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Lesereien

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Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2023
Malibu Rising
Reid, Taylor Jenkins

Malibu Rising


sehr gut

Taylor Jenkins Reid ist nicht nur in den USA, sondern inzwischen auf der ganzen Welt mit ihren Romanen erfolgreich. "Daisy Jones and The Six" wurde erst kürzlich als Serie verfilmt, nachdem die Romanvorlage ein Bestseller war. Jetzt ist ihr Roman "Malibu Rising" in der deutschen Übersetzung von Babette Schröder erschienen.

Der Roman spielt 1983 in Malibu. Jedes Jahr findet dort die Party des Jahres bei den Riva-Geschwistern statt. DIe Geschwister, das sind Nina, Jay, Hud und Kit. Nachdem der Vater sie verlassen hat und ihre Mutter früh verstorben ist, haben die Geschwister sich alleine durchgeschlagen und aufeinander aufgepasst. Besonders die Älteste, Nina, hat früh Verantwortung für alle übernommen.

Der Roman erzählt in der ersten Hälfte die Geschichte dieser Familie, die von Verlusten, Enttäuschungen und Schicksalsschlägen geprägt ist. Aber auch von Hoffnungen und Liebe, von gegenseitiger Zuneigung und starkem Willen. Es sind im Grunde detaillierte Charakterstudien und einzelne Lebensgeschichten der Figuren, die Reid zu einer Collage zusammenfügt.

Dann, kurz vor und insbesondere während der Party, kommen Familiengeheimnisse zum Vorschein. Lügen werden aufgedeckt und noch nie oder lange nicht mehr gesehene Familienmitglieder tauchen plötzlich auf. Am Ende der Nacht ist nichts mehr so, wie es vorher war.

Diese Party war für mich, um ehrlich zu sein, der am wenigsten interessante Teil des Romans. Die Flashbacks und alles das, was in der Vergangenheit liegt, haben einen viel größeren Unterhaltungswert. Der Höhepunkt mit dem Zusammenführen aller Fäden war für meinen Geschmack etwas konstruiert und zu literarisch.

Aber was Taylor Jenkins Reid trotzdem kann, das ist gute Unterhaltungsliteratur schreiben. Man liest ihre Romane einfach gerne. Und auch, wenn "Malibu Rising" mich zum Ende hin nicht mehr ganz zu packen vermocht hat, so war ich insgesamt keineswegs enttäuscht von ihm.

Bewertung vom 24.03.2023
Keine gute Geschichte
Roy, Lisa

Keine gute Geschichte


gut

Der Ort, an dem man aufwachst, prägt einen. Das gilt auch für die Protagonistin in Lisa Roys Roman “Keine gute Geschichte”. Sie verbringt ihre Kindheit in Katernberg, einem sozial schwachen Stadtteil von Essen. Jetzt, nach über zehn Jahren, kehrt sie an diesen Ort zurück. Und Katernberg könnte kaum unterschiedlicher sein zu dem Leben, was sie sich mühevoll in Düsseldorf aufgebaut hatte. Sie war als Social Media-Managerin tätig und bewegte sich in einer Welt voll Anglizismen, Influencern, Fashion und teurem Essen.

Aber auch diese Welt hat sie nicht glücklich gemacht. Es plagen sie Depressionen und es entsteht oft das Gefühl, als wäre da eine Distanz zwischen ihr und der Welt, als hätte sie sich nicht nur von der Welt, sondern sogar von sich selbst entfremdet. Grund dafür ist auch der frühe Verlust der Mutter, die einfach verschwunden ist und von der man bis heute nicht weiß, was mit ihr passiert ist.

Verlust und verschwundene Personen sind ein Motiv in dem Roman. Nicht nur die Mutter, auch zwei junge Mädchen aus Katernberg sind nämlich verschwunden. Diese Welt, in der Menschen einfach weg sind und nicht wieder auftauchen, bietet keinen Halt. Deshalb versucht die Protagonistin, selbst Halt und Zuneigung zu finden. Sie will Nähe zu Männern, beginnt beispielsweise gleich zu Beginn ein Verhältnis mit John. Doch diese körperlichen Beziehungen fühlen sich einsam und kalt an.

Der Roman hatte mich gereizt: Das Ruhrgebiet, eine Kindheit in einem Arbeiterviertel, eine Protagonistin, die sich gesellschaftlich hochzukämpfen versucht... Aber ich muss zugeben, dass mich der Roman relativ früh nicht mehr ganz zu überzeugen vermocht hat. Die Protagonistin ist mir völlig fremd geblieben. Außerdem konnte die Geschichte weder durch die Beziehungen zu den Nebenfiguren noch durch die Storyline der beiden verschwundenen Mädchen ausreichend Tiefe entwickeln. Es hat mir etwas gefehlt. Und das ist schade, weil ich dieses etwas immer wieder habe durchblitzen sehen. Zum Beispiel, wenn erzählt wird, dass die Protagonistin als Jugendliche Listen geführt hat, auf denen stand, wie reiche Leute sich verhalten. Oder dass sie vor ihrem ersten Arbeitstag in der PR-Welt Filme angeschaut hat, weil sie nicht wusste, was sie anziehen soll. Solche Details konnten immer wieder herausstechen. Aber sie haben nicht überwogen.

Keine schlechte Geschichte also, aber leider auch keine richtig gute.

Bewertung vom 12.03.2023
Straßenmusik
Behr, Markus

Straßenmusik


gut

Auf dem Weg nach Amsterdam begegnen sie sich zum ersten Mal für einen kurzen Augenblick im Zug: Jonas und Chiara. Jonas wurde gerade von seinen eigenen Bandkollegen aus der Band rausgeworfen. Jetzt, wo “Wunderwerk” einen Plattenvertrag hat und die Aussicht auf Erfolg besteht, wollen sie lieber einen anderen Bassisten. Chiara wartet derweil auf eine Antwort von der Uni in Graz. Sie hat sich für ein Psychologiestudium beworben.

In einer Bar in Amsterdam lässt Chiara dann ihre Gitarre liegen. Jonas findet sie und will sie am nächsten Tag wieder zur Bar bringen. Doch dann überkommt ihn die Lust, selbst zu spielen. Zufällig sieht ihn Chiara.

Im Folgenden verschränken sich Chiaras und Jonas Wege. Sie fangen an, gemeinsam auf den Straßen von Amsterdam Musik zu machen. Und auch, als sie beide wieder Zuhause sind, hält ihre Freundschaft an.

Der Roman beschreibt einen Moment im Leben seiner Protagonisten, in dem beide an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen. Sie müssen Entscheidungen treffen, sich ihrer eigenen Vorstellungen und Wünsche bewusst werden. Es ist eine Art Selbstfindung, die durch die Musik begleitet wird.

Dieses Verlorensein spiegelt sich sehr in dem Verhalten der Charaktere wider. Besonders bei Chiara. Deshalb fand ich es auch schwer, als Leserin einen Bezug zu ihr aufzubauen und ihre Stimmungsschwankungen, Wutausbrüche, etc. nachzuvollziehen. Jonas habe ich reflektierter empfunden und deshalb tritt er auch als nahbarere Figur in Erscheinung.

“Straßenmusik” liest sich flott. Nur manchmal hakt es ein wenig, nämlich immer dann, wenn die Dialoge etwas plump sind oder die Handlung etwas konstruiert und gelenkt wirkt.

Trotz dieser Mängel lauscht man dem Sound des Romans ganz gerne. Besonders im ersten Teil. Deshalb: Eine Empfehlung, besonders für alle musikalischen Leser*innen.

Bewertung vom 12.03.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


ausgezeichnet

Nachdem sie auf der Arbeit einen Fehler begangen hat, lässt die Protagonistin in Birgit Birnbachers Roman "Wovon wir leben" ihr Leben in der Stadt notgedrungen hinter sich und kehrt in ihr Heimatdorf zurück.
Es ist ein Rückschritt, der ihre Selbstzweifel mehrt und Existenzängste in ihr aufkommen lässt. Dazu trägt auch die Abwesenheit der Mutter bei, die es geschafft hat, den Vater zu verlassen und ihre eigenen Träume zu realisieren. Doch dann trifft sie den Städter, der sich nach einem Herzinfarkt in der Reha aufhält und von einem bedingungslosen Grundeinkommen lebt.

Was bedeutet Verantwortung der Familie gegenüber? Wie und wo kann man Grenzen ziehen? Und wie lassen sich Familie, das eigene Pflichtgefühl und Erwartungen an das Leben miteinander vereinbaren? All das sind Fragen, die der Roman thematisiert.

Daneben kann er auch als eine Exkursion in die engen Strukturen eines Dorfes gelesen werden, das keineswegs bloße Kulisse ist, sondern menschliche Schicksale prägt, in dem es Menschen entweder ausbrechen lässt oder sie ein Leben lang festhält. Was auch nicht erstaunt: das Dorf ist eine Männerwelt, in der Frauen für die Männer zu sorgen haben, in der der Vater der Protagonistin keinerlei Verständnis für die Flucht seiner Ehefrau hat. Es ist außerdem, besonders innerhalb der Familie, eine Welt des Schweigens, in der sich das Ungesagte über die Jahre angestaut hat.

Ich fand den Roman sehr stark. Anfangs nicht, muss ich zugeben. Ich brauchte ein paar Seiten, um in die Welt des Romans hineinzufinden. Und zwischendurch habe ich mich zusätzlich gefragt, ob es nicht zu viel wird, wenn sich plötzlich eine schreiende Ziege, ein beim Kartenspiel gewonnenes Gasthaus, ein totes Pferd, ein kranker Bruder, ein verletzter Vater, usw. ins Zentrum der Geschichte drängen.

Aber im Gesamtbild war es nicht zuviel. Im Gegenteil. Alles hat gestimmt und nicht nur das, es hat mich berührt. Diese Nähe zur Lebensrealität, die Glaubwürdigkeit der Protagonistin, die vor allem durch ihr Zweifeln und Hadern entsteht und durch einen Zustand, in dem man mit sich selbst nicht ganz im Reinen ist… Das war es, was sich ins Bewusstsein gedrängt hat, zum Nachdenken angeregt hat und sich schließlich gedanklich festgesetzt hat.

Ein empfehlenswerter Roman!

Bewertung vom 12.03.2023
Things We Never Got Over / Knockemout Bd.1
Score, Lucy

Things We Never Got Over / Knockemout Bd.1


schlecht

Das war leider gar nichts... Ich musste den Roman nach ein paar dutzend Seiten abbrechen, weil er schon zu Beginn so überladen mit Klischees, grottenschlechten Dialogen und unglaubwürdigen Situationen war, dass es kaum auszuhalten war.

Naomi kommt in eine neue Stadt, wo man sie für ihre Zwillingsschwester hält. Damit ist schon gleich zu Beginn das Zwillingsmotiv (eine Schwester gut und eine böse) abgehakt. In den ersten Minuten trifft sie auf einen äußerst unfreundlichen Bad Boy, der aber natürlich super aussieht und der - man ahnt es schon - der Love Interest sein wird. Darauf folgen: ein gestohlenes Auto, ein Einbruch, die temporäre Adoption ihrer Nichte... Das alles ist umgeben von einfallsloser Sprache, schlecht aneinandergereihten Szenen und einer totalen Vorhersehbarkeit.

Keine Ahnung, warum dieses Buch ein TikTok-Trend ist. Für mich entspricht es nicht mal in Ansätzen dem, was Unterhaltungsliteratur ausmachen sollte.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2023
Young Mungo
Stuart, Douglas

Young Mungo


ausgezeichnet

Young Mungo wächst in einer Sozialsiedlung in Glasgow auf. Seine Mutter ist alkoholabhängig, sein älterer Bruder Hamish ist in Bandenkämpfen zwischen Katholiken und Protestanten verwickelt. Nur Mungos Schwester, Jodie, kümmert sich und versucht die Abwesenheit der Mutter auszugleichen.

Trostlosigkeit, Chancenlosigkeit, vorgezeichnete Schicksale, aus denen sich die Figuren nicht befreien können: Das sind die Themen, die die Charaktere ausnahmslos verkörpern. Da ist Hamish, der studieren wollte, aber dem die Lehrer gesagt haben, das sei nichts für ihn. Und Mungos Mutter, die zu früh Kinder bekommen hat und sie bis heute für Ausrutscher hält. Oder Mrs Campbell, die Nachbarin, die sich von ihrem Mann schlagen lässt, weil dieser selbst ein schweres Leben gehabt hat.

In deren Mitte wächst Mungo heran. Viel zu naiv und fürsorglich für eine Umwelt, die von harten Männlichkeitsidealen geprägt ist. Er sorgt sich für seine Mutter und kann nicht aufhören an sie zu denken, wenn sie für längere Zeit verschwunden ist. Als er James kennenlernt, einen Jungen aus der Siedlung, der Tauben züchtet, entwickelt sich eine zarte Freundschaft, die schon bald das Misstrauen der anderen erregt. Als sich erste Gefühle zwischen den Jungen entwickeln, reagiert ihr Umfeld mit Gewalt.

Schließlich wird Mungo von seiner Mutter weggeschickt, auf einen Campingtrip, mit zwei Männern aus ihrer Gruppe der Anonymen Alkoholiker. Sie sollen aus ihm einen Mann machen, doch überschreiten stattdessen Grenzen.

Für mich beweist Douglas Stuart auch mit "Young Mungo", dass er ein schriftstellerisches Ausnahmetalent ist. Kaum ein anderer schreibt so nah, so aufwühlend und mitreißend über das Aufwachsen am Rande der Gesellschaft. Seine Geschichten haben etwas Raues. Es wirkt stets so, als wäre ein Graufilter über alles gelegt und inmitten dieser Brachlandschaften haben seine jungen Protagonisten eine Leuchtturmfunktion. Sie stechen heraus, in jeder Hinsicht. Und genau deshalb ist ihr Leben so schwer.

Als Leser*in zu einem Teil dieser ganz besonderen Coming-of-age-Entwicklung zu werden, ist bewegend und sowohl Shuggie als auch Mungo lassen einen nicht so einfach los. Sie bleiben bei einem, noch lange nach der Lektüre.

Bewertung vom 16.02.2023
Dead Romantics
Poston, Ashley

Dead Romantics


gut

Was, wenn der eigene Lektor plötzlich als Geist vor einem Auftauchen würde? Genau das passiert Florence. Sie ist Ghostwriterin für eine berühmte Autorin von Liebesromanen, doch findet einfach kein Ende für ihr aktuelles Buchprojekt. Die eigenen Erfahrungen in Sachen Liebesleben haben zunehmend dazu geführt, dass sie nicht mehr an die große Liebe glaubt. Dann stirbt ihr Vater, Florence muss in den Ort ihrer Kindheit zurück, den sie so lange gemieden hat und nur kurz darauf erfährt sie, dass auch ihr Lektor Ben einen tragischen Unfall hatte. Als dieser immer öfter auftaucht, stellt sich die Frage: Wird Florence jemals wieder an die Liebe und ans Happy End glauben können?

Um eines vorwegzunehmen: “Dead Romantics” ist immer wieder kitschig, aber das ist nur die eine Seite des Romans. Die andere Seite ist unterhaltend und erfrischend. Immerhin ist der love interest ein Geist und die Protagonistin die einzige, die ihn sehen kann. Klar, das gab’s schon in der Literatur, eine ganz neue Idee ist es nicht (man denke an Marc Levys „Solange du da bist“). Aber trotzdem funktioniert es und auch wenn der Roman kleine Schwächen hat, so macht er letztlich doch Spaß zu lesen!

Bewertung vom 16.02.2023
Northern Spy - Die Jagd
Berry, Flynn

Northern Spy - Die Jagd


ausgezeichnet

Als Tessa erfährt, dass ihre Schwester Marian in einen Überfall der IRA verwickelt war, kann sie es kaum glauben. Sie und Marian haben sich stets gegen die Gewalt in Nordirland ausgesprochen. Für Tessa setzt sich also ein völlig neues Bild zusammen. Sie muss nicht nur ihre Beziehung zu ihrer Schwester überdenken, sondern sich auch fragen, wie sicher sie sich in Belfast noch fühlen kann. Denn schließlich ist sie Mutter eines kleinen Sohnes, der auf sie angewiesen ist.

„Northern Spy“ liest sich flüßig und ist durchgehend spannend, was aber an keiner Stelle erzwungen wirkt. Durch Tessas Mutterschaft und ihre Beziehung zu ihrem Baby wird die Spionage-Geschichte um eine emotionale und menschliche Ebene erweitert. Dadurch sind die Figuren und vor allem Tessa als Hauptfigur nahbar.

Außerdem ist die Wahl des Nordirland-Konflikts als zeitliches und räumliches Setting des Romans interessant. Neben seinem Unterhaltungsaspekt taucht der Roman zwar nicht tief, aber auch nicht oberflächlich in diese politische Dimension ein und schafft damit einen glaubwürdigen und mitreißenden Rahmen für die Geschichte.

Für mich ein unterhaltender und lesenswerter Thriller.

Bewertung vom 12.02.2023
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


ausgezeichnet

Ein Foto mit drei Menschen. Ellis, Annie und Michael. Sie sehen glücklich aus, lächeln, stehen im Sonnenlicht. Dann ist da noch das andere Bild, die Sonnenblumen von van Gogh, die Dora, Ellis Mutter, bei einer Verlosung als Kopie gewinnt. Gegen den Willen ihres Mannes hängt sie das Bild im Haus auf. Es wird zu einem Objekt der Kraft und der Zuflucht für sie.

Diese beiden Bilder schaffen Verbindungen in Sarah Winmans Roman „Lichte Tage“. Ein Roman, der voller Wärme ist, dem es gelingt, den Geist der Jugend, der ersten Liebe und ihre anfängliche Unbeschwertheit und Unbändigkeit einzufangen. Nur um im nächsten Atemzug diese Leichtigkeit in melancholische Schwere zu wandeln und von Schicksalsschlägen, Verlusten und Trauer zu erzählen.

Winman entführt ihre Leser ins Oxford der 1960er Jahre, in dem sich zwei Jungen kennenlernen, Ellis und Michael. Sie nähern sich einander an und erfahren in Südfrankreich neun Tage der Freiheit. Doch das Leben zwingt sie dazu, Entscheidungen zu treffen. Bald heiratet Ellis Annie und die drei werden zu einem unzertrennlichen Trio. Zumindest für eine Weile. Denn in der Gegenwart fehlt Michael. Ellis lebt alleine in Oxford. Und als Leser sieht man sich mit der Frage konfrontiert, was geschehen ist.

Was machen die Umstände und die Menschen, die in unser Leben eintreten und es auf unterschiedliche Art und Weise wieder verlassen, mit uns? Für mich ist es das, was im Mittelpunkt dieser Geschichte steht. Der Roman geht diesem Gedanken nach, indem er Orte, Momente, Erinnerungen und Gefühle so miteinander verwebt, dass ein Text entsteht, der berührt, aber auch betrübt. Denn ich habe das Buch nicht nur als melancholisch, sondern vor allem als zutiefst traurig empfunden. Im zweiten Teil vielleicht weniger, da hat der Roman für mich ein wenig an Kraft verloren. Als Gesamtbild überzeugt er dennoch.

Bewertung vom 12.02.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


sehr gut

Eine Zukunft, in der viele Teile der Welt durch den Klimawandel nur schwer bewohnbar geworden sind. Doch der Algorithmus Equilon verspricht Gleichberechtigung und ein Leben in Wohlstand. Zumindest dann, wenn man den Score für die „Eine Milliarde“ knackt und nach New Valley, dem Zentrum des Fortschritts und Wohlstands, ziehen darf. So wie Jenna.
Dorian hingegen kann und will sich nicht hocharbeiten wie Jenna. Dennoch führt auch sein Weg auf abenteuerliche Weise nach New Valley. Und schließlich sind da noch die Rebellen, eine Gruppe von Menschen, die das System anprangern und es umstürzen wollen.

„Equilon“ ist ein solider SciFi-Roman. Er ist sicher nicht perfekt. Dafür laufen manche Erzählstränge und Szenen zu nahtlos ineinander über und wirken dann etwas konstruiert. Auch die Welt, die beschrieben wird, setzt sich teilweise erst relativ spät im Laufe der Geschichte zusammen. Es bleiben lange Zeit weiße Flecken bezüglich der Entstehung und dem „Funktionieren“ dieser Zukunft, was etwas irritiert.

Der Fokus liegt stattdessen sehr auf den Figuren und auf dem Element der Weltrettung. Das sorgt aber gleichzeitig dafür, dass der Roman nicht an Spannung verliert, stets ein ordentliches Tempo draufhat und im Großen und Ganzen gut unterhält. Und genau das erwartet man von einem guten SciFi-Roman schließlich auch.