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marcialoup

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2023
Was ein gutes Leben ausmacht
McGarey, Gladys

Was ein gutes Leben ausmacht


ausgezeichnet

Zu ihr würde ich gern in die Sprechstunde kommen!

Was ein gutes Leben ausmacht erzählt uns Dr. Gladys McGarey in beeindruckender Weise aus ihrem 102-jährigen Leben, das voller Erlebnisse, Höhen und Tiefen, Kraft und Mut, Ziele und Interessen, Geborgenheit und Liebe ist.
Ihre herzliche Schreibweise nimmt den Leser sofort mit.
Mit anschaulichen spannenden Beispielen führt sie uns durch ihr 70-jähriges Praxisleben als Ärztin, zu ihren Patienten und deren Schicksalen und wie sie mit ihnen gemeinsam Lösungen für ein gutes oder besseres, gesünderes Leben gefunden hat. Dabei sind ihre Worte leicht verständlich und schweifen nie in ärztlich-medizinische Begriffe ab.

Dr. Gladys McGarey hat eine liebevolle und angenehme Art uns mit ihrer Erzählung einzuhüllen, man lauscht ihren wohlwollenden Worten gern und fühlt sich aufgehoben und geborgen. Naturheilkundliche und osteopathische Ansätze stehen der Schulmedizinisch in nichts nach und sie beweist, wie sehr Physisches und Mentales miteinander verbunden ist und wie oft sich beides löst, wenn eine der Blockaden aufgehoben wird.
Lebenssaft ist Lebenskraft – ein Motto von Dr. McGarey und der eigene Lebenssaft ist immer wieder Thema, denn er ist bei jedem vorhanden, mal fließt er stärker, mal schwächer und dann gibt es etwas zu tun, um ihn am Leben zu erhalten.
Fantastisch sind auch die praktischen Übungen am Ende der Kapitel, die man ganz leicht selbst durchfüren kann.
Es lohnt, sie auszuprobieren, manchmal spürt man eine sofortige Wirkung!

Ein besonderer und etwas anderer Ratgeber der Lebensphilosophie und ganzheitlichen Medizin, der im Bücherregal nicht fehlen sollte!

Bewertung vom 29.10.2023
Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan
Janson, Karin

Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan


sehr gut

eine etwas andere Reise durch Schweden

Schweden, ein roter Bus, eine Frau in den mittleren Jahren, die eine Auszeit braucht… Trockner, öder, gleichbleibend dahinfließender Alltag in Grau, gespickt mit Eheproblemen läßt Annie durch eine spontane Schnapsidee ihrer Arbeitskollegin aus der Routine ausbrechen.
Nachdem Annie ihren Job als Altenpflegerin verloren hat, kauft sie einen roten Oldtimerbus, der einem verstorbenen Klienten von ihr gehörte. Nun will sie mit diesem roten Bus durch Schweden fahren und Unterwäsche verkaufen…

Marten, ihr Ehemann, kommt recht reserviert und fast ein bißchen gleichgültig rüber.
Annie hat sich durch eine Brustkrebserkrankung gekämpft und ist manchmal noch etwas schwach, doch ihr Vorhaben weckt neue Energie in ihr.
Herzallerliebst verfolgt man, wie Annie ihre erste Kundin, eine alte Dame, bedient. Es war ein wunderbares Gespräch, während Annie geschickt passende Größe und Farbe auswählt und eine entzückende alte Dame mit neuem Gewand glücklich machte.
Die Kundschaft ist sehr unterschiedlich und kunterbunt mit verschiedenen Wünschen und aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten. Jeder hinterläßt einen eigenen Eindruck und eine eigene Geschichte.
Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Spaß macht, mit Annie BH’s und Unterwäsche zu verkaufen. Anfangs fand ich ihre Idee ein bißchen absurd, aber die tollen Begegnungen, die sie unterwegs hat, bereiten einfach nur Freude. Zunächst…
Im Hintergrund schweben und schwelen jedoch verschiedene Probleme aus ihrem Alltag, ihrer Familie, ihrem Mann und auch die Brustkrebserkrankung, an die sie immer wieder erinnert wird. Interessant, dass Annie ausgerechnet BH’s verkauft...

Die Charaktere sind so beschrieben, dass sie bei den ersten Erwähnungen schon ganz offen auf den Leser zugehen. Lebendige Szenen unterstreichen das. Man fühlt sich nach Schweden versetzt und geht mit Annie auf die Reise.
Jedoch merkt man, dass die Übersetzung aus dem Schwedischen sicher nicht immer leicht war. Manche Wörter klingen übersetzt und passen nicht ganz so harmonisch in Gesamtbild. Vielleicht merken das auch nur Viel-Leser und es macht den Roman deshalb auch nicht schlechter, da es einfach nur eine schöne Unterhaltungslektüre ist.

Bei diesem Cover wird man allerdings ein bißchen vom Titel und der übergroßen Frau "erschlagen". Ein roter Bus mit ein bißchen mehr Schweden im Hintergrund hätte dem Cover gut getan. Aber der Klappentext hat Interesse geweckt und die Farbe rot fällt ja definitiv ins Auge...

Bewertung vom 27.10.2023
Unsereins
Mahlke, Inger-Maria

Unsereins


sehr gut

Anspruchsvoll und mit viel Atmosphäre aus dem vergangenen Jahrhundert

Historische Romane sind nicht mein Genre und trotzdem habe ich mich an Inger-Maria Mahlke’s Roman herangetraut, weil es in der Zeit um 1890 in der wunderschönen und reizvollen Stadt (damals noch Staat) Lübeck spielt und das Cover ein einzigartiger Blickfang für mich war.
Das bezaubernde in grautönen gehaltene Cover mit den akkurat angeordneten Bildern an der Wand und dem ordentlich aufgestellten Kaffee- oder Tee-Gedeck lädt dazu ein, sich zu den Menschen an den Tisch zu setzen und ihren Erzählungen aus früheren Zeiten zu lauschen – Geschichten von Unsereins.
Lebendig beschriebene Szenarien und interessant gezeichnete Charaktere lassen uns Leser/innen eine Zeitreise machen in eine Welt, so anders als heute und doch so aktuell.

Ein anspruchsvolles Buch mit viel Atmosphäre aus der damaligen Zeit empfängt die Leser in eine „alte“ aber nicht vergangene Welt und bittet darum, genau hinzuhören und Feinheiten zu entdecken. Es ist kein Roman zum Verschlingen sondern zum konzentriert Lesen und sich auf die unterschiedlichen Figuren, die mehr oder weniger in verschiedenen Gesellschaftsschichten miteinander verwoben sind, einzulassen, um in dieser Zeit anzukommen und ins Buchgeschehen aufgenommen zu werden.

Auf den ersten Seiten werden die mitwirkenden Personen in einer Liste vorgestellt, was im späteren Verlauf für mich immer wieder eine gute Hilfe war, wenn ich zwischendurch manchmal den Faden verloren hatte, da manche Charaktere nicht so leicht zugänglich sind.
Isenhagen und Ida waren mir sehr zugänglich und auch die „Gnädige“ war schnell da…
Trotz bildhafter Sprache war es für mich jedoch nicht leicht, tief ins Buch einzutauchen. Es brauchte einen Moment, den eigenen Lesefluß zu finden in der an die Zeit um 1890 angepassten Sprache. Für die ersten ca. 150 Seiten benötigte ich viel Geduld. Insgesamt habe ich das Buch eher gelesen anstatt es mitzuerleben.

Subjektiv gesehen ist UNSEREINS nicht meins, weil es für mich schwierig war, echten Zugang zu erhalten und viele Charaktere sich für mich nicht geöffnet haben. Zudem ist das Buch insgesamt gesehen nicht leicht zu lesen.

Objektiv betrachtet ist UNSEREINS für Liebhaber dieses Genres ein gutes Buch, das detailreich und bildhaft in ein Lübeck des vergangenen Jahrhunderts entführt und eine gutbürgerliche Familiengeschichte erzählt, die aber auch zu den Problemen der heutigen Zeit passt.

Bewertung vom 23.10.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


sehr gut

Ein berührendes Thema

Der Titel zielt auf „ein schönes Leben“ ab. Das Cover ist hübsch gestaltet und paßt von der Farbgebung auch nicht unbedingt zum Thema Sterben. Dahinter verbirgt sich Clover, ein hinreißendes Mädchen, das seine Eltern schon in jungen Jahren durch einen Unfall verloren hat. Sie wuchs bei ihrem Großvater auf.
In der Schule war sie dabei, als ihr Lehrer an einem Herzinfarkt im Klassenzimmer starb. Sie wurde schon früh mit dem Tod konfrontiert und erlebte viele Schlüsselmomente, die sie zur Sterbebegleiterin werden ließen.
Clover war immer eine Einzelgängerin, die Bücher liebt und Menschen lieber aus dem Weg geht. Rückblickend erfahren wir aus ihrer Kindheit und aus dem Leben an der Seite ihres Großvaters.
Durch die Sterbebegleitung gibt es jedoch Kehrtwendungen in Clovers Leben, denen sie sich stellen muß und möchte.
Das Thema selbst finde ich ziemlich wichtig, denn Sterbebegleitung sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Es sollte mehr in die Öffentlichkeit rücken und jedem zustehen. Ein berührendes Thema, dass durch Clovers sympathische Art intensiver dargestellt wird.

Die Autorin Mikki Brammer versteht es, den Leser mit in Clovers Leben zu nehmen. Sie schafft lebendige Situationen durch kluge Wortwahl, reibungslosen Lesefluss und bildhafte Darstellung. Liebevolle Beschreibungen und nette Charaktere hauchen dem Buch eine angenehme Wärme ein, denn es geht nicht nur ums Sterben.
Aber auch einige Längen muß sich die Autorin zugestehen. In manchen Kapiteln hätte ich mir gewünscht, dass mehr passiert oder dass eine andere Herangehensweise an Situationen mehr Abwechslung und Farbe in den Verlauf der Geschichte bringt. 400 Seiten sind vielleicht ein bißchen zu viel…
Doch wenn man am Ende das Buch zuschlägt fühlt es sich trotzdem so an, als ob man die Haustür von guten Freunden zumacht, mit denen man eine nette gemeinsame Zeit verbracht hat.

Bewertung vom 08.10.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


gut

Thriller? Entwickelt sich anders als gedacht

Harriet lebt in einer heutigen Zukunftsvision, in der die Welt immer wieder brennt und die Klimakatastrophe schon weiter vorangeschritten ist. Gießen, Frankfurt und München sind die zentralen Städte dieses Romans.
Harriet’s Wohn- und Arbeitssituation sind arm und noch nicht ganz aktuell aber gut vorstellbar.
Bei einem heftigen Brand rettet sie eine alte Dame aus deren Haus, das kurze Zeit später von den Flammen aufgefressen wird. Diese Frau meint Harriet zu kennen, kurz bevor sie in Ohnmacht fällt. Daraufhin kramt Harriet erschrocken in ihren Erinnerungen, die sie nicht zu fassen kriegt. Dann wiederum streitet die gerettete Frau ab, dass sie Harriet jemals zuvor begegnet war. Doch je tiefer Harriet in ihren eigenen Erinnerungen bohrt, desto mehr wollen diese ans Licht. Oft sind auch Träume verwirrende Gegenspieler, sodaß Harriet nicht weiß, ob es real Erlebtes war oder nur ein Traum. Ein immer gleicher Traum quält sie oft im Schlaf. Wir Leser gehen mit Harriet auf Spurensuche und begleiten sie nach München in ihr Elternhaus. Dort erlebt sie eine Überraschung und Kehrtwende in ihrem Leben.

Die Geschichte um Harriet, die der Roman uns vorspielt, braucht ein bißchen Zeit, adaptiert zu werden, um sich darin zurechtzufinden. Die Szenarien sind teilweise spannend, teilweise aber auch mit Details bestückt, die zu langatmig werden. Die meisten Romanfiguren sind für mich zu schwach und farblos dargestellt, ich werde mit vielen Personen in dem Roman leider nicht warm.

Das Cover ist bunter als der Roman selbst. Die dargestellten brennenden Wälder in furiosem Feuer, das in allen Rotschattierungen am Rand in Dunkellila ausläuft, könnten die verborgenen Erinnerungen Harriets’ darstellen. Ich finde aber keine richtige Parallele zwischen Cover und Romaninhalt.
Es war mein erster Roman von Zoe Beck, und ich würde ihn nicht als Thriller bezeichnen…

Bewertung vom 01.10.2023
Tränen, Liebe, Lebensgier
Hagen, Kimberly

Tränen, Liebe, Lebensgier


ausgezeichnet

Wackelpudding-Knie, Present Moments, Krafttiere und ganz viele Tränen

Eine bunt schillernde Libelle schmückt ein ganz zauberhaftes Cover, hinter dem sich eine tief emotionale, bewegende, berührende und besondere Geschichte verbirgt. Kimberly hat einen Liebesmenschen verloren, ihr Mann starb bei einer OP, unverhofft. Tags zuvor hat Kimberly sich noch auf seine Entlassung gefreut. Doch von einer Sekunde auf die andere, ist ihre Welt eine andere. Es sind immer nur Sekunden…
Extrem intensiv begegnet man den Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen, die Kimberly beschreibt, wenn eine geliebte Person stirbt. Es ist die schonungslose Realität, die die, die weiterleben „dürfen“, aushalten müssen. Kimberly will es nicht nur aushalten sondern durchleben, um danach weiterleben zu können ohne unterzugehen.
Ihre Worte gehen direkt über ins Fühlen. Ein Weg voller Mut und Stärke, ohne Schnörkel, mit scharfen Kanten und harten Ecken – ein vergleichloser Kraftakt auf dem gezwungenen Weg zu einem neuen Selbst. Und mit ganz viel Weinen, nicht nur Kimberley laufen in diesem Buch die Tränen…
Was es mit der Libelle auf sich hat, erfahren wir im Verlauf des Buches.
Die Natur ist ein immenser Kraftspender: Waldbaden, Bachabtauchen und immer wieder Libellen.
Die Erzählung von Kimberley erscheint phasenweise sehr bunt, beflügelt, besonders und vielfältig, so wie das Leben – und das ist es ja (für sie) auch. Doch die stillen Herz- & Schmerzmomente sind immer wieder eingestreut, prägnant und heftig.
Wackelpudding-Knie, die Zeit des reinen Funktionierens direkt nach dem Tod, der Schockzustand und als er nachläßt, die Realität, die plötzlich mit Wucht Einzug in den Alltag nimmt, Ablenkungen, Angstzustände & Panikattacken, aber auch klare Momente… und immer wieder Tränen, die einfach so laufen, bewußt und unbewußt und auch, um zu verarbeiten und zu heilen.
Kimberly hat ein starkes Netzwerk um sich herum, das sicher dazu beiträgt, irgendwo und irgendwie aufgefangen zu werden. Ein Stück Selbstöffnung gehört dazu. Wie geht es aber Menschen, die allein dort hineinfallen…?

Das Buch macht traurig und es macht angst, weil man sich ungern damit auseinandersetzen möchte, es macht aber auch neugierig, wie man damit umgehen kann und es birgt Überraschendes.
Unweigerlich wird man in die Tiefe des Erlebens und die Schmerzen der Trauer hineingerissen, aber auch in das Auftauchen und die Verarbeitung. Es ist krass. Weinen tue ich bei diesem Buch sowieso, aber diesen Schmerz ertragen als Betroffene?!
Zwischendurch mußte ich ein paar Tage Lesepause einlegen, denn man fühlt sich mit zunehmender, gelesener Seitenzahl wie eine Trauerbegleitung an Kimberley’s Seite und muß erst mal verarbeiten, was man mit ihr „erlebt“ und durchatmen.
An manchen Stellen ist ihr Alltag sehr bunt und quirlig, was vielleicht der Ablenkung dient, was aber fast ein bißchen überdreht erscheint. Das Buch ist ein Werdegang, Heilung durch Selbstheilung, und Kimberley ist eine sympathische Mut-machende Meisterin!
Ein sehr intensives Buch... man muß wissen, ob man es schafft, diese Schritte mit ihr zu gehen.
Zitat (S. 126):
Nichts hat mehr mit meinem Leben zu tun, weil es mein Leben nicht mehr gibt, obwohl ich am Leben bin!

Auf jeden Fall bitte Taschentücher bereitlegen!

Bewertung vom 13.09.2023
Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
Scherzant, Sina

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne


gut

Ein Leben in Nebenrollen

Hm… nicht einfach zu bewerten…
Vom Cover und dem einzigartigen, außergewöhnlichen Titel habe ich mich sofort beeindrucken lassen und bin es immer noch. Ein Buch, was ich wohl auch nur wegen Cover und Titel ins Regal stellen möchte!
Auch die Geschichte versprach etwas, dass mir nahe kam, da ich selbst oft in dieser Position bin, in der sich die Protagonistin Katha immer wieder befindet: das anpassungsfähige Chamäleon, Katha, die sich um alle und alles kümmert, nur nicht um sich selbst.
Katha, Scheidungskind, mit kleiner Schwester und trauriger Mutter, mit totem Hamster, neuem Wohnort, neuer Schule, neuer Clique, schlägt sich durchs Leben durch Anpassung und kümmernde Hilfsbereitschaft.
Ein Zitat, das sofort meinen Nerv trifft:
„Sich zu kümmern, aufzuopfern, allzeit bereit zu sein im Kampf gegen das Unwohlsein der anderen, hieß auch, irgendwie unsichtbar zu werden. Anders als die Figuren in meinen Lieblingsserien wurde ich zur Nebenrolle in meinem eigenen Leben.“

Bis Katha auf Angelica trifft, die Mutter einer Freundin aus ihrer Schulklasse. Mit ihrer Hilfe entwickelt Katha einen Weg, sich selbst auch einmal näher zu sein.
Doch diese neue Katha-Welt stürzt bald zusammen, als Angelica mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird.
„Ich schaltete innerhalb einer Sekunde auf Modus Lebenshandwerkerin, hängte meine neue Persönlichkeit in den Schrank und schloss ab. Dafür war jetzt keine Zeit mehr. Die Frage an Angelica „Stirbst du?“ nahm ich aus meinem Kopf und packte sie schnell zu meiner neuen Persönlichkeit in den Schrank. Jetzt aber endgültig abschließen und den Schlüssel direkt wegwerfen.“

Das Buch beginnt mit Kapitel 0! Interessant...
Der Schreibstil ist anders als erwartet. Die Sprache ist locker-flockig, jugendlich angehaucht, offen und klar, so wie „sonnengelbe Vorhänge“… Teilweise etwas langatmig und nicht so verschlingend, wie der Wolf das mit der Sonne beim Weltuntergang macht.
Drei Sterne: einer für das Cover, einer für den Titel, einer für den Inhalt.

Bewertung vom 31.08.2023
Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1


gut

Eine Reise nach Paris
Das Cover ist sommerlich frisch, lecker einladend und farbenfröhlich gestaltet.

Die Protagonistin Lola reist nach Paris, einem Anruf ihres Vaters folgend, da ihre Großmutter verschwunden ist. Dabei trifft sie auf alte Bekannte und neue Bekanntschaften, genießt die Pariser Cafés und macht sich auf die Suche nach ihrer "Mamie".

Liebevoll beschreibt die Autorin Lily Martin verschiedene Pariser Szenerien in die man sofort hinein“reisen“ kann. Insgesamt hätte ich mir jedoch mehr "Quartier Latin" gewünscht. Es kommt ein bißchen zu kurz. Die Geschichte hätte auch woanders genauso spielen können, im Vordergrund platziert sich die Liebesgeschichte. Ok, Paris ist die Stadt der Liebe, aber der Roman ist trivialer als gedacht und das hat mich enttäuscht.
Obwohl man manch bildschöne Sätze, die man von Anne Stern erwartet auch von Lily Martin in diesem Roman findet. Immer wieder leuchten liebliche Sätze hervor, die die Hoffnung wecken, das der Roman doch noch gut wird.
Er trifft den Nerv der leichten Sommerunterhaltung.

Bewertung vom 27.08.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


sehr gut

Rasantes Naturschauspiel einer Ur-Pflanze

Das Cover zeigt eine grüne Schlingpflanze in grau-braunem Hintergrund, die sich durch die Buchstaben des Titels schlängelt. Schlicht, aber aussagekräftig genug!

Der Titel des Romans heißt zwar DER WALD, es geht aber zunächst um Saatgut, dass anonym mit vielen Briefen in die Welt geschickt wird und ohne Anschreiben und ohne weitere Info bei verschiedenen Empfängern in den Briefkästen landet. Neugierig wird es von vielen Menschen eingepflanzt und zunächst freut man sich noch über das immens schnelle und üppige Wachstum, doch schon kurze Zeit später läßt sich die Invasion der unbekannten Pflanze nicht mehr aufhalten.
Sie überwuchert alles, oberirdisch wie unterirdisch und alle Pflanzenteile an ihr sind giftig. Menschen sterben oder werden sehr krank durch Pollen, während die Pflanze immer weiter wächst und wuchert. Ein Krebsgeschwür der Natur?

Marcus Holland ist Pflanzen-Neurobiologe und wird zu Hilfe gerufen, der mysteriösen Pflanze Einhalt zu gebieten.
Neben Marcus Holland spielen noch Waverly, eine Archäobotanikerin und Ava, eine Frau, die sich aus einem Wald gegen den Söldner Silva herauskämpfen muß, eine Rolle. Außerdem ist da noch Li, die in China auf dem Postamt arbeitet, bei dem die Saatgut-Päckchen aufgegeben wurden.
Der Zeitraum des spannenden Szenarios beläuft sich auf August 2023, ein aktuelles Zeitgefühl, das der Roman widerspiegelt. Nur die Geschichte um Waverly enthält auch Rückblenden ins Jahr 2016, als sie die Spuren der Ur-Pflanze entdeckt.
Wie laufen diese Fäden der verschiedenen Protagonisten wohl zusammen?

So rasant, wie die Pflanze sich verbreitet, so rasant liest man sich durch diesen spannenden Natur-Thriller, der einen nachdenklich zurückläßt mit dem Gefühl, was wäre wenn...

Ein markanter Satz sollte beeindrucken: Wir sind abhängig von der Pflanzenwelt. Würden morgen sämtlichte Pflanzen von der Erde verschwinden, wäre die Menschheit bald dezimiert. Verschwinden jedoch die Menschen, erobern die Pflanzen in kürzester Zeit alle zurück.

Bewertung vom 14.08.2023
Das Chaos eines Augenblicks
Hunter, Becky

Das Chaos eines Augenblicks


gut

Alles sehr präsent aber spurenlos

Das Cover ist vorwiegend in Rottönen, auch ein bißchen chaotisch verlaufend und verschlungen in einer Umarmung. Es ist ein anziehender Blickfang durch starke, kräfitge Farben.
Der Klappentext verspricht schicksalhafte, stark emotionale Lektüre. Die beiden Protagonistinnen sind sofort präsent.

Scarlett und Evie, so charakterisch unterschiedliche und doch seit Schulzeiten schon beste Freundinnen. Sie teilen sich eine Wohnung und leben ihre Freundschaft. Sie sind im Streit auseinandergegangen, der am Abend zuvor passiert ist. Evie, eher ein bißchen introvertiert und mit ihrer Erkrankung MS kämpfend - Scarlett, das Sternchen, die Hübsche, die Erfolgreiche, die am kommenden Abend die Präsentation ihres Lebens hat – ihren Streit, den sie über Nacht nicht beigelegt hatten... Und dann stirbt Scarlett auf dem Weg zur Präsentation auf tragische Weise…
Mit emotionaler Wucht wird sie aus dem Leben gerissen, hinterläßt einen Schock und bei Evie auch große Leere.
Eingestreut in die Kapitel ist nun Scarlett’s Seele, die „von außen“ betrachtet die Gegenwart von Evie begleitet. Scarlett’s Bewußtsein weiß, dass sie tot ist, sie „schaut“ aber dennoch nach Evie und läßt sie nicht los.
Als dritter Protagonist schleicht sich zart und vorsichtig Nate in Evie’s Leben. Wegen Nate ist Scarlett’s Unfall passiert, denn Nate selbst hatte einen Unfall, bei dem Scarlett helfen wollte. Evie gibt somit Nate die Schuld an Scarlett’s Tod. Doch er bleibt an Evie’s Seite, sodaß die Zeit dazu beiträgt, dass Evie sich öffnen muß.
Und dann erfährt Evie, WARUM Scarlett an ihrem Todestag überhaupt in dieser Gegend war, denn diese Frage hatte Evie umtrieben, da diese Gegend nicht auf Scarlett’s Arbeitsweg lag. Schockiert erfährt Evie aus einem Brief diese Neuigkeit, die Zweifel an der Freundschaft hinterläßt.

Insgesamt gesehen ist mir der Roman zu trivial. Es geschehen hier und da Wendungen, die den Roman „lebendiger“ machen (sollen), doch der Lesefluß ist einfach.
Mein Fazit: ein Buch für jugendliche Leser, ein Buch für leichte Unterhaltung, ein Buch für Zwischendurch. Es hinterläßt in mir keine Spuren...