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anushka

Bewertungen

Insgesamt 149 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2023
Der weiße Fels
Hope, Anna

Der weiße Fels


sehr gut

Ein Roman um Kolonialismus und kulturelle Aneignung mit einem mythischen Felsen als stummen Zeugen

Ein weißer Fels vor der Küste Mexikos. Den Legenden der Wixárika nach ist er als die erste feste Form der Welt aus dem Meer gestiegen. Als stiller, stoischer Beobachter hat er zahllose menschliche Schicksale bezeugt.
Vier davon werden, einen Zeitraum von 250 Jahren umspannend, hier miteinander verknüpft. Da ist die Schriftstellerin, die sich im Jahr 2020 auf einer Reise durch Mexiko befindet, zu den heiligen Orten der Wixárika, um sich bei den Göttern zu bedanken. Jahre zuvor hatte sie um ein Kind gebeten. Dieses ist nun 3 Jahre alt und befindet sich mit ihr auf der Reise, die am Weißen Fels ihr Ende finden soll, genauso wie die Ehe der Schriftstellerin. Da ist 1969 ein Sänger, der in den USA ein gefeierter Star ist, sich aber eigentlich nach Ruhe sehnt und sich ungestört Alkohol und Drogen hingeben will. Am Weißen Fels hofft er auf irgendeine Erleuchtung. 1907 ist da ein Mädchen, eine Ureinwohnerin der Gegend von Arizona auf einem Deportationsschiff, für die der Weiße Fels die Unumkehrbarkeit ihrer Reise und ihres Schicksals als Sklavin bedeutet. Und schließlich ist da 1775 ein Marineleutnant auf dem Weg nach Nordamerika, um das Land zum Eigentum seines Königs zu erklären, doch am Weißen Fels verliert er den Verstand.
All diese Menschen stehen irgendwie am Abgrund. Die Schriftstellerin fürchtet den gesellschaftlichen Zusammenbruch am Vorabend der weltweiten Coronapandemie, der Sänger fürchtet seine Verhaftung und das Ende seiner Karriere, das Mädchen fürchtet den Tod auf den Sklavenplantagen und der Schiffsoffizier fürchtet die Eroberung Nordamerikas.

Die Geschichten scheinen, wenn überhaupt, nur lose verbunden. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass sie beispielsweise zum Thema kulturelle Aneignung klar verbunden waren. Dort segeln die einen los, das Land zu erobern, dort werden die Ureinwohner deportiert und am Ende macht man sich ihre Mythen und Legenden auch noch zu eigen, um seine eigenen kleinen Wünsche erfüllt zu bekommen. Gerade der Handlungsstrang der Schriftstellerin macht diesen Gedanken deutlich auf, inwiefern es moralisch akzeptabel ist, von den Geschichten der Wixárika und Yoeme zu profitieren. Und das trifft ja auch direkt auf das vorliegende Buch zu. Insofern lässt sich hier länger darüber nachdenken, ohne eine schnelle und einfache Lösung finden zu können. Hier gibt Anna Hope etliche Denkanregungen. Mich hat es beispielsweise dazu gebracht, stundenlang weiter zu den Yoemem und den Wixárika zu recherchieren und mit Schrecken festzustellen, dass sie auch heute noch oft auf verlorenem Posten um die Rückerlangung ihrer historischen Landgebiete kämpfen.
Stilistisch ist das Buch ungewöhnlich aufgebaut: die Geschichten werden zur Hälfte erzählt, rückschreitend in die Vergangenheit, bis schließlich der Fels selbst zu Wort kommt und die Geschichten dann wieder in der Zeit vorwärts schreitend zu Ende erzählt werden. Wer den “Wolkenatlas” von David Mitchell kennt, wird diese Erzählform wiedererkennen. Besonders gelungen fand ich auch, dass die Abbildungen zwischen den einzelnen Abschnitten den Fels immer aus einer anderen Perspektive zeigen und somit noch einmal hervorgehoben wird, dass jede und jeder ihn anders sieht.
An der ein oder anderen Stelle hätten gerade der Strang der Schriftstellerin und des Sängers noch etwas spannender sein können. Zudem fand ich die Rolle des Sängers in diesem Buch am schwierigsten einzuordnen, aber letztendlich geht es auch hier um die Ausbeutung von Ritualen, rituellen Drogen und kulturellen Eigenheiten zur eigenen Bedürfnisbefriedigung, wenn das auch deutlich abstrakter ist als in den anderen Kapiteln. Insgesamt finde ich aber, dass es der Autorin gut gelungen ist, Stimmungen einzufangen und die Geschichten plastisch zu schildern. Noch einmal intensiver wird das Buch dadurch, dass allen Geschichten zumindest ein wahrer Kern zugrunde liegt, während der Strang der Schriftstellerin sogar eng verknüpft ist mit der Autorin selbst.

Ich habe wiederholt gelesen und gehört, dass Lesende das Buch nicht mochten oder es nicht spannend fanden. Viele der Begründungen kann ich nachvollziehen. Mein Eindruck ist, dass dieses Buch stärker als andere davon lebt, was man selbst hineininterpretiert. Mich hat es berührt, inspiriert und zum Nachdenken und Nachforschen angeregt. Und so hat der Weiße Fels auch hier wieder für jeden eine ganz eigene Bedeutung.

Bewertung vom 08.03.2023
Gleißendes Licht
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


gut

Der Völkermord zwischen den Zeilen

Kaan wächst behütet in Bayern auf. Das einzige, was daran erinnert, dass er türkische Wurzeln hat, ist sein Name. Seine Mutter hat hart daran gearbeitet, sich anzupassen und Kaans Erfolg zu fördern. Sein musikalisches Talent wird früh entdeckt, als Erwachsener ist er ein bekannter Musiker und Komponist. Als seine Großmutter in hohem Alter stirbt, reist Kaan das erste Mal seit Jahren wieder in die Türkei und wird nach und nach mit der Vergangenheit seiner armenisch-türkischen Familie konfrontiert, in der das Trauma des Völkermords am armenischen Volk noch spürbar ist.

Ich hatte mir so viel von diesem Buch versprochen und hatte mir schon vorab Formulierungen zurecht gelegt wie "meisterhaft und feinsinnig komponiert", was natürlich einerseits klug und literarisch klingen sollte und andererseits zeigen sollte, dass auch ich auf den Komponistenhintergrund des Autors anspielen kann. Leider kam es dann etwas anders. Das Buch beginnt zwar mit einer schockierenden Szene im frühen 20. Jahrhundert, aber dann wechselt es in die 1990er Jahre und wir begleiten das egozentrische, unsympathische Musikgenie recht lange dabei, wie er erst die Liebe seines Lebens aufreißt und sie dann über Jahre hinweg heruntermacht. Wenn es nicht im Klappentext stünde, wäre ich selbst nicht unbedingt auf das Thema Transgenerationale Weitergabe von Traumata gekommen. Mein Eindruck wäre, dass Kaan eigentlich zu wenig Zeit mit seiner armenischen Großmutter verbracht hat, um durch Sozialisierung solche Dinge weitergegeben bekommen zu haben. Aber die Symptome, die sich dafür in der Literatur und verschiedenen Berichten finden, sind so unspezifisch, dass auch Kaans Probleme darunter fallen könnten. Ansonsten ist Kaan als Protagonist einfach nur umsympathisch, selbstabsorbiert, selbstverliebt und unreif.

Das Buch kommt sehr künstlerisch und verkopft daher, sodass man vieles über den Völkermord nur zwischen den Zeilen erzählt bekommt. Hauptsächlich dreht sich das Buch um den umsypathischen Protagonisten, ohne dass dieser jedoch seine möglichen Probleme reflektiert. Es werden Situationen geschildert, ohne dass sie eingeordnet werden (können) und teilweise driftet die Geschichte sogar ins Mystische ab. Die Geschichte selbst ist sehr fragmentiert und springt zwischen verschiedenen Zeiten und Perspektiven hin und her. Dies war mitunter verwirrend und es war schwierig, die verschiedenen Teile der Geschichte zu einem zusammenhängenden Ganzen zu verknüpfen. Der Schreibstil ist recht poetisch mit Verweisen auf die Musik, dies verleiht dem Buch eine gewisse Schönheit, aber es führt auch dazu, dass man sich beim Lesen von der Brutalität der Ereignisse entfremdet fühlt.

Ich möchte dem Autor gar nicht seine autobiographischen Bezüge absprechen oder abwerten. Aber ich kann unzufrieden mit diesem Buch sein. Ich habe es in die Hand genommen mit dem Ziel mich von der schrecklichen Geschichte vieler Menschen berühren zu lassen und mehr über diesen Völkermord zu lernen. Doch beides hat dieses Buch bei mir verfehlt. Insgesamt ist das Buch in seinem Stil künstlerisch, aber aufgrund seiner Fragmentierung und seines unsympathischen Protagonisten war es für mich schwer zugänglich. Es ist sicherlich ein wichtiges Werk, das den Völkermord an den Armeniern auf eine neue und kreative Weise behandelt, aber es ist nicht unbedingt für jeden Leser oder jede Leserin geeignet.

Bewertung vom 08.03.2023
Sibir
Janesch, Sabrina

Sibir


gut

Wenig sibirische Gefangenschaft, viel deutsche ländliche Einöde

1945: Nachdem die Familie über Generationen in Galizien gelebt hat, wurden die Ambachers 1939 zunächst von den Nazis ins Wartheland umgesiedelt. Nun, nach Ende des Krieges, werden der 10-jährige Josef Ambacher, sein kleiner Bruder, seine Mutter, Tante und Großeltern nach Sibirien deportiert. Auf dem Weg stirbt bereits sein kleiner Bruder und das wird nicht der einzige Verlust bleiben. Die Ambachers sind nur einige der Zivilverschleppten.

1990: Leila stromert mit ihrem Freund Arnold durch das niedersächsische Örtchen Mühlheide und die umliegende Natur. Fasziniert lauscht sie immer wieder den Geschichten ihres Vaters aus seiner Kindheit und merkt dabei immer wieder deutlich, dass sie anders sind als viele der Mühlheidener. Als 1990 mit dem Ende der Sowjetunion viele Russlanddeutsche, die Neuankömmlinge, nach Mühlheide verschlagen werden, ist Josef Ambacher ihr Anker und Leila muss sich neben dem Erwachsenwerden auch damit auseinandersetzen, was diese Menschen, aber auch ihr Vater, in der Vergangenheit erlebt haben und wie sie alle versuchen, neue Wurzeln zu schlagen.

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut und ich hatte große Erwartungen. Generell finde ich die Idee gut, zwei Kindheiten zu unterschiedlichen Zeiten parallel laufen zu lassen, um die völlig verschiedenen Lebensbedingungen darzustellen. Josef, der in der kasachischen Steppe wortwörtlich mit seiner Familie ums Überleben kämpft vs. Leila, die in Mühlheide gut versorgt ist, aber als Kind von Russlanddeutschen eben doch immer wieder ausgegrenzt wird. Letztlich lebt in ihr das Erbe von Josefs Kindheitserfahrungen weiter. Trotzdem war mir das zu wenig. Die Verbindungen waren mir zu schwach verknüpft, dafür wurden für meinen Geschmack unnötig lang viele von Leilas mitunter recht trivialen Erlebnissen ausgewalzt. Die Perspektive wechselte regelmäßig zurück zu Josef in Sibirien, jedoch stand der Umfang der beiden Handlungsstränge in keinem ausgeglichenen Verhältnis. Die Szenen aus Sibirien waren mir zu kurz und immer, wenn es hier spannend wurde, wechselte die Handlung zurück in das gemächliche Mühlheide. Da ich bislang so wenig wusste über die Zivilverschleppung, hätte ich gern deutlich mehr darüber erfahren. Auch hätten die Erfahrungen der Familie Ambacher in Sibirien insgesamt deutlicher beleuchtet werden können. Mitunter bekam ich den Eindruck, für Josef war es weniger traumatisierend und mehr ein großes Abenteuer, obwohl eigentlich überall Mangel herrschte. Auch konnte ich mit zu wenig Hintergrundwissen, das in dem Buch auch nicht vermittelt wurde, die Handlung nicht gut einordnen. Glücklicherweise bin ich während des Lesens dieses Buches auf eine TV-Dokumentation über Zivilverschleppte gestoßen, die mir erst einmal deutlich gemacht hat, dass die Ambachers wohl zu Adenauers Rückgeführten gehört haben müssen, während viele andere erst 1990 aus der Gefangenschaft entlassen wurden in ein Land, dem sie zwar des Passes zufolge angehörten, das aber schon ihre Vorfahren gar nicht mehr kannten, weil seit Jahrhunderten in Polen, Russland oder der Ukraine siedelten. Erst mit diesem Zusatzwissen wurde auch vieles aus dem Mühlheide-Handlungsstrang nachvollziehbarer. Insgesamt war ich von diesem Buch also eher enttäuscht und hätte mir mehr Sibirien und weniger deutsche ländliche Einöde erhofft. Auch wenn hier wichtige und bislang wenig thematisierte historische Ereignisse beleuchtet werden, konnte mich das Buch emotional leider nur wenig erreichen. Nebenstränge wie die zu einem alten SS-Offizier oder lebenslang gehegte Schuldgefühle konnten weder die Spannung noch meine emotionale Beteiligung am Geschehen retten. Ich bleibe trotz einiger Denkanstöße insgesamt eher verwirrt und unzufrieden zurück.

Bewertung vom 26.01.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


ausgezeichnet

Familiengeschichte, anhand derer die Geschichte der Ukraine begreifbar wird

Als Russland im Jahr 2014 die Krim annektiert und die Seperatisten im Osten der Ukraine unterstützt, gerät bei Vika etwas ins Wanken. Als Jugendliche mit ihrer Mutter zusammen in die USA ausgewandert, entwickelt sich jetzt ein dringendes Bedürfnis, ihr Heimatland besser kennenzulernen und die Situation zu verstehen. Da hilft es nicht gerade, dass sie sich mit ihrem Onkel überwirft, der auf der russischen Seite steht. Und dann stößt sie bei ihrer Suche nach der eigenen Geschichte auf den Namen Nikodim, ein Großonkel, der in den 1930ern verschwand und über den in der Familie nicht gesprochen wird seitdem.

"Wir sind der Hinterhof eines Landes, das sich immer noch für ein Kaiserreich hält. bis Russland von seinen imperialistischen Ansprüchen ablässt, werden wir hin- und hergerissen werden." (S. 314)

Victoria Belim, im Ukrainischen auch Vika genannt, erzählt ihre Familiengeschichte auf charmante Art. Natürlich sind die Themen mitunter sehr ernst. Zu Beginn entzweit sie sich mit ihrem Onkel, ist völlig schockiert von dessen Ansichten und Einstellungen zu diesem Krieg. Und dabei handelt es sich gar nicht um den aktuellen russischen Angriffskrieg, denn zu diesem Zeitpunkt war das Buch bereits fertig. Dennoch wirkt alles prophetisch, denn die Risse, die durch Vikas Familie gehen, dürften seit fast einem Jahr durch noch mehr Familien gehen. Doch nicht nur die Krim-Krise wirft einen Schatten auf die Familie. Je mehr Vika in die Vergangenheit ihrer Familie vordringt, desto deutlicher wird, dass jede Generation, die sie noch kennengelernt hat, Kriege oder politische Konflikte miterlebt hat. Nicht selten haben sich Familienmitglieder auch aufgelehnt gegen die jeweiligen Besatzer. Eine zentrale Rolle spielte dabei das Hahnenhaus, das durch zwei rote Sirenen flankiert wird und in dem Nikodim verschwand und nie mehr zurückkehrte. Und auch später machten Familienangehörige mit dem Haus Bekanntschaft, sodass bis in die heutige Zeit in der Familie Angst vor diesem Haus herrscht.
Und dennoch hat die Geschichte viele charmante oder sogar skurrile Momente. Vika gibt ihre Suche nach Nikodim zwischenzeitlich sogar auf, als sie nicht weiterkommt. Dann konzentriert sich die Erzählung auf ihre Reisen durch die Ukraine und mitunter skurrile Fahrten über das Land zusammen mit ihrer eher mürrischen Großmutter. Dabei lernt man ein Land kennen, in dem die Menschen gastfreundlich gegenüber Fremden sind, jeder irgendwen kennt, der hilfreich sein könnte oder überraschende Familienbande auftauchen. Die Autorin nimmt uns mit in eine spannende Kultur, zeigt Bräuche und kulturelles Erbe und streut immer wieder auch historische Entwicklungen mit ein.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass die Geschichte der Ukraine keine einfache ist, dass die Beziehung zu Russland in der Vergangenheit komplex und zwiespältig war und dass noch viele Einflüsse der Sowjetunion im Alltag und in den Köpfen der Menschen zum Zeitpunkt des Buches vorhanden sind. Aber vor allem wird deutlich, dass die Ukrainer in den letzten 100 Jahren und darüber hinaus viel Leid von ihrem Nachbarn erfahren haben und oft, teilweise unter hohen Verlusten, um ihre Souveränität und Identität kämpfen mussten. Leider scheint sich die Geschichte nun zu wiederholen.
Auch wenn das Buch, das die Familiengeschichte der Autorin erzählt, dementsprechend nicht immer einer herkömmlichen Dramaturgie folgt und dadurch einige ruhigere Passagen enthält, habe ich doch einen wertvollen und lehrreichen Einblick in eine kulturelle Identität erhalten, zu der ich dringend Zugang brauchte, um die aktuellen weltpolitischen Ereignisse besser zu verstehen. Das ist der Autorin meiner Meinung nach mit diesem Buch sehr gut und auf sehr menschliche Weise gelungen.

Bewertung vom 27.12.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Ein aufwühlender Roman über die Diskriminierung der Sámi

Elsa ist Sámi und 9 Jahre alt, als sie den Mord an ihrem Rentier beobachtet. Völlig verängstigt schweigt sie über das, was sie gesehen hat. So wird dieser Vorfall zu den anderen Anzeigen gelegt und von der Polizei ignoriert. Das Rentier gilt ab diesem Zeitpunkt als gestohlen. Jahrelang lebt Elsa in Angst und beobachtet auch bei den erwachsenen Sámi Angst und Frustration, ob der wiederholten Diskriminierungen durch die schwedischen Mitmenschen und die staatlichen Einrichtungen. Als sie älter wird und die Rentierherden immer stärker bedroht sind, findet Elsa den Mut, ihre Stimme zu erheben. Doch damit bringt sie nicht nur die schwedischen Dorfbewohner und -bewohnerinnen gegen sich auf ...

Dieses Buch hat mich absolut gefesselt und unfassbar wütend gemacht. Es rückt ein Thema ins Zentrum, dessen wir uns in Zentraleuropa gar nicht so bewusst sind. Wir kennen die Geschichten der First Nations beispielsweise in Kanada aus der Presse. Aber dass auch in Europa indigene Urvölker sehr lange unterdrückt wurden und immer noch werden ist vielen sicherlich nicht bewusst. Eindringlich erzählt die Geschichte vom rauen Leben der Sámi, die vor allem von der Rentierzucht leben. Dass die Herden besonderem Schutz unterliegen und das auch mit Einschränkungen für die anderen Dorfbewohner:innen einhergeht, bringt diese gegen die Rentierherden auf. Auch Regelungen, dass die Sámi für Verluste entschädigt werden, schüren Neid und Missgunst. Die negative Stimmung ist in diesem Buch an vielen Stellen nahezu mit Händen greifbar. Elsas Sprachlosigkeit ist so eingängig beschrieben wie die ohnmächtige Wut der restlichen Familie, dass diese Wut auf die Ungerechtigkeiten, die der Familie durch andere Menschen aufgrund ihrer Herkunft widerfahren, ansteckend ist. Auch wird deutlich, wie sehr vor allem die jungen Generationen unter der Diskriminierung leiden, Depressionen und Alkoholsucht sind weit verbreitet. Die Untätigkeit der Polizei erzeugt ein tiefgreifendes Gefühl von Hilflosigkeit. Und neben der Gefahr durch die Jagd auf die Rentiere erschwert auch der Klimawandel zunehmend das Leben der Rentierhalter:innen. Dies wird nicht vordergründig und moralisierend behandelt, sondern zeigt sich vor allem in den Sorgen der Alten und den Auswirkungen auf die Tiere selbst.

Auch wenn mir das Cover mir sehr gut gefällt, finde ich, dass sowohl Cover als auch Titel mitunter falsche Erwartungen wecken. Die Natur wirkt romantisch, der Titel klingt nach einem Wohlfühlbuch. Doch das ist es wahrlich nicht und es hebt die Stimmung an dunklen Wintertagen eher wenig. Die Grundstimmung ist eher schwermütig und melancholisch. Die Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind gut gelungen und schaffen eine Atmosphäre von verschneiter Einöde in einem Dorf auf dem schwedischen Land. Dennoch wären der Originaltitel ("Gestohlen") und das Originalcover, die beide auch für die englischsprachige Ausgabe übernommen wurden, passender gewesen.

Dieser Roman widmet sich einem wichtigen Thema und er vermittelt viel über die idigene Kultur der Sámi. Die Autorin pflegt gekonnt die Sitten und Bräuche der Sámi in die Geschichte ein und zeigt auf, dass auch innerhalb der Gemeinschaft Zerrissenheit herrscht zwischen traditionelleren Gruppen und denen, die der Modernität gern Rechnung tragen würden. Ich finde diesen Roman sehr gelungen, sehr empfehlenswert und eine absolute Bereicherung für den eigenen Horizont.

Bewertung vom 09.10.2022
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Bervoets, Hanna

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weniger gut

So viel verschenktes Potential

Kayleigh ist pleite und auf der Suche nach gut bezahlter Arbeit. Der Job bei HEXA kommt ihr daher gelegen. Hier muss sie den Content der Plattform prüfen, der alle Ausprägungen von Hassrede bis schlimmste Gewalt abdeckt. Die Arbeitsbedingungen sind hart, die Richtlinien so grenzwertig, dass noch genügend verstörendes Material online geht, doch Kayleigh kann sich gut davon abgrenzen. Mit ihrer Beziehung zu Sigrid wäre das Leben perfekt. Doch der Job zeigt Erosionserscheinungen bei den Kolleg:innen, zu längst zu Kayleighs Clique geworden sind, und schließlich auch bei Sigrid ... Kann Kayleigh ihr Privatleben noch ausreichend vom Job abschirmen oder hat er auch sie längst korrumpiert?

Zugegeben, der Titel hat mich jedes Mal irrtiert. Ob er nun auf englischen Seiten stand ("We had to remove this post") oder auf deutschen ("Dieser Beitrag wurde entfernt"), jedes Mal dachte ich zunächst reflexhaft, dass da an der Stelle wirklich etwas gelöscht wurde und aus welchem Grund das denn getan worden sein könnte. Also Gratulation an die Verlage, der Titel ist wirklich sehr gut gewählt.

Über den Inhalt kann ich leider aber nicht so viel Schmeichelhaftes sagen. Das Buch ist sehr kurz, eigentlich eher eine Novelle. Dementsprechend hat man es auch schnell durchgelesen und ist weniger versucht, es abzubrechen. Außerdem hatte ich bis zum Schluss immer noch die Hoffnung, dass da doch noch etwas mehr kommt. Mehr Substanz, mehr Gefühl, mehr Mensch hinter der Content Moderation. Ich beschäftige mich viel mit dem Thema und ich habe auch die zitierten Presseberichte alle gelesen, sodass ich sagen kann, dass dieses Buch aus kaum mehr besteht. Sogar die Beispiele kamen mir mitunter bekannt vor. Lediglich die handelnden Personen und ihre Liebesbeziehungen waren ein Produkt der Autorin. Wenn es jedoch zu den Inhalten kam, mit denen die Content Moderators konfrontiert waren und was dies bei ihnen auslöste, ging dieser Roman leider nicht über die Presseberichte hinaus. Und gerade hierin lag so viel Potential. Endlich hätte man die menschliche Seite dieser Arbeit beleuchten können, der moralische Konflikt und die Abstumpfung und es wäre keine rein sachliche, journalistische Darstellung geblieben. Aber genau hierhin wagte sich das Buch leider nicht. Zurückgelassen hat mich das Buch daher mit dem Gefühl, nichts neues gelesen zu haben, sondern fast alles davon schon aus Presseartikeln und Reportagen zu kennen. Das fand ich sehr schade, da ich mir deutlich mehr von dem Buch versprochen hatte.

Bewertung vom 08.10.2022
GraviTrax. Das Pro-Buch für Fans und Profis
Gregor, Rina;BlueBlizzard;Jordan, Luke

GraviTrax. Das Pro-Buch für Fans und Profis


ausgezeichnet

Eine sehr gute Hilfe zum Streckenbau mit der Pro Bahn

Wir sind große Gravitrax Fans, aber den Kindern fällt es nicht immer leicht, eine Strecke zu bauen, die auch funktioniert. Schon das erste Buch mit Streckenbauplänen war also sehr hilfreich. Mit dem Pro System wurde der ganze Bauspaß um eine Dimension erweitert, was es nicht gerade einfacher für die Kinder macht (obwohl sie ja auch experimentieren sollen). Der Frust ist mitunter groß, wenn die Strecken nicht so richtig funktionieren. Daher war die Freude groß, dass es nun endlich ein weiteres Anleitungsbuch mit neuen Ideen gibt, die das neue System einbeziehen und den Kindern somit zeigen, was damit alles möglich ist und hoffentlich so auch ihre eigene Sicherheit und Kreativität beim Bauen fördert.

Die Anleitungen in diesem Buch sind klar verständlich nach Bauebene aufgegliedert, sehr systematisch und die Hinweise extrem hilfreich (z.B. welche Teile und Actionsteine benötigt werden). Für meine Kinder (7 und 11 Jahre alt) waren die Anleitungen leicht nachzubauen. Die Challenges sind anregend, wenn nach weiteren Lösungen für bestimmte Strecken gefragt wird.

Die Kinder sind sehr begeistert von diesem neuen Buch. Sie heben auch die zusätzlichen Informationen hervor, die das Buch liefert, also beispielsweise wie die einzelnen Erweiterungselemente funktionieren sowie Hinweise, worauf man beim Streckenbau achten sollte. Auch die Tatsache, dass einige der Anleitungen von einem YouTuber stammen, holt die Kinder voll ab. Ihr einziger Kritikpunkt ist, dass eine der 15 Strecken schon im ersten Buch enthalten war.

Ansonsten ist das Buch wirklich sehr gelungen und bietet eine tolle Bandbreite. Acht der 15 Strecken sind ohne Erweiterung baubar, sechs sogar nur mit dem Pro Basisset. Für die restlichen sieben braucht man ein bis zwei Erweiterung, hier wird die Bandbreite der kleinen Erweiterungen (also Spirale, Hammer, Splitter, etc.) abgedeckt.

Die Kinder vergeben für diese sehr gute Bauhilfe 4,5 Sterne. Das Buch wird garantiert weiter regelmäßig zum Einsatz kommen und eigene Bauideen anregen.

Bewertung vom 09.05.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


gut

Brandaktuelles Thema - Etwas zu kühl-analytisch

Mélanie Claux ist Reality-TV Fan der ersten Stunde. Schon als Jugendliche ist sie fasziniert von Formaten wie Big Brother. Ein erster Versuch im Reality-TV scheitert, doch Jahre später hat sie einen Familien-YouTube-Kanal aufgebaut und ist zu einer sogenannten Influencer-Mom aufgestiegen mit einem der größten Kanäle in Frankreich. Meistens zu sehen sind jedoch ihre Kinder, die 6-jährige Kimmy Diore und der 8-jährige Sammy Diore. Kimmy war noch keine drei Jahre alt, als sie das erste Mal in einem YouTube Video erschien. Doch nun ist Kimmy verschwunden und bei einer Reichweite von Hunderttausenden oder mehr könnte es jeder gewesen sein ...
Clara Roussel ist procédurière bei der Polizei. Sie trägt die gesammelten Beweise zusammen, analysiert sie und schreibt Berichte darüber. Das klingt nicht besonders spannend und dennoch liebt Clara diesen Job. Denn sie ist es auch, die die Videos von Mélanie anschaut und analysiert, eine Systematik findet, nach Auffälligkeiten sucht. Als Kind fernsehkritischer Eltern hat sie mit den sozialen Medien und dem Phänomen der Influencer wenig am Hut, doch sie muss Hinweise finden, wo Kimmy sein könnte.

Ich habe bisher mehrere Bücher der Autorin gelesen und sie immer gemocht. Aber mit diesem Buch habe ich mich ab einem gewissen Punkt schwer getan und ziemlich mit meiner Enttäuschung gekämpft. Die ersten 40 bis 50 Seiten hatten mich ganz gut gepackt und das Thema fand ich extrem spannend, denn es ist wirklich am Puls der Zeit, thematisiert etwas, über das seit wenigen Jahren kontrovers diskutiert wird. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass digitale Themen aus dem Alltag, also jenseits von SciFi, jetzt endlich auch in der Belletristik angekommen sind und in ihren gesellschaftlichen Auswirkungen betrachtet werden. Doch de Vigans sehr kühler analytischer Stil hat mir hier nicht gefallen. Man kam den Figuren emotional nicht wirklich nah. Mélanie wurde durchweg als unsympathisch dargestellt ohne sich wirklich intensiv mit ihrem Bedürfnis nach Anerkennung und auch ihrer Naivität bezüglich sozialer Medien zu beschäftigen. Mit den schon älteren Polizeibeamten hatte die Autorin eine gute Projektionsfläche, um die Funktionsmechanismen des Influencertums detailliert zu erläutern. In einigen Jahren wäre das wahrscheinlich unglaubwürdig gewesen. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass die Autorin nicht sehr internet- oder Social Media affin ist, denn das Buch war sehr moralisierend ohne auf mögliche verschiedene Perspektiven oder Motive einzugehen. Vielleicht hätte jemand dieses Buch schreiben sollen, der oder die selbst mehr mit diesen Medien zu tun hat und den Konflikt besser nachvollziehen kann.
Den Handlungsstrang um Clara Roussel kennt man insgesamt aus vielen Kriminalromanen: hier taucht man in das Privatleben und die Gedankenwelt einer Ermittlerin ein. Hier fand ich gut gelungen, dass man durch Claras Analysen und Dokumentation die Absurdität vieler dieser Videos vor Augen geführt bekam und merkte, dass sie mit dem Wohlbefinden oder der Gesundheit der Kinder nicht immer vereinbar waren. Gleichzeitig zeigt es den Druck, immer wieder neue Inhalte zu präsentieren. Gut fand ich auch, dass die Autorin die Wirkung auf die Kinder, auch langfristig, aufgezeigt hat, wenn auch eher deutlich moralisierend.

Die Auflösung hingegen fand ich lieblos und etwas unglaubwürdig, also wäre die Geschichte festgefahren und als hätte der Autorin der Mut gefehlt. Dann wechselt plötzlich der Zeitstrang, die Geschichte schaut in die Zukunft und es wirkte als hätte sich die Autorin auch noch schnell Gedanken über mögliche (technische) Entwicklungen der Zukunft machen müssen.

Ich habe mir sehr gewünscht, dieses Buch zu lieben. Das Thema Influencer-Eltern fand ich innovativ und das Buch ging sich zunächst spannend an. Zunehmend wirkte es jedoch etwas unausgereift, den Figuren gegenüber distanziert und zu kühl-analytisch. Ich hatte mir mehr versprochen und wurde deswegen leider etw

Bewertung vom 10.03.2022
Zusammenkunft
Brown, Natasha

Zusammenkunft


gut

Ungewöhnlicher Stil geht zu Lasten der Geschichte

Als literarische Sensation aus England wird dieses Buch gehandelt. Und auch in deutschen Buchhandlungen scheint das Buch viel gekauft zu werden; zumindest in meiner Stammbuchhandlung war der Stapel schon recht klein, es scheint also insgesamt sehr gut aufgenommen zu werden.

Dieses an sich kleine - weil dünne - Buch greift sehr große Themen auf. Die Protagonistin ist eine farbige Frau in der Finanzbranche. Sie arbeitet sich nach oben und ist dennoch immer wieder in einer Position, sich dafür entschuldigen zu müssen. Nicht selten ist die Diskriminierung intersektional, also eine Kombination von Geschlecht und Hautfarbe. Vor allem den Vergangenheitstraumata afrikanisch-stämmiger Menschen widmet sich die Autorin. Eher in Einzelepisoden werden diskriminierende Erlebnisse geschildert, die das Leben der Protagonistin prägen, sodass sie schließlich nur noch einen einzigen Lebensbereich zu sehen scheint, der ihrer Selbstbestimmung unterliegt.

Etliche der geschilderten Episoden sind sehr eingängig. Andere zeigen, wie alltäglich und auch im Kleinen der Rassismus verankert ist. Das Buch lässt einigen Raum für Diskussion und Interpretation. Ein perfektes Buch für einen Lesekreis auf jeden Fall. Für meinen Geschmack lag aber zu viel Fokus auf der Form im Vergleich zum Inhalt. Die Geschichte war mir zu episodenhaft, zu zerstückelt und letztlich auch zu kurz, um mich wirklich emotional zu erreichen. Es blieb immer eine Distanz zur Protagonistin, weil ich keine wirkliche Bindung zu ihr aufbauen konnte. Und einige Erlebnisse, Kontexte und Verbindungen blieben mir zu oberflächlich. Unbestritten ist dies sicherlich ein wichtiges Buch und hat wahrscheinlich vor allem durch seinen Stil die Aufmerksamkeit gewonnen, die der Inhalt verdient, für mich war es aber leider nicht die große Sensation. Als Leserin habe ich das Bedürfnis, mehr in eine Geschichte hineingezogen und mitgenommen zu werden.

Bewertung vom 23.03.2020
Das Haus der Frauen
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


sehr gut

Aufrüttelnd, aber nicht so anspruchsvoll wie gedacht

Paris heute: Durch ein tragisches Ereignis wird die Anwältin Soléne aus der Bahn geworfen. Um wieder einen Sinn im Leben zu finden, erklärt sie sich widerwillig bereit, Schreiberin in einem Frauenhaus zu werden. Zwischen zahlreichen Selbstzweifeln lernt Soléne die dort lebenden Frauen und ihre teilweise schrecklichen Geschichten immer besser kennen und merkt, dass ihre Tätigkeit viel mehr ist, als Briefe schreiben für Frauen, die das selbst nicht können.

Paris, 1925: Ebenfalls nach einem Sinn für ihr Leben sucht die junge Blanche Peyron. Sie schließt sich der Heilsarmee an und setzt sich für die Obdachlosen und Armen ein, die gerade durch den ersten Weltkrieg und Wirtschaftsprobleme entstanden sind. Nicht wenige davon sind Frauen. Nach vielen und kraftraubenden Anstrengungen gelingt es ihr, einen Zufluchtsort für Frauen zu gründen,der auch fast 100 Jahre später noch bestehen soll.

"Das Haus der Frauen" ist nach "Der Zopf" das zweite Buch der Französin Laetitia Colombani und wurde in Frankreich groß gefeiert. Auch in Deutschland kletterte es schnell die Bestsellerliste hoch. Ich habe das erste Buch noch nicht gelesen, aber sehr viele positive Stimmen dazu wahrgenommen. Mit diesen Vorschusslorbeeren bin ich mit großen Erwartungen an das Buch herangegangen. Auch, weil mir die optische Gestaltung außerordentlich gut gefällt und das Thema so ein relevantes ist. Ich war dann doch ein wenig enttäuscht, weil ich ein tiefgründigeres, und vielleicht auch anspruchsvolleres, Buch erwartet hatte. Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass das Buch auf diese Art mehr Leute erreicht. Gerade die verschiedenen Geschichten der Frauen sind berührend und aufrüttelnd. Sie machen deutlich, aus was für verschiedenen Gründen Frauen letztlich so einen Zufluchtsort aufsuchen, was sie hinter sich gelassen haben und wie weit außen am Rand der Gesellschaft die Frauen stehen, die es besonders schlimm erwischt hat. Tatsächlich habe ich mich nach dem Lesen dabei ertappt, mich zu fragen, was die eine oder andere Bettlerin in der U-Bahn oder vor dem Kaufhaus schon erlebt und durchgemacht hat. Dennoch habe ich auch hieran Kritik, denn viele der Schicksale stehen beispielhaft und dadurch mitunter etwas schablonen- und klischeehaft für verschiedene Arten von Schicksalen. Hier wurde meiner Meinung nach Potential verschenkt. Soléne wirkte hier eher wie das verbindende Element, konnte mich aber nicht für sich gewinnen. Auch die eigentliche Geschichte des Frauenhauses stand eher im Hintergrund und Blanche wirkte in diesem Buch eher wie schmückendes Beiwerk. Auch über sie hätte ich gern noch mehr erfahren.
Insgesamt hätte man aus dem Stoff mehr herausholen können. Der Stil war für mich nicht so poetisch, wie ich es gern gehabt hätte, las sich aber flüssig und die Handlung konnte mich für viele Figuren und vor allem ihre Schicksale einnehmen. Es ist also durchaus eine lohnende Lektüre, wenn auch mit Abstrichen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.