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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
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Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 450 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2022
Unsere Vogelwelt
Khil, Leander

Unsere Vogelwelt


ausgezeichnet

Das Buch bietet einen fundierten Einstieg in die Thematik Vogelwelt mit sehr guten Bildern

Warum kann man vom Frühling bis zum Herbst männliche und weibliche Enten nicht unterscheiden? Warum haben schlammbewohnende Vögel eine extrem sensible und biegsame Schnabelspitze? Welche nur 100 Gramm leichte Vogelart legt jährliche Flugstrecken von über 40000 (vierzigtausend!) Kilometern zurück? Das sind nur drei Beispiele der vielen interessanten Themen, über die der Autor in seinem sehr gelungenen Buch über die Vogelwelt schreibt.

Es ist ein gut lesbares und verständlich geschriebenes Buch. Nach einleitenden und sehr informativen Kapiteln zu den Themen Vögel beobachten und bestimmen (rund 16 Seiten), Wald, Park und Garten (rund 30 Seiten) nimmt der Autor die Vogelwelt in folgenden Themen genauer unter die Lupe: Vögel in den Alpen (rund 24 Seiten), Vielfalt am Wasser (rund 70 Seiten), Kulturfolgen (Felder statt Wald, Lebensraum Stadt oder vom Menschen eingeführt u. a., rund 40 Seiten) und „im Konflikt mit dem Menschen“ (gute und böse Vögel, Rabenschwarz, das Comeback der Greifvögel, rund 30 Seiten).

Die Kapitel beginnen meist mit ein bis zwei Seiten Text, der einen Überblick zum Thema gibt und über Besonderheiten informiert. Es gibt immer wieder Übersichten, z. B. auf vier Seiten Erklärungen zu Fachbegriffen oder „Virtuosen im Wald“, die Bilder dieser Vögel zeigen, Beobachtungstipps (z. B. Frühmorgens im Schilf). Aber wirklich interessant und hilfreich machen die zahlreichen Bilder dieses Buch! Ein Wiedehopf mit geöffnetem Schnabel, in den er eine gerade aufgepickte Larve fliegen lässt, eine Nebelkrähe, die einen großen Fisch verschlingt, ein weiblicher Stelzenläufer vertreibt im Flug einen Säbelschnäbler, junge Mehlschwalben im Zwist und natürlich „Portraitaufnahmen“ von vielen Vögeln. Zusammengefasst sind die Bilder sehr informativ, überwiegend von hoher Qualität und abwechslungsreich. Mit Ausnahme von etwa 20 Aufnahmen stammen sie vom Autor selbst.

Wer also Interesse hat, Fliegendes und Zwitscherndes (z. B. im Schilfgürtel) leichter identifizieren zu können und sich mit Gewohnheiten heimischer Vögel auseinander zu setzen, bietet dieses hervorragend gemachte Buch im Harteinband einen fundierten Einstieg in die Thematik.

Bewertung vom 13.07.2022
Armenien. Kultur Natur Menschen

Armenien. Kultur Natur Menschen


ausgezeichnet

Armenien. Kultur Natur Menschen

Das Buch ist ein 452 Seiten umfassendes Nachschlagewerk über eines der ältesten Kulturländer der Welt. Das Buch, 2022 erschienen im Mitteldeutschen Verlag, berichtet umfangreich über dieses faszinierende Land in Vorderasien.

„Armenien ist auch das Land der Steine, der schroffen Gebirge und atemberaubender Naturlandschaften, obwohl es nur im Kleinen Kaukasus liegt. Spektakuläre Vulkanlandschaften, geografisch und klimatisch vielfältige Lebensräume, die berühmte Gastfreundschaft, eine erlesene Küche und die ältesten Weinkeller sind eine Reise wert.“ So schreibt der Verlag über das Buch, das der Herausgeber Siegfried Siegesmund zusammen mit 17 Experten von Universitäten, Instituten und Fachrichtungen 452 Seiten umfasst. Diese Zeilen des Verlags treffen den Inhalt des Buches sehr gut.

Es ist kein Reisehandbuch, aber durchaus ein Reisebildband, wie auf der Homepage des Verlags zu lesen ist. Das Buch ist ein umfangreicher Führer durch die Geschichte, über die Geografie des Landes, vor allem über die Geologie und gibt interessante Einblicke in Küche, Keller und das Leben der Menschen. Die Kapitel sind zweisprachig, deutsch und englisch, wobei sich die sprachliche Reihenfolge je Kapitel abwechselt. Jener Teil der beginnenden Sprache scheint mir textlich immer etwas ausführlicher. Von neun Kapiteln beginnen fünf in englischer Sprache. Diese sind also meinem Gefühl nach ausführlicher als deutsche Übersetzungen. Aber sie sind jedenfalls ausreichend informativ.

Das Bildmaterial reicht von historischen Aufnahmen über Karten und Zeichnungen bis zu aktuellen Aufnahmen. Es werden sowohl großformatige, seitenfüllende Bilder gezeigt wie auch viele kleine und kleinere Abbildungen, die das Geschriebene im Detail dokumentieren. Viele Bilder dürften vom Herausgeber stammen, der in seinem Vorwort über seine Exkursionen in dieses Land bereits als Student berichtet. Alle Bilder sind ebenfalls zweisprachig beschriftet.

Manche Kapitel habe ich genauer gelesen, andere wieder, weil sie sehr wissenschaftlich gehalten sind, nur überflogen. Kultur- oder Baugeschichte, Vulkanismus oder frühchristliche Kirchen in oder an Felsen gebaut, Küche, Keller, Gesellschaft, Vegetation - ich denke, jeder an diesem Land Interessierte wird sich seine Kapitel darin finden.

„Armenien – das Land, welches sogar den Marillen Melodien entlockt“ behandelt die Themen Essen, Tanzen, Trinken und Musizieren. Das Kapitel „vom Ursprung des Weines“ berichtet unter anderem über die bis heute ältesten bekannten Weinkellereien der Welt. „Die Geologie Armeniens“ beleuchtet driftende Kontinente, Erdbeben, Vulkanismus, Landschaftsformen und Bodenschätze. Dem Kapitel „Vorgeschichte und Frühgeschichte“ folgen Beiträge über „eine gefährdete Kultur zwischen Mächten und Religionen“ (Kulturgeschichte) und „Architektur in Armenien von der frühen Menschheitsgeschichte bis zur Gegenwart“. Interessant sind die Baustoffe des Landes wie Basalt und Tuffgesteine, die im Kapitel „Tuff-Werksteine in der historischen Architektur Armeniens“ behandelt werden und darauffolgend geht es um „die Restauration der historischen Baudenkmäler“. „Flora und Vegetation“ bietet einen Einblick in beide Themen in diesem hochgelegenen Land.

Am Ende des Buches werden alle Autoren und Autorinnen kurz beschrieben und es findet sich ein ganzseitiger Hinweis auf das Buch „Armenien. Land am Ararat. Kulturelle Reisebegleitung.“, das ebenfalls im Mitteldeutschen Verlag als dritte aktualisierte Auflage erschienen ist.

Bewertung vom 13.05.2022
Berghütten
Simon, Daniel;Herb, Armin

Berghütten


sehr gut

20 unterschiedliche Touren, weit verstreut in den Ostalpen

20 Touren in der Ostschweiz (3), Vorarlberg (1), Nordtirol (4), Osttirol (1), Salzburg (3) , Bayern (3), Südtirol (3) und im Trentino (2) haben die beiden Autoren in Beschreibungen und Bildern in diesem Buch dokumentiert.

In der Einleitung fehlt zwar in der Aufzählung der beschriebenen Touren das Salzburger Land, aber sie macht Lust auf genussvolle Touren und kulinarische Hüttenerlebnisse, auf prachtvolle Bergblicke und „glückliche Kühe“ (Zitat). Die Packliste für Tagestouren ist für noch nicht so erfahrene Mountainbiker sicherlich sehr hilfreich. Wenngleich sich aus eigener Erfahrung nicht alle an die von den beiden Autoren empfohlenen Verhaltenstipps für Mountainbiker im Gebirge halten, finde ich diese in einem Kasten hervorgehobenen Hinweise sehr gut.

Die Beschreibungen der einzelnen Touren sind so ausreichend, dass sich jeder Interessierte ein gutes Bild davon machen kann. Die Autoren verschweigen nicht, wenn es wo steil wird, zum Tragen des Rades kommt oder nur auf Schotter dahingeht. Dazu gibt es Höhenmeterprofile mit Angaben über Streckenlänge, Höhendifferenz, Schwierigkeitsgrad, Fahrzeiten mit MTB und mit E-MTB sowie detaillierte Angaben der Asphalt-, Radweg-, Schotter-, Waldweg- und Trail-Längen innerhalb einer Tour. Eine Orientierungskarte (Ausschnitte aus Karten) geben einen Überblick. Abgerundet werden diese Angaben durch einen ganzseitigen Infoblock mit den beschriebenen Hütten, über die „Bike-Region“, den Tour Charakter, Tourstartpunkt, Varianten, weitere Einkehrtipps, Bike-Verleihmöglichkeiten, geführte Touren, Bike-Hotels, empfohlene Landkarten und Touristeninformations-Adresse.

Die Bilder ergänzen recht anschaulich das Geschriebene, zeigen Ausblicke, Wegbeschaffenheit, Hütten und Landschaft. Die Bilder sind durchwegs von guter bis sehr guter Qualität. Am Ende des Buches findet sich ein Hinweis, wo man die GPS-Daten für die Touren herunterladen kann.

Manchmal äußern die Autoren leise Kritik an Mountainbike-Fahrverboten oder über zu wenige Strecken, wie beispielsweise bei der Tour am Rande des Berchtesgadener Nationalparks. Das ist eben ihre Sichtweise, Wanderer, Grundbesitzer und Naturschützer werden es wohl anders sehen. Aber ansonsten sind die Texte sehr neutral und nicht fanatisch gehalten. Mir persönlich gefällt es nicht so, wenn ich sehe, wie da über Wurzelstock-Waldböden geradelt wird oder auf schmalen Wanderwegen um Felsblöcke herum mit dem unvermuteten Auftauchen eines Radfahrers zu rechnen ist. Bei einem Bild bei der Singletrailtour Stafelalp in Davos musste ich schmunzeln: Es zeigt einen steil ansteigenden, unterhalb eines Grads entlang verlaufenden schmalen Wanderweg, an dem sich die Biker „oben“ anstellen und warten müssen, bis „unten“ quasi der „Auslauf“ frei wird. Wanderer kämen ohne Probleme aneinander vorbei. Das sind dann die „Trails“, von denen die beiden Autoren im Buch schwärmen.

Bewertung vom 08.05.2022
Der Perchtweg
Limpöck, Rainer

Der Perchtweg


sehr gut

Eine Wanderwegbeschreibung aus der Sicht eines Schamanen mit Besichtigungsvorschlägen

Das 10,5 × 14,8 × 4 cm Format mit 88 Seiten passt sicherlich in jede Tasche und bietet eine Orientierung bei einer rund 59 Kilometer langen Wanderung rund um den Untersbergstock, einen Gebirgsstock, der sich zu einem Teil im deutschen Berchtesgadner Land und zum anderen Teil im österreichischen Salzburger Land erhebt.

Der Autor, der sich seit Jahrzehnten als Alpenschamane mit dem Untersberg und seinen Phänomen beschäftigt, bietet eine Wanderung in drei Etappen an, die man in drei bis sieben Tagen unternehmen kann. Sie führt am Fuß des Berges entlang zu Kult- und Kraftplätzen, Quellen und Kirchen. Limpöck zitiert Konfuzius mit dem Satz „Der Weg ist das Ziel“ und so liest sich auch das Buch. Limpöck weist immer wieder an Orten darauf hin, dass der Wanderer – Limpöck nennt ihn Pilger - sich zum Verweilen Zeit nehmen soll. Er gibt in einem einleitenden Kapitel Hinweise, was man beim Verweilen tun könnte: Steinwesen kontaktieren, Steinmandln setzen, Steinkreise besuchen, durch Spaltfelsen schlupfen, den Quellen und Bächen zuhören, Bäume umarmen und Höhlengeister kontaktieren.

Die einzelnen Wegabschnitte sind übersichtlich und ausreichend beschrieben, eine gute Wanderkarte sollte dennoch mitgeführt werden. Eingangs der Kapitel werden Varianten, ungefähre Gehzeit, Länge der Etappe, Höhenmeter und Stationen, die man besuchen sollte, aufgezählt. Es gibt jeweils eine grobe Übersichtskarte und am Kapitelende Einkehr- und Übernachtungshinweise. Limpöck spart nicht mit Hinweisen, wo man vorsichtig sein sollte oder besser nicht geht, wo man vor Betreten eines Grundstücks den Besitzer fragen sollte, wo man ein besonderes Naturerlebnis genießen kann, was man besichtigen kann und beschreibt die Wegbeschaffenheit.

Es sind aufgrund der Kleinheit des Büchleins nicht umfangreiche Informationen, doch ausreichend und Limpöck verweist auf seine Bücher, wo man nachlesen kann.

Bewertung vom 07.09.2021
Die Villen vom Ausseerland
Arnbom, Marie-Theres

Die Villen vom Ausseerland


ausgezeichnet

Interessante jüdische Familiengeschichten im Zusammenhang mit Hausgeschichten

Viel treffender als Titel für dieses Buch wäre sein Untertitel – wenn Häuser Geschichten erzählen. Wobei nicht die Geschichten der Häuser das Buch so spannend machen, sondern die Geschichten ihrer Bewohner. Die Autorin schreibt dazu in ihrem Vorwort „Das Ausseerland ist geprägt von starken Frauen: frühe Frauenrechtlerinnen und Schriftstellerinnen, Studentinnen und Schauspielerinnen, Salondamen und Reformpädagoginnen. Sie alle zeigen eines: Sommerfrische ist weiblich“.

Es sind also Lebensgeschichten von überwiegend Frauen, die entweder ihre Sommerfrische im Ausseerland verbracht hatten oder dort wohnten. Arnbom belebt diese Erzählungen mit zeitgenössischen Zeitungszitaten und mit vielen wirklich interessanten historischen Bildern, die ihr aus privaten Archiven zur Verfügung gestellt wurden.
Manche Frauennamen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Eine dieser Personen ist Eugenie Schwarzwald, eine große Pädagogin, die dem autoritären Schulsystem um 1900 eine völlig neue Schul-„Erziehung zum Glück“ gegenüberstellt. In den Sommern bot sie mit ihrem „Erholungsheim Seeblick“ am Grundlsee die Möglichkeit der Sommerfrische für „schaffende, strebende und strebernde Kapazitäten“ – ein intellektueller Treffpunkt im Ausseerland. Geführt wurde der Seeblick von Marie Stiasny, die eine unersetzbare Seele und ein guter Geist des Hauses war. Beide Biografien, jene von Eugenie Schwarzwald und Marie Stiasny stellen zwei faszinierende Beiträge von modern denkenden Frauen zwischen 1900 und 1938 dar. Sie geben, wie viele andere Beiträge in diesem Buch, einen Einblick in die friedliche Gesellschaft und glückliche Zeit der Sommerfrische im Ausseerland vor dem grausamen und alles zerstörenden Hitler-Regimes.

Die Geschichten dieser Personen und ihrer Familien fließen in die Geschichten ihrer Häuser ein. Ein Beispiel wäre der Kais. Rat Dr. Josef Schreiber (* 1835; † 1908 in Bad Aussee), Obmann der Kurärztevereinigung und Ehrenbürger von Bad Aussee. Zunächst errichtete er eine Villa in Aussee, wo er wenige Meter von seiner Villa entfernt ein Sanatorium bauen ließ und neben seiner Villa später auch noch die „Cur- und Wasserheilanstalt Alpenheim“. Seine Frau Clara war eine frühe Frauenrechtlerin, seine Töchter Adele Schriftstellerin, Ida betrieb in Wien ein Sanatorium und Lilli, verh. Baitz, war eine gefeierte Schaufenster-Designerin, die vor allem mit Motiven aus ihren Kindheitserinnerungen im Ausseerland und aus Märchen bis nach Amerika bekannt wurde.

Viele der Häuser und Villen, über die Arnbom in ihrem Buch schreibt, existieren heute nicht mehr, manche bestehen noch fast im Original, andere wurden umgebaut oder es stehen noch Teile von ihnen. Das Buch ist eine geschichtliche Fundgrube und Spurensuche in einer Ecke Österreichs, die auch als der geistige Geburtsort der Salzburger Festspiele gilt. Marie-Theres Arnbom schildert in angenehm politisch-geschichtlich neutral gehaltenen Beschreibungen Haus- und überwiegend jüdische Familiengeschichten. Ein empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 27.05.2021
100 x Österreich
Spera, Danielle

100 x Österreich


ausgezeichnet

Vielseitige interessante Geschichten: Ohne Juden wäre Wien nicht das heutige Wien geworden

Über 250 Seiten geballte Geschichte und Information über das Judentum in Österreich, vor allem in Wien. In den 1920er-Jahren lebten 1,9 Menschen in Wien, wovon mehr als 200 000 Juden waren. Die drittgrößte jüdische Gemeinschaft in Europa hatte sich in der Gesellschaft etabliert. In vielen Bereichen wie in der Medizin, als Rechtsanwälte, in Forschung, Wirtschaft und sehr stark in der Kunst und Kultur, prägten diesen Menschen die Stadt Wien, ihre Geschichte und Kultur – in fast jedem Kapitel erfährt der Leser von Bauten, wissenschaftlichen Entdeckungen, Kunstwerken, Musikstücken, Filme u. a., der Schöpfer dem Judentum angehörten. Wien ohne Juden wäre heute wohl nur die halbe Stadt.

Die Autorin führt den Leser in den ersten Kapiteln in die Geschichte der Juden in Wien ein. Geliebt und gehasst, als Geldgeber für Kaiser geholt, von der Wiener Neidgesellschaft verjagt oder in isoliert, durch ihre Salonkultur Wien im 19. Jahrhundert zur Weltstadt gemacht und vieles mehr. Immer wieder gibt es Kapitel, die den Leser mit der Kultur und der Religion dieses Volkes vertraut machen, immer in Verbindung mit Österreich, meist mit Wien, so beispielsweise über Mikwaot, Orte der spirituellen Reinigung (Bäder). Eigentlich müsste ich hier zumindest 50 bis 60 Themen anführen, um die Vielfalt der Beiträge zu illustrieren, belasse es aber mit Beispielen wie den Geschichten der Familien Rothschild und Ephrussi, die Entstehung der Wiener Kaufhäuser, der Ottakringer Brauerei oder des Wiener Prater durch jüdische Geschäftsleute, über jüdischen Humor und Hollywood-Größen, die Wiener Cafés und die Salzburger Festspiele, gegründet durch Hugo von Hofmannsthal, das Jüdische Museum, die Tante Jolesch oder Jiddisch im Wienerischen von Arik Brauer (Beisl, Haberer …).

In sehr sachlicher und emotionsfreier Art erwähnt Spera die schäbige Haltung Wien gegenüber Juden zu allen Zeiten. So sollte etwa der Besitzer einer Villa, der 1938 fliehen musste, der Stadt Wien die Grundsteuer bis 1945 nachzahlen, dann bekäme er seinen Besitz wieder zurück. Der Besitzer jedoch schenkte die Villa dem Staat Israel, der darin seine Botschaft in Wien einrichtete.

Das Wiener Fiakerlied geht auf Gustav Pick zurück, Fritz Löhner-Beda schrieb die Texte zu viele Operetten wie beispielsweise „Das Land des Lächelns“ oder Schlager wie „In der Bar zum Krokodil“. Mehr als dreitausend jüdische Kinder konnten zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft durch Kindertransporte in europäische Länder gerettet werden – ein berührendes Beispiel zeigt die Autorin anhand der Schachtel für Lilly Bial, gefüllt mit deren Lieblingsgegenständen. Lilly Bial überlebte in Großbritannien.

Jedes Kapitel umfasst in der Regel zwei Seiten und ein Bild, manchmal auch etwas länger. Grundlegende Begriffe im Judentum werden am Ende des Buches erklärt, gefolgt von einem umfangreichen Literaturverzeichnis und Namensregister. Ein Buch, das den Leser bewegt, gleichzeitig informiert über Vergangenes und Gegenwärtiges. Ich finde, es bietet einen ausgezeichneten Einblick in das Judentum, wenngleich natürlich Danielle Spera anfangs schrieb, dass die 100 Themen von ihr subjektiv ausgewählt wurden (und wohl noch um 100 ergänzt werden könnten).

Bewertung vom 27.05.2021
Wiener Parkgeschichten
Hlavac, Christian

Wiener Parkgeschichten


sehr gut

Viel Geschichte über mehr und weniger bekannte Parks mit etlichen historischen Aufnahmen

25 Wiener Parkanlagen werden vom Gartenkunstexperten Hlavac näher beschrieben. Hlavac zitiert eingangs des Buches den bengalischen Dichter und Philosophen Rabindranath Tagore (* 1861; † 1941): „Dumme rennen; Kluge warten; Weise gehen in den Garten.“ Wenn ich nach Wien komme, besuche ich gerne Parks. So war ich an einem sonnigen Frühlingstag vor einigen Jahren im Kurpark Oberlaa, der auch in diesem Buch beschrieben wird.

Jeder Park-Artikel beginnt jeweils mit der Geschichte und endet mit der heutigen Nutzung. Dabei erfährt der Leser allerlei Unterhaltsames und Interessanten: Von weidenden Kühen in der Parkanlage des Schlosses Belvedere, wo auch Tonnen von Gemüse angebaut wurde, von einem Park, in dem ehemals ein Flugzeughangar stand, der später als Hallenbad mit Schiebetüren verwendet wurde, von einem österreichischen Kaiser, der „nebenberuflich Gärtner“ im Burggarten war, in welchen Parks sich der „Schmierfink“ Joseph Kyselak verewigte, von Klein-Venedig im Prater, dass im Donaupark der Donauturm für die Gartenschau „WIG 1964“ errichtet wurde, aber nicht rechtzeitig fertig wurde und viele andere Details. Überhaupt ist das Lesen der Park-Geschichten auch ein Gang durch die Wiener Geschichte. So erfährt der Leser beispielsweise, wie Maria Theresia in den Besitz des Schlosses Hof im Marchfeld kam.

Wertheimsteinpark und Rothschildpark in Döbling, Schloss Laudon und Umgebung in Penzing oder ein „verschwenderischer Schlosspark“ in Pötzleinsdorf sind Beispiele für vielleicht weniger bekannte Parks. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein ebenfalls langes Namensregister ergänzen dieses mit 240 Seiten und vielen Bildern, teilweise historischen Aufnahmen, abwechslungsreiche Buch. Ich kann mir vorstellen, dass sogar für Wiener noch Neues in diesem Buch zu lesen ist.

Bewertung vom 26.05.2021
Europa
Edwards-May, David

Europa


sehr gut

Praktischer Überblick ohne zu viel ins Detail zu gehen

Der Autor, David Edwards-May, ist ein international anerkannter Berater, Kartograf, Verleger und Autor für die Entwicklung von Wasserstraßen. Seine Werke sind stets sehr gut recherchiert. In diesem Fall handelt es sich um eine große beidseitig bedruckte und herausnehmbare Faltkarte, die auf der einen Seite eine Gesamtübersicht der europäischen Wasserstraßen im Maßstab 1:3,800.000 und auf der anderen Seite alle Wasserwege im zentralen Teil Europas im Maßstab 1:1,500.000 zeigt. Beide Karten geben eine eindrucksvolle Übersicht über die Vielfalt und Verbundenheit europäischer Wasserwege.

In dem Beiheft werden auf 62 Seiten mit 77 Bildern von 34 europäische Länder deren Wasserwege kurz vorgestellt. Am Beginn des Beihefts geben einige Beiträge interessante Einblicke in die aktuelle Lage zu den Themen „[Wasserwege]Politik der Europäischen Union“, „Internationale Übereinkommen“, „Historische Kanäle“, „Internationale Körperschaften“ sowie unter dem Titel „Auf großer Fahrt“ europäische Vorschriften bzgl. Bootsgröße, technische Anforderungen und internationales Befähigungszeugnis.

Bei den einzelnen Ländern variiert der Seitenumfang je nach Größe des Wasserwegenetzes. Bei Großbritannien sind es z. B. 4 ½ Seiten, die einen ausführlichen geschichtlichen Rückblick, einen Kartenausschnitt der „Birmingham Canal Navigations“ mit eingezeichneten Schleusen, eine Übersicht über Adressen regionaler Schifffahrtsbehörden, nationale Verbände und Beratungsgremien sowie Internet-Adressen von Restaurierungsvereinen und -stiftungen bieten. Eine Übersicht der Erweiterung der Klassifizierung der Wasserstraßen sowie eine Karte des europäischen Binnenwasserstraßennetzes für die Sport- und Freizeitschifffahrt beenden das Beiheft. Die Bilder zeigen häufig interessante Schleusen oder Eindrücke von Kanälen, wie beispielsweise das Titelbild. Es zeigt einen Wasserweg in Frankreich.

Interessant ist u. a. zu lesen, dass die EU seit rund 20 Jahren den Ausbau von Wasserwegen unterstützt und mittlerweile einige imposante technische Meisterwerke von Schiffshebewerken entstanden sind. Beiheft und Karten bieten eine gute Übersicht über die Möglichkeiten sich in Europa auf Wasserwegen fortzubewegen. Sie sind sicherlich eine gute Hilfe für die Auswahl von Urlauben auf europäischen Wasserstraßen. Ergänzend dazu gibt es dann detaillierte Länderwasserstraßenführer im Buchhandel.

Bewertung vom 26.05.2021
Essig natürlich vergoren
Buchart, Karin

Essig natürlich vergoren


ausgezeichnet

Sehr viel Wissenswertes und fast 100 Seiten Essigrezepte

Karin Buchart ist eine versierte Fachfrau in Belangen der traditionellen Heilkunde und beim Lesen ihrer Bücher merke ich stets, dass sie aus der Praxis berichtet und nicht nur irgendetwas abschreibt. So auch in diesem Buch über Essig. Essig an sich ist ja ein uraltes Hausmittel, das beispielsweise die römischen Legionäre zusammen mit Wasser als Erfrischungsgetränk bei sich trugen und im Mittelalter bei Pestausbrüchen zur Reinigung eingesetzt wurde.

Das mit ansprechenden Bildern von Michael Brauer und Illustrationen von Anna Frohmann bereicherte Buch bietet eine Fülle an praktischen Informationen. Buchart beginnt mit der Erklärung der verschiedenen Essigqualitäten (acht Seiten); es folgt ein Kapitel über Gärungsessig von Hand gemacht (zwölf Seiten), gesundheitliche Wirkungen von Apfelessig im Körper (zehn Seiten), Essigauszüge und Essigzubereitungen von Hand gemacht (zehn Seiten), Anwendungsmöglichkeiten von Essig (von morgendlichem Essigwasser über Sauerhonig und Inhalationsessig bis zum Essigwinkel, elf Seiten), Experimente mit Essig – z. B. Enzym- oder Rhabarber-Essig-Experiment (sechs Seiten) und schließlich fast 100 Seiten Essigrezepte (von Essigauszügen über „Shrubs“ und in Essig einlegen bis zum Reinigen und Waschen mit Essig).

Gerade bei den Rezepten finden sich die unterschiedlichsten Vorschläge, beispielsweise Bärlauchblütenessig, Gundelrebenessig als Gesichtswasser, Erdbeer-Minz-Essig, Essigschokolade, Tomaten-Zimt-Weißweinessig, Knoblauchessig, Karotten-Ingwer-Shrub, Grüntee-Essiglimonade, Posca, ein Getränk aus der griechisch-römischen Antike, Kapuzinerkresse-Kapern oder Venenwickel.

Vor allem die Vielfalt der Rezepte macht dieses praktische Buch zu einem ständigen Nachschlagewerk. Verständlich geschrieben mit allem Wissenswerten über Zubereitung und Anwendung finde ich dieses Buch ausgesprochen gut gelungen.