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kaffeeelse
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psychologiebegeiste und Ethnographie liebende Vielleserin

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2024
Amrum
Bohm, Hark;Winkler, Philipp

Amrum


ausgezeichnet

Das Gestern, das seinen Arm ins Heute erstreckt

Dieses Buch blickt auf Amrum und dieses Buch blickt in die Vergangenheit. Und dieser Blick hat mir ausgesprochen gut gefallen.

Nanning ist die Hauptperson, er wächst in einer regimetreuen Familie auf, ist der Älteste der drei Kinder, versucht der Familie in seinen jungen Jahren zu helfen in den letzten Kriegsjahren und auch danach. Aus seiner Sicht ist das Geschehen verfasst. Und natürlich holt mich diese Sicht nicht vollständig ab. Habe ich aber auch nicht erwartet. Coming of age und ich, das ist halt so eine Sache. Dennoch hat die Geschichte etwas. Denn sie zeigt, was eine Beeinflussung mit einem Kind macht. Denn Nanning ist natürlich der Gesinnung von Vater und Mutter erlegen, sind es doch seine Eltern, die er liebt, vor denen er Achtung hat.

Doch ein Glück gibt es da noch andere Menschen auf Amrum, die Nanning in seiner Findung unterstützen und seine anerzogenen Sichten ins Wanken bringen. Ich möchte hier als größte Impulsgeber seinen besten Freund Hermann nennen und seine Tante, die Schwester seiner Mutter. Beide und auch noch weitere Personen der Insel Amrum ermöglichen einen anderen Blickwinkel für Nanning, der sich logischerweise aber erst nach und nach einstellt. Man darf ja dabei nicht vergessen, dass Nanning noch ein Junge, ein Kind ist und seine Eltern seine Grundfesten sind.

Die Freundschaft von Nanning und Hermann erinnerte mich etwas an Tom Sawyer und Huck Finn. Die Freunde durchstreifen gemeinsam die Insel, versuchen ihren Familien zu helfen, sind dabei längst nicht mehr die Kinder, die sie eigentlich sein sollten. Man bemerkt dieses frühe Erwachsenwerden und man bedauert den Verlust der unbeschwerten Kindheit. Die beiden Jungen tun einem leid, zeigen dabei aber recht gekonnt, wohin eine politische Verblendung führen kann.

Andererseits zeigen diese Touren durch die Insellandschaft auch eine tiefe Verbindung zur Natur der friesischen Insel. Eine Liebe zu Amrum. Eine Liebe, die in mir die Lust heraufbeschwor nach Amrum zu reisen. Selbst zu sehen, wovon Bohm schwärmt.

Als Deutschland dann besiegt ist und die Amerikaner nach Amrum kommen, zeigt dieses Buch was danach geschah, wie wenig dieses kleingeistige Denken verschwinden konnte und setzt damit Verbindungen zum Heute. Denn das Heute ist die Frucht aus der Saat des Gestern. Ebenso zeigt Bohm aber auch den Geist des Widerspruchs, der im Denken der Inselbewohner fest verankert war und vielleicht noch ist. Denn viele Amrumer dienten auch in der US-Army, was für mich neu war und absolut interessant ist.

Ein interessantes Buch! Und auch ein wichtiges Buch. Vielleicht Lesestoff für die Schule, denn nur ein Verstehen des Gestern verhindert eine Wiederkehr, die eigentlich niemand will.

Bewertung vom 23.11.2024
Sie und der Wald
Barbeau-Lavalette, Anaïs

Sie und der Wald


gut

Neue und alte Wege

Zwei Familien entkommen der Pandemie, in dem sie aus der Großstadt in den kanadischen Wald ziehen. Sie werden zu einem Teil der Wildnis. Doch ist dies wirklich so einfach? Kann man sein großstädtisches Ich so einfach ablegen, so einfach wechseln? Dies erschließt sich mir nicht so ganz.

Anaïs, die Erzählerin kennt diesen Ort, sie ist hier aufgewachsen. Sie hat eine Verbindung hierher. Also wird die Vergangenheit wieder etwas lebendig.

Denn die Erzählstimme springt zwischen der Vergangenheit und dem Jetzt hin und her. Dadurch wirkt das Buch auch etwas zerrissen und ungeordnet. Dennoch sind die Gedanken der Autorin auch warmherzig, poetisch und wunderschön. Aber das Ungeordnete überwiegt hier für mich und macht mir den Lesegenuss auch etwas zunichte.

Vielleicht macht dies aber auch das Thema. Denn mit dieser Stadt-Land-Geschichte komme ich auch nicht so ganz klar.

Sie fliehen vor etwas. Sie fliehen vor der Pandemie in ein relatives Ungestörtsein im Wald, in einen reduzierten Kontakt nach außen. Doch was nehmen sie mit? In ihren Geschichten zeigt die Autorin, was sie mitnimmt. Denn gewisse Verbindungen kann man nicht kappen, will man nicht trennen. Und die Vergangenheit reist ja bekanntlich immer mit.

Ein nachdenklich machendes Buch! Aber auch ein mich nicht vollkommen überzeugendes Buch. Aber muss mich dieses Buch überzeugen. Ich denke nicht. Genauso wenig wie es mich überzeugen soll. Aber zum Nachdenken und zur Reflexion regt es an und das ist schon sehr viel.

Bewertung vom 23.11.2024
Klarkommen
Hartmann, Ilona

Klarkommen


sehr gut

Wege

Klarkommen. Ja. Mit was klarkommen? Mit dem Leben klarkommen. Mit seiner Findung klarkommen.

Ist das Leben schillernd und bunt, wie einem das mancher Film präsentiert?

3 Freunde ziehen in die Großstadt, werden flügge, verlassen das elterliche Nest und erkennen, was eine Selbstständigkeit bedeutet, bedeuten kann. Nun ist dies jetzt nicht die aufrührerische Erkenntnis, für uns Leser, die aus späteren Jahren hierherschauen, vielleicht nicht. Für jüngere Leser vielleicht schon. Maybe.

Dennoch ist die Lektüre von „Klarkommen“ kurzweilig und auch schön. Denn sie kann erinnern und/oder bestätigen. Je nach dem, aus welcher Perspektive der Leser schaut.

Die Lektüre von „Klarkommen“ fand ich unterhaltend und auch interessant, zeigt dieses Buch doch die Wege der Erzählstimme, die Wege von Mounia und Leon, zeigt es doch die Entscheidungen, die sie treffen, die sie treffen wollen, die sie treffen müssen.

Es zeigt die ersten Einblicke der drei jungen Menschen in die Dauerbaustelle Leben, zeigt den drei Protagonisten, was auf sie wartet, was auf sie warten könnte, zeigt ihnen, dass sie ihre Entscheidungen treffen und an ihre Wegkreuzungen Richtungen bestimmen. „Klarkommen“ zeigt das Leben, manchmal schillernd und bunt und manchmal trist und langatmig. Doch es zeigt auch unsere Wahlmöglichkeiten, selbstverständlich mit den zugehörigen Kompromissen.

Bewertung vom 23.11.2024
Vierundsiebzig
Othmann, Ronya

Vierundsiebzig


ausgezeichnet

Hass und die Folgen

Was für ein Buch!

Ronya Othmann habe ich schon ihrem Buch „Die Sommer“ kennenlernen dürfen und dieses Kennenlernen habe ich sehr genossen. In „Vierundsiebzig“ übertrifft sie ihr „Die Sommer“ aber haushoch und vollkommen überwältigend.

„Vierundsiebzig“. Schon der Titel ist eine Herausforderung. Vierundsiebzig. Was soll diese Zahl bedeuten? Der IS verübt 2014 in Shingal den vierundsiebzigsten Genozid an den Êzîden. Ein Volk, eine Glaubensgemeinschaft erlebt vierundsiebzig Genozide. Das macht was mit ihren Angehörigen. Wie man dem Buch von Ronya Othmann entnehmen kann.

Vierundsiebzig mal Horror, vierundsiebzig mal Tod und Zerstörung. Die Krankheit der Gier wütet wieder einmal. Und die Welt schaut zu.

Wie kann man darüber nachdenken Êzîden wieder in ihre Heimat zurückzuschicken, da dort ja jetzt Frieden herrscht? Die Täter des IS aber immer noch dort leben. Das verstehe ich nicht und frage mich, ob diese Menschen, die diese Ausweisungen beschließen, wissen, was sie tun und ich frage mich, ob sie ein Gewissen haben und sich selbst noch im Spiegel anschauen können. Können sie. Ich weiß. Menschenfeindliches und unempathisches Gedankengut ist nach wie vor viel bei uns zu finden. Ich weiß. Und es wird leider mehr. Gut geschürt von den Angstmachern.

Ronya Othmann hat in ihrem Buch „Vierundsiebzig“ ein extrem vielschichtiges Buch geschrieben, es trägt biographische Züge, es trägt historisches Wissen um die Êzîden, es trägt kulturelle Informationen zu den Êzîden, es wirft Blicke in die Politik der Türkei, in die Politik von Syrien und auch Blicke in die Politik vom Irak und vom Iran, es trägt historische Informationen zu den vier Staaten, es blickt auf die verschiedenen Genozide und es blickt auf den Umgang der Welt damit. „Vierundsiebzig“ ist ein Blick auf die Täter und die Opfer.

Es ist ein Buch der Gewalt, Gewalt, die den Êzîden angetan wurde. Gewalt, die schwer auszuhalten ist. Und genau wegen dieser Gewalt, dieser Unmenschlichkeit ist es wichtig dieses Buch geschrieben zu haben. Denn die Welt muss aufwachen!

Ebenso ist dieses Buch auch ein Reisebericht, denn Ronya Othmann bereist viele der êzîdischen Gebiete, blickt auf die Gewalt, blickt auf die Folgen, redet mit den Menschen, redet mit den Opfern, blickt auf das Grauen. Hut ab vor dem Mut und der Kraft dieser Autorin! Besonders in den Reisen blickt die Autorin auf die politischen Gebilde und zeigt eine Fragilität, eine lebensgefährliche Fragilität.

Muss es wirklich zur Fünfundsiebzig kommen? Oder kann man dies im Namen der Empathie und der Menschlichkeit verhindern?!?!

Unbedingt lesen!

Bewertung vom 23.11.2024
Die vorletzte Frau
Oskamp, Katja

Die vorletzte Frau


ausgezeichnet

Lebensfragen

Eine große Liebe. Was bedeutet so ein Satz?

In „Die vorletzte Frau“ erzählt Katja Oskamp von so einer großen Liebe und schreibt sich damit in mein Herz.

Katja Oskamp und Thomas Hürlimann. Das sind die Protagonisten dieser großen Liebe.

Was bedeutet es, was kann es bedeuten die Frau eines bedeutenden Autors zu sein? Was bedeutet es, was kann es bedeuten die Frau eines bedeutend älteren Mannes zu sein?

In dem Buch „Die vorletzte Frau“ bekommt man Antworten auf diese Fragen. Aber halt nur subjektive Antworten, Antworten die nur diese beiden Protagonisten betreffen.

Dennoch sind es Antworten, die zum Sinnieren anregen, die einem Fragen aufdrängen zu den eigenen Entscheidungen im Leben, aber gleichzeitig auch schon passende Antworten implizieren.

Ein schönes Buch. Ein intensives Buch. Wessen vorletzte Frau ist man selbst? Und woher weiß man dies so genau? Denn diese Kugel mit den passenden Antworten, ich habe sie noch nicht gefunden. Genauso wenig wie ich den Schalter für mich gefunden habe, mich wenig Aus- und Anschalten kann.

Ich kann nur Üben und Arbeiten, mit mir und an mir. Und um dieses Arbeiten an sich und mit sich dreht sich dieses Buch von Katja Oskamp genauso.

Das ist etwas, was mir an diesem Buch der Autorin sehr gefallen hat. Genauso wie mir ihre Denke nicht unbedingt sehr fern erschien. Katja Oskamp hat mich mit ihrer Schreibe angesprochen, hat mich mit ihren Gedanken berührt, hat mich abschweifen lassen, hat mich sinnieren lassen.

Und wer meine Lesegewohnheiten kennt, weiß, dass ich mir genau dies wünsche und dass ich genau für solche Bücher brenne.

Lesen!

Bewertung vom 23.11.2024
Sorry not sorry
Landsteiner, Anika

Sorry not sorry


sehr gut

Weibliche Sichten

Ein Buch über Frauen, ein Blick auf die Weiblichkeit, ein Blick auf den Feminismus. Genau mein Schema.

Ich liebe solche Blicke, solche Fragen, solche Betrachtungen zu unserem Tun, zu unserem Denken. Ich liebe es mir darüber klar zu werden, wie ich ticke, mich zu reflektieren, mein Tun zu hinterfragen.

Denn so manch ein Unglück, so manch eine negative Sicht zum Leben rührt aus diesen anerzogenen Dingen, die eine Prägung und die Gesellschaft uns Frauen auferlegen. Und wir lassen dies zu. Dies muss uns klar werden!

Denn dies ist eine Frage des Überlebens!

Auch dies muss uns klar sein.

In den vielen Jahren in der Psychiatrie, in den vielen Arbeitsjahren auf Station sind mir viele Frauen begegnet, die genau an diesen uns anerzogenen Sichten zu Grunde gehen. Denn dieses Funktionieren, dieses ewige darauf abgerichtet sein anderen das Leben schöner zu gestalten und sich selbst dabei aufzuopfern, ist uns antrainiert.

Nie laut sein, nie die eigene Meinung sagen, immer schön Gewehr bei Fuß stehen. Immer funktionieren. Dies sind wohl weibliche Glaubenssätze geworden.

Genau wie dieses ewige Entschuldigen. Etwas negatives passiert und man selbst eruiert selbstständig, was man falsch gemacht hat. Und entschuldigt sich gleich mal.

Warum? Machen das die Anderen in unserer Gesellschaft auch? Ne, mitnichten. Dort wird die Schuld sofort bei den Anderen gesucht. Klar hat dies auch etwas mit Schwarz und Weiß zu tun. Und nicht jeder, nicht jede passt in solch ein Schema. Nicht jeder, aber viele.

Und nur wenn man sich über dieses Empfinden klar wird, kann man anfangen an sich zu arbeiten, sich zu verändern!

Damit es einem besser geht!

Was wichtig ist! Denn wir sind nur einmal hier. Und dieses Hiersein ist doch schön. Oder?!

Anika Landsteiner verhilft in ihrem Buch zu einem Verstehen, die notwendige Aktion zur Verbesserung muss dann von jeder selbst kommen.

Denn dieses Leben hier soll doch schön sein!

Bewertung vom 23.11.2024
Der blaue Salamander
Ventura, Luca

Der blaue Salamander


sehr gut

Mordermittlung auf Capri

Ein ganz netter Krimi mit interessantem Personal vor der richtig attraktiven Kulisse Capris. Habe ich gern gelesen. Unterhaltend und unaufgeregt wird hier ein Kriminalfall ausgebreitet, der sich um das Verschwinden einer wertvollen Handtasche aus dem Leder des blauen Salamanders dreht. Der blaue Salamander ist eine Besonderheit von Capri und so präsentiert der Krimi nicht nur den Kriminalfall, sondern auch Informatives zu Capri. Die gezeichneten Charaktere erschienen mir stimmig und interessant. Und auch der Fall ist geschickt aufgebaut. „Der blaue Salamander“ von Luca Ventura ist recht langsam und entspannt erzählt, das muss man halt mögen, mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Obwohl das Buch ein Krimi ist, empfand ich es wie eine kraftgebende Kurzreise nach Capri und ich bin dem Charme der Insel und ihrer gezeichneten Bewohner erlegen.

Ich habe mich etwas an die italienischen TV-Krimis erinnert gefühlt, aber eben an die schönen, ruhig wird die Geschichte erzählt, aber keineswegs dröge.

Der Inselpolizist Rizzi ist gelungen und mir sehr sympathisch. Einziges Manko, man sollte nicht hungrig sein, denn die Tipps zur kulinarischen Seite Capris lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen und der geschwinde Gang in die Küche folgt auf dem Fuße, so dass eine Lektüre am Stück schwer zu betreiben ist.

Bewertung vom 23.11.2024
Die Geschichten in uns
Wells, Benedict

Die Geschichten in uns


ausgezeichnet

Rückblicke auf das eigene Tun

Benedict Wells, ja, was soll ich sagen. Ich kenne bisher das umwerfende „Vom Ende der Einsamkeit“ und auch „HardLand“, bin begeistert von seinem Tun. So reizt mich dieses neue Buch des Autors natürlich selbstredend.

Und auch hier schafft es der Autor wieder mich zu Tränen zu rühren. Doch diesmal fließen sie nicht aus der Trauer heraus, wie bei dem fulminanten „Vom Ende der Einsamkeit“ (an Alle, unbedingt Lesen!!!), nein, sie fließen vor Freude. Der Autor schildert seine Freude bei seinem Verlag aufgenommen zu werden völlig überzeugend und ich freue mich mit ihm.

Auch sonst ist „Die Geschichten in uns“ ein absolut positives Buch. Der Autor reflektiert sein bisheriges Tun, ist dabei sehr kritisch. Ich bin nach seiner Kritik sehr neugierig, wie seine weiteren Bücher von mir aufgenommen werden. Aber ebenso strotzt dieses Buch von vielen Informationen zum Thema Schreiben, enthält Tipps und hilfreiche Blickwinkel aus den Augen von Benedict Wells.

Aber nicht nur dies. Wells nennt die Werke, die ihn beeinflusst haben und so wächst in mir bei der Lektüre natürlich eine Leseliste. Was aber dennoch lustig ist, denn ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann man diese noch einbauen sollte. Aber gut, irgendwann kommt ja vielleicht die Rente und dann gibt’s ja bekanntlich mehr Lesezeit. Also hoffe ich. Denn Rentner haben ja niemals Zeit. Ich bin gespannt, wer diese Anspielung versteht. Der Hintergrund dazu basiert auf einer Cosy-Fernsehreihe einer vergangenen Zeit in einem vergangenen Land.

Wer das Schreiben mag und vielleicht noch mit etwas anderem kokettiert, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Es lohnt sich!

Bewertung vom 23.11.2024
Todesblues
Wesley, Valerie Wilson

Todesblues


sehr gut

Geheimnisse

Ein weiterer Krimi aus dem Hause Diogenes. Diesmal aber mit etwas mehr Pfeffer und nicht so cosy.

Privatdetektivin Tamara Hayle ermittelt in der US-amerikanischen Stadt Newark. Die Afroamerikanerin war früher bei der Polizei, schied selbsterwählt aus dem Polizeidienst aus, denn einige Praktiken in der Polizei die Rassenfrage und die Geschlechtergleichbehandlung betreffend, fanden nicht die Zustimmung der toughen Polizistin. So wurde sie zur Privatdetektivin und bezog ihr eigenes Büro.

Dieser kurzen Beschreibung kann man ja entnehmen, dass sich dieser Krimi nicht nur mit dem Kriminalfall befasst, sondern dass dieses Buch auch interessante und kritische Fragen zur Situation in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Der Fall hat es aber auch in sich und Tamara Hayle sticht bei den Ermittlungen zu einem Todesfall in ihrer eigenen früheren Umgebung in ein Wespennest. Intensiv erzählt die Autorin Valerie Wilson Wesley von den dunklen Dingen in uns und erzeugt damit einen soliden und recht scharf gewürzten Kriminalfall.

Lesenswert, spannend, interessante Crew und perfekte Umgebung mit einer kritischen Note. Ein gelungenes Buch!

Bewertung vom 23.11.2024
Alles gut
Rabess, Cecilia

Alles gut


gut

Oder doch nicht alles gut?!

Cecilia Rabess beleuchtet hier in „Alles gut“ dieses uralte Thema, es geht wieder mal um die Liebe, die Liebe à la Romeo und Julia. Zwei Menschen aus unterschiedlichen Verhältnissen begegnen sich und verlieben sich. Schön und gut. Das kann natürlich wunderbar funktionieren und man kann mit dieser Konstellation auch viele andere Thematiken wunderschön verbinden.

Was Cecilia Rabess hier auch versucht. 1 Person aus ärmeren Verhältnissen trifft auf die Person aus der Oberschicht, wobei diese erste Person nicht nur arm, sondern auch noch schwarz ist und das Objekt ihrer Begierde ist weiß, die Liebe schlägt zu und gut. Danach soll so nach und nach eine Gesellschaftskritik an dieser Höher-Schneller-Weiter-Denke durchsickern. Völlig richtig, völlig angebracht und notwendig. Doch wenn ich so etwas versuche, sollte das Ganze doch stimmig und nicht zu aufgesetzt wirken, was Cecilia Rabess nicht unbedingt gelingt.

Nun könnte man diese Wirkung auch einem etwas unreifen Charakter, einem kleinen Prinzesschen, einer kleinen Revoluzzerin unterschieben. Durchaus, den Jess besticht jetzt nicht durch viel Nachdenken, sie poltert und agiert und denkt dann nach. Ein Vorrecht der Jugend. Durchaus. Aber hier ist das doch etwas viel, etwas zu viel in meinen Augen. Mag sein, dass mich die liebe Jess auch etwas triggert, definitiv denkbar. Aber nicht nur dieses Prinzesschen stört mich gewaltig, auch diese Schwarz-Weiß-Geschichte finde ich etwas zu viel, vielleicht auch etwas unglaubwürdig, dies weiß ich aber nicht genau.

Auf jeden Fall fand ich die Geschichte im Resümee nicht so toll, obwohl ich auf solche Geschichten eigentlich meistens vollkommen abfahre, aber hier hielt mich die liebe Jess völlig vom Jubilieren fern. Was schade ist!