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Benutzername: 
Tänja

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 07.03.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


ausgezeichnet

Macht ist ein Buch, das von Anfang an Eindruck hinterlässt. Es geht um das Leben einer Frau Jahre nach einer Vergewaltigung. Für dieses Thema muss eine deutliche Triggerwarnung ausgesprochen werden.

Der Umschlag ist aufwendig gestaltet und die inneren Klappen zeigen zwei eindringliche Bilder. Die Gestaltung ist sehr stimmig.

Der Schreibstil der Autorin ist extrem flüssig, sodass ich schnell in der Geschichte angekommen war. Furre vermischt die Vergewaltigungserfahrung der Protagonistin mit sexuellen Grenzüberschreitungen, die wohl jede Frau kennt. Unangenehme Nähe und Berührungen auf Partys usw. Das schafft eine hohe Identifikation mit der Protagonistin und ein Bewusstsein für die Möglichkeit selbst betroffen sein zu können. Auch die Schilderung des Mutterdaseins und Berufes der Protagonistin, sowie der ein oder andere Witz im Dialog verdeutlicht noch einmal, dass einfach jeder passieren kann, was der Protagonistin wiederfahren ist.
Außerdem setzt sie sich sehr gekonnt mit der Frage auseinander, wo ein sexueller Übergriff beginnt. Sie greift wichtige Fakten und unbeantwortbare Fragen auf. Das war für mich als Lesende sehr emotional und hat mich zum intensiven Nachdenken angeregt.

Ich hatte etwas Angst vor der Schilderung der Tat an sich. Doch Furre ist es gelungen eine Vergewaltigung zu beschreiben, ohne das es für die Lesenden unaushaltbar ist.

Ich bin schwer beeindruckt, wie viel Furre in diesem doch relativ kurzen Buch zu sagen schafft. Definitiv keine Unterhaltungsliteratur, aber ein absolut fesselndes und wichtiges Werk.

Bewertung vom 07.03.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


ausgezeichnet

"Männer sterben bei uns nicht" erzählt in kurzen Sequenzen die Geschichte dreier Generationen von Frauen, die zur Beerdigung einer Großmutter zusammen kommen.


Besonders gefällt mir schon das Cover, welches ein tolles Kunstwerk verwendet. Es lohnt sich eigentlich, das Buch nur zu kaufen, um dieses Bild im Schrank zu haben.

Die Geschichte beginnt mit einer spannenden Szene, in der die Protagonistin eine Leiche im See findet. Von da an war ich beim Lesen im Sog der Erzählung. Wobei Spannung nicht einmal das ist, was den Roman ausmacht. Er zeichnet sich eher durch einen klaren Schreibstil und sehr viel Tiefe aus.
Besonders ist an dem Buch außerdem, dass kein einziger Mann auftritt. Ich weiß gar nicht, ob ich das schon Mal in einem anderen Roman so gelesen habe.
Es geht in den Sequenzen, die in verschiedenen Jahren spielen, in der Regel um den Umgang der Frauen miteinander. Die Autorin findet dabei sehr eindringliche Bilder, wie Frauen sich das Leben teilweise gegenseitig schwer machen.

Ich finde, es ist ein wunderbarer Aufruf zu mehr Solidarität und Kommunikation. Ein Roman, den frau gelesen haben sollte.

Bewertung vom 07.03.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

In diesem Roman geht es um eine Krankenschwester, die aufgrund einer Asthma Erkrankung und eines beruflichen Fehlers an einem Scheidepunkt ihres Lebens steht.

Der Roman überzeugt vor allem durch emotionale Intensität. Dabei sind es vor allem bedrückende Gefühle, die die Geschichte prägen.
Am Anfang steht die extreme Kraftlosigkeit der Protagonistin. Sie gerät in eine Trägheit, die den Roman so durchflutet, dass es mir teilweise schwer fiel weiter zu lesen. Durch den Spannungsaufbau in Bezug auf den beruflichen Fehler der Protagonistin gelingt es der Autorin aber die Lesenden dennoch am Ball zu halten.
Auch noch einmal interessant wird es, als die Autorin den Blick weitet auf die anderen, die im Umfeld der Protagonistin ohne Arbeit sind. Der herzkranke Städter, die ehemaligen Fabrikarbeiter, die Mutter und weitere sind von einer überzeugenden Vielfalt geprägt.

Das Ende ist dann an Spannung kaum zu überbieten. Mir fehlte aber ein wenig das Highlight im Mittelteil, sodass ich insgesamt vier Sterne vergebe.