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Benutzername: 
Aenna (www.buecherspleen.blogspot.com)
Wohnort: 
Niedersachsen

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 29.02.2012
Ausgelöscht / Smoky Barrett Bd.4
McFadyen, Cody

Ausgelöscht / Smoky Barrett Bd.4


sehr gut

Eine Frau wird aus einem fahrenden Auto auf die Strasse und dem FBI praktisch vor die Füße geworfen.
Sie ist nackt, der Kopf kahlgeschoren, ihr Körper weist deutliche Folterspuren auf.
Die Frau spricht nicht, kann nicht mitteilen, was ihr zugestoßen ist.
Nur der Ausdruck in ihren Augen und ihre unkontrollierten Schreie lassen erahnen, welches Martyrium sie hinter sich hat...
Smoky Barrett und ihr Team bekommen schnell heraus, dass es sich bei dem Opfer um eine seit 7 Jahren vermisste Polizistin handelt.
Nur warum hat der Täter sie jetzt frei gelassen?
Und warum so offensichtlich vor den Augen der Bundesagenten?
Bald tauchen weitere Opfer auf, und Smoky muss erkennen, dass die Grenze des Grauens noch nicht erreicht ist....

In "Ausgelöscht" lässt der amerikanische Bestsellerautor Cody McFadyen seine Protagonistin Smoky Barrett gemeinsam mit dem altbekannten Team James, Alan und Callie ihren vierten Fall lösen.
Fans des Autors wissen, auf was sie sich einlassen, wenn sie zu seinen Büchern greifen.
Tod, Folter und Misshandlung werden so selbstverständlich in Worte gefasst wie ein Gang in den Supermarkt.
Detailliert wird der Leser mit menschlichen Abgründen konfrontiert, die er sich normalerweise nicht mal im Ansatz vorstellen kann.
Ob diese Geschichten nun realitätsnah sind, spielt keine Rolle.
McFadyens Schreibstil vermittelt uns Lesern die Illusion, eine aus dem Leben gegriffene Story zu lesen, unser Kopf weiß es natürlich besser.

So wird uns auch in "Ausgelöscht" eine unglaubliche Geschichte präsentiert, die allein deswegen zum Weiterlesen verführt.
Der Täter nimmt Eingriffe am Gehirn von Lebenden vor, sogenannte Lobotomien.
Der Leser erliegt auch hier der Faszination des Unvorstellbaren....

Wie immer legt McFadyen viel Wert darauf, dass die psychologischen Hintergründe seiner Protagonisten, auch der Opfer und der Täter, verstanden werden.
In vorliegendem Buch übertreibt er dies für meinen Geschmack allerdings ein wenig. So gab es doch diverse Textstellen, die ich aufgrund der allzu ausführlichen Beschreibungen überflogen habe...
Woher der Täter sein medizinisches Wissen hat, bleibt dagegen unklar.

Aufgrund der bereits erwähnten Ausführlichkeiten hatte ich, vor allen Dingen in den ersten zwei Dritteln des Buches, des Öfteren das Gefühl, den "roten Faden" zu verlieren.
Das letzte Drittel von "Ausgelöscht" wird dagegen extrem spannend und gut geschildert, hier tragen die Details auch unbedingt zum Verständnis bei, sind unverzichtbar für den Leser, um sich einzufühlen.

Das Ende hält noch eine absolute Überraschung parat...

Ich bekenne mich als Cody-Fan, und "Ausgelöscht" ist sicherlich nicht McFadyens bestes Buch, auch wenn ihm eine gute Idee zugrunde liegt.
Es hat mich, bis auf die genannten kleinen Schwächen, gut unterhalten.
Während ich dem ersten Teil des Buches nur 3 Herzen zusprechen würde, reißt der zweite Teil es mit 4,5 Herzen wieder heraus.
So gebe ich dem Buch (gerade noch) 4 Herzen!

3 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2012
Mädchenfänger / Bobby Dees Bd.1
Hoffman, Jilliane

Mädchenfänger / Bobby Dees Bd.1


sehr gut

Bobby Dees ist verzweifelt.
Lainey Emerson, dreizehn Jahre alt, ist verschwunden.
Der FBI-Agent findet heraus, dass sie sich mit einem Kontakt aus einem Chatroom im Internet verabredet hat, dessen wahre Identität jedoch im Verborgenen bleibt.
Bald meldet sich aber "Picasso" zu Wort.
Er verschickt selbst gemalte Bilder von Mädchen, aus denen hervorgeht, dass ihnen Schreckliches angetan wird.
Und er scheint speziell Bobby im Visier zu haben.
Hat Picasso auch Lainey in seiner Gewalt?
Und was geschah mit Katy, Bobbies eigener Tochter, die vor beinahe einem Jahr verschwand....?

Wer kennt sie nicht, die Angst, die man als Eltern seiner halbwüchsigen Kinder aussteht?
Wer kennt sie nicht, die Antworten, die man von seinen Kindern bekommt, wenn man sie mit ebendieser Angst konfrontiert?
"Mir passiert schon nichts...." ist eine davon.
"In XY mag es ja sowas geben, aber doch nicht hier..." eine weitere von unzähligen anderen, die ich mir als Mutter ebenfalls anhören musste....

In ihrem vierten Roman "Mädchenfänger" , setzt sich die amerikanische Bestsellerautorin Jilliane Hoffman mit einer ganz speziellen, von Kindern und Jugendlichen meist unterschätzten Gefahr auseinander: die des Internets.
Mütter und Väter sehen mit vorliegendem Buch ihre ärgsten Befürchtungen bestätigt, und es hilft auch nichts, sich einreden zu wollen, dass ja alles nur Fiktion ist.
Denn eines merkt man bei dieser Lektüre sehr schnell.
Die Autorin weiß, wovon sie schreibt, als ehemalige Staatsanwältin und Dozentin für Spezialeinheiten der Polizei verfügt sie über einen großen Erfahrungsschatz.
Diesen verpackt sie mit einer sehr spannenden Geschichte, die uns aus mehreren Perspektiven erzählt wird.
Sowohl der Ermittler und seine Ehefrau als auch das Opfer und der Täter kommen zu Wort, was der Spannung sehr zuträglich ist.

Zwar kommen Liebhaber blutiger Details durchaus auf ihre Kosten, die psychologische Spannung während der gesamten Lektüre überwiegt jedoch und ist nicht zu übertreffen!
Grund dafür ist sicherlich ebenfalls, dass uns die Charaktere durch die Darstellung ihre jeweiligen Sichtweisen sehr nahe gebracht werden.
Wir stehen die Ängste von Bobbies Ehefrau LuAnn aus, und wir hegen ihre Hoffnungen.
Wir erleben die Qual von Lainey, spüren ihre Panik und auch ihren Hunger....alles ganz nah.
Wir verfolgen Spuren, ermitteln mit Bobby mit, auch unser Kopf arbeitet auf Hochtouren.
Der Leser fliegt regelrecht durch das in angenehm kurze Kapitel gegliederte Buch bis zum äußerst fulminanten Ende...

Der Täter...tja, der wird hier natürlich nicht verraten, aber ihm hätte ein wenig mehr Farbe sehr gut getan.
Seine Motivation ist mir leider nicht hundertprozentig klar geworden...

Als weiteren Kritikpunkt führe ich die zahlreichen Abkürzungen an, die die Autorin für die jeweiligen Behörden und Polizeieinheiten verwendet und auch erklärt, die aber nur verwirren und in meinen Augen überflüssig sind.

"Mädchenfänger" ist mein erstes Buch von Jilliane Hoffman gewesen und hat sich als durchaus lohnendes Lesevergnügen erwiesen, "Cupido" und "Morpheus" stehen bereits im Regal und warten auf ihren Einsatz.
Ich bin gespannt...

7 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.01.2012
Die tote Schwester
Brüggenthies, Stephan

Die tote Schwester


sehr gut

Der Kölner Polizist Zbigniew Meier ist verzweifelt...
Seine Freundin Lena wurde auf dem Flughafen nach ihrer gemeinsamen Rückkehr aus New York entführt.
Die Fahndung nach den Tätern läuft auf Hochtouren. Ist Lena nur das Zufallsopfer einer terroristischen Organisation, oder hat es jemand bewusst auf sie abgesehen?
Zbigniew muss sich fragen, wie gut er seine Freundin eigentlich kennt, als bekannt wird, dass sie auch politisch aktiv war...
Doch insgeheim vermutet er die Zusammenhänge mit ihrer Bekanntschaft aus New York.
Der pensionierte Polizist Samuel Weissberg bat ihn dort, nach seiner verschollenen und für tot erklärten Schwester Eva zu suchen.
Zbigniew lehnte dies ab...schließlich wird Eva bereits seit über 60 Jahren vermisst...
Lena dagegen war Feuer und Flamme. Und sie erhielt von Samuel einen mysteriösen Schlüssel....

"Die tote Schwester" ist bereits der zweite Roman mit Polizist Zbigniew Meier als Hauptfigur.
Für den 2009 erschienenen ersten Teil "Der geheimnislose Junge", erhielt der Autor Stephan Brüggenthies den Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchhandels und wurde für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert.
Diesen ersten Teil kenne ich (noch) nicht, bin also direkt mit Teil zwei eingestiegen, was mich aber nicht sonderlich beeinträchtigt hat.
Zwar wird hin und wieder Bezug zum ersten Buch genommen, dies fand ich aber nicht störend.

Brüggenthies schreibt locker, flüssig, manchmal blitzt auch ein Fünkchen Humor auf, so dass man sich beim Lesen ein Grinsen nicht verkneifen kann.
Sehr angenehm...

Protagonist Zbigniew, dessen Name erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig ist, wird ausreichend charakterisiert, bleibt dem Leser aber immer noch ein bisschen fremd...
Trotzdem er uns oft an seinen Gedanken teilhaben lässt, kann man nicht in ihn hineinschauen, und vor allen Dingen in Hinsicht auf seine Beziehungen zu den Frauen in seinem Umfeld blieb er mir persönlich ein Rätsel.

"Die tote Schwester" ist eine Geschichte, die ich so nicht erwartet habe.
Es ist eine Geschichte, die ihre Anfänge in der Nazi-Zeit findet und bis in die heutige Zeit reicht, eine Geschichte, die nicht nur Krimi ist, sondern uns auch Geschichte vermittelt, uns klar macht, dass die Vergangenheit uns immer noch einholen kann.
Sie ist zuweilen verwirrend, absolut nicht vorhersehbar, aber letztendlich intelligent und gut recherchiert.
Und sie ist eindringlich, auf ihre Art, bleibt im Kopf, auch noch lange nach der letzten Seite...

Brüggenthies legt mit "Die tote Schwester" einen spannenden Krimi vor, der sich wohltuend von seinesgleichen abhebt.
Mal etwas ganz anderes eben.

Bewertung vom 03.01.2012
Höllennacht
Leather, Stephen

Höllennacht


sehr gut

Seit Jack Nightingale vor zwei Jahren den Polizeidienst quittieren musste, hält er sich mit seiner kleinen Detektei über Wasser.
Da kommt ihm eine Erbschaft gerade recht...
Sein ihm bis dato unbekannter Vater hinterlässt ihm ein riesiges Herrenhaus und eine umfangreiche Bibliothek.
Bei der Gelegenheit erfährt er aber auch, dass sein Vater die Seele seines Sohnes bei dessen Geburt an den Teufel verkauft hat, und der wird sein Eigentum an Jacks 33. Geburtstag einfordern.
Jack glaubt nicht an den Teufel und auch nicht an die Hölle, sondern vielmehr daran, dass sein Vater an einer psychischen Störung litt...schließlich nahm er sich auch selbst das Leben....
Als jedoch ungewöhnliche Dinge geschehen und Menschen aus seinem Umfeld sterben, gerät Jack immer mehr ins Zweifeln.
Und sein Geburtstag rückt immer näher...

Eigentlich bin ich ja nicht unbedingt ein Fan von Mystery-Thrillern.
Von der Leseprobe zu "Höllennacht" war ich aber sofort so angetan, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte.
Mein Instinkt erwies sich als goldrichtig, denn Stephen Leather hält den flüssigen und lockeren Stil, der mir gleich so gut gefallen hat, während der gesamten Lektüre aufrecht und macht sie dadurch regelrecht zum Pageturner.

Außerdem hatte ich auch lange Zeit absolut nicht das Gefühl, Mystery zu lesen...
Leather beginnt seine Geschichte aus dem normalen Leben heraus, und erst allmählich, mit Fortschreiten der Ereignisse, gerät auch der Leser ins Grübeln.

Von Anfang an dominieren die Protagonisten Jack Nightingale sowie Jenny, seine Assistentin, die Story.
Leather hat seine Figuren hervorragend dargestellt, wobei er seine Schwerpunkte eher auf die Beschreibung ihrer Charaktereigenschaften als auf Äusserlichkeiten legt. Aber genau dadurch kommen wir ihnen sehr nahe und lernen zwei sehr interessante Persönlichkeiten kennen.
Ihr Umgang miteinander belebt die Geschichte ungemein und sorgt zuweilen für den einen oder anderen Lacher.
Man hat sie einfach gern, die Beiden!

Die Spannung des Buches sehe ich darin begründet, dass man einfach die ganze Zeit wissen möchte, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt.
Der Leser wird neugierig und muss sich ständig fragen, ob es normale und logische Erklärungen für das Geschehen gibt...oder eben nicht.

Wie die Geschichte letztendlich ausgeht, wird hier nicht verraten, um potentiellen Lesern nicht genau diese Spannung zu nehmen.
Auf jeden Fall lässt das Ende aber die Vermutung zu, dass es eine Fortsetzung geben wird....
Und, was soll ich sagen...?
Ich freue mich darauf!

Bewertung vom 29.12.2011
Ein Herzschlag bis zum Tod
Henry, Sara J.

Ein Herzschlag bis zum Tod


sehr gut

Spannend bis zum Schluss....4,5 Sterne!!!!

Die Journalistin Troy sieht, wie ein kleiner Junge von einer Fähre ins Wasser geworfen wird. Beherzt springt sie hinterher und rettet das Kind vor dem Ertrinken.
Statt es der Polizei zu übergeben, nimmt sie es mit zu sich nach Hause, denn sie hat Angst, dass der nur französich sprechende Junge in die falschen Hände zurückgegeben wird.
Schließlich hat sie nicht gesehen, wer den kleinen Paul im See ertränken wollte...
Auf eigene Faust stellt sie Nachforschungen an.
Wer bringt es fertig, ein Kind zu ermorden und warum? Wem kann sie trauen? Stück für Stück erschließt sich Troy die Wahrheit, und sie gerät selbst in große Gefahr...

Die Amerikanerin Sara J. Henry stellt mit "Ein Herzschlag bis zum Tod" ihren ersten Roman vor, der auf dem Cover als "Thriller" deklariert wird.
Ich würde ihn als "Psychothriller" bezeichnen.
Geschickt spielt die Autorin mit den Nerven ihrer Leser und setzt eine enorme Spannung obendrauf, die während der ganzen Lektüre nicht abreißt.
Dabei kommt die Geschichte ohne viel Blutvergießen aus.

Ihre Protagonistin Troy erzählt die Geschichte in der "Ich-Form", wir erfahren sie also aus erster Hand. Auf diese Weise kommt uns Troy wunderbar nah, wir können ihre Emotionen mitempfinden und ihre Handlungen nachvollziehen.
Ebenfalls die sehr sensible Schilderung der immer enger werdenden Beziehung zwischen Troy und dem kleinen Paul tragen ein gutes Teil dazu bei.
Der Leser lernt aber auch eine Frau kennen, die allein durch ihren Humor und ihre Lebenseinstellung Sympathien weckt
Aber auch die Nebencharaktere sind liebevoll ausgedacht, sehr lebendig und lassen keine Fragen offen.

Natürlich darf auch die Liebe nicht zu kurz kommen, und das tut sie auch nicht. Meine anfänglichen Befürchtungen, dass sich dieser Teil der Handlung zu kitschig entwickeln könnte, erwiesen sich zum Glück als unbegründet.

Einmal angefangen, konnte ich "Ein Herzschlag bis zum Tod" nicht mehr aus der Hand legen und habe es somit in einem Rutsch gelesen.
Diese Geschichte, die Krimi, Liebe und Dramatik beinhaltet, hat mich derartig gefesselt, dass ich ständig dem Drang widerstehen musste, vorzublättern, um vorab Informationen zu erhaschen...
Das Ende war für mich so nicht vorhersehbar und kam überraschend, hat mich aber nicht ganz hundertprozentig zufrieden gestellt...

Auf jeden Fall ist Sara J. Henry eine Autorin, die ich im Auge behalten möchte.
Ihr Stil hat mir gut gefallen und ihre zukünftigen Bücher kommen auf meine Wunschliste...

Bewertung vom 26.12.2011
Der Engel von Harlem
Haulsey, Kuwana

Der Engel von Harlem


ausgezeichnet

May Chinn will Ärztin werden.
Aber der Weg dahin ist lang und steinig, denn zum einen kommt sie aus sehr armen Verhältnissen, zum anderen ist ihre Hautfarbe schwarz. Und sie ist eine Frau, in den dreißiger Jahren ein weiteres Handicap.

In dem biographischen Roman "Der Engel von Harlem" erzählt uns die Autorin Kuwana Haulsey von einer Frau, die in Zeiten des ausgeprägten Rassismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts in New York zielstrebig um ihre Rechte kämpft und, allen Vorbehalten zum Trotz, Ärztin wird.

Die Autorin wählt die "Ich-Form", die uns Lesern sehr schön das Gefühl vermittelt, unmittelbar am Geschehen beteiligt zu sein.

Wir bekommen Einblicke in die Kindheit der kleinen May, die geliebt und behütet bei Eltern aufwächst, die selbst noch das Sklavenleben ertragen mussten.
Trotz schlechter Lebensumstände und großer Armut ermöglicht vor allem Mays Mutter Lulu der Tochter eine ordentliche Ausbildung.
Ganz ausgezeichnet versteht es die Autorin, die wirtschaftlichen Verhältnisse sowie die enge Verbindung zwischen Mutter und Tochter zu beschreiben.
Die Beziehung zum Vater dagegen erweist sich als kompliziert.

Mit einer schönen Sprache und nahezu bildhaft führt Haulsey den Leser durch Mays Kindheit und Jugend, die auch geprägt durch Schicksalsschläge wird.
Wir lernen eine junge und sehr kluge Frau kennen, die an den Barrieren, die sich ihr in den Weg stellen, eher zu wachsen scheint.
Sowohl die persönlichen Einschläge in ihrem Leben als auch die politischen Umstände hindern sie nicht daran, ihren Weg unerbittlich zu verfolgen.
Dabei steht allerdings nicht der "Karrieregedanke" im Vordergrund, sondern in erster Linie die Menschen, für die sie Verantwortung fühlt, und die sie oftmals nicht einmal bezahlen können.
Ihr Privatleben stellt sie immer mehr in den Hintergrund...

"Der Engel von Harlem" ist ein sehr beeindruckendes Buch, dem sehr ausführliche Recherchen zu Grunde liegen.
Es ist das Portrait einer Frau, die wohl als erste farbige Ärztin in New York bekannt wurde, den Menschen aber durch ihre Taten, ihr selbstloses Handeln und ihrer Liebe zu Mensch und Beruf im Gedächtnis blieb.
Schließlich wurde May Edward Chinn eine der führenden Spezialistinnen auf dem Gebiet der Krebsfrüherkennung, bevor sie 1980 fast mittellos verstarb.

Kuwana Haulsey hat mich mit der Biographie dieser starken Frau sehr gefesselt.Sie hat es nicht nur geschafft, mir die Persönlichkeit von May Chinn nahe zu bringen, sondern auch perfekt die Zeit "eingefangen", in der sich die Geschehnisse abspielen.
Ein ganz besonderes Buch...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2011
Sterblich / Henning Juul Bd.1
Enger, Thomas

Sterblich / Henning Juul Bd.1


sehr gut

4,5 Sterne für Henning Juul


Eine Studentin wird grausam hingerichtet.
Sie war schön, begabt und äußerst beliebt, vor allen Dingen beim männlichen Geschlecht.
Und sie war mit einem Pakistaner liiert, so dass die Polizei aufgrund gewisser Tatumstände einen Ehrenmord vermutet.

Auch Henning Juul ist an der Geschichte dran.
Als Journalist einer Internet-Zeitung recherchiert er in diesem Mordfall, der für ihn gleichzeitig den Wiedereinstieg ins Berufsleben bedeutet.
Zwei Jahre zuvor musste er einen schweren Schicksalsschlag verkraften, dessen Spuren ihn bis heute verfolgen...
Henning zweifelt an der Ehrenmord-Theorie und stellt auf eigene Faust Nachforschungen an.
Schon bald ist er der Polizei um Längen voraus....

Schon der Untertitel "Ein Henning-Juul-Roman" auf dem Cover lässt vermuten, dass der norwegische Schriftsteller Thomas Enger mit seinem Erstling "Sterblich" gleichzeitig auch den ersten Teil einer Serie vorlegt.
Während der Lektüre verstärkt sich der Verdacht, verwendet der Autor doch viel Energie, seiner Hauptfigur Henning Juul ein Gesicht zu geben.
Mit Erfolg, kann ich nur sagen, denn selten ist mir ein Protagonist in einem Thriller so nahe gekommen wie Juul in "Sterblich".
Enger zeichnet hier einen Charakter mit allen Höhen und Tiefen des Menschseins, eine Figur, die sich aus dem Schatten ans Licht zurückkämpft und den Leser dabei zuweilen mit einem trockenen Humor überrascht.

Hinzu kommt eine schöne Sprache, fast schon an manchen Stellen poetisch, eher ungewöhnlich für eine spannende Lektüre.
Der Autor scheint die Melancholie, die seinen Protagonisten umgibt, förmlich einzufangen.

Diese Sprache war es auch, die mich zunächst an das Geschriebene fesselte, gar nicht mal die Geschichte selbst.
Engers Stil wirkt eher ruhig und bedächtig. Und mit dieser Ruhe setzt er dann, ganz unverhofft, seinen Lesern immer wieder neue und überraschende Fakten vor die Nase.
Die Aufmerksamkeit wird geschärft, und die Spannung steigt mit dem Fortschreiten der Geschichte.
Nach und nach, Schritt für Schritt erkennen wir den genialen Plot...
Ich konnte das Buch letztendlich kaum mehr aus der Hand legen.

Thomas Enger hat eine ganz besondere, ganz eigene Art zu schreiben, die mir sehr gut gefallen hat.
Mit seinem Roman "Sterblich" präsentiert er eine ungewöhnliche, aber gut aufgebaute Story, die mich stark beeindruckt hat.
Bleibt zu hoffen, dass die Folgeromane nicht lange auf sich warten lassen...

6 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2011
Der Augensammler
Fitzek, Sebastian

Der Augensammler


ausgezeichnet

Er tötet die Mütter und stiehlt ihre Kinder.
Er setzt ein Ultimatum: werden die Kinder nicht innerhalb von 45 Stunden gefunden, tötet er sie....und schneidet ihnen das linke Auge heraus.
Man nennt ihn den Augensammler....

Ex-Polizist Alexander Zorbach macht sich auf die Jagd nach dem Killer, der mit der Entführung des kleinen Tobias ganz Berlin in Atem hält.
Eigentlich steht ihm, selbst Vater eines Sohnes, nur die Rettung des Kindes im Sinn.
Doch stellt sich bald heraus, dass es auch seine eigene Haut ist, die er retten muss.
Denn plötzlich deutet alles auf ihn selbst als Täter hin...und so wird auch Alex zum Gejagten!

Welches Spiel spielt er, der Augensammler?

Und kann das blinde Medium Alina Licht ins Dunkel bringen?

Eigentlich wollte ich ursprünglich Sebastian Fitzeks aktuelles Buch
"Der Augenjäger" lesen.
Freundlicherweise weist der Autor aber im Vorwort darauf hin, dass es sich bei seinen beiden "Augenbüchern" zwar um voneinander unabhängige Geschichten handelt, man sich aber möglicherweise der Spannung des ersten Romanes "Der Augensammler" beraubt, liest man denn den Augenjäger zuerst....
Das geht natürlich gar nicht!
Also gut, dann eben der Reihe nach (wie ich es auch eigentlich vorziehe...)

Ich habe meine Entscheidung nicht bereut.
"Der Augensammler" las sich so spannend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Die Kapitel und Seitenzahlen laufen rückwärts, sehr ungewöhnlich und erst einmal auch gewöhnungsbedürftig, später dann befand ich mich aber wie in einem Sog...
Mit dem Kleinerwerden der Seitenzahlen fühlt sich der Leser der Auflösung immer näher...
Das wiederum erhöht die Spannung noch einmal!

Die Geschichte wird aus Sicht der unterschiedlichen Protagonisten dargestellt, wobei ausschließlich Hauptfigur Alex Zorbach in der "Ich-Form" und in lockerer, teils sogar humorvoller Art erzählt.
Desweiteren kommen unter anderem das Medium Alina sowie das Opfer Tobias zu Wort, geben uns Einblick in ihre Gedanken, in ihre Seele.
Diese verschiedenen Erzählperspektiven machen vorliegende Geschichte lebendig und tragen dazu bei, ein sehr genaues Bild der Charaktere zu bekommen.

Die Geschichte selbst ist genial aufgebaut und lässt - von Anfang bis Ende- absolut keine einzige Frage offen.
Die Verwendung eines "Mediums" mag für den eher nüchternen Leser befremdlich und unglaubwürdig sein.
Ich aber gehöre zu den Menschen, die denken, dass es "Nichts gibt, das es nicht gibt".

Fitzek legt ein rasantes Tempo vor, führt seine Leser von einem Schauplatz zum nächsten, lässt sie an der Doppel-Jagd teilnehmen.
Bis zum absolut schockierenden Ende, das für mich völlig unvorbereitet kam....

Natürlich habe ich mich gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass ich wirklich bis zum Schluss "unbedarft" blieb.
Abgesehen von seinem großartigen Erzählstil, schreibe ich dies der Sensibilität des Autors zu, der es wie wohl kaum ein anderer versteht, auch die Psyche seiner Leser mit einzubeziehen.

Hat bei mir zumindest funktioniert.....

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.