil dieses Romans ist deshalb hoch, zumal jeder verdächtig ist. Man wird dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen, die man allerdings häufig überdenken muss. Man weiß schon bald nicht mehr, wem man vertrauen kann, wobei man nicht mal genau einschätzen kann, wie weit Lou und Camelia in den Mord involviert sind. Dadurch gerät man früh in den Sog der Handlung. 

Die Atmosphäre ist angespannt. Sie wird zwar durch die große Anziehungskraft, die Camelia und Lou aufeinander ausüben, etwas aufgelockert, doch auch bei diesen Szenen ist man ständig Hut, da man nicht einschätzen kann, was passieren wird. Zwar sind manche Handlungen der Hauptcharaktere nicht immer nachvollziehbar, doch darüber kann man hinwegsehen, da das Tempo des Romans konstant hoch ist und man regelrecht mitgerissen wird. 

Eine gelungene Mischung aus Romance und Spannung, die durch ein hohes Tempo überzeugt. 

Bewertung vom 26.04.2024
Die Tote im Sturm / August Strindberg Bd.1
Ohlsson, Kristina

Die Tote im Sturm / August Strindberg Bd.1


sehr gut

Der Stockholmer August Strindberg lässt sein bisheriges Leben hinter sich, um in dem kleinen Ort Hovenäset einen Secondhand-Laden zu eröffnen. Bei seiner Ankunft ist allerdings der gesamte Ort in heller Aufregung, da die allseits beliebte Lehrerin Agnes verschwunden ist. Trotz intensiver Suche, findet die Polizei zunächst keine Hinweise auf ihren Verbleib. Obwohl August die Frau noch nie in seinem Leben gesehen hat, wird er plötzlich in den Fall involviert....

"Die Tote im Sturm" ist der Auftaktband zu einer Reihe, in der August Strindberg im Zentrum der Ereignisse steht. Dieser Auftakt startet deshalb auch etwas gemächlich, da man zunächst August und den kleinen Ort Hovenäset kennenlernt. Nach und nach werden weitere Charaktere eingeführt. Obwohl dabei die Spannung etwas auf Sparflamme kocht, versteht es die Autorin hervorragend, Handlungsorte und Protagonisten so zu beschreiben, dass man das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein. Dadurch kann man sich ganz auf die Suche nach der Lehrerin einlassen, obwohl es zunächst keine Fortschritte gibt. 

Durch Tagebucheinträge weiß man mehr als die Ermittler und stellt eigene Überlegungen an. Obwohl man dadurch einen Verdacht bekommt, was hinter dem Verschwinden von Agnes stecken könnte, ahnt man nicht, wie alles zusammenhängen könnte und was tatsächlich passiert ist. Dadurch tappt man lange Zeit im Dunkeln. 

Es gibt einige Nebenstränge, die nicht nur die Charaktere lebendig wirken lassen, sondern außerdem dafür sorgen, dass keine Langeweile aufkommt. Die Spannung, die weite Teile auf sich warten lässt, stellt sich zum Ende hin schließlich doch noch ein, wodurch das Ganze in einem Finale gipfelt, das man geradezu atemlos verfolgt. 

Ein ruhiger Krimi, der durch lebendige Charaktere und eine authentische Hintergrundkulisse überzeugt.

Bewertung vom 21.04.2024
Dorf unter Verdacht
Upson, Nicola

Dorf unter Verdacht


sehr gut

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs verlassene Tausende Kinder London und werden aufs Land geschickt, um den drohenden Bombardierungen zu entgehen. Am Bahnhof herrscht Chaos. Josephine Tey hält sich gerade in ihrem Cottage in Suffolk auf und wird deshalb gebeten, bei der Ankunft der Kinder zu helfen, die in dem kleinen Ort untergebracht werden sollen. Am nächsten Tag stellt sich heraus, dass eines der Kinder in dem Trubel verschwunden ist. Zum Glück ist gerade Archie Penrose vor Ort und beginnt, die Suche zu koordinieren. Das Verschwinden des Mädchens senkt sich wie ein Schatten über den Ort und lässt sogar den Ausbruch des Krieges nebensächlich wirken. Alte Konflikte kochen wieder hoch und je länger die Suche dauert, desto misstrauischer reagieren die Dorfbewohner....

Es gelingt der Autorin hervorragend, den damaligen Zeitgeist zu beschreiben und eindrucksvoll zu vermitteln. Dadurch ist man vom ersten Moment an im Geschehen. Handlungsorte und Protagonisten wirken authentisch, wodurch man sich die beschriebenen Ereignisse mühelos vorstellen kann. Dadurch erlebt man die turbulenten Szenen bei der Abfahrt und Ankunft der Kinder hautnah mit. 

Der Hauptteil der Handlung trägt sich in einem kleinen Ort in Suffolk zu. Man hat die Bewohner lebhaft vor Augen. Der Krimi startet zunächst eher gemächlich, ist dabei aber nie langweilig, sondern regt dazu an, auf kleine Details zu achten, die Hinweise auf den Verbleib des verschwundenen Mädchens geben könnten. Zunächst scheint das Dorf eng zusammenzuhalten, obwohl man bereits merkt, dass einige Bewohner dunkle Geheimnisse hüten. Unter der Oberfläche beginnt es zu brodeln. Deshalb steigt die Spannung im Verlauf der Handlung stetig an. Zum Ende verknüpfen sich die zusammengetragenen Hinweise schlüssig und gipfeln in einem spannenden Finale, das einige Überraschungen bietet. 

Ein zunächst eher ruhiger Krimi, der allerdings durch authentische Charaktere und eine stimmungsvolle Hintergrundkulisse überzeugt.