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Benutzername: 
hrafnaklukka
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Rüthen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2009
Der Christmas Cookie Club
Pearlman, Ann

Der Christmas Cookie Club


gut

Friede-Freude-Eierkuchen!

Die Leseprobe zu „Der Christmas Cookie Club“ von Ann Pearlman hat mich sehr begeistert, und ich habe eine Geschichte über Familie, Liebe und Freundschaft zur Weihnachtszeit erwartet. Meine Erwartungen zu den Themen wurden zum größten Teil erfüllt, jedoch entsprach die Umsetzung nicht ganz meinen Vorstellungen.
Marnie ist Vorsitzende des Cookie Clubs. Zwölf Frauen treffen sich jeden ersten Montag im Dezember, um ihre selbst gebackenen Cookies auszutauschen: jede backt dreizehn Dutzend, von denen zwölf Dutzend unter den Frauen verteilt werden und das dreizehnte einem Hospiz zur Verfügung gestellt wird. Doch viel wichtiger als dieses Austauschen von Plätzchen ist die langjährigen Freundschaften, die diese Frauen verbindet.
Die Geschichte der diesjährigen Cookie Party wird von Oberhexe Marnie erzählt. Die hat in diesem Jahr ihre ganz eigenen Sorgen und Probleme: ihre ältere Tochter Sky, die schon mehrere Kinder verloren hat, ist wieder schwanger und bekommt just an diesem Tag das Ergebnis der genetischen Untersuchung. Ihre jüngere Tochter Tara ist ungeplant schwanger von ihrem Freund und steht kurz vor der Entbindung. Und auch die anderen Frauen haben keine leichte Zeit hinter sich, so feiert Charlene das erste Weihnachtsfest ohne ihren toten Sohn. So unterschiedlich wie die Freundinnen sind auch ihre Probleme: es geht um Sex, Gewalt in der Ehe, Tod, Affären, Adoption und Familie. Doch auf eines können sie sich verlassen: die Freundschaft und die Liebe, die sie an jedem ersten Montag im Dezember umgibt.

Die Idee zu diesem Buch finde ich richtig gut, auch wenn sie nicht gerade neu ist. Aber die Umsetzung lässt zu wünschen übrig- aus der Geschichte hätte sich viel mehr heraus holen lassen: die Geschichte ist zwar unterhaltsam erzählt, hat aber insgesamt nicht genug Tiefgang um den Leser wirklich mit zu reissen. Dreh – und Angelpunkt des ganzen Buches ist Marnie, die Ich-Erzählerin, die anderen Cookie-Hexen stehen stellvertretend für ihre verschiedenen Lebensabschnitte, in denen sie die Freundschaften geknüpft hat. Man erfährt zwar viel über die einzelnen Personen, bleibt aber als Leser aussen vor und steckt nicht in der Geschichte. Mit den Figuren Hoffen und Bangen fehlt einfach, man liesst das Buch, mag die Geschichte, vergisst es aber schnell wieder. Und an manchen Stellen sind die Cookies einfach zu süß: die Probleme untereinander lösen sich einfach auf und am Ende ist alles Friede-Freude-Eierkuchen. Dafür lässt sich das Buch flüssig in einem Rutsch durchlesen. Ganz originell finde ich die Mitarbeit von Dr. Oetker: Die Rezepte am Anfang des jeweiligen Kapitels, und auch die Nahrungsmittelkunde über einzelne Zutaten wie zum Beispiel Mehl, Zimt und Zucker waren sehr informativ und entschädigt den Leser für die flache Handlung. „Der Christmas Cookie Club“ ist ein Buch, mit dem man sich in der Vorweihnachtszeit einen gemütlichen Nachmittag machen kann, in das man aber keine zu hohen Erwartungen stecken sollte.

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Bewertung vom 07.10.2009
Ich bin kein Serienkiller / John Cleaver Bd.1
Wells, Dan

Ich bin kein Serienkiller / John Cleaver Bd.1


sehr gut

Nachbarn, Freunde, Verwandte - in wem verbirgt sich eine Serienkiller, und welche Menschen kennt man wirklich?
John Wayne Cleaver ist 15 Jahre alt. Etwas unterscheidet den Teenager jedoch von seinen Altersgenossen: er ist ein Soziopath, und er weiß es. Unfähig, sich auf seine Mitmenschen einzulassen oder aber ihnen Gefühle entgegen zu bringen, hat er für sich seine ganz eigenen Regeln erstellt, um sein Monster in Schach zu halten. Das klappt auch eigentlich ganz gut, bis eines Tages in dem kleinen Ort ein Serienkiller auftaucht. Um ihn aufzuhalten, muß John seinen eigenes Monster befreien – auf die Gefahr hin., es nie wieder bändigen zu können ….....
Eigentlich hatte ich mir das Buch ganz anders vorgestellt. Aber gefallen hat es mir trotzdem – die Mischung aus Jugendbuch, Thriller und Horror ist eigentlich keinem Genre zu zuordnen, doch gerade diese perfekt abgemessenen Zutaten machen das Buch zu einem echten Lesegenuss. Anfangs fand ich die Gedankenwelt des John Wayne Cleaver (der tatsächlich nach dem Westernhelden benannt wurde) etwas merkwürdig, aber mit der Zeit findet man sich in seine Logik ein und kann seine Handlungen auch nachvollziehen. Sein „innerer Kampf“, das Monster entweder raus zu lassen, auf die Gefahr hin, es nie wieder bändigen zu können, oder aber die Füße still zu halten und den Dämon weiter morden zu lassen war sehr interessant zu lesen. Er ist auf jeden Fall nicht der 08-15-Held, den man sonst in Thrillern findet – doch durchaus ein sehr interessanter Charakter, der ständig im Widerstreit mit sich und seiner Umwelt steht. Besonders unterhaltsam fand ich die Dialoge und die Gedankengänge, die parallel dazu in seinem Kopf statt fanden. Die Geschichte hat mich ein bisschen an King erinnert, wirkt jedoch etwas frischer und nicht so stark an-den-Haaren-herbei-gezogen. Das Buch ist flüssig gelesen, einmal angefangen lässt es sich schwer wieder aus der Hand legen.Wer keinen Fantasy-Horror-Einschlag in Büchern mag, sollte das Buch allerdings gar nicht erst in die Hand nehmen. Spannung von der ersten Seite an, eine gut durchdachte Handlung, witzige Dialoge, interessante Charaktere – all das hebt das Buch aus der Masse der Neuerscheinungen raus. Ich werde auf jeden Fall nach weiter Büchern des Autors Ausschau halten.

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Bewertung vom 03.10.2009
In Todesangst
Barclay, Linwood

In Todesangst


sehr gut

Nach „Dem Tode nah“ hatte ich eigentlich nicht so große Erwartungen in das Buch „In Todesangst“ gesteckt – und wurde wirklich positiv überrascht! Ein Thriller, der die Spannung Seite für Seite aufbaut, und wo die Handlung langsam Stück für Stück auseinander gedröselt wird wird und auf ein großartiges Finale hinaus läuft. Hauptprotagonist ist der Autoverkäufer Tim Blake. Tim steht nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens – sein Geschäft ist den Bach runter gegangen, seine Frau hat sich von ihm getrennt und dann verschwindet seine 17-jährige Tochter Sydney eines Tages spurlos.Keiner hat etwas von ihr gehört oder gesehen – der Sommer-Job hat scheinbar nie existiert, ihre besten Freunde Jeff und Patty haben auch nichts von ihr gehört. Die Polizei hält sie anfangs für eine typische Ausreißerin und überschlägt sich nicht gerade, um sie wieder zu finden, und so beginnt Tim selber, Nachforschungen anzustellen und gerät dabei in den Sog der Ereignisse, die er bald nicht mehr kontrollieren kann.
Eigentlich ist es „nur“ ein 08-15-Thriller – aber bei „In Todesangst“ stimmt wirklich alles: flüssig geschrieben, spannende Handlung, gute Dialoge mit Witz, realistisch wirkende Protagonisten und ein überraschender Plot. Besonders gut dargestellt fand ich den anfangs etwas träge wirkenden Tim, als verzweifelten Vater auf der Suche nach der verschwundenen Tochter – der in dieser besonderen Situation plötzlich über sich hinaus wächst und nicht eher ruht, bis er Sydney gefunden und das Geheimnis gelöst hat. Punktabzug gibt es für die etwas an den Haaren herbei gezogene Verschwörung – auch der kleinste Nebendarsteller spielt seine Rolle in dem großen Komplott, das war für meinen Geschmack etwas zu viel des guten -das trübt die Spannung jedoch nicht im geringsten. Sehr positiv finde ich, das Barclay auch diesmal fast ganz ohne blutige Details ausgekommen ist – seine Horrorszenarien spielen sich – bis auf wenige Ausnahmen - eher auf der psychischen und nicht auf der physischen Ebene ab. Barclay hat das Rad nicht neu erfunden, die Grundidee hat es schon oft vorher gegeben – schwieriger Teenager, geschiedene Eltern, Patchwork-Family und falsche Freunde, aber die Umsetzung ist in diesem Fall wirklich sehr gut gelungen. Für Thriller-Fans mit normalen Ansprüchen wird das Buch sicher ein Lesegenuss sein, mir hat jedenfalls wirklich gut gefallen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2009
Das Herz ihrer Tochter
Picoult, Jodi

Das Herz ihrer Tochter


sehr gut

Eigentlich hat mir das Buch sehr gut gefallen: spannende Story, gut geschrieben, sympathische Figuren und eine Handlung, die man gut nach vollziehen kann.Und trotzdem kann ich keine 5 Sterne vergeben – Picoults Shay Bourne hat mich die ganze Handlung hindurch einfach zu sehr an Kings John Coffey erinnert. Das ist aber auch wirklich der einzige Schwachpunkt. Es geht hauptsächlich um den zum Tode Verurteilten Shay Bourne. Der möchte nach seinem Tode sein Herz an die kleine Claire spenden, die dringend ein neues benötigt. Einziger Haken: Bourne wurde schuldig befunden, Claires Vater Kurt Nealon und ihre Halbschwester Elisabeth getötet zu haben. Wird die Mutter, June Nealon, das Herz annehmen? Und was ist drann an Shays „magischen Händen“, mit denen er sogar tote Tiere wieder zum Leben erwecken kann?
Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven: einmal ist das die Mutter der beiden Mädchen, June Nealon und der an AIDS erkrankte Mithäftling Lucius. Dann der ehemalige Geschworene Michael, der Bourne vor 11 Jahren mit zum Tode verurteilt hat und heute als katholischer Seelsorger arbeitet. Außerdem kommt noch die Anfangs etwas plump wirkende ACLU-Anwältin Maggie zu Wort, die versucht, vor Gericht das Recht auf eine Hinrichtungsmethode zu erstreiten, nach der Bourne das Herz spenden kann. Durch die verschiedenen Perspektiven bekommt der Leser sehr schnell eine Ahnung auf den Fortlauf der Geschichte, was der Handlung aber nicht die Spannung nimmt. Das Buch ist durchweg gespickt von großen Gefühlen und kleinen Wundern, die aber nicht kitschig oder klischeehaft wirken, sondern durchaus authentisch und real. Die Figuren sind sehr lebendig, die Dialoge auch bei Glaubensdiskussionen nie langweilig oder abgedroschen. Schön fand ich auch die Zitate, die die einzelnen Kapitel trennen, wir treffen auf Worte von Voltaire, Woody Allan, Mutter Teresa, der 14. Dalai-Lama, Bono, Nietzsche und Albert Einstein. Alles in allem ein wirklich gut geschriebenes Buch mit viel Herz, in dem es um Glauben, das Leben und den Tod geht – und das eigentlich noch viel mehr ist.
Die Lehre, die man aus dem Buch ziehen kann, wird für jeden anders sein. Ich fand den Satz besonders bezeichnend: „Man kann niemanden helfen, der sich nicht auch helfen lassen will“, aber man muß es versuchen, und man muß für die Menschen, die man liebt kämpfen. Dieser Satz ist in Bezug auf Claire sowie auch auf Shay gefallen ist. Die Situation der beiden ist so unterschiedlich und doch in vielem sehr ähnlich. Ein sehr bewegendes Buch, das man bedenkenlos weiter empfehlen kann.

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Bewertung vom 31.08.2009
Verbrechen. Ausgezeichnet mit dem Kleist-Preis 2010
Schirach, Ferdinand von

Verbrechen. Ausgezeichnet mit dem Kleist-Preis 2010


sehr gut

Diese Buch hat mich mehrmals in ein moralisches Dilemma gestürzt: so individuell und verschieden wie die Menschen und die einzelnen Fälle sind, eins haben sie gemeinsam - die Grenze zwischen Opfer und Täter sind oftmals verwischt bzw. ist sehr fliessend. Alle elf Geschichten handeln von realen Fällen, die in von Anwalt Ferdinand von Schirach vertreten wurden. Es geht um Menschen, die in außergewöhnliche Umstände und ungewöhnliche Kriminalfälle verstrickt werden: warum hat Theresa ihren über alles geliebten Bruder Leonhard in der Badewanne ertränkt? Wer hat die schöne Studentin Stefanie ermordet? Und warum belastet der schlaue Karim seinen Bruder fälschlicher Weise eines Verbrechens? Die Verbrechen, um die es geht, sind so vielfältig wie die Personen selber, die darin eine Rolle spielen: von Falschaussage ist über Körperverletzung, Raub und Totschlag bis hin zum Mord ist alles vertreten. Und oft stellt man sich die Frage, was hätte anders laufen können. So wie bei dem Arzt, der seine Ehefrau nach langer Ehe lieber umbringt, als sie um die Trennung zu bitten. Über das relativ milde Urteil von drei Jahren Haft lässt sich streiten. Alle Geschichten in dem Buch sind sehr interessant und gut geschrieben, außerdem regen sie oft zum Nachdenken an. Obwohl der Ton eher sachlich ist, gehen die Inhalte sehr in die Tiefe. Der Leser erfährt nicht nur was über die jeweiligen Verbrechen und Strafen, sondern auch über die Umstände, die zu diesen geführt haben. Ich als Leser habe mit den einzelnen Figuren gelitten, geschmunzelt und getrauert, und das ist es, was ein gutes Buch ausmacht. Das Leben ist manchmal kreativer als der beste Autor und schreibt die ungewöhnlichsten und spannenden Geschichten selber. Ich würde das Buch jederzeit weiter empfehlen oder auch verschenken, denn ich habe mich als Leser sehr gut unterhalten gefühlt.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2009
Farben der Schuld / Kommissarin Judith Krieger Bd.4
Klönne, Gisa

Farben der Schuld / Kommissarin Judith Krieger Bd.4


ausgezeichnet

Ich bin begeistert! Dieses Buch ist einfach typisch Klönne – genauso gut, wenn nicht sogar noch ein wenig besser als seine Vorgänger. Der vierte Teil der Krimiserie um die etwas eigenwillige Kölner KHK Judith Krieger ist trotz brisanter und aktueller Themen ein sehr emotionales Buch – und das ist das, was mir an der Serie so gut gefällt: neben spannenden Kriminalfälle kommt das Privatleben und die emotionale Seite der Ermittler nicht zu kurz. „Farben der Schuld“ aufzuschlagen war wie die Begegnung mit alten Freunden- vertraut, aber trotzdem neu.
Diesmal hat es Judith Krieger ganz übel erwischt: ihren letzten Fall hat sie physisch und psychisch noch nicht ganz verarbeitet, da wird sie bei ihrer stundenweise Wiedereingliederung in den Polizeidienst aus Personalnot schon mit einem neuen Fall betraut: im Kölner Kaneval wird ein Arzt, der als Priester verkleidet war, von einem Ritter mit Schwert ermordet. Keine einfache Ermittlung, denn der Arzt, war beliebt und angesehen, und was fehlt ist ein Motiv. Oder ist er etwa das Opfer einer unseligen Verwechslung geworden? Noch während Judith und Manni im ersten Fall ermitteln, wird ein zweiter Mann tot aufgefunden: diesmal ein echter Priester, und zudem noch der beste Freund des polizeilichen Seelsorgers, bei dem Judith ihre seelischen Verletzungen aufarbeitet …....
Diesen Krimi sollte man wirklich nur in die Hand nehmen, wenn man eins hat: viel Zeit. Denn so einfach ist das mit dem Aufhören nicht, wenn man erstmal mit Judith Krieger und Manni Korzilius in Köln ermittelt. Die Spannung wird direkt von der ersten Seite an aufgebaut, der berühmte rote Faden schlängelt sich geschickt durch die Handlung, und in kurzen Rückblenden wird der Leser nach und nach auf die richtige Spur gebracht. Und trotzdem bleibt es fesselnd bis zum Schluß: ein Krimi, bei dem man nach ¾ des Buches immer noch über den Täter und des Motive rätselt, ist einfach nur gut geschrieben. Sehr schön beschrieben war auch die komplizierte Gefühlswelt der Krieger: die Schuld, einen Menschen erschossen zu haben, und die Schuld, das sie den Tod eines weiteren Menschen nicht verhindern konnte, außerdem ist da noch das Verhältnis zu ihrem leiblichen Vater, den sie nie kannte. Und das ist auch die große Stärke der Autorin Gisa Klönne: ihre Krimis kommen ganz ohne blutige Details – und auch ohne Kitsch - aus, und sind nicht nur Mord und Totschlag, sondern sehr persönlich, ohne in Klischees abzudriften . Die Protagonisten wirken absolut authentisch und lebensnah, als Leser kann man sich gut mit ihnen identifizieren. Allerdings sollte man die ersten drei Teile gelesen haben, um mit dem doch recht komplizierten Privatleben der Ermittler klar zu kommen. Fazit: für mich ein echtes Highlight unter den Kriminalromanen, nicht umsonst zählt Gisa Klönne zu den besten deutschen Krimi-Autoren. Ein Buch, das man bedenkenlos weiter empfehlen kann!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.08.2009
Wo die Zitronen blühen
Carlotto, Massimo; Videtta, Marco

Wo die Zitronen blühen


sehr gut

Francesco Visentin, junger Anwalt aus einer ehrbaren Familie, hat glänzende Zukunftsaussichten: in wenigen Tagen wird er die schöne Giovanna Barovier heiraten und nach der Hochzeitsreise in die angesehene Kanzlei seines Vaters eintreten. Seine Träume werden jäh zerstört, als er Giovanna am Morgen des Junggesellenabschieds tot auffindet. Wer hat die Schöne umgebracht? Und was wollte sie am Morgen wichtiges mit ihm besprechen? Zusammen mit ihrer besten Freundin Carla macht sich Franceso auf die Suche nach ihrem Mörder und stösst dabei auf ein Netz von Korruption und alten Freundschaften bzw. Feindschaften. Ist Giovannas Vater wirklich ein eiskalter Betrüger und Mörder? Ist die angesehene Gesellschaft wirklich so ehrenhaft?
„Wo die Zitronen blühen“ ist soviel mehr, als ich erwartet hatte: statt eines einfach gestrickten Krimis haben wir es hier mit einem aktuellen Thriller zu tun. Schon die ersten Seiten versprechen eine spannende Handlung, die die Autoren auch bis zum Schluss halten können. Viele zwielichtige Gestalten werden im Laufe der Geschichte eingeführt, was dem ganzen unerwartete Wendungen gibt und die Spannung erhält. Die Hauptcharaktere und Strukturen im dem recht fest gefahrenen Dorf lernen wir direkt am Anfang kennen, was im wesentlichen dazu beiträgt, verschiedene Handlungen zu durchschauen und die Beziehungen unter – und zueinander zu verstehen. Das Buch wurde zum Teil aus Francescos Sicht in Ich-Form erzählt, und die Lücken für den Leser von einem Erzähler aus der Beoabachter-Perpektive gefüllt. Das hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist einfach und flott zu lesen, dabei kommt das Buch ohne blutige und reißerische Szenen aus.Die Autoren verstehen es meisterhaft, die einzelnen Schichten der machtvollen und angesehenen Familien zu entblättern wie bei einer Zwiebel - Schicht für Schicht, Kapitel für Kapitel versinkt der Leser weiter in einem Sumpf aus Korruption und Machtgier, die selbst vor Mord nicht zurückschrecken.Aktuelle Themen wie Umweltskandale, Müllentsorgung etc. werden mit Mafiaproblemen sowie „Dorfkrankheiten“ wie Kaltsch & Tratsch oder Inzucht gemischt. Heraus kommt ein Thriller, der sich wirklich sehen lassen kann. Aber vor allem ist nichts so, wie es scheint. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, und ich würde es jederzeit weiter empfehlen.

Bewertung vom 02.08.2009
Stadt, Land - Schluss
O'Reilly, Judith

Stadt, Land - Schluss


weniger gut

Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören und mir diese Lektüre einfach verkneifen sollen – trotz angenehmer Leseprobe. Judith, 42 Jahre alt, hochschwanger, zieht ihrem Ehemann zuliebe mit 2 Kleinkindern im Schlepptau von der großen Stadt aufs öde Land. Schon auf der Fahrt dahin zweifelt sie stark an ihrem Entschluss, lässt sich stak von ihren negativen Emotionen beeinflussen und gibt dem Landleben somit keine echte Chance. Und da geht es auch schon los, das ewige Gejammer, mit dem sie sich, ihrer Familie und dem Leser das Leben einfach nur schwer macht. Sie zerfliesst geradezu in Selbstmitleid, von ihrer anfänglich humorvoll bissigen Art bleibt nicht mehr viel übrig. Was in der Leseprobe noch witzig und einfallsreich gewirkt hat, wurde mit zunehmender Lesedauer nur noch nervig. Und spätestens als sie zum fünften mal den selben Fehler macht, fängt man einfach an, den Teil nur noch zu überfliegen.
In die Situation als quasi allein erziehende Mutter, die mit drei Kleinkindern allein auf dem Land wohnt, ohne entsprechende soziale Kontakte, konnte ich mich ganz gut eindenken, aber ich bin der Meinung, da hätte sich viel mehr raus machen lassen. Die Schreibweise hat mir ganz gut gefallen, es hat sich ziemlich einfach lesen lassen, und auch die Blog / Tagebuchform fand ich sehr ansprechend. Aber leider konnte das die Geschichte auch nicht retten. Höhepunkte habe ich leider vergeblich gesucht, und wenn es denn einen roten Faden gegeben hat, so konnte ich ihn nicht finden. Die Figuren wirkten allesamt konturenlos, was vielleicht daran liegt, das sie nicht benannt wurden und man so keine richtige Vorstellung von ihnen entwickeln konnte. Fazit: Ohne das ganze Genöle hätte was daraus werden können, so aber verschwindet es im Einheitsbrei der sogenannten „Frauenromane“.

Bewertung vom 29.07.2009
Das Leben der Wünsche
Glavinic, Thomas

Das Leben der Wünsche


weniger gut

Alles hat seinen Preis-

was bist Du bereit zu zahlen?

Jonas könnte eigentlich ein zufriedener Mann sein: neben einer Ehefrau und zwei Kindern hat er noch eine schöne Geliebte, einen Job und ein gutbürgerliches Leben.Eines Tages erscheint ihm seine persönliche gute Fee: ein Mann mit Bierfahne im weißen Anzug und Goldkettchen bietet ihm drei Wünsche an. Jonas löst das Problem auf seine ganz eigene Art: er wünscht sich einfach, das alle seine Wünsche in Erfüllung gehen.
„Es geht nicht darum, was Sie wollen, sondern darum, was Sie sich wünschen“.
Am nächsten Tag fangen die Wünsche an, sich zu entfalten, so steigen seine Aktien und sein kleinwüchsiger Sohn schiesst um 4cm in die Höhe. Als seine Frau tot in der Badewanne liegt, kommen Jonas Zweifel ob er bereit ist, den Preis für ein „Leben der Wünsche“ zu zahlen ….....

Bedenke, was Du Dir wünschst – es könnte in Erfüllung gehen: das könnte man auch in Bezug auf dieses Buch sagen, auf das ich mich wirklich sehr gefreut habe, da ich mir aufgrund der originellen Idee ein gute Geschichte versprochen habe. Leider ließ die Umsetzung in diesem Falle wirklich zu wünschen übrig. Jonas ist ein unsympathischer und emotional träger Mann. Seine Handlungen und Denkweisen sind für mich schwer nach zu vollziehen. Seine Mitstreiter wirken lieblos und ohne Pepp. Auch die Wendungen der Ereignisse finde ich mehr als merkwürdig, und dabei meine ich nicht den Fantasy-Teil – also die Erfüllung der Wünsche - , sondern das rumgehampel mit Werner, Evie, Nina und Marie. Fehlende Interpunktion und kryptisch verfasste Absätze erschweren den Lesefluss, den berühmten „roten Faden“ habe ich nicht entdecken können. Außerdem ist es für meinen Geschmack etwas zu langatmig – für einen 320 Seiten langen Roman passiert nicht viel bedeutendes, die Erzählung plätschert im ewigen Einerlei vor sich hin. Fazit: vielleicht bin ich nur enttäuscht, weil ich etwas ganz anderes erwartet habe. Aus der Idee hätte man auf jeden Fall mehr raus holen können. Mir hat es nicht gefallen, aber wer die Möglichkeit hat sollte auf jeden Fall mal einen Blick riskieren.