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marcialoup

Bewertungen

Insgesamt 117 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


gut

Die unglaubliche Unmöglichkeit
Die Mathematiklehrerin Grace erzählt ihrem ehemaligen Schüler Maurice per Email-Anhang ihre Lebensgeschichte, nachdem Maurice, der nun selbst Mathematik studiert, seine Mathe-Lehrerin in Momenten tiefer Traurigkeit per email einfach so angeschrieben hatte.
Bis hierhin erstmal ein netter Beginn.
Auch der Plot ist anfangs gut durchdacht, denn die Geschichte von Grace ist spannend und lebensverändernd. Ihr Alltag war grau, alteingesessen und mit wenig Abwechslung „stehengeblieben“, sie hat ihren Sohn früh durch einen Unfall verloren und auch ihr Mann ist schon verstorben. Bis eine Nachricht über die Erbschaft eines Hauses auf Ibiza von einer längst vergessenen Freundin sie aus der Bahn wirft und ihr Leben umkrempelt, trotz ihrer 72 Jahre. Spontan reist sie nach Ibiza und findet ein heruntergekommenes Haus vor, das eine gewisse Spiritualität ausstrahlt, die sie ihrer damaligen Kollegin, einer ehemaligen Musiklehrerin, nicht zugetraut hätte. Ihr Tod ist unter mysteriösen Umständen passiert und noch nicht komplett aufgeklärt. Grace begibt sich auf Spurensuche und entdeckt Unerwartetes.
Aus Grace’s farblosem Leben wird plötzlich ein abenteuerliches, buntes, mystisches Leben, dass ihr die Augen öffnet und sie mit mehr Sinn und Sinnlichkeit offener und bewußter durchs Leben geht.

Sicher versucht der Autor, die Unmöglichkeit des Lebens mit der Logik, Struktur und Wahrscheinlichkeit von Mathematik aus den Angeln zu heben, die im Roman mit Magie, paranormalen Phänomenen und Unwahrscheinlichkeiten aneinanderprallt.
Trotz großem Einfühlungsvermögen in alle Irrungen, Wirrungen und Empfindungen des Lebens, die der Autor gekonnt in Worte fasst und dadurch den Leser mitzieht, hat mich auch dieser Roman von Matt Haig leider nicht überzeugt. Hier entwickelt sich zu viel in eine übernatürliche, absurd-unglaubliche Richtung, sodass es für mich nicht unmöglich aber unglaubwürdig bleibt.

Bewertung vom 04.10.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


sehr gut

Grenzenlose Freundschaft und Demenz
Linda ist eine bezaubernde Protagonistin, die sich mit ihren fünfzehn Jahren in die Herzen liest.
Sie selbst jedoch ist eher so unglücklich, dass sie sich das Leben nehmen möchte, wäre da nicht neben ihrem Freund Kevin noch Hubert, der demente alte Herr, der einmal Bademeister war, und den Linda immer dann betreut, wenn dessen Pflegerin Ewa Freizeit hat.
Ganz herzallerliebst geht sie mit Hubert um, hat einen besonderen Zugang zu ihm in seine demente Welt, wohl auch, weil sie selbst verzweifelt genug ist.

In besonderer Sprache erzählt Petra Pellini eine herzerwärmende Geschichte, in der Demenz eine wichtige Rolle spielt, die aber mit so viel Charme und Miteinander in normalen Alltag gerückt wird, so, wie er auch sein kann.
Der süße Ton macht Linda charakterstark und viele heikle Situationen werden dadurch entschärft. Man schwankt oft zwischen Lächeln und Tränen...

Der besondere Sprachklang ist Hauptbestandteil und man muss ihn mögen oder sich darauf einlassen, andernfalls ist es nicht jedermann's Roman.

Bewertung vom 30.09.2024
Der längste Schlaf
Raabe, Melanie

Der längste Schlaf


ausgezeichnet

Traumwandelnd und berauschend

Ich kenne die Thriller von Melanie Raabe (noch) nicht, doch sie hat ein geschicktes Händchen mit dem auch spannende Romane geschrieben werden können. Das Cover zeigt eine in ganz tiefen dunklen Schlaf versunkene junge Frau, die in die Welt der Träume nicht mehr eindringen kann. „Der längste Schlaf“ ist ein Roman einer Schlaf-Forscherin, die selbst an Schlaflosigkeit leidet. Ihre Schlaflosigkeit hat einen Grund, den der Leser im Verlauf des Buches entdecken wird.

Melanie Raabe hat zu Beginn des Romans verschiedene, bunt gemischte Fäden gesponnen, die zunächst offen vor einem liegen und man ist gespannt, wie diese sich miteinander verwickeln, verflechten oder doch wieder auflösen werden?!
Wäre da einmal die Geschichte der Protagonistin Mara Lux, die Schlaf-Forscherin und ihre Schlaflosigkeit, deren Leben gefüllt ist mit unglaublichen Erlebnissen. Dort hinein fällt plötzlich eine mysteriöse Erbschaft.
Außerdem lernen wir eine Ich-Erzählerin kennen, die Kai retten will. Diese Geschichte erscheint in anderer Schriftart und fällt zunächst aus dem Zusammenhang. Weder Kai noch die Geschichte der Ich-Erzählerin finden zunächst eine Verbindung zu Mara Lux.
Im Nebenspiel wird noch eine Erfindung einer über den Tod hinaus gehenden KI eingesponnen. Und dann sind da immer wieder Mara’s skurrile Träume, mit denen man umgehen lernen muß.

Ein wirklich (um)spannendes Leseerlebnis, das gefüllt ist mit sehr feintonigen Traumszenarien in Mara’s Realität, so dass der Roman eine Vermischung in eine Traumwelt erzeugt ähnlich wie sie bei längerer Schlaflosigkeit entstehen kann. Auf leise Art wird der Leser dort hineingezogen in ein traumwandlerisches fantastisches Geschehen, das wie ein Gefühlsrausch wirkt. Die anfangs gelegten losen Fäden werden zu überraschenden Mustern verknüpft.
Ein ganz besonderer Roman!

Bewertung vom 27.09.2024
Von Angesicht zu Angesicht
Eulberg, Dominik;Hörren, Thomas;Danke, Thorben

Von Angesicht zu Angesicht


ausgezeichnet

Respekt, liebe Insekten!

Eine bunt schillernde Welt öffnet sich uns mit den Seiten des Buches und man taucht in die Vielfalt der Insekten ein, die durch ihre Farben, Formen, Beschaffenheiten und Eigenschaften sehr beeindrucken.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Schönheit der heimischen Insekten, denn wir schützen oft nur das, was wir kennen. Sie sind schützenswert und wertschätzend sollte man ihnen gegenübertreten!

Die drei Autoren haben in einer harmonischen Zusammenarbeit ein außergewöhnliches Werk geschaffen, dass uns die Welt der Insekten in neuem Licht erscheinen läßt, über viele interessante Informationen wie Anatomie und Physiologie aufklärt und Fakten wiedergibt.
Es werden die wichtigsten Insekten-Ordnungen der heimischen Insekten vorgestellt und bekannte Arten aus verschiedenen Gruppen, z.B. Marienkäfer, näher beschrieben, begleitet von sehr verständlichen Texten.
Die in intensiver Vergrößerung dargestellten Flügel, Augen, Beine usw. zeigen haargenau und farbenfroh spannende Details, wie man sie noch nie gesehen hat. Besonders beeindruckt haben mich die Flügel des Gemeinen Ohrwurms, die wie ein zartes Feen-Gewand anmuten. Oder die puschel-kuscheligen Beinchen mancher Insekten, die man bisher nur als „haarig“ einstufte. Und der Blick eines Schmetterlings mit seinen kleinen Äuglein, die, wenn man genau hinschaut, einen ganz neugierig und niedlich anschauen.
Wenige Tage nach der Lektüre waren wir direkt in einem Schmetterlingshaus, wo wir ganz still saßen, bis ein Schmetterling sich auf meiner Hand niederließ und diese erforschte.

Hoffen wir, dass das Buch Anlass ist, das nächste Insekt mit anderen Augen zu betrachten, wirklich zu betrachten, und sich in seine Welt hineinzuversetzen, es eben und gerade deshalb leben zu lassen oder ihm ins Leben zurückzuhelfen, wenn es sich einmal verlaufen / verflogen hat. Es ist genauso ein Lebewesen wie du und ich, und auch seine Welt ist ein sinngebendes System, das Hand in Hand mit uns einhergeht.

Bewertung vom 22.09.2024
Der Morgen nach dem Regen
Levensohn, Melanie

Der Morgen nach dem Regen


sehr gut

Verletzte Seelen

Das Cover ist bezaubernd und verbirgt alles, was der Roman erzählen möchte. Die Sehnsucht, die Einsamkeit, die Zerrissenheit von Mutter und Tochter und doch die Gemütlichkeit, das Besondere im Aufenthalt im Haus ihrer Tante Toni.
So wie auf dem Cover könnte der Blick in den Garten aussehen, den man von Toni’s Haus hat.
Johanna, Elsa’s Mutter erbt dieses Haus und zieht sich dorthin zurück nach einem intensiven Berufsleben für die Vereinten Nationen. Weltweit war sie permanent auf humanitären Einsätzen unterwegs, Familienleben zu gestalten war schwierig.
Elsa litt sehr darunter und es zerbrach nicht nur in ihr ganz viel.
Interessanterweise hat Elsa den Weg zur Anwältin im Internationlen Gerichtshof angestrebt und gibt für ihren Beruf ebenso alles, genau wie ihre Mutter. Nur das Elsa auf der anderen Seite steht, der Strafverteidigerseite, was für Johanna unbegreiflich ist, da sie gezeichnet ist durch Leid und Elend in den Kriegsgebieten. Nicht nur diese beiden Ungereimtheiten wirken zerstörerisch auf die Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Toxische Reaktionen begleiten sie hilflos.
Die Rückblenden in Elsa’s Kindheit zeigen dem Leser auf, wie das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter so verhärtet und vereist wurde. Nie war Johanna für Elsa da. Obwohl Johanna das innerlich zerriss, verpasste sie so viel in Elsa’s Leben, was zu Enttäuschungen auf Elsa’s Seite führte die zu Abwehrhaltungen beitragen. Dadurch entfernten sich Mutter und Tochter immer mehr, obwohl sie beide genau das Gegenteil wollten. Selbst über ihren Beruf zeigte Elsa Johanna ihre Abneigung, weil sie auf der Seite der Kriminellen stand.

In Toni’s Haus in St. Goar am Rhein entblättert sich Johanna langsam zu der Person, die sie wirklich ist und die lange von Arbeit oberflächlich abgelenkt wurde. Mit zunehmender Ruhe und Abstand zu ihrem Job kommen unverarbeitete Gefühle nach oben und ihr ganzes Leben breitet sich vor ihr aus. Sie hat nicht nur New York verlassen, sie fühlt sich insgesamt auch absolut frei in St. Goar. Die beschauliche Ankunft mit netten Nachbarn empfindet man auch als Leser als eine Wohltat.
Elsa kämpft mit einem Burn-out und entschließt sich, in Toni’s Haus Abstand und Genesung zu finden, auch wenn ihre Mutter ebenfalls dort ist. Elsa muß ihre Schutzhülle, die aus Arbeit, Arbeit und Arbeit bestand, fallen lassen um zu sich selbst zu finden. Ihre Verletzungen sitzen so tief, dass auch sie Schicht um Schicht in sich einkehren muß, um ihre Mutter wieder zulassen zu können.
In Toni’s Haus treffen Elsa und Johanna aufeinander und geraten immer wieder aneinander.

Als Leser können wir sehr tief in beider Seelenleben eintauchen und die Gefühle besser verstehen als sie selbst, die sich im Weg stehen. Das Band zwischen Mutter und Tochter ist zwar starker Zusammenhalt aber aus diesem Grund genauso stark in tiefen Verletzungen.

Mit einer gelungenen Schreibweise zieht die Autorin uns in ihren Bann, die Sprache ist sehr angenehm, liest sich flüssig und läßt Bilder entstehen.

Bewertung vom 18.09.2024
Ein Inne halten
Degenhardt, Jutta

Ein Inne halten


sehr gut

Schönes Wortspiel, lebendige Illustrationen, Zeit zum Inne-halten

Das niedliche Cover ist sehr ansprechend und zeigt den Moment des Inne-haltens, des liebevollen Verbundenseins. Eine schöne Idee, das Thema Achtsamkeit, Entschleunigung und Innehalten bildhaft darzustellen. Die Illustrationen sind bunt und lebendig und erzählen die Geschichte aus Joni’s Alltag. Man spürt die Hektik und den Stress des Einkaufs und Aufräumens der Eltern, in der sich Joni ein bißchen überflüssig und übersehen vorkommt. Übersehen haben die Eltern auch das kleine Päckchen, dass Joni vor der Haustür gefunden hat und dass das Inne enthält, das Joni mit liebevollen, großen Augen anschaut. Joni versucht alles, das Inne glücklich zu machen und herauszufinden, was es benötigt, Essen, Spielen, ein Zuhause... und entdeckt erst später, dass das Inne dann am Glücklichsten ist, wenn es im Arm gehalten wird. So wird die Familie aus ihren jeweils eigenen Streßsituationen wieder zusammengeführt zum Inne-halten.
Am Ende des Buches gibt es den Hinweis, dass man ein Inne Kuscheltier passend zum Buch erwerben kann. Ich denke, das ist eine süße Idee, das Buch zu ergänzen.

Ich werde das Buch meiner fast fünfjährigen Nichte schenken, denke aber, dass es für Kinder ab 3 Jahre noch etwas zu früh ist, das Thema Innehalten wirklich so zu verstehen wie es gemeint ist.
Insgesamt gesehen hätte das Thema Innehalten noch besser ausgearbeitet werden können. Denn Inne kommt zunächst als kleines, fast hilfloses Wesen rüber, das gekuschelt werden möchte. Das Wortspiel ist jedoch genial und kann älteren Kindern dann auch erklärt werden. Die Illustrationen sind vielfältig und intensiv und man kann sich auf den einzelnen Seiten länger aufhalten, um alles zu entdecken, was auch wieder zum Innehalten beiträgt – bei Kindern und Erwachsenen, die es vorlesen!

Bewertung vom 17.09.2024
Tage mit Milena
Burseg, Katrin

Tage mit Milena


weniger gut

Reise in die Vergangenheit

Das Buch beginnt ganz harmonisch mit dem Kennenlernen der Protagonistin Annika, die in Lübeck den kleinen Laden ihres Schwiegervaters führt, ein Papier-und Schreibwarengeschäft. Man versinkt in den ersten Seiten in die wunderschöne Sprache, die das Szenario eines Lübecker morgens, wenn Annika den Laden aufschließt fast spürbar rüberbringt. Die erste junge Kundin eines Morgens verändert dann Annika’s Leben schlagartig. Sekundenkleber kauft sie und man findet sie kurz darauf auf der Straße wieder als Klimaaktivistin festgeklebt. Dieses Szenario hat in Annika etwas gelöst und lange vergraben geglaubte Erinnerungen und Aktionen aus Annika’s früherem Leben in den 80ern in Hamburg in den besetzten Häusern der Hafenstraße keimen wieder so stark auf, dass sie daran kaputtgehen könnte, wie schon einmal, früher.
Ihr Mann Hendrik weiß um das Dilemma von damals, versteht aber nicht, warum Annika sich plötzlich Luzie, der Klimaaktivistin so stark annimmt und sie vor Schlimmerem retten möchte.
Annika reist mit Luzie in die Hafenstraße und von dort zu Matti, ihrer Liebe aus den 80ern. Die Tage mit Milena müssen aufgearbeitet werden.

Insgesamt gesehen habe ich leider keinen richtigen Zugang zu dem Roman gefunden. Die Themen Klimaaktivismus mit Rückblenden zu besetzten Häusern der 80er ist spannend, aber irgendwie seltsam aufgearbeitet. Alles wird nur angeschnitten, man hätte daraus sehr viel mehr machen können. Und das fand ich sehr verwirrend, weil ich keinen Faden in dem Roman verfolgen konnte. Viele Entscheidungen Annika’s sind nicht immer nachvollziehbar.
Die schöne Sprache des Anfangs setzt sich nicht fort und mir bleibt Annika leider den kompletten Roman über fremd.

Bewertung vom 05.09.2024
Glück
Thomae, Jackie

Glück


gut

Tick-tack ... die U(h)r der Frauen

Jackie Thomae beschreibt auf unterhaltsame, locker bisweilen humorvolle Weise die Geschichte um die Single-Frau Marie-Claire, die mit 39 Jahren noch kein Kind bekommen hat. Wie verändert sich ihre Welt dadurch und die Sicht darauf durch Einflußnahme von Außen? Ständige Fragen aus Familie, Bekanntenkreis und Freunden, wie es denn mit ihrer Familienplanung aussieht führen dazu, dass Marie-Claire sich eingehender damit beschäftigt. Will sie das überhaupt?
Arzttermine und Männer streifen nun ihr Leben, um voranzukommen… Für wen? Mit 39 scheint ihr eine Uhr um den Hals gebunden worden zu sein, die die Zeit rückwärts abtickt – verlorene Zeit?
Frauen müssen wandlungsfähig sein. In Jackie’s Roman lernen wir noch weitere Charaktere und ihre Entscheidungen dazu kennen.

Ein Thema, das viele Frauen durchlaufen, die ab einem gewissen Alter noch kein Kind haben bzw. schon in jüngeren Jahren mit diesen Fragen „belästigt“ werden. Ich denke, diese Entscheidung sollte jeder für sich selbst treffen und in der Gesellschaft sollte auch eine gewissen Zurückhaltung darüber herrschen, denn keiner weiß, warum eine Frau KEIN Kind hat. Dass man damit auch in Wunden bohren kann, sollte den Fragenden bewußt sein!
Manche entscheiden sich bewußt dafür, kein Kind in diese Welt zu setzen, manche können kein Kind bekommen, und manche sind nur mit Kindern glücklich. So soll doch jeder selbst sein Leben ausgestalten können!
Ein wertvoller Roman, der dieses Thema unterhaltsam ausgearbeitet hat und damit ein sozialkritisches Frauen-Thema ins Visier nimmt.

Den Titel des Buchs einfach nur Glück zu nennen ist zweideutig und bildet damit ein herausforderndes Statement. Glück (k)ein Kind zu haben?!
Das Cover mutet zunächst ein bißchen altbacken an, ist beim genaueren Betrachten aber ok, ich würde mir dahinter jedoch mit dem Titel zusammen einen anderen Roman vorstellen, wenn ich es in der Buchhandlung sähe...

Bewertung vom 04.09.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


sehr gut

Ausflug in die Upper Class

Das Cover präsentiert sich fruchtig frisch und spritzig. Man schmeckt quasi die saftige Süße der Orange und riecht die Bittertöne der Schale, während der Titel Pineapple Street (der auch im Deutschen so heißt und das ist gut so) auf Abwege führt, denn die Orange ist nunmal keine Ananas. Hier sind schon viele Unterschiede aufgezeigt, die im Großen und Ganzen den Roman kennzeichnen – bittersüß und Dinge, die nicht so sind, wie sie scheinen.

Cord, Sohn aus reichem Haus heiratet Sasha, die aus einer Durchschnittsfamilie kommt. Cord’s Eltern ziehen in die Orange Street und überlassen Cord und seiner Ehefrau das Haus in der Pineapple Street, das überladen ist mit über Generationen hinweg angesammelten Einrichtungsgegenständen, die familiär-elitär bedingt bleiben müssen. So tauscht Sasha ihre klar strukturierte, minimalistisch eingerichtete Wohnung ein und wird im nächsten Schritt mit einem Ehevertrag konfrontiert. Sasha tut alles, um in Cord’s Familie aufgenommen zu werden, ja, nur überhaupt akzeptiert zu werden, doch sie rennt wie in einem Hamsterrad als Anhang und Außenseiterin ins Leere.
Die Kapitel wechseln zwischen Sasha und Cord’s Schwestern Darley und Georgiana und man erfährt aus ihrer jeweiligen Sicht den Blick auf die Dinge.
Darley ist mit einem Banker verheiratet und gibt ihre Karriere auf, um Mutter und Hausfrau zu sein und eben Tochter aus reichem Hause. Doch dann verliert ihr Mann seinen Job.
Georgiana, das Nesthäkchen, verliebt sich in einen verheirateten Mann und hat ebenfalls ihre Probleme.

Die Komplexität der Charaktere umspielt charmant ihre Geschichten. Die Gefühle und Wünsche der Protagonisten ent-schälen sich wie die Orange auf dem Cover. Ob Upper Class oder Bodenständigkeit, ein gemeinsamer Nerv macht auch vor Geld nicht halt.

Wer einfach mal in die High-Society abtauchen möchte, findet in dieser spritzigen Sommerlektüre locker-leichte Lesestunden, die durch den Genuß einer Ananas und einem kühlen Glas Orangensaft aufgewertet werden.

Bewertung vom 02.09.2024
Invictum
Trussoni, Danielle

Invictum


sehr gut

Spannendes Rätsel mit Japan-Flair

Der Mathematiker Mike leidet unter dem Savant-Syndrom und kann seit einem Unfall alle Rätsel lösen. Nun wird er vom japanischen Kaiser eingeladen, das besonders verzwickte Rätsel der Drachenschatulle zu lösen, das seit Jahrzehnten immer im Jahr des Drachen, versucht wird über einen Wettbewerb zu lösen. Viele sind daran tödlich gescheitert. Mike trifft auf Sakura, die Überbringerin der Einladung und er reist mit ihr nach Japan. In einem Extra-Flieger begleitet ihn Mike's Freundin Rachel. Jedoch treten auf diesem Weg mysteriöse Überraschungen, fragwürdige Handlungen und Geheimnisse auf, die den Leser in der Spannung halten. Herausfordernde Rätsel gibt es schon vorab zu lösen, bevor Mike überhaupt die Drachenschatulle in die Hände bekommt.

Als Thriller würde ich es nicht bezeichnen, aber es ist ein sehr spannender und gut erzählter Roman, der auch Historisches aus Japan anbietet. Als Schwäche birgt er einige Längen. Und auch der Widersacher in Form einer verstorbenen Person als KI ist vielleicht zu viel.
Dafür punktet das Buch mit einem wirklich schönen Cover, dessen Ausgestaltung eindrücklich ist und schon durch das erste Buch einen Wiedererkennungswert hat. Das Cover strahlt Mystisches, Abstraktes, Verwunschenes und ein bißchen Fantasy aus.

Ich habe das erste Buch nicht gelesen, was auch nicht Voraussetzung ist, denn die Rätsel und Romane sind in sich abgeschlossen.