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Benutzername: 
isaba
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Stuhr

Bewertungen

Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2021
606
Fox, Candice

606


ausgezeichnet

Filmreife Story
Der Thriller "606" von Candice Fox ist ein spannendes Leseabenteuer mit außergewöhnlichen Figuren und tollen Wendungen, das wunderbar für einen Hollywoodstreifen herhalten kann.

Der Leser wird direkt mit einem höchstdramatischen Gefängnisausbruch in der Geschichte begrüßt. Währenddessen lernt man unter anderem John Kradle kennen, der im Todestrakt sitzt. Er nutzt seine plötzliche Freiheit und macht sich auf, um seine Unschuld zu beweisen. Davon abhalten möchte ihn die Justizvollzugsangestellte Celine, die im Todestrakt arbeitet und trotz vieler Schwerverbrecher eine Fehde mit dem vergleichsweise harmlosen Kradle pflegt.

Die Kapitel werden abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Figuren erzählt und zu Beginn ist einem keiner der Charaktere wirklich sympathisch. Zudem fehlt jegliches Verständnis dafür, dass die Schließerin ausgerechnet diesen einen der 606 Flüchtigen so unbedingt wieder einfangen will. Es werden nach und nach weitere Nebenplots aufgemacht, die die Story voranbringen und die für Tiefe und Spannung sorgen.

Im Laufe der Jagd wird dem Leser nach und nach klar, warum die Figuren so handeln und man entwickelt doch noch Sympathie. Durch zahlreiche Twists bleibt die Spannung durchgängig hoch und man mag das Buch kaum aus der Hand legen.

Genau diese Tatsache, dass die Figuren mir zu Anfang so fremd waren, macht das Buch für mich so gut. Man ist es als Leser gewohnt, gleich mit der Hauptfigur zu sympathisieren und es ist ganz erfrischend, mal anders an die Geschichte herangeführt zu werden. Schade finde ich nur, dass der Buchtitel ein wenig in die Irre führt, weil die 606 Flüchtlinge eigentlich nicht relevant für die Story sind. Aber das ist vielleicht eher ein Punkt für die deutsche Übersetzung, weniger für die Autorin.

Insgesamt ist das Buch klasse geschrieben und man spielt durchgängig die Story im Kopfkino mit. Der Stoff würde sicherlich auch auf der Leinwand richtig gut ankommen.

Bewertung vom 13.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


ausgezeichnet

Heimatliebe
Mit "Wir sind schließlich wer" hat Anne Gesthuysen einen wunderschönen Roman über Familie, Gemeinschaft und Zusammenhalt geschaffen, der nicht so sehr von der Entwicklung der Story, sondern vielmehr von den tollen Figuren lebt, die in Erinnerung bleiben.

Anna ist als Vertretung in einer katholischen kleinen Dorfgemeinde eingesetzt. Selber adelig, weiblich und evangelisch hat sie es zunächst nich leicht mit der Gemeinschaft. Sie wird in so manches Fettnäpfchen geworfen und die dörfliche Gerüchteküche hat ihre wahre Freude an der neuen Pastorin. Während sie versucht, Fuß zu fassen, wird ihre Familie in einen Strudel schlimmer Ereignisse hineingezogen und Anna versucht, zwischen dem Job und ihrer Familie allen gerecht zu werden.

Mit vielen Rückblenden lernt der Leser Annas Familie kennen. Vor allem Schwester Maria nimmt einen wichtigen Platz ein: Von der Mutter bevorzugt, nimmt sie den familiär gewünschten Platz in der adeligen Gesellschaft ein, indem Sie einen Adeligen heiratet. Schon früh erkennt man als Leser, dass diese Verbindung nur der Fassade dient, die in der aktuellen Zeitschiene komplett auseinander bricht. Erst dann zeigt sich, was Familie und Gemeinschaft wirklich bedeutet.

Durch die wechselnde Perspektive zwischen Gegenwart und Vergangenheit der Schwestern offenbaren sich immer mehr Details aus ihrem Leben, die die Geschichte spannend und flüssig machen. Mich haben jedoch vor allem die Figuren sehr begeistert, die mit so viel Liebe zum Detail gezeichnet sind. Nicht nur Anna und ihre Familie sind sehr lebensecht, auch die Figuren wie zum Beispiel die pastorale Haushälterin, der mitleiderrergende Postbote Martinchen und vor allem Großtante Ottilie, die aus dem Seniorenstift heraus die Geschicke der Familie beeinflusst und als einzige das große Ganze verstanden hat, machen dieses Buch so einzigartig.

Man verliert sich in der Geschichte, die wie ein Film vor dem inneren Auge abläuft. Man schmunzelt, sorgt sich und fiebert mit und bekommt das Gefühl, Teil der Gemeinschaft zu sein. Ein tolles Buch, das Heimat zeigt.

Bewertung vom 06.10.2021
Stadt des Zorns
Meller, Marc

Stadt des Zorns


sehr gut

Starker Teil 2 des Escape Abenteuers

Marc Meller schafft es zum zweiten Mal, einen wahren Pageturner vorzulegen. "Stadt des Zorns" schließt perfekt an den Vorgängerroman "Raum der Angst" an und lässt den Leser erneut in die Welt des Psychopaten Janus eintauchen.

Zum Ende des ersten Escape Spiels konnte Janus entkommen und taucht nun nach 9 Monaten erneut auf, um sein Spiel fortzuführen. Dieses Mal ist nicht nur ein altes Gemäuer, sondern eine ganze Stadt sein Ziel. Auch hier nimmt er Hannah ins Visier, die ihm die Stirn geboten hatte und ihm ebenbürtig scheint. Auch der Ermittler Kappler ist wieder Teil der Story und nimmt dieses Mal eine größere Rolle ein.

Der Leser folgt in kurzen Kapiteln wechselnd Hannah bei ihrem Versuch, Janus´ Spiel zu verstehen und ihn so aufzuspüren und Kappler, der vor allem seinen Schützling Hannah finden will und alles daran setzt, Janus aufzuhalten.

Die Story beginnt ein wenig zaghaft, nimmt dann aber sehr schnell an Fahrt auf. Die Szenerie im lahmgelegten Köln wirkt sehr unheimlich und man fiebert mit den Protagonisten mit. Die Figuren sind sympathisch, allerdings bleiben sie auch ein wenig flach.

Insgesamt bleibt die Spannung über die gesamte Geschichte auf einem hohen Level und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Es geht zwar hier nicht mehr so deutlich um das Prinzip eines Escape Rooms, dennoch macht es Spaß, das Rätselraten von Janus Spielfiguren zu beobachten und mitzufiebern.

Der erste Teil hat mir ein wenig besser gefallen und ich empfehle es, diesen auch vorab zu lesen, um die Stadt des Zorns besser nachvollziehen zu können. Dann macht der Thriller allen Fans des Genres sicherlich viel Spaß und bietet rasante Lesestunden.

Bewertung vom 22.09.2021
Der Gesang der Berge
Que Mai, Nguyen, Phan

Der Gesang der Berge


ausgezeichnet

Vietnamesisches Familienepos
Mit "Der Gesang der Berge" von Nguyen Phan Que Mai ist eine absolute Literaturperle erschienen. Das Buch hat alles, was eine wirklich gute Geschichte braucht, um lange im Gedächtnis zu bleiben.

Die Geschichte wird auf 2 Ebenen parallel erzählt: eine Storyline spielt in den Jahren 1930 - 1965. Die erzählende Protagonstin hier ist die 1920 geborene Dieu Lan. In den Jahren 1972 - 1979 wird die Geschichte von ihrer Enkelin Huong weitererzählt. Beide führen den Leser durch die furchtbaren Jahre des Krieges für das vietnamesische Volk. Das Buch beginnt gleich sehr eindringlich mit der Flucht von den beiden Frauen vor fallenden Bomben auf Hai Noi im Jahr 1972 und führt von da an durch die Wirren der Kriege.

Die Figuren sind sehr detailverliebt und liebenswert gestaltet, so dass der Leser sofort eingenommen ist und mit den Erlebnissen der beiden starken Frauen mitfühlt. Vor allem die Grußmutter hat mich sehr beeindruckt und mitfühlen lassen. Die Geschichte ist getragen von großer Emotion, woran die Protagonisten einen seht großen Anteil haben. So grausam die Kriege das Leben werden lassen, so gefühlvoll und zugleich kämpferisch gehen Dieu Lan und Huong ihren Weg. Die Sprache ist schnörkellos sachlich und doch poetisch. Das ist wirklich große schriftstellerische Kunst.

Darüber hinaus punktet das Buch mit dem Grundthema: Für mich war Vieles aus der vietnamesischen Geschichte ganz neu und ich konnte einige Wissenslücken schließen. Grundsätzlich sind Romane mit historischem Kern immer ein besonderes Leseerlebnis und da hier mal ein ganz anderes Setting hinter der Geschichte steht, steigert dies den Spaß am Buch umso mehr.

Selten bekommt man ein Buch in die Hände, bei dem man ohne große Erwartungen in die Story einsteigt und dann so sehr begeistert wird, wie man es hervor nicht hätte ahnen können. So ein Buch ist "Der Gesang der Berge", eine echte Perle für mich in diesem Jahr.

Bewertung vom 30.08.2021
Tote schweigen nie / Raven & Flyte ermitteln Bd.1
Turner, A. K.

Tote schweigen nie / Raven & Flyte ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Cassie Raven ist besser als jeder Cop!
Unfassbar gut! So kann man den Thriller "Tote schweigen nie" an A.K. Turner am allerbesten zusammenfassen. Die Story um die Pathologie-Assstentin Cassie Raven ist mit aller schriftstellerischer Kunst ausgearbeitet und bietet 5-Sterne-Lesefreude. Gerade weil es mal kein Cop ist, der hier "ermittelt", sondern die Geschichte aus einer ganz anderen Perspektive erzählt wird.

Cassie Raven ist jung und außergewöhnlich... und mit ihrer Vorliebe für den Gothic-Look und der Liebe zu ihrem makaberen Job von vielen Mitmenschen sogleich in eine Schublade gesteckt. Sie wächst bei ihrer Oma auf, da ihre Eltern in ihrer frühsten Kindheit bei einem Unfall ums Leben kamen. Zunächst findet sie keinen Weg ins gesellschaftliche Leben in London, bis eine zufällige Bekanntschaft sie dazu bewegt, ihr Leben in die Hand zu nehmen. So folgt sie ihrer Berufung und wird Assistentin der Pathlogie in der Leichenhalle von London Camden. Als besagte Bekanntschaft Geraldine Edwards, von ihr liebevoll Mrs E genannt, in die Leichenhalle gebracht wird, will die sanftmütige Cassie nicht glauben, dass es sich um einen Unfall handelt und beginnt selbst zu ermitteln.

Dies ist der Beginn eines fesselnden Plots, der Cassie Raven als Figur so authentisch und wunderbar zeichnet, dass man kaum aufhören kann zu lesen. Auch die weiteren Charaktere wie ihr Chef und vor allem auch Polizei-Sergeant DS Flyte sind absolut vielschichtig und mit der gleichen Liebe zum Detail erdacht. Gerade die zwischendurch eingestreuten Perspektivwechsel von Cassie zu Phyllida Flyte bringen einen tollen Lesefluss, da jede Figur so ihre Vorurteile gegen die andere hegt und es sehr interessant ist, wie beide sich im Laufe der Geschichte einander immer mehr annähern und Barrieren abbauen.

Doch auch der Fall der verstorbenen Mrs. E selbst reicht aus, um diesen Thriller in den höchsten Tönen zu loben. Die Spurensuche ist wendungsreich und ich konnte zu keinem Zeitpunkt erahnen, wie sich die Geschichte weiter entwickeln könnte. Dazu kommt die wunderbare Beschreibung der Gegend in Camden, in der Cassie unterwegs ist. Man möchte sogleich nach London aufbrechen, um Camden Market einen Besuch abzustatten.

A.K. Turner hat in mir mit diesem Buch einen großen Fan gewonnen und ich hoffe, es folgen noch viele weitere Geschichten um die großartige Cassie Raven. Ich freue mich jetzt schon auf Teil 2. "Tote schweigen nie" kann ich also allen dringend empfehlen, die auch nur im Entferntesten Spaß an Krimis und Thrillern haben. Viel Spaß an alle, die diesen Lesespaß noch vor sich haben.

Bewertung vom 16.08.2021
Löwenherzen
Neitzel, Gesa

Löwenherzen


ausgezeichnet

Wildes Leben einer Rangerin in Afrika

Die Berlinerin Gesa Neitzel hat mit ihrem neuen Buch "Löwenherzen" wieder einmal einen absoluten Volltreffer gelandet. Ihre Erlebnisse als Rangerin im südlichen Afrika sind fesselnd und befeuern die eigene Reiselust.

Nachdem Gesa ihre Ausbildung zur Rangerin beendet hat, hat sie sich mit ihrem Partner Frank im südlichen Afrika niedergelassen und führt nun Touristen durch den Busch. Dabei erlebt sie allerlei Wunderbares, Aufregendes und nachdenklich Machendes, an dem Sie den Leser teilhaben lässt. Wie schon im Debüt versteht sie es meisterhaft, ihre Erlebnisse so bildhaft darzustellen, dass man sich fühlt, als würde man neben ihr durch die Wildnis wandern, immer auf der Suche nach Löwen, Giraffen, Elefanten und Nilpferden.

Ihr Roadtrip durch Sambia, Botswana und Namibia ist immer geprägt von schönen und manchmal nicht ganz ungefährlichen Momenten, jedoch ist die Storyline selbst gar nicht das Highlight des Buches, sondern dass Gesa Neitzel es spielend leicht schafft, den Leser an die Hand zu nehmen, die Perspektive auf die Dinge zu verändern und nebenbei viel Interessantes über die Wildnis und das Leben in Afrika zu vermitteln.

Gesa und Frank sind ein tolles, authentisches Paar, das beim Lesen sofort sympathisch wirkt. Man spürt sofort die große Liebe zu ihrem Leben und der afrikanischen Wildnis.

Wie schon beim ersten Buch "Frühstück mit Elefanten", das eines meiner Lieblingsreisebücher ist, macht die Lektüre große Lust, den Kontinent Afrika selber kennen zu lernen. Am liebsten möchte man sich gleich aufmachen, um eine Safari bei Gesa und Frank zu buchen, um sich von ihnen die Tiere und die Natur näherbringen zu lassen.

Ich freue mich auf noch ganz viele weitere Bücher von Gesa Neitzel, egal ob Reisebericht oder Kochbuch (das ebenfalls sehr lesenswert ist) und empfehle "Löwenherzen" unbedingt jedem Fan von Reiseliteratur und jedem, der sich für die afrikanische Tierwelt begeistert und diese erleben will, ohne den heimischen Lesesessel verlassen zu müssen.

Bewertung vom 11.06.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Tolles Ermittlergespann im alten Wien

Oliver Pötzsch ein gefeierter Autor, der schon mit vielen historischen Romanen auf den Bestsellerlisten vertreten war. Entsprechend hoch war die Erwartung und auch die Vorfreude auf diese neue Reihe mit dem ersten Teil "Das Buch des Totengräbers", die nicht enttäuscht wurde. Im Gegenteil!

Aus dem beschaulichen Graz kommt Inspektor Leopoldt von Herzfeldt, Sohn einer reichen Bankiersfamilie, ins Wien des Jahres 1893. Pünktlich zu seinem Eintreffen beginnt eine Serie grausamer Morde an Dienstmädchen rund um das Vergnügungsviertel der Stadt. Da Leopoldt mit seiner modernen Kriminalistik und seinem selbstsicheren Auftreten bei den Kollegen vom ersten Tag an gar nicht gut weg kommt, wird er von diesem Fall abgezogen und soll stattdessen eine Grabräuberei aufklären. Bei dieser Gelegenheit lernt er den Totengräber Augustin Rothmayer kennen, in dem deutlich mehr steckt, als Herzfeldt zunächst erwartet. Im Laufe der Geschichte tun sich zwischen beiden Fällen Zusammenhänge auf, so dass der Inspektor und der Totengräber gemeinsam zu ermitteln beginnen.

Diese Ermittlerkombination später noch ergänzt durch eine Telefonistin der Polizeidienststelle mit nächtlichem Doppelleben bildet ein großartiges und kreatives Team. Die Passagen aus der Perspektive von Augustin beginnen häufig mit erkenntnissreichen (und recht ungeschönten) Passagen zur Leichenverwesung aus dem Almanach für Totengräber. Diese wechseln sich ab mit Kapiteln, die aus Leopoldts Sicht geschrieben sind. Dies gibt der Geschichte viel Dynamik und man entwickelt sofort große Sympathien für die beiden Figuren.

Die Story entwickelt sich wie von Pötzsch gewohnt von Beginn an rasant und ohne Längen. Man taucht auch Dank der tollen Buchgestaltung mit Karte im Einband ein in das alte Wien, das im Aufbruch in die moderne Zeit mit vielen Problemen durch alle gesellschaftlichen Schichten hinweg konfrontiert ist. Ein einzigartiger Weise verbindet der Autor die Fiktion mit den geschichtlichen Hintergründen des damaligen Alltags und beschwört so die Stadt vor dem inneren Auge herauf. Das ist große Kunst!

Oliver Pötzsch startet auch seine neue Reihe in gewohnter Weise auf allerbestem Unterhaltungsniveau. Ich empfehle das Buch jedem Fan von historischen Romanen sowie Krimis mit ausgefallenen Ermittlern und einer Prise Horror.

Bewertung vom 09.05.2021
Eine perfekte Ehe
McCreight, Kimberly

Eine perfekte Ehe


ausgezeichnet

Blick hinter die perfekte Fassade

Dieser Thriller fällt in die Kategorie "anders als die anderen", denn die Verbindung zwischen der typischen Jagd nach dem Mörder und der interessanten juristischen Perspektive sowie dem Blick hinter die perfekte Kulisse der New Yorker Upper Class macht diese Geschichte von Kimberly McCreight zu einem außergewöhnlichen Lesevergnügen.

Anwältin Lizzie hat eigentlich genug private Sorgen und wird dann auch noch völlig unerwartet von einem alten Kommilitonen um Hilfe gebeten. Dieser soll seine Frau ermordet haben und will nun Lizzie als Strafverteidigerin. Als sie schließlich den Fall trotz anfänglichen Widerwillens doch übernimmt, deckt sie nach und nach auf, was sich hinter den vielen perfekten Ehen der New Yorker Society eigentlich verbirgt.

Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln mit wechselnder Perspektive erzählt: Anwältin Lizzie ermittelt aus der Ich-Perspektive und versucht, ihren Freund Zach zu verteidigen. Dabei ist sie authentisch, vielschichtig und sympathisch intelligent. Zach hingegen bleibt im Nebel und man bekommt ihn als Leser nicht richtig "zu greifen". Parallel zum Fortschreiten der Ermittlungen durchlebt man mit Ehefrau Amanda deren letzte Tage vor dem Mord an ihr. Diese Storyline wird aus der dritten Person erzählt, was dazu führt, dass man toll mit Lizzie miträtseln kann, während sich immer neue Geheimnisse auftun. Die Charaktere aus Amandas Geschichte sind mir alle recht unsympathisch, aber dennoch vielschichtig und echt. Als drittes Erzählelement werden Zeugenaussagen des Prozesses eingestreut. So fliegt man nur so durch die Kapitel, der Schreibstil passt perfekt zu dieser Aufteilung.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen, die Wendungen haben ein super Timing und sind für mich sehr überraschend eingetreten. Das Ende konnte ich so nicht vorausahnen. Für jeden Fan von klassischen und außergewöhnlichen Thriller eine klare Leseempfehlung!!

Bewertung vom 03.04.2021
Die Roseninsel
Reitner, Anna

Die Roseninsel


sehr gut

Sommer Sonne Wohlfühlbuch

Die unter dem Pseudonym Anna Leitner schreibende Autorin hat mit "Die Roseninsel" einen klassischen leichten Unterhaltungsroman geschrieben, der sich wunderbar zum Wegträumen eignet.

Die Ärztin Liv entschließt sich nach einem traumatischen Erlebnis, die Charité und ihren Freund für 4 Wochen hinter sich zu lassen, um eine Krankheitsvertretung als Insel-Sitterin in der Nähe Münchens zu übernehmen. Sie flüchtet sich in die fast vollkommene Einsamkeit der kleinen Roseninsel. Bei ihren Streifzügen findet sie eine Art Tagebuch von Magdalena, die mehr als ein Jahrhundert vor ihr auf der Insel gelebt hat. Magdalena war die unerwünschte Tochter des damaligen rechtmäßigen Königs von Bayern, die vom Prinzregenten zwecks Machterhalt auf der Insel gefangen gehalten und versteckt wurde. Während für Liv in der Gegenwart die Einsamkeit und die neuen Eindrücke und auch die Empathie für Magdalenas Geschichte heilsam wirken, wird die kleine Insel für Magdalena zunehmend einengender und erdrückender.

Als Leser begleitet man Liv und Magdalena abwechselnd in beiden Zeitsträngen, wobei sich Liv in der Gegenwart von ihrer Lektüre der Erlebnisse von Magdalena immer mehr beeinflussen lässt. Beide Erzählstränge sind locker leicht geschrieben und lassen sich flüssig lesen. Die Figuren sind für diese Art von Geschichte passend nicht zu vielschichtig gezeichnet.

Der rote Faden und das Ziel der Geschichte ist eigentlich von Beginn an klar, aber um Spannung geht es hier auch gar nicht. Man bekommt eher das Gefühl, dass der bayrische Tourismusverband dieses Buch in Auftrag gegeben hat, denn durch die detailverliebte Beschreibung der real existierenden Roseninsel sowie der Umgebung ist die Lust, die Gegend einmal zu besuchen, auf jeden Fall geweckt.

Für mich kam das Ende ein wenig plötzlich. Nachdem die Geschichte immer gemächlich dahinfloss, war auf einmal für beide Frauen alles erzählt. Das hätte man für mich gern noch 20-30 Seiten ausdehnen können.

Alles in allem hat es Anna Reitner aber geschafft, dass ich den atuellen Alltag mal kurz vergesse und mich zumindest gedanklich in den Urlaub nach Bayern träumen konnte. Vielen Dank dafür :-)