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Nach getaner Arbeit und erledigten Alltagspflichten greife ich stets mit viel Freude zum Buch. Lesen ist mein liebstes Hobby. Dabei bin ich an kein Genre gebunden. Ein Buch habe ich immer in der Tasche, so können auch ungeliebte Wartezeiten gut überbrückt werden. Mehr Gedanken zum von mir Gelesenen findet Ihr unter: www.karthause.wordpress.com

Bewertungen

Insgesamt 146 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2014
Boy Nobody Bd.1
Zadoff, Allen

Boy Nobody Bd.1


gut

Man braucht die Suchmaschinen nicht lange bemühen, um festzustellen, dass Allen Zadoff für seinen Roman ein Thema gewählt hat, das nicht so realitätsfern ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Auch für ein Jugendbuch ist es aus meiner Sicht durchaus geeignet. Nobody wurde als Protagonist etwas eindimensional dargestellt. Seine Emotionslosigkeit trug besonders dazu bei, dass zumindest ich ihn sehr distanziert betrachtete. Er war mir jedoch nicht unsympathisch, eher empfand ich Mitleid mit dem intelligenten Jungen, der von „Mutter und Vater“ auf solch kaltblütige Art missbraucht wurde. Dass er zu Gefühlen fähig ist, wurde schließlich im Verlauf der Handlung zumindest ansatzweise deutlich, auch wenn er dies für sich nicht richtig einordnen konnte.

Stellenweise empfand ich den Roman auch als etwas überzogen. Besonders an den Action-Szenen störte ich mich ein wenig. Gerne hätte ich aber noch mehr aus Nobodys Vergangenheit erfahren, vielleicht hätte ich dann besser verstanden, weshalb er die Anweisungen seiner Auftraggeber nicht mehr hinterfragt. So wirkte der Roman auf mich oberflächlich und ohne eigentliche Aussage. Vielleicht erschließt sich diese jedoch, wenn man die in Aussicht gestellte Fortsetzung kennt. Potential für eine Entwicklung des Jungen sehe ich deutlich vor mir. Der Zielgruppe entsprechend war die sprachliche Gestaltung, dialoglastig, kurze Kapitel, eine etwas holprige Sprache.

„Boy Nobody“ ist vom Anspruch her eher ein literarisches Leichtgewicht, trotzdem war dieses Jugendbuch durchaus spannend und unterhaltsam zu lesen und ich bin sehr gespannt, wie es mit dem Protagonisten in der Fortsetzung weitergehen wird und ob er gegen seine „Familie“ doch irgendwann aufbegehrt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2014
Zweistein oder Das Brummen der Welt
Wolffheim, Franziska

Zweistein oder Das Brummen der Welt


gut

Wer Katzen kennt, weiß auch, manchmal scheinen sie, ihrem Blick nach zu urteilen, über Gott und die Welt zu sinnieren. So auch der Kater Zweistein, der irgendwann die Sprache der Welt verstehen möchte. So stellt er Fragen. Wo sind die vergangenen Tage hin? Warum gibt es Unkraut und Unmenschen, aber von Unkatzen hat er noch nie gehört. So kämpft er gegen Fliegen und die Langeweile und glaubt, es gibt sicher Menschen, die sogar ihren Kopf umtauschen würden, weil er ihnen nicht mehr gefällt.

Katzen mag ich sehr, trotzdem begeistern mich Bücher wie das vorliegende eher weniger. Vom Autor werden Gedankengänge, die den Menschen eigen sind, auf das Tier übertragen, was aus meiner Sicht keinen Sinn ergibt. Mögen Katzen noch so klug sein, aber aber zum Philosophieren sind sie doch wohl kaum in der Lage. Trotzdem ist dieses Büchlein bei mir nicht vollkommen durchgefallen. Ich sehe es eher als eine gewitzte Art der Autorin, den Leser aufzufordern selbst Fragen zu stellen und über Alltäglichkeiten nachzudenken. Das ist ihr recht gut gelungen. Immer wieder habe ich beim Lesen innegehalten, habe mir Gedanken gemacht und musste natürlich auch schmunzeln, denn manche Gedankenanstöße sind wirklich amüsant. So waren die 144 Seiten schnell gelesen. Das Buch wird abgerundet von Stefanie Clemens Illustrationen.

Wer sich nicht wie ich daran stößt, philosophische Themen durch die Katerbrille zu betrachten, wird mit „Zweistein“ eine angenehme und bereichernde Lesezeit verbringen können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2014
Die kurzen und die langen Jahre
Bayer, Thommie

Die kurzen und die langen Jahre


ausgezeichnet

Thommie Bayer hat einen neuen Roman geschrieben. Wer bereits andere von ihm kennt, wird nicht verwundert sein, er schreibt wieder über die Liebe, ein, wie er selbst sagt, weltbewegendes Thema. Er schildert sie in vielen Facetten. Brillant erzählt Thommie Bayer vom ungestümen Begehren und der alles in den Schatten stellenden Liebe seines Protagonisten zu Sylvie, die ihn wie einen kleinen Bruder liebt, innig, voller Vertrauen – aber platonisch. So bleibt Simons große Liebe unerfüllt, andere Partnerinnen müssen diese Lücke schließen - mehr schlecht als recht. Neben der Liebe schlängelt sich wie ein alles verbindender roter Faden die Musik durch die Handlung und Simons Leben, Melodien, die man kennt und sofort im Ohr hat.

Die Geschichte wird von Simon rückblickend aus der Gegenwart in der Ich-Form erzählt. Dabei spielt der Briefwechsel mit Sylvie eine bedeutende Rolle. Durch Sylvies Briefe werden sowohl der weibliche Aspekt als auch eine Art Außensicht auf Simon dargestellt. Im immer sporadischer werdenden Blick auf einzelne Jahre nimmt man am Leben der Hauptfiguren teil, lernt sie kennen, versteht ihr Handeln mal mehr oder mal weniger und bekommt ein Gespür für die Zeit, als Telefone noch Wahlscheiben hatten und das Schreiben von Briefen Normalität war und kann die Entwicklung der Personen und ihrem Umfeld bis in die Gegenwart verfolgen.

Wer bei diesem Roman eine herkömmliche seichte Liebesgeschichte erhofft, wird wohl enttäuscht werden. Auch einen Krimi hat der Leser trotz des Mordfalles nicht zu erwarten. „Die kurzen und die langen Jahre“ ist ein sehr gefühlvoller Roman über eine unerwiderte Liebe und das sich selbst Fremdsein in „Ersatzpartnerschaften“. Der Schreibstil Thommie Bayers ist beeindruckend, gefällig und sehr angenehm zu lesen. Mit 202 Seiten verteilt auf 50 Jahre Handlung ist dieser Roman eher kurz, hält aber einiges Potential zum Nachdenken und sich selbst Erkennen bereit. Ich empfehle ihn sehr gern weiter.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2014
Alles, was ich bin
Funder, Anna

Alles, was ich bin


ausgezeichnet

„Alles was ich bin“ ist ein äußerst authentischer Roman. Anna Funder hat darin die Gespräche mit ihrer an Demenz erkrankten Freundin Ruth verarbeitet. Die Krankheit hat die Geschehnisse in Ruths jüngerer Vergangenheit verblassen lassen, dafür erscheinen ihr die wesentlich weiter zurückliegenden Ereignisse deutlich und klar wie nie. Ruth hat die aufregende Zeit nach dem 1. Weltkrieg selbst miterlebt. Ernst Toller, Dora Fabian, Hans Wesemann, Berthold Jacob und eben Ruth Blatt bildeten eine Gruppe junger Widerstandskämpfer gegen die immer mehr an Einfluss gewinnenden Nazis. Abwechselnd wird die Geschichte dieser im wesentlichen fünf Personen aus der Sicht von Ruth und Ernst Toller erzählt. Dadurch ist der Leser scheinbar unmittelbar in das Geschehen involviert, erfährt alles sozusagen aus erster Hand. Es wird von den wilden zwanziger Jahren, dem entstehenden Nationalsozialismus und dem sich formierenden Widerstand dagegen, von Repressalien, Flucht und geglaubter Sicherheit berichtet. Die Geschichtskundigen wissen, welchem Irrtum die Gruppe oblag, sich in ihrem Exil in England sicher zu fühlen.

„Alles, was ich bin“ habe ich sehr gern und mit ebenso viel Interesse gelesen. Der Stil mit dem die Autorin ihren Lesern Geschichte nahe bringt, ist beeindruckend. Die Realitätstreue Anna Funders lässt mich diesen Roman als Zeitdokument bezeichnen, trotzdem sie zu den historisch verbürgten Personen fiktive gesellte.

Dieser auf Tatsachen fußende Roman ist hochinteressant und obwohl die Geschehnisse fast hundert Jahre zurückliegen, ist seine Aktualität kaum übersehbar. Er bekommt meine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Durch diesen Roman, der meine erste literarische Begegnung mit Anna Funder war, bin ich auf ein weiteres Werk aus ihrer Feder aufmerksam geworden. „Stasiland“ steht bereits weit oben auf meiner Wunschliste.

Bewertung vom 07.02.2014
Unbestreitbare Wahrheit
Tyson, Mike;Sloman, Larry

Unbestreitbare Wahrheit


ausgezeichnet

Auch wenn ich nicht der unbedingte Boxfan bin, ist Mike Tyson für mich mehr als ein Name, er ist eine Legende, der Bösewicht des Boxsports. In seinem Leben hat er alles kennengelernt, Sieg und Niederlage, Reichtum und Armut. Im Alter von 20 Jahren war er der jüngste Boxweltmeister im Schwergewicht. Aber er war auch immer der „Bad Boy“.

In seiner Autobiografie, die Mike Tyson gemeinsam mit Larry Slowman schrieb, lernt man nicht nur den Boxer, sondern auch den Menschen, der sich hinter dem Sportler verbirgt, kennen. Er ist sich selbst gegenüber schonungslos offen, er beschönigt nichts, sagt, was gesagt werden muss und erklärt die Geschehnisse. Im Alter von 12 Jahren war er bereits 38 mal festgenommen worden. Erst Cus d'Amato schafft es, seinem Leben einen Sinn zu geben, indem er ihn auf eine Boxerlaufbahn vorbereitete. Er ebnete ihm den Weg in den Boxolymp. Ende der 1980er Jahre hatte er die Gürtel der drei Weltverbände WBC, WBA und IBF in Besitz.

Aber auch ganz oben angekommen, ist Mike Tysons Leben alles andere als ruhig oder geradlinig. Ursache dafür ist die ihm tief innewohnende Aggression, der er teilweise ausgeliefert scheint. Einer seiner Tiefpunkte endet in dem Vergewaltigungsprozess, der für ihn 3 Jahre Haft zu Folge hatte. Ein weiterer ist der allgemein bekannte Biss ins Ohr von Evander Holyfield. Haftstrafen und Comebacks prägten die wechselvolle Karriere des Mike Tyson.

Diese Autobiografie beeindruckt besonders durch seine Offenheit. Es ist einfach geschrieben, ebenso leicht zu lesen, aber ungemein fesselnd und keine Biografie, die man nach dem Lesen so einfach vergisst. Selten hat mich eine so tief berührt und beeindruckt. „Unbestreitbare Wahrheit“ ist eine äußerst persönliche Lebensbeichte, mit der Mike Tyson auch ein Konvolut persönlicher Fotografien veröffentlicht.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2014
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
Dicker, Joël

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert


ausgezeichnet

Lange habe ich um dieses Buch einen Bogen gemacht. Von der Presse so gefeierte Romane habe ich aufgrund nicht so guter Erfahrungen meiden gelernt. Aber dann überwog doch meine Neugier und gleich vorweg, ich habe die Lektüre der über 700 Seiten nicht bereut. Dieser Buch-im-Buch-Roman wird vielleicht nie den Literaturolymp besteigen dürfen, das ist aber egal, mich hat der Autor sehr gut unterhalten. Er schildert mit einem Augenzwinkern den amerikanischen Literaturbetrieb.

Viele witzig-ironische Szenen, besonders die Gespräche der Mutter mit ihrem Marki, zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht, weil sie einer gewissen Komik nicht entbehrten. Die Dialoge gefielen mir durchgehend gut, sie waren lebendig und die Figuren blieben sie auch den Gesprächen selbst treu. Einzig Nola fand ich in einigen Szenen ihrem Alter weit voraus. Sie setzt sich vehement für ihren geliebten Harry ein, kompromittiert sich dabei selbst und überschreitet dabei Grenzen, um auf andere einen gewissen Druck ausüben zu können, um sie in der Hand zu haben. Für eine 15-jährige ist sie mir zu routiniert-berechnend, zu sehr eine femme fatale.

In diesem Roman gibt es einige Überschneidungen und Wiederholungen, das ist der Tatsache geschuldet, dass bestimmte Ereignisse aus der Sicht verschiedener Personen geschildert werden. Der Hauptteil des Romans wird allerdings aus der Perspektive des Ich-Erzählers Marcus Goldman erzählt.

„Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ ist ein Roman, der nur schwer einem Genre zugeordnet werden kann, so ist er halb ein zeitgenössischer Roman, halb ein Kriminalroman. Er ist spannend, trotz der 736 Seiten leicht zu lesen und unterhielt mich auf Beste.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2014
Narwalzahn und Alte Meister
Bernheimer, Konrad O.

Narwalzahn und Alte Meister


weniger gut

Hans Magnus Enzensberger gehört zu den Autoren, die ich sehr schätze. Aber in diesem speziellen Fall bin ich ihm fast ein wenig böse, weil er Konrad O. Bernheimer so sorglos den Rat gab, die Geschichte seiner Familie selbst aufzuschreiben. Vielleicht hätte Herr Bernheimer doch lieber den Journalisten, die ihn darum baten, die Genehmigung dafür gegeben.

Von der Geschichte der Kunsthändlerfamilie Bernheimer, die Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt, hatte ich mir sehr viel versprochen. Sie birgt allein schon durch die Zeit, in die diese fällt viel Potenzial. Der erste Teil des chronologischen Berichts, in dem die Jahre von 1864 bis 1945 behandelt werden, hat mir noch am ehesten zugesagt. Obwohl ich mich auch dort bereits an den häufigen Abschweifungen störte. Zu viel Platz räumte Konrad O. Bernheimer Nebensächlichkeiten ein. Ausdauernd kann er Kunstgegenstände und Interieur, Bekanntschaften und Kunden beschreiben und benennen. Stellenweise hatte ich das Gefühl er brüstet sich mit den Beziehungen in höchste Adels- oder Politikerkreise.

Aber nicht nur inhaltlich, auch sprachlich blieb das Buch deutlich hinter meinen Erwartungen zurück. Selbstgefällig, gönnerhaft und redselig werden Banalitäten aneinandergereiht. Durchgängig wird die Familiengeschichte lediglich oberflächlich betrachtet, in die Tiefe gehende Betrachtungen oder gar Reflexionen bleiben dem Leser vorenthalten. Die Familie Bernheimer ist mir durch die 381 Seiten hinweg fremd geblieben. Hinzu kommt Enttäuschung über vertane erzählerische Chancen und wenig erfreuliche Lesestunden.

Gut gefallen hat mir die Aufmachung des Buches. Dazu zähle ich auch die diversen Fotos, die die überwiegend fade erzählte Familiengeschichte dann doch noch ein wenig aufwerten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2014
Biokiste vegetarisch
Schinharl, Cornelia

Biokiste vegetarisch


ausgezeichnet

Seit meinem Umzug habe ich einen tollen Wochenmarkt direkt vor der Haustür. Auch die Möglichkeit eine Biokiste zu beziehen, ist jetzt gegeben. Wie praktisch, dass es dafür auch ein Kochbuchbuch gibt. Ich bin Teilzeit-Vegetarier, es gibt nur einmal in der Woche Fleisch, deshalb nutze ich gern die Vielfalt der Gemüseküche, die dieses Kochbuch bietet.

Neben den Biokisten-Basics und einem Saisonkalender wird man in diesem Kochbuch mit Rezepten durch die vier Jahreszeiten geführt. Die Rezepte sind gut beschrieben, die Zutatenlisten kann man auch gleich als Einkaufslisten nutzen. Bei den von mit bereits ausprobierten Gerichten, die auch sehr schmackhaft waren, stimmt auch der im Buch angegebene Zeitbedarf.
Darüber hinaus sind die Rubriken „Das ist wirklich wichtig“, „Küchengeheimnisse“ und „Varianten“ sehr nützlich. Zwischen den Rezepten finden sich immer wieder Blöcke, in denen verschiedene Themen z.B. Hülsenfrüchte, Vorratshaltung von Sommergemüsen, Kraftpakete aus vollem Korn.
Ein Rezept- und Themenregister runden das Buch ab.

Mir hat dieses Kochbuch aus der Wir-kochen-Reihe des Kosmos Verlags gut gefallen. Die ausprobierten Rezepte waren stimmig und das Resultat war geschmacklich gut. Dieses Kochbuch können aber nicht nur Vegetarier nutzen, es bietet auch Carnivoren gute Ideen für Beilagen.

Bewertung vom 07.02.2014
Jenseits der Untiefen
Parrett, Favel

Jenseits der Untiefen


gut

Favel Parrett erzählt die Geschichte einer Familie, der die Mutter genommen wurde. Der Vater ist zutiefst verbittert und kann seinen Söhnen keine Geborgenheit bieten, nur Gewalt. Gut beschreibt sie, wie die Jungen eng zusammenrücken und versuchen, sich gegenseitig zu schützen. Der Roman beginnt sehr ruhig, erst in der zweiten Hälfte, wenn sich langsam einige in der Vergangenheit liegende Geschehnisse klären, nimmt das Tempo ein wenig zu. Zu Beginn ist der Roman etwas verwirrend, durchgängig ist er jedoch von großer Düsternis und Melancholie geprägt. Es gibt nur äußerst wenige freudige oder freundliche Momente, die Begegnungen Harrys mit dem kleinen Hund gehören zu den zählbaren positiven Momenten.

Sprachlich hat mir „Jenseits der Untiefen“ sehr gut gefallen. Der poetisch angehauchte Stil der Autorin macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Im Zusammenspiel mit der geschilderten Brutalität des Vater und dem Toben des Meeres ergibt sich ein sehr reizvoller Widerspruch.

Offenes Potential sehe ich allerdings noch in der dramaturgischen Gestaltung des Romans. Die Handlung konnte mich nicht vollständig überzeugen und auch auf der Gefühlsebene hat mich die Autorin nicht bedingungslos erreicht. Mir war die Handlung zu reduziert, das ging hauptsächlich zu Lasten der Charakterzeichnung der Personen, die nur wenig facettiert waren und somit etwas eindimensional wirkten.

Trotz meiner angeführten Kritikpunkte bin ich schon wegen des beeindruckenden Sprachstils auf weitere Romane aus der Feder von Favel Parrett sehr gespannt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2014
Stoner
Williams, John

Stoner


ausgezeichnet

John Williams erzählt in „Stoner“ die Lebensgeschichte des namengebenden Protagonisten. Der als Farmersohn geborene William geht zunächst zur Universität, um Agrarwissenschaften zu studieren. Bei einem Pflichtseminar in englischer Literatur entdeckt er aber seine Liebe zur Literatur und wendet sich von seiner ursprünglichen Fachrichtung ab. Der Leser begleitet ihn durch alle Höhen und Tiefen, liebt und leidet mit ihm.

„Stoner“ ist einer der besten Romane, die ich in den letzten Wochen und Monaten gelesen habe. Sehr ruhig erzählt der Autor vom Leben, Lieben und Sterben des William Stoner, parallel dazu flicht er, gut zur die Handlung passend, die die erste Hälfte des 20 Jahrhunderts bestimmenden historischen Ereignisse ein. Dadurch erhält der Roman einen sehr guten zeitgeschichtlichen Bezug.

Die Personen, denen man im Roman begegnet sind alle nicht die unbedingten Sympathieträger. Ihre Charaktere sind streitbar, sie haben viele Ecken und Kanten, an den der Leser sich reiben kann. Ihre Handlungen oder auch Reaktionen sind nicht immer nachvollziehbar, manchmal sogar völlig unerwartet. Kurz, sie sind menschlich.

Spannung ist es nicht, das mich als Leser den Roman nicht aus der Hand legen ließ. Diese kam nur stellenweise auf, fehlte mir aber auch nicht. Dafür begeisterte mich jedoch die Erzählstärke des Autors. Ruhig, sensibel und sprachlich einfach nur schön wird dieser nachdenklich stimmende Roman um einen eher unscheinbaren Protagonisten erzählt. Er ist von der ersten Seite an eine wunderbare Liebeserklärung an die Literatur.

Der Protagonist William Stoner hat in seinem Leben weder im Kreis seiner Familie noch in seinem Arbeitsleben tiefe Spuren hinterlassen. Er ist ein Gescheiteter.

Ganz am Ende des Buches und von Stoners Leben, sozusagen als Höhepunkt, fand ich dann wohl eine der eindrucksvollsten und schönsten Sterbeszenen, die mir als Leser bisher begegnete. Sie hat mich unwahrscheinlich berührt. Letzten Endes war sie ein Spiegelbild seines Lebens, er ist so gestorben, wie er auch gelebt hat.

John Willians' „Stoner“ hat sich tief in mein Gedächtnis eingeprägt und wird seinen wohlverdienten Platz im Regal meiner Lieblingsbücher beziehen. Es freut mich sehr, dass dieser Roman doch nicht ganz vergessen wurde.

17 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.