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Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2021
Der Näher / Martin Abel Bd.3
Löffler, Rainer

Der Näher / Martin Abel Bd.3


sehr gut

Da bin ich wieder bei dem Thema: Ich will alles kennen, kann es aber eindeutig nicht. Rainer Löffler - noch nie gehört. Ich habe nur gesagt bekommen, lies den Mal, also gesagt getan.
Martin Abel wird zum Entspannen nach Gummersbach geschickt. Da er vom letzten Fall noch etwas angeschlagen ist, soll er sich jetzt um etwas Einfaches, Ruhiges kümmern. Da wäre wieder mein Problem: Ich steige mal wieder einfach blind in eine Reihe ein. Mir fehlen dann doch wieder zwei Teile. Aber nicht so tragisch. Man kann sich irgendwie alles ein wenig zusammenreimen, wenn man es schon gewohnt ist, in eine Reihe später einzusteigen. Wobei es der Autor auch immer wieder geschickt macht und kleine Fäden aus den anderen beiden Bänden in die Story einfließen lässt, damit man die Zusammenhänge versteht.
Einige Dinge haben mich dann doch etwas neugierig gemacht, was den Charakter von Martin Abel betrifft, und warum dies so ist, wie es ist.
Er kommt also nach Gummersbach, da dort zwei Frauen verschwunden sind. Vor Ort trifft er auf den Dienststellenleiter, Hauptkommissar Borchert, und seine beiden Untergebenen, Voß und Stange. Der Autor lässt die Stadt eigentlich außen vor. Er geht nur ein wenig auf die Umgebung ein, beschreibt das Winterliche einkaufen, aber irgendwie ist die Stadt ziemlich gesichtslos und was mich so im Nachgang ein wenig gestört hat, war, dass der Handball in den Beschreibungen der Stadt keine Rolle gespielt hat, obwohl der VfL Gummersbach einer der bekanntesten deutschen Handballvereine ist. In Städten wie Wetzlar oder Gummersbach ist Handball normaler Weise relativ schnell ein Thema. Das habe ich als Handball-Fan vermisst.
Was aber unwahrscheinlich toll ist, ist die Beschreibung der Psyche der Täter oder das wieso und warum. Ich hatte relativ schnell einen Verdacht, wer der Täter sein könnte, der Schwangere Frauen mit Kind in Beton gießt. Aber dann war immer wieder der Gedanke, dass kann nicht sein, so krank kann der dann doch nicht sein.
Also wie man auf den Gedanken kommt, einen Reißverschluss in eine schwangere Frau zu nähen, ist schon krank. Wenn man dann noch bedenkt, dass diese Frauen dann mit ihrem Kind zusammen in Beton gegossen werden, wird es richtig krank.
Als Begründung wird immer wieder die Mythologie zu Leda und der Schwan genannt und das Schlimme ist, es ergibt irgendwie auch noch einen Sinn. Warum der Täter das gemacht hat, also all das was der Autor beschreibt, gibt irgendwie einen eigenartigen Sinn. Und genau dies ist die absolute Stärke des Buches. Man bekommt den Täter nähergebracht, ohne dass man ihn liebt. Glaubt mir, für diesen Typen kann man keine Sympathie empfinden.
Allerdings erfährt man vieles über das warum und wieso, und man lernt, was Foetus in Foeto ist. Und nein, ich habe mir dies nicht aus den Fingern gesaugt, diesen Begriff gibt es wirklich.
Ich glaube, dieses Thema hatte ich das letzte Mal bei Stephen King in „Stark“. Ich habe dieses Buch schon vor langer Zeit gelesen, aber dies ist mir im Kopf geblieben.
Für mich war dieses Buch eine der Entdeckungen des Jahres, da ich es gelegentlich mal weglegen musste, damit ich keine Albträume bekomme. Ich wünsche mir noch ein paar Fälle mit Martin Abel, aber auch nur dann, wenn er es wieder schafft ein mir fast unbekanntes Thema etwas näher zu bringen. Und wenn es in mir wieder einen horrormäßigen Film erzeugt! Also Herr Löffler, übernehmen sie bitte.

Bewertung vom 04.01.2021
Die Toten von der Falkneralm / Nemec Bd.1 (MP3-Download)
Nemec, Miroslav

Die Toten von der Falkneralm / Nemec Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Geht es einem Schauspieler wohl auf die Nerven, immer wieder mit der Figur seiner Rolle identifiziert und angesprochen zu werden? Vermutlich schon. Daher finde ich es eine gelungene Idee, dies zur Grundlage des ersten Romans eines Schauspielers zu machen. Dass es ein Krimi ist, liegt schon fast auf der Hand.
Wie viel Kommissar Ivo Batic steckt im Schauspieler (und Autor) Miroslav Nemec? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Hörbuch.
Ich finde es sehr gekonnt, wie Miroslav Nemec mit den Vorurteilen spielt. Wo hört der Schauspieler auf und wo fängt die Rolle an? Manchmal, scheint es fast fließend zu sein.
Das Szenario von Morden in einem abgeschotteten Hotel ist jetzt nicht ganz neu und wurde schon öfter verarbeitet, aber es ist immer die Frage wie es in Szene gesetzt wird. Hier ist es gut gelungen ohne abgedroschen zu wirken.
Der Schauspieler Miroslav Nemec fährt zu einem Krimi-Dinner, um seinen neuen Roman vorzustellen. Dort stolpert er in mehrere Todesfälle hinein. Erst will ja auch keiner an einen Mord glauben. So etwas passiert doch nicht bei uns! Irgendwie erwartet jeder, dass er nun als professioneller Kriminalist agiert und den Fall klärt. Allerdings ist es nicht Kommissar Batic, der dort weilt sondern eben der Schauspieler Nemec. Diese Abgrenzung wird anfangs klar gemacht, aber irgendwie reizt es ihn doch – zumindest im Roman – und er fängt an Dinge zu hinterfragen. Die Lösung des Falls ist vielleicht nicht völlig überraschend, aber schön gemacht. Dazu könnte ich noch einiges sagen und auf literarische Vorbilder verweisen, aber das habe ich schon in der Schule gehasst, wenn ein schönes Buch zu Tode geredet und zerpflückt wurde.
Wieder mal so ein Fall, wo ich sagen muss, bitte nur vom Autor selbst vorlesen lassen. Er ist einfach zu gut. Die Geschichte ist lebendig, man ist mitten drin, jederzeit mit dem Gefühl „Ja, das könnte passieren“. Die Romanfigur Nemec wirkt so authentisch, dass es manchmal schwerfällt daran zu denken, dass es sich um Fiktion handelt. Auf ein neues Hörbuch vom Autor gelesen würde ich mich freuen. Allerdings bind ich mir nicht sicher, ob es gut wäre, wenn Herr Nemec wieder selber auf Verbrecherjagd gehen würde. Aber wie so oft, es kommt auf einen Versuch an.
Der Roman ist spannend und lustig und Miroslav Nemec ist ein toller Vorleser. Ich kann es nur empfehlen.
Einen kleinen Negativpunkt muss ich dennoch anmerken. Die CDs kommen in einer Plastik-Box und ich finde es sehr schlecht, wenn diese kleinen Zähne, die die CDs festhalten, schon beim ersten Gebrauch gleich abbrechen. Hier sollte der Hörverlag vielleicht ein wenig mehr auf das Material achten.

Bewertung vom 25.12.2020
Wenn ich dich hole
Goerz, Anja

Wenn ich dich hole


sehr gut

Eine wilde Fahrt war dies gerade eben. Eigentlich ist das alles nicht gerade weit weg, nicht nur räumlich, es fühlt sich auch zeitlich so an. Das Buch ging auch nur 251 Seiten oder ca. 15 Stunden geschriebene Geschichte. Das heißt, dass alles was man dort liest, sich bis auf die Einschübe über Henrike, der Ex von Bendix, innerhalb noch nicht einmal eines Tages abspielt.
Dadurch nimmt man dran teil, wie sich der Vater von Lewe mit panischen Gefühlen von Heathrow nach Nordfriesland begibt. Dort sind Bendix’ Frau und seine Mutter in einen Autounfall verwickelt worden und finden sich in einem Stall wieder. Bendix Mutter ist aufgrund ihres Diabetes schnell sehr geschwächt. Da es einen Wintereinbruch in Nordfriesland gegeben hat, ist es nicht unbedingt leicht, sie in einem zugigen Stall zu versorgen.
Man zittert sich aber immer weiter mit dem Vater und der Mutter und hofft, dass sie bald bei ihrem Sohn sind. Man fiebert mit, wie der kleine Lewe sich vor Angst regelrecht in die Hosen macht – und das auch mit recht.
Man kann den örtlichen Polizisten verstehen, der sich im ersten Moment von der wohl recht attraktiven Henrike auf die falsche Fährte führen lässt, und dessen Frau auch seine Bedenken zerstreut. Aber trotz allem kämpft er sich durch das Schneetreiben mit dem Auto zu Bendix Mutter.
Wenn ich jetzt noch mehr erzähle, erzähle ich noch das komplette Ende, welches doch recht schnell kommt. Womit ich bei der Kritik an diesem Buch bin. Das Ende kommt sehr schnell. Ich habe in verschiedenen Foren gerade über das schnelle Ende die eine oder andere Meinung gelesen und es kam wohl nicht nur mir zu schnell. Ja, das Ende kommt schnell und heftig, aber dies mag vielleicht daran liegen, dass die Zeit in der die Geschichte erzählt wird (wie gesagt 15 Stunden) und die erzählte Zeit sich entsprechen. Dieses Buch hat ein recht offenes Ende. Ich habe noch immer das Gefühl, Henrike, Bendix, Lewe und Insa kommen wieder - und gerade da wäre ein langes Ende vielleicht kontraproduktiv. Da ist es dann vielleicht besser, noch etwas offen zu lassen. Was mich bei der Auflage, die ich hatte, wesentlich mehr störte, waren die Druckfehler, die sogar mir stark ins Auge gefallen sind.
Was ich gut fand, waren das Tempo im Buch und dass ich Anfang Mai doch ein wenig gefroren habe, da ich mir (auch aus eigener Erfahrung) gut vorstellen konnte, wie es ist im Winter bei einem Kälteeinbruch zu wandern, und sich gerade dafür falsch angezogen zu haben.
Auch waren die Ängste von Insa und Bendix für mich beim Lesen zu spüren. Man konnte sich auch gut in Henrike einfühlen, weswegen es mich freuen würde, noch einen weiteren Teil zu lesen.
Egal wie es nun weitergeht, dieser Thriller ist gut für das lockere Lesen zwischendurch. Man kann sich gut in die Figuren, in die Gegend und in die Story im Allgemeinen einfühlen und denken, und ich habe einen guten Film in meinem Kopf bekommen. Hier kann ich mein Licht ruhigen Gewissens ausmachen. Da ich aber richtig gut unterhalten wurde, bin ich nicht böse, dass ich dies noch ohne Alpträume konnte. Was ich nicht konnte, war das Buch weg zu legen bevor es fertig war.

Bewertung vom 20.12.2020
Heimliche Herrscher
Dönhoff, Friedrich

Heimliche Herrscher


gut

Irgendwie kommen manche Autoren ja schnell wieder, bei anderen dauert es irgendwie etwas länger - und dann mit einem überraschenden Buch. So wie diesmal bei Friedrich Dönhoff, der mich vor Jahren ja schon mit „Ein gutes Leben ist die beste Antwort“ überrascht hat.
Diesmal war es ein Krimi mit dem Kommissaren Sebastian Fink. Eigentlich will er mit seiner Freundin Marissa nach Neapel fahren, aber dann kommt ihm eine Mordserie dazwischen.
Sebastian Fink ist ein ganz normaler Kommissar, der nicht wie ein depressiver Mann daherkommt, sondern einfach ein Mann ist, der in seiner Arbeit aufgeht und sich darin wohlfühlt. Natürlich ist er auch froh, wenn er Feierabend hat, oder freut sich auf den Urlaub mit seiner neuen Freundin.
Also wie gesagt, so ganz herrlich normal, weil er auch gerne mal eine Rippe Schokolade isst und diese auch gerne mal, wenn sie offen herum liegt, von einer Kollegin stibitzt und ihr dafür irgendwann auch mal wieder eine neue Tafel mitbringt.
Wie es üblich ist, habe ich recht schnell angefangen und überlegt, wer könnte denn der Täter sein? Was soll ich sagen - ich habe es nach dem ersten Versuch mal ganz schnell sein gelassen, da der, den ich als erstes unter Verdacht hatte, auf einmal auch das Zeitliche gesegnet hat.
Einen zweiten Anlauf habe ich dann noch schnell genommen und, hach ja, wieder falsch. Das eigentliche Thema wurde mir erst recht spät so richtig bewusst. Auch wenn es irgendwie immer präsent ist, aber keine Angst es ist nicht die Flüchtlingsdebatte oder so, auch wenn dies auch immer wieder da ist. Nein, es ist viel subtiler und irgendwie hat es mich auch zum Nachdenken gebracht.
Komme ich mal zu meinem Fazit. Dass ich den Autoren mag und seine Schreibweise schätze, war mir ja bei seinem letzten Buch schon bewusst, dass dieser Autor dann auch noch einen intelligenten Krimi schreiben kann, der nicht nur spannend ist, sondern auch zum Nachdenken anregt und vielleicht eine oder zwei Finger in Wunden legt, dies hat mich dann doch sehr überrascht.
Für mich ist, auch wenn es schon einige Krimis mit Sebastian Fink gibt, genau dieser Kommissar einer, der mir zeigt, auch deutsche Kommissare können ein Privatleben haben und dabei auch gute Kommissar sein.
Wenn dann dazu noch ein flüssiger Schreibstil kommt, welchen man nicht so leicht zur Seite legen kann, dann, ja dann, wissen alle, da ist ein richtig genialer Kommissar am Werk, bei dem man noch bei ein paar Fällen dabei sein möchte.

Bewertung vom 15.12.2020
Ein Stern, der in dein Fenster schaut

Ein Stern, der in dein Fenster schaut


sehr gut

Am Anfang habe ich mir mit diesem Kinderbuch, das muss ich nun wirklich sagen, etwas schwer getan. So mit mehreren Sprachen teilweise auf einer Seite, von denen ich einige zum Teil noch nicht mal lesen konnte - also habe ich erstmal ein wenig durchgeblättert, gestöbert und dann angefangen zu lesen.
Ich habe die Geschichten zusammen mit den Bildern einfach auf mich wirken lassen. Teilweise sind sie einfach gehalten, oder im Comicstil gezeichnet sind. Immer wieder wurden andere Zeichnerinnen genommen, so dass jede Geschichte ihren eigenen Stil hat- zum einen was die Geschichte betrifft, zum anderen die Bilder dabei.
Am Anfang dachte ich, es sei vielleicht doch störend mit den verschiedenen Sprachen, aber letztendlich hat es dann doch auch seinen eigenen speziellen Flair.
Was die Geschichten betrifft, erinnerten diese mich teilweise an die Gebrüder Grimm, was ja auch nicht schlecht ist, aber sie sind trotzdem immer wieder anders, als das was man so gewohnt ist.
Besonders die Geschichte mit dem Maulbeerbaum hat es mir angetan, wobei alle Geschichten ein gewisses Etwas haben und einem die andere Kultur doch immer wieder auffällt und auch näher kommt.
Es ist in meinen Augen nicht nur ein Gute-Nacht-Geschichten-Buch für Flüchtlinge, sondern auch für jedes andere Kind. Es ist eine mutige Art, mit den Ländern und Geschichten umzugehen, und ich würde mir mehr solche Projekte und Ideen wünschen. Ich hoffe auch, dass diese Bücher von vielen verschiedenen Kindern gelesen werden und man so völkerverbindend tätig ist. Über Gute-Nacht-Geschichten und Kinder ist es vielleicht der einfachste und beste Weg.

Bewertung vom 09.12.2020
Der Übermuslim
Benslama, Fethi

Der Übermuslim


sehr gut

Manchmal da muss man sich einer Herausforderung stellen, daher habe ich mich einmal mehr mit dem Dschihad und den Muslimen auseinandersetzen wollen. Wenn ich vom IS höre oder Anschlägen egal wo in der Welt, frage ich mich immer wieder, wie kann man nur?! Es war also mal wieder an der Zeit, sich wieder mit dem Thema zu befassen.
Ich hatte das Vergnügen ja schon in Form eines Jugendromans aus dem dtv – Verlag! Und nun aus dem Matthes & Seitz Verlag zu diesem Thema als Sachbuch. Das war das erste Mal, dass ich ein Sachbuch von diesem Verlag in der Hand hatte und alleine deswegen war ich sehr aufgeregt. Und hach, das erste was mir aufgefallen ist, war der Geruch des Buches beim Auspacken. Der Druck des Buches vom Papier bis zum Schriftbild und auch wie das Buch gebunden ist - alleine dafür lohnt es sich, 18 € auszugeben.
Also war ich schon ganz kribbelig, als ich angefangen habe, das Buch zu lesen. Leser, die nun ein einfaches Buch erwarten, denen muss ich sagen, es ist, wie der Titel vermuten lässt, auch schwerer Stoff, den man auf sich wirken lassen muss. Dieser Moment kann manchmal schneller kommen als man denkt, da das Thema einfach so komplex und schwierig zu verstehen ist. Man hat immer das Gefühl, dass der Autor nur an der Oberfläche kratzt. Mag es bei der Radikalisierung sein, die einen kleinen Abschnitt in dem Buch einnimmt, aber einem einen eindrucksvollen Blick bietet, in welchen Schichten die Islamisten ihre Leute rekrutieren oder welche Gründe es gibt, weswegen man radikalisiert wird, oder welche Symptome die Radikalisierung zeigen. Der Autor zeigt einige interessante Themen und Gründe. Was mich erschrocken hat, war vor allem die Verteilung der Menschen, die als Dschihadisten in den IS zum Kämpfen ziehen.
Was ist überhaupt das Ziel des Islamismus, der ja eigentlich eine Erfindung aus der Neueren Zeit ist? Welche Ziele der IS oder der Islamismus eigentlich hat, und wie es eigentlich zu diesem Übermuslim kommt und was das eigentlich ist - ein Übermuslim. All dies wird fesselnd und informativ beschrieben.
Aber das genialste Kapitel ist eigentlich das, wo es um den Fatwa Wahn geht. Die Fatwa ist eine Rechtsauskunft, also eine Anweisung eines Gelehrten, wie ein religiöses Gesetz anzuwenden ist. Es ist ein Stück weit eine Auslegung eines Gesetzes – eine Interpretation. Es gibt praktisch zu allen Themen eine Fatwa. Besonders schräg fand ich die hier erwähnte. Sie befasst sich mit dem für die meisten Europäer schwer verständlichem Problem das sich ergibt wen eine Frau und ein fremder Mann alleine in einem Raum sind. Wären die beiden verwandt, wäre es kein Problem, daher hat ein Gelehrter empfohlen, die Frau soll dem Mann die Brust geben. Daraus ergäbe sich eine „Milchverwandtschaft“ und somit sei Sex ja ausgeschlossen. Für mich klingt dies einfach nur schräg. Gesicht und Haare müssen verborgen sein, aber einen erwachsenen Mann stillen, um eine „Verwandtschaft“ herzustellen, ist in Ordnung? Für mich widersprüchlich! Die Islamisten machen es genauso, wie unsere rechten Parteien - sie biegen sich die Sache einfach so, wie sie es haben möchten und kommen damit auch noch durch.
Und man findet immer wieder solche Beispiele, welche man ja auch sehr schnell widerlegen kann, oder wo man sich denkt, ok, da fehlt es an gesundem Menschenverstand. Aber dies ist doch eine Sache, die man bei solchen Organisationen wie dem IS nicht suchen sollte.
Komme ich jetzt mal zu meinem Fazit zu dem Buch. Es ist eine wichtige Sache, derer sich dieses Buch annimmt. Man bekommt einen kleinen Einblick in den Islamismus oder warum Menschen zu einem Übermuslim werden, wobei man es sicher nicht innerhalb von 140 Seiten völlig verstehen kann. Aber was man kann, ist einen kleinen

Bewertung vom 08.12.2020
Comeback mit Backpack
Müller, Gitti

Comeback mit Backpack


ausgezeichnet

Fernweh durch ein Buch? Geht das? Also ich sitze nun nach dem Buch hier und ich wünsche mir eine Reise nach Südamerika. Und das mir! Also einem Menschen, der unmögliche Situationen selbst in Europa hervorgerufen hat! Menschen, die mit ihr auf Fahrt waren, können dies bestätigen.
Ich fange jetzt mal bewusst hinten im Buch an und möchte der Autorin eines sagen, klar kann man alleine verreisen, aber es kann auch mit einem guten Freund/Freundin sein, solange sich beide darüber im klaren sind, ob sie sich nun treiben lassen oder alles fest planen. Man kann z.B. eine Woche Wandern in den Vogesen planen und dann Postkarten aus Straßburg aus Paris, Amsterdam oder Brügge verschicken. Wichtig ist dann, das man sich einfach treiben und alles auf sich zukommen lässt – und beide damit einverstanden sind.
Dies kann man dann besonders gut, wenn man sich wie Gitti Müller auf sein Bauchgefühl verlässt. Dann weiß man sehr schnell, was einem gut tut und was nicht.
Komme ich nun zum Anfang des Buches. Die Autorin wird mehr oder weniger von ihrem Vermieter dazu gezwungen, wieder mal nach Südamerika zu reisen. Er möchte neue Rohre in der Wohnung verlegen, und was liegt da näher, als seinen Rucksack zu packen und nach Südamerika in den Urlaub zu fahren. Man bekommt kleine Tipps zum Packen eines Rucksackes und worauf man denn so zu achten hat, was man eigentlich so braucht und was nicht. Und ja, man kommt mit 10 Kilo Gepäck gut über die Runden. Mehr wird es nur dann, wenn man noch Essen, Zelt etc. mitschleppen muss! Und auch die Ausführung was die Größe des Rucksacks betrifft, war zu 100% richtig.
Was das Leben in Hostels betrifft, kann ich nur sagen, das war der erste Fernwehpunkt nach dem Packen des Rucksackes. Ich habe auch schon Hostels erlebt und muss sagen, eine tolle Sache. Wobei auch die Jugendherbergen in Deutschland in den meisten Fällen viel besser geworden sind.
Komme ich nun auf die Länder in Südamerika zu sprechen, in denen sie war. Irgendwie hatte ich das Gefühl, in Bolivien hat sie sich doch am wohlsten gefühlt. Zumindest kommt sie immer wieder in den folgenden Kapiteln auf Bolivien zurück, egal ob dies nun 1980 war oder 2015, La Pas oder der Titicacasee haben es ihr sehr angetan. Wie sie die Landschaften und die Menschen dort beschrieben hatte, war schon irgendwie besonders, und haben das Fernweh in meiner Brust noch mal gesteigert. Es war wirklich egal, ob dies im Heute oder im Früher war, es war immer wieder schön zu lesen.
Richtig toll fand ich auch die Reise nach Costa Rica. Ein Land, in welches ich auch gerne mal reisen würde. Ich fand es aber auch erschreckend, wie sie den Klimawandel anhand eines einfachen Sandstrandes beschrieben hat und welche Auswirkungen dies im kleinen hat, egal ob dies nun die Korallen betrifft oder die Fischer. Irgendwie habe ich das Gefühl, auch wenn nun einige Dinge in Costa Rica und woanders gemacht werden, es ist einfach zu spät und wenn ich an Herrn Trump denke, der sagt es gäbe keinen Klimawandel, sind auch die falschen und mutlosesten Politiker an der Macht.
Apropos Politiker, der wohl coolste und ruhigste Politiker über den ich lesen durfte, war in diesem Buch und zwar der ehemalige Präsident José Mujica auch el Pepe genannt. Einer, der nicht im Präsidentenpalast wohnt, sondern in seinem kleinen Haus und dafür lieber Kinder und Flüchtlinge im Präsidentenpalast leben lässt. Da kann ich nur meinen Hut ziehen, und denke da kann sich so mancher Politiker egal wo eine Scheibe abschneiden.

Bewertung vom 24.11.2020
Natürlich fit
Klemme, Felix

Natürlich fit


ausgezeichnet

So, Fasching ist rum und damit wird es jetzt endlich Zeit, sich um die kleinen Pölsterchen zu kümmern, die seit der Adventszeit fröhlich gewachsen sind. Aber mal ehrlich – die Kekse waren auch zu lecker, die Essen mit Familie und Freunden zu gesellig und in den paar Wochen bis Karneval lohnte es sich ja auch nicht so recht, nach der Ernährung zu schauen, und das Wetter war eh so schlecht, dass man kaum raus konnte. Aber jetzt ist Schluss! Ich achte wieder auf die Ernährung und mache regelmäßig Sport!
Klingt bekannt, oder? Das war eine kleine Auswahl meiner persönlichen Ausreden, an denen meine Trainerin schon leicht verzweifelte. Mit ihrer Hilfe habe ich in den letzten zwei Jahren meinen BMI von 44 auf 37 reduziert und bin sogar einen kleinen Walking-Event mitgelaufen. Für manche Menschen sind 5 km walken ein Spaziergang, für mich war es eine sportliche Leistung. Ohne sie würde dieses Buch nach dem Lesen garantiert dort verschwinden, wo schon viele andere zum Thema gesunde Ernährung und Sport gelandet sind – eingestaubt in meinem Bücherregal. Somit gehöre ich zu einer recht großen Gruppe von Menschen, die zwar sehr genau wissen was sie falsch machen, es aber trotzdem nicht ändern. Es fehlt der letzte Motivations-Kick. Dieser ist so individuell wie wir Menschen eben sind.
Fortsetzung: Ostern ist rum.
Jetzt habe ich aber wirklich angefangen! Mein „normales“ wöchentliches Training lief ja, aber meine zusätzlichen Trainingseinheiten nicht wirklich. Ich wollte ja das Buch nicht nur lesen, sondern auch testen.
Mit der Ernährung hat es schon ganz gut geklappt – trotz Schokohase. Nur das mit der Bewegung ist so ein kleines Problem. Darüber lesen ist gut, aber eben nur der erste Schritt. Der zweite ist viel schwerer – die Umsetzung.

Bewertung vom 22.11.2020
Der Tod, der Hase, die Unsinkbare und ich
Niedlich, Sebastian

Der Tod, der Hase, die Unsinkbare und ich


ausgezeichnet

Nach einigen Thrillern und Krimis, war mir mal nach etwas lustigem. Der Titel klang sehr verlockend und nach kurzem Blick auf den Klappentext musste ich es einfach hören.
Die Idee, den Tod als besten Kumpel zu haben ist schon schräg und verspricht viel schwarzen Humor. Leider war die Geschichte teilweise sehr vorhersehbar.
Eigentlich sind es ja zwei Geschichten. Die erste befasst sich mit dem Hasen, genauer gesagt mit dem Osterhasen. Eigentlich eine ganz nette Geschichte mit einer guten Prise schwarzen Humors. Wie stellt man sich den Osterhasen vor? Gewiss nicht so, wie Sebastian Niedlich ihn beschreibt. Nun gut, es ist ja auch kein Buch für Kinder. Nähere Beschreibung? Selber hören! Sonst nehme ich ja die Pointen schon vorweg. Es hat was.
Die zweite Geschichte fand ich eher etwas platt. Die Unsinkbare ist, wie bereits vermutet mehrfach auf havarierten Schiffen gewesen und nicht ertrunken – obwohl, oder gerade weil der Tod ein Auge auf sie geworfen hatte? Nun mal bitte raten auf welchen Schiffen sie war. Ein kleiner Tipp. Drei Schwesterschiffe, die einige Mythen um sich vereinen.
Es ist schön erzählt. Eine nette Geschichte, die mich allerdings nicht so wirklich vom Hocker gerissen hat.

Bewertung vom 19.11.2020
Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand (MP3-Download)
Ingemansson, Hans; Jonasson, Jonas; Herngren, Måns

Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der Hundertjährige hat wieder Geburtstag. Mein erster Gedanke war, wie viele unbeabsichtigte Leichen pflastern diesmal seinen Weg. Es war ja schon recht drollig. Wer aber der Hundertjährigen noch nicht kennt, muss sich keine Gedanken machen. Es gibt kurze Rückblenden wie er denn eigentlich nach Bali kam.
Ich hatte den ersten Band auch nicht gelesen, sondern nur den Film gesehen, da war es ein besonders angenehmer Einstig, dass mir die Stimmen gleich vertraut vorkamen. Ein Blick auf das Cover bestätigte meine Vermutung. Es sind die Synchronstimmen des Films. Interessant, wie gut unser Gehör sich Stimmen merkt, die es eigentlich nur einmal und das vor über einem Jahr gehört hat.
Nun aber mal zur eigentlichen Geschichte.
Der Hundertjährige ist auf Bali und genießt einen Luxusurlaub mit seinen Freunden. Er findet eine letzte Dose einer ganz besonderen Limonade, die Erinnerungen in ihm weckt und eine ganze unglaubliche Kette an Ereignissen lostritt. Auch diesmal sind die Rückblenden in seine Vergangenheit einfach nur kurios und haben eine gewisse Komik, die einen zum schmunzeln bringt. Allein die Vorstellung, dass sich die sowjetische Regierung im Kalten Krieg mit der Herstellung eines Konkurrenzproduktes zur westlichen Cola und Rockmusik derart beschäftigt haben könnten ist so schräg, dass man einfach lachen muss. Obwohl, ganz so abwegig ist es nun auch wieder nicht. Aber deswegen die Involvierung des Geheimdienstes? Es ist einfach nur skurril.
Ich habe mich am Anfang spontan gefragt, wie viele unabsichtliche Tote es wohl diesmal geben wird. Die Lösung sollte jeder selber herausfinden. Die ganze Gesellschaft macht sich jedenfalls wieder auf die Reise und verlässt Bali. Mehr möchte ich aber hier nicht verraten. Es würde die Geschichte verderben. Einige Wendungen sind doch sehr überraschend.
Jonas Jonasson knüpft nahtlos an den Hundertjährigen an und lotst den Leser durch viele schräge Situationen, die so abwegig sind, dass sie schon wieder möglich erscheinen. Es ist quasi ein Road-Movie für die Ohren. Das Filmhörspiel ist sehr kurzweilig und kann einem eine nervige Autofahrt bei schlechtem Wetter wunderbar versüßen. Wer den Hundertjährigen mochte, lacht jetzt auch gerne über den Hunderteinjährigen und ich habe das Gefühl, dass er zu seinem nächsten Geburtstag weiter machen wird. Für mich schreit es nach einer Fortsetzung, über die ich mich freuen würde.