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Sago

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Insgesamt 537 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2024
Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
Westerbeke, Douglas

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel


sehr gut

"Manche Dinge überlebt man am besten, dachte Aubry, indem man nicht versucht, sie zu verstehen."

Mit zehn Jahren wird die Französin Aubry plötzlich von einer rätselhaften Krankheit heimgesucht, die es ihr unmöglich macht, länger als ein paar Tage am gleichen Ort zu bleiben. Alles was sie kennt, muss sie zurücklassen. Und so beginnt eine rastlose Reise mehrfach um die Welt, in der Aubry nur in einer rätselhaften, aus der Zeit gefallenen Bibliothek voller Bildergeschichten und bei zwangsläufig flüchtig bleibenden Begegnung mit verschiedenen Männern Momente der Ruhe findet. Denn diese "umgekehrte Seekrankheit", bei der nicht die Bewegung, sondern der Stillstand Übles bringt, treibt sie immer weiter.

Die Geschichte hat mich stark an den Ahasverus-Mythos erinnert, auch wenn Aubry anders als Ahasverus sterblich bleibt. Die ungewöhnliche Grundidee hat in ihrer gekonnten Umsetzung eine starke Faszination auf mich ausgeübt. Dennoch fehlte mir das letzte Funkeln, eigentlich das Warum und Wie. Hier blieb einfach zu viel im Ungewissen und auch Aubry selbst immer etwas fern wie ein vorbeiziehender Komet, an den man sich allerdings dennoch lange erinnern wird.

Bewertung vom 07.07.2024
A Silent Fall / Skyhunter Bd.1
Lu, Marie

A Silent Fall / Skyhunter Bd.1


sehr gut

"Da ist eine vertraute Stimme, die im Traum nach mir ruft... Es ist die schönste und schrecklichste Stimme der Welt, beruhigend und dunkel zugleich, wie der Klang von Glocken in einem Tempel des Todes. Ich ertappe mich dabei, wie ich mich ihr zuwende, begierig, sie wieder zu hören, und gleichzeitig fühle ich mich von ihr abgestoßen."

Die mächtige Karensa-Förderation hat schon beinahe die ganze Welt erobert.Nur das Land Mara wehrt sich noch. Talin und ihre Mutter sind vor Jahren dorthin geflüchtet und Talin gehört mittlerweile zu den Elite-Kriegern, die Karensa und deren fürchterliche Schöpfungen bekämpfen. Als Red, ein feindlicher Krieger, überlaufen will, verhindert Talin seine Exekution. Doch Red scheint viele Geheimnisse mit sich zu tragen...

Entgegen der Marketing-Kampagne ist Skyhunter weniger ein Fantasyroman als eine Dystopie und weist glücklicherweise auch nicht die zahlreichen Tropes auf, die dem Buch angedichtet werden. Dabei kann das überzeugende Worldbuilding eigentlich für sich stehen. Vor allem, die "Geister", von der Föderation erschaffene Kreaturen, haben es wirklich in sich und verbreiten so viel Grusel wie ihr Name.

Talin ist eine ungewöhnliche, faszinierende Protagonistin und auch Red sammelt schnell viele Sympathiepunkte. Bei der Schilderung ihrer sich allzu schnell füreinander entwickelnden Gefühle hätte ich mir allerdings mehr Tiefe gewünscht. Marie Lu erzählt fantasievoll und wirklich spannend. Dennoch lösen sich Probleme immer wieder unvermutet und viel zu leicht. Insgesamt macht die Story aber viel Lesefreude und der gewaltige Cliffhanger am Ende sichert endgültig, dass man weiterlesen möchte.

Bewertung vom 23.06.2024
Zimmerpflanzenliebe
Hartwich, Antonia

Zimmerpflanzenliebe


sehr gut

"Zimmerpflanzenliebe" ist ein informativer Ratgeber über die erfolgreiche Kultivierung von Zimmerpflanzen. Der Schwerpunkt wird dabei ganz eindeutig auf die Darstellung einzelner Zimmerpflanzen in einem Portrait gelegt, wobei der Fokus auf Blattschmuckpflanzen liegt. Einem weitaus kleineren Teil nehmen blühende Zimmerpflanzen, fleischfressende Pflanzen, Kakteen und Sukkulenten ein.

Zu Beginn gibt es eine Einführung zu den Basics der Zimmerpflanzenpflege. Es gilt, die Bedingungen unter denen die Pflanzen in der Natur leben, möglichst optimal zu Hause nachzuahmen. Das leuchtet unmittelbar ein.

Das Buch legt Wert auf eine moderne Gestaltung. Die Autorin verwendet dabei auch einige überraschende Anglizismen (z.B. plant babies für Jungpflanzen) die für mich den Lesefluss eher etwas gestört haben. Als Landschaftsgärtnerin versteht sie ihr Handwerker, dennoch hätte es mir gefallen, wenn sie auf einigen Fotos zugunsten der Pflanzen eher in den Hintergrund getreten wäre.

Bewertung vom 20.06.2024
Highly Sensitive Cards - 40 Inspirationen für hochsensible Seelen
Janssen, Anna

Highly Sensitive Cards - 40 Inspirationen für hochsensible Seelen


ausgezeichnet

Schmetterlingsfein sind die Antennen hochsensibler Personen. Wie passend, dass die Rückseite jeder Karte dieses inspirierenden Decks ein bunter Schmetterling schmückt, ein Symbol, mit dem wohl die meisten HSPs ihre Hochsensibilität verbinden.

Herausforderung oder Gabe - die Hochsensibilität ist beides. 40 Facetten der Hochsensibilität greifen die in wunderbar zarten Farben gezeichneten Karten auf und laden dazu ein, sich mit der eigenen Veranlagung auseinanderzusetzen und zu lernen, im Alltag besser damit umzugehen.

Das hübsch und passend gestaltete Begleitbüchlein bietet eine kurze Einführung, Erfahrungsberichte, Legungsmethoden und vor allem eine umfangreiche Deutung jeder Karte. Dort findet man eine ausführliche Erläuterung der jeweiligen Facette, eine passende Affirmation, einen Journalimpuls und den Vorschlag zu einem unterstützenden Halbedelstein. Zu einigen Karten gibt es sogar ein QR-Code zu einer unterstützenden Meditation.

Fazit: Rundum gelungen und sehr hilfreich!

Bewertung vom 15.06.2024
To Gaze Upon Wicked Gods - Falsche Götter (Collector's Edition)
Chang, Molly X.

To Gaze Upon Wicked Gods - Falsche Götter (Collector's Edition)


sehr gut

"Man musste nicht sterben, um zu leiden. Manchmal war zu leben ein weitaus schlimmeres Schicksal."

Ruying lebt in einer Welt, die dem Alten China nachempfunden ist und in der es Magiebegabte wie Ruying gibt. Als aber der Himmel aufreißt und aus einer Welt der Wissenschaft die Römer Ruyings Volk mit Hilfe einer Droge unterjochen, wird Ruying entführt. Um ihre Familie zu schützen, lässt sich Ruying vom römischen Prinzen Antonius zwingen, ihre magische Gabe für dessen Zwecke einzusetzen . Doch damit wird sie zur Attentäterin, denn ihre Gabe bringt den Tod. Trotz der Umstände wächst zwischen Ruying und Antonius schon bald die gegenseitige Anziehung...

Der Kampf einen wissenschaftlich hoch entwickelten Volkes gegen ein magisch begabtes wirft spannende Fragen auf, die allerdings allzu schnell beantwortet sind. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte relativ flott sehr stark auf die Dynamik zwischen Ruying und Antonius. Das ist einerseits faszinierend. Andererseits finde ich es wirklich bedenklich, dass Ruying Gefühle für einen Mann entwickelt, der sie anfangs mit einem Elektroschock diszipliniert und zulässt, dass sein Diener dies lange fortsetzt. Und das ist eigentlich nur die Spitze des Eisberges.

Da dies der erste Band einer Trilogie und noch nicht abzusehen ist, ob mich die weitere Entwicklung zwischen Ruying und Antonius überzeugen wird, fällt mir eine abschließende Beurteilung schwer. Die Science Fantasy Story mit Anklängen an aktuelle Ressourcenprobleme der Erde hat jedenfalls definitiv Potenzial.

Bewertung vom 13.06.2024
Ehemänner
Gramazio, Holly

Ehemänner


ausgezeichnet

"Eigentlich war ihr Daten unmöglich erschienen, wie ein Zahnarztbesuch, nachdem man sein Gebiss jahrelang vernachlässigt hatte. Wer wusste, welche Schäden, wie viel Schwund zum Vorschein kamen, welche Kosten das zu Folge hätte, wie ungeeignet sie vielleicht für eine Beziehung war? Ein paarmal hatte sie angefangen, ein Profil auf einer App einzurichten, es dann aber wieder aufgegeben. Es schreckte sie ab, dass sie entscheiden musste, wer sie sein sollte und wonach sie eigentlich suchte."
Laurens Singledasein scheint ein jähes Ende zu nehmen, als ihr Dachboden plötzlich einen Mann ausspuckt, der behauptet, ihr Ehemann zu sein. Doch damit nicht genug. Geht der Mann zurück auf den Dachboden, erscheint immer wieder ein neuer Ehemann. Und mit jedem neuen Ehemann passt sich auch Lauren und die gesamte Realität entsprechend an. Wie das Mosaikbild auf dem Buchcover, sieht sich Lauren mit einem scheinbar endlosen Kaleidoskop der Möglichkeiten konfrontiert. Aber wird das tatsächlich immer so weiter gehen? Und wann weiß man eigentlich, dass man den Richtigen gefunden hat? Gibt es noch andere Personen, denen es so geht wie Lauren und könnte sie selbst über den Dachboden auch das Leben wechseln?

Ich kann mich gar nicht erinnern, wann mich ein Roman zuletzt in einen derartigen Leserausch versetzt hat. Umso erstaunlicher, da ich sonst keine Beziehungsliteratur lese. Die Autorin spielt auf ebenso unterhaltsame wie scharfsichtige Weise mit den Herausforderungen der heutigen Partnersuche. Trotz der Flut von Ehemännern gibt es immer weitere originelle Einfälle, mit denen die
Handlung voran- und auf die Spitze getrieben wird, bis hin zum absolut geglückten Ende.

Bewertung vom 10.06.2024
Infinity Alchemist
Callender, Kacen

Infinity Alchemist


gut

Die Grundidee des Buches, Alchemie mit Quantentheorie und positivem Denken zu verbinden, hat mich wirklich begeistert. Der Beginn des Buches entführte in die Welt von Ashen Woods, der ohne Studium Alchemie praktiziert. Zugang zum renommierten Lancaster College erhält er nur als Hilfskraft, nicht als Student. Dort begegnet er bald der Professorin Ramsey Thorne, die sein Talent erkennt und ihn fördert. Ramsay ist so mächtig, dass sie sich wahlweise in einen Mann oder eine Frau verwandeln kann. Als Ramsay und Ash beschließen, nach dem Buch der Quelle zu suchen, das grenzenlose Macht verleihen soll, beginnt eine gefahrvolle Reise. Doch natürlich sind sie nicht die einzigen, die das Buch finden wollen...

Die Geschichte hat wirklich viel Potenzial. Doch anstatt das Magiesystem und das Worldbuilding farbenprächtiger auszuarbeiten, konzentriert sich Kacen Callender immer mehr auf die wachsende Anziehung zwischen Ramsay und Ashen und fluiide Geschlechtsidentitäten. Bald stößt noch Ramsays Ex Callum zu dem Duo, das sich damit endgültig von herkömmlichen Beziehungsmustern verabschiedet. Die Charaktere von Ramsay und Ash bleiben dabei aber so wenig tiefgründig und zum Teil fast flüchtig, dass das Beziehungsgeflecht wenig berührt. Die wirklichen Probleme lösen sich zim Ende hin fast wie im Kinderspiel. Mit einer anderen Prioritätensetzung hätte der Roman für nich sehr viel gewonnen.

Bewertung vom 07.06.2024
Dark Heir / Dark Rise Bd.2
Pacat, C.S.

Dark Heir / Dark Rise Bd.2


sehr gut

"All diese Monate, die er auf Kerzen gestarrt hatte, während sich das Licht geweigert hatte, auf ihn zu reagieren. Dabei hätte er einfach nur in die Dunjelheit treten müssen."

Licht oder Dunkelheit, wofür wird Will Kempen sich entscheiden? Noch wissen seine Gefährten nicht einmal, dass er die Wiedergeburt des gefährlichen Dunklen Königs ist. Dabei ist es doch das Ziel seiner Vertrauten, dessen Rückkehr zu verhindern. Während zwischen Will und dem mächtigen James St. Clair die gegenseitige Anziehung wächst, soll eine Reise nach Italien helfen, den Dunklen König aufzuhalten. Doch da wird Violet entführt und zudem kehrt ein mächtiger Kämpfer aus der Vergangenheit, der Will Rache geschworen hat, ausgerechnet im Körper einer anderen wohlbekannten Frau zurück....

C.S. Pacat versteht es erneut meisterlich, eine Geschichte zu erzählen, die ebenso originell wie düster ist und sich zum Ende hin derartig zuspitzt, dass man wie bereits nach dem ersten Teil unbedingt weiterlesen möchte. Die Schilderung der Anziehung zwischen Will und James weiß zu überzeugen, ebenso wie Wills Kampf gegen sein dunkles Erbe.

Das einzige Manko des Buches ist leider, dass Pacat den Protagonistinnen nicht das gleiche Interesse entgegenbringt. Violet, die starke Löwin aus Dark Rise, gerät hier handlungstechnisch ins Abseits, weswegen sie und Cyprian sich kaum näher kömmen. Und dass sich ein Held der alten Welt ausgerechnet in einem Frauenkörper wiederfindet, bietet zwar Stoff für witzige Szenen, nimmt aber gleichzeitig eine Chance für ein wenig Ausgewogenheit.

Bewertung vom 25.05.2024
A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1
Faizal, Hafsah

A Tempest of Tea / Blood and Tea Bd.1


sehr gut

"Aber irgendwie hatte es etwas, ein Mädchen, das doch eigentlich alles über jeden wusste, und ein Junge, noch geheimnisvoller als der Mond."

Auch diese Geschichte hat etwas, auch wenn es lange gedauert hat, bis die Stärken ans Licht kamen. Die Autorin nimmt sich zunächst sehr viel Zeit, ihre fünf Hauptprotagonisten einzuführen, jedoch leider ohne dass man ihnen wirklich nahe kommt Das gilt sogar für Arthie, Jin und Flick, deren Perspektiven wir direkt folgen.

Das Land Ettenia und Arthies Teehaus Spindrift, das sich nachts in ein Bluthaus für Vampire verwandelt, sind vielversprechend. Das Spindrift wird bedroht und um es zu retten, muss Arthie gemeinsam mit ihrem Wahlbruder Jin, der Fälscherin Flick, dem Gardisten Laith und Vampir Matteo ausgerechnet ins Hauptquartier der Vampire einbrechen, um ein Kassenbuch zu stehlen. Das fand ich arg konstruiert und auch die Planungen zogen sich ebenso wie das tatsächliche Eindringen, bei dem die angeblichen Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet nicht gerade glänzten. Vor allem mit den Protagonistinnen Arthie und Flick konnte ich kaum warm werden. Jin, Matteo und Laith, der Extrapunke für seine Katze erntete, konnten mich mehr überzeugen.
Im letzten Teil des Buches zündete die Autorin dann ein wahres Feuerwerk an Ideen und Twists, die ich nur teilweise voraussehen konnte. Das lässt für den zweiten Teil der Dilogiie hoffen, denn an interessanten Grundideen wie auch das Rätsel um die entführten Vampire mangelte es nicht.

Bewertung vom 20.05.2024
Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


ausgezeichnet

"...Er spricht von einer Krankheit namens Ödlandweh...Der Patient ist möglicherweise überzeugt, dass er verfolgt wird und umgehend den Zug verlassen muss. Es kann sein, dass er vergisst, wer er ist, wie er heißt und warum er sich überhaupt in dem Zug befindet. Bei umgehender Behandlung kann er wieder zu sich gebracht werden, aber es gelingt nicht bei jedem. Es gibt keinerlei körperliche Anzeichen der Krankheit, sie ist heimtückisch - ein Entgleiten des Verstandes, wie Rostow es nennt."

Mit dem Ödland schafft Sarah Brooks eine fiktive, von Mauern umschlossene Landschaft zwischen China und Russland, die nur der Ödlandexpress der Transsibierien Kompanie durchqueren darf, schwer gepanzert und mit besonderem Sicherheitsglas versehen. Obwohl der Reiseschriftsteller Rostow in seinem Handbuch für den vorsichtigen Reisenden vor den Gefahren des Ödlandes warnt, weiß im Grunde niemand, wie es wirklich beschaffen ist und was bei der letzten Durchquerung des Zuges geschah. Doch nun macht sich der Ödlandexpress erneut auf die Reise und seine Passagiere ebenso wie die Crew haben ebenfalls manches zu verbergen. Und wie schon Nietzsche wusste, wenn du in den Abgrund blickt, blickt der Abgrund irgendwann auch in dich....

Es ist immer ein besonderes Lesefest, wenn ich auf einen Roman stoße, der sich einer herkömmlichen Klassifizierung entzieht. Er ist zwar einerseits schön, aber auch so unscheinbar verpackt, dass ich nur durch Zufall darauf gestoßen bin, was für wunderbare fantastische Elemente er enthält. Insofern hoffe ich, dass er trotz dieser fehlenden Information im Klappentext das richtige Publikum finden wird.

Sarah Brooks erzählt aus wechselhaften Perspektiven von dieser ungewöhnlichen Reise und versteht es meisterhaft und atmosphärisch dicht, die Grenzen der Realität erst allmählich, dann immer drängender verschwimmen zu lassen. Mit der tatsächlichen Beschaffenheit des Ödlandes weiß sie ebenso zu überraschen wie mit dem Ende des Buches. Ob das Ödland vielleicht eine Anspielung auf Tschernobyl und das Ende eine Anspielung auf das zeitgenössische Russland sind, kann jeder Lesende für sich entscheiden. Dieses hervorragende Debüt hat sich für mich jedenfalls als als andere als öde erwiesen.