Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
isaba
Wohnort: 
Stuhr

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Tolles Ermittlergespann im alten Wien

Oliver Pötzsch ein gefeierter Autor, der schon mit vielen historischen Romanen auf den Bestsellerlisten vertreten war. Entsprechend hoch war die Erwartung und auch die Vorfreude auf diese neue Reihe mit dem ersten Teil "Das Buch des Totengräbers", die nicht enttäuscht wurde. Im Gegenteil!

Aus dem beschaulichen Graz kommt Inspektor Leopoldt von Herzfeldt, Sohn einer reichen Bankiersfamilie, ins Wien des Jahres 1893. Pünktlich zu seinem Eintreffen beginnt eine Serie grausamer Morde an Dienstmädchen rund um das Vergnügungsviertel der Stadt. Da Leopoldt mit seiner modernen Kriminalistik und seinem selbstsicheren Auftreten bei den Kollegen vom ersten Tag an gar nicht gut weg kommt, wird er von diesem Fall abgezogen und soll stattdessen eine Grabräuberei aufklären. Bei dieser Gelegenheit lernt er den Totengräber Augustin Rothmayer kennen, in dem deutlich mehr steckt, als Herzfeldt zunächst erwartet. Im Laufe der Geschichte tun sich zwischen beiden Fällen Zusammenhänge auf, so dass der Inspektor und der Totengräber gemeinsam zu ermitteln beginnen.

Diese Ermittlerkombination später noch ergänzt durch eine Telefonistin der Polizeidienststelle mit nächtlichem Doppelleben bildet ein großartiges und kreatives Team. Die Passagen aus der Perspektive von Augustin beginnen häufig mit erkenntnissreichen (und recht ungeschönten) Passagen zur Leichenverwesung aus dem Almanach für Totengräber. Diese wechseln sich ab mit Kapiteln, die aus Leopoldts Sicht geschrieben sind. Dies gibt der Geschichte viel Dynamik und man entwickelt sofort große Sympathien für die beiden Figuren.

Die Story entwickelt sich wie von Pötzsch gewohnt von Beginn an rasant und ohne Längen. Man taucht auch Dank der tollen Buchgestaltung mit Karte im Einband ein in das alte Wien, das im Aufbruch in die moderne Zeit mit vielen Problemen durch alle gesellschaftlichen Schichten hinweg konfrontiert ist. Ein einzigartiger Weise verbindet der Autor die Fiktion mit den geschichtlichen Hintergründen des damaligen Alltags und beschwört so die Stadt vor dem inneren Auge herauf. Das ist große Kunst!

Oliver Pötzsch startet auch seine neue Reihe in gewohnter Weise auf allerbestem Unterhaltungsniveau. Ich empfehle das Buch jedem Fan von historischen Romanen sowie Krimis mit ausgefallenen Ermittlern und einer Prise Horror.

Bewertung vom 09.05.2021
Eine perfekte Ehe
McCreight, Kimberly

Eine perfekte Ehe


ausgezeichnet

Blick hinter die perfekte Fassade

Dieser Thriller fällt in die Kategorie "anders als die anderen", denn die Verbindung zwischen der typischen Jagd nach dem Mörder und der interessanten juristischen Perspektive sowie dem Blick hinter die perfekte Kulisse der New Yorker Upper Class macht diese Geschichte von Kimberly McCreight zu einem außergewöhnlichen Lesevergnügen.

Anwältin Lizzie hat eigentlich genug private Sorgen und wird dann auch noch völlig unerwartet von einem alten Kommilitonen um Hilfe gebeten. Dieser soll seine Frau ermordet haben und will nun Lizzie als Strafverteidigerin. Als sie schließlich den Fall trotz anfänglichen Widerwillens doch übernimmt, deckt sie nach und nach auf, was sich hinter den vielen perfekten Ehen der New Yorker Society eigentlich verbirgt.

Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln mit wechselnder Perspektive erzählt: Anwältin Lizzie ermittelt aus der Ich-Perspektive und versucht, ihren Freund Zach zu verteidigen. Dabei ist sie authentisch, vielschichtig und sympathisch intelligent. Zach hingegen bleibt im Nebel und man bekommt ihn als Leser nicht richtig "zu greifen". Parallel zum Fortschreiten der Ermittlungen durchlebt man mit Ehefrau Amanda deren letzte Tage vor dem Mord an ihr. Diese Storyline wird aus der dritten Person erzählt, was dazu führt, dass man toll mit Lizzie miträtseln kann, während sich immer neue Geheimnisse auftun. Die Charaktere aus Amandas Geschichte sind mir alle recht unsympathisch, aber dennoch vielschichtig und echt. Als drittes Erzählelement werden Zeugenaussagen des Prozesses eingestreut. So fliegt man nur so durch die Kapitel, der Schreibstil passt perfekt zu dieser Aufteilung.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen, die Wendungen haben ein super Timing und sind für mich sehr überraschend eingetreten. Das Ende konnte ich so nicht vorausahnen. Für jeden Fan von klassischen und außergewöhnlichen Thriller eine klare Leseempfehlung!!

Bewertung vom 03.04.2021
Die Roseninsel
Reitner, Anna

Die Roseninsel


sehr gut

Sommer Sonne Wohlfühlbuch

Die unter dem Pseudonym Anna Leitner schreibende Autorin hat mit "Die Roseninsel" einen klassischen leichten Unterhaltungsroman geschrieben, der sich wunderbar zum Wegträumen eignet.

Die Ärztin Liv entschließt sich nach einem traumatischen Erlebnis, die Charité und ihren Freund für 4 Wochen hinter sich zu lassen, um eine Krankheitsvertretung als Insel-Sitterin in der Nähe Münchens zu übernehmen. Sie flüchtet sich in die fast vollkommene Einsamkeit der kleinen Roseninsel. Bei ihren Streifzügen findet sie eine Art Tagebuch von Magdalena, die mehr als ein Jahrhundert vor ihr auf der Insel gelebt hat. Magdalena war die unerwünschte Tochter des damaligen rechtmäßigen Königs von Bayern, die vom Prinzregenten zwecks Machterhalt auf der Insel gefangen gehalten und versteckt wurde. Während für Liv in der Gegenwart die Einsamkeit und die neuen Eindrücke und auch die Empathie für Magdalenas Geschichte heilsam wirken, wird die kleine Insel für Magdalena zunehmend einengender und erdrückender.

Als Leser begleitet man Liv und Magdalena abwechselnd in beiden Zeitsträngen, wobei sich Liv in der Gegenwart von ihrer Lektüre der Erlebnisse von Magdalena immer mehr beeinflussen lässt. Beide Erzählstränge sind locker leicht geschrieben und lassen sich flüssig lesen. Die Figuren sind für diese Art von Geschichte passend nicht zu vielschichtig gezeichnet.

Der rote Faden und das Ziel der Geschichte ist eigentlich von Beginn an klar, aber um Spannung geht es hier auch gar nicht. Man bekommt eher das Gefühl, dass der bayrische Tourismusverband dieses Buch in Auftrag gegeben hat, denn durch die detailverliebte Beschreibung der real existierenden Roseninsel sowie der Umgebung ist die Lust, die Gegend einmal zu besuchen, auf jeden Fall geweckt.

Für mich kam das Ende ein wenig plötzlich. Nachdem die Geschichte immer gemächlich dahinfloss, war auf einmal für beide Frauen alles erzählt. Das hätte man für mich gern noch 20-30 Seiten ausdehnen können.

Alles in allem hat es Anna Reitner aber geschafft, dass ich den atuellen Alltag mal kurz vergesse und mich zumindest gedanklich in den Urlaub nach Bayern träumen konnte. Vielen Dank dafür :-)

Bewertung vom 19.03.2021
Klima
Klass, David

Klima


ausgezeichnet

Großartiger Umweltthriller
Dieser Thriller "Klima - Deine Zeit läuft ab" von David Klass vereint hochaktuelle Umweltthemen und ein tolles FBI-Katz-und-Maus-Spiel zu einer tollen Story, die den Leser mit hohem Tempo durch das Buch treibt.

Tom Smith ist ein junger FBI Daten-Analyst, der gemeinsam mit einem großen Agentenaufgebot den schon berüchtigten Terroristen Green Man jagt. Green Man übt Anschläge auf Ziele aus, die den Blick der Menschen auf die Gier der Gesellschaft nach Geld auf Kosten der Umwelt schärfen soll. Dieses Ziel erreicht er auch, denn er findet mit jedem Anschlag mehr und mehr Unterstützer, die seine Methode gut heißen, auch wenn teilweise menschliche Kollateralschäden in Kauf genommen werden. Tom Smith ist neu im FBI Team und findet Denkansätze zur Jagd nach Green Man, die den bisher völlig im Dunkeln tappenden Agenten auf neue Spuren bringen. Derweil ist er selbst hin und her gerissen und fragt sich immer wieder, ob der Zweck die Mittel heiligt oder nicht.

Genauso ergeht es auch dem Leser und diese Frage stellt man sich durch die gesamte Geschichte immer wieder. Die Story wird abwechselnd aus der Perspektive von Tom Smith und Green Man erzählt, was diesen Konflikt noch deutlicher hervorhebt. Quasi nebenbei berichtet David Klass von verschiedenen wissenschaftlichen Aspekten das Weltklima betreffend und schafft es damit, dass man sich auch über die Story hinaus mit dem Thema eingehender beschäftigt. Die Geschichte ist toll und rasant geschrieben und lässt kaum eine Atempause - wie eine Drehbuchvorlage zu einem Blockbuster. Man fliegt nur so durch die Seiten. Die Figuren sind authentisch gezeichnet und auch die Nebencharaktere überzeugen mit Vielschichtigkeit und Tiefe.

Mich hat das Buch sehr begeistert. Spannende Lesezeit mit gesellschaftlich relevanten Themen zu verbinden, finde ich großartig, weshalb ich hier die volle Punktzahl vergebe!

Bewertung vom 20.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Schwedischer Cold Case
Mit "Der andere Sohn" haben Peter Mohlin und Peter Nyström als Autorenduo ganze Arbeit geleistet. Der typisch skandinavische Krimi bietet beste Unterhaltung und kurzweilige Lesezeit.

Der FBI Agent John wird bei einem Undercover-Einsatz enttarnt und erzwingt eine neue Identität im Zeugenschutzprogramm in seinem Herkunftsland Schweden. Denn dort wird gerade ein Cold Case wieder aufgerollt, der seinen Bruder als Mörder entlarven könnte. Denn Jahre zuvor verschwand die Tochter einer reichen Unternehmerfamilie spurlos und John´s Bruder Billy war damals schon der Hauptverdächtige der schwedischen Polizei. Er blieb jedoch auf freiem Fuß, weil ihm die Tat nie nachgewiesen werden konnte. Es hat den Anschein, dass die Polizei den Fall nun möglichst schnell zuende bringen will. So beginnt John mit seinen eigenen Ermittlungen, um seinen Bruder zu entlasten.

Die Geschichte spielt zu Beginn auf zwei Zeitebenen: Der Leser lernt John während seines FBI Einsatzes kennen und parallel erlebt man die Eltern der verschwundenen Unternehmertochter, wie sie um ihr Kind bangen. Im Verlauf dann spielt das Setting nur noch in der Gegenwart, in der John seine Ermittlungen anstellt. Hier wechselt sich seine Perspektive mit der von Heimer, dem Vater der Vermissten, ab. So erhält das Buch eine spannende Dynamik mit reichlich Cliffhangern.

Mir gefällt besonders gut, dass man mit dem Hauptakteur John während der gesamten Geschichte nicht wirklich warm wird. Er ist unsympathisch und fühlt sich der schwedischen Polizei offensichtlich deutlich überlegen. Umso mehr fühlt man mit Heimer, dem Vater des verschollenen Teenagers.

Der Leser wird im Unklaren gelassen und hat keinen Wissensvorsprung gegenüber den Figuren. Hin und wieder scheint es mir etwas seltsam, dass offensichtliche Spuren von dem damaligen Verbrechen von der Polizei scheinbar außer Acht gelassen wurden, aber das tut der Geschichte keinen Abruch. Der Schreibstil ist flüssig und lässt einen durch die Seiten fliegen. Genau, wie ein guter Krimi sein soll.

Ich fühlte mich wunderbar unterhalten und auch, wenn ich eigentlich in sich abgeschlossene Bücher lieber mag, freue ich mich hier auf Teil zwei, den es offensichtlich geben wird, um die offenen Fragen aus diesem ersten Teil zu beantworten.

Bewertung vom 27.12.2020
Miss Bensons Reise
Joyce, Rachel

Miss Bensons Reise


ausgezeichnet

Geschichte über Freundschaft und Forschergeist

Nach "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" hat Rachel Joyce mit "Mit Bensons Reise" einen neuen Roman veröffentlicht, der ähnlich ihrem Erstlingswerk die Themen Freundschaft, Mut und Ehrgeiz mit einem spannenden Roadtrip verbindet.

Hier begleitet der Leser Marge Benson bei ihrer Reise von England nach Neukaledonien, einer Inselgruppe im südlichen Pazifik. Als Kind zeigt ihr Vater Marge den mysteriösen goldenen Käfer, der nur an einem bestimmten Ort in Neukaledonien vorkommt und bisher noch nicht offiziell als wissenschaftlich bekannt gilt. Nach diesem gemeinsamen schönen Moment zwischen Vater und Tochter begeht er Suizid und lässt seine Tochter zurück, die zwar ihre Begeisterung für Käfer entdeckt, die Suche nach dem goldenen Käfer jedoch für Jahrzehnte begräbt. Bis sie eines Tages bei ihrem Job als Hauswirtschaftslehrerin im London der 50er Jahre schwer gedemütigt wird.

Sie fasst den Entschluss, die Reise ihres Lebens nun endlich anzutreten und findet ungewollt in der extrovertierten und quirligen Enid eine Assistentin, die sich in allem von Marge und ihrer Sicht auf die Welt unterscheidet. Zunächst ist Marge genervt und möchte Enid möglichst bald wieder entlassen, jedoch kommt es anders und die beiden so unterschiedlichen Frauen finden sich auf der Reise selbst und gegenseitig.

Marge und Enid sind auf ganz unterschiedliche Weise vom Leben und den Menschen um sie herum enttäuscht worden und setzen nun alles daran, sich trotz aller Hindernisse ihre beiden Lebensträume zu erfüllen. Sie zeigen dem Leser, dass Aufgeben keine Option ist und dass Freundschaften auch und erst recht entstehen können, wenn man auch den Menschen eine Chance gibt, die eine andere Perspektive auf die Welt haben. Und dass man jederzeit sein Leben in die Hand nehmen und zum Besseren verändern kann, auch wenn es Kraft kostet.

Neben den interessanten Infos über die britische Gesellschaft in den 50er Jahren, der Inselgruppe Neukaledonien und der Entomologie verbindet dieser wunderbare Roman so viele menschliche Themen, dass er für jeden eine wahre Fundgrube an Weisheiten bietet. Dennoch liest man ihn flüssig wie einen leichten Sommer-Sonne-Strand Roman. Die Geschichte ist manchmal tragisch und macht trotzdem gute Laune. Das zeigt die große schriftstellerische Kraft von Rachel Joyce.

Ich mag beide Geschichten von ihr sehr gern und finde diese zweiten Roman sogar noch stärker. Ein Roman zum immer wieder Lesen und eine echte Bereicherung für jedes Bücherregal!

Bewertung vom 13.12.2020
Der Elternkompass
Schmidt, Nicola

Der Elternkompass


sehr gut

Mit "Der Elternkompass" hat Nicola Schmidt einen interessanten Elternbegleiter geschrieben, der viele Themen aufgreift, die Eltern vor allem kleiner Kinder umtreibt.

Das Buch ist das Ergebnis aus der Recherche von über 900 Studien rund um das Thema Kindeswohl. Nicola Schmidt teilt das Buch in einzelne Abschnitte ein. Sie beginnt mit der Schwangerschaft, der Geburt und dem ersten Babyjahr. Hier werden vor allem Studien rund um eine gute Geburt, das Stillen, Schlafen und Ernährung des Kindes vorgestellt. Im zweiten Abschnitt fokussiert die Autorin auf das Kleinkindalter (in ihrem Verständnis die ersten 1000 Lebenstage). Die klassischen Themen wie Trotzphasen, Schlafverhalten, Sauber werden und Essen werden hier behandelt. Der letzte und kürzeste Abschnitt beschäftigt sich mit Kindern im Schulalter, wobei es vor allem darum geht, wie Kinder lernen, wie sie Resilienz entwickeln und was Forscher über Medienkonsum bei Kindern wissen.

Der Ratgeber ist insgesamt logisch aufgebaut und ansprechend gestaltet. Die einzelnen Themen werden gut aufbereitet und Studienergebnisse werden mit Ansichten und Erfahrungen der Autorin selbst verknüpft. Zudem gibt es immer mal wieder kleine Merksätze am Rand des Textes, die den Kern des Abschnitts zusammenfassen. So kann man als Leser guten Zugang zum Buch finden und es entweder von vorn nach hinten abarbeiten oder auch themenspezifisch lesen. Der Schreibstil ist leicht und flüssig ohne abzuschweifen. Das ist Nicola Schmidt gut gelungen.

Wenn man sich ein wenig mit dem Thema Kindeswohl befasst, wird man jedoch in diesem Buch nicht auf wirklich neue Erkenntnisse stoßen, denn die Kernaussagen sind inzwischen meiner Ansicht nach allgemein bekannt und keine Aha-Erkenntnis mehr. Liebevolle und zugewandte Erziehung ist bei den allermeisten Eltern dieser aktuellen Generation eine Selbstverständlichkeit.

Hin und wieder schimmert bei der Autorin zu viel erhobener Zeigefinger durch. Zudem scheint mir manchmal zu viel Subjektivität zwischen den Zeilen zu herrschen. Dies ist in einem Ratgeber, der bewusst Studien aufbereitet und zusammenfasst eigentlich unpassend. Ich erwarte hier ein größeres Maß an Objektivität und weniger Wertung.

Dennoch gelingt es der Autorin, die aktuelle Forschung gut aufzubereiten, so dass Personen, die sich diesen Themen zum ersten Mal nähern eine gute Basis für die gute Begleitung ihrer Kinder vorfinden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2020
Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1
Kodiak, Frank

Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1


ausgezeichnet

Wie erwartet... ein echter Pageturner

Andreas Winkelmann schreibt hier als Frank Kodiak und allein dieser Name steht für große Spannung und fesselnde Lesestunden. Entsprechend hoch war die Erwartung an "Amissa - Die Verlorenen", da ich viele seiner Bücher kenne und verschlungen habe. Ich wurde nicht enttäuscht.

Das Ehepaar und Ermittlerteam Rica und Jan Kantzius geraten zufällig in einen Verkehrsunfall auf der Autobahn. Jan eilt zur Hilfe und hält noch die Hand des dort sterbenden Mädchens, das offensichtlich in Panik auf die Straße gerannt war. Sogleich ist sein Interesse geweckt und er möchte herausfinden, warum das Mädchen sterben musste. Mit seiner Frau Rica beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und schnell führt die Spur zur Organisation Amissa, die verschwundene Personen sucht und für die auch Rica selbst tätig ist.

Kodiak versteht es meisterhaft, fesselnde Plots zu schreiben und den Leser ab Zeile 1 an das Buch zu fesseln. Die Figuren sind wohldosiert gezeichnet: Vielschichtig, wo es wichtig ist, wie bei den beiden sympathischen Hauptakteuren und etwas eindimensionaler bei Randfiguren, um nicht vom Plot abzulenken. In kurzen Kapiteln mit stetigen Cliffhangern wechselt die Perspektive zwischen dem Ermittlerteam, der Familie eines Opfers, einem Opfer, dem Täter und Weiteren hin und her. Das funktioniert, ohne dass man als Leser den Überblick verliert. Im Gegenteil, diese Erzählstruktur entfaltet eine wahre Sogwirkung. Man möchte das Buch nicht aus der Hand legen.

Die Geschichte selbst ist brutal und keine leichte Kost, aber durchdacht aufgebaut und überraschend. Man kann schnell erraten, dass es bereits eine vorherige Geschichte um Jan und Rica gibt, den zu Beginn des Buches werden viele "alte Infos" zusammengefasst und in die ersten Kapitel eingewoben. Auch einige weitere Figuren haben hier offenbar nicht ihren ersten Auftritt. Im Laufe der Story hat sich jedoch gezeigt, dass man auch ohne die Lektüre des vorherigen Falles gut folgen kann.

Nach dem tollen Finale bin ich wie erwartet begeistert und habe mich gefreut, dass weitere Bände dieses Ermittlerduos folgen sollen. Von mir eine eindeutige Empfehlung für alle hartgesottenen Thrillerfans.

Bewertung vom 18.09.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


sehr gut

Der neue Nesbo - mal ganz anders
Bisher habe ich erst 3 Bücher von Jo Nesbo gelesen - zwei Harry Hole Geschichten und nun "ihr Königreich". Vorab habe ich daher einen klassischen Krimi mit Verbrechen und interessantem Ermittler erwartet. Gekriegt habe ich eher einen Familienkrimi, der mich jedoch ebenso angesprochen hat wie seine sonstigen Krimis.

Die Geschichte handelt von den Brüdern Roy und Carl, die auf einem norwegischen Hof abseits des kleinen Dorfes Os groß werden. Die Eltern sterben, als die Kinder noch jung sind. Jahre später kehrt Carl inzwischen gebildet und verheiratet in sein Heimatdorf und zu Roy zurück, der immer noch im Ort in einer Tankstelle arbeitet und damit zufrieden ist. Carl jedoch möchte dem Dorf zu Wohlstand verhelfen, indem er ein Hotel mit Spa eröffnen will. Nach einigem Zögern schließen sich Roy und auch das Dorf der Sache an. Jedoch kommen mit Carls Rückkehr zunehmend Geheimnisse und Vergessenes aus der Vergangenheit ans Licht, die in Verbindung mit dem Unfall der Eltern stehen.

Roy erzählt aus der Ich-Perspektive von seinem Leben auf dem elterlichen Hof und seinen Gefühlen zu seinem Bruder. Diese Erzählweise ermöglicht es Nesbo, einen tollen Spannungsbogen aufzubauen. Mit jedem Gespräch, das Roy führt, werden die Kreise größer und zunehmend werden immer neue Details für den Leser zugänglich. Gleichzeitig spürt man immer stärker die düstere Atmosphäre im Verlauf der Geschichte, auch lange nicht klar wird, worauf die Geschichte eigentlich hinausläuft.

Ganz nebenbei erschafft Nesbo ein tolles Bild von der norwegischen Landschaft und dem Leben im Dorf Os. Hin und wieder gibt es einige Längen, wenn Roys Gedanken allzu detailliert erläutert werden. Jedoch werden diese durch die tollen Charaktere (nicht nur die Hauptfiguren sondern auch die weiteren Personen sind toll und authentisch gezeichnet) und den Spannungsbogen aufgefangen.

Obwohl ich mit anderen Erwartungen in die Lektüre eingestiegen bin, war ich von der Geschichte begeistert und würde mich freuen, wenn Jo Nesbo sich auch weiterhin anderen Erzählungen neben der Harry-Hole-Reihe widmet.

Bewertung vom 30.08.2020
Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6
Roslund, Anders

Geburtstagskind / Ewert Grens ermittelt Bd.6


sehr gut

Das Buch "Geburtstagskind" von Anders Roslund ist ein gelungenes Solo-Debüt: ein typischer skandinavischer Krimi mit interessanten Figuren und spannden Wendungen - allerdings völlig anders als der Klappentext es erwarten lässt.

Zu Beginn dreht sich alles um das Mädchen Zana, das ihren 5. Geburtstag mit ihrer Familie feieren möchte. Stattdessen wird sie von Kommissar Ewert Grens aus der Wohnung befreit, während ihre Eltern und Geschwister Tage zuvor ermordert wurden. 20 Jahre danach offenbart es sich, dass die Täter von damals offenbar nun auch hinter Zana her sind und Grens muss feststellen, dass die Akten zum Zeugenschutz des Mädchens nicht mehr auffindbar sind. Parallel lernt der Leser den ehemaligen V-Mann der Polizei zum organisierten Verbrechen Piet Hoffman kennen, der sich für seine Familie aus dem gefährlichen Geschäft zurück gezogen hat. Doch irgendjemand kennt seine zweite Identität und erpresst ihn mit dem Leben seiner Familie.

Der Schreibstil von Anders Roslund ist wirklich hervorragend. Seine Figuren haben alles, was sie brauchen, um authentisch rüber zu kommen: Eine gute persönliche Geschichte, Stärken und Schwächen und eine sympathische, aber auch etwas depressive Persönlichkeit.

Zu Beginn hat man keine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Die Storylines von Piet und Ewert haben fast 200 Seiten lang augenscheinlich nichts miteinander zu tun, sind aber dennoch beide sehr spannend. Danach nimmt die Geschichte noch einmal richtig Fahrt auf, wenn man langsam erkennt, wie die Fäden zusammen laufen bis zum überraschenden Finale.

Es hat mir viel Spaß gemacht, mit Hoffmann und Grens den Tätern hinterherzujagen. Ein kleines Manko ist für mich tatsächlich der Klappentext, denn dieser lässt die Themen des Buches nicht erahnen und führt ein wenig in die Irre. Zudem wäre es schön gewesen, zu erfahren, dass es bereits vorherige Geschichten rund um die beiden Figuen gibt, so dass man als Leser die Chance hat, chronologisch zu lesen. Aber dafür kann sicherlich der Autor nichts...

Insgesamt hat mich "Geburtstagskind" sehr gut unterhalten!