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Benutzername: 
Frau_Ke
Wohnort: 
Halle (Saale)

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 02.02.2023
Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Blum, Isaac

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen


sehr gut

Das Cover hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Vom Stil her erinnert es mich an eine Grafic Novel und irgendwie hätte es auch zu dem Buch gepasst, die Geschichte als Comic zu "verarbeiten".

Die Geschichte beginnt gemächlich, aber keineswegs langweilig. Der Leser erhält einen Einblick in das Familienleben sowie die jüdischen Gepflogenheiten - das ist informativ und interessant. Und dann tritt Anna-Marie in das Leben von Hoodie - und nichts bleibt so, wie es zuvor war.

Erschreckend und auch verstörend ist die körperliche sowie verbale Aggression, die durch Unverständnis auf der einen Seite und Beharrlichkeit auf die "richtigen" Werte andererseits hervorgerufen wird und letztlich das Leben zweier junger Menschen beinahe zerstört...Es liest sich fast wie eine Fortsetzung zum "Tagebuch der Anne Frank". Denn leider gehört diese Art von Rassismus auch heute noch zur bitteren Realität.

Hilfreich hätte ich es gefunden, wenn das Glossar mit Begriffen und Personen im Buch abgedruckt worden wäre. Es ist einfach zu umständlich, nebenbei im Internet recherchieren zu müssen. Auch die Ansprache mit "Du" empfand ich eher irritierend. Da diese direkte Ansprache des Lesers nur selten und meiner Meinung nach an unpassenden Stellen im Buch verwendet wurde, hätte man darauf auch verzichten können.

Fazit: Trotz einiger bedrückender Momente ist es dem Autor gelungen, seinem eigenen Anspruch gerecht zu werden und einen Roman zu schreiben, der einen zum Lachen bringt und einem etwas über die Welt erzählt. Lesenswert, da immer noch hochaktuell.

Bewertung vom 25.01.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


gut

In Ich-Perspektive berichtet die Erzählerin von ihrem Trennungsjahr und der Suche nach einem Plan für die Zukunft. Sie versucht, sich weiter zu entwickeln und weiterzukommen, und bleibt doch irgendwie stehen.

Und genau das ist der Grund, warum man bei dem Buch hängen bleibt. Man will wissen, ob sie die Trennung überwinden und einen neuen Lebensabschnitt beginnen kann. Man fiebert mit - obwohl mir persönlich die Protagonistin zwischenzeitlich auch auf den Geist geht, angesichts ihres sprunghaften (zurück zum Ex?), naiven und unreflektierten Verhaltens. Aber: Eine Mittzwanzigern sieht die Welt nun mal mit anderen Augen...

Ein großer Pluspunkt ist der Schreibstil. Die monologartige Form, die teils sehr distanzierte Sprache (z.B. "der Ehemann") und das "Fehlen" direkter Rede mögen am Anfang etwas befremdlich sein, passen aber letztlich perfekt zum Gesamtbild - und zum ewigen Schwanken der Protagonistin zwischen (zu viel) Nähe und (zu viel) Distanz.

Fazit: Das Cover allein, hätte mich sicher nicht zu dem Buch greifen lassen. Doch die sprachliche Raffinesse (von heiter bis bissig), hilft über die (wenigen) seichten Stellen hinweg. Daher 3,5 von 5 Sterne.

Bewertung vom 24.01.2023
Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
Sträter, Torsten

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen


ausgezeichnet

Den Humor von Torsten Sträter muss man mögen, sonst hat man bei der Lektüre nichts zu lachen. Ich mag Sträter und konnte daher stellenweise herzhaft lachen. Nicht zuletzt, weil der Schreibstil auch Sträters Sprachstil entspricht. Und wenn man sich dann beim Lesen vorstellt, wie Sträter einem die Geschichten erzählt, ist es ein Genuss.

Und zugleich frage ich mich: Wie macht er das? Er verliert nie den roten Faden, obwohl er zwischen den Zeilen und auch ganz offensichtlich immer wieder gedanklich auf Umwegen unterwegs ist.

Ich hatte kurzweilige, lustige Unterhaltung erwartet - und wurde nicht enttäuscht. Die Kapitellängen sind perfekt, um am Abend mal ein oder zwei Geschichten zu lesen und das Buch dann wieder zur Seite zu legen. Gut Ding will Weile haben, denn das Buch in einem Rutsch durchzulesen, wäre zu schade - so vergibt man sich selbst den ein oder anderen Lacher.

Fazit: Nicht allen Comedians gelingt es, sowohl im gesprochenen als auch im geschriebenen Wort zu glänzen. Torsten Sträter kann beides.

Bewertung vom 24.01.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


sehr gut

Das Cover passt perfekt zum Ort (denn am Leuchtturm beginnt die Geschichte) und zum Inhalt des Buches. Das schwarz-weiß gehaltene Motiv vermittelt eine düstere, aber zugleich ruhige Grundstimmung, die sich durch das gesamte Buch zieht.

Insgesamt geht es gemächlich zu. Weder überschlagen sich die Ereignisse noch gibt es brutale Gewaltszenen. Auch stehen die inneren sowie zwischenmenschlichen Konflikte der Protagonisten nicht im Vordergrund, sondern werden eher beiläufig in die beiden Erzählstränge eingeflochten. Das gelingt perfekt, nicht zuletzt aufgrund des ruhigen und unaufgeregten Schreibstils.

Durch den Wechsel der Erzählebenen (Vergangenheit aus Sicht eines Kindes und Gegenwart rund um das Ermittler-Team) baut sich die Geschichte allmählich auf - und was anfangs nur eine Ahnung war, wird immer mehr zur Gewissheit.

Fazit: Ein gelungenes Debüt, das auf die leisen Töne setzt und einige ungeahnte Wendungen beinhaltet. Psychologisch, feinfühlig - und auch für schwache Nerven geeignet.