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Benutzername: 
Conny
Wohnort: 
Annaberg
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2021
Hauskonzert (eBook, ePUB)
Levit, Igor; Zinnecker, Florian

Hauskonzert (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rein theoretisch sollte dieses Buch nicht funktionieren, denn es handelt sich um einedie nichtlinear erzählte Biografie eines gerademal 34-jährigen Musikers, der sich laut eigenen Angaben nicht einmal großartig an seine Kindheit erinnert.
Klingt nach einer absoluten Schnappsidee, ist es aber komischerweise nicht, denn irgendwie schaffte es Florian Zinnecker, das Alles, was unmöglich zusammen passen kann, in eine runde Sache zu verwandeln.
Nicht einmal der Musikjargon und die vermeindlich zum Standardrepertoire gehörenden Musikstücke stören den Lesefluss.

Das Buch ist nicht unterteilt in Kapitel, dafür aber in viele Paragrafen. Es erzählt formlos mit leichtem Tagebuchcharakter von Zeit des Autors mit Igor Levit. Das gerade Erlebte wird verwoben mit dem was mal war, dem was noch kommt (oder coronabedingt auch nicht kommt), mit direkter Rede, mit Erinnerungen, die nicht nur vom Musiker stammen, sondern auch von Familie, Freunden und Kollegen.

Fazit: Auch für absolute Musikbanausen, nein vor Allem für sie, ist "Hauskonzert" ein tolles Buch, denn es gibt einen umfassenden Einblick in den Lebenslauf eines musikalischen Ausnahmetalents.

Bewertung vom 12.04.2021
Der Schneeleopard
Tesson, Sylvain

Der Schneeleopard


weniger gut

Ich hatte erwartet von einer Reise zu lesen, die den Leser mitnimmt in die Natur. Eine Reise in der vor allem die Stille und das Lauern die Seiten füllen und den man sich fühlt, als wäre man genau da, wo die kleine Expedition von 4 Personen auch ist. Ganz weit weg von der Zivilisation und in der Ungewissheit ob sich die Reise überhaupt "lohnen" würde.

Was sich leider auf den Seiten findet ist Pseudo-Poesie und der Versuch jede aufkommende Stille mit Gedankenfetzen und vermeintlich lehrreichen Religions- und Philosophieansätzen zu füllen. Alles wirkt oberflächlich.
Auf schlappen 187 Seiten tobt sich Sylvain Tesson, aber genau auf diese Art aus und kommt mir dabei eher wie ein gescheiterter Poetryslammer mit einem ungerechtfertigt großem Ego vor, der nun endlich sein Publikum gefunden hat. Seine Weggefährten antworten auf seine "geistreichen" Naturbeobachtungen (Zitat "Wildesel: die Würde der Unverstandenen") wenig bis gar nicht und für mich liest es sich so, als hätte nach 2 Tagen auch der Geduldigste unter ihnen sich gewünscht Herrn Tesson nicht mitgenommen zu haben.

Das Buch taugt leider maximal als extrem kurzweiliges Logbuch, in dem Gedanken und Eindrücke festgehalten und "veredelt" wurden.
Weder der Schneeleopard, noch die Reise stehen im Mittelpunkt, da der Autor diesen Platz für sich beansprucht.
Schade.

Trotzdem Sterne für die tolle Aufmachung und Gestaltung des Buchs.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2021
Sieben Quadratmeter Glück
Hahnfeldt, Marion

Sieben Quadratmeter Glück


sehr gut

"Sieben Quadratmeter Glück" wird keinem passioniertem Camper etwas Neues sagen, ABER ich denke die Zielgruppe dieses Buches sind eher Menschen, die sich bisher noch nie getraut haben im mobilen Heim unterwegs zu sein.

Für Unbedarfte (und dazu zähle ich ganz klar) ist dieses 203 Seiten starke Bücklein ein perfektes kleines Handbuch, das so ziemlich alles was mir Sorgen bereiten würde, abdeckt.
Das Emotionale (mit wenig auskommen, improvisieren, gewohnte Standards hinter sich lassen, mit Wetter leben,..) wird im Tagebuchteil sehr gut eingefangen. Die Autorin lässt hier auch nicht die schlechten Seiten des Dauercampens aus, schafft es aber auch es wieder verlockend darzustellen. Dabei helfen auch viele Fotos und Fotostrecken im Buch.
Das Praktische (Rezepte, Ausrüstung,...), Organisatorische und Rechtliche wird in kurzen Kapiteln, die sehr leicht zu überfliegen sind dargestellt und ist so perfekt zum Nachschlagen.
Zusätzlich gibt es zum Schluss noch einen Teil, in dem andere Menschen ihre Wohnmobile und Tinyhouses vorstellen und wie sie dazu gekommen sind.

Grundsätzlich also ein tolles, ganzheitliches Buch für Erstbewohner von "reduzierten Wohnräumlichkeiten", das sicher vielen helfen kann diese Art zu Wohnen überhaupt einmal auszuprobieren.

Bewertung vom 22.03.2021
Nächstes Jahr in Berlin
Seeberger, Astrid

Nächstes Jahr in Berlin


ausgezeichnet

"Autobiografisch inspieriert" heißt es im Klappentext und nach der Lektüre kommt man als Leser nicht umhin sich zu fragen wieviel hier überhaupt "inspieriert" werden musste, denn jede Interaktion mit Familienmitgliedern der Gegenwart und der Vergangenheit fühlt sich einfach wahrhaftig an.
Astrid Seeberger schafft es außerdem ihre Famliengeschichte derart lebendig in Kapiteln zu verpacken, dass das Ende des Buches sich eher Anfühlt wie das Ende eine zweiteiligen Thrillers.
Man will wissen, wie es weitergeht. Wissen was in der Familiengeschichte noch unbeantwortet geblieben ist. Wissen ob die Suche nach Antworten vom Erfolg gekrönt sein wird oder letztlich manche Erinnerungen für immer mit den letzten Angehörigen verschwinden.

Absolut empfehlenswert: wer einmal vergisst, dass das Cover ein wenig generisch daher kommt, der wird auf 250 Seiten mit einer spannenden Geschichte belohnt.

Bewertung vom 09.02.2021
Unter Wasser Nacht
Hauff, Kristina

Unter Wasser Nacht


ausgezeichnet

286 Seiten, die wie im Flug vergehen: Sophie und Thies haben ihren Sohn verloren und sind im Begriff sich gegenseitig auch noch zu verlieren.
Die Kapitel springen von einem Protagonist zum nächsten und versetzen den Leser so direkt in das jeweilige Gefühlschaos.
Anfangs hatte ich auf Grund des sehr ruhig anmutenden Covers angenommen, dass dies schlichtweg die Geschichte von Trauernden sein wird, die nun ihr Leben neu navigieren müssen, aber weit gefehlt: denn wie es genau zum Tod ihres Sohnes kam, ist ein großes Geheimnis.
Und dieses Geheimnis betrifft nicht nur die Eltern, sondern auch ihre engsten Freunde, deren Kinder und auch eine fremde Frau, die mit offenen Armen empfangen wird.

Das Buch ist toll geschrieben, kurzweilig, spannend, emotional, mit glaubhaften Charakteren bestückt, kurzum: das perfekte Buch für zwischendurch.

Bewertung vom 09.02.2021
Der Klang der Wälder
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


sehr gut

Wer viel japanische Literatur verschlingt, der weiß, dass der langestypische Schreibstil sein eigenes Tempo hat.
"Der Klang der Wälder" fügt sich nahtlos darin ein und gibt dem Leser was er (fast) erwartet: der Scheinwerfer richtig sich auf das vermeintlich belanglose Leben von Tomura, der nach einem ersten Kontakt mit einem Klavierstimmer beschließt, dass das genau das ist, was er mal machen wird.
Und so kommt es auch.
Wie so oft mangelt es dem Protagonisten zwar an Selbstbewusstsein, aber er ist sich auch im Klaren, dass seine Unwissenheit nur vorübergehend ist. Nie verzweifelt er. Stets bessert er nach und lernt. Es gibt keine dramatischen Szenen: nur ein Leben, eine Lebenseinstellung und die Gewissheit, dass viele Begegnungen Entscheidungen ins Rollen bringen.

Besonders gelungen finde ich das Cover, das perfekt zum Inhalt des Buches passt und die Stimmung schon vor der ersten Seite nahe bringt.

Bewertung vom 17.01.2021
Vati
Helfer, Monika

Vati


ausgezeichnet

"Die Bagage" hatte mich zwar nicht abgeholt und doch war ich neugierig auf das nächste Werk von Monika Helfer. Auch "Vati" klang nach einem sehr persönlichem, biografischem Buch, und ich weiß nicht warum, aber ich hatte nicht damit gerechnit in ihm eine Fortsetzung der "Bagage" zu entdecken.

Komischerweise ist dieses Buch in vielerlei Hinsicht besser und angenehmer als sein Vorgänger: die Gedanken und Zeitebenen sind schlüssiger und zugänglicher, die Figuren sympatisch und in der Realität verankert. Es wird das Bild einer Familie gezeichnet, das auch mit seinen vorhandenen Lücken schlüssig bleibt und glaubhaft.

Ich mochte wie mal wertend, mal nüchtern, die Eltern, die Geschwister, die Verwandten betrachtet wurden und dass auch die Autorin Lücken eingestehen konnte. Genau das macht unsere Erinnerungen so interessant: es gibt keine 100%ig exakte Darstellung der Vergangenheit.

Für mich ein überraschend gutes Buch, das seinen Vorgänger auf 173 Seiten in jeder Hinsicht übertrifft.

Bewertung vom 06.12.2020
Die Djurkovic und ihr Metzger
Raab, Thomas

Die Djurkovic und ihr Metzger


weniger gut

Zwar ist dies das Buch in einer Reihe um eine bereits etablierte Figur, aber das sollte kein Grund sein es unzugänglich für Quereinsteiger zu machen, denn die erste Hälfte des gerade mal 262 Seiten starken Buches werden zu einem wahren Kraftakt.

Thomas Raab wechselt ohne Sinn und Verstand zwischen Funksprüchen, Theaterskripten, Prosa, Stichpunkten, Rückblenden - mir hätte nur noch eine Bedienungsanleitung gefehlt und er hätte es geschafft alles zu verwursten was das getippte Wort hergibt.
Die Art wie er es eingesetzt hat, wirkt nicht abwechslungsreich, sondern störend und konfus. Jedes Kapitel wirft den Leser in eine vermeintlich komplett neue Situation mit komplett unbekannten Personen. Anfangs versucht man noch mögliche Verbindungen herzustellen, resigniert aber nach kurzer Zeit, denn weder der Schreibstil, noch die Charaktere sind anziehend genug um weiterzulesen.

Wenn man die Halbzeit erreicht hat und sich langsam die Fäden entwirren (nicht aber das Springen zwischen merkwürdiger Formatierung und Stil), kommt es tatsächlich noch zu einer verständlichen Handlung mit 0815 Ende.
Wer unaufgeregte TV-Krimis mag, und sich schwer auf Textböcke konzentrieren kann, der wird trotzdem zufrieden mit "dem Metzger" sein. Für mich war es weder spannend genug für einen Krimi, oder durchgedacht genug für einen Experimentalroman.

Bewertung vom 06.12.2020
Gans Ernst von Jimmy Kimmel
Kimmel, Jimmy

Gans Ernst von Jimmy Kimmel


gut

Offensichtlich ist dieses Buch für Kinder - und die Zielgruppe der unter 5-jährigen dürfte recht belustigt sein durch das wunderbar interaktive Buch, rund um eine griesgrämige Gans, die der kleine Leser zum Lachen bringen soll.

Die Zeichnungen sind ansprechend, aber verlieren sich mit der Schrift teilweise auf den riesigen Seiten. Sprich: der Text ist schnell gelesen und zu sehen gibt es eine Zeichnung, die nicht zum verweilen einlädt. Somit sind die spärlichen Seiten ganz schnell durchgeblättert.
Das muss nicht schlecht sein, aber ich mag es wenn es noch mehr zu entdecken gibt und man ein Kinderbuch gerne öfter in die Hand nimmt um sich an der Gestaltung oder den Details zu erfreuen.

Kurzum: nette Idee aber Kinder werden sich mit der Zeit nicht gefordert genug fühlen, während Eltern wohl bei Zeiten gelangweilt sind von den simplen Zeichnungen und Texten.

Bewertung vom 11.10.2020
Soulhunters Bd.1
Bradford, Chris

Soulhunters Bd.1


sehr gut

Der erste Band der "Soul Hunters" Reihe liest sich wie im Rausch! Charaktere und Szenen bauen sich in Gedanken direkt wie in einem Spielfilm auf und ich denke es ist abzusehen, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft eine Verfilmung dazu sehen werden.

Die Handlung ist spannend, wenn auch ziemlich vorhersehbar, aber es handelt sich nunmal um einen YA-Roman, und als solcher darf er für meine Begriffe auch gern in die Klischeekiste greifen.

Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich denke, dass der Roman in hoffentlich vielen Lesern das Interesse an Geschichte und Geografie wecken wird, da die vorigen Inkarnationen der Titelheldin meist interessante Detail zu bestimmten Epochen aufweisen, die mich als Teenager auf jeden Fall zum Recherchieren angeregt hätten.