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Lese-Lausch
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Darmstadt

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 25.02.2023
Siegfried
Baum, Antonia

Siegfried


gut

Der Roman „Siegfried“ von Antonia Baum beginnt mit dem Blick auf die Hauptprotagonistin, die sich freiwillig in die Psychatrie begibt. Während sie dort sitzt und wartet lässt sie den Leser an ihrem bisherigen Leben teilhaben. Sie erzählt rückblickend aus ihrer Kindheit mit ihrer Muter (welche selbst psychische Probleme hatte), ihrer exzentrischen Oma Helga, von Alex ihrem Lebensgefährten, ihrer Tochter Johnny und immer wieder von ihrem Stiefvater Siegfried.
Die Hauptprotagonistin hat in ihrem Leben wenig Liebe erfahren, wuchs teilweise bei ihrer Oma auf und hat immer wieder Gewaltszenen zwischen ihrer Mutter und Siegfried mitbekommen. Siegfried war für sie scheinbar ein guter Vater, bei dem sie sich sicher fühlte aber der auch psychisch und physische Gewalt zumindest gegenüber ihrer Mutter ausgeübt hat. Ihr Lebensgefährte Alex ist Siegfried scheinbar ähnlich und ich habe den Eindruck bekommen, dass das Verhältnis zwischen Ihnen ähnlich dem ihrer Mutter zu Siegfried ist.
Für mich scheint die Hauptprotagonistin immer wieder auf der Suche zu sein, zu sich selbst, nach Liebe, nach Geborgenheit nach Siegfried. Man spürt immer wieder die innerliche Zerissenheit.
Ich persönlich bin mit dem Roman nicht gut zurecht gekommen. Ich dachte immer wieder beim Lesen es kommt noch eine Art Auflösung warum sie nun so sehr an Siegfried hängt. Aber diese habe ich bis zum Schluss vermisst. Leider von mir keine Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.02.2023
Malvenflug
Wiegele, Ursula

Malvenflug


gut

Bei „Malvenflug“ von Ursula Wiegele hat mich zunächst der Klappentext und die Leseprobe sehr neugierig gemacht. Das Cover ist schön gestaltet und erinnert an ein altes Gemälde oder eine Zeichnung. Im Roman selbst konnte ich allerdings zum Titel keine Verbindung herstellen.
Zu Beginn gibt es ein Personenverzeichnis was die Zuordnung der Protagonisten erleichtert.

Der Roman ist in zwei Teile gegliedert und erzählt von der Familie Prochazka.
Im ersten Teil werden einzelne Familienmitglieder vorgestellt. Hauptsächlich geht es hier um die Kriegsjahre von 1940 - 1945 und wie diese in unterschiedlichen Gebieten (Davos, Brünn, Graz, St. Paul, Kirchbach usw) von den Protagonisten empfunden werden.

Im zweiten Teil erzählt die älteste Schwester Helga, die nach dem Kloster nun in Italien lebt, über das Familienleben nach Kriegsende und ein Zusammentreffen der Familienmitglieder.

Insgesamt ist es sehr schade, dass man wenig tiefgründiges zu den Personen erfährt. Die einzelnen Geschichten sind eher kurzweilig und distanziert, was ich persönlich sehr schade finde. Teilweise war auch der schnelle Perspektivenwechsel schwierig. Auch wenn der Schreibstil gut lesbar ist, so fehlt mir doch der rote Faden in diesem Buch.

Bewertung vom 29.01.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


gut

Der Debütroman von Isaac Blum „Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen“ vereint viele Themen wie Religion (hier das Judentum), Liebe, Verbrechen, Verzweiflung, traumatische Erlebnisse. Der dem Judentum Angehörige Hauptprotagonist Jehuda „Hoodie“ Rosen verliebt sich in die Nichtjüdin Anna-Marie Díaz-O‘Leary. Gemeinsam haben sie einige traumatische Erlebnisse, die sie bewältigen müssen. Das große Problem stellt jedoch die völlig unterschiedliche religiöse Zugehörigkeit der Beiden dar. Anna-Maries Mutter, die Bürgermeisterin des Ortes Tregaron, fühlt sich von der jüdischen Gemeinde gestört und möchte diese in ihrer Stadt nicht haben. Hoodies Familie und Gemeinde sind streng gläubige Juden, die es verbieten, dass Hoodie sich mit einer Nicht-Jüdin trifft. So haben die beiden Jugendlichen einige Hürden zu überwinden.

Insgesamt ist der Schreibstil gut und dem jugendlichen LeserIn angepasst. Die Kapitel sind nicht zu lang und gut strukturiert. Es gibt auch einige witzige Passagen. Sehr schade fand ich, dass es sehr viele Begriffe aus dem Judentum gab, die weder im Text erklärt noch in einem Glossar gelistet wurden. So musste ich Begriffe selbst nachschauen was den Lesefluss teilweise sehr gestört hat.

Bewertung vom 22.01.2023
Die Perfektionen
Latronico, Vincenzo

Die Perfektionen


gut

In „Die Perfektionen“ von Vincenzo Latronico lässt der Autor die LeserInnen teilhaben am Leben von Anna und Tom, die im hippen Berlin leben. Dabei bleiben die LeserInnen stets Beobachter der Situationen. Anna und Tom sind ein typisches Paar welches in Berlin versucht ein unabhängiges Leben zu führen. Die beiden arbeiten in den Bereichen Grafik und Kommunikation und richten ihr Leben ganz nach Instagram und Facebook. Dabei ist es ihnen wichtig, dass die Klicks hoch sind. Sie inszenieren ihre Wohnung und ihr Leben um nach außen hin Perfektion zu zeigen. Für Fotos wird die Altbauwohnung von der besten Seite fotografiert obwohl es hinter den Kulissen in der Wohnung eher chaotisch ja teils schäbig ist. Posts von Clubs und Galerien sind eher leere Worthülsen. Nach einiger Zeit ödet Anna und Tom ihr Leben an. Ihre Freunde entwickeln sich weiter, gründen Familien und ziehen aus Berlin weg. Um einen Ausweg zu finden und ihrem Wunsch nach Freiheit nachzukommen brechen sie die Zelte in Berlin ebenfalls ab und Reisen nach Sizilien und Portugal. Doch finden sie dort ihr Glück?
Der Autor hat ein wichtiges gesellschaftliches Thema angesprochen und hält hier einer jungen Generation den Spiegel vor Augen. Es ist nicht alles so wie es in den sozialen Medien scheint. Zufriedenheit lässt sich nicht an Klicks erkennen.
Leider hat mich persönlich der Roman nicht gefesselt und nicht abgeholt. Deshalb vergebe ich nur 3 Sterne.

Bewertung vom 21.01.2023
Westwärts leuchten die Sterne
Marmulla, Rüdiger

Westwärts leuchten die Sterne


sehr gut

Die Antikriegsnovelle „Westwärts leuchten die Sterne“ erzählt von Willi und Maria, den Eltern des Autors Rüdiger Marmulla. Der 18-jährige Willi wird 1941 zur Musterung gezogen und damit verpflichtet seinem Land im 2. Weltkrieg zu dienen. Kurz bevor er einen sinnlosen Krieg zieht lernt er Maria kennen. Willi steht im Einsatz immer zu seinen Kameraden und versucht sie zu schützen. Er erlebt wie Kameraden fallen und wird selbst verwundet. Einzig die Erinnerung an Maria, das Schreiben von unzähligen Briefen an sie und die Hoffnung mit ihr die Zukunft zu verbringen lassen ihn die schlimme Zeit überwinden. Rüdiger Marmulla ist hier eine berührende Novelle gelungen, die auch aufzeigt wie unsinnig Krieg ist. Besonders gut hat mir gefallen, dass selbst der Titel der Novelle „Westwärts leuchten die Sterne“ erklärt wird.

Bewertung vom 21.01.2023
Allein auf Jakobswegen
Rosenberger, Sabine

Allein auf Jakobswegen


ausgezeichnet

Ich bin gestern mit diesem wunderbaren Buch fertig geworden und es hat mich so sehr bewegt. Der Satz auf dem Klappentext „Und wer schon dort war wird sich wiederfinden“ ist so wahr und es hat in mir so viele Erinnerungen wachgerufen. All das was Sabine Rosenberger hier schreibt, ist genau das was ich selbst erlebt habe. Vom Entscheid den Weg zu gehen, vom Packen des Rucksackes bis zum Zweifel ob man das Richtige macht. Die Vorstellung alleine gehen zu wollen, das Treffen auf so viele unterschiedliche Menschen, die körperlichen und vielleicht auch seelischen Schmerzen auf dem Weg, die schönen Erlebnisse….und dann der Stolz auf sich selbst wenn man angekommen ist in Santiago und am Ende der Welt und der Wehmut weil es vorbei ist…all das ist genau so. Und für LeserInnen die sich noch auf den Weg machen wollen, ist es hilfreich sich auf das einzustellen was da kommt. Auf das Schwere, das Leichte, das Wunderliche, das Bedrückende, das Schöne…auf den Weg und das Ziel. Sabine Rosenberger hat einen flüssigen Schreibstil und dazu immer wieder Fotos. Dies führt dazu, dass sich das Buch gut lesen lässt. LeserInnen werden sofort mitgenommen auf den Jakobsweg, als wären sie selbst dabei.

Bewertung vom 05.01.2023
Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2
Weinberg, Juliana

Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2


sehr gut

Cäcilia Herringer beendet 1922 ihr Lehrerinnenseminar und wartet auf ihre erste Anstellung. Während das gute Verhältnis zu einigen Verwandten bröckelt und ihr Vater verstirbt, trifft sie den Physiker Jakob Kaltenbrunner und entwickelt für ihn Gefühle. Leider ist es in dieser Zeit Lehrerinnen untersagt eine Ehe einzugehen oder Kinder zu bekommen, denn sie unterliegen dem sogenannten Lehrerinnen-Zölibat. Während der Roman viele weitere Themen der Zeit nach dem ersten Weltkrieg behandelt sind die Leser*Innen immer wieder Zeuge einer aufkeimenden Liebe zwischen Cäcilia und Jakob. Wie wird diese enden? Wie entscheidet sich Cäcilia? Ist es möglich Liebe und Beruf zu vereinen?

Die Autorin Julia Weinberg hat einen wunderbaren historischen Roman erschaffen. Der zu Beginn des Buches gezeigte Stammbaum der Familie Lamprecht ermöglicht einen einfachen Einstieg. Obwohl es sich bei diesem Roman um den zweiten Teil einer Reihe handelt, war es kein Problem dem Geschehen zu folgen. Der Autorin gelingt es starke und eindrucksvolle Charaktere zu erschaffen, eingebettet in eine flüssige und einfühlsame Schreibweise. Ich konnte mich sehr gut in die Situationen hinein versetzen und wurde von dem Roman direkt in den Bann gezogen.

Bewertung vom 13.11.2022
Für euch
Sayram, Iris

Für euch


sehr gut

Die Journalistin und Rechtsanwältin Iris Sayram erzählt in ihrer Autobiografie „Für Euch“ wie sie in den 80er und 90er Jahren in Köln am Rande der Gesellschaft aufgewachsen ist.

Der Roman ist eine Hommage an ihre Mutter Irmtraut „Mimi“, die zeigt was Mütter alles auf sich nehmen, um ihren Kindern alles erfüllen zu können - egal mit welchen Mitteln.

Iris Sayram beschreibt völlig schonungslos aber gefühlvoll ihre Familiengeschichte. Die LeserInnen werden sofort mitgenommen und in die Situationen hereingezogen. Wie ihre Mutter Irmtraut „Mimi“ alles möglich macht, damit es Iris an nichts mangelt. Auch wenn sie dafür Tag und Nacht als Klofrau oder auch Prostituierte arbeiten muss. Wie schlimm es für ihren Vater Mustafa ist, sich in das Leben in Deutschland einzufinden. Er wird, nachdem er seine Arbeit verliert, spielsüchtig und fühlt sich überflüssig. Ist aber dennoch immer für Iris da - auch nach der Trennung von Mutter Irmtraut.

Der Roman ist so voller Liebe, Wärme und Zusammenhalt aber auch voller Scham, Angst und Probleme.

Iris Sayram schreibt sehr flüssig und textsicher. Besonderes Highlight war der immer wieder eingebaute kölsche Dialekt.

Insgesamt hat die Autorin hier einen sehr ergreifenden autobiografischen Roman geschrieben, der mich selbst zum lachen aber auch zum weinen brachte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2022
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


sehr gut

Schon der erste Eindruck von The Dark von Emma Haughton lässt einen spannenden Thriller erwarten. Das Cover spiegelt die im Thriller immer wiederkehrenden Gegebenheiten wider: Kälte und Dunkelheit, welche oft nur erhellt werden durch wenig Licht.

Kate North wird die neue Ärztin auf einer Forschungsstation in der Antarktis nachdem ihr Vorhänger Jean-Luc bei einem tragischen Unfall verstorben ist. Am Tiefpunkt ihres eigenen Lebens erscheint ihr dieser Job als neue Chance. Angekommen an der Forschungsstation muss sich die tablettenabhängige Kate zunächst an die Gegebenheiten anpassen und ihre 12 KollegenInnen kennenlernen. Alles geht seine Wege bis Kate Fragen zu Jean-Lucs Tod stellt. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich alles und es beginnt ein Wettlauf gegen die Kälte, Eis und den Mörder.

Die Hauptfigur Kate erzählt aus der Ich-Perspektive. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Die Beschreibung der Antarktis und der Forschungsstation sowie der Dunkelheit, Einsamkeit und Kälte sind der Autorin sehr gut gelungen. Mir persönlich waren es etwas zu viele Charaktere und es war teilweise schwierig alle gut zuzuordnen.

Nach den ersten 200 Seiten nimmt der Thriller richtig Fahrt auf und bleibt spannend und fesselnd bis zur letzten Seite. Das Ende war so definitiv nicht vorauszusehen.

Insgesamt ein guter locked-room Thriller der eine Leseempfehlung verdient.