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Raoul Chagny

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2022
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


sehr gut

Der große Bogen?
In epischer Bandbreiter erstreckt sich der Roman „Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara. Er umspannt drei Jahrhunderte und drei ganz unterschiedliche Epochen und versucht sich am ganz großen Bogen zwischen gestern, heute und morgen, zwischen dem, was sich ändert, und dem, was das menschliche Leben ausmacht und die Zeiten überdauert. Yanagihara lässt die Figuren in ihrem Roman lieben und leiden und leben. Sie zeigt dabei ein präzises Gespür für Menschen und Gespräche und erschafft dabei Situationen und Dialoge, die mit ihrer realistischen Darstellung das Buch stets interessant halten. Trotz fast 900 Seiten ist "Zum Paradies" kein "langes" Buch. Hanya Yanigihara schreibt gut lesbar und flüssig. Von Form und Aufbau ist der Roman klassisch gehalten, im Inhalt jedoch modern und weist heutige Bezüge auf. Sie schreibt zwar über das gestern und morgen, aber damit schreibt sie natürlich vor allem über das heute. Nur was sie zu unserer Gegenwart damit sagen möchte, bleibt leider unklar.

Bewertung vom 11.12.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


sehr gut

Vorweihnachtliches Chaos
Die Christbaumspitze ist der Ursprung aller Verwerfungen. Nein, hier geht es nicht um "Weihnachten bei Familie Heinz Becker", sondern um den neuesten Teil der Kluftinger-Reihe. Auch hier herrscht wenig Besinnlichkeit, sondern pures Chaos und alles, was schiefgehen kann, läuft natürlich schief. Die eine oder andere Katastrophe wird aus dem eigenen Leben bekannt vorkommen und dazu kommen noch Anklänge an das alljährliche Fernsehprogramm: Weihnachten bei den Kluftingers erinnert mehr als einmal an die Weihnachtsfeiern bei den Beckers oder Hoppenstedts. Das sorgt für viele unterhaltsame und lustige Momente. Mag der Humor zuweilen altbacken und die Pointen zum Teil schon abgenutzt sein, so handelt es sich doch im Großen und Ganzen um eine vergnügliche und kurzweilige Weihnachtsgeschichte - und eine gute Vorbereitung auf all das, was an Weihnachten schiefgehen kann, mit der Hoffnung und Erleichterung, dass es nicht ganz so chaotisch wie bei Kluftinger werden wird.

Bewertung vom 19.09.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


sehr gut

So gut wie Turtons erster Roman
Stuart Turton ist kein One-Hit-Wonder. Mit "Der Tod und das dunkle Meer" gelingt ihm wie schon bei "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle" ein spannender und vor allem auch origineller Kriminalroman. War sein erster Roman wie eine Hommage an Agatha Christie gestaltet, erinnert nun „Der Tod und das dunkle Meer“ insbesondere im Hinblick auf seine Figurenkonstellation an Sherlock Holmes und Dr. Watson. Turtons Figuren sind jedoch keine bloßen Schablonen, sondern bis ins Detail fein gezeichnet und mit Leben gefüllt. Auch bei den restlichen Figuren des Romans gelingt es Turton gut, diese markant und insbesondere gut unterscheidbar zu gestalten, sodass das "Verzeichnis der wichtigen Passagiere" am Anfang des Romans hilfreich sein mag, später aber nicht mehr notwendig ist.
Stärker als in seinem ersten Roman fließen diesmal Elemente eines historischen Romans ein. Mit vielen Details gelingt Turton dabei ein stimmiges Bild der Überfahrt zu zeichnen, das bereits von sich aus spannend zu lesen ist und zusammen mit dem Kriminalfall quasi doppelte Spannung bietet. Insgesamt besticht „Der Tod und das dunkle Meer“ vor allem durch seine originelle Prämisse und sein Spiel mit Konventionen des Krimi-Genres und ihrer Kombinationen mit neuen, spannenden Ideen. Vor allem jedoch macht dieser Roman neugierig darauf, welche Prämisse Stuart Turton für sein nächstes Buch wählen wird.

Bewertung vom 20.08.2021
Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


sehr gut

Ein Buch wie ein Urlaub in St. Peter-Ording
Nach einem gelungenen ersten St. Peter-Ording-Krimi von Svea Jensen gibt es nun mit "Nordwestzorn" den nächsten Mordfall an der Nordseeküste zu lösen. Dieser ist - so viel sei verraten - ganz schön verzwickt und sorgt für ein immer stärkeres Bedürfnis, endlich wissen zu wollen, wie sich alles zugetragen hat. Der Krimi ist schön und eingängig geschrieben und bietet gute Unterhaltung. Die Sprache ist locker und angenehm zu lesen, ist aber nicht seicht, wie bei so manchen Lokal-Krimis. Svea Jensen legt im Buch auch wert auf ihre Figuren und beschreibt vielschichtig die menschlichen und vor allem auch familiären Bande. Die eigentliche Hauptrolle nimmt jedoch St. Peter-Ording mit seiner Umgebung ein. Svea Jensen zeichnet ein stimmiges und stimmungsvolles Bild von Landschaft und Menschen. "Nordwestzorn" hat zudem durchaus Spannung, jedoch ohne aufzuregen. Es ist zwar kein Cosy-Krimi, aber trotzdem eine entspannte Lektüre, die sich bestens für den Urlaub - am besten in St. Peter-Ording - eignet.

Bewertung vom 14.08.2021
Medical Cuisine
Lafer, Johann;Riedl, Matthias

Medical Cuisine


sehr gut

Gesund und lecker!
Da ich die Rezepte von Johann Lafer sehr gerne mag, hat mich auch dieses Kochbuch gleich interessiert. Die Idee, dass auch genussvolles Essen gesund gekocht werden kann - also von leckeren Rezepten ausgehend zu überlegen, wie diese gesund gemacht werden können, fand ich einen spannenden Ansatz. "Medical Cuisine" von Johann Lafer und Matthias Riedl macht gleich einen guten Eindruck. Mir gefallen die Aufmachung des Kochbuchs und vor allem die Essensfotos sehr gut. Zudem ist das Buch sehr übersichtlich gestaltet, sodass das Zurechtfinden leicht ist. Mir kam es vor allem auf die Rezept an, aber wer sich näher mit "Medical Cuisine" und gesunder Ernährung beschäftigen möchte, findet hierzu zunächst viel Wissenswertes. Die Rezepte sind wie von Johann Lafer gewohnt sowohl sehr lecker als auch gut zum Nachkochen geeignet. Auch die Kombination von Genuss und gesunder Ernährung gelingt dabei ausgesprochen gut. So muss trotz gesunder Zutaten nicht am Geschmack gespart werden. Besonders gefällt mir an diesem Kochbuch, dass es nicht lediglich auf eine Diät ausgerichtet ist, sondern auf gesunde Ernährung im Alltag abzielt. "Medical Cuisine" hilft dabei, gesunde Ernährung in das tägliche Kochen zu integrieren. Gerade die vorgeschlagenen Zutaten geben Ideen und Inspirationen um auch andere Rezepte gesünder zu machen. Beispielsweise ist Rapsöl mit Butteraroma eine tolle Alternative zu Butter, die sich vielfältig verwenden lässt - und "Medical Cuisine" eine tolle Erweiterung für jedes Kochbuchregal.

Bewertung vom 04.08.2021
Heilsam kochen mit Ayurveda
Grönemeyer, Dietrich;Mehl, Volker

Heilsam kochen mit Ayurveda


sehr gut

Lecker und abwechslungsreich!
Mit Ayurveda hatte ich bisher nicht so viel zu tun, mich haben allerdings die schönen Fotos der Rezepte direkt angesprochen. Die dazugehörigen Rezepte klangen nach einer leckeren Abwechslung, weswegen ich sie gerne ausprobieren wollte. Bisher waren die Rezepte allesamt nicht nur schön auf den Fotos anzuschauen, sondern auch sehr lecker. Dabei hat mir insbesondere gefallen, dass viele Rezepte im Buch mal etwas ganz anderes sind, was ich bisher noch nicht kannte. Positiv an den Rezepten ist zudem, dass sie nicht zu kompliziert sind und die großteils gut erhältliche Zutaten verwendet werden. Auch schnelle Rezepte oder solche, die sich gut vorbereiten lassen, sind ausreichend vorhanden. Insgesamt gefällt mir das Kochbuch sehr gut. Besonders empfehlenswert ist es für alle, die gerne mal neue und abwechslungsreiche Rezepte probieren wollen.

Bewertung vom 26.07.2021
Mut. Machen. Liebe
Nessensohn, Hansjörg

Mut. Machen. Liebe


sehr gut

Ein längst überfälliges Buch!
Die von Hansjörg Nessensohn gewählten Prämisse in "Mut. Machen. Liebe" zwei schwule Liebesgeschichten in Deutschland mit etwas 60 Jahren Abstand miteinander zu verknüpfen, ist äußerst reizvoll. Zum einen wendet er sich so einer Thematik zu, die in historischen Romanen oder auch in Filmen bisher kaum beachtet wurde, nämlich die in der jungen Bundesrepublik fortwährende Verfolgung Homosexueller unter dem damaligen § 175 StGB. Zum anderen kann er so verdeutlichen, wie erstaunlich viel sich in so einer kurzen Zeitspanne, die weniger als ein Menschenleben umfasst, geändert hat. Diese reizvolle Prämisse kann Nessensohn im Großen und Ganzen auch gelungen ausfüllen.
Sein Schreibstil ist gut lesbar uns flüssig - gerade in den Passagen der Vergangenheit jedoch zuweilen etwas schulbuchartig, was allerdings auch eine Referenz an den erzählerischen Charakter darstellen könnte. Die gelungene inhaltliche Darstellung lässt jedoch über einzelne stilistische Unebenheiten hinwegsehen. Auf der inhaltlichen Ebene gelingt es Nessensohn die beiden Handlungsstränge gut miteinander zu verweben, sodass die Wechsel der Erzählperspektive niemals erzwungen wirken, sondern passend erscheinen. Vor allem kann "Mut. Machen. Liebe" durch sein Sujet überzeugen. Nessensohn schafft es gut, die Verfolgung unter dem § 175 StGB anhand von Helmut und Enzo darzustellen, und verschafft dieser Thematik endlich Aufmerksamkeit. "Mut. Machen. Liebe" ist ein Buch, das längst überfällig war, und alles in allem empfehlenswert!

Bewertung vom 19.07.2021
Kate in Waiting
Albertalli, Becky

Kate in Waiting


ausgezeichnet

Ein High-School-Movie wie aus Hollywood - nur zum Lesen!
Becky Albertalli versteht ihr Handwerk. Mit "Kate in Waiting" liefert sie eine Romcom auf Hollywoodniveau. Wo in anderen Liebesroman die Figuren klischeehaft und die Dialoge platt sind, schafft es Albertalli, glaubhafte und nuancierte Menschen zu schaffen und dabei frisch und authentisch zu klingen. Tiefgründig ist das Buch sicherlich nicht, doch versucht es zum Glück - und im Gegensatz zu anderen Büchern des Genres - keinen Tiefgang zu simulieren, sondern steht ganz offen zu der Ausrichtung auf Unterhaltung.
Hinsichtlich der Handlung verfügt Albertalli über das richtige Gespür und schickt Kate und Anderson im Laufe des Romans von Etappe zu Etappe und vermeidet so langatmige Passagen. Stattdessen gelingt ihr eine kurzweiliger Roman, der sich vor allem durch seinen Humor auszeichnet.
Insgesamt erinnert "Kate in Waiting" an klassische High-School-Filme. Diese übersetzt Albertalli jedoch ins 21. Jahrhundert - fernab von altbackenen Klischees, sondern frisch, unterhaltsam und mit diversem Cast.
Becky Albertalli zeigt, dass für Unterhaltung à la Hollywood der Fernseher auch einmal ausbleiben und stattdessen ein Buch das Mittel der Wahl sein kann.

Bewertung vom 10.06.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Ein Cosy-Krimi vom Feinsten
Wer nervenaufreibende Mörderjagden und psychologische Charakterstudien sucht, ist sicherlich falsch bei "Der Donnerstagsmordclub" von Richard Osman. Wer dagegen das perfekte Buch für einen entspannten Abend auf der Couch oder für Sonnenstunden auf dem Balkon sucht, ist bei diesem Buch genau richtig. "Der Donnerstagsmordclub" spielt in einer Welt mit liebevoll überzeichneten Figuren ähnlich wie bei Miss Marple oder anderen Cosy-Krimis. Auch hier ist das friedliche Ambiente trügerisch und in der vermeintlichen Idylle lauert das Böse. Für Joyce, Ron, Elizabeth und Ibrahim kommt der Mord in nächster Nähe jedoch zum richtigen Augenblick und schnell setzen sie alles daran, um die Polizei bei den Kriminalermittlungen tatkräftig zu unterstützen. Dabei wird schnell deutlich, dass sich die vier perfekt ergänzen und zusammen für die Mörderjagd bestens gerüstet sind.
"Der Donnerstagsmordclub" ist ein genretypischer Roman, der sicherlich nicht der außergewöhnlichste seiner Art ist, aber mit Abstand einer der humorvollsten und unterhaltsamsten. Richard Osman hat ein gutes Gespür für seine Figuren und schafft es immer wieder Pointen zu setzen, die mindestens ein Schmunzeln oft aber auch ein Lachen hervorrufen. Trotz des Settings in einem Altersheim ist der Roman keineswegs altbacken, sondern stets frisch und unterhaltsam. "Der Donnerstagsmordclub" beweist, dass selbst das Leben im Altersheim voll von Spannung sein kann.

Bewertung vom 10.06.2021
Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
Green, John

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?


ausgezeichnet

Erkenntnisse über das Menschsein an sich
Yelp für Phänomene unserer Gegenwart so lässt sich die Grundidee von "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen" beschreiben. Auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet John Green die unterschiedlichsten Dinge: von Kanadagänsen bis zu der Notizen-App. Dabei sind die Bewertungen jedoch lediglich die Ausgangslage, vielmehr geht es um das menschliche Leben selbst. Mit Anekdoten und anhand der überraschendsten Themen geht John Green den Fragen auf den Grund, was das menschliche Leben wirklich ausmacht und was es bedeutet ein Mensch in unserer Gegenwart zu sein. Dabei schafft er es immer wieder den banalsten Dingen tiefgreifende Erkenntnisse über das Menschsein abzuringen. Mit vielen Geschichten aus seinem Leben bringt seine Überzeugung zum Ausdruck, dass es bei guten Rezensionen nicht nur auf die eigene Meinung und Bewertung drauf ankommt, sondern die persönliche Verbindung aufgezeigt wird und das rezensierte im menschlichen Leben eingeordnet wird.
Mich hat trotz der unterschiedlichen Prämisse das Buch an vielen Stellen an die vorherigen Bücher von John Green mit seinem unverkennbaren, vielschichtigen Schreibstil erinnert. In seinen bisherigen Büchern ist es John Green stets gelungen, das Außergewöhnliche an eigentlich gewöhnlichen Geschichten zu finden und so aufzuzeigen, dass wir uns nur umschauen müssen, wenn wir auf der Suche nach dem Besonderen sind. Auch in "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?" gelingt es ihm zu zeigen, wie faszinierend und vielschichtig die menschliche Existenz ist. Mich hat das Buch berührt und fröhlich gemacht. Es hat dafür gesorgt, dass ich in mich gegangen bin und nachgedacht habe und dafür dass ich mich umgesehen und die Welt um mich herum betrachtet habe.
Ich gebe "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?" fünf von fünf Sternen.