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Benutzername: 
MaJo

Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2009
Kap der Finsternis
Smith, Roger

Kap der Finsternis


ausgezeichnet

Ein Buch, dass ich zunächst eher skeptisch, dann aber mit wachsender Spannung gelesen habe.

Fast ausschliesslich aus der Ich-Perspektive lernt der Leser Smith´s Hauptdarsteller kennen: Jack Hill, alias Jack Burn, mit seiner hochschwangeren Frau Susan und dem 5-jährigen Sohn Matt, Benny Niemand alias Banny Mongrel, Rudi Barnard alias Gatsby, Carmen Fortune und Disaster Zondi. Schon jetzt ist klar, dass dies Buch auch aufgrund seiner skurrilen (in Südafrika aber wohl realitätsnahen) Namen lebt. Die Charaktere sind alle eindeutig erschaffen, bleiben aber oberflächlich. Für mehr Tiefe wäre in der handlungsorientierten Geschichte aber auch kein Platz, da ständig aus der Sicht einer anderen Person weitererzählt wird - dabei gleichermaßen von absoluten Randfiguren wie den Hauptdarstellern. Diese Kurzweiligkeit ist Teil der fesselnden Spannung, entspricht wohl auch der Kapstädter Realität.

Eine kurze Inhaltsangabe zu diesem Buch zu verfassen und trotzdem nichts wegzulassen ist nahezu unmöglich, da der rote Faden aus unzähligen Ecken zusammenläuft und oft unter Zuhilfenahme eines 6. Sinns der Handelnden verwoben wird. In der Hauptsache geht es um die Entführung des "weißen Kindes", Jack Burns Sohn Matt durch den korrupten und körperlich unerträglichen Polizisten Barnard. Jack Burn und Benny Mongrel schliessen sich im Verlauf der Geschichte zusammen um Barnard aufzuspüren, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Auch auf Barnards Fersen sitzt Disaster Zondi als Ermittler in Korruptionsfällen, er ist der einzige der in diesem Buch ein wenig klassische Ermittlungsarbeit leistet. Viele kleine Geschichten in der Geschichte tauchen auf, sind wichtig und doch in Kürze abgeschlossen. Nichtsdestotrotz bleiben am Ende keine losen Stränge, alles passt perfekt zusammen und das Schicksal Jack Burns liefert die Möglichkeit der Fortsetzung.

Ein Buch, das mich nach der Leseprobe positiv überrascht hat!

Bewertung vom 13.02.2009
Darling Jim
Mørk, Christian

Darling Jim


ausgezeichnet

Der in seiner Naivität exzentrische Blick eines Briefträgers auf das Spukhaus seiner Gemeinde im Süden Irlands eröffnet die Geschichte der dort von ihrer Tante Moira qualvoll ermordeten Schwestern Fiona und Roísín. Ein aus polizeilicher Sicht ungelöster Mord, dem eine unbekannte Person lebend entkommen konnte.

Wir lernen Niall kennen, der im weiter entfernten Dublin zwar talentiert und hungrig Comics zeichnet, aber aufgrund mangelnder Erleuchtung sein Dasein als Briefträger fristet. Ihm enthüllt sich das Tagebuch Fionas, und wir folgen ihm in den Heimatort der Schwestern und ihrer Tante, einer kleinen Gemeinde im Südwesten Irlands. Während des Lesens offenbart sich Niall und uns gleichermaßen die Geschichte von „Darling“ Jim, der als fahrender Erzähler (Seanchaí) durch Irland reist und dem keine Frau widerstehen kann. Seine mittelalterliche Geschichte um Euan, den Wolfsprinzen, zieht alle in seinen Bann, so auch Fiona, die damit sich, ihre Schwestern Roísín und Aoife und vor allem Moira unrettbar in das gefährliche Netz verwickelt, das Jim auswirft. Über ein Zwischenspiel in der Zeit Nialls erhält dieser auch das Tagebuch Roísíns und wir werden wieder mitgerissen in die jüngere Vergangenheit und die Geschichte der drei Schwestern, bis hin zu ihrem Eintreffen im Haus ihrer Tante, das ihnen ein Gefängnis bis zum Tode werden soll.

Vollkommen ins Erleben der Schwestern eingebunden will Niall im Nachspiel des Romans die letzten offenen Fragen rund um Jim beantworten und kann unter Einsatz seines Lebens tatsächlich dessen Geheimnis enthüllen. Danken tut ihm dies Aoife, die als geheimnisvolle Überlebende der Katastrophe schlussendlich Kontakt zu ihm aufnimmt.

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Bereits in den ersten Sätzen verhaftet Moerk seine Kriminalgeschichte in der Realität; nur aufgrund dessen darf er sich seine ausführlichen Ausflüge in die Mystik erlauben, ohne dass aus diesem Buch ein Fantasyroman wurde. Dank seines bildhaften und detailreichen Schreibstils bindet Moerk den Leser in jede seiner miteinander verwobenen Erzählebenen derart ein, das uns das Erleben des Helden Niall wie unser eigenes erscheint. Ein durch und durch irischer Krimi – fesselnd spannend und mystisch zu lesen vom ersten Wort zum Letzten.