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hereforbooksandcoffee

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2022
Matrix
Groff, Lauren

Matrix


weniger gut

Matrix ist der zweite Roman von Lauren Groff, aus dem Englischen von Stefanie Jacobs, uns stand im letzten Jahr auf der Shortlist des National Book Awards.
Wir folgen Marie, die im England des 12. Jahrhunderts von ihrer Königin in ein Kloster geschickt wird. Sie hat nie an den Hof gepasst, ist zu groß, nicht hübsch genug und auch noch uneheliche Halbschwester des Königs. Nichts einfacher also, als sie in ein heruntergekommenes Kloster zu verbannen. Als Marie dort ankommt, findet sie Nonnen kurz vor dem Verhungern, Kälte, Krankheit und Einsamkeit und muss eine Entscheidung treffen: Gibt sie sich in Selbstmitleid und Wut auf, oder nutzt sie ihren Ehrgeiz um das Kloster, und sich selbst, zu einem neuen Schicksal zu verhelfen?
Ein feministischer historischer Roman mit guter Sprache, interessanten Charakteren und das angelehnt an eine wirkliche Person: ich hatte wirklich Hoffnung das Buch zu lieben.
Leider hat es nicht Klick gemacht.
Wir folgen Marie ihr gesamtes Leben lang und ich hatte nach all den Jahren nicht das Gefühl, sie irgendwie zu kennen. Die Autorin hält den Leser auf Abstand, dazu trägt auch bei, dass es keinen direkten Dialog im Buch gibt, sondern alles in einer sehr distanzierten dritten Person geschrieben ist. Die Sprache an sich ist sicher schön, aber ohne Charakterbindung und auch mit nur wenig Handlung ist matrix leider ein Flop für mich.

Bewertung vom 20.08.2022
Susanna
Capus, Alex

Susanna


weniger gut

Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen, was zum Teil bestimmt auch an meinen hohen Erwartungen an den Autor gelegen hat.

Alex Capus hat sich entschieden die Geschichte nicht nur aus Susannas Sicht zu schreiben, sondern auch andere Personen in ihrem Leben zur Sprache kommen zu lassen. Allerdings tut er dies mit einer solchen Distanz, dass ich nicht mit einer einzigen Person mitgefühlt habe. Ich habe mich wie ein Beobachter aus der letzten Reihe gefühlt, der zwar die grobe Handlung mitbekommt, dem aber immer wieder relevante Stücke von Handlung fehlen.

Ab und an bricht der Erzähler ganz aus den Personen der Handlung aus und kommentiert Handlung oder auch Geschichte selbst. Dann ist zum Beispiel die Rede von Taschengeräten, mit denen man heutzutage Streits um Fakten ja schnell selbst lösen könne. Diese Stilentscheidung kann ich nicht nachvollziehen.
Schlussendlich erzählt Susanna die Geschichte einer vor sich hinlebenden Susanna, die ehr aus Zufall und Lustlosigkeit Malerin geworden ist und ihr Leben doch fremdbestimmt lebt. Für keine 300 Seiten zieht sich das Buch ziemlich in die Länge. Der Handlungsstrang mit den Native Americans und Sitting Bull wird schnell und enttäuschend abgehandelt und bleibt, wie der gesamte Roman, unter meinen Erwartungen.

Bewertung vom 20.08.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


gut

Freundin bleibst du immer von Toni Obaro, aus dem Englischen von Stefanie Ochel, ist der erste Roman der Autorin.
Das Buch spielt in Nigeria und folgt drei ganz unterschiedlichen Frauen: Funmi ist reich verheiratet und hat die letzten Monate damit verbracht, die Hochzeit ihrer Tochter Destiny zu organisieren. Zainab pflegt ihren Mann und Enitan kehrt mit ihrer Tochter aus Amerika zurück, um an der Hochzeit teilzunehmen. Die Freundinnen haben über die Jahre zwar mehr oder weniger Kontakt gehalten, nun treffen sie aber das erste Mal seit Jahren wieder aufeinander.
Die Autorin hat es clever gelöst, in dem sie Kapitel aus der Sicht aller drei Protagonistinnen geschrieben hat und es somit ermöglicht alle Handlungsweisen nachvollziehen zu können. Ich fand sicher nicht alle Charaktere sympathisch, aber sie wirkten immer wie reale Menschen mit guten Seiten, schlechten Seiten, Fehlern und Eigenarten.
Ich fand besonders die Rolle der Tochter von Enitan sehr spannend. Remi ist in den USA geboren und aufgewachsen, ihr Blickwinkel auf Nigeria und auf Lagos ist ein ganz anderer als ihn die Frauen, die dort großgeworden sind, haben. Auch ist es interessant zu sehen, inwieweit die unterschiedlichen Erfahrungen und Erwartungen im und ans Leben die Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter beeinflussen.
Freundin bleibst du immer betrachtet im Vordergrund die Beziehungen und die Charaktere der verschiedenen Figuren. Das macht es gut, aber viel mehr passiert leider auch nicht. Ja, ich habe es gerne gelesen. Mir fehlte aber ein bisschen Plot, der den Leser durchs Buch zieht.
Empfehlung also für Charakter-fokussierte Leser, die sich für Beziehungen zwischen Freundinnen bzw. zwischen Mutter & Tochter interessieren und gerne mal einen Ausflug nach Nigeria machen wollen.

Bewertung vom 20.08.2022
Der Mann, der vom Himmel fiel
Tevis, Walter

Der Mann, der vom Himmel fiel


sehr gut

Der Mann, der vom Himmel fiel von Walter Tevis, übersetzt von pociao und Roberto de Hollanda, ist ein klassischer Sci-Fi-Roman aus dem Jahr 1963, der nun in Neuübersetzung im Diogenes-Verlag erneut erscheint.
Wir folgen T.J. Newton, einem Mann, der von heute auf morgen irgendwo im nirgendwo von Kentucky auftaucht und innerhalb weniger Monate beginnt, die Welt zu verändern. Seine neuen Technologien verschaffen ihm Millionen – aber wo genau kommt er her und was ist sein Ziel?
Der Mann, der vom Himmel fiel ist kein actiongeladenes Sci-Fi, es lockt nicht mit Raumschiffen und fernen Planeten und trotzdem konnte ich es nicht aus der Hand legen. Der Plot an sich ist simpel und erfindet das Rad nicht neu – der interessante Teil des Buches ist eindeutig der mysteriöse T.J. Newton, seine Beweggründe und Entscheidungen.
Das Buch ist nicht perfekt, die Nebencharaktere waren mir alle ein bisschen blass und eindimensional, ich hätte gerne mehr Hintergrundinformationen gehabt.
Und trotzdem habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen und kann es wirklich nur empfehlen!
Besonders Leser, die gerne mit Science-Fiction beginnen wollen, aber nicht genau wissen wo, möchte ich dieses Buch ans Herz legen.
Fazit: Aus gutem Grund ein Klassiker

Bewertung vom 20.08.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


sehr gut

„Das Haus der Stummen Toten“ von Camilla Sten, übersetzt auch dem Schwedischen von Nina Hoyer und Justus Carl, ist der zweite Thriller der Autorin.
In dem Buch begleiten wir Eleanor, die an einem Sontag Abend die Leiche ihrer Großmutter in deren Wohnung findet. Der Mörder öffnet ihr sogar die Wohnungstür, da Eleanor allerdings an einer Gesichtserkennungsschwäche leidet, kann sie ihn weder beschreiben noch wiedererkennen.
Einige Monate später besuchen sie und einige andere den Gutshof Solhöga, den ihre Großmutter besessen, über den sie aber nie gesprochen hat. Bald darauf geschehen auf dem einsamen Anwesen mysteriöse Dinge…
Der Thriller fällt in die Kategorie der gut gemachten: Der Schreibstil ist atmosphärisch düster und spannend, die kurzen Kapitel ziehen einen durch die Geschichte hindurch. So klischeehalt die Geschichtsblindheit der Protagonistin auch für einen Thriller ist, sorgt die doch für Spannung, denn wo Eleanor sich nicht sicher ist, sind wir es als Leser auch nicht.
Die Handlung hat das Rat nicht neu erfunden, ist aber gut verkauft und auch wenn mich die letzte Wendung nicht komplett kalt erwischt hat, habe ich es doch nur im Hellen gelesen…
Ob im Sommer am See oder doch im Winter auf dem Sofa (bei eingeschaltetem Licht!), wenn man gruselige Thriller mag, kann ich „Das Haus der Stummen Toten“ sehr empfehlen!

Bewertung vom 20.08.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


sehr gut

An den Ufern von Stellata von Daniela Raimondi, aus dem Italienischen von Judith Schwaab, ist eine epische italienische Familiengeschichte.

Alles nimmt seinen Anfang, als der Eigenbrödler Giacomo auf Viollca trifft. Die Angehörige des fahrenden Volkes liest aus seiner Hand und diese Begegnung legt den Grundstein einer Ehe. Wir folgen dieser Ehe und ihren Nachkommen durch das gesamte 19. Und 20. Jahrhundert hindurch, sehen die Höhen und Tiefen von Beziehungen, Karrieren und Leben und haben immer einen Finger an der politischen Situation Italiens, die auch die Familie Casadio nicht unberührt lässt.

An den Ufern von Stellata ist ein Pageturner. Durch die verschiedenen Protagonisten und die vielen Jahre, die das Buch unter die Lupe nimmt, haben wir nie viel Zeit in einer Situation. Wir springen durch die Jahre und hangeln und von bedeutender Gegebenheit zur nächsten bedeutenden Gegebenheit durch die Leben der Protagonisten. Es wird also nie langweilig.
Genau das ist leider auch eine Schwäche des Buches: Es bleibt keine Zeit, eine tiefe Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Einige verfolgen wir ihr gesamtes Leben lang und sie wachsen nie über diesen einen Handlungsstrang, für den sie da waren, hinaus.

Und dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht und was das Schicksal noch für die Familie in der Hand hält. Der Crashkurs in italienischer Geschichte, den der Leser mit diesem Buch erhält, fand ich sehr interessant. Auch die Elemente von Magischem Realismus hatte ich nicht vermutet – haben mich aber positiv überrascht.

Bewertung vom 20.08.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


sehr gut

Der Schwarzzüngige Dieb von Christopher Buehlman, übersetzt aus dem Amerikanischen von Urban Hofstetter und Michael Pfingstl, ist der erste Band einer Fantasy-Reihe.

Wir folgen Kinsch Na Schannack, der nach seiner Ausbildung zum Dieb der überall präsenten Diebesgilde ein Vermögen schuldet und sich nicht so leichttut, die Schulden zurückzuzahlen. So wird er dazu verpflichtet, mit der Kriegerin Galva quer über den Kontinent zu reisen, um eine Aufgabe zu erfüllen, die er noch nicht kennt.

Christopher Buehlman hat hier mit Kinsch einen Hauptcharakter geschaffen, der durch seinen sarkastischen Humor das Buch trägt und dem ich als Leser sehr gerne und immer gut unterhalten gefolgt bin. Die Handlung überschlägt sich, es gibt selten einen ruhigen Moment, in dem man die Möglichkeit hat, die Charaktere tiefer kennenzulernen. Leider hat mir das ein wenig gefehlt – vielleicht bekommen wir dazu in weiteren Bänden die Chance.

Ist es die Neuerfindung des Fantasy-Genres? Nein. Aber es ist ein wirklich gut gemachter Auftakt zu einer Reihe, bei der ich mich jetzt schon auf den nächsten Teil freue.
Eine klare Leseempfehlung für Fantasy-Leser.