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Frie
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Hamburg
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Leseratte

Bewertungen

Insgesamt 61 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2022
Atlas der Unordnung
Papin, Delphine

Atlas der Unordnung


ausgezeichnet

Auf 175 Seiten eines quadratischen Buches taucht man ein in die Welt der Grenzen. Das Buch ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, denen jeweils ein erklärender Text vorangestellt ist. Über 60 Karten geben Beispiele zu Grenzen verschiedenster Art.
Jede der Karten ist anders gestaltet, so dass man sich immer neu orientieren muss. Ich kenne jetzt z.B. die älteste Grenze der Welt und weiß, dass auch Deutschland ungeklärte Grenzverläufe hat. Bedrückend ist das Kapitel über Mauern. Erschreckend, wieviel Mauern in den letzten 20 Jahren dazu gekommen sind. Allein die Seite mit Trumps Mauer zu Mexiko macht das Buch schon lesenswert.
Eine der letzten Karten wurde von den kriegerischen Aktivitäten Putins überholt: die Krim und Donbass.
Mir gefällt das Buch ausnehmend gut. Ich könnte mir seinen Einsatz sehr gut im Bildungsbereich vorstellen.
Es ist abwechslungsreich, voller Lernfelder und hat ein handhabbares Format.
Das ist ein Buch, welches mit mir alt werden wird.
Karten, die Spaß machen und mit denen man schlauer werden möchte. Das muss ein Buch erst mal schaffen.
Dafür gibt es volle Punktzahl!

Bewertung vom 24.04.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


ausgezeichnet

Lassen Sie sich nicht vom pastelligen Einband täuschen und auch der Klappentext, der auf eine leichte Sommerliebe hindeuten könnte, spart den harten Kern der Geschichte aus. Eva Menasse beschreibt das Buch als sommerlichen Suchtstoff, da ist sie an manchen Stellen wohl deutlich dickfelliger als ich.

Cowley Heller nimmt sich vieler Themen an, die dysfunktionale Familien betreffen können: Verrat, Vergewaltigung, Verdrängung, Kindesmissbrauch, Bindungsunfähigkeit, Vernachlässigung von Kindern.
Um Elle dreht sich die Geschichte. Wir erleben einen Tag im Papierpalast, dem Dauer-Familien-Urlaubsziel, der zu Beginn der Sommerzeit von Mäusenestern befreit werden muss und im Winter unbewohnbar ist. Unterbrochen werden die Schilderungen durch Rückblenden auf das 50 jährige Leben von Elle und ihrer Familie.
Die Sprache ist klar und sexualisiert. In Elles Leben gibt es zwei Männer, den Briten Peter und Jonas, ihre Jugend/Lebensliebe. Mit Jonas verbindet sie ein dunkles Geheimnis.
Obwohl ich keiner der Personen in ihren Handlungen folgen konnte, lies sich der Roman schnell und gut lesen. Ich mag auch die klare, harte Sprache der Autorin. Manchmal sind die Schilderungen so bitter, dass man innehalten muss vor Mitleid. Aber auch witzige Stellen finden sich.
Die große Schwäche ist für mich das Ende. Es ist aus meiner Sicht offen bzw lässt verschiedene Ausgänge zu. Ich brauche nicht immer ein gutes Ende, aber in Anbetracht der oben geschilderten Themen hätte ich es mir hier gewünscht (bzw. Elle und ihrer Familie). So bleibe ich etwas traurig zurück. Trotzdem für mich 4 Sterne.

Bewertung vom 21.04.2022
Die Forsyte Saga
Galsworthy, John

Die Forsyte Saga


gut

Die Trilogie, die in der Begründung für die Verleihung des Literatur Nobelpreises an Galsworthy stand, wurde neu verlegt. Reclam hat die drei Bände hübsch gestaltet und liefert sie in einem passenden Schuber aus. Ergänzt wird das durch einen Stammbaum.
In Band 1 bekommen wir viele der Forsyte vorgestellt, so dass man versucht ist, weitere Notizen zum Stammbaum zu machen. Tatsächlich werden für den ersten Teil der Geschichte 5 Personen von Bedeutung sein. June, die Tochter von Jolyon dem Jüngeren, verlobt sich mit Bosinney. Dieser wird Architekt von Soames für dessen Hausbau außerhalb der Stadt. Deshalb trifft er auf dessen Frau Irene, in welche er sich unsterblich verliebt.
Die Beschreibung der Personen beschäftigt sich gerade Anfangs mit Äußerlichkeiten. Das ist besonders bei den Frauen auffällig aus der Zeit gefallen, da diese gerne mit dem Attribut klein beschrieben werden, selbst wenn sie körperlich sogar groß gewachsen sind.Im Verlauf der Geschichte gewinnen die Hauptpersonen am Kontur. Zum Teil durch die Beschreibung ihrer Taten, zum anderen durch die Beschreibung ihrer äußeren Veränderung. Der Tod der Familienältesten Ann markiert wohl den Höhepunkt der Bedeutung der Forsyte; ein weiterer Tod wird 'die Auflösung der Familie Forsyte zur Folge haben'. Die Bindung der Familie wirkt äußerlich eng ( es gibt ritualisierte Treffen); emotional gibt es nur einzelne Familienmitglieder, die an einander hängen. Ein Bindeglied ist das Vermögen und die Frage, ob man selbst oder ein anderer reicher sei. Das Buch könnte auch die gefährliche Frau heißen, da Irene mit ihrer Schönheit und Ausstrahlung alle Männer berührt.
Der zweite Band startet mit einem Einschub, Nachsommer, in welchem Jolyon der Ältere und Irene aufeinander. Er verliebt sich Hals über Kopf und kann es sich nicht eingestehen. Die Schönheit Irenes lässt er sich gegenüber als Grund gelten. Er vermacht ihr eine Leibrente und verstirbt an der Aufregung seiner Gefühle.
Das zweite Buch, in Fesseln, rankt sich im wesentlichen wieder um Irene. Nach Jahren der Trennung will Soames einen Stammhalter. Eigentlich will er die Scheidung, um Annette, eine junge Französin zu heiraten.
Als er wieder auf Irene trifft, entflammt er erneut in einer Mischung aus Liebe und Besitzdenken. Jolyon d.J. verwaltet seit Jahren das Geld für Irene und will ihr während der Scheidung von Soames beistehen. Er verliebt sich in Irene und erliegt ihrer Schönheit (am Ende wie sein Vater). Soames spioniert Irene aus und erfährt von der Nähe zwischen Jolyon und ihr. Im Schreiben seines Anwalts zur Scheidung wird das (bis dahin nicht vorhandene) Verhältnis als Grund genannt. Die beiden entscheiden sich für einander und werden Eltern eines Sohnes. Soames heiratet Annette. Als er sich am Kindbett für Kind oder Frau entscheiden muss, wählt er das Kind. Annette überlebt und Soames wird Vater einer Tochter. Seinem Vater hat er am Sterbebett vorgelogen, er hätte einen Sohn. Als er das Kind dann sieht, spürt er überrascht Triumph. Er denkt: 'Dies Wesen ist meins'.
In einer Nebenhandlung heiratet Val, der Enkel von James, Holly, die Enkelin von Jolyon, d.Ä. und die beiden verbinden damit die verfeindeten Familienzweige.
Der dritte Band handelt von Jon und Fleur.
Das sind die Kinder von Jolyon d.J. und Irene bzw. Soames und Annette.
Wie das Schicksal es so will begegnen sich die beiden und verlieben sich ineinander. Beide Elternteile sind gegen die Verbindung. Lange versuchen sie, die Gründe vor den Kindern geheim zu halten. Das glückt nicht. Jon verzichtet im Andenken an seinen Vater auf die Beziehung und wandert aus. Fleur heiratet in den englischen Adel ein.
Galsworthy bemerkt zur Saga, dass diese versinnbildlichen soll, was Schönheit im Leben der Menschen anrichtet.
Ich finde eher, dass es ein Buch darüber ist, dass Vermögen alleine nicht glücklich macht und das das Aussehen einer Frau nicht der wichtigste Grund für eine Eheschließung sein sollte; nicht mal im viktorianischen Zeitalter.
Soames al

Bewertung vom 11.04.2022
Meine glutenfreie Hausmannskost
Gruber, Tanja

Meine glutenfreie Hausmannskost


ausgezeichnet

Über die Jahre bin ich gut geworden in glutenfreien Kuchen. Stolz bin ich auf meine Sammlung mehlfreien Weihnachtsgebäcks. Ich nutze glutenfreie Spaghetti und Nudeln aus Bohnen uä. Aber herzhaftes Essen ohne Gluten kam zu kurz. Da passt das Buch von Tanja Gruber, meine glutenfreie Hausmannskost perfekt.
Der fröhlicher bunter Einband mit glänzenden Elemente macht schon mal Spaß.
Tolle, abwechslungsreiche Photos machen Appetit. Praktisch zum Nachkochen: das Rezept auf einer Seite und gegenüber das Bild mit dem fertigen Gericht. Zu vielen Rezepte gibt es Tipps als Ergänzung. Die Rezepte haben eine Abwandlung für Veganer. Ergänzt wird das Buch durch einen umfangreichen Theorie Teil zu den Themen Zöliakie, glutenhaltige und glutenfreie Lebensmittel, selbstgemachte Mehlmischungen und Hinweise zu Laktoseintoleranz und Milcheiweißallergie.
Direkt versucht habe ich mich an Eierspätzle in der Variante mit Käse. Für 4 Personen hatte ich die Menge für 6 Portionen gemacht und dazu Blattsalat. Es war nur ein kleines bisschen über, vielleicht eine Portion. Die geschabten Spätzle waren gut gelungen, der schwäbischen! Familie hat es geschmeckt.
Außerdem hatte ich Sehnsucht nach Laugengebäck. Daran bin ich gescheitert. Der Fehler liegt aber sicher bei mir, da ich im ganzen Leben noch keinen Hefeteig hinbekommen habe.
Als nächstes stehen Bratlinge und Schupfnudeln an. Schön finde ich auch das Angebot an Saucen.
Das Buch wird mich begleiten.
Ich kann es wärmstens für alle empfehlen, die auf Gluten verzichten müssen und wollen. Das ist ein gelungenes Kochbuch. Für mich volle Punktzahl.

Bewertung vom 08.04.2022
Halt finden in sich selbst
Lolos, Georg

Halt finden in sich selbst


sehr gut

Lolos wagt den großen Aufschlag. Was so einfach daher kommt: stelle dir die 13 Fragen, dann findest du deinen sicheren Ort in dir selbst, wird so leicht nicht werden.
Es sind existenzielle Fragen die gestellt werden. Diese lassen sich nicht auf die Schnelle beantworten. Mit der Beantwortung gehen Verhaltensänderungen einher. Das braucht Geduld und Zeit.
Der Autor nutzt Erläuterungen und Beispiele aus dem Buddhismus, von Jesus und z.B. die Autorin Byron Katie.
Das Buch hat eine übersichtliche Gliederung mit verständlichen und passenden Beschreibungen der Kapitel.
Am Ende findet sich ein Hinweis zur praktischen Anwendung des Buches, z.B. in welchen Situationen man sich welche Fragen stellen könnte. Auf 6 Seiten werden die Essenzen aus allen Fragen nochmals für z.B Meditationen zusammengefasst.
Ich denke, dieses Buch ist anspruchsvoll für Anfänger und vielleicht sogar ein Buch, welches eine Begleitung braucht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man mit dem Buch alleine Resultate erzielen kann. Wenn ein elementarer Zustand, wie die Ohnmacht nach dem Tod einer geliebten Person bearbeitet werden soll und die Übung dazu Byron Katie zitiert mit dem Satz: "wisst ihr, was ich am meisten an der Vergangenheit liebe? It's over! sie ist vorbei!" und zu Bewegung oder Tanz motiviert, dann darf der Grad der Ohnmacht nicht allzu hoch sein. Meine um ihren Mann trauernde Mutter erreiche ich damit jedenfalls nicht.
Ich vermute, dass Menschen, die bei Lolos in Behandlung oder Ausbildung sind mit dem Buch gut arbeiten können und werden.
Sehr interessant finde ich die Einschübe, die Lolos Haltung zu bestimmten Themen in Medizin und Therapie wiedergeben. So hält er nichts von der Vorstellung, dass eine Krankheit zwangsläufig eine psychische Ursache haben muss, sondern betrachtet uns als Wesen in größeren Zusammenhängen, wie z.B. Familie und Umwelteinflüssen. Das empfinde ich als wohltuend - die Büchereien sind voll von Titeln, die einem suggerieren, dass man sich nur selbst 'optimieren ' müsste und alles wird gut.
Wer also bereit ist, sich wichtigen Fragen zu stellen, Zeit und Geduld mitbringt und diesen Mix aus christlichen und buddhistischen sowie populärwissenschaftlichen Ansätzen interessant findet, der wird dieses Buch mögen. Vermutlich wird man es mehrmals lesen.

Bewertung vom 02.04.2022
Bergers unverhoffte Reise
Walker, Hans

Bergers unverhoffte Reise


gut

Auf einem Frachtschiff treffen, in wenigen Kabinen auf 5 Sterne Niveau, 8 Passagiere auf einander. Neben Max, dem Hauslehrer und seinen zwei Schülern, ist es deren Mutter, ein Schriftsteller mit Schreibblokade, ein älteres Ehepaar mit Geheimnissen und eine undurchschaubare Gräfin.
In einer Art Kammerspiel verweben sich die Menschen über Gespräche und Taten miteinander. Auch Teile der Besatzung werden Bestandteil dieser Verbindung.
Es ist ein Potpourri der Lebensthemen, auf die wir hier treffen. Liebe, Treue, Lust und Erwachsen werden spielen genauso eine Rolle, wie Ängste, Einsamkeit, Neugier, gesellschaftliche Normen und ungesunde Beziehungen.
Walker erweckt seine Protagonisten nicht alle im selben Maße zum Leben. Max lernt man gut kennen, oft nehmen wir an seinen Gedanken teil. Der Schriftsteller hingegen bleibt diffus. Die Gräfin zeigt sich im Verlauf der Geschichte von einer anderen Seite. Die Mutter der Kinder tritt als solche kaum in Erscheinung, fällt aber als Frau mit 'Wirkung' auf. Diese Gewichtung in der Ausgestaltung der Figuren ist m.E. kein Unvermögen von Walker, sondern Absicht. Es ist ein bisschen so, als sei man selbst Teil der Gruppe gewesen. Wenn man sich dann -am Ende der Reise- trennt, kennt man die andern auch unterschiedlich gut.
Ich fühlte mich gut unterhalten, bis ich zum Ende der Geschichte kam; dieses hat mich überrascht. Liest man den letzten Satz des Buchrückens, erwartet man etwas anderes.

Der Einband ist mir zu grau - das Buch wird es damit im Laden schwer haben; zum Glück ist wenigstens der fliegende Fisch lackiert.
Als Liebhaberin von Büchern tu' ich mich mit der Bindung schwer. Ich wollte den Rücken nicht brechen; dadurch hat das Buch aber in die Hände geschnitten.

In der Summe ist der Eindruck auf mich ok. Das Buch lässt sich gut lesen, hat mich aber nicht nachhaltig beeindruckt. Die Geschichte ist mir zu konstruiert um mich emotional voll einfangen zu können. Für mich sind es drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 31.03.2022
Fräuleinwunder
Wolff, Stephanie von

Fräuleinwunder


sehr gut

Elly ist die Hauptperson dieses Romans; eine junge Frau aus bester Hamburger Familie. Daneben lernen wir ihre Freundin Ingrid und Peter, ihre erste große Liebe kennen. Es ist im Grunde ein coming of age Roman. Elly handelt gegen den Willen der Eltern nach ihrem Herzen und muss künftig auf eigenen Beinen stehen, da der Vater sie erst aus dem Haus wirft und schließlich enterbt. Zum Glück findet sie durch einen Zufall einen Job beim NWDR. Dort macht sie schnell Karriere  und sich damit aber nicht nur Freunde. Ingrid ist schwanger und wird auch von ihrer Familie verstoßen. Beide kommen auf dem Kiez in einem kleinen Hotelzimmer unter. Peter, ein ' Hamburger Jung' aus einfachen Verhältnissen, wird Ellys fester Freund. Er hat Reife und Tiefe, die Elly anzieht.
Das Buch ist flüssig geschrieben und leicht zu lesen. Die Figuren sind plastisch beschrieben. Elly wird im Schnelldurchlauf erwachsen und geht ihren Weg.
Interessant zu lesen, wie sich die Kaufmannsfamilien durch Heirat der Kinder verbunden haben und Frauen im Grunde eine Ware waren. Sehr spannend sind die Einblicke in die frühen Tage des Fernsehens. Für mich hätte es gerade am Ende des Buches etwas mehr Tiefgang sein dürfen.
Wer auf der Suche nach einer Lektüre mit Hamburg Bezug ist und einen Blick hinter die spießigen Familienstrukturen in den 50ern werfen will aber auch den Aufbruch in die Moderne finden möchte, der wird dieses Buch super finden. Solide Unterhaltung in einem schönen Einband mit einem geprägten, lackierten Titel. Dafür gibt es 4 Sterne.

Bewertung vom 27.03.2022
Schallplattensommer
Bronsky, Alina

Schallplattensommer


sehr gut

Maserati ist ein ungewöhnliches Mädchen. Intelligent, kratzbürstig, ein Geheimnis hütend, hart arbeitend und liebevoll um ihre Großmutter bemüht. Ihre Geschichte erfahren wir im Verlauf des Romans, aber immer wie unbeabsichtigt. Um sie herum sind Männer, die Einfluss auf ihr Leben nehmen und deren Leben andersherum auch durch Maserati beeinflusst werden. Auf dem Weg zur ersten Liebe erfährt sie, dass auch andere in jungen Jahren schon viel erlebt haben- wie sie.
Bronsky schreibt routiniert gut und hält mich als Leserin im Bann der Geschichte.
Leider ist für mich das Ende der schwächste Teil des Buches.
Insgesamt ein gut geschriebener coming of age Roman. Stören tut mich, dass es viel um überdurchschnittliche Attraktivität geht und es nicht reicht, dass Maseratis Mutter ein Promi ist, sondern auch eine berühmte Verlegerfamilie eine Rolle spielen muss. Ein bisschen zu viel Drama und yellow press für mich. Es gibt 3,5 Sterne.

Bewertung vom 23.03.2022
Die Singuläre Frau
Kullmann, Katja

Die Singuläre Frau


gut

Ein Buch über Frauen; insbesondere über ungebundene Frauen, aber nicht nur über diese. Auserdem ist es ein Buch über das Leben der Autorin und ihren Beziehungen zu Männern und ihren Wandel zur Frau, die gerne alleine 'ihren Mann steht'. Katja Kullmann hat viele sehr interessante Fakten gesammelt und verbindet diese mit der Geschichte, der von ihr so benannten 'singulären' Frau. Das ist für den Sachteil informativ und für ihre eigene Geschichte humorvoll und kurzweilig beschrieben. An mindestens zwei Stellen zieht sie ziemlich über andere Frauen her... das hat mich gestört und gehört m.E. nicht hier hin. Es hat auch das Thema nicht voran getrieben. Während des gesamten Buches habe ich mich gefragt, worauf die Autorin hinaus will. Geht es um die neue Namensgebung oder die Lebensumstände dieser 'Singulären'? Will sie öffentlich ihr eigenes Leben strukturell einordnen? Ich wüsste jetzt nicht, wem ich das Buch empfehlen könnte.
Es fehlt mir außerdem Struktur im Buch. Weder die Kapitelüberschriften noch die weiteren Unterteilungen helfen mir inhaltlich oder strukturell weiter.
Wenn ich jetzt etwas wiederfinden wollte, würde es mir nicht gelingen.
Umfangreich sind die Anmerkungen und die Literaturliste.
Ich vergebe drei Sterne, da es trotz fehlender Struktur unterhaltsam und lehrreich war.

Bewertung vom 09.03.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


sehr gut

Elisabeth Zott, Chemikerin, hat es in den frühen 60er Jahren nicht leicht, sich im Job zu behaupten. Zu groß sind die Erwartungen von Männern und Frauen an die Rolle, die eine Frau in der Gesellschaft einnehmen sollte.
Wir treffen aber auf eine Elisabeth, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und für sich, aber auch alle anderen Frauen kämpft.
Obwohl sie vergewaltigt wird; ihre große Liebe verliert; ein uneheliches Kind aufziehen wird; ihren Job verliert (eben wegen dieses unehelichen Kindes); Frauen sich daran beteiligen, ihr das Leben schwer zu machen und fortwährend von Männern ihre Forschungsergebnisse als die eigenen ausgegeben werden, macht sie das Beste aus ihrem Leben.
Das führt dazu, dass sie ein tolles Kind groß zieht, eine Freundin gewinnt, einen guten Freund findet (nicht üblich in den 60ern) und sich einen Hund anschafft, an dessen Gedanken wir teilhaben dürfen.
Revolutionär entwickelt sich allerdings ihr Job im Fernsehen mit der Sendung 'essen um 6'. Es widerstrebt ihr, im Rock oder Kleid eine Kochsendung zu moderieren, in welcher Dosensuppen aufgewärmt werden. Sie hat ein Anliegen: es soll gesundes, ausgewogenes Essen für Frauen sein, die eine Mahlzeit auf den Punkt zubereiten können.
Und das geht nicht ohne Chemie! Kompromisslos geht sie ihren Weg:; die Zuschauerinnen fühlen sich ernst genommen, das führt zu hohen Einschaltquoten. Das Ganze ist sehr amüsant beschrieben: wenn plötzlich der Chef kein Aspirin angeboten bekommt sondern Acetylsalicylsäure oder statt Salz Natriumchlorid auf den Tisch kommt. Auch Elisabeth lernt dazu. Ein weiterer Vergewaltigungsversuch wird elegant gestoppt, endet mit einem Herzinfarkt und man traut Elisabeth zu, dass sie aus der Drohung ernst gemacht hätte.
Die Geschichte nimmt ein gutes Ende: Elisabeth kann ihre Forschungen wieder aufnehmen. Sie gewinnt eine Förderung und lernt die Mutter ihrer großen Liebe kennen.
Ich habe Elisabeth und ihre Tochter MAD sofort ins Herz geschlossen. Es handelt sich um solide Unterhaltung, in der auch schwierige Themen einen angemessenen Platz finden. Ich konnte befreit lachen aber war auch mit den Protagonisten gerührt und verärgert. Ich werde fad Buch empfehlen und verschenken und werde nach neuen Büchern der Autorin Ausschau halten. Alles in allem solide 4 Sterne.