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Jackiistz
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 127 Bewertungen
Bewertung vom 29.08.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


sehr gut

"Zeiten der Langeweile" von Jenifer Becker verrät mit seinem Titel noch nicht wirklich viel über den Inhalt des Romanes. Auch das Cover an sich gibt nicht viel Aufschluss, um was es sich hier handeln könnte. Liest man sich den Klappentext durch, erfährt man schon mehr und da wurde dann auch ich hellhörig und wollte diesen Roman über Digital-Detox lesen. Wir alle könnten den digitalen Detox doch manchmal gebrauchen, wenn wir mal ehrlich sind. Deshalb tauchte ich in die Welt einer Protagonistin ein, die mehr und mehr einer Obsession zum Opfer fiel.



Mila ist 30 Jahre alt und beschließt von einem auf den anderen Tag "offline zu gehen". Damit meint sie nicht einfach nur für einen Tag offline, nein, sie will sich völlig aus der digitalen Welt zurückziehen und möchte dabei auch keine Spuren über sich hinterlassen. Wir wissen alle, dass das Internet nicht vergisst. Das sagte man uns schon als Jugendlichen, damit wir nicht die peinlichsten Fotos oder unangebrachte Videos über uns posten. Denn so leicht, wie Fotos und Videos hochgeladen werden können, so schwer kann man diese auch wieder entfernen. Das hält Mila aber nicht davon ab es trotzdem zu versuchen und so nimmt sie sogar mit Google selbst Kontakt auf, um jegliche Art von Mila-Spuren zu löschen. Dabei löscht sie allerdings nicht nur ihre Spuren aus dem Netz, sondern trennt auch nach und nach alle Verbindungen zu ihren Freunden ab. Denn diese fühlen sich in der digitalen Welt sehr wohl und können Milas Obsession nicht ganz nachvollziehen. Heutzutage ist es einfach normal geworden sich im Internet zu präsentieren und das eigene Leben bis ins kleinste Detail zu offenbaren. Was das mit uns machen kann oder welche Folgen dies mit sich bringen kann, ist uns oftmals gar nicht bewusst. Aber muss es gleich ein "kalter Entzug" vom digitalen Leben sein? Übertreibt Mila? Und warum entwickelt sie noch mehr Ängste im Bezug auf ihre Person in den Medien? Ist das alles noch ein normales Verhalten?



Ich hatte mir von diesem Roman einen spannenden Einblick in die Welt eines Menschen erhofft, der den Digital-Detox voll durchziehen möchte und davor auch nicht vor Stolpersteinen auf diesem Weg zurückschreckt. Und ich würde sagen, dass ich das auch bekommen habe. Ich fand Milas Story sehr unterhaltsam, auch wenn der Roman an sich eher unaufgeregt ist. Es gibt kein aufgebauschtes Drama und Mila geht ihren Weg, auch wenn sie öfter auf Widerstand stößt. Sei es im Internet, weil sie einen Beitrag nicht so einfach löschen kann, oder bei ihren Freunden, die wenig Verständnis für den Digital-Detox aufbringen können. Leider entwickelt sich ihr Verhalten schnell in eine Obsession und sie beginnt immer mehr Dinge aus ihrem Leben zu verbannen. Da hört dann auch bei fast jedem das Verständnis für ihr Handeln auf. Sie driftet in einen krankhaften Wahn ab und beginnt überall eine Gefahr zu sehen. Nachdem sie das Internet, soziale Medien und alle anderen online Medien aus ihrem Leben verbannt hat, bleibt ihr nur noch das Leben in einem norwegischen Wald, in welchem sie sich verkriechen kann. Auch ich finde ihr Verhalten am Ende zu übertrieben. Sie steigert sich da in etwas hinein, was noch gar nicht relevant ist oder jemals relevant werden könnte. Meiner Meinung nach scheint Mila aber anfällig für eine solche Obsession zu sein. Sie geht vom einem Extrem ins nächste, vielleicht auch vorbelastet durch ihre Familie. Diese ist zum Teil auch mit psychischen Problemen belastet und steigert oder steigerte sich in Themen hinein. Es war teilweise echt erschreckend, wie man Milas Entwicklung zusehen konnte. Aber auch sehr faszinierend, was passiert, wenn man sich komplett von der digitalen Welt abkapseln möchte. Ich bewundere alle, die einen digitalen Detox durchziehen können, für mich wäre es echt schwierig. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Aber was bei Mila passiert ist, ist nochmal eine andere Hausnummer. Lesen lies sich der Roman nicht ganz ohne Stolpersteine. Trotzdem kam ich durch die Seiten relativ schnell durch und habe die Geschichte gerne gelesen.

Bewertung vom 26.08.2023
Rosenfluch / The Romeo & Juliet Society Bd.1
Schoder, Sabine

Rosenfluch / The Romeo & Juliet Society Bd.1


sehr gut

Romeo und Julia - die tragische Liebesgeschichte der beiden Häuser Montague und Capulet. Wem ist diese Geschichte kein Begriff? Viele haben das Theaterstück vielleicht selbst schon einmal in der Schule aufgeführt oder zumindest das Buch dazu gelesen. Auch mir war die traurige Story von Romeo und Julia durchaus bekannt. Dass mit "The Romeo & Juliet Society - Band 1: Rosenfluch" eine weitere Abhandlung erscheint, machte mich dennoch neugierig. Alleine das spannende Cover und der wunderschöne, farbige Buchschnitt, hatten es mir gleich angetan. Aber worum geht es bei The Romeo & Juliet Society eigentlich? Auch die tragische Liebe zwischen den beiden, verfeindeten Familien Veronas oder trifft man hier auf etwas mehr "Magie"?



Joy lebt ihr Leben gemeinsam mit ihrem Vater auf und hinter den großen Theaterbühnen der Welt. Denn Joys Vater liebt das Theaterspielen und spielte schon in zahlreichen Stücken mit. Deshalb sind die beiden auch immer viel unterwegs und Joy ging schon überall zur Schule. Nie bleiben die beiden lange an einem Ort. Dies legt den Verdacht nahe, dass sie auf der Flucht sein könnten und wie sich herausstellen sollte, sind sie das tatsächlich. Auch wenn Joy es nie wusste, gehört sie zu einem bekannten und großen Adelshaus aus Verona und wird durch einen Fluch dorthin gezwungen. Natürlich möchte sie sich nicht kampflos ihrem Schicksal überlassen, aber früher oder später wird auch sie merken, dass sie sich von der Akademie der Häuser Montague und Capulet leider nicht verhalten kann oder sogar will. Denn neben der Tatsache, dass sie von nun auch reich und angesehen ist, lernt sie dort auch Rhyme Capluet kennen. Ein schöner, interessanter, junger Mann, bei dem es nur allzu leicht ist ihm zu verfallen. Dazu kommt, dass Rhyme der Schlangenfürst ist und somit einer der angesehensten Menschen der Akademie. Und wenn das nicht schon aufregend genug wäre, lernt sie gleichzeitig Cut Montague kennen. Den Spross aus dem Hause Montague, die sich die Capulets zu Erzfeinden gemacht haben. Beide Männer üben ihre Anziehungskraft auf Joy aus, dabei ist es so gefährlich sich an dieser Akademie überhaupt zu verlieben... Denn der Rosenfluch zwingt die Mitglieder der beiden Adelshäuser nicht nur an der Akademie zu verweilen, sondern hat auch eine andere, schaurige Bedeutung. Alle 17 Jahre muss sich ein Liebespaar bestehend aus den beiden Häusern opfern, um den Fluch für weitere 17 Jahre "schlafen zu legen". Was in anderen Geschichten und Romanen der Standard ist, darf hier auf keinen Fall passieren. Joy darf und will sich eigentlich nicht verlieben, aber manchmal spielt das Leben anders, als man sich das wünschen würde...



Ich hatte keine allzu hohen Erwartungen in diesen Romane, obwohl er mich mit seinem Cover und dem farbigen Buchschnitt wirklich total in seinen Bann gezogen hatte. Aber wir kennen das ja alle: Wenn eine berühmte und sehr erfolgreiche Geschichte in irgendeiner Weise umgeschrieben wird, kommt oft nichts Gutes dabei raus. Auch hier dachte ich zu Beginn, dass diese Geschichte für mich leider Zeitverschwendung sei. Am Anfang war die Story wirklich etwas langweilig und langatmig. Man wird zwar direkt ins Geschehen geworfen und Joy muss ziemlich schnell ihre Sachen packen und mit den beiden, hübschen Männern nach Verona aufbrechen, aber dann kam eine ganze Zeit lang nicht wirklich Spannung auf. Dies legte sich zum Glück dann aber wieder und ich wurde nur so in die Story hineingezogen. Ich konnte und wollte gar nicht mehr aufhören weiterzulesen und bin natürlich jetzt sehr enttäuscht, dass der erste Band mit einem so krassen Cliffhanger endet. Der nächste Band soll voraussichtlich im Frühjahr 2024 erscheinen. Die Wartezeit ist also unerträglich lang... Das Buch hat es somit geschafft, dass ich unbedingt weiterlesen möchte und es kaum erwarten kann, bis die Fortsetzung rauskommt. Die Charaktere fand ich auch sehr spannend und habe mich auch gleich ein kleines bisschen in Rhyme und Cut verguckt. Beide Männer haben ihre Vorzüge und scheinen Joy auch verfallen zu sein. Joy an sich ist hier die Heldin im Buch, auch wenn sie sich selbst niemals als solche sehen würde. Mit ihrer doch sehr menschlichen Art, begeistert sie ihre neu gewonnenen Freunde und wirkt nicht nur blau und rot, so wie die anderen Schüler der Akademie. Ich bin sehr gespannt, was da noch auf uns zukommen wird. Der Rosenfluch hat aber gut vorgelegt und auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht. Sprachlich kam ich auch gut zurecht und bin nur so durch die Seiten dahingeflogen. Die Kapitel sind nicht unnatürlich lang und lassen sich gut lesen.

Bewertung vom 18.08.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


gut

Was dank des Titels nach einer herzlichen Geschichte klingt, entpuppt sich schnell als alles andere als das. "Die Einladung" von Emma Cline behandelt das Thema rund um die Reichen und Schönen und wie krampfhaft sich manche Menschen einen solchen Lebensstil doch auch wünschen. Das Buch behandelt kritische Themen aus diesen Bereichen und lässt tief in die Abgründe der Protagonistin blicken.



Alex ist jung, gutaussehend und hat sich einen Sommeraufenthalt in den Hamptons ergaunert. Sie findet, dass sie das alles verdient hat, nachdem sie aus der Stadt geflüchtet ist, ihrem Ex-Freund (?) entwichen konnte und aus ihrer WG geflogen ist, weil sie mit dem Mietanteil im Rückstand war. Und das nicht nur um ein oder zwei Monate. Mit Simon an ihrer Seite, wird ihr nichts mehr passieren und sie wird das beste Leben haben. Glaubt sie, zumindest solange Simon nicht auch keine Lust mehr auf sie hat uns sie kurzerhand vor die Tür setzt. Ohne Simons Geld steht Alex wieder alleine auf der Straße und weiß nicht wohin mit sich und ihren wenigen Habseligkeiten. Dass dies allerdings Simons Art ist und er sich nie lange an ein Mädchen bindet, will Alex nicht sehen. Sie glaubt ganz im Gegenteil an eine Versöhnung. In ein paar Tagen wird Simon sich wieder beruhigt haben und sie fest in seine Arme schließen. Auf dieses Ziel arbeitet Alex nun hin und dabei ist ihr jedes Mittel recht. Sie stielt, die betrügt, sie lügt und sie handelt anderen Menschen unnötige Probleme ein oder bringt diese sogar in Gefahr. Alles nur, um wieder bei Simon sein zu können. Wieder in seinem Haus zu wohnen, in seinem Pool zu schwimmen und sich von ihm ein Luxusleben vom Feinsten finanzieren zu lassen. Dabei redet sie sich auch ständig ein, dass es zwischen ihm und ihr Liebe ist. Die wahrhaftige Liebe. Aber ist es wirklich Liebe, wenn ein Mensch nur gibt und gibt und der andere nur nimmt?



Vorab, ich finde den Titel hier ganz falsch gewählt. Er lässt vermuten, dass jemand gerne gesehen wird und explizit eingeladen wurde. Das ist hier jedoch ganz und gar nicht der Fall. Alex wird hier von Simon nur so lange geduldet, wie sie sich benimmt und ihm mit sexuellen Gefälligkeiten zur Seite steht. Ein Fehltritt und sie ist raus. So schnell ist dann auch Alex Traum von einem sorglosen Leben an Simons Seite geplatzt. Dass sie nicht akzeptieren kann oder will, dass es nun vorbei ist und Simon sicher schon das nächste, junge Mädchen am Start hat, lässt Alex doch sehr naiv erscheinen. Sie redet sich das förmlich ein, dass Simon nur auf sie gewartet hat und sie sich bald wieder sehen werden und alles so ist, wie es vorher war. Dass sie für ihren Plan "über Leichen" geht, hat mich so manches Mal wirklich nach Luft schnappen lassen. Sie geht dreist und skrupellos vor. Nicht nur das macht sie für mich sehr unsympathisch. Auch die Tatsache, dass sie selbst nicht viel leisten möchte, um einen hohen Lebensstandard zu haben. Sie ist faul, hat nichts gelernt und glaubt damit gut durchs Leben zu kommen. Hier liegt bei mir auch allerdings ein wichtiger Knackpunkt. Warum ist Alex so? Was hat sie in der Vergangenheit erlebt, dass sie die Person geworden ist, die sie heute nun mal ist? Man erfährt rein gar nichts über ihre Gefühle in der Vergangenheit. Auch über ihre Familie wird nichts berichtet. Man erfährt lediglich, was sie in der Stadt gemacht hat, um sich über Wasser zu halten. Aber auch nicht, wie es dazu kam. Neben Alex tauchen noch weitere Personen auf, die mir aber alle nicht sympathischer werden. Das Auftauchen mancher Personen ergibt für mich auch absolut keinen Sinn und man hätte sie gut und gerne weglassen können. Hier kommt nun ein Spoiler, was das Ende angeht. Denn dieses hat mich auch total unbefriedigt zurückgelassen und enttäuscht. Es gibt ein offenes Ende. Die Story hört quasi mitten in der Begegnung auf und man erfährt nicht, wie alles nun ausgeht. Man kann sich denken, was passieren könnte, das ist klar. Aber mir hätte diese Aufklärung in schriftlicher Form am Ende des Buches doch geholfen mit der Geschichte abzuschließen. Mir gefällt der Grundgedanke, den das Buch hat. Dort, wo die Reichen und Schönen leben, gibt es nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Das merkt man einige Male auch an den Personen, die wirklich reich sind. Sie tragen alle ihre eigenen Päckchen. Und wenn sich dann auch noch jemand von "außen" in diese Welt hineinschleicht, wird's interessant. Es hätte eine gute und spannende Geschichte werden können, ist es aber für mich nicht. Vom Schreibstil her fand ich das Buch allerdings gut und kam auch schnell durch die relativ kurzen Kapitel.

Bewertung vom 26.07.2023
Die Verräterin / The Darkest Gold Bd.2
Kennedy, Raven

Die Verräterin / The Darkest Gold Bd.2


sehr gut

Mit “The Darkest Gold – Die Verräterin” hat Raven Kennedy den zweiten Teil der Erfolgsserie, die es jetzt endlich auch auf deutsch gibt, rausgebracht. Nach dem eher schwachen ersten Teil habe ich mich dennoch direkt dem zweiten gewidmet und erzähle euch heute, um was es geht und ob es mir dieses Mal besser gefallen hat.

Auren befindet sich nach ihrem Aufbruch von Hohenläuten immer noch in Gefangenschaft. Dort scheint es ihr allerdings gar nicht so schlecht zu gehen. Zumindest wird sie nicht wie eine Gefangene behandelt und beginnt sogar sich mit ihren Wachen und den Mitgliedern der Armee des feindlichen Königs gut zu verstehen. Aber ist das vielleicht alles nur eine Falle? Möchte man über sie an Informationen über ihren geliebten König Midas kommen? Sie ist Midas unterdessen weiterhin treu ergeben und versucht alles, um ihn vor dem gefürchteten König Fäule zu warnen. Mit der Zeit stellt sie sich aber immer öfter die Frage, ob der Feind wirklich so böse und gefährlich ist, wie man ihr immer erzählt hat. Plötzlich sieht sie sich in einem Konflikt mit ihre großen Liebe und dem, was sie sich immer gewünscht hat: ihrer Freiheit. Sie muss eine Entscheidung treffen, denn die Armee von König Fäule steht schon vor den Toren Midas und möchte verhandeln. Wie wird sie sich entscheiden? Auch in Hohenläuten selbst beginnen sich die Dinge zu verändern. König Midas ist fort, um in einem anderen Königreich zu herrschen und hat seine Gemahlin Königin Malina in Hohenläuten zurückgelassen. Sie erkennt nun ihre Chance und möchte raus aus dieser eingefahrenen Situation. Midas ist der König, ihr gehört das Königreich aber von Geburt an. Ob sie es schafft die Untertanen auf ihre Seite zu ziehen und ihre Pläne durchzusetzen? Oder ist Midas macht zu groß und einflussreich, um noch irgendetwas zu ändern?



Nachdem ich doch etwas enttäuscht vom ersten Teil der sehr spannenden Reihe war, kam ich mit dem zweiten hier deutlich besser klar. Es kamen immer mal wieder große Gefühle auf und auch Auren scheint sich in eine positive Richtung zu entwickeln. Auch ist es deutlich spannender und die Geschichte wird gut vorangetrieben. Das hat mir im ersten Band wirklich gefehlt. Jetzt möchte ich noch mehr erfahren und gerne weiterlesen. Nicht nur die Story um Auren und ihren geliebten König Midas ist interessant, auch was die Königin Malina angeht, könnte es spannend werden. Das Buch endet natürlich mit einem Cliffhanger, weshalb man dazu animiert wird direkt weiterzulesen. Hier muss man sich jedoch noch etwas gedulden, denn der dritte Teil wird erst am 12. September bei uns in Deutschland erscheinen. Sprachlich kam ich in diesem Band wieder gut und schnell durch. Die Seiten sind nur so dahingeflogen. Sympathie entwickele ich jetzt sogar auch für einige der Charaktere. Auren wird mit immer sympathischer und auch der Hauptmann der feindlichen Armee mit seinem Geheimnis, gefällt mir doch sehr gut. Generell entwickelt sich die Armee von König Fäule in eine gute Richtung. Ganz im Gegenteil zu der von Midas. Dieser hat mir im ersten Band schon nicht besonders gefallen und glänzt jetzt auch nicht gerade mit seinem guten Wesen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was da noch alles so kommen mag und freue mich jetzt schon auf Mitte September.

Bewertung vom 10.07.2023
Die Gefangene / The Darkest Gold Bd.1
Kennedy, Raven

Die Gefangene / The Darkest Gold Bd.1


gut

“The Darkest Gold – Die Gefangene” - Ein Titel, der mich gleich, als ich ihn das erste Mal auf dem schönen Cover dieses Buches gesehen habe, neugierig gemacht hat. Der Roman von Raven Kennedy wurde endlich ins Deutsche übersetzt und wohl lang ersehnt. Das Cover ist total nach meinem Geschmack und ich habe wirklich viel erwartet. Eins kann ich euch schon mal sagen: Meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt und ich erzähle euch gleich wieso.



Auren ist bildschön. Das liegt nicht nur an ihrer eigentlichen Schönheit, sondern auch an der Tatsache, dass sie zu Gold geküsst wurde. Ihr Körper besteht tatsächlich aus purem Gold, denn ihr König Midas, der sich Auren als “Sattel” hält, hat sie zu seinem ganz besonderen Schatz gemacht. Etwas, womit er in all den anderen Königreichen angeben und protzen kann. Nebenbei dient Auren ihm auch ab und an zu seinem Vergnügen, wie einige andere “Sättel” auch. Vielleicht mag das, was Auren passiert ist, für manche wie ein Traum klingen. Sie darf in einer vergoldeten Burg leben, ist vom Gold geküsst und noch dazu die Favoritin des Königs. Für mich persönlich klingt das zwar nicht nach einem schönen Traum, aber Aurens Leben ist wesentlich besser als das, vieler anderer Untertanen und auch viel besser als ihr vorheriges Leben auf der Straße. Von dieser hat König Midas sie nämlich gerettet und sie mit auf die Burg Hohenläuten genommen. Seitdem lebt Auren dort wortwörtlich in einem goldenen Käfig, den sie die meiste Zeit ihres Lebens nicht verlassen kann. Als es dann eines Tages doch so weit kommt und sie ihren goldenen Käfig verlassen darf, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als wieder in diesen zurückkehren zu können...



Lasst es mich einmal vorsichtig formulieren... Die Geschichte ist nicht ganz das, was ich mir vom König-Midas-Mythos erhofft hatte. Zu Beginn war ich noch voller Hoffnung, dass ich hier eine spannende und mystische Geschichte vor mir habe. Leider ist diese Hoffnung schnell abgekühlt. Lesen ließ sich der Roman jedoch sehr gut und schnell. Auch wenn ich den Schreibstil etwas distanziert fand, sind die Seiten nur so dahingeflogen. Geschrieben wurden fast alle Kapitel aus Aurens Sicht. Man konnte in ihre Gefühlswelt eintauchen und hat ihre Gedanken mitbekommen. Auren selbst wurde mir leider nicht ganz so sympathisch. Sie ist noch mit am sympathischsten, das zeigt sich, meiner Meinung nach, aber auch erst im hinteren Drittel des Buches so richtig. Die anderen “Sättel” des Königs, und ja, ich setzte “Sättel” bewusst in Anführungszeichen, weil mir der Begriff einfach zuwider ist, sind durchweg hochnäsig, eingebildet und voller Neid auf Auren und ihre Favoriten-Rolle beim König. Das lassen sie sie auch deutlich spüren. An negativen Emotionen mangelte es dem Buch in keinem Fall. Auch König Midas konnte ich nicht so recht einschätzen. Alleine die Tatsache, dass er sich mehrere Frauen und auch Männer für sein Vergnügen hält, ist für mich eine Red Flag. Er schien in der Vergangenheit aber wesentlich angenehmer gewesen zu sein, denn sonst würde wohl auch Auren nicht so große Stücke auf ihn halten. Irgendwie habe ich mir auch im ganzen Buch über mehr Tiefe gewünscht. Mehr Geschichte, mehr von König Midas, der am Ende zwar noch ein kurzes Kapitel bekommen hat (und das fand ich wirklich gut!) und mehr zur Vergangenheit von Auren. Möglicherweise wird das alles aber noch kommen, denn der zweite Band ist bereits verfügbar und liegt bei mir zu Hause auch schon bereit. In der Hoffnung, dass man hier mehr Tiefe und Gefühl vermittelt bekommt, mache ich mich auch gleich an den nächsten Teil. Für mich war “Die Gefangene” ein eher durchwachsener Start in die Reihe. Mal sehen, was noch so kommt.

Bewertung vom 06.07.2023
Gratisessen für Millionäre
Lee, Min Jin

Gratisessen für Millionäre


sehr gut

Was kann man sich unter dem Titel “Gratisessen für Millionäre” vorstellen? Eine Frage, die ich mir beim neuen Roman von Min Jin Lee auch stellte. Das Cover gefiel mir auf Anhieb. Tolle Farben und ein schönes Bild, aber was sich für eine Geschichte zwischen den Seiten versteckte, konnte ich mir immer noch nicht vorstellen. Nach dem Lesen kann ich nun sagen, dass mich der Roman schon sehr eingenommen hat und ich viel über die Geschichte der koreanischen Kultur in den 90ern lernen konnte.



Casey Han ist die ältere Tochter einer koreanischen Einwandererfamilie, die sich in Queens in den USA niedergelassen hat. Anders als ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Tina, sind Casey die koreanischen Traditionen nicht ganz so ernst und das lebt sie auch voll und ganz aus. Ganz zum Missfallen ihrer strengen Eltern, die sie kurzerhand vor die Tür setzen, als sie sich deren Wünschen widersetzt und sich beruflich nicht so entwickelt, wie sie sich das vorgestellt haben. Für Casey ist das ein großes Problem, denn wo soll sie nun hin? Noch dazu lebt sie mit ihrem Faible für Luxus weit über ihren Verhältnissen und kommt schnell zu einer großen Menge an Schulden. Ohne Job lassen sich diese natürlich nicht abbezahlen und so muss Casey Han ihren Weg in New York finden. Nicht nur beruflich wird sie auf die Probe gestellt und muss auch oft eine eher unangenehme Wahl treffen, sondern auch menschlich. Sie passt nicht so recht in diese amerikanische Welt, da sie Asiatin ist. Auch will sie nicht so recht in die Welt der Koreaner aus ihrer Gemeinde in Queens passen. Für die eine Welt ist sie “zu asiatisch”, für die andere “zu weiß”. Sie lernt schnell, dass sie mit Hilfe schneller und weiter nach oben an die Spitze des Erfolges kommt, ist selbst aber viel zu stolz dafür um Hilfe anzunehmen. Auch in Sachen Liebe läuft es bei ihr nicht immer so rund. Ihr Problem ist es nicht nur eine Beziehung halten zu können, sondern auch den Wünschen und Vorstellungen der Eltern gerecht zu werden. Casey erlebt in wenigen Jahren in den 90ern ein Auf und Ab der Gefühle und muss so manche Entscheidung treffen, die ihre Wünsche und Vorstellungen für ein Leben in New York nicht berücksichtigen können.



Erst einmal muss ich sagen, dass ich die Geschichte rund um Casey und ihre berufliche und auch persönliche Entwicklung in diesem Buch sehr gerne verfolgt habe. Es hat mir großen Spaß gemacht über die koreanische Kultur zu lesen und wie Asiaten in den 90er Jahren in den USA zurechtkamen. Casey war mir zu Beginn nicht gerade sympathisch. Sie kam eher trotzig und oft motzig rüber. Dass sie sich gegen die Vorstellungen ihrer Eltern stellt, finde ich nicht einmal schlimm. Ich finde, dass jeder Mensch sein eigenes Ding machen sollte, ganz egal, welche Kultur dahintersteht. Aber trotzdem kann ich Casey leider nicht so viel abgewinnen. Schön finde ich allerdings, dass sie sich im Laufe der Jahre weiterentwickeln konnte und auch persönlich gewachsen ist. Neben ihr gibt es in dem Roman noch ihre Eltern Leah und Joseph, so wie ihre Schwester Tina. Alle drei halten sehr stark an der koreanischen Kultur fest und leben auch streng nach deren Regeln. Casey findet im Laufe des Buches Unterstützung durch verschiedene Personen, die auch alle ihren Teil im Buch beitragen. Durch die verschiedenen Geschichten der einzelnen Personen bekommt man auch nochmal andere Aspekte des kapitalistischen Amerikas und des Traumes eines Einwanderers aufgezeigt. Mich konnte der Roman auch mit seiner Sprache überzeugen, ich kam sehr gut durch. Etwas langatmig finde ich die Geschichte aber schon. Mit knapp 850 Seiten war es doch ein sehr langer Roman, in welchem jedoch extrem viele Themen, auch problematische, aufgezeigt wurden. Letztendlich würde ich sagen, dass Casey sich gut geschlagen hat, auch einige Rückschläge einstecken musste, dies aber zum wahren Leben dazugehört. Deshalb ist der Roman auch sehr realistisch und in keinser Weise überzogen.

Bewertung vom 19.06.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Hinter dem eher unscheinbaren Cover des Buches versteckt sich allerdings eine Geschichte, bei welcher es sich sehr gelohnt hat sie zu lesen. „Going Zeroi“ von Anthony McCarten ist ein atemberaubender Roman über die heutige Technologie, was alles mit dieser möglich ist und wie gläsern wir Menschen mittlerweile geworden sind.



Kaitlyn Day ist Bibliothekarin, alleinstehend, wird als Mauerblümchen bezeichnet und für die Firma FUSION das perfekte Opfer um ihren Betatest an ihr auszuprobieren. Denn für so einen hat sich Kaitlyn beworben und wurde auch ausgewählt. Zusammen mit neun anderen „Zeros“ bekommt sie 30 Tage Zeit, um sich vor FUSION und dessen Technologien zu verstecken. Sollte es einer der zehn Zeros schaffen, so lange unterzutauchen und das Team des Tech-Riesen zu täuschen, wirkt ein saftiges Preisgeld. Leicht wird FUSION es den Teilnehmern jedoch nicht machen. Mit diesem Betatest will das Team aus schlauen Köpfen rund um den Gründer von FUSION, Cy Baxter, beweisen, wie gut deren Sicherheitssysteme funktionieren und dass diese die Zukunft von Amerika sind. Eigentlich eine gute Idee und aus noblem Gedanken gehandelt, denn FUSION möchte mit diesen Systemen die Sicherheit der Menschen Amerikas gewehrleisten, indem vorab gehandelt werden kann. Es soll gar nicht bis zum Äußersten kommen, wie beispielsweise einem Anschlag. Das heißt jedoch im Umkehrschluss die totale Überwachung, immer und überall, bei jedem. Das ruft natürlich auch die Gegner der Technologie auf den Plan. Kaitlyn interessiert es nicht großartig, was dieser Test beweisen soll. Sie macht aus ganz anderen Motiven bei diesem Projekt mit. Motiven, die wichtiger für sie sind als die nationale Sicherheit oder irgendwelche Tests… Wird Kaitlyn es bis zum Ende des Betatests schaffen FUSION zu entkommen? Wird überhaupt ein Zero es in irgendeiner Weise schaffen, das System von Cy Baxter auszutricksen? Und was ist Kaitlyns Motiv, dass sie sich auf einen solchen Test einlässt?



Wäre ich nach dem Cover alleine gegangen bei der Auswahl des Buches, so hätte ich es wahrscheinlich gar nicht erst in die Hand genommen. Es sagt nicht besonders viel aus, dafür ist die Geschichte im Inneren mehr als interessant. Man sieht hier lediglich einen Fingerabdruck, der nur vage Vermutungen zulässt, um was es sich bei dieser Story handeln könnte. Im Nachhinein betrachtet, passt das Cover aber wie die Faust auf’s Auge zum Buch selbst. Mich hat die Story auch total gefesselt. Direkt zu Beginn ging es richtig los und man war mitten im Geschehen. Den Zeros dabei zuzusehen oder besser gesagt, zuzuhören, auf welche Weise sie sich vor dem System verstecken wollen, fand ich mega spannend. Das hat für mich auch einen Großteil von dieser gut geschriebenen Geschichte ausgemacht. Das und die Tatsache, dass man es wirklich mit der Angst zu tun bekommt, wenn man liest, mit welchen Mitteln FUSION so unbedingt ans Ziel kommen möchte. Die Mittel und Wege sind mehr als fraglich und sehr bedenklich und ich bin froh, dass es mit uns bisher NOCH NICHT so weit gekommen ist. Aber ich halte die Entwicklungen in dieser Geschichte für sehr realitätsnah und gar nicht mal so unwahrscheinlich. Auch heute wundern wir uns ja schon oft, wenn wir über eine bestimmte Sache sprechen und sie uns dann keine halbe Stunde später als Werbung auf dem Smartphone angezeigt wird… So müsst ihr euch das vorstellen, wenn ihr euch ein Bild von FUSION machen wollt. Kaitlyn gilt hier als gewöhnlicher Typ Mensch, hat aber eine ausgesprochen starke Willenskraft und kämpft für das, was sie will. Cy Baxter kämpft auch mit allen Mitteln dafür seine Ziele durchzusetzen. Zu Beginn hatte ich auch noch viel Sympathie für ihn. Das ließ allerdings im Laufe des Buches immer weiter nach. Seine Partnerin, Erika Coogan hat da bei mir ein paar mehr Sympathiepunkte sammeln können. Ob ich einen der Charakere überhaupt richtig mag? Wahrscheinlich eher nicht. Ich fand deren Zusammenspiel in diesem Buch aber so gut, dass ich trotzdem für die Story und die Idee einfach die vollen 5 von 5 Sternen vergebe. Die Story hat mich gefashed und ich fand sie richtig unterhaltsam. Die Kapitel sind kurzgehalten, was das Lesen angenehm macht und auch mit der Sprache kam ich gut klar.

Bewertung vom 13.06.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


gut

Kennt ihr das, wenn euer „Idol in Flammen“ steht? Ein brandaktuelles Thema, da kam der Roman von Rin Usami gerade wie gerufen. In der Vergangenheit standen schon zahlreiche Idole und Stars im Pranger und mussten sich für Dinge verantworten, die sie getan oder auch nur angeblich getan haben. Viele Menschen stürzen sich auf solche Schlagzeilen und Themen, wie wir es aktuell auch wieder beobachten können. Deshalb freute ich mich auf das Buch, in welchem ein Idol sich auch für seine Taten verantworten muss und wie seine Fans damit umgehen.

Akari ist von ihrem Idol Masaki gerade zu besessen. Wenn man sie fragt, dreht sich ihr ganzes Leben nur um diesen Star. Sie hat sein Leben in ihres integriert und es total verinnerlicht. Für sie gibt es nur noch Masaki und seine Musik. Masaki ist Mitglied einer Idol Band, die durch sein Verhalten einem Fan gegenüber negativ in die Schlagzeilen gerutscht ist. Angeblich soll Akaris großes Idol einen Fan geschlagen haben. Wie Fangemeinde reagiert zum Teil entsetzt über diese Handlung und wendet sich von ihm ab. Ein anderer Teil jedoch ist empört darüber, dass solche Unterstellungen gemacht werden und halten ihrem Star die Treue. So auch Akari. Für sie rückt der Skandal in den Hintergrund, sie fokussiert sich weiter auf Masaki. Und dieser Fokus, den sie auf den jungen Mann legt, den sie schon sein halbes Leben lang verfolgt, wird zu einer Obsession. Akari scheint völlig den Sinn für die Realität zu verlieren, weil sie diesem einen Menschen nacheifert. Sie wird schlechter in der Schule, verliert den Bezug zu Mitschülern und Freunden und auch den zu ihrer Familie. Doch das scheint alles egal, solange sie Masaki hat. Aber was passiert, wenn dem nicht mehr so ist? Wenn ihr Idol in Flammen aufgeht und einfach nicht mehr existiert?

Wie oben bereits erwähnt, könnte dieses Buch zu keinem Zeitpunkt besser passen, als jetzt gerade. Was ein Skandal rund um einen berühmten Star alles ausmacht, erfahren wir in den Sozialen Medien aktuell tagtäglich. Das Interesse an solch einem Skandal ist immer groß und das wird auch im Buch gut rübergebracht. Man merkt, wie nahe den Fans von Masaki dieses Thema geht und dazu zählt Akari natürlich auch. Ich vermute, dass es vielen der Fans wie Akari gehen wird und sie kein Einzelfall in diesem Beispiel ist. Jeder Mensch geht anders mit seinem Idol oder dem Lieblingsstar um. Bei manchen wird es allerdings regelrecht krankhaft, wie wir hier schön sehen können. Akari nimmt fast nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teil und hat nur noch ihr Idol im Kopf. So verliert sie den Bezug zur Realität und igelt sich immer mehr in sich selbst und ihre Obsession zu Masaki ein. Ich finde es sehr erschreckend, dass es oft so weit kommt und dass das Fan Sein solche Ausmaße annehmen kann. Leider wird mir im Buch hier aber zu wenig in die Tiefe gegangen. Klar, man merkt Akari an, wie sehr sie sich dadurch verändert, aber das ist meiner Meinung nach nur an der Oberfläche gekratzt. Auch die Gruppe aus verschiedenen Idolen, zu welcher Masaki gehört, wird hier nur angerissen und es wird nicht weiter auf sie eingegangen. Da hätten mich die einzelnen Mitglieder schon sehr interessiert. Auch wenn das Verhalten derer schon nachvollziehbar ist. Sie halten sich bedeckt, so wie es die Stars im echten Leben auch teilweise tun. Trotzdem war mir die Geschichte alles in allem zu oberflächlich gehalten. Mehr Tiefe hätte hier gutgetan, noch mehr Gefühl, vor allem die Gefühle von Akari, hätten mehr Leben in die Geschichte gebracht. An sich finde ich diese Art von Story sehr spannend. Die Umsetzung hier hat mir aber leider nicht so gut gefallen. Für zwischendurch waren die knapp 130 Seiten aber eine gute Abwechslung und man kann einfach mal in die Geschichte reinlesen.

Bewertung vom 12.06.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


sehr gut

„Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ von Anne Stern: Was ist das schon für ein wundervoller Titel! Dieser hatte mich direkt in seinen Bann gezogen und das Titelbild lies meine Neugierde noch größer werden. Wir reisen mit dem Roman in das Jahr 1841, zur Eröffnung der weltberühmten Semperoper in Dresden. In und um das Opernhaus spielen sich spannende Geschichten aus der damaligen Zeit in Dresden ab. Wie eng diese miteinander verwoben und verflochten sind, erfahren wir im Laufe des Romanes. So viel sei aber schon einmal gesagt, an manchen Stellen wurde mir erst wieder so richtig bewusst, wie gut es die Frau in der heutigen Zeit eigentlich hat und wie krass sich das Leben gewandelt und doch verändert hat.

Elise steht kurz davor sich verloben zu müssen. Die junge Frau ist in einem Alter, in welchem sie zu heiraten bereit ist. Nur darf Elise selbst nicht entscheiden, wen sie sich zum Ehemann nimmt. Wie es damals wohl vielen, jungen Frauen ging, haben ihre Eltern eine Ehe arrangiert. Man wollte die Töchter des Hauses gut verheiratet wissen, weshalb auch Elise sich diesem Schicksal stellen muss. Dabei möchte die junge Frau doch nur ihre Geige spielen und frei über ihr Leben bestimmen. Nicht einmal das Geigenspiel ist ihr außerhalb des eigenen Hauses erlaubt. Wie gerne sie doch in einem richtigen Orchester spielen würde! Nur leider ist es den Frauen im 18. Jahrhundert untersagt in einem Orchester zu spielen. Dies ist nur den Männern vorbehalten. Dabei schaut Elise sich zusammen mit ihren Geschwistern und den Eltern sehr gerne Opern und Theaterstücke an. In der neu eröffneten Semperoper findet sie aber nicht nur Gefallen an den Stücken und Darstellern… In einem schwachen Moment begegnet sie Christian, einem Bühnenmaler, der es in seinem bisherigen Leben nicht leicht hatte. Sofort herrscht eine gewisse Anziehung zwischen den beiden und sie verlieben sich ineinander. Doch viele Hindernisse machen deren Beziehung zunichte. Nicht nur, dass Elise bereits einem anderen Mann versprochen ist, auch Christians gesellschaftlicher Stand macht es den beiden unmöglich miteinander glücklich zu werden. Das wissen sie auch, wagen trotzdem viel zu viel… Werden Elise und Christian einen Weg finden, zusammen zu sein? Ist deren Liebe stärker, als die Vernunft? Und wird die Gesellschaft anfangen umzudenken, was deren Vorstellungen von einem Leben in der damaligen Zeit ist?

Ich kam ganz gut in das Buch herein. Der Schreibstil war für mich angenehm und leicht zu lesen. Man merkt jedoch sofort, dass man in eine andere Zeit zurückversetzt wird. Nicht nur anhand der Worte, sondern auch an der Denkweise der Menschen. Wie oben bereits erwähnt, wird vor allem die junge Frau in ein Gesellschaftsbild gedrückt, welches heute so gar nicht mehr angebracht ist. Damals ging es für die Frau darum eine gute Ehefrau zu sein, Kinder zu gebären und die Familie gebührend zu präsentieren. Wie Elise, hatten viele Frauen sicher auch andere Träume, die sie niemals verwirklichen konnten. Alleine die Tatsache, dass man einen so guten Einblick in die damalige Zeit bekommt, hat mir sehr gefallen. Ich habe durch den Roman wieder viel dazu gelernt und war teilweise auch sehr sprachlos. Oft kündigte sich auch eine Art Umschwung, ein Umdenken im Text an. Leider wurden diese Gedankengänge dann aber nicht weiterverfolgt. Das finde ich sehr schade, denn der Ansatz war gut und spannend. Elises jüngere Schwester zum Beispiel: Sie sprach vieles aus, was man sich damals wirklich zu Herzen nehmen sollte. Auch Christian wurde in das ein oder andere Gespräch eingebunden, wo es um die Zukunft des Landes und der Gesellschaft ging. Aber wie gesagt, diese Themen wurden leider nur leicht angerissen und nicht weiterverfolgt. Da hätte ich mir durchaus mehr gewünscht. Ansonsten finde ich, dass die Spannung zwischen Elise und Christian deutlich zu spüren war. Sie waren wie füreinander geschaffen. Sehr traurig, dass der Stand eines Menschen damals so viel wog. Mit dem Ende des Buches bin ich nicht zu 100 % zufrieden, es entspricht aber einfach der Realität und deshalb akzeptiere ich es auch. Der Roman ist sehr lesenswert und ich kann ihn auf jeden Fall empfehlen. Vor allem denen, die sich für die Geschichte aus dem Deutschland im 18. Jahrhundert interessieren.

Bewertung vom 30.05.2023
One of the Girls
Clarke, Lucy

One of the Girls


sehr gut

Der Roman „One of the girls” von Lucy Clarke erweckte gleich zu Beginn den Eindruck, dass hier ein spannender und energiegeladener Thriller dahinterstecken könnte. Sechs junge Frauen auf dem Weg nach Griechenlang zum Junggesellinnenabschied. Und es soll zu einem Todesfall kommen. Besser kann ein Setting nicht sein, oder? Was die Spannung anbelangt, wurde ich nicht enttäuscht, ein paar kleinere Fehler waren aber in diesem Buch auch zu finden…

Lexi wird heiraten. Auch wenn sie selbst am allerwenigsten jemals damit gerechnet hätte, wird sie in nur wenigen Wochen vor den Traualtar treten und Ed heiraten. Er ist charmant, gutaussehend und wohlhabend. Die perfekte Partie also. Ein Rest an Zweifeln bleibt allerdings immer noch. Auch ihre beste Freundin Bella ist von der Idee einer Heirat alles andere als begeistert, lädt aber trotzdem neben sich und der zukünftigen Braut, vier weitere junge Frauen zu einer Hen Party in Griechenland ein. Dort soll Lexis Junggesellinnenabschied in einer Villa über dem Meer stattfinden. Zuerst scheinen die Frauen eine gute Zeit im und am Pool, sowie im und am Meer zu haben. Sie genießen alle das Leben und drängen ihre persönlichen Sorgen und Gedanken in den Hintergrund. So harmonisch, wie es scheint, ist es aber gar nicht. Jeder der Frauen trägt eine Last, ein Geheimnis mit sich herum. Manche kennen sich schon, manche haben die anderen bisher nur aus der Ferne beobachtet… Sie sind alle mit dem Ziel der Hen Party losgeflogen, verfolgen allerdings insgeheim ihre eigenen Ziele. Am Ende wird jemand sterben und es stellt sich die Frage, wer für den Tod dieser Person verantwortlich ist und warum.

Alleine der Klappentext und dass man so eine große Werbekampagne aus diesem Buch gemacht hat, hat mich neugierig gemacht. Warum auch nicht? Das Setting ist einzigartig und ich habe bisher noch von keinem Buch gehört, dass einen Thriller auf einer Hen Party spielen lässt. Ich war also direkt Feuer und Flamme und wollte unbedingt mehr über die Party, die Mädels und ihre Geheimnisse erfahren. Und davon gibt es nicht gerade wenige. Diese Geheimnisse werden nach und nach im Buch aufgedeckt und man versteht im Laufe des Buches immer besser, warum einzelne Personen so handeln, wie sie es eben tun. Die Mädels sind miteinander verbunden. Klar, sie sind alle gemeinsam auf eine Hen Party geflogen und wollen eine prima Zeit miteinander verbringen. Im Hintergrund läuft aber so viel mehr ab. Das finde ich besonders spannend. Denn mit jedem weiteren Kapitel erfährt man mehr über die einzelnen Protagonisten und deren Vergangenheit. Da die Kapitel recht kurzgehalten sind und in einem echt klasse Schreibstil geschrieben sind, kam ich auch sehr gut durch das Buch. Nicht einmal zwei Tage habe ich daran gelesen, da waren die ca. 430 Seiten auch schon alle einmal durchgeblättert gewesen. Sympathisch waren mir die meisten der Protagonisten leider nicht. Bella ist mir gleich am unsympathischsten gewesen. Sie ist mir viel zu aufgedreht, zu besitzergreifend und aufgesetzt. Auch in Lexi konnte ich mich persönlich nicht gut hineinversetzen. Eleanor könnte sympathisch sein, allerdings hat sie auch viele Baustellen, an denen sie arbeiten muss (wenn man ihre Vergangenheit kennt, auch kein Wunder). An Ana kam ich auch nicht wirklich heran. Lediglich Fen und Robyn waren für mich recht angenehm. Ich finde es aber gut, dass die Charaktere hier so verschieden sind. Die Mischung machts und die Verstrickungen, die hinterher aufgedeckt werden, haben so einen viel größeren Aha-Effekt bei mir hervorgerufen. Generell war ich vom Ende doch sehr überrascht, gebe mich mit diesem aber voll und ganz zufrieden. Einzig die Tatsache, dass mir in diesem Buch so viele Rechtschreibfehler und auch Zeitenfehler aufgefallen sind, schmälert das Lesevergnügen für mich etwas. Dadurch bin ich doch oft an dem falsch geschriebenen Wort hängengeblieben und konnte gar nicht verstehen, wie so ein gravierender Fehler beim Korrekturlesen nicht auffallen konnte. Auch, dass man in der Zeit öfter mal hin- und hergewechselt ist, ist für mich nicht verständlich. Oft wurden Namen der Personen falsch geschrieben oder gar eine andere Person eingesetzt, obwohl es um diese gerade gar nicht ging. Da sehe ich noch deutlich Verbesserungspotential. An sich finde ich die Story aber richtig spannend und abwechslungsreich.