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Kristina_AL

Bewertungen

Insgesamt 112 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2024
Unsere Jahre auf Fellowship Point
Dark, Alice Elliott

Unsere Jahre auf Fellowship Point


ausgezeichnet

Solange sie denken können sind Polly Wister und Agnes Lee schon befreundet. Die Leben der beiden könnten nicht unterschiedlicher verlaufen sein und doch verbindet sie eine tiefe Freundschaft und natürlich der Ort, an dem sie schon über achtzig Sommer verbracht haben - Fellowship Point. Dieses fast unberührte Fleckchen Erde an der Küste Maines vor einem Bauprojekt zu beschützen ist Agnes Ziel, und wenn es das letzte ist, was sie tut. Im Rahmen dieser Bemühungen taucht man tief in die Geschichte des Ortes und der beiden Freundinnen ein.



Ein bisschen Zeit muss man sich schon nehmen für diesen viele Jahre umspannenden Roman, der zudem öfter zwischen den verschiedenen Zeiten hin und her springt; auch die Perspektiven wechselt die Autorin immer wieder. Mir hat dieser Aufbau gut gefallen, und auch wenn zwischendurch ein paar klitzekleine Längen entstanden sind, konnte mich Alice Elliott Darks Werk bis zur letzten Seite fesseln.



Polly und Agnes, so verschieden sie auch sind, sind mir beide sehr ans Herz gewachsen auf diesen über 700 Seiten. Polly, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, für ihren Mann Dick und ihre drei Söhne zu sorgen, ist so eine liebenswerte Person, die man einfach gern haben muss, obwohl ihre Fürsorge teilweise an Unterwürfigkeit grenzt.

Ganz anders Agnes, die kein Blatt vor den Mund nimmt und deren herrlich trockener Humor mich immer wieder zum Lächeln brachte. Sie war nie verheiratet und hat auch keine Kinder. Ihren Alltag als Autorin in der Gegenwart habe ich genauso gern verfolgt wie ihre berührende Vergangenheit.

Doch es ist vor allem der Ort,Fellowship Point, an den ich mich wohl noch lange erinnern werde. Die Beschreibung dieses Idylls, das schon von vielen Lebewesen, Mensch und Tier, bevölkert war, ist der Autorin wirklich gut gelungen.



Fazit

Ein bewegender Roman über das Leben in seinen verschiedenen Facetten und eine große Freundschaft, die alles überdauert.

Bewertung vom 31.08.2024
Hortensientage
Inusa, Manuela

Hortensientage


gut

Die Autorin Ela steckt gerade in einer kleinen Schaffenskrise was ihren großen Liebesroman betrifft, als ihr eine alte Postkarte in die Hände fällt. Sie stammt von ihrem verstorbenen Großvater, der sich zu dieser Zeit wohl in einem britischen Gefangenenlager befunden hat. Neugierig geworden auf diesen ihr unbekannten Lebensabschnitt ihres Opas, versucht sie immer wieder aufs Neue, ihrer Großmutter, die in einem Seniorenheim lebt, Geschichten hierzu zu entlocken.



Ein wunderschönes Cover verziert mit meinen Lieblingsblumen und der dazu passende Titel hatten mich auf diesen Roman aufmerksam gemacht. Der Klappentext versprach eine emotionale Reise in die Vergangenheit durch die Erzählungen der Großmutter Lisa. Ich selbst habe als Jugendliche den Geschichten meiner Großeltern über ihr Leben fasziniert zugehört, war es doch so ganz anders als meins.

Leider blieb „Hortensientage“ aber hinter meinen Erwartungen zurück.

Der Roman liest sich wirklich leicht, und auch dass Ela die Erinnerungen ihrer Großmutter, die ihr so am Herzen liegt, festhalten möchte, konnte ich so gut nachempfinden.

Doch die große, außergewöhnliche Liebe war für mich einfach nicht spürbar, zu blass blieben Lisa und Werner. Das lag größtenteils daran, dass der Gegenwart viel zu viel Raum gegeben wurde, sodass sich die Handlung in der Vergangenheit einfach nicht wirklich fesselnd entwickeln konnte. Szenen der Kriegsjahre wirkten manchmal wie plötzlich hineingeworfen in die Geschehnisse im Seniorenheim. Dieser Handlungsstrang, der vom Alltag der Bewohner erzählt, hat dann auch gefühlt zwei Drittel des Romans eingenommen, was ich überhaupt nicht erwartet hatte.

Den Fokus auf die Verbundenheit von Elas Großeltern zu dieser schwierigen Zeit zu legen, hätte der Handlung sicher mehr Tiefe und Emotionalität verliehen.

Fazit

Ein Roman, der sich leicht lesen lässt, mir thematisch aber zu sehr an der Oberfläche bleibt.

Bewertung vom 08.08.2024
Wie Spuren am See - Die Rückkehr
Baillon, Sibylle

Wie Spuren am See - Die Rückkehr


ausgezeichnet

Frisch verliebt genießen Isabella und Chris die Zweisamkeit in Isabellas geerbter Villa am Bodensee. Beruflich sehen die beiden neuen Herausforderungen entgegen, ihr Glück scheint perfekt.

Doch als eines Tages die 70 jährige Gudrun vor der Tür steht und sich als alte Freundin von Isabellas verstorbener Tante Ada vorstellt, gerät das Leben des Pärchens aus den Fugen. Gudrun ist vor ihrem Mann geflüchtet und sucht eine sichere Bleibe. Isabella und Chris bieten ihre Hilfe an, nicht ahnend auf was sie sich da eingelassen haben.



Schon den ersten Band von Sibylle Baillons Bodensee Saga habe ich sehr gerne gelesen, aber dieser zweite Teil übertrifft den ersten nochmal an Spannung und Emotionen. Auch diesmal spielen Rückblicke in die Vergangenheit eine wichtige Rolle und sorgen für abwechslungsreiche Lesestunden. Wunderschön beschrieben wird auch wieder der Bodensee, sowie das innige Verhältnis zwischen Isabella und Chris, die wir hier noch einmal etwas besser kennenlernen.

Die Familiengeheimnisse, die es zu enthüllen gilt sind wirklich gut konstruiert, man will unbedingt wissen, wie das alles zusammenhängt.

Fazit

Die Autorin bleibt auch in „Die Rückkehr“ ihrem Mix aus fesselnder Unterhaltung, Spannung und großen Gefühlen treu. Ich bin jetzt sehr gespannt auf den dritten Teil dieser lesenswerten Reihe.

Bewertung vom 08.08.2024
Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi
Vermeer, Maarten

Die Toten von Veere. Ein Zeeland-Krimi


ausgezeichnet

Ein Vermisstenfall führt die Kommissarin Liv de Vries ins malerische Städtchen Veere, gelegen in der niederländischen Provinz Zeeland. Der Koch Rob van Loon war hier zu Besuch und ist von einem auf den anderen Tag verschwunden. Was zunächst ziemlich unspektakulär aussieht und auch eigentlich gar nicht in Livs Zuständigkeitsbereich fällt, entpuppt sich als vielschichtiger Fall, der weit in die Vergangenheit hineinreicht. Auch gegen Ende des zweiten Weltkrieges verschwand hier eine Person spurlos. Damals handelte es sich um ein junges Mädchen mit surinamischen Wurzeln.



Der Autor, der diesen Krimi unter dem Pseudonym Maarten Vermeer geschrieben hat, versteht es exzellent, sowohl die Spannung als auch das Interesse am vorliegenden Fall aufrechtzuerhalten.

Immer wieder baut er fesselnde aber auch bedrückende Rückblicke ins Jahr 1944 ein, als die Niederlande von den Deutschen besetzt war und gleichzeitig die Folgen der Angriffe der Alliierten auf deutsche Stellungen zu tragen hatte.

Man weiß, dass die Vermisstenfälle in der Vergangenheit und Gegenwart etwas miteinander zu tun haben müssen, doch auf die Auflösung muss man tatsächlich bis ganz zum Schluss warten, was ich großartig fand.

Die Schönheit Zeelands und die Atmosphäre der bezaubernden Orte fängt Vermeer so gut ein, dass man sich beim Lesen mitten hinein versetzt fühlt.

Auch die Charaktere sind allesamt wunderbar gezeichnet. Neben Liv de Vries selber hat mir die Sektionsassisstentin Ann-Remi besonders gut gefallen. Ihre Neugier bringt sie zwar manchmal in verzwickte Situationen, sorgt aber auch immer wieder für wichtige Erkenntnisse.



Fazit



Ein überzeugender Krimi vor sehr schöner Kulisse mit Charakteren, von denen man gerne mehr lesen möchte.

Bewertung vom 30.07.2024
Die Vermisste von Holnis
Johannsen, Anna

Die Vermisste von Holnis


ausgezeichnet

In der Nähe der dänischen Stadt Odense wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass der Pass, den sie bei sich trägt, gefälscht ist. Aufgrund einer DNA Analyse erfährt die Polizei, dass es sich um die deutsche Sophia Jepsen handelt, die vor 4 Jahren im Alter von 16 auf der Halbinsel spurlos verschwand.

Eine länderübergreifende Ermittlung beginnt, vorn dabei ist Lena Lorenzen mit ihrer Kollegin Naya.



Ich bin mit diesem 11. Band in die Krimireihe um Lena Lorenzen eingestiegen und habe mich sofort wunderbar zurechtgefunden.

Der Fall ist zu Anfang sehr mysteriös und bleibt es erfreulicherweise auch wirklich lange. Es geht viel um Ermittlungsarbeit und Zeugenbefragungen, was mir persönlich richtig gut gefällt, weil es einfach ein zentrales Element eines Kriminalromans ist. So ganz nah bin ich der Ermittlerin zwar nicht gekommen, aber das ändert sich bestimmt, wenn ich die zehn Vorgängerbände lesen werde.

Aufgrund des sehr angenehmen Schreibstils und des lange undurchschaubaren Falls lässt sich dieser Krimi in kürzester Zeit lesen.



Fazit

Ich bin froh, diese Reihe entdeckt zu haben. Die authentische Ermittlungsarbeit vor der tollen Kulisse der Ostsee hat mich überzeugt.

Bewertung vom 30.07.2024
Die Unvollkommenheit des Glücks
Bagus, Clara Maria

Die Unvollkommenheit des Glücks


gut

Es hätte eine wundervolle Geschichte werden können. Die Geschichte von Ana und Lew; er, der Unabhängige, Freiheitsliebende, der freiwillig in den Krieg zieht, um Großes zu bewirken. Und Ana, die einen neuen Weg für sich finden muss, nachdem sie von ihrem Partner verlassen wurde, ohne dass sich ihr Wunsch nach einem Kind erfüllt hat.Vor Jahren sind die beiden ganz kurz aufeinandergetroffen und für beide war es ein Erlebnis, das sie nie vergessen konnten. Wir folgen Ana auf ihrem Weg aus der Depression und teilen mit Lew schreckliche Kriegserfahrungen, bis sich die Wege der beiden wieder kreuzen.



Die ersten Kapitel waren vor allem aus Anas Sicht zwar recht schwermütig, doch aufgrund der Stimmen zum Buch, die es als „hoffnungsvoll“ und „erfüllend“ beschrieben, war ich sehr gespannt auf diese Wende. Doch leider konnte ich keinen richtigen Zugang zu den Protagonisten finden, zu Ana noch weniger als zu Lew.

Eigentlich hat dieser Roman vieles, das ich sehr schätze, wie häufige Perspektivwechsel, kurze Kapitel und vor allem ein interessantes Thema. Womit ich nicht zurechtgekommen bin, waren die vielen psychologischen Ratschläge, die die Autorin wiederholt eingebaut hat.

An manchen Stellen ist es eine reine Aneinanderreihung von Lebensweisheiten, was ich nach einiger Zeit als sehr störend empfunden habe. Viel schöner und überraschender ist es doch, kleine Weisheiten, die vereinzelt in Texten versteckt sind, zu finden und für sich zu bewerten.

Die Handlung an sich ist gut, würde sie nicht ständig unterbrochen von zum Teil fast kitschigen Aussagen, die klingen als wären sie einem Ratgeber entnommen. Für mich hatte das wenig mit poetischem Schreibstil zu tun, ich empfand es eher als anstrengend.



Fazit

Wer nach einem Ratgeber in Romanform sucht und sich gerne kleine Lebensweisheiten herausschreibt, wird hier auf jeden Fall fündig. Als bewegenden und erfüllenden Roman kann ich ihn leider nicht beschreiben.

Bewertung vom 30.07.2024
Gefährliches Komplott
Baldacci, David

Gefährliches Komplott


sehr gut

Mickey Gibson ist alleinerziehende Mutter und arbeitet seit einiger Zeit hauptsächlich im Homeoffice für eine Firma, die sich auf die Suche nach reichen Steuerbetrügern spezialisiert hat. Als ehemalige Polizistin ist sie dafür gut geeignet, vermisst aber hin und wieder die echte Ermittlerarbeit, die sie dann allerdings eher wieder aufnehmen muss als gedacht. Der Anruf einer angeblichen Kollegin stellt Mickeys Leben komplett auf den Kopf. Sie wird gebeten, das Inventar eines großen Anwesens zu begutachten, doch kaum hat sie das Haus betreten, findet sie eine Leiche. Dass Mickey selbst zunächst des Mordes verdächtigt wird, ist bald ihr kleinstes Problem. Es stellt sich heraus, dass Clarisse, die Anruferin, ein gefährliches Spiel mit ihr treibt und Mickey in einen Sog aus Betrug, Gewalt und Lügen hineinzieht.



David Baldaccis neuestes Werk ist mit knapp 500 Seiten wieder einmal kein wirklich kurzer Thriller und er hat mich auf jeder Seite bis zum letzten Drittel komplett begeistert. Die Story ist nicht einfach nur spannend, sondern bleibt lange äußerst verworren und rätselhaft. Lange Lesepausen sollte man hier nicht einlegen, sonst läuft man Gefahr, den Überblick über die Geschehnisse und Charaktere zu verlieren. Immer wieder tauchen neue Fragen auf, Details kommen nur Stück für Stück ans Licht.

Besonders Clarisse ist eine sehr interessante Figur, die lange undurchschaubar bleibt. Sie ist gnadenlos und extrem strukturiert. Mickey auf der anderen Seite ist hin und hergerissen zwischen der Aufgabe, ihre Kinder zu beschützen und das Spiel mitzuspielen, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Die Beziehung zwischen den beiden mitzuverfolgen war genauso spannend wie interessant.

Leider entsprach das Ende dann so gar nicht meinem Geschmack und passt meiner Meinung nach auch nicht zum Rest des Thrillers mit seiner komplexen Handlung.

Gerade weil mich das Buch bis dahin so begeistert hatte, war ich zum Schluss so enttäuscht, dass ich einfach nur vier von fünf Sternen vergeben kann.

Fazit

Nicht nur für eingefleischte Baldacci-Fans geeignet, sondern auch für thrillerliebende Erstleser des Autors, um auf den Geschmack seines Talents, Spannung zu kreieren zu kommen.

Bewertung vom 03.07.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Die beiden erfahrenen Ermittler Jakob Krogh und Mila Weiss leiten die neu gegründete Gruppe 4, die auch sofort mit ihrem ersten Fall konfrontiert wird.

Im Rahmen einer anderen Ermittlung wird die Leiche einer alten Dame gefunden. Das Unglaubliche ist, dass sie nach ihrem Tod noch von mehreren Personen gesehen wurde. Als dann noch ein junger Student tot aufgefunden wird, der auch nach seinem Tod noch an der Uni gewesen sein soll, ist die Verwirrung komplett.

Die Krähen, die an beiden Tatorten gefunden werden, sorgen für einen absoluten Gruselfaktor. Ausgehungert wie sie sind, stürzen sie sich auf ihre Opfer.



Wir verfolgen die Geschichte sowohl aus Sicht der Ermittler, als auch aus der Perspektive des Täters. Das Miträtseln entfällt also in der Hinsicht etwas, was mein Lesevergnügen aber überhaupt nicht getrübt hat. Die Gedanken des Täters mitzuverfolgen und zu sehen, wie die Ermittlungen immer ein wenig hinterherhinken, hat mich durch die Seiten fliegen lassen.

Ich habe zwar zugegebenermaßen schon spannungsgeladenere Thriller als „Krähentage“ gelesen, allerdings sind es hier Atmosphäre und Charaktere, die das Buch ausmachen. Gerade die beiden Ermittler, die ihre eigenen Probleme und Geheimnisse mit sich herumtragen, geben dem Buch die richtige Prise an psychologischer Spannung.

Zum Schluss zieht der Thriller spannungsmäßig nochmal richtig an, einiges wird aufgeklärt, doch gerade Mila bleibt noch rätselhaft.



Fazit

Ein interessanter, überraschender Thriller - hoffentlich der Auftakt zu einer Thrillerreihe rund um das Duo Krogh und Weiss.

Bewertung vom 01.07.2024
Man sieht sich (MP3-Download)
Karnick, Julia

Man sieht sich (MP3-Download)


ausgezeichnet

Im Jahr 1988 lernen sich Robert und Friedericke kennen. Er ist gerade erst mit seiner Mutter in die Stadt gezogen und neu an der Schule und schon bald entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Doch irgendwann merkt Robert, dass er mehr für Frie empfindet, traut sich allerdings nicht, es zu zeigen.
Zwar verlieren sie sich immer wieder aus den Augen, doch ihre Lebenswege kreuzen sich von Zeit zu Zeit. Beide sind wie stille Begleiter füreinander, können scheinbar nicht ganz ohne wenigstens den Gedanken an den anderen; doch für ein gemeinsames Leben reicht es einfach nicht. Bei jedem Treffen liegt ein Knistern in der Luft und scheinbar mühelos knüpfen sie an ihre alte Freundschaft an.

Dieses Hörbuch hat mich jetzt eine Weile begleitet, mit knapp 15 Stunden Spielzeit gehört es schon zu den längeren Exemplaren. Die Sprecherin Katrin Daliot hat mir sehr gut gefallen, sie hat genau den richtigen Ton für diese Geschichte getroffen.

Wir begleiten Robert und Frie von der Schulzeit bis zu dem Zeitpunkt, wo beide 50 Jahre alt sind. Abwechselnd erzählt die Autorin von Frie, die es kaum erwarten kann, ihr Elternhaus zu verlassen und von Robert, der mithilfe seiner Musik, kleinere und größere Schwierigkeiten verarbeitet.
Beide Lebenswege habe ich sehr gern verfolgt. Frie, die einen ausgeprägten Drang nach Selbstbestimmung und Freiheit hat, ist mir genauso sehr ans Herz gewachsen wie Robert mit seiner verlässlichen und sensiblen Art. Auch die Nebenfiguren haben zu der guten Unterhaltung beigetragen, allen voran Generalmajor Selk, der in Roberts Leben eine wichtige Rolle spielt.

Die vielen Stationen eines Lebens werden ebenso klar wie feinfühlig erzählt, sodass sich wahrscheinlich jeder in der ein oder anderen Szene wiederfinden wird.
Manches ging mir zwar ein wenig zu sehr ins Detail, wodurch sich die Handlung ab und zu etwas in die Länge zog, doch das hat mich gar nicht wirklich gestört. Dafür mochte ich die Geschichte einfach zu sehr.
Beeindruckend fand ich, dass der Roman völlig ohne Kitsch auskommt, obwohl es eigentlich ständig um Gefühle geht.

„Man sieht sich“ ist eine wunderschöne, kluge Geschichte über die manchmal „maßlose Anstrengung des Jungseins“, das Erwachsenwerden und die Frage, ob es für alles im Leben den richtigen Zeitpunkt braucht.

Bewertung vom 29.06.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

„Das erste Licht des Sommers“ von Daniela Raimondi ist eigentlich der Fortsetzungsroman von „An den Ufern von Stellata“, den man aber zum Verständnis nicht vorher gelesen haben muss, den Lesegenuss trübt es in keinster Weise.

Norma wächst in einem kleinen italienischen Dorf auf, ihre Kindheit ist geprägt von der Suche nach Zuneigung, die ihre Mutter ihr einfach nicht zeigen kann. Zum Glück gibt es jedoch ihre Cousine Donata, die für Norma zur besten Freundin wird und ihr Halt gibt. Auch der Nachbarsjunge Elia, mit dem Norma ganze Tage draußen beim Spielen verbringt, lässt sie die Lieblosigkeit, die zu Hause herrscht besser ertragen.
Nichtsdestotrotz zieht es Norma in ihren Zwanzigern sofort weg aus der Enge des italienischen Dorfes und hinein ins sprudelnde Leben Londons, wo sie regelrecht aufblüht, bis sie eines Tages die Nachricht vom Tode Donatas erreicht. Trost und Liebe findet sie bei Elias, den sie in London wieder trifft, doch das Glück der beiden währt nicht lange.

„Das erste Licht des Sommers“ ist eins dieser Bücher, von denen man hofft, dass sie einfach nie zu Ende gehen. Daniela Raimondi spannt einen großen erzählerischen Bogen, der mit Normas Geburt 1947 beginnt und knapp siebzig Jahre später endet.
Sowohl die faszinierende Schönheit Brasiliens, die lebendige Großstadtatmosphäre Londons, als auch der dörfliche Charme des italienischen Örtchens Stellata haben mich verzaubert und tief eintauchen lassen in Normas Lebensgeschichte. Mit wunderschönen Worten schreibt Raimondi über Höhen und Tiefen des Lebens, schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen, und stellt immer wieder die Frage in den Raum, ob und was man verzeihen kann.
Die Charaktere sind allesamt so klar gezeichnet, dass man von Anfang an das Gefühl hat, mitten unter ihnen zu sein und sich mit dem ein oder anderen tief verbunden fühlt.

Fazit
Eine emotionale, intensive Familiengeschichte mit vielen Facetten, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.